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1 Beate Reese Zur Stellung und Bedeutung von ... - Stadt Würzburg

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abstrakter gedanken letztlich zu verstehen ist. Bill nennt hierfür ein Beispiel: „als<br />

beispiel diene hierfür ein grenzfall in der malerei: auf einer leinwand befindet sich ein<br />

roter punkt. Dieser kann auf zwei Arten entstanden sein: erstens kann es ein<br />

sonnenaufgang im nebel sein <strong>und</strong> ist somit als abstraktion anzusehen, oder es kann<br />

zweitens ein roter punkt sein, der einzig durch sein verhältnis zur fläche eine<br />

künstlerische realität ausdrückt; in diesem zweiten fall handelt es sich um die<br />

konkretion eines abstrakten gedankens, also um konkrete kunst.“ 45 Das heißt also,<br />

dass ein abstrakter Gedanken als innerbildliche Realität in Form <strong>von</strong> Flächen- oder<br />

Farb-Formbeziehungen konkret d.h. auch anschaulich <strong>und</strong> fassbar wird, also über<br />

elementarisierende Erfindungen außerbildliche Abstrakta wie Progression oder<br />

Unendlichkeit „ahnungsgebend umgesetzt“ <strong>und</strong> also sichtbar werden. 46 In ähnlicher<br />

Weise argumentiert Max Bense in seiner Passage zur konkreten Malerei in der<br />

Schrift „Ästhetik <strong>und</strong> Zivilisation“ <strong>von</strong> 1958, in der er sich auf Vordemberge-Gildewart<br />

<strong>und</strong> Max Bill bezieht: „Man wird nicht umhinkönnen, festzustellen, das Konkrete<br />

Malerei zwar wenig semantische Informationen bietet, aber gleichwohl relativ hohe<br />

Werte ästhetischer Information. Die Ìdeen`, die in der Konkreten Malerei, wie man<br />

sich ausdrückt, „konkretisiert“, also realisiert werden, sind letztlich <strong>von</strong> der Natur<br />

einer Wahrnehmung. Immerhin eine Wahrnehmung, ..., nämlich der Farben <strong>und</strong> der<br />

Farben-Form Relation. Es scheint, dass im ästhetischen Prozess der Konkreten<br />

Malerei mindestens Farben als „eternal objects“ <strong>und</strong> nicht als „events“ visuelles<br />

Thema werden <strong>und</strong> dass Wahrnehmbares nur mit den Mitteln der Wahrnehmung –<br />

wie es sich <strong>von</strong> sich selbst her zeigt“ – wahrnehmbar gemacht werden soll.“ 47<br />

Obgleich der ästhetische Zeichenprozess in der konkreten Malerei auf elementare<br />

<strong>und</strong> euklidische Elemente zurückführt wird, gehören diese, wie Bense weiter<br />

argumentiert, weder der Geometrie noch der Physik an, sondern sie konzentrieren<br />

sich hier auf den ästhetischen Sachverhalt. Das heißt, dass sich konkrete Kunst nicht<br />

allein auf die Darstellung mathematischer Operationsmodelle oder geometrische<br />

Elementarformen beschränken bzw. reduzieren lässt, sondern an diesen oder<br />

vermittelt diesen visuelle Phänomene zeigt <strong>und</strong> anschaulich macht, d.h. die<br />

Vorgehensweise ist mehr oder weniger Mittel zum Zweck, nämlich das Sehen selbst<br />

zu thematisieren. 48 Daraus leitet sich ab, dass eine rational vorgehende Gestaltung<br />

mit geometrischen Gr<strong>und</strong>formen allein noch kein konkretes Kunstwerk schafft.<br />

III. Fazit<br />

Auch wenn sich die Kunst, weniger die Wissenschaft, <strong>von</strong> diesen nunmehr in die<br />

Jahre gekommenen Definitionen gelöst, entfernt <strong>und</strong> weiter entwickelt hat, bleibt<br />

doch der Bezug auf die Wahrnehmung in Hinblick bzw. das Sichtbarmachen<br />

innerbildlicher Phänomene <strong>und</strong> Erscheinungen, aber auch in Hinblick<br />

wissenschaftsorientierter Recherchen so unterschiedlicher Gruppierungen <strong>und</strong><br />

Richtungen wie der neuen gruppe saar, der Gruppe Grav oder den Künstlern der<br />

Nouvelle Tendences ein verbindendes Element. Die Ansätze <strong>und</strong> <strong>Bedeutung</strong>en, die<br />

heute unter der Begrifflichkeit konkret summiert werden, haben sich nicht zuletzt<br />

durch die Pluralität künstlerischer Positionen – bedingt auch durch neue technische<br />

45 Max Bill zit. nach Peter Staechelin: Die blinden Passagiere, in: 10-Zehn-X. 10 Jahre Forum konkrete Kunst.<br />

10. Erfurter Kolloquium vom 22.-24. Mai 2003, Erfurt 2004, S. 37-39, S. 37.<br />

46 Raim<strong>und</strong> Stecker: „Kunst ist die geistige Umwertung der Materie“ Zu den weittragenden Gedanken <strong>von</strong> Theo<br />

van Doesburg vor <strong>und</strong> in den „Manifest“ genannten Gr<strong>und</strong>lagen der konkreten Malerei, in: das Kunstwerk,<br />

Dezember 1990, S. 3-62, hier S. 19.<br />

47 Max Bense, Ästhetik <strong>und</strong> Zivilisation. Aesthetica III. (Für Max Bill), Baden-Baden 1958, S. 86-88.<br />

48 In der aktuellen Diskussion hat sigurd rompza in seinem Interview mit lida <strong>von</strong> mengden auf diesen Aspekt<br />

erneut aufmerksam gemacht. Kunst Konkret. Zeitschrift für Kunst, Architektur <strong>und</strong> Gestaltung, Ausgabe 7,<br />

2001, S. 15f, S. 16.<br />

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