Collegium Logicum – Logische Grundlagen der Philosophie und
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Mo<strong>der</strong>ne Logik <strong>und</strong> <strong>Philosophie</strong> 33<br />
möchte, durchaus ein ernstes Problem dar. Jedes sprachliche In-Verbindungsetzen<br />
von gegebenen Objekten erzeugt danach eine Relation, welche die Relata<br />
wie ein Klebstoff zusammenfügt; dann benötigen wir aber offenbar einen<br />
neuen “Klebstoff”, <strong>der</strong> die Ausgangsrelata mit <strong>der</strong> Relation verbindet, usw. Es<br />
war kein geringerer als Russell, <strong>der</strong> mit seinem neuen ontologischen Realismus<br />
(speziell auch in Bezug auf Relationen) den neo-hegelianischen Idealismus<br />
eines Bradley überw<strong>und</strong>en zu haben glaubte, sich dennoch mit dem Regreßproblem<br />
jahrelang herumschlug <strong>und</strong> es eigentlich nie wirklich los wurde. Ein<br />
Gr<strong>und</strong> ist darin zu suchen, daß Russell ein Universalienrealist war <strong>und</strong> Relationen<br />
wie Eigenschaften <strong>und</strong> Individuen zu den in <strong>der</strong> Welt existierenden<br />
Entitäten rechnete; ein Nominalist könnte den Regreß gleich im ersten Schritt<br />
stoppen. Ohne hier eine endgültige Antwort geben zu können, verweisen wir<br />
auf die Modellierung von Relationen in <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Mengenlehre als Klassen<br />
von geordneten Paaren <strong>der</strong> Gestalt 〈x, y〉; die Prädikationsrelation wäre dann<br />
etwa die Klasse aller Paare 〈x, y〉 mit x ∈ y. Nun ist diese Klasse allerdings<br />
so groß, dass sie selbst nicht wie<strong>der</strong> als Komponente in einem <strong>der</strong>artigen geordneten<br />
Paar auftreten kann. Sie gehört zu den Objekten in <strong>der</strong> Mengenlehre<br />
(den sogenannten echten Klassen), die nicht als Element von irgendetwas auftreten<br />
können. Sie kann lediglich nach Art <strong>der</strong> Zusammenfügung von Teilen<br />
zu etwas an<strong>der</strong>em hinzukommen; hierbei handelt es sich aber nicht mehr um<br />
Subsumtion.<br />
0.2.3 Identität<br />
Hamlet: But come; for England!<br />
Farewell, dear mother.<br />
King: Thy loving father, Hamlet.<br />
Hamlet: My mother:<br />
father and mother is man and wife;<br />
man and wife is one flesh;<br />
and so, my mother.<br />
Shakespeare, Hamlet<br />
Wie bereits erwähnt erfüllt die Kopula ‘ist’ neben <strong>der</strong> Prädikation noch eine<br />
zweite Funktion: sie wird für Identitätsaussagen gebraucht. Hier sind einige<br />
Beispiele.<br />
(18) a. Zwei plus Drei ist (gleich) Fünf.<br />
b. π ist die Maßzahl für den Flächeninhalt des Einheitskreises.<br />
c. Marcus Tullius ist Cicero.<br />
d. Der 18. Brumaire des Jahres VIII ist <strong>der</strong> 9. November 1799.<br />
e. Sirius ist <strong>der</strong> Herbststern <strong>der</strong> Ilias.<br />
f. Der Morgenstern ist <strong>der</strong> Abendstern.<br />
Es liegt daher nahe, das aus <strong>der</strong> Mathematik bekannte Relationssymbol ‘=’<br />
für die Gleichheit zwischen Individuentermen <strong>der</strong> angegebenen Art zu verwenden.<br />
Danach drückt das Gleichheitszeichen eine Relation aus, welche zwischen<br />
zwei Objekten genau dann besteht, wenn sie identisch sind.