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Schulblatt AG/SO · 16/2012 36 Portrait lernen aus dem digitalen Schulbuch Portrait. Am liebsten möchte Medienpädagogin Simone Imhof alle Primarschülerinnen und -schüler in Hofstetten auf tablet-computern lernen lassen. Den digitalen unterrichtsmöglichkeiten steht die Primarlehrerin aber auch kritisch gegenüber. «Laptop? Schon veraltet.», antwortet Simone Imhof auf die Frage nach ihrem Arbeitsgerät und wischt schwungvoll über das Display ihres tablet-computers. Es erscheinen bunte Fische, mit denen sich das Einmaleins trainieren lässt, eine nächste App beinhaltet ein Französisch- Lernprogramm. «Die Lernmöglichkeiten sind revolutionär», sagt die 41-jährige Primarlehrerin und Ict-Verantwortliche an der Primarschule hofstetten. «Diese Geräte sind sofort startbereit, kinderleicht zu bedienen und bieten qualitativ hochstehende und laufend aktualisierte Lerninhalte.» Motiviert und interessiert Die Informatikspezialistin plädiert deshalb für den vermehrten Einsatz von tablets an Schulen. «Die Kinder können auf ihrer jeweiligen Lernstufe arbeiten und sind dadurch enorm motiviert und interessiert», fasst sie die Erfahrungen aus ihrer eigenen unterrichtstätigkeit auf der Primarstufe zusammen. «und sie lernen kooperativ», ergänzt Simone Imhof und entkräftet damit Vorbehalte, wonach der Einsatz digitaler Medien im unterricht Kommunikation und teamfähigkeit Wenn man den umgang mit digitalen Medien ausklammert, bereitet man die Kinder auf eine Scheinwelt vor, die so nicht mehr existiert.
einschränken soll. Sie ist überzeugt davon, dass das Gegenteil der Fall ist. Die soziale Interaktion der Schülerinnen und Schüler sei bei der Arbeit am tablet sogar sehr ausgeprägt: «Die Kinder helfen sich gegenseitig, diskutieren Lösungswege und Möglichkeiten und lernen so voneinander», sagt sie und vergleicht die digitale Revolution im Klassenzimmer mit herkömmlichen Arbeitsmethoden: «Sitzen alle Schüler vor demselben Arbeitsblatt, ist die soziale Interaktion gleich null.» tablet statt laptop An der Primarschule hofstetten im solothurnischen Leimental ist Simone Imhof neben einem unterrichtspensum von rund 30 Prozent für den Ict-Support der ganzen Schule zuständig. Inspiriert von der Vorreiterrolle des Kantons Solothurn im Bereich der Medienbildung beschäftigte sich schon 2003 eine schulinterne Konzeptgruppe mit der Anschaffung von Laptops. heute stehen den 200 Schülerinnen und Schülern und ihren Lehrpersonen 46 mobile computer für den unterricht zur Verfügung und der nächste Schritt ist bereits in Planung: Bestandteil des neuen Medienkonzepts, das bis 2014 stehen soll, könnte auch in hofstetten die Anschaffung von tablets sein – zur Zeit klärt eine Arbeitsgruppe Möglichkeiten und Rahmenbedingungen ab. Auch hier hat die kantonale Bildungsdirektion bereits vorgespurt: Im testprojekt «myPad» arbeiten derzeit zwölf Klassen im ganzen Kanton mit persönlichen tab- Portrait let-computern. Simone Imhof verfolgt nicht nur diesen Pilotversuch mit grossem Interesse. Im Rahmen ihrer Zertifikatsarbeit zur soeben abgeschlossenen pädagogischen Ict-Supportausbildung untersucht sie die Einsatzmöglichkeiten von tablets im unterricht. «Nicht zuletzt liessen sich dank digitaler Lerninhalte die Schulrucksäcke von derzeit 25 auf tragbare zwei Kilo reduzieren», sagt die Mutter zweier töchter im Primarschulalter und lacht. «Wenn man den umgang mit digitalen Medien ausklammert, bereitet man die Kinder auf eine Scheinwelt vor, die so nicht mehr existiert.» Kritischer Blick Bei aller Begeisterung für die neuen technologien behält die Medienpädagogin einen kritischen Blick auf die digitalen unterrichtsmethoden. Regelmässig thematisiert sie im unterricht und mit Elternarbeit auch Risiken und potenzielle Gefahren: cybermobbing, Datenmissbrauch, Gewalt oder Pornografie im Netz. «Man darf die neuen digitalen Möglichkeiten nicht nur euphorisch sehen, aber man soll sie auch nicht grundsätzlich verteufeln», findet sie. «Wichtig ist eine offene und kritische haltung.» Das Ziel der Schule sei es, Kinder und Jugendliche zu medienkompetenten Erwachsenen zu erziehen. Dazu gehöre auch die Fähigkeit, Inhalte kritisch zu hinterfragen und sich davor zu schützen. Sich aus Angst dem digitalen Fortschritt zu verschlies- sen, könne sich eine Schule nicht erlauben, ist Simone Imhof überzeugt. Wichtige Medienkompetenz Denn längst, ruft uns Simone Imhof ins analoge Bewusstsein, gehören digitale Medien zum Alltag: Webseiten erstellen, Präsentationen erarbeiten, Informationen suchen und filtern oder texte und Bilder erstellen und bearbeiten. «Sich Wissen anzueignen, ist mit diesen Möglichkeiten eng verknüpft», betont sie. und wie das in der Praxis aussehen kann, zeigten die hofstetter Primarschüler unlängst während der Projektwoche «Zirkus Luna». Ein Reporterteam unter der Leitung von Simone Imhof dokumentierte die Arbeit von Fakiren, Artistinnen oder clowns nicht nur mit Fotos, Reportagen und Interviews, sondern konzipierte für texte und Bilder auch gleich noch eine eigene Website – angewandte Medienkompetenz eben. text: Esther ugolini links zum thema: http://hofst.educanet2.ch/zirkus/.ws_gen oder www.imedias.ch. Schulblatt AG/SO · 16/2012 37
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