1 Beate Reese Zur Stellung und Bedeutung von ... - Stadt Würzburg
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entstammen. Während sich Maurers oder auch Dicks Umgang mit der Fotografie<br />
ideengeschichtlich aus ihrem Werk zur konkreten Kunst herleiten, stehen die<br />
Arbeiten <strong>von</strong> Fuss, Neusüss, Keetman <strong>und</strong> auch die der generativen Fotografen in<br />
einem fotogeschichtlichen Zusammenhang, der sich in der Auseinandersetzung mit<br />
den gestalterischen Möglichkeiten mit Licht bis in die 1920er Jahre zurückverfolgen<br />
lässt.<br />
II. Zum Begriff des Konkreten in der Fotografie<br />
Mit der Erweiterung der konkreten Kunst um Fotografie hat die Sammlung ein Terrain<br />
betreten, das bis heute theoretisch <strong>und</strong> wissenschaftlich kaum erschlossen ist. Als<br />
schwierig erweist sich zunächst die Abgrenzung gegen andere, nicht unumstrittene<br />
Begrifflichkeiten wie experimentelle, ungegenständliche, abstrakte oder konstruktive<br />
Fotografie, wobei unter letzterem sowohl die Luminogramme Mächlers als auch die<br />
generative Fotografie firmierten. Versteht man Konstruktion als eine auf einzelnen<br />
Handlungsschritten aufbauende Methode, erscheint dieser Begriff durchaus<br />
sprechend. Ein neuerer Begriff ist der der neuen Reduktion, der <strong>von</strong> der Fotografie<br />
als einem Informations- <strong>und</strong> Kommunikationsmedium ausgeht. 24 Dabei geht es im<br />
wesentlich darum, im Verfahren der Reduktion die reine Form des Mediums im<br />
Endergebnis freizulegen. 25 Vorgestellt wurden in der Grazer Ausstellung u.a. auch<br />
die auf reine Farbentwicklungsprozesse konzentrierten „Acrylics“ <strong>von</strong> Robert Davies,<br />
der <strong>von</strong> Jäger auch als konkret arbeitender Künstler betrachtet wird.<br />
Bis auf Dóra Maurer waren die in der Sammlung vertretenen Fotografen in<br />
Ausstellungen zur ungegenständlichen oder abstrakten Fotografie zu sehen.<br />
Mächler, Humbert, Keetman, Heidersberger wurden 1960 in der Basler Ausstellung<br />
„ungegenständliche Fotografie“ vorgestellt. Diese versammelte Fotografen, die in<br />
Kenntnis der fotografischen Mittel mittels der Kamera neue Wege in der Gestaltung<br />
ungegenständlicher fotografischer Ausdruckswerte beschritten. (Vorwort zur<br />
Ausstellung). Das, was in dieser Ausstellung als ungegenständlich galt, summiert<br />
Jäger in seiner zuletzt herausgegebenen Publikation „Abstrakte Fotografie“ unter den<br />
Sammelbegriff der abstrakten Fotografie, da diese Fotografie vom Gegenstand<br />
abstrahiere, diesen verfremde <strong>und</strong> es dabei letztlich auch um die Genese „nichtgegenständlicher<br />
fotografischer Bildstrukturen“ gehe. 26 Jäger unterscheidet hier<br />
zwischen verschiedenen Gruppen ungegenständlicher Fotografie. Die konkrete oder<br />
absolute Fotografie fasst er als Untergruppe, aber auch Erweiterung abstrakter<br />
Fotografie, insofern sich hier, so seine Begründung, die Fotografie mit sich selbst<br />
befasst, mit ihren eigenen technischen Mitteln z. B. mit dem Fotoprozess <strong>und</strong> sich<br />
“<strong>von</strong> einer fotografischen, bildaufzeichnenden, zu einer fotogenen, bilderzeugenden<br />
Kunstform (Hervorhebungen des Verfassers)“ wandele. In diesem Sinne könne die<br />
generative Fotografie auch als konkret oder absolut bezeichnet werden. 27 Im<br />
Unterschied zu 1960 verlagert sich der Akzent <strong>von</strong> den fotografischer Mitteln hin zum<br />
Entstehungsprozess des fotografischen Bildes, auf die Interaktion <strong>von</strong> Licht <strong>und</strong><br />
Papier, Papieren <strong>und</strong> chemischer Substanz.<br />
24 Rethinking Photography I. Narration <strong>und</strong> neue Reduktion in der Fotografie. Ausstellung Forum <strong>Stadt</strong>park<br />
Graz 2002, s.a. die gleichnamige Publikation. Hrsg. v. Ruth Horak, Salzburg 2003 (fotohof edition<br />
Band 3).<br />
25 Boris Groys im Faltblatt zur Ausstellung „Rethinking Photography I.<br />
26 Gottfried Jäger, Die Kunst der abstrakten Fotografie, in: derselbe (Hrsg.): Die Kunst der abstrakten<br />
Fotografie, Stuttgart 2002, S. 11-72, S. 11. Vgl. hierzu auch die Kritik des renommierten Fotohistorikers Herbert<br />
Molderings an der Begrifflichkeit, ebd., S. 268f.<br />
27 Ebd. S.13.<br />
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