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1 Beate Reese Zur Stellung und Bedeutung von ... - Stadt Würzburg

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Variationen gelegt. Er thematisiert so graduelle Verschiebungen in der Bildwirkung<br />

<strong>und</strong> verfolgt das Konzept steter Veränderung.<br />

In diesen Zusammenhang gehören auch die in der Sammlung zu sehenden<br />

Fotogramme <strong>von</strong> Gunther Keusen. 1965 führte er systematische Experimente mit<br />

lichtempfindlichem Papier durch. 7 Beide Fotografen waren geprägt <strong>von</strong> ihrer<br />

Ausbildung bei Otto Steinert, der an der Saarbrücker Werkkunstschule lehrte. 8<br />

Daneben kam Keusen als Assistent <strong>von</strong> Oskar Holweck noch mit einer aus der<br />

Bauhaustradition entwickelten künstlerischen Gr<strong>und</strong>lehre in Berührung. Während<br />

Keusen später Saarbrücken verließ, um in Düsseldorf seine Studien fortzusetzen,<br />

fand Breier über seine Auseinandersetzung mit Licht früh Eingang in entsprechende<br />

Künstlerkreise. Zusammen mit ungegenständlich arbeitenden Künstlern wie Boris<br />

Kleint, Leo Erb, Oskar Holweck gehörte er 1957 zu den Gründungsmitgliedern der<br />

neuen gruppe saar. Sie zielte darauf, der ungegenständlichen, als fortschrittlich<br />

geltenden Kunst ein Forum zu geben. Breier <strong>und</strong> die Fotografin Monika <strong>von</strong> Boch,<br />

beide Steinert-Schüler, waren die ersten Fotografen, die in einer konstruktiv-konkret<br />

arbeitenden Künstlergruppe Aufnahme fanden. Aufbauend auf Ideen des Bauhauses<br />

widmete sich die neue gruppe saar nicht nur der strukturalen Ordnung <strong>von</strong><br />

Bildelementen, sondern sie setzte sich auch mit dem realen Licht <strong>und</strong> seinen<br />

Erscheinungen auseinander. Verbindungen entstanden Ende der 1950-er Jahre zur<br />

Düsseldorfer ZERO-Bewegung, unter deren Einfluss die neue gruppe saar einen<br />

Richtungswechsel hin zu einer materialbezogenen, eher konstruktiven Kunst<br />

vollzog. 9<br />

Im Kontext konkreter Kunst wird auch der Schweizer Fotograf René Mächler<br />

genannt. Nach ersten ungegenständlichen Fotogrammen in den 1960er Jahren<br />

entstehen 1971 erste Luminogramme, darunter „Kreuz strahlend“ aus der Sammlung<br />

Ruppert. Schärfe <strong>und</strong> Unschärfe als fotografische Bildqualitäten dialogisch<br />

gegeneinander ausspielend, erscheinen hier geometrische Formen wie Kreuze,<br />

Kreise <strong>und</strong> Quadrate als reine Licht- oder Schattenbilder. Zu den neueren Arbeiten<br />

Mächlers gehört das „Videogramm“, eine Aufnahme auf Diafilm. Hierbei arrangiert<br />

Mächler – wie es der Galerist Burkhard Arnold schreibt - auf einem Leuchtpult farbige<br />

Folien, die anschließend mit einem Videogerät aufgenommen werden. Von einem<br />

Bildschirm wird dann ein Ausschnitt mit der Kamera fotografiert <strong>und</strong> auf Ifochrome<br />

(museumsgeeignetes Farbmaterial) vergrößert. 10<br />

Ein weiteres frühes Luminogramm in der Sammlung Peter C. Ruppert stammt <strong>von</strong><br />

Roger Humbert: Luminogramm 1959, das auch den Titel „Lichtstruktur“ trägt <strong>und</strong> so<br />

auf das gr<strong>und</strong>legende Anliegen <strong>von</strong> Humbert verweist. Seine Luminogramme sind<br />

<strong>von</strong> einer technischen Formgestaltung geprägt. Formelemente wie Schablonen,<br />

Lochkarten, Stanzabfälle werden in einer Lichtquelle so komponiert, dass sie rein auf<br />

7 J.S. Schmoll gen. Eisenwerth: Experimentelle Fotografie <strong>und</strong> Fotogramme <strong>von</strong> Gunther Keusen, in: Gunther<br />

Keusen. Lichtbilder 1961-65, Köln 1999, S. 5-11.<br />

8 Otto Steinerts Schüler in Saarbrücken 1948-1959. Ausst.kat. Museum Haus Ludwig für Kunstausstellungen,<br />

Saarlouis 2003.<br />

9 Sabine Graf: Im Schnittpunkt der Kunst der Zeit – die „neue gruppe saar“, in: neue gruppe saar. Hrg. v. Claudia<br />

Maas <strong>und</strong> Michael Jähne. Institut für aktuelle Kunst im Saarland an der Hochschule der Bildenden Künste Saar,<br />

Saarbrücken 2003, S. 7–109, S. 25f. Sigurd rompza, konkrete tendenzen in der kunst der 60er jahre des 20.<br />

jahrh<strong>und</strong>erts: die gruppe saar, in: ebd., S. 119-124, s.a. . Sigurd rompza, konkrete tendenzen in der kunst der<br />

60er jahre des 20. jahrh<strong>und</strong>erts: die gruppe saar, in: 10-Zehn-X. 10 Jahre Forum konkrete Kunst. Pluralität der<br />

konkreten Kunst. 10. Erfurter Kolloquium 2003. Dokumentation der Ergebnisse <strong>von</strong> Kolloqium <strong>und</strong><br />

Ausstellung, Erfurt 2004, S. 31-35, S. 35. S.a. in focus. Kilian Breier <strong>und</strong> Floris M. Neusüss. Ausstellung in der<br />

in focus Galerie am Dom, Köln. www.germangalleries.com/in_focus/Breier_Neusüss.html. Zugriff am<br />

30.4.2004.<br />

10 Brief des Galeristen Burkhard Arnold, in focus Galerie am Dom, Köln an Peter C. Ruppert vom 20. Mai 2000.<br />

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