1 Beate Reese Zur Stellung und Bedeutung von ... - Stadt Würzburg
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nach neueren Ausführungen nicht zwingend systematisch <strong>und</strong> methodisch zu<br />
erfolgen. Sie könne also auch freie oder „spontane“ Bildgestaltungen informeller<br />
Gestaltungen umfassen. 2003 definiert Jäger konkrete Fotografie eher vage als eine<br />
Fotografie, „die sich selbst genügt, die zu sich selber findet, die nichts als sich selber<br />
darstellen will. Es ist eine Fotografie der Fotografie (...), die Elemente <strong>und</strong><br />
Gr<strong>und</strong>strukturen der Fotografie frei <strong>und</strong> offenlegt...“ 39 Es bleibt offen, worin die<br />
Selbstgenügsamkeit besteht, ob hiermit allein die generativen Fotografien <strong>und</strong> neuen<br />
Reduktiven gemeint sind oder ob er die Anfänge bereits in den Lichtgestaltungen <strong>von</strong><br />
Moholy-Nagy sieht.<br />
<strong>Zur</strong> Klärung der Begrifflichkeiten sei an dieser Stelle kurz auf van Doesburg <strong>und</strong> Max<br />
Bill verwiesen, deren Theorie <strong>und</strong> Definitionen bei der Bestimmung konkreter<br />
Fotografie oder Fotoarbeiten immer wieder angeführt werden. Am Ende seines<br />
Lebens <strong>und</strong> quasi als Resümee seiner vorangegangenen Auseinandersetzung mit<br />
elementarer <strong>und</strong> abstrakter Kunst sprach Theo van Doesburg 1930 im Zuge der<br />
Gründung der nur kurzlebigen Gruppe „Art concret“ erstmals <strong>von</strong> konkreter Kunst. In<br />
ersten <strong>und</strong> einzigen Nummer der Zeitschrift „Art concret“ präzisierte <strong>und</strong><br />
veröffentlichte er dazu eine kurze Definition <strong>und</strong> eine Anleitung zur Entstehung eines<br />
konkreten Gemäldes. 40 Theo van Doesburg, der sich in seinem Gesamtwerk vor<br />
allem auf die gesellschaftlich bedeutsamere Architektur konzentrierte, bezieht sich<br />
hier explizit auf die Malerei <strong>und</strong> auf ihr wesentliches Element, die Farbe. In<br />
Abgrenzung zu den abstrakten Ismen seiner Zeit betonte er die Eigenständigkeit der<br />
Malerei als Ausdruck geistiger Schöpfung. Konkretisierung im Sinne van Doesburgs<br />
bedeutete die <strong>Zur</strong>ückführung des Bildes auf seine konkreten Eigenschaften <strong>und</strong><br />
Elemente: die bildnerischen Mittel Form <strong>und</strong> Farbe sowie die medialen Bedingungen<br />
ihrer Erscheinung: Fläche <strong>und</strong> Rahmen bzw. Zweidimensionalität <strong>und</strong> rechteckige<br />
Begrenzung. Konkrete Kunst beinhaltete für van Doesburg das gesetzmäßige<br />
Konstruieren unter Ausschaltung der Intuition sowie die Entwicklung einer<br />
mathematischen, kontrollierbaren <strong>und</strong> allgemeingültigen Form. Hiermir hat van<br />
Doesburg der konkreten Kunst einen Weg gewiesen, die für rompza aus heutiger<br />
Sicht jedoch in eine „Sackgasse“ führt, wenn „<strong>von</strong> künstlern mathematische<br />
operationsmodelle, bzw. geometrische elementarformen in künstlerischen Objekten<br />
in den vordergr<strong>und</strong> gestellt (werden), ohne an diesen visuell relevante phänomene<br />
zu zeigen.“ 41<br />
Mit der Betonung der Eigenständigkeit der Malerei, die allein auf die ihr inhärenten<br />
Möglichkeiten <strong>und</strong> Mittel zurückgreift, wandte sich van Doesburg in einem Akt der<br />
Negation nicht nur gegen überkommene Bildvorstellungen, sondern grenzte diese<br />
auch gegen die Fotografie ab. Dieses gegenüber der Malerei relativ neue Medium<br />
drängte in jenen Jahren nicht nur stark in die Kunst, sondern es suchte in jenen<br />
Jahren auch nach neuen, produktiven Wegen jenseits einer abbildenden Funktion.<br />
Während van Doesburg die wesenseigenen Elemente der Malerei herausstellte,<br />
beschwor Moholy-Nagy, mit dem van Doesburg über das Bauhaus gut bekannt war,<br />
die Eigenständigkeit der Fotografie. 1925 hob er im Bauhausbuch die Möglichkeiten<br />
einer neuen Lichtgestaltung hervor, „wobei das Licht als ein neues<br />
Gestaltungsmittel, wie in der Malerei die Farbe, in der Musik der Ton, zu<br />
39 Gottfried Jäger: Konkrete Fotografie, in: Bulletin Deutsche Fotografische Akademie, 19/2003, S. 6-9, S. 9.<br />
40 Theo van Doesburg u.a.: „Die Gr<strong>und</strong>lage der konkreten Malerei“ <strong>und</strong> „Kommentar zur Gr<strong>und</strong>lage der<br />
konkreten Malerei (1930), Wiederabdruck in: Kunsttheorie im 20. Jahrh<strong>und</strong>ert, Band 1, 1895-1941. Hg. <strong>von</strong><br />
Charles Harrison <strong>und</strong> Paul Wood, Ostfildern-Ruit 1998, S. 378.<br />
41 Sigurd rompza: interview mit dr. lida <strong>von</strong> mengden, in: Kunst konkret, Ausgabe 7, (Saarbrücken)<br />
2001, S. 15f, hier S. 16.<br />
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