Collegium Logicum – Logische Grundlagen der Philosophie und
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Mo<strong>der</strong>ne Logik <strong>und</strong> <strong>Philosophie</strong> 39<br />
damit ein Satz wie <strong>der</strong> gegenwärtige König von Frankreich ist weise überhaupt<br />
die “Chance” hat wahr zu sein, muß die Existenz <strong>und</strong> Eindeutigkeit des Königs<br />
von Frankreich zu allererst erfüllt sein. Ist dies <strong>der</strong> Fall, dann wird <strong>der</strong> Satz<br />
wahr, wenn diese Person gerade die Eigenschaft besitzt, weise zu sein. Dagegen<br />
kann <strong>der</strong> Satz auf dreierlei Weise falsch werden: Entwe<strong>der</strong> es gibt keinen König<br />
von Frankreich, o<strong>der</strong> es gibt zwei davon, o<strong>der</strong> es gibt zwar genau einen, aber<br />
<strong>der</strong> ist nicht weise.<br />
Wie bereits erwähnt, war Russell überzeugt davon, daß Kennzeichnungen<br />
wie ‘<strong>der</strong> gegenwärtige König von Frankreich’, aber auch denotierende wie<br />
‘<strong>der</strong> Präsident <strong>der</strong> französischen Republik’ Scheinkonstituenten in einem Satz<br />
darstellen, die in keiner direkten Denotationsbeziehung zu einem Gegenstand<br />
stehen; er eliminierte daher Kennzeichnungsterme generell durch die obige Paraphrase<br />
<strong>und</strong> gestand ihrer syntaktischen Gestalt nur einen “virtuellen” Charakter<br />
zu. Ist die Einzigkeitsbedingung nicht erfüllt, so wird ein elementarer<br />
(nicht-negierter) Satz, in dem ein solcher Term auftritt, nach <strong>der</strong> Elimination<br />
einfach falsch.<br />
Die freie Logik dagegen ist ein Theorierahmen, in dem Kennzeichnungen<br />
nicht eliminiert, son<strong>der</strong>n syntaktisch ernst genommen <strong>und</strong> als Individuenterme<br />
in <strong>der</strong> logischen Form beibehalten werden. Die zugehörige Semantik weicht von<br />
<strong>der</strong> klassischen Semantik dadurch ab, indem sie Denotationslücken zuläßt. Die<br />
Bedingung, daß ein solcher Individuenausdruck t denotiert, kann man dann<br />
durch die Selbstidentität t = t wie<strong>der</strong>geben. Diese wird jetzt informativ, allerdings<br />
verliert sie dadurch den Status eines stets gültigen Satzes. In <strong>der</strong> freien<br />
Logik ist sie zu dem Existenzprädikat äquivalent. Wir verweisen auf den Abschnitt<br />
über freie Logik in Kapitel 13.<br />
Wie oben schon erwähnt heißt eine Relation R reflexiv, wenn für jedes Relatum<br />
x von R gilt, daß xRx, also daß x mit sich selbst in <strong>der</strong> Relation R steht.<br />
Ferner heißt R symmetrisch, wenn mit xRy auch yRx gilt, <strong>und</strong> transitiv, wenn<br />
aus xRy <strong>und</strong> yRz die Beziehung xRz folgt. Besitzt R alle drei Eigenschaften,<br />
so ist R eine Äquivalenzrelation.<br />
Wegen des Prinzips <strong>der</strong> Selbstidentität ist die Gleichheitsrelation reflexiv.<br />
Sie ist ferner symmetrisch <strong>und</strong> transitiv; diese Gesetze lassen sich mit dem<br />
Leibniz-Prinzip herleiten.<br />
Äquivalenzrelationen sind allgegenwärtig; sie treten immer dann auf, wenn<br />
eine Anzahl von Objekten sich in einer fest vorgegebenen Eigenschaft gleichen,<br />
z.B. wenn Personen die gleiche Körpergröße haben. Die Relation zwischen Ausdrücken,<br />
koreferentiell zu sein, ist ebenfalls eine Äquivalenzrelation. Wir kommen<br />
im nächsten Unterabschnitt darauf zurück.<br />
Ähnlichkeit<br />
In dem Umkreis <strong>der</strong> Identitätsproblematik gehört auch <strong>der</strong> Begriff <strong>der</strong> Ähnlichkeit.<br />
Man kann das Verhältnis zur Gleichheit am besten durch Abwandlung des<br />
Ununterscheidbarkeitskriteriums erläutern: zwei Objekte sind gleich, 20 wenn sie<br />
in allen ihren Eigenschaften übereinstimmen; zwei Objekte sind einan<strong>der</strong> ähnlich,<br />
wenn sie in mindestens einer Eigenschaft übereinstimmen. Zum Beispiel<br />
20 Wir wissen jetzt, daß diese Sprechweise harmlos ist.