UNICEF-Studie
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3. Integration und Integrationsbarrieren<br />
Um die Integration von Kindern wie Eltern differenziert zu beurteilen, haben sich<br />
in der Migrationsforschung Integrationsdimensionen etabliert, deren Begrifflichkeit<br />
von Autor zu Autor variiert, die sich indes in der zu Grunde liegenden Logik<br />
ähneln. Folgt man den Definitionen des Soziologen Friedrich Heckmann, die auf<br />
Überlegungen Milton Gordons und Hartmut Esser fußen, lassen sich vier Dimensionen<br />
unterscheiden:<br />
• Strukturelle Integration: Sie zeigt sich in dem Maß, in dem eine Gruppe Zugang<br />
zu Kerninstitutionen der Gesellschaft gefunden hat – zu Bildungs- und Qualifikationssystemen,<br />
Arbeitsmarkt, Wohnungsmarkt und zur politischen Gemeinschaft.<br />
• Kulturelle Integration: Sie betrifft Einstellungen, kulturelle Orientierungs- und<br />
Verhaltensmuster.<br />
• Soziale Integration: Sie spricht gesellschaftliche Kontakte an, wie Freundschaften,<br />
Nachbarschaftsbeziehungen und die Mitgliedschaft in Vereinen.<br />
• Identifikative Integration: Sie beschreibt das Selbstbild der Zuwanderer und ihr<br />
Zugehörigkeitsgefühl zu ethnischen, nationalen, regionalen oder lokalen Bezugsgruppen.<br />
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Das Modell bezieht sich auf Arbeitsmigranten mit langfristiger Perspektive im<br />
Zielland. Auf geduldete Flüchtlinge ist es nur eingeschränkt anzuwenden, da ihr<br />
Rechtsstatus eine Eingliederung ursprünglich nicht vorsah und in mancher Hinsicht<br />
gezielt verhinderte – etwa durch lange geltende Restriktionen beim Zugang<br />
zum Arbeitsmarkt. Darum folgte zwar der Interview-Leitfaden, der dieser <strong>Studie</strong><br />
zugrunde liegt, der Logik der Integrationsdimensionen. Um Integrationsprozesse<br />
wie -barrieren zu betrachten, orientiert sich die Darstellung im Folgenden jedoch<br />
an den vor Ort vorgefundenen Problemfeldern Sprache, Schule, Beruf, Wohnsituation,<br />
Sozialleistungen, Gesundheit und Identität.<br />
3.1. Sprache<br />
Sprachkenntnisse sind für den gesamten Integrationsprozess entscheidend. Aus<br />
den Gesprächen mit Familien und Kindern ergab sich ein nach Generationen differenziertes<br />
Bild, das auch dem Urteil der befragten pädagogischen und sozialpädagogischen<br />
Fachkräfte entspricht. In der Elterngeneration ist das Spektrum der<br />
Sprachkenntnisse weit gefächert: Während ein Teil gut Deutsch spricht, verfügen<br />
viele nur über bescheidene Ausdrucksmöglichkeiten, die zwar ausreichen, um Not-<br />
40 <strong>UNICEF</strong>-<strong>Studie</strong> Roma 2010