UNICEF-Studie
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2. Die Situation im Kosovo<br />
2.1. Sicherheit und die Rechte auf dem Papier<br />
Kinder wie Fellona, Nazmi oder Filloreta haben nicht in erster Linie Angst vor interethnischer<br />
Gewalt oder offener Diskriminierung im Kosovo. Es ist vor allem die<br />
sozioökonomische Realität des Kosovo, die die Zukunft dieser Kinder gefährdet.<br />
Auf Rückfragen von Nichtregierungsorganisationen (NGOs) oder vom Parlament<br />
argumentieren deutsche Behörden, dass das derzeitige Rechtssystem Armut oder<br />
sozioökonomische Probleme nicht als ausreichenden Grund für Asyl- oder Bleiberecht<br />
ansieht. Seit 1999 fördert Deutschland Programme wie REAG (Reintegration<br />
and Emigration Programme for Asylum-Seekers in Germany) und GARP (Government<br />
Assisted Repatriation Programme) zur Unterstützung von Rückkehrern. Die<br />
Diakonie Trier bietet berufliche Weiterbildungsmöglichkeiten für Rückkehrer an<br />
und die Arbeiterwohlfahrt Nürnberg unterstützt freiwillig aus Deutschland zurückgekehrte<br />
Bürger bei der Reintegration. 21 Derzeit fördern der Bund und vier Länder<br />
(Baden-Württemberg, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt)<br />
das Rückkehrprojekt URA-2, welches sowohl freiwilligen als auch Zwangsrückkehrern<br />
mit einer Beratung, Arbeitsvermittlung und finanzieller Unterstützung zur<br />
Seite steht.<br />
Tatsächlich haben sich die Sicherheit und interethnische Beziehungen im Kosovo<br />
seit 1999 erheblich verbessert. Die Deutsche Bundesregierung argumentiert deshalb<br />
in Hinsicht auf Sicherheit, dass die meisten Teile des Kosovo für zurückgekehrte<br />
Roma unbedenklich sind. 22<br />
Über 70 Prozent der kosovarischen Roma, Ashkali und Ägypter leben in ethnisch<br />
gemischten Gemeinden. Nachbarschaftsbeziehungen sind in der Regel gut und<br />
gewalttätige Angriffe selten. Das Vertrauen in kosovarische Einrichtungen ist unterschiedlich,<br />
aber zum Teil recht gut: 86 Prozent der Befragten beurteilten die kosovarische<br />
Polizei als vertrauenswürdigste Einrichtung in Bezug auf Sicherheit,<br />
noch vor EULEX, die 3 Prozentpunkte dahinter liegt. 23 22 Prozent der Befragten<br />
fühlen sich bis zu einem gewissen Grad von kommunalen Einrichtungen diskriminiert,<br />
aber 62 Prozent fühlen sich überhaupt nicht diskriminiert. Selbst in Hinblick<br />
auf das Justizsystem, einen der kritischsten Bereiche im Kosovo, fühlen sich 22<br />
Prozent leicht diskriminiert, aber 51 überhaupt nicht diskriminiert. 24<br />
Hinsichtlich rechtlicher und konstitutioneller Vorkehrungen zum Schutz der Rechte<br />
von Roma, Ashkali und Ägyptern scheint der Kosovo sogar ein positives Beispiel<br />
in der Region und in Teilen Europas zu setzen. Ein Menschenrechtskoordinator im<br />
Amt des Premierministers beaufsichtigt die Umsetzung des Antidiskriminierungs-<br />
74 <strong>UNICEF</strong>-<strong>Studie</strong> Roma 2010