1 Beate Reese Zur Stellung und Bedeutung von ... - Stadt Würzburg
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Veröffentlichung 1963 den Terminus `Interaction of Color` prägte.“ 34 Neben Albers<br />
werden als einflussreiche Vorbilder auch die amerikanischen Maler Marc Rothko <strong>und</strong><br />
Barnett Newman bemüht. Dieser Bezug auf eine Malerei, die sich <strong>von</strong> einer<br />
europäischen Tradition abzugrenzen suchte, erscheint jedoch ebenso wenig haltbar,<br />
wie die Gleichsetzung <strong>von</strong> Farbe in der Malerei <strong>und</strong> Farbe in der Fotografie. Anders<br />
als die Malerei, die Ölfarben so mischt <strong>und</strong> abwandelt, dass gänzlich neue<br />
Farbnuancen <strong>und</strong> –töne entstehen können, folgt die Farbigkeit in der Farbfotografie<br />
der technisch bedingten Logik der Spektralfarben des Regenbogens. Die Farbtöne<br />
sind an diese <strong>und</strong> ein industriell normiertes Farbsystem geb<strong>und</strong>en, also an die<br />
fotografischen Gr<strong>und</strong>farben yellow, magenta <strong>und</strong> cyan. Die Farbigkeit ist einerseits<br />
industriell vorgegeben, andererseits ist auch diese spezifische <strong>von</strong> den<br />
Spektralfarben bestimmte Farbigkeit ein Spezifikum, die mit Malerei im klassischen<br />
Sinne nur schwer verglichen werden kann.<br />
Eine eher fragwürdige Definition <strong>von</strong> konkreter Fotografie legte auch Peter Volkwein,<br />
der verstorbene Direktor des Museums für konkrete Kunst in Ingolstadt, 1999 in<br />
seiner Einführung zum Werk <strong>von</strong> Sabine Richter dar. Richter, die <strong>von</strong><br />
Architekturformen, also Gegenstandsbezügen ausgeht <strong>und</strong> diese so abstrahiert, das<br />
ihre geometrische Strukturen das fotografische Bild bestimmen, wandelt, so Volkwein<br />
„Realitätsbezüge durch Abstraktion in konkrete Bildelemente um.“ 35 Lässt man außer<br />
acht, dass Volkwein Max Bills Definition sehr weit auslegt, wäre bei Richter auch<br />
eine Lesart möglich, die ihre Fotografien in Bezug setzt zur Tradition der subjektiven<br />
Fotografie, insofern sie das Motiv so abstrahiert <strong>und</strong> verfremdet, das es als reine<br />
geometrische Konstruktion in Erscheinung tritt. Erste Anfänge konkreter<br />
Gestaltungen sieht Volkwein – wie er weiter darlegt - bereits in den Fotogrammen<br />
<strong>von</strong> Moholy-Nagy, da dieser systematisch <strong>und</strong> methodisch vorgehe <strong>und</strong> bereits die<br />
spezifischen fotografischen Gesetze <strong>und</strong> Methoden, die sich aus der<br />
Wechselwirkung <strong>von</strong> lichtempfindlicher Schicht <strong>und</strong> Lichtwirkungen ergebe,<br />
auszuloten suche. 36<br />
In dieser Argumentation trifft sich Peter Volkwein in gewisser Weise mit Gottfried<br />
Jäger. Jäger, der als Fotograf auch mit raumplastischen Fotoarbeiten <strong>und</strong><br />
Fototheoretiker hervorgetreten ist, ist bestrebt, eine eigenständige Richtung<br />
konkreter Fotografie zu konstituieren. 1988 spricht er erstmals <strong>von</strong> konkreter<br />
Fotografie. Die generative Fotografie könne auch als konkret bezeichnet werden 37 ,<br />
da sie „eine Art visueller Gr<strong>und</strong>lagenforschung“ betreibe <strong>und</strong> ihr spezifischer<br />
Charakter „in der Bevorzugung systematisch-konstruktiver Mittel“ liege. Ist diese<br />
Zuordnung zunächst noch auf die generativen Fotografen beschränkt, weitet er diese<br />
Begrifflichkeit zunehmend aus. In seinem 1990 überarbeiteten Aufsatz „Konkrete<br />
Fotografie <strong>und</strong> konstruktive Konzepte“ zählt er auch Heinz Hajek Halkes letzte<br />
Arbeiten zur konkreten Fotografie, „die nichts will, als die Verwirklichung ihrer<br />
ureigenen Idee, das Phänomen des flüchtigen Lichts auf anschauliche Weise zu<br />
fixieren.“ 38 Jäger beruft sich zwar auf Theo van Doesburg als Begründer dieser<br />
Begrifflichkeit an, doch legt er ihn sehr abgekürzt aus. Der historische Kontext für die<br />
Entstehung dieser Begrifflichkeit wird ebenso wenig reflektiert wie der<br />
geistesgeschichtliche Zusammenhang. Während van Doesburg eine mathematisch<br />
vorgehende Gestaltungsweise für unabdingbar hält, hat die Gestaltung des Lichts<br />
34 Michael Köhler: Das ungegenständliche Lichtbild heute, in: Abstrakte Fotografie, a.a.O., S. 227.<br />
35 Kritiklos folgt Anita Unterholzer dieser Argumentation in ihrem statement zur konkreten Fotografie ....<br />
36 Peter Volkwein, Sabine Richter. Einführung zur Ausstellung in die Werkstattgalerie Friege 1999,<br />
www.richter-sabine.de/content_volkwein.html. Zugriff am 4.5.2004.<br />
37 Jäger 1988, S. 56.<br />
38 Jäger 1982/90, S. 92.<br />
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