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1 Beate Reese Zur Stellung und Bedeutung von ... - Stadt Würzburg

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zu erreichen.“ 14 Diese Richtung der Fotografie suchte logisch nachvollziehbare<br />

ästhetische Strukturen zu erzeugen <strong>und</strong> bezog sich im besonderen Maße auf Max<br />

Benses „Generativer Ästhetik“. Der Philosoph Bense, seit 1949 Ordinarius für<br />

Philosophie <strong>und</strong> Wissenschaftstheorie an der Technischen Hochschule Stuttgart,<br />

arbeitete auf dem Gebiet der mathematischen Informationsästhetik. Max Bill, mit dem<br />

er in Austausch stand, berief ihn dann an die neu gegründete Hochschule für<br />

Gestaltung in Ulm. Bense lieferte mit seiner Generativen Ästhetik für diese<br />

Fotografen, besonders Jäger <strong>und</strong> Gravenhorst, ein „Erzeugungsprinzip“, um<br />

ästhetische Zustände (innovative Ordnungen, im Sinne originaler Verteilung oder<br />

Gestaltung) über bestimmte Operationen methodisch zu erzeugen. Wie Gravenhorst<br />

es darlegt, konnte über die methodische Erzeugung ästhetischer Strukturen das<br />

hervorgerufen werden, „war wir `Ordnungen` <strong>und</strong> `Komplexität` makroästhetisch <strong>und</strong><br />

`Red<strong>und</strong>anzen` <strong>und</strong> `Information` mikroästhetisch an Kunstwerken wahrnehmen.“ 15<br />

Die generative Fotografie betonte das generierende, das Bild erzeugende Element<br />

der Fotografie <strong>und</strong> konzentrierte sich dabei besonders auf ihren zeichengebenden<br />

bzw. semiotischen Charakter, insofern das fotografische Bild auf seine Eigenschaften<br />

selber Bezug nimmt. Fotochemische, fotooptische Versuchsanordnungen oder<br />

fototechnische Operationen ersetzen das Experiment, wobei die Entstehung des<br />

Bildes einem rational begründeten <strong>und</strong> logisch nachvollziehbaren Programm folgt,<br />

das über die einzelnen Entstehungsschritte des Bildes Aufschluss gibt. Es entstehen<br />

keine Einzelbilder mehr, sondern jedes Bild ist das Ergebnis einer bestimmten<br />

Operation. So zeigen die beiden Lochblendenstrukturen <strong>von</strong> Gottfried Jäger aus dem<br />

Jahr 1967 jeweils zwei unterschiedliche Stadien in der Überlagerung <strong>von</strong><br />

Lochblendenmustern. Hierbei wird das Elementarzeichen der Lochblende, das<br />

bereits die Lochkamera (=camera obscura) als einfaches optisches Zeichen selber<br />

hervorbringt, Schritt für Schritt zu einer Struktureinheit höherer Ordnung<br />

transformiert. Im Sinne des Generativen wird hier ein Bild vom Einfachen zum<br />

Komplexen fortschreitend konstituiert, was auch als Prozess der zunehmenden<br />

formalen Anreicherung bzw. zeichenhaften Verdichtung beschrieben werden kann.<br />

Dieser Prozess kann an bestimmten Stellen unterbrochen werden, wofür die beiden<br />

Bilder aus der Sammlung ein Beispiel sind.<br />

Auf eine sogenannte fotomechanische Transformation beruht das als „Mondelement“<br />

bezeichnete Bild <strong>von</strong> Hein Gravenhorst in der Sammlung Peter C. Ruppert. Wie<br />

Gravenhorst es dargelegt hat, gibt es bei diesem Verfahren mehrere Möglichkeiten,<br />

ästhetische Zustände methodisch in Form eines Programmes zu erzeugen. Bei<br />

diesem Bild ist eine zentralsymmetrische Elementar-Struktur durch fotomechanische<br />

Rotation in eine spiralförmige Struktur überführt (=transformiert) worden.<br />

Anschließend ist durch eine weitere Transformation eine Kontrastverstärkung hin zu<br />

einer präzisierten Schwarz/Weiß Verteilung erreicht. Interessant wäre beispielsweise<br />

ein Vergleich der Arbeiten Gravenhorsts, die über die fotomechanische Rotation<br />

auch Scheinbewegungen erzeugen <strong>und</strong> den Arbeiten Ludwig Wildings.<br />

Zwischen Fotografie <strong>und</strong> Bild - Grenzbereiche der Fotografie<br />

Diese auf Verwissenschaftlichung <strong>und</strong> exakt rationale Bildproduktion konzentrierte<br />

Richtung markierte einen scharfen Bruch mit der experimentellen Fotografie eines<br />

Chargesheimer, Heinz Hajek Halke, Peter Keetman <strong>und</strong> der <strong>von</strong> Otto Steinert<br />

14 Jäger, Gottfried: Generative Fotografie (1969), in: Wolfgang Kemp: Theorie der Fotografie III 1945-1980,<br />

München 1999 (Erstausgabe 1983), S. 154-158, hier S. 154.<br />

15 Hein Gravenhorst, in: Generative Fotografie. Mappe mit insgesamt 16 Einzel-Bildblättern <strong>und</strong> insgesamt 10<br />

Textseiten, Bielefeld (o. J.), o. S.<br />

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