S'söu nümme n'eso si! - beim LSO

Schulblatt AG/SO · 16/2012
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Notengebung. Die Primarlehrpersonen
können der Notengebung auf der unterstufe
nichts Positives abgewinnen. So
auch Vanja Jäggi, die aus der Praxis
heraus einen Bericht dazu geschrieben
hat.
Die Fraktion der Primarlehrpersonen
führte im vergangenen Jahr eine Befragung
durch, um den Puls im Bezug auf
die Notengebung auf der unterstufe zu
fühlen. Das Ergebnis könnte nicht eindeutiger
sein: Positive Stimmen gibt es
keine. Primarlehrerin Vanja Jäggi hat
auch erste Erfahrungen gesammelt, die
sie in einem persönlichen Bericht darlegt.
Nicht nur die umfrage spricht eine
deutliche Sprache, auch ihr Bericht zeigt,
dass Noten auf der unterstufe nichts
verloren haben.
Schreibe die 5 doch auch hin
Zweitletzter Schultag vor den Sommerferien:
Die neuen blauen Zeugnismappen
liegen auf meinem tisch. Die Erstklässler
warten gespannt auf ihr erstes Zeugnis.
Mit jedem Kind schaue ich das Zeugnis
an, erkläre, was es da zu lesen gibt und
was es bedeutet. Schülerin A. erkläre ich,
dass sie in Mathematik die Note 4–5 hat.
Sie entgegnet sofort, das stimme nicht,
einmal habe sie doch eine 5 gehabt.
Ich erkläre ihr, wie das mit dem Durchschnitt
funktioniert. Sie sieht mich mit
grossen Augen an und meint, ich solle
doch die 5 trotzdem noch hinschreiben.
Am besten gefällt ihr sowieso das Silberzeichen.
Ob es das auch in Gold gebe,
möchte sie wissen.
Seit Beginn des Schuljahres 2011/12 werden
im Kanton Solothurn wieder Noten
ab der 1.Klasse erteilt. Die Fraktion der
Primarlehrpersonen sammelte in einer
umfrage erste Erfahrungen. Im Zentrum
standen dabei folgende Fragen: haben
die Noten eine positive Auswirkung auf
das Lernen der Schülerinnen und Schüler?
Welche Auswirkungen haben die
Noten auf die eigene Arbeit?
Keine positiven Stimmen
Die Bilanz ist ernüchternd. Positive Stimmen
gibt es keine. Immer wieder wird
erwähnt, dass es zu früh sei, Schulan-
lSO Solothurn
Noten haben auf der
unterstufe nichts verloren
Die Frage, ob eine Arbeit eine Note gebe, hat nun auch auf der Schuleingangsstufe Einzug gehalten.
Foto: Fotolia.
fänger mit Noten zu konfrontieren. Sie
können mit den Zahlen wenig anfangen.
Es herrscht ein grösserer Konkurrenzkampf,
als es vorher mit «Lernziel erreicht»
oder «Lernziel nicht erreicht» war.
Die Kinder vergleichen sich viel mehr
miteinander. Die Enttäuschungen sind
grösser. Wie erkläre ich einem sechsoder
siebenjährigen Kind, dass eine 5
eine gute Note ist, wenn seine Freundin
immer eine 6 erhält? Die Aussage, dass
schwache Schülerinnen und Schüler
weinend vor einem test sitzen, weil sie
sich vor einer schlechten Note fürchten,
gibt zu denken. häufig wird erwähnt,
dass es für schwache Schülerinnen und
Schüler demotivierend ist, immer wieder
eine schlechte Note zu erhalten. ungenügend
ist in den Augen der Kinder oft
schon eine 4–5. Die Frage, ob eine Arbeit
eine Note gebe, hat nun auch auf
der Schuleingangsstufe Einzug gehalten.
Druck ist gestiegen
Ebenfalls scheint der Druck bei den
Eltern angestiegen zu sein. Viel mehr
Eltern sind mit testergebnissen nicht
zufrieden und sind von Ängsten geplagt.
teilweise sind Eltern froh um die Noten,
weil sie aus ihrer eigenen Schulzeit
nichts anderes kennen und sich darunter
etwas vorstellen können. Nur, hat man
die Noten für diese Eltern eingeführt?
Wie aussagekräftig sind sie? Im Leselehrgang
«Leseschlau» gibt es schon nach
wenigen Schulwochen die erste mögliche
Lernkontrolle. Wie motivierend ist es
für einen Erstklässler, bei diesem test
Der Schulanfang ist ein
wichtiger Schritt im
leben eines Kindes.