verbandsnachrichten - WALDBESITZERVERBAND FÃR ...
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Georg-Ernst Weber, Schleiz<br />
LESERBRIEF<br />
Foto: Jörg Fischer<br />
Wie geht es weiter<br />
Eine persönliche Sicht zur Herbsttagung in Ostthüringen<br />
Und wieder war es Waldbesitzer und<br />
Vorstandsmitglied Friedhold Wurzbacher,<br />
der auf der Herbsttagung des Waldbesitzerverbandes<br />
am 10.10.2007 in Liebengrün,<br />
Forstamtsbereich Schleiz, eine Frage<br />
auf den Punkt brachte: „Auf vielen Standorten<br />
in Ostthüringen ist die Fichte abwechselnd<br />
durch Dürre, Sturm oder Borkenkäfer<br />
abgängig. Unser Brotbaum<br />
leidet. Unsere Bestände mittleren Alters<br />
sind teilweise zu 100 % geschält. Die<br />
Ergebnisse des Verbiss- und Schälschadengutachtens<br />
2007 lassen befürchten,<br />
dass die heute noch unter 20 Jahre alten<br />
Fichtenbestände in wenigen Jahren auch<br />
zu nahezu 100 % geschält sein werden.<br />
Die notwendigen Umbaubaumarten haben<br />
wegen Verbiss gar keine Chance,<br />
überhaupt erst einmal Fuß zu fassen.“<br />
Tatsächlich wurden erstmals die Gesamtergebnisse<br />
über den Einfluss des Wildes<br />
auf Thüringens Wälder Waldbesitzern<br />
offen gelegt. In der Folgezeit erhalten<br />
die Forstämter ihre regionalen Ergebnisse.<br />
Sie sind eine Grundlage dafür, die Jagdpläne<br />
den sich aufdrängenden Notwendigkeiten<br />
anzupassen. Aber das ist nur<br />
die eine Seite der Medaille! Die Haltung<br />
der Eigentümer (Jagdgenossen) ist nicht<br />
eindeutig und gleichsinnig zielgerichtet,<br />
die inhaltliche Gestaltung der Jagdpachtverträge<br />
ist oft oberflächlich und einseitig<br />
zugunsten der Pächterinteressen ausgelegt,<br />
das deutsche Pachtsystem darf hinterfragt<br />
werden. Die Beunruhigung großer<br />
Waldgebiete durch das vielfältige<br />
Freizeitverhalten naturentrückter Bürger<br />
(Wald ist nur Kulisse), die wenig strukturierte<br />
und in der Fruchtfolge sehr<br />
monotone und von Chemie geprägte<br />
offene Land(wirt)schaft – all das macht<br />
Zukunft zu einem Feld mit großem Fragezeichen.<br />
Trotzdem bleibt in dieser Vielfalt<br />
der Unwägbarkeiten der Jäger gefragt,<br />
welches Ziel er verfolgt und als<br />
was er sich selbst sieht: Als Regulierer<br />
(nicht Vernichter) des Wildes, damit nicht<br />
manche Pflanzenart „total vernichtet“<br />
wird bzw. keine Chance zur normalen<br />
Entwicklung hat, als Bürger, der sich mit<br />
Waffe auf dem Hochsitz vom Alltag entspannt<br />
und „sein“ möglichst zahlreiches<br />
Wild beobachten will, als Darstellungssüchtiger,<br />
der sich mit seinem Geld eine<br />
Jagd leisten kann, als Geschäftsmann,<br />
der über die Jagd Kontakte pflegt. Wichtig<br />
für die Eigentümer (Jagdgenossen) wird<br />
es sein, ihre Ziele klar zu definieren und<br />
dann die Jagd so zu verpachten, dass<br />
ihre Ziele umgesetzt werden oder die<br />
Jagd in Eigenregie zu führen, mit klarer<br />
Zielstellung für die ausübenden Jäger.<br />
Das deutsche Pachtsystem hat die Jagd<br />
privilegiert: Wer viel Geld hat, hat das<br />
Recht, nicht nur zur Jagdausübung, sondern<br />
viele Jäger nehmen sich auch das<br />
Recht, indirekt zu bestimmen, wie sich<br />
der Lebensraum gestaltet und entwickelt.<br />
Jagdausübung ist aber eine Leistung, für<br />
die man eigentlich gar kein Geld bezahlen<br />
müsste. Die „Belohnung“ für den Grundeigentümer,<br />
dass er sein Jagdrecht vergibt,<br />
liegt schon darin, dass sein Waldeigentum<br />
in Substanz und Wert erhalten<br />
bzw. verbessert wird, wenn der Jäger<br />
walderhaltende und wertsteigernde Ziele<br />
umsetzt! Es geht letztendlich um die<br />
Erhaltung der Lebensgrundlagen für alle<br />
Menschen und Tiere. Die Lebensgrundlagen<br />
sind nun mal die Pflanzen mit ihrer<br />
Sonnenenergie umwandelnden Fotosyntheseleistung.<br />
Ohne diese Fotosynthese<br />
gäbe es keine Tiere und Menschen. Also<br />
hat das Schlagwort „Wald vor Wild“<br />
doch einen tieferen Sinn und ist keine<br />
schlagkräftige Keule in ideologischen<br />
Auseinandersetzungen. Mit der konsensstiftenden<br />
Leerformel „Wald und Wild“<br />
wird nichts klar und belastbar definiert,<br />
weil jeder darunter etwas anderes versteht.<br />
Mit hohen Pachteinnahmen kann<br />
man Zukunft nicht kaufen. Das ist sicher<br />
bei der sonst herrschenden Unsicherheit.<br />
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