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1 Beate Reese Zur Stellung und Bedeutung von ... - Stadt Würzburg

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eingefärbten Linsen in abfallender Bewegung auf ausgebreitetes Fotopapier<br />

schwingen.<br />

2) Rhythmogramme<br />

Fuss, der als innovatives Moment die Möglichkeiten der Farbfotografie einbezieht,<br />

steht mit diesem Fotogramm im Kontext der Fotografien <strong>von</strong><br />

Lichtpendelbewegungen, mit denen Peter Keetman <strong>und</strong> Heinrich Heidersberger<br />

bekannt geworden sind. In der Sammlung sind sie jeweils mit einer Fotografie<br />

vertreten. In Form <strong>von</strong> Schwingungsfiguren visualisieren diese Bewegungen <strong>und</strong><br />

Spuren <strong>von</strong> Licht als räumliche Erscheinung. Unmittelbar nach dem Krieg, 1949,<br />

begann Keetman als Gründungsmitglied der Fotografengruppe „fotoform“ mit<br />

Lichtexperimenten. Dabei ging er <strong>von</strong> der Frage aus, ob die Fotografie etwas zu<br />

leisten vermag, was nur der Fotografie zu eigen ist <strong>und</strong> keiner anderen Technik -<br />

keiner Malerei, Zeichnung <strong>und</strong> Grafik. So begann er „Bewegungsvorgänge, die das<br />

Auge wohl verfolgen, aber nicht aufzeichnen kann, mittels der Kamera festzuhalten.“ 5<br />

Dazu spannte er einen 1 Meter langen Draht in einen Schraubstock <strong>und</strong> befestigte<br />

eine Taschenlampe daran. Vor der frontal eingestellten Kamera ließ er den Draht<br />

zwischen Lichtquelle <strong>und</strong> geöffnetem Kameraverschluss schwingen. Die<br />

Schwingungsbewegungen erscheinen als weiße Lichtzeichnung auf schwarzem<br />

Gr<strong>und</strong>.<br />

Wie bei Keetmann beschreiben auch die <strong>von</strong> Heidersberger so benannten<br />

Rhythmogramme nur eine relativ kleine Werkgruppe in einem umfangreichen Werk,<br />

das Architektur-, Sach- <strong>und</strong> Industriefotografie umfasst. Technisches Interesse führte<br />

Heidersberger, der <strong>von</strong> 1928 bis 1931 als Maler bei Léger <strong>und</strong> Mondrian begann,<br />

1950 zu ersten Rhythmogrammen. Das sind in optische Sprache übersetzte<br />

Pendelschwingungen, die als Lichtzeichnung festhalten werden. 6 Um ebendiese<br />

Lichtbewegungen festzuhalten, stellte Heidersberger einen „Rhythmographen“ her,<br />

eine bis teilweise an die Atelierdecke reichende Apparatur, an der eine punktförmige<br />

Lichtquelle befestigt wurde. Ihre Lichtspur bannte er direkt ohne Kamera auf die<br />

fotografische Platte. Bereits vor Keetmann <strong>und</strong> Heidersberger zeichneten Alfred<br />

Gysi, Liposky u.a. aus einem wissenschaftlichen Interesse heraus solche<br />

Schwingungsfiguren fotografisch auf, um bestimmte universale Gesetzmäßigkeiten<br />

im Verlauf <strong>von</strong> Lichtbewegungen zu erforschen.<br />

3) Luminogramme<br />

Im weitesten Sinne können diese Rhythmogramme als Untergruppe dem<br />

Luminogramm zugeordnet werden. Auf der Interaktion <strong>von</strong> lichtempfindlichem Papier<br />

<strong>und</strong> Beleuchtung basierend, ist es wiederum dem Fotogramm verwandt. Während<br />

das Fotogramm im weitesten Sinne dem Gegenstand verb<strong>und</strong>en bleibt, der als<br />

verfremdetes <strong>und</strong> oftmals abstraktes, aber auch als nachvollziehbares abbildendes<br />

Motiv in Erscheinung tritt, ermöglicht das Luminogramm in seiner Konzentration auf<br />

das Licht eine gänzlich neue Bildstruktur. Gr<strong>und</strong>legende Arbeiten zum Luminogramm<br />

schuf der 1931 geborene Kilian Breier um 196o. Er ließ das Licht einer<br />

Streichholzflamme auf ausgebreitetem oder gefaltetem Fotopapier so wirken, dass<br />

feine Übergänge zwischen belichteten <strong>und</strong> unbelichteten Bereichen entstanden. In<br />

der Sammlung Ruppert ist er mit einer sogenannten „Programmierten Bildserie“ aus<br />

dem Jahr 1962 vertreten. Diese Bildserie ist aus fünf Gr<strong>und</strong>elementen -mit<br />

Streichholzflamme <strong>und</strong> diagonaler Abdeckung fotogrammatisch belichtet - in vier<br />

5 Peter Keetman in: Ungegenständliche Fotografie. Ausst.kat. Kunstgewerbemuseum Basel 1960, o. S.<br />

6 Harro Siegel: Der Photogrammist Heinrich Heidersberger (1957), www.heidersberger.de/photogrammist.htm.<br />

Zugriff am 2.4.2004.<br />

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