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laborwelt<br />

Nr. 1 / 2012 – 13. Jahrgang<br />

Krebszellanalyse<br />

Farbcode identifiziert<br />

Krebszell-Klone<br />

DNA Enrichment<br />

Anreicherung von Zielgenen<br />

mit Mikrofluidik-Chips<br />

Zellbiologie<br />

Neue Anwendungen für<br />

die Durchflusszytometrie<br />

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Inhalt<br />

<strong>Laborwelt</strong> 1 / 2012<br />

4 Nachrichten aus der Wissenschaft<br />

Eingefrorene Pesterreger; Leuchtturm für Berlin; Biostrom aus der<br />

Stratosphäre; Lehrgang in Kommunikation; Fortgeschrittenes Tumorimaging;<br />

Forscher bauen Hefemagnete; Evolution: DNA springt mit; Auf den Spuren<br />

der Urmenschen<br />

36 Labormarkt im Umbruch<br />

Qiagen schrumpft sich gesund<br />

Krebszellanalyse<br />

TITEL:<br />

Krebszellenanalyse<br />

Brustkrebszellen, die bei der<br />

Operation übersehen werden, sind<br />

der Hauptgrund für eine schlechte<br />

Prognose. Deutsche und holländische<br />

Experten entwickeln derzeit ein<br />

Verfahren, das die Krebszellen schon<br />

bei der OP sichtbar macht (S. 19)<br />

I<br />

Wissenschaft Technologie<br />

17 Auffinden einer Mutation für erblichen Hörverlust mit Capture Arrays<br />

Burkhard Ziebolz, Roche Applied Science, Penzberg<br />

Blitzlicht Fertigung<br />

20 Kunststoff-Know how: Basis für Lab-on-Chips zur Zielgenanreicherung<br />

Manfred Konrada, Sony DADC Austria AG, Salzburg<br />

Blitzlicht Automation<br />

22 Automation der Zielgenanreicherung für den GS FLX<br />

Darren Birr, 454 Life Science, Branford, USA<br />

Expertenpanel Diagnostik<br />

24 Sequenzierungs-basierte Diagnostik<br />

Kerstin Stangier, Dr. Saskia Biskup, Daniela Steinberger, Hanns-Georg Klein<br />

Paperwelt Highlight des Monats<br />

26 Chromothripsis – wenn das Genom explodiert<br />

Jan Korbel, EMBL, Heidelberg<br />

Zellbiologie<br />

III<br />

Wissenschaft Einzelzell-Analyse<br />

6 RGB marking: Klonale Analyse von Krebszellen<br />

Boris Fehse et al., Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf<br />

Expertenpanel Imaging<br />

9 Krebs sehen während der Operation<br />

Dr. Werner Scheuer, Roche Pharma, Penzberg;<br />

Prof. Dr. Go van Dam, Universitätsklinik Groningen, Niederlande<br />

Paperwelt Highlight des Monats<br />

10 DNA-Methylierung als Marker für die Chemotherapie-Resistenz<br />

Matthias Ebert, Universität Heidelberg<br />

Blitzlicht Mikrofluidik<br />

12 Isolierung zirkulierender Tumorzellen<br />

Markus Gusenbauer und Thomas Schrefl,<br />

Fachhochschule St. Pölten, Österreich<br />

Blitzlicht Proteomics<br />

14 Validierung neuer Protein-Biomarker im Kampf<br />

gegen Prostatakrebs<br />

Ralf Schiess et al., Proteomedix AG, Schlieren, Schweiz<br />

Zellbiologie<br />

Spätestens seit EU-Politiker das<br />

Thema Tierversuche entdeckt haben,<br />

wird immer mehr Geld in zellbasierte<br />

Toxizitätstests investiert. Was die<br />

Tests können und nicht können,<br />

diskutieren Thomas Hartung, Jürgen<br />

Hescheler und Dirk Dressler im<br />

Expertenpanel auf Seite 35.<br />

Blitzlicht Zellkultur<br />

28 Schneller Erregernachweis mit Nanomembranen<br />

Bret Barnhizer, Nanologix Inc, Hubbard, USA<br />

Blitzlicht Durchflusszytometrie<br />

30 ReadyFlow – lange Leuchtdauern für Flow Cytometry-Analysen<br />

Dr. Martin Gründkemeyer et al., Technologieförderung Münster GmbH<br />

Paperwelt Impfstoffe<br />

32 Ein Baukasten für Impfstoffverstärker<br />

Carlos Guzman, Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung, Braunschweig<br />

DNA Enrichment<br />

II<br />

Zielgen-Anreicherung<br />

Bis auf das PacBio RS-System sind<br />

alle Next-Generation-Sequenzer auf<br />

einen PCR-Schritt vor der eigentlichen<br />

Sequenzierungsarbeit angewiesen,<br />

der Zielsequenzen anreichert. Eine<br />

mit dem GS FLX kompatible Plattform<br />

hat jetzt die Firma Hamilton Robotics<br />

vorgestellt (S. 22).<br />

Blitzlicht Imaging<br />

33 Zellteilungsdauer im High-Content-Screening bestimmen<br />

Andreas Pippow et al., Fraunhofer FIT, St. Augustin; Bayer Healthcare, Berlin<br />

37 Stellenmarkt Aktuelle Jobangebote<br />

38 Verbände Kontakt zu den LABORWELT-Partnerverbänden<br />

39 Produktwelt Neu auf dem Labormarkt<br />

41 Termine Aktuelle Ankündigungen<br />

42 Ausblick/Impressum<br />

LABORWELT 13. Jahrgang | Nr. 1/2012 | 3


Nachrichten Aktuelles<br />

Forschung<br />

Den Pesterreger einfrieren<br />

Braunschweiger Forscher haben eine<br />

trickreiche Strategie zur Bekämpfung der Pest<br />

entwickelt. Angriffspunkt des Teams um Katja<br />

Böhme vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung<br />

in Braunschweig ist ein Regulatorprotein,<br />

das den Erreger bei Temperaturen<br />

unter 37°C ruhen lässt. Inaktivierten sie das<br />

molekulare Thermometer durch genetische<br />

Manipulation, konnte ein naher Verwandter<br />

des Pesterregers – das Durchfallbakterium<br />

Yersinia pseudotuberculosis – nicht mehr sein<br />

krankmachendes Programm im menschlichen<br />

Körper starten. Dieses wird durch das<br />

Schlüsselprotein LcrF aktiviert. Damit LcrF<br />

das bakterielle Verteidigungsprogramm<br />

scharfstellen kann, muss jedoch erst der<br />

Transkriptionsrepressor YmoA von der DNA<br />

gelöst werden. Dies geschieht in intakten<br />

Krankheitserregern, sobald sie in den Körper<br />

gelangen und die Temperatur auf 37 °C steigt.<br />

Auch die LcrF-mRNA kann nur bei Körpertemperatur<br />

abgelesen werden; vorher bildet sie<br />

ein nicht ablesbares Knäuel. „Wir konnten die<br />

Temperaturkontrolle von LcrF gleich auf zwei<br />

Ebenen beeinflussen“, so Böhme. „Zunächst<br />

haben wir die Menge von YmoA künstlich<br />

gesteigert und so das Gen für den Regulator<br />

LcrF inaktiviert.“ Zusätzlich tauschten die Forscher<br />

einzelne mRNA-Bausteine aus, so dass<br />

sich YmoA auch bei Körpertemperatur nicht<br />

mehr in seine Funktionsform entfalten konnte.<br />

Daraufhin war das Immunsystem in der Lage,<br />

die Erreger zu beseitigen.<br />

Ihre Forschungsergebnisse sehen die Forscher<br />

als Grundlage für die Entwicklung eines<br />

neuen Medikamentes. „Ein Molekül, das die<br />

mRNA von LcrF wie eine Klammer zusammenhält,<br />

würde die Yersinien inaktivieren<br />

und sie so dem Immunsystem ausliefern“, so<br />

Abteilungsleiterin Petra Dersch. Außerdem<br />

würde ein solcher Wirkstoff ausschließlich die<br />

krankmachenden Yersinien treffen, da nur sie<br />

dieses molekulare Thermometer besitzen.<br />

Kommunikation<br />

Nachhilfe in<br />

Medienkompetenz<br />

Keine Geheimbünde, kein Elfenbeinturm<br />

und kein Fachkauderwelsch – Wissenschaftler<br />

sollen ihre gewonnenen Erkenntnisse publik<br />

machen. Ein neugegründetes Institut wird den<br />

gewillten Forschern künftig beibringen, wie<br />

man gut mit der Öffentlichkeit kommuniziert:<br />

Wie Ende Februar bekannt wurde, soll das von<br />

der Klaus-Tschira-Stiftung gegründete Nationale<br />

Institut für Wissenschaftkommunikation<br />

(NaWik) im Oktober 2012 mit dem Lehrbetrieb<br />

beginnen. Es ist am Karlsruher Institut<br />

für Technologie (KIT) angesiedelt und wird<br />

zunächst für fünf Jahre mit insgesamt bis zu<br />

10 Mio. Euro gefördert. Das NaWik kooperiert<br />

mit der Nature Publishing Group, zu der unter<br />

anderem auch Spektrum der Wissenschaft,<br />

Nature und Scientific American gehört.<br />

Zunächst ist geplant, Module zu entwickeln,<br />

die in die naturwissenschaftliche Ausbildung<br />

von Doktoranden und Master-Studenten am<br />

KIT integriert werden. Später sollen dann die<br />

besten Modelle deutschlandweit an Universitäten<br />

und Forschungsinstituten angeboten<br />

sowie Weiterbildungsmöglichkeiten auch<br />

für Postdocs und Gruppenleiter geschaffen<br />

werden.<br />

Forschung<br />

Leuchtturm für<br />

die Hauptstadt<br />

Ende Februar fiel die Grundsatzentscheidung:<br />

Teile des Max-Delbrück-Centrums für<br />

Molekulare Medizin und der Charité Universitätsmedizin<br />

Berlin werden zusammengeführt.<br />

Die Erwartungen, die Bundesforschungsministerin<br />

Annette Schavan an das neue Berlin<br />

Institute of Health stellt, sind groß: „Mit diesem<br />

Projekt können wir eine Einrichtung von<br />

Weltrang für die Gesundheitsforschung schaffen“<br />

– und zwar in Sachen Spitzenforschung,<br />

wie auch die Nachwuchsförderung.<br />

Die Entscheidung hat Signalwirkung für<br />

ganz Deutschland. Wenn mit der Exzellenzinitiative<br />

2017 bedeutende Geldmittel vom<br />

Bund wegfallen, dürfte an einigen Unis der<br />

Ruf nach alternativen Finanzierungskonzepten<br />

laut werden. Einrichtungen wie das<br />

Karlsruhe Institute of Technology (KIT) oder<br />

das Berlin Institute of Health könnten dann<br />

als Vorbild dienen.<br />

Von 2013 an sollen die beiden Einrichtungen<br />

verstärkt miteinander kooperieren, in<br />

einer zweiten Phase soll dann die strukturelle<br />

Weiterentwicklung hin zum Berlin Institute of<br />

Health erfolgen. Ob und wieviel Geld es dafür<br />

gibt, wurde indes nicht bekannt.<br />

Brennstoffzelle<br />

Biostrom aus der Stratosphäre<br />

Biologen der Universität Newcastle haben<br />

aus einer Flusswasserprobe sieben exoelektrogene<br />

Bakterien isoliert und zur Stromproduktion<br />

in einer mikrobiellen Brennstoffzelle eingesetzt.<br />

Die Ergebnisse des Teams um Jinwei Zhang<br />

und Grant Burgess wurden in Environmental<br />

Science and Technology veröffentlicht. Ließen<br />

die Briten die Mikroben als Biofilm auf den<br />

Kohlenstoffeletroden wachsen, produzierten<br />

sie soviel Strom, dass eine Lampe aufleuchtete.<br />

Als besonders effektiv erwiesen sich dabei zwei<br />

„Außerirdische“, auf die die Wissenschaftler<br />

überraschenderweise in ihrer Probe gestoßen<br />

waren: Bacillus stratosphericus und Bacillus<br />

altitudinis kommen in den oberen Schichten<br />

der Atmosphäre vor.<br />

In den mikrobiellen Brennstoffzellen (microbial<br />

fuel cells, MFC) der Forscher besiedeln die<br />

exoelektrogenen Mikroorganismen als Biofilm<br />

die Kohlenstoffelektroden. Über den Prozess<br />

der katalytischen Oxidation setzen sie dort<br />

organische Verbindungen in Elektrizität um.<br />

Jinwei und Burgess fanden heraus, dass auch<br />

die Zusammensetzung des Biofilms Einfluss<br />

auf die Stromproduktion hat: Biofilme aus<br />

einer einzigen Art waren denen aus mehreren<br />

Arten unterlegen. Mit einem Mix aus den 25<br />

besten (bereits bekannten und neu entdeckten)<br />

exoelektrogenen Bakterienarten erreichten<br />

die Forscher eine Leistung von 200 mW pro<br />

Quadratmeter.<br />

Allerdings ist der Weg von der Labor-MCF<br />

zur Stromproduktion noch weit. Vom Labormaßstab<br />

bis in die großtechnische Produktion<br />

veranschlagen Experten rund 10 bis 20 Jahre.<br />

4 | 13. Jahrgang | Nr. 1/2012 LABORWELT


Aktuelles Nachrichten<br />

Forschung<br />

Echtzeit-Imaging verrät Tumorgewebe<br />

Irische Forscher haben ein neues Verfahren<br />

entwickelt, mit dessen Hilfe man in Echtzeit<br />

genau beobachten kann, wo sich im Körper<br />

Tumorgewebe befindet. Ziel der Gruppe um<br />

Erstautorin Michelle Cronin vom Universitäts-<br />

College Cork (UCC) ist es, Bakterien zur Bekämpfung<br />

von Krebs einzusetzen. Weil die Mikroben<br />

sich mit Vorliebe in Tumorgewebe aufhalten,<br />

versprechen sie ein exaktes Tumortargeting.<br />

Um das Fernziel zu erreichen, mussten die<br />

Mikrobiologen jedoch zuerst sicherstellen,<br />

dass die Bakterien das Krebsgewebe verlässlich<br />

erkennen und besiedeln. Ende Januar<br />

gelang der Nachweis: die Iren präsentierten<br />

ein Bildgebungsverfahren, mit dem sie den<br />

Weg der Bakterien dreidimensional in vivo verfolgen<br />

können. Dazu injizierten sie mit einem<br />

Biolumineszenz-Gen ausgestattete Bakterien<br />

ins Blut von Mäusen. Dank neuer optischer 3D-<br />

Tomographen konnten sie den Aufenthaltsort<br />

und die Anzahl der leuchtenden Einzeller so<br />

genau wie nie zuvor bestimmen.<br />

Bereits seit 15 Jahren wird am Tumortargeting<br />

mit Bakterien geforscht – am intensivsten<br />

an Salmonella typhimurium. Erste klinische<br />

Studien mit Salmonellen ergaben indes, dass<br />

der therapeutische Nutzen die Gefahr, eine<br />

Immunantwort oder Krankheiten auszulösen,<br />

nicht aufwiegt. Die irischen Onkologen testeten<br />

daher auch nicht-pathogene Bakterien. Das<br />

Fazit der Forscher: Sie finden Krebs ebenso<br />

effektiv wie Salmonellen. Diese wollen die Iren<br />

nutzen, um Chemotherapeutika gezielt in den<br />

Tumor zu schleusen.<br />

Genetik<br />

Evolution:<br />

DNA springt mit<br />

Wiener Tiermediziner haben bei der Taufliege<br />

Drosophila malanogaster erstmals alle<br />

springenden Gene und deren Einbauorte<br />

komplett kartographiert. Die Transposons beeinflussen<br />

die Evolution offenbar viel stärker<br />

als gedacht, so das Fazit der Wiener Forschergruppe<br />

um Christian Schlötterer. Nach Durchzählen<br />

aller mobilen DNA-Elemente in einer<br />

Drosophila-Population mit einem eigens für<br />

diesen Zweck entwickelten Verfahren stellten<br />

die Forscher überraschenderweise fest, dass<br />

es im Genom viel mehr Stellen gibt, in die<br />

die Transposons potentiell springen können,<br />

als bisher gedacht (PLoS Genetics (2012):<br />

8(1):e1002487.). An insgesamt 13 Einbaustellen<br />

– bisher waren nur zwei bekannt – fanden<br />

die Forscher stabil eingebaute springende<br />

Gene, die sich sich offenbar positiv auf die<br />

Tiere auswirken. Für Schlötterer ein Beweis<br />

für die Bedeutung der Transposons in der<br />

Evolution: „Wir sollten sie überhaupt nicht als<br />

Parasiten sehen. Sie gehören möglicherweise<br />

zu den Mechanismen, mit denen Organismen<br />

ihr genetisches Repertoire vergrößern, um<br />

besser auf zukünftige Herausforderungen<br />

vorbereitet zu sein.“<br />

Mikrobiologie<br />

Forscher bauen Hefe-Magneten<br />

Forscher der Universität Harvard (Boston,<br />

USA) haben Hefezellen magnetisch gemacht.<br />

Dafür bedarf es nur überraschend weniger<br />

molekularer Tricks: Wie sie im Fachmagazin<br />

PLoS Biology berichten, orientiert sich die<br />

aufgerüstete Bäckerhefe in der Petrischale<br />

entlang magnetischer Feldlinien.<br />

Um Saccharomyces cerevisiae den Sinn<br />

für Magnetismus einzuimpfen, mussten die<br />

Forscher um Pamela Silver und Keiji Nishida<br />

zunächst das Gen für ein Eisentransportprotein<br />

zerstören, das das Eisen in die Vakuolen der<br />

Zelle entsorgt. Da das so im Zytosol angereicherte<br />

Eisen auch toxisch wirken kann, ließen<br />

die Forscher die Hefen daraufhin das menschliche<br />

Eisenspeicherprotein Ferritin herstellen.<br />

Ferritin umhüllt die Eisenionen. Damit kann<br />

eine größere Menge Eisen in der Zelle toleriert<br />

werden. Diese beiden Veränderungen reichten<br />

schon aus, um die Zelle für einen Magneten zu<br />

sensibilisieren. Doch Nishida und Silver war das<br />

nicht genug: Sie identifizierten ein Hefe-Gen,<br />

das die magnetische Sensibilität beeinflusst.<br />

Nachdem sie Extrakopien dieses Gens in die<br />

Hefezellen eingeschleust hatten, wurden die<br />

Zellen nochmals magnetischer.<br />

Neben dem wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn<br />

versprechen magnetisch gemachte<br />

Zellen eine Reihe künftiger Anwendungen: die<br />

gezielte Verabreichung von Medikamenten, die<br />

Aufreinigung von Zellpopulationen oder die<br />

Detektion von Krebszellen. Allerdings sei es bis<br />

zu möglichen Anwendungen laut den Forschern<br />

noch ein weiter Weg.<br />

Mit Magneten in Form gebrachte Hefezellen<br />

Paläogenomik<br />

Auf den Spuren<br />

der Ur-Menschen<br />

Vor zwei Jahren überraschten die Leipziger<br />

Paläogenetiker um Svante Pääbo vom Max-<br />

Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie<br />

mit der Entdeckung einer neuen fossilen<br />

Menschenform. Jetzt haben sie im Internet<br />

die komplette DNA-Sequenz des Genoms des<br />

Denissova-Menschens in 30-facher Abdeckung<br />

offengelegt.<br />

In der Denissova-Höhle im Altai-Gebirge<br />

fanden russische Forscher 2008 das Fragment<br />

eines Fingerknochens. Die Analyse der daraus<br />

extrahierten DNA in Leipzig ergab, dass es<br />

sich weder um einen modernen Menschen<br />

(Homo sapiens) noch um einen Neanderthaler<br />

(Homo neanderthalensis) handelte. Der „Homo<br />

denisova“ war entdeckt. Er gilt als einer der<br />

Vorfahren polynesischer und australischer<br />

Ureinwohner.<br />

2010 wurde die vorläufige Sequenz des<br />

Denissova-Genoms mit 2-facher Coverage veröffentlicht.<br />

Die Wissenschaftler hoffen, dass<br />

mit den neuen, viel genaueren Daten , die auch<br />

repetitive genomische Bereiche gut abdecken,<br />

genetische Veränderungen aufgespürt werden<br />

können, die für die Entwicklung des modernen<br />

Menschen wichtig waren.<br />

LABORWELT 13. Jahrgang | Nr. 1/2012 | 5


Krebszellanalyse Einzelzell-Analyse<br />

I Krebszellanalyse RGB marking :<br />

Vielfarbige Zellmarkierung<br />

zur klonalen Analyse<br />

Dr. Kristoffer Weber, Michael Thomaschewski, Michael Warlich, Dr. Kerstin Cornils,<br />

PD Dr. Daniel Benten, Prof. Dr. Boris Fehse; Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf<br />

Biomarker sind ein Hauptprodukt der 7.000<br />

Publikationen über Krebs, die jeden Tag erscheinen,<br />

und von Großprojekten wie dem<br />

internationalen Krebsgenom-Projekt. Die<br />

Kunst besteht darin, aus der Fülle Kandidatengene,<br />

-RNAs, Proteine und Metabolite<br />

die biologisch relevanten herauszufiltern<br />

und auf dieser Basis Frühererkennungstests<br />

zu entwickeln. Denn noch immer gilt: je<br />

früher der Krebs erkannt wird, desto besser<br />

die Aussichten für den Patienten.<br />

Biomarker gesucht<br />

Über einen DNA-Methylierungsmarker,<br />

der anzeigt, ob Darmkrebspatienten auf<br />

eine Chemotherapie ansprechen, berichtet<br />

hier eine Gruppe um Matthias Ebert<br />

(Paper of the month). Die Forscher haben<br />

per DNA-Sequenzierung nicht nur den<br />

Transkriptionsfaktor, sondern auch den<br />

betroffenen Signalweg ausgemacht, der<br />

die Therapieresistenz bedingt. Mittels<br />

massenspektrometrischer Proteomanalyse<br />

haben dagegen Forscher der Universitätsausgründung<br />

Proteomedix vier Biomarker-<br />

Proteine identifiziert, die die Spezifität der<br />

Prostatakrebsdiagnose um mehr als 40%<br />

verbessert. Ihren Test sieht die Gruppe<br />

um Dr. Ralph Schiess als Ergänzung zum<br />

PSA-Test. Noch im Forschungsstadium<br />

ist dagegen eine von Thomas Schrefl und<br />

Kollegen (Technische Hochschule St. Pölten,<br />

Österreich) entwickelte Simulationssoftware,<br />

die die Optimierung mikrofluidischer<br />

Chips ermöglichen soll, die wie ein Molekularsieb<br />

zirkulierende Tumorzellen aus dem<br />

Blut filtern und so eine Früherkennung der<br />

Metastasierung erkennen.<br />

Über eine Technik, die es erstmals gestattet,<br />

die Entwicklung einzelner Tumorstammzellzellen<br />

zu verfolgen, hat jetzt<br />

ein Team vom Universitätskrankenhaus<br />

Hamburg-Eppendorf entwickelt. Zwar ist<br />

der methodische Fortschritt bei der Analyse<br />

von Krebs und Tumoren langsam. Die Integration<br />

der Daten über Biomarker verspricht<br />

für die Zukunft aber ein besseres Verständnis<br />

dieses komplexen Krankheitsbildes.<br />

Lentivirale Vektoren integrieren in das Zielzellgenom und erlauben so die permanente Markierung<br />

genetisch modifizierter Zellen und ihrer Nachkommen. Kodieren die eingebrachten Vektoren für<br />

Fluoreszenzproteine, lassen sich markierte Zellen anhand der emittierten Fluoreszenz im Mikroskop<br />

oder mit Fluoreszenz-aktivierter Zellsortierung (FACS) identifizieren. Wir konnten kürzlich<br />

zeigen, dass die simultane lentivirale Expression dreier Fluoreszenzproteine (Rot, Grün, Blau = RGB<br />

marking) im Einklang mit dem additiven Farbmodell zur Generierung spezifischer Mischfarben<br />

führt, welche an die Tochterzellen vererbt und so zu einer klonalen Eigenschaft werden. Darauf<br />

aufbauend eignet sich das RGB marking mit lentiviralen LeGO-Vektoren für die Verfolgung von<br />

Zellklonen sowohl im Rahmen der normalen Regeneration als auch der Kanzerogenese.<br />

Von Retroviren abgeleitete Vektoren haben sich<br />

als vielseitige Werkzeuge für die zellbiologische<br />

Forschung und die Gentherapie erwiesen. Ihre<br />

stabile Integration in das Zielzellgenom erlaubt<br />

die in vitro- und in vivo-Untersuchung langfristiger<br />

Effekte der Expression eingebrachter<br />

Transgene 1 . Auch für viele Anwendungen in der<br />

Gentherapie ist eine stabile Langzeitexpression<br />

des eingebrachten, therapeutischen Gens essentiell<br />

2 . Umgekehrt können retrovirale Vektoren<br />

auch benutzt werden, um interessierende Gene<br />

über lange Zeiträume mit Hilfe der RNA-Interferenz<br />

abzuschalten oder herunterzuregulieren 3 .<br />

Allerdings ist die weitgehend ungerichtete<br />

Integration retroviraler Vektoren in das Zielzellgenom<br />

mit dem Risiko der unbeabsichtigten<br />

Aktivierung oder Zerstörung betroffener Genloci<br />

durch Insertionsmutagenese verbunden, welche<br />

im ungünstigsten Fall zur malignen Transformation<br />

der Zelle führen kann 4 .<br />

Um das Risiko der Insertionsmutagenese zu<br />

minimieren, wurde die Architektur retroviraler<br />

Vektoren dahingehend optimiert, dass die starken<br />

viralen Promotoren und Enhancer aus den<br />

long terminal repeats (LTRs) entfernt wurden.<br />

Die Entwicklung solcher selbst-inaktivierenden<br />

(SIN-)Vektoren mit nicht-viralen Promotoren<br />

hat zu einer signifikanten Verringerung des<br />

Risikos der Insertionsmutagenese im Tiermodell<br />

geführt 5,6 .<br />

LeGO-Vektoren und Fluoreszenzproteine<br />

zur Zellmarkierung<br />

Eine weitere Möglichkeit der Risikoverringerung<br />

ist die Entwicklung von Vektoren auf Basis von<br />

Retroviren, die ein anderes Integrationsmuster<br />

aufweisen. So hat sich gezeigt, dass die als<br />

Ausgangsbasis für retrovirale Vektoren der<br />

ersten Generation benutzten γ-Retroviren<br />

vom MLV-Typ (MLV = Murines Leukämievirus)<br />

eine Tendenz zur verstärkten Integration in<br />

Promotor- und Enhancerregionen von Genen<br />

aufweisen, die als besonders anfällig für die<br />

Insertionsmutagenese gelten 7 . Dagegen integrieren<br />

vom Humanen Immundefizienzvirus<br />

(HIV) abgeleitete, lentivirale Vektoren 1 bevorzugt<br />

in transkribierte Sequenzbereiche außerhalb<br />

der Promotor- und Enhancerregionen 8 . Andere,<br />

wie die α-Retroviren, scheinen sogar ein völlig<br />

neutrales Integrationsbild zu zeigen, was sie zu<br />

vielversprechenden Kandidaten für die Vektorentwicklung<br />

macht 9 .<br />

Lentivirale (SIN-) Vektoren werden aufgrund<br />

ihrer sehr hohen Effizienz in den unterschiedlichsten<br />

Zellsystemen und des angesprochenen<br />

geringeren Risikos einer Insertionsmutagenese<br />

derzeit in vielen Labors für die Transgenese<br />

benutzt. Wir haben kürzlich ein modulares<br />

Vektorsystem entwickelt, welches dem<br />

Baukastenprinzip folgt. Diese „lentiviralen<br />

Gen-Ontologie“(LeGO)-Vektoren erlauben die<br />

permanente Überexpression sowie die Herunterregulation<br />

von zu untersuchenden Genen 10, 11 .<br />

Eine weitere, sehr interessante Anwendung der<br />

LeGO-Vektoren ist die permanente Zellmarkierung.<br />

Die Markierung und die damit verbundene<br />

Wiedererkennbarkeit von Zellen und deren<br />

Tochterzellen hat wesentlich zu einem besseren<br />

Verständnis normaler Regenerationsprozesse<br />

sowie der Entstehung und Entwicklung maligner<br />

Krankheiten beigetragen 12 . Einen dauerhaften<br />

Entwicklungsschub für Markierungsansätze<br />

brachte in diesem Kontext die 2008 mit dem Nobelpreis<br />

für Chemie ausgezeichnete Entdeckung<br />

fluoreszierender Proteine und ihre Entwicklung<br />

als Markergene 13, 14 . Allerdings ist trotz einer<br />

Vielzahl neu beschriebener Fluoreszenzproteine<br />

die Zahl unterschiedlicher und tatsächlich<br />

unterscheidbarer Marker auf eine Handvoll beschränkt<br />

15 . Praktisch bedeutet dies zum Beispiel,<br />

6 | 13. Jahrgang | Nr. 1/2012 LABORWELT


Einzelzell-Analyse Krebszellanalyse<br />

Abb. 1: (a) Nach dem additiven Farbmodell entstehen durch die Mischung der drei Grundfarben<br />

Rot, Grün und Blau die drei Farben Gelb, Cyan und Magenta sowie Weiß, wenn alle<br />

drei Grundfarben überlagern. (b) Erfolgt die Mischung stufenlos, können theoretisch<br />

unendlich viele Farbtöne generiert werden. (c) Drei lentivirale Vektoren, die jeweils ein<br />

Fluoreszenzprotein in einer der drei Grundfarben exprimieren, werden gleichzeitig zur<br />

Transduktion von Zellen in vitro verwendet. Je nachdem, durch welche Vektoren eine<br />

Zelle transduziert wurde, wird sie verschiedene Kombinationen der Fluoreszenzproteine<br />

exprimieren. (d) RGB-markierte Zelllinien HEK-293T, BON und FH-hTERT. Durch die<br />

klonale Markierung der Zellen ist das unterschiedliche Wachstumsverhalten der verschiedenen<br />

Zelllinien in vitro erkennbar. [Modifiziert, nach Nat. Med. 17 (2011), 504-509]<br />

dass auf der Basis einer permanenten Zellmarkierung<br />

mit den vorhandenen Fluoreszenzproteinen<br />

zwar die Organregeneration als ganzes,<br />

nicht jedoch der tatsächliche Beitrag einzelner<br />

Zellklone visuell nachvollziehbar ist 16 .<br />

Genau der Beitrag distinkter Zellklone zur<br />

normalen Gewebsregeneration und zur überschießenden<br />

Regeneration und dem Auswachsen<br />

maligner Tumoren war es, der uns interessierte<br />

– vor allem im Rahmen eines Projektes des<br />

SFB841 „Leberentzündung: Infektion, Immunregulation<br />

und Konsequenzen“. Daher standen wir<br />

vor der Aufgabe, mit der vorhandenen, begrenzten<br />

Zahl unterscheidbarer Fluoreszenzproteine<br />

eine möglichst unbegrenzte Zahl unterschiedlicher<br />

Zellklone definitiv identifizierbar zu<br />

machen. Eine Lösung dieses Paradoxons ergab<br />

sich aus der additiven Farbenlehre. Danach lässt<br />

sich in einem dreidimensionalen Farbraum aus<br />

den drei Grundfarben (Rot, Grün und Blau, RGB)<br />

jede beliebige Mischfarbe generieren (Abb. 1a,<br />

b). Dieses Verfahren der Farbmischung aus den<br />

Grundfarben wird zum Beispiel auch in Fernsehern<br />

und Computerbildschirmen verwendet.<br />

Die Frage war, ob sich das RGB­Prinzip auch auf<br />

die LeGO­Vektor vermittelte Expression dreier<br />

Fluoreszenzproteine in lebenden Zellen anwenden<br />

lässt (Abb. 1c).<br />

Um dies zu testen, benutzten wir drei LeGO­<br />

Vektoren, die für jeweils ein Fluoreszenzprotein<br />

kodierten: LeGO­C2 für mCherry (Rot), LeGO­V2<br />

für Venus (Gelbgrün) und LeGO­Cer2 für Cerulean<br />

(Blau). Die Transduktion der Zielzellen<br />

erfolgte gleichzeitig mit allen drei Vektoren<br />

mit zuvor berechneten identischen Mengen<br />

infektiöser Partikel (sog. MOI = Multiplizität der<br />

Infektion). Die MOI war dabei so eingestellt, dass<br />

mit jedem einzelnen der drei Vektoren ca. 50%<br />

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Krebszellanalyse Einzelzell-Analyse<br />

Abb. 2: (a) Zahlreiche RGB-markierte Lebertumoren sind nach der Transplantation RGBmarkierter<br />

BON-Zellen im Leberschnitt sichtbar. Die meisten Tumoren sind einfarbig,<br />

einige mehrfarbig. (b) Einfarbige Tumoren wurden explantiert und in vitro kultiviert.<br />

(c) Sekundäre Tumoren nach Retransplantation der Zellen aus den primären Tumoren.<br />

Alle sekundären Tumoren sind einfarbig. (d) Sekundäre Tumoren nach Retransplantation<br />

gemischter Zellen beider primärer Tumoren. Hier sind sowohl einfarbige<br />

als auch gemischte, zweifarbige Tumoren sichtbar. (e) Molekulare Analyse der sekundären<br />

Tumoren (aus c und d) durch Insertionsstellen-spezifische PCR, zum Nachweis<br />

der klonalen Identität. [Modifiziert, nach Nat. Med. 17 (2011), 504-509].<br />

aller Zellen transduziert wurden. Somit waren<br />

aus kombinatorischer Sicht acht verschiedene<br />

Gruppen transduzierter Zellen zu erwarten,<br />

die jeweils 12,5% aller Zellen umfassen sollten<br />

(Tab. 1) 17 . Vier dieser Gruppen waren durch die<br />

Expression mindestens zweier unterschiedlicher<br />

Fluoreszenzproteine charakterisiert und ließen<br />

mithin die für das RGB marking notwendige<br />

Entstehung von Mischfarben erwarten (Tab. 1).<br />

Eine grundlegende Voraussetzung für die Vielfalt<br />

der generierten Mischfarben bestand darin, dass<br />

die zu mischenden Grundfarben in unterschiedlichen<br />

Intensitäten vorliegen. Beim RGB marking<br />

mit LeGO-Vektoren sollte dies durch zwei wichtige<br />

Parameter des Gentransfers gewährleistet<br />

werden: Erstens, kann bei Gentransferraten von<br />

mehr als 50% pro Vektor davon ausgegangen<br />

werden, dass in einzelnen Zellen die Zahl der<br />

Vektorinsertionen für jede Farbe zwischen<br />

eins und drei variiert 18, 19 . Zweitens ist bekannt,<br />

Tab. 1: Bei einer Transduktionsrate von 50%<br />

je Farbe, sind die dargestellten Gruppengrößen<br />

zu erwarten.<br />

Vektoren pro Zelle Gruppengröße<br />

rot 12,5 %<br />

grün 12,5 %<br />

blau 12,5 %<br />

rot + grün 12,5 %<br />

rot + blau 12,5 %<br />

grün + blau 12,5 %<br />

rot + grün + blau 12,5 %<br />

nicht transduziert 12,5 %<br />

dass die Integrationsstelle eines Vektors einen<br />

signifikanten Einfluss auf die Expression des<br />

eingebrachten Transgens hat 19 .Die entscheidende<br />

Frage war, ob diese beiden Parameter<br />

zusammengenommen nicht nur hochspezifisch<br />

für eine gegebene Zelle sind, sondern auch an<br />

alle Tochterzellen weitergegeben werden und<br />

somit einen klonalen Marker darstellen.<br />

Wie erste Analysen in vitro mit HEK293T-<br />

Zellen zeigten, erlaubte das RGB marking<br />

tatsächlich die Identifikation von Zellklonen<br />

anhand der spezifischen Farbe, die allen Zellen<br />

des Klons gemein war (Abb. 1d) 17 . Dabei werden<br />

die verschiedenen Zellklone anhand ihrer individuellen<br />

Farbe im Fluoreszenzmikroskop direkt<br />

sichtbar gemacht, ohne dass die Zellintegrität<br />

zerstört werden muss (Abb. 1d). Damit ist eine<br />

Klonalitätsanalyse in sehr kurzer Zeit möglich.<br />

Im nächsten Schritt war die für die Anwendbarkeit<br />

des RGB marking entscheidende<br />

Frage der Farbkonstanz in vivo zu klären.<br />

Eines der von uns dazu benutzten Modelle<br />

basierte auf der seriellen Transplantation von<br />

RGB-markierten karzinogenen BON-Zellen.<br />

Wie erwartet hatten die RGB-markierten<br />

BON-Zellen in primären Rezipienten Lebertumoren<br />

gebildet, die in der Mehrzahl aus Zellen<br />

ein- und derselben Farbe bestanden (Abb. 2a) 17 .<br />

Allerdings waren auch einige „Mischtumoren“<br />

nachweisbar (Abb. 2a) 17 . Wir explantierten einige<br />

der monochromen Tumoren, vereinzelten<br />

die Zellen und nahmen diese in Kultur. Wie wir<br />

zeigen konnten, wiesen alle aus einem Tumor<br />

isolierten Zellen über den gesamten Beobachtungszeitraum<br />

hinweg dieselbe Farbe wie der<br />

Ursprungstumor auf (Abb. 2b) 17 . Wurden diese<br />

Zellen in sekundäre Rezipienten transplantiert,<br />

entstanden erneut Tumoren, die durch die<br />

gleiche RGB-Farbe wie der Ausgangstumor<br />

charakterisiert waren (Abb. 2c) 17 . Mischten wir<br />

für die Transplantation RGB-markierte Zellen,<br />

die von zwei unterschiedlichen Tumoren<br />

abstammten, entstanden in den Sekundärrezipienten<br />

sowohl monochrome Tumoren, die<br />

den beiden Ausgangstumoren entsprachen,<br />

als auch zweifarbige Tumoren, die aus Zellen<br />

beider Ausgangstumoren bestanden (Abb.<br />

2d) 17 . Folglich haben nicht die Zellen innerhalb<br />

eines Tumors in vivo ihre Farbe geändert, sondern<br />

mehrfarbige Tumoren sind aus mehreren<br />

Zellen verschiedener Farbe entstanden. Mit<br />

diesen sowie damit einhergehenden molekularbiologischen<br />

Untersuchungen (Abb. 2e)<br />

konnten wir nachweisen, dass das RGB marking<br />

eine klonale, langfristige und eindeutige<br />

Zellmarkierung in vivo ermöglicht 17 .<br />

Insgesamt ist es uns gelungen, mit dem RGB<br />

marking eine neue Methode der klonalen Zellmarkierung<br />

zu entwickeln, die für unterschiedlichste<br />

Anwendungen sowohl in Modellen der<br />

regenerativen Medizin als auch der Kanzerogenese<br />

von großem Interesse sein dürfte.<br />

Literatur<br />

[1] Naldini, L. et al., Science 272 (1996), 263-267<br />

[2] Alexander, B.L. et al., Gene Ther. 14 (2007),1439-1447<br />

[3] Singer, O., Verma, I.M., Curr Gene Ther. 8 (2008), 483-488<br />

[4] Baum, C. et al., Hum Gene Ther. 17 (2006), 253-263<br />

[5] Cornils, K. et al., Mol Ther. 17 (2009), 131-143<br />

[6] Zychlinski, D. et al., Mol Ther. 16 (2008), 718-725<br />

[7] Wu, X. et al., Science 300 (2003),1749-1751<br />

[8] Wang, G.P. et al., Genome Res. 17 (2007), 1186-1194<br />

[9] Suerth, J.D. et al., J Virol. 84 (2010), 6626-6635<br />

[10] Weber, K. et al., Mol Ther. 16 (2008), 698-706<br />

[11] Weber, K. et al., Gene Ther. 17 (2010), 511-520<br />

[12] Barese, C.N., Dunbar, C.E., Hum Gene Ther. 22 (2011),<br />

659-668<br />

[13] Giepmans, B.N. et al., Science 312 (2006), 217-224<br />

[14] Chalfie, M., PNAS USA, 106 (2009), 10073-10080<br />

[15] Shaner, N.C. et al., Nat Methods 2 (2005), 905-909<br />

[16] Vafaizadeh, V. et al., Stem Cells 28 (2010), 928-938<br />

[17] Weber, K. et al., Nat Med. 17 (2011), 504-509<br />

[18] Fehse, B. et al., Gene Ther. 11 (2004), 879-881<br />

[19] Kustikova, O.S. et al., Blood 102 (2003), 3934-9397<br />

Wir möchten uns bei vielen Kollegen bedanken, die uns mit<br />

Zellen und Konstrukten unterstützt haben: H. Wege (Universitätsklinikum<br />

Hamburg-Eppendorf) für FH-hTERT Zellen, R.Y.<br />

Tsien (Howard Hughes Medical Institute) mCherry cDNA, A.<br />

Miyawaki (RIKEN) und T. Schroeder (Institute for Stem Cell Research)<br />

Venus cDNA und D.W. Piston (Vanderbilt-Ingram Cancer<br />

Center) für Cerulean cDNA. Durchflusszytometrie wurde in der<br />

FACS Sorting Core Unit des Universitätsklinikums Hamburg-<br />

Eppendorf durchgeführt. Konfokale Mikroskopie wurde mit<br />

Hilfe von O. Bruns (Heinrich-Pette-Institut Hamburg) in Zusammenarbeit<br />

mit dem Nikon Application Center Norddeutschland<br />

durchgeführt. Diese Arbeit wurde unterstützt durch die Deutsche<br />

Forschungsgemeinschaft (SFB841 an B.F. und D.B.) und<br />

die Nachwuchsförderung des Forschungsförderungsfonds der<br />

Medizinischen Fakultät Hamburg (NWF-12/09 an K.W.).<br />

Korrespondenzadresse<br />

Prof. Dr. Boris Fehse<br />

Forschungsabteilung Zell- und Gentherapie<br />

Klinik für Stammzelltransplantation<br />

Onkologisches Zentrum – UCCH<br />

UK Hamburg-Eppendorf<br />

Martinistr. 52, 20246 Hamburg<br />

Tel./Fax: +49-40-7410-55518/-55468<br />

8 | 13. Jahrgang | Nr. 1/2012 LABORWELT


Expertenpanel Krebszellanalyse<br />

Real-time Tumor-Imaging<br />

Bereits seit 60 Jahren träumen Krebschirurgen davon, Tumore spezifisch anzufärben und<br />

diese dann während der Operation besser sichtbar machen zu können. Denn ein verbessertes<br />

Erkennen und Entfernen des Tumorgewebes verspricht bessere Aussichten für die Patienten.<br />

Bisherige krebsspezifische Farbstoffe blieben indes meist im Tierversuchsstadium, weil ihre<br />

Eigenschaften nicht ohne weiteres auf den Menschen übertragen werden können und daher die<br />

Kosten klinischer Studien von mehr als 1 Mio. Euro als zu risikoreich galten. Zusätzlich erfassten<br />

Fluoreszenzkameras nicht nur die Fluoreszenz, die von den markierten Zellen ausging, sondern<br />

auch die Eigenfluoreszenz, Reflexion, Streuung etc. Angesichts der Zulassung der ersten klinischen<br />

Studien zum intraoperativen Tumor-Imaging befragte LABORWELT einen Farbstoff- und<br />

einen Kamera-Experten, was sich geändert hat und wohin die Entwicklung geht.<br />

Werner Scheuer<br />

Dr. Werner Scheuer,<br />

ist Forschungsleiter<br />

in der Abteilung<br />

pRED, Discovery<br />

Oncology, bei Roche<br />

Diagnostics GmbH<br />

in Penzberg.<br />

LABORWELT<br />

Welche Methoden gibt es, Tumorzellen spezifisch<br />

zur Fluoreszenz anzuregen, und wo liegen<br />

ihre jeweiligen Stärken und Schwächen<br />

Scheuer<br />

Die beste Methode, um spezifisch Tumorzellen<br />

zu identifizieren, ist der gezielte Einsatz von<br />

mit einem Fluoreszenzfarbstoff markierten<br />

Antikörpern, die gegen ein Tumor-assoziiertes<br />

Zelloberflächen-Antigen gerichtet sind. Entsprechende<br />

Antikörper-Fluorophor-Konstrukte<br />

bilden die Grundlage des FACS-Verfahrens, das<br />

bereits seit Jahren eingesetzt wird, um Tumorzellen<br />

ex situ zu identifizieren. Zusätzlich werden<br />

diese Antikörper zur immunhistochemischen<br />

Untersuchung von Krebs in Gewebebiopsien<br />

eingesetzt. Das „Krebsantigen“ sollte dabei<br />

funktionell am Wachstum des Primärtumors<br />

beteiligt sein und mit dem Schweregrad der<br />

Erkrankung korrelieren. Sogenannte Quantum<br />

dots weisen zwar exzellente (Fluoreszenz-)<br />

Eigenschaften auf, aber sie können sich in der<br />

Leber anreichern oder von Makrophagen aufgenommen<br />

werden und sind oft toxisch. Auch<br />

wurden Antikörper eingesetzt, die mit radioaktiven<br />

Isotopen markiert waren. Diese zeigten<br />

aber Nachteile wie eine geringe Auflösung und<br />

eine kurze Lebensdauer beziehungsweise Halbwertszeit.<br />

Um für den intraoperativen Einsatz<br />

geeignet zu sein, muss ein krebsspezifischer<br />

Marker besondere Anforderungen erfüllen.<br />

Physikochemisch sind insbesondere eine hohe<br />

Quantenausbeute, eine Emission im fernen<br />

Infrarotbereich, hohe Fluoreszenzstabilität<br />

und Lagerfähigkeit, Nichttoxizität sowie eine<br />

einfache und wirtschaftliche Produktion gefordert.<br />

Das Ankoppeln des Fluoreszenzlabels<br />

an den Antikörper sollte in einer Ein-Schritt-<br />

Reaktion erfolgen und nicht die Bindungskinetik<br />

an das Zielantigen stören. Zahlreiche<br />

Fluorophore müssen zudem optimiert werden,<br />

um Fluoreszenzbleaching zu vermeiden. Das<br />

Fluorophor-Antikörper-Konstrukt muss nach<br />

intravenöser Applikation eine optimale Serumstabilität<br />

aufweisen. Zudem ist seine Sicherheit<br />

in Cynomolgus-Makaken nachzuweisen. All<br />

dies erfüllen zwei an den Fluoreszenzfarbstoff<br />

IRDye800CW gekoppelte neue Antikörperkonstrukte,<br />

von denen einer unlängst die Zulassung<br />

für klinische Tests erhalten hat: der gegen das<br />

teils membrangebundene Antigen VEGF gerichtete<br />

Antikörper Avastin-IRDye800CW wird bereits<br />

ab diesem Herbst klinisch getestet. Danach<br />

sind auch Studien mit einem gegen den Her2/<br />

neu-Rezeptor gerichteten Antikörper Herceptin-<br />

IRDye800CW geplant. Sie sollen mikrodosiert<br />

(Faktor 100 unter minimaler Wirkkonzentration<br />

des therapeutischen Antikörpers) verabreicht<br />

werden. Gegenüber Labeling-Ansätzen, die auf<br />

die Spaltung fluoreszenzgelöschter Peptide<br />

durch Krebszellproteasen setzen, weisen die<br />

zugelassenen Label den Vorteil auf, nicht in die<br />

Zelle aufgenommen und dort möglicherweise<br />

abgebaut zu werden.<br />

Go van Dam<br />

Prof. Dr. Gooitzen van<br />

Dam, Principal Investigator,<br />

Forschungsgruppe<br />

„Intraoperatives<br />

Optisches Imaging“,<br />

Abt. Chirurgie,<br />

Univ. Groningen.<br />

LABORWELT:<br />

Wo liegen die Stärken und Schwächen der derzeitigen<br />

NIR-Fluoreszenz-Kamerasysteme, die<br />

zum intraoperativen Tumorimaging genutzt<br />

werden sollen<br />

van Dam:<br />

Momentan gibt es nur ein einziges tatsächlich<br />

klinisch angewandtes Infrarot-Fluoreszenzkamerasystem,<br />

das Chirurgen in Kombination<br />

mit krebsspezifischen Fluoreszenzfarbstoffen<br />

hilft, zwischen Tumorgewebe und gesundem<br />

Gewebe zu unterscheiden. Es wurde<br />

von Vasilis Ntziachristos entwickelt, der am<br />

Helmholtz-Zentrum München und der Technischen<br />

Universität München forscht, und von<br />

unserer Gruppe im vergangenen Jahr erstmals<br />

an Patientinnen mit Eierstockkrebs getestet.<br />

Alle anderen Imaging-Systeme, die bisher<br />

mit demselben Ziel entwickelt wurden, sind<br />

videographische Systeme. Das Photodynamic<br />

Eye von Hamamatsu Photonics, das Fluobeam-System<br />

von Fluooptics aus Grenoble,<br />

das von der kanadischen Novadaq entwickelte<br />

Spy Imaging System oder das Artemis-System<br />

von O2view haben eines gemeinsam – sie<br />

machen Videos, indem sie lediglich ein Bild<br />

aufnehmen, ohne das physikalische Verhalten<br />

des Lichtes im Gewebe zu berücksichtigen. Sie<br />

korrigieren nicht die Signalabschwächung,<br />

weder durch Streuung oder Absorption noch<br />

durch die Gewebeeigenschaften.<br />

Das waren genau die Herausforderungen,<br />

denen sich Vasilis gegenübersah, als<br />

er 2001/2002 mit der Entwicklung seines<br />

Systems begann: Lediglich eine Epifluoreszenzkamera<br />

zu montieren, war nicht genug.<br />

Denn ein Großteil der Signale ging infolge der<br />

Absorption des Blutes verloren, oder bedingt<br />

durch die Lichtstreuung an Fettgewebe.<br />

Von der physikalischen Seite her, also<br />

der In strumentation, unterscheiden sich<br />

die Kamerasysteme nicht wesentlich. Der<br />

maßgebliche Unterschied besteht in der<br />

Daten akquisition und -analyse. Das Fluoreszenzsignal<br />

wird beim multispektralen<br />

Imagingsystem mit Hilfe eines patentierten<br />

Algorithmus korrigiert, der die Gewebeeigenschaften<br />

berücksichtigt. In Maus-Modellen<br />

konnten wir mit dieser Imagingtechnik die<br />

Rate falsch-positiver und falsch-negativer<br />

Ergebnisse bereits erheblich verringern.<br />

Das aktuelle System erreicht dies durch die<br />

simultane Detektion multipler Wellenlängen,<br />

verbesserte Algorithmen und fortschrittene<br />

Graphic Processing Units (GPU). Eine gut<br />

durch den Chirurgen zu bedienende Software<br />

ermöglicht es, für jeden Patienten und seinen<br />

individuellen Tumor eine Kalibrierung durchzuführen<br />

und anschließend real-time-Bilder<br />

aufzunehmen. Das System schafft damit die<br />

Grundlage dafür, Tumore schon während der<br />

Operation besser zu erkennen, besser zu entfernen<br />

und damit die Prognose der Patienten<br />

maßgeblich zu verbessern. In Pilotstudien im<br />

vergangenen Jahr haben wir bereits zeigen<br />

können, dass das System Eierstocktumore<br />

mit siebenmal höherer Auflösung erkennt<br />

als das menschliche Auge allein. In klinischen<br />

Studien, die in diesem Jahr an der Majo-Klinik<br />

in Rochester beginnen, soll dies an einer<br />

größeren Anzahl von Patienten statistisch<br />

untermauert werden.<br />

www.laborwelt.de<br />

LABORWELT 13. Jahrgang | Nr. 1/2012 | 9


Krebszellanalyse Paperwelt<br />

DNA-Methylierung<br />

als Marker für die<br />

Chemotherapie-Resistenz<br />

Matthias P.A. Ebert, Marc Tänzer, M.A., Benjamin Balluff, M.Sc., Elke Burgermeister,<br />

Antje Karen Kretzschmar, David J. Hughes, Reimo Tetzner, Catherine Lofton-Day, Robert<br />

Rosenberg, Anke C. Reinacher-Schick, Karsten Schulmann, Andrea Tannapfel, Ralf<br />

Hofheinz, Christoph Röcken, Gisela Keller, Rupert Langer, Katja Specht, Rainer Porschen,<br />

Jan Stöhlmacher-Williams, Tibor Schuster, Philipp Ströbel, and Roland M. Schmid: TFAP2E-<br />

DKK4 and chemoresistance in colorectal cancer, N Engl J Med. 2012 Jan 5;366(1):44-53<br />

Dass die Inaktivierung von Transkriptionsfaktoren durch DNA-Methylierung einen Hinweis auf<br />

das Ansprechen auf eine Chemotherapie geben könnte, haben Ebert et al in einer retrospektiven<br />

Studie mit initial 78 Patienten mit fortgeschrittenem kolorektalen Karzinom gefunden.<br />

Wurde der Transkriptionsfaktor TFAP2-e infolge einer Hypermethylierung weniger exprimiert,<br />

nahmen zugleich die Expression des DKK4-Gens sowie die Therapieresistenz gegenüber dem<br />

Chemotherapeutikum 5-Fluoruracil (5-FU) zu. In vier weiteren Kohorten mit insgesamt 220<br />

radio- oder chemotherapiebehandelten Patienten ließ sich der Zusammenhang erhärten. Es<br />

zeigte sich ein signifikanter Zusammenhang zwischen der TFAP2-e-Hypermethylierung und<br />

5-FU-Therapieresistenz. Umgekehrt sprachen Patienten mit TFAP2-e-Hypomethylierung mit<br />

sechsfach erhöhter Wahrscheinlichkeit auf die Chemotherapie an. Prospektive Studien und<br />

die Untersuchung der funktionellen Rolle von Dkk4 im Wnt-Signalweg sollen nun helfen zu<br />

klären, ob sich die DNA-Methylierung zur Vorhersage des Therapieansprechens eignet.<br />

LABORWELT:<br />

Was sind Ihre wichtigsten Ergebnisse<br />

Ebert:<br />

Wir konnten mit unserer Arbeit zeigen, dass<br />

das epigenetisch regulierte Gen TFAP2-e in<br />

einer Vielzahl von kolorektalen Karzinomen<br />

methyliert und damit inaktiviert vorliegt.<br />

Wir haben zudem Hinweise gefunden, dass<br />

diese Hypermethylierung Einfluss auf das<br />

Ansprechen dieser Tumore auf eine Chemotherapie<br />

mit 5-Fluoruracil nimmt. Mechanistisch<br />

scheint es die TFAP2-e-Methylierung zu<br />

einer stärkeren Expression des DKK4-Gens<br />

zu führen, das zum Wnt-Signalweg gehört.<br />

Diese Ergebnisse sind retrospektiv erhoben<br />

worden. Deshalb der Konjunktiv. Ich möchte<br />

ich keine falschen Hoffnungen wecken, bevor<br />

die Resultate nicht in einer prospektiven Studie<br />

bestätigt wurden.<br />

LABORWELT:<br />

Wie sind Sie experimentell vorgegangen<br />

Ebert:<br />

Nachdem wir gesehen hatten, dass bei TFAP2-e<br />

bei etwa 50% der Patienten methyliert vorlag,<br />

haben wir uns mit dessen Funktion beschäftigt.<br />

Wir haben festgestellt, dass es keinen besonderen<br />

Einfluss auf Zellwachstum- und -teilung<br />

hat. Aber wenn wir die Zellen mit 5-Fluoruracil<br />

behandelt haben, konnten wir sehen, dass sie<br />

unterschiedlich reagiert haben, je nachdem<br />

ob das TFAP-Gen methyliert vorlag oder nicht.<br />

Wir haben dann einen Screen gemacht, indem<br />

wir das TFAP in Zellen überexprimiert haben<br />

und mittels Microarrays die Auswirkung auf<br />

verschiedene Kandidatengene untersucht haben.<br />

Dabei fiel das DKK4-Gen auf. Aus anderen<br />

Publikationen war von DKK4 bereits bekannt,<br />

dass das Gen möglicherweise eine Rolle bei<br />

der Chemotherapieresistenz spielt. In einem<br />

weiteren Schritt haben wir dann gezeigt, dass<br />

es einen engen Zusammenhang zwischen der<br />

TFAP2-e-Methylierung und der dadurch induzierten<br />

DKK4-Überexpression gibt.<br />

LABORWELT:<br />

Wissen Sie schon, wie häufig der Marker bei<br />

kolorektalem Karzinom und bei anderen<br />

Krebsarten vorkommt<br />

Ebert:<br />

Die Häufigkeit der Methylierung in kolorektalen<br />

Karzinomen liegt nach unseren Ergebnissen<br />

bei etwa 50% . Wir sind dabei, dies auch in<br />

anderen Krebsarten zu untersuchen.<br />

LABORWELT:<br />

Was ist ihr Ziel dabei<br />

Ebert:<br />

Wir beschäftigen uns ja primär mit der Frage,<br />

warum die Chemotherapie bei einem Patienten<br />

wirkt und bei dem anderen nicht. Man<br />

würde gerne bei der Vielzahl von Substanzen,<br />

die zur Verfügung stehen, für jeden Patienten<br />

die ideale Zusammensetzung von Wirkstoffen<br />

Prof. Dr. Matthias Ebert<br />

Prof. Dr. Matthias Ebert Jahrgang 1968, ist<br />

seit 2011 Direktor der II. Medizinischen Klinik<br />

des Universitätsklinikums Mannheim<br />

der Universität Heidelberg. Der gebürtige<br />

Münchener wurde 1995 an der Universität<br />

Ulm promoviert und habilitierte<br />

sich 2002 als Facharzt für Innere Medizin.<br />

Nach Spezialisierung auf das Gebiet<br />

Gastro enterologie erhielt der Heisenberg-<br />

Stipendiat (2002-2004) einen Ruf auf eine<br />

Professur für Klinische und Molekulare<br />

Gastroenterologie an die TU München<br />

(2006). Drei Jahre später wurde er zum Direktor<br />

des Roman-Herzog-Krebszentrums<br />

München bestellt. Eberts wissenschaftliches<br />

Interesse gilt der Pathogenese und<br />

Progression des Magenkarzinoms sowie<br />

der klinischen und translationalen Onkologie,<br />

insbesondere der Biomarkeranalyse.<br />

Der Inhaber mehrerer Patente hat<br />

mehr als 100 wissenschaftliche Arbeiten<br />

veröffentlicht.<br />

finden, auf die dessen Tumor gut anspricht.<br />

Wir und viele andere Gruppen denken, dass<br />

Biomarker dabei hilfreich sein können. Unser<br />

Marker zeigt, dass epigenetisch regulierte<br />

Gene ein möglicher Ansatzpunkt für die Vorhersage<br />

des Therapieansprechens sind. Die<br />

Befunde müssen aber, wie gesagt, durch prospektive<br />

Studie, also an noch nicht behandelten<br />

Patienten, zunächst abgesichert werden. Wir<br />

sind dabei, eine entsprechende Forschungsförderung<br />

zu beantragen. Erst danach werden<br />

wir soweit sein, einen entsprechenden Test zu<br />

etablieren, der die Wahrscheinlichkeit auf 5-FU<br />

anzusprechen, vorhersagt.<br />

LABORWELT:<br />

Wie gehen Ihre Arbeiten jetzt weiter<br />

Ebert:<br />

Wir untersuchen die Rolle der TFAP-Methylierung<br />

auch in anderen Tumoren, und wir<br />

schauen uns auch andere Chemotherapeutika<br />

an. Drittens planen wir mit verschiedenen<br />

Partnern die angesprochene prospektive Studie,<br />

und viertens, wollen wir weiter aufklären,<br />

welche funktionelle Rolle Dkk4 tatsächlich bei<br />

der Chemotherapieresistenz spielt.<br />

10 | 13. Jahrgang | Nr. 1/2012 LABORWELT


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Krebszellanalyse Mikrofluidik<br />

Isolierung zirkulierender<br />

Tumorzellen<br />

DI (FH) Markus Gusenbauer, Dr. Thomas Schrefl, Fachhochschule St. Pölten<br />

Die Analyse der Menge zirkulierender Tumorzellen im Blut ermöglicht die Kontrolle des Erfolges<br />

einer Krebstherapie sowie die Überwachung des Tumorwachstums. Doch die Konzentration<br />

der Zellen im Blut ist niedrig, so dass ihre Anreicherung oder Isolierung erforderlich ist.<br />

Mikrofluidik-Chips zur Isolierung zirkulierender Tumorzellen werden in naher Zukunft eine<br />

wichtige Rolle beim Therapiemonitoring von Krebserkrankungen spielen. In miniaturisierten<br />

Fluid-Kanälen bilden magnetische Partikel Ketten, deren Abstand sich durch gezielte magnetische<br />

Quellenfelder manipulieren lässt. Die so entstandene Struktur eignet sich als Filter<br />

zur Isolierung der zirkulierenden Tumorzellen. Der hier vorgeschlagene Chip kombiniert die<br />

mechanische und die biomagnetische Filterung. Mit Hilfe von Computersimulation kann der<br />

Chip entwickelt und optimiert werden.<br />

Im Blut zirkulierende Tumorzellen (circulating<br />

tumor cells, CTCs) können für eine<br />

effektive und zielgerichtete Behandlung<br />

von Krebserkrankungen von Nutzen sein. Sie<br />

lösen sich vom Primärtumor und gelangen<br />

in den Blutkreislauf. Von dort können sie<br />

auch weitentfernte Organe erreichen. Aus<br />

diesem Grund entstehen oft tödliche Metastasen<br />

auch nach erfolgreicher Beseitigung<br />

eines Krebsgeschwürs. Durch die erstmalige<br />

Beobachtung (1869) dieser den Tumorzellen<br />

ähnelnden Zellen ergab sich ein neues diagnostisches<br />

Potential 1 . Lange war es jedoch<br />

nicht möglich, zirkulierende Tumorzellen<br />

erfolgreich aus dem Blutstrom zu extrahieren.<br />

Allein durch die Abschätzung der Zahl der<br />

im Blut zirkulierenden Tumorzellen können<br />

Rückschlüsse auf den Status der Tumorerkrankung<br />

gezogen werden. Eine genauere Analyse<br />

einzelner Zellen führt zusätzlich zu einem<br />

verbesserten Verständnis der Biologie der<br />

verschiedenen Krebsarten und Metastasen.<br />

Der geringe Anteil an erkrankten Zellen im<br />

Blut erschwert aber die erfolgreiche Filterung.<br />

Es befindet sich nur etwa eine zirkulierende<br />

Tumorzelle unter mehreren hundert Millionen<br />

Blutzellen.<br />

Exitierendende Extraktionsmethoden<br />

für zirkulierende Tumorzellen<br />

In den letzten Jahren hat die Krebszellforschung<br />

erhebliche Fortschritte gemacht, auch<br />

bei der Analyse zirkulierender Tumorzellen. Es<br />

ist bereits möglich, einzelne Zellen aus dem<br />

Blut zu filtern und zu analysieren. Der Aufwand<br />

– sei es an Zeit oder an Geldmitteln – ist<br />

aber meist noch enorm. Es werden verschiedenste<br />

Technologien ineinander geschachtelt,<br />

um mit einzelnen Zellen arbeiten zu können.<br />

Im Fall der zirkulierenden Tumorzellen heißt<br />

das, dass durch mehrere Filtervorgänge die<br />

Zahl der nicht gesuchten Blutzellen stetig<br />

verringert wird.<br />

Der einfachste Ansatz der Filterung ist physikalischer<br />

Natur. Dazu wird der Größen- und<br />

Elastizitätsunterschied zwischen entarteten<br />

und gesunden Zellen genutzt. Zirkulierende<br />

Tumorzellen sind normalerweise etwas<br />

größer und lassen sich weniger deformieren<br />

als zum Beispiel rote Blutkörperchen. Dieses<br />

Wissen führte unter anderem zu mechanischen<br />

Membranfiltern 2 . Einige weiße Blutkörperchen<br />

überschneiden sich aber in der<br />

Größenbandbreite mit den CTCs. Das führt<br />

zu nicht-eindeutigen Ergebnissen in der Filterausbeute<br />

– das Verhältnis zirkulierender<br />

Tumorzellen zu den restlichen Blutzellen wird<br />

also zwar minimiert, aber sie werden nicht<br />

vollständig voneinander getrennt.<br />

Eine weitere Möglichkeit zur CTC-Aufreinigung<br />

ist der Einsatz von Antikörper-beschichteten<br />

Oberflächen, an denen das Blut vorbeigeführt<br />

wird. EpCAM-Proteine (epithelial<br />

cell adhesion molecule) können Tumorzellen<br />

epithelialen Ursprungs gezielt einfangen,<br />

während Blutzellen nicht an den Faktor binden.<br />

Tumorzellen anderen Ursprungs können<br />

durch spezielle Bindungsfaktor-Cocktails 3<br />

angereichert werden. Die Wahrscheinlichkeit,<br />

dass eine zirkulierende Tumorzelle die spezielle<br />

Oberfläche berührt, ist dabei entscheidend<br />

für die erfolgreiche Extraktion. Eine Lösung ist<br />

die Generierung von Mikrosäulen in den Kanälen<br />

des CTC-Chips. Durch sie wird ein großes<br />

Oberflächen- zu Volumenverhältnis 4 erzielt.<br />

Eine unregelmäßige Anordnung solcher Säulen<br />

erhöht die Kontaktwahrscheinlichkeit 3 .<br />

Ein zweiter Ansatz, die Wahrscheinlichkeit<br />

des Aufeinandertreffens des Fängermoleküls<br />

mit einer CTC zu erhöhen, kommt ohne Mikrosäulen<br />

aus. Fischgrätenförmige Muster an<br />

Wänden der Kanäle des CTC-Chips führen zu<br />

genügend Turbulenzen, um Kolli sionen der<br />

„Fängermoleküle“ mit den zirkulierenden<br />

Tumorzellen herbeizuführen 5 .<br />

Um neuartige Antikörper für alle bekannten<br />

und noch unbekannten Tumorzellen zu finden,<br />

werden allerdings eine große Zahl an einzelnen<br />

zirkulierenden Tumorzellen benötigt.<br />

Erst nach erfolgreicher Charakterisierung aller<br />

Zellen kann eine optimale Ausbeute erfolgen.<br />

Das heißt aber, eine Affinitätsfilterung allein<br />

führt derzeit noch nicht zum gewünschten<br />

Resultat.<br />

Kombination von Vorteilen<br />

Abb. 1: Dynamischer Mikrofluidik-Chip. (a) Magnetische Partikel, (b) Kettenbildung und<br />

Erzeugen der Filterstruktur, (c) Mechanische und biomagnetische Filterung, (d) Ausspülen<br />

der Blutzellen und Isolation der Krebszellen.<br />

Durch unterschiedliche Abstände von funktionalisierten<br />

Mikrosäulen können die mechanische<br />

und Affinitäts-Filterung kombiniert<br />

werden 6 . Dadurch wird eine hohe Filter-<br />

12 | 13. Jahrgang | Nr. 1/2012 LABORWELT


Mikrofluidik Krebszellanalyse<br />

effizienz erreicht. Unsere Forschungsgruppe<br />

an der Fachhochschule St.Pölten beschäftigt<br />

sich derzeit mit der Entwicklung eines<br />

Simulationstools für Microfluidik-Chips im<br />

Rahmen des Projekts „Tunable microfluidic<br />

chips for isolating circulating cancer cells“<br />

der Life Science Krems GmbH. In dieser<br />

Arbeit werden magnetische Teilchen mit<br />

Antikörpern funktionalisiert. Mit Hilfe eines<br />

externen Magnetfeldes können dann gezielt<br />

Filterstrukturen, zum Beispiel in CTC-Chips,<br />

erzeugt werden. Durch die Kombination von<br />

mechanischen Filterketten und den affinen<br />

Partikeln lässt sich eine besonders gute Filtereffizienz<br />

erzielen.<br />

Abbildung 1 zeigt den Ablauf einer Filterung<br />

von zirkulierenden Tumorzellen:<br />

a. Zu Beginn werden die oben erwähnten<br />

weichmagnetischen Partikel in einen Microfluid-Chip<br />

beliefert. Diese Teilchen sind<br />

mit speziellen Antikörpern beschichtet, an<br />

die die Tumorzellen sich anheften.<br />

b. Durch Anlegen eines magnetischen Gradientenfeldes<br />

bilden diese magnetischen<br />

Beads Ketten in genau definierten Positionen.<br />

Deren Abstände können durch<br />

Veränderung des Magnetfeldes gesteuert<br />

werden.<br />

c. Sobald diese Partikelketten in Position<br />

sind, beginnt die Zuleitung der Blutprobe.<br />

Durch die Kombination von Größenfilterung<br />

und Affinitätsbindung mit speziellen<br />

Antikörpern bleiben nur die zirkulierenden<br />

Tumorzellen haften.<br />

d. Diese können dann mit einem Mikroskop<br />

analysiert und für weitere Tests verwendet<br />

werden.<br />

Optimierung der Filtereffizienz durch<br />

Simulationen<br />

Abb. 2: (a) Computermodell eines roten<br />

Blutkörperchens. (b) Simulation der<br />

Deformation einer Brustkrebszelle<br />

an der Filterstruktur<br />

Wie auch in vielen anderen Bereichen können<br />

Computersimulationen das Verständnis von<br />

teuren, komplizierten oder schlecht erkennbaren<br />

Vorgängen verbessern. Alle derzeit<br />

verfügbaren Filtermethoden konnten bisher<br />

nur durch „trial-and-error“-Experimente<br />

entwickelt werden. Das führte zwar zu teilweise<br />

ansprechenden Resultaten, aber eine<br />

vollständige Trennung der Zellen konnte noch<br />

nicht erreicht werden. An der Fachhochschule<br />

arbeiten wir derzeit mit Hochdruck an einer<br />

Simulationsumgebung für einen vollständigen<br />

Filtervorgang zirkulierender Tumorzellen.<br />

Die Problemstellung verbindet Mikromagnetismus,<br />

Strömungs- und Zellularmechanik.<br />

EpCAM-behaftete weichmagnetische Partikel<br />

bewegen sich in einem magnetischen Gradientenfeld.<br />

Im Zusammenspiel mit Kräften<br />

der Blutströmung kann die genaue Position<br />

der magnetischen Partikel im Mikrofluid-Chip<br />

berechnet werden. Dadurch können, wie in<br />

Abbildung 1 gezeigt, Kettenstrukturen erzeugt<br />

werden. Das Zusammenspiel eines homogenen<br />

und des Gradientenfeldes emöglicht zudem<br />

die Variation der Filterabstände zwischen<br />

diesen Ketten 7 .<br />

Das Modell der Blutzelle wird als eine<br />

Oberflächenmembran mit interagierenden<br />

Teilchen beschrieben 8 . Ein spezielles Masse-<br />

Feder-System ermöglicht die genaue Nachbildung<br />

realer Strömungsbewegungen. Ein rotes<br />

Blutkörperchen besteht aus einem Zytoskelett<br />

und einer umschließenden Membran. Für die<br />

Computermodellierung wird nur die Membran<br />

zu Rate gezogen (Abb. 2a). 400 Oberflächenteilchen<br />

sind funktionell miteinander<br />

verbunden. Es wirken eine konstante Oberflächen-<br />

bzw. Volumenkraft, eine Federkraft<br />

und eine winkelabhängige Kraft. Mit einer<br />

optimalen Einstellung dieser vier Parameter<br />

kann ein nahezu reales Verhalten gesunder<br />

und kranker Blutzellen nachgestellt werden.<br />

Hauptaugenmerk werden auf das konstante<br />

Oberflächen und Volumen von Blutzellen gelegt.<br />

Den Rest erledigen Federkräfte zwischen<br />

den Teilchen und winkelabhängige Belastungen<br />

der Membranoberfläche. Zur Validierung<br />

werden die Modelle real durchgeführten Belastungsproben<br />

gegenübergestellt. Beispielsweise<br />

werden Blutzellen mit einer optischen<br />

Laserpinzette in die Länge gezogen 9 . Das<br />

Verhältnis von Längen- zu Breitendurchmesser<br />

bei konstanter Kraft ist ein wichtiger Faktor<br />

für ein korrektes Modell. In ähnlicher Weise<br />

lassen sich Krebzellen simulieren. Abbildung<br />

2b zeigt die Deformation einer Brustkrebszelle<br />

beim Durchgang zwischen zwei Ketten aus<br />

magnetischen Partikeln.<br />

Zusammenfassung und Ausblick<br />

Die Zahl der Technologien zur Isolierung von<br />

zirkulierenden Tumorzellen hat in den letzten<br />

Jahren stark zugenommen. Jede einzelne<br />

dieser Methoden scheitert aber derzeit noch<br />

an einer kompletten Trennung von den restlichen<br />

Blutzellen. Die Kombination von mechanischer<br />

und Affinitäts-basierter Filterung<br />

ermöglicht es, die Effizienz zu erhöhen. Für<br />

eine eindeutige Diagnose fehlt es aber an der<br />

Genauigkeit der erwähnten Mechanismen.<br />

Aufgrund der methodenabhängigen Ausbeute<br />

ist ein Vergleich verschiedener Technologien<br />

schwer möglich. Unser Team entwickelt<br />

derzeit eine Simulationsumgebung, um die<br />

Isolaterung zirkulierender Tumorzellen zu<br />

optimieren. Diese Resultate werden wichtige<br />

Erkenntnisse für den Bau zukünftiger<br />

„lab-on-a-chip“-Methoden liefern. Es werden<br />

dringend große Mengen an einzelnen Tumorzellen<br />

benötigt, um molekularbiologische<br />

Untersuchungen durchführen zu können.<br />

Der Bildung von Metastasen kann nur durch<br />

ausreichendes Wissen über die zirkulierenden<br />

Tumorzellen entgegengewirkt werden.<br />

Danksagung<br />

Die Autoren bedanken sich für aufschlussreiche<br />

Diskussionen mit Dr. Martin Pecherstorfer,<br />

Dr. Martin Brandl, Dr. Hubert Brückl und<br />

Dr. Ivan Cimrak und für die finanzielle Unterstützung<br />

der Life Science Krems GmbH.<br />

Literatur<br />

[1] Ashworth, T. R (1869). „A case of cancer in which cells<br />

similar to those in the tumours were seen in the blood<br />

after death“. Australian Medical Journal 14: 146–7.<br />

[2] Lu B, Xu T, Zheng S et al. (2010) Parylene membrane<br />

slot filter for the capture, analysis and culture of viable<br />

circulating tumor cells. Proceedings of the IEEE 23rd<br />

International Conference on Micro Electro Mechanical<br />

Systems (MEMS):935–938<br />

[3] Dickson MN, Tsinberg P, Tang Z et al. (2011) Efficient<br />

capture of circulating tumor cells with a novel immunocytochemical<br />

microfluidic device. Biomicrofluidics<br />

5:034119-1–034119-15<br />

[4] Nagrath S, Sequist LV, Maheswaran S et al. (2007) Isolation<br />

of rare circulating tumour cells in cancer patients by<br />

microchip technology. Nature 450:1235–1239<br />

[5] Stott SL, Hsu CH, Tsukrov DI et al. (2010) Isolation of<br />

circulating tumor cells using a microvortex-generating<br />

herringbone-chip. Proc Natl Acad Sci USA 107:18392–<br />

18397<br />

[6] Maimonis PJ, Merdek K, Dietenhofer K et al. (2010)<br />

Affinity and size capture of circulating tumor cells: a<br />

platform for increased sensitivity. Fourth AACR International<br />

Conference on Molecular Diagnostics in Cancer<br />

Therapeutic Development, Sep 27–30:B5<br />

[7] Gusenbauer, Markus, Kovacs, Alexander, Reichel, Franz,<br />

Exl, Lukas, Bance, Simon, Özelt, Harald, and Schrefl,<br />

Thomas: Self-organizing magnetic beads for biomedical<br />

applications, Journal of Magnetism and Magnetic Materials<br />

324(6), volume 324, 977–982, 2012<br />

[8] M. Dupin, I. Halliday, C. Care, L. Alboul, Modeling the<br />

flow of dense suspensions of deformable particles in<br />

three dimensions, Phys Rev E Stat Nonlin Soft Matter<br />

Phys. 75 (2007)<br />

[9] S. Henon, G. Lenormand,A. Richert,F. Gallet,A new<br />

determination of the shear modulus of the human erythrocyte<br />

membrane using optical tweezers (1999).doi:16/<br />

S0006-3495(99)77279-6<br />

Korrespondenzadresse<br />

Dr. Thomas Schrefl<br />

Fachhochschule St. Pölten<br />

Matthias-Corvinus-Straße 15<br />

3100 St. Pölten, Österreich<br />

Tel.: +43-2742-313228-313<br />

Fax: +43-2742-313228-609<br />

thomas.schrefl@fhstp.ac.at<br />

www.laborwelt.de<br />

LABORWELT 13. Jahrgang | Nr. 1/2012 | 13


Krebszellanalyse Krebsmarker<br />

Validierung neuer Protein-<br />

Biomarker im Kampf<br />

gegen Prostatakrebs<br />

Dr. Kathrin Endt, Dr. Ralph Schiess, ProteoMediX AG, Schlieren, Schweiz<br />

Prostatakrebs zählt zu den am häufigsten diagnostizierten Krebsarten bei Männern und<br />

ist bei diesen nach Lungen- und Darmkrebs die dritthäufigste Todesursache. Im Jahr 2008<br />

wurde weltweit bei circa 900.000 Männern Prostatakrebs diagnostiziert, und 258.000 erlagen<br />

dieser Erkrankung. Dabei waren rund 30% der Betroffenen älter als 50 Jahre. Für eine<br />

erfolgreiche Behandlung von Prostatakrebs sollte die Erkrankung in einem möglichst frühen<br />

Stadium detektiert werden. Daher bemühen sich Forscher mit großer Anstrengung, bereits<br />

existierende Diagnosemöglichkeiten qualitativ zu verbessern und neue prognostische oder<br />

diagnostische Biomarker zu entdecken sowie zu validieren.<br />

Heute gängige Untersuchungsmethoden zum<br />

Nachweis des Prostatakarzinoms beinhalten die<br />

Bestimmung des PSA-Wertes im Patientenblut<br />

und eine Tastuntersuchung der Prostata. Der<br />

PSA-Wert bezieht sich dabei auf das sogenannte<br />

prostataspezifische Antigen – ein Protein, welches<br />

bei Prostatakrebs, aber auch bei Entzündungen<br />

oder einer Vergrößerung der Prostata<br />

vermehrt im Blut gemessen werden kann. Liefern<br />

sowohl die Tastuntersuchung als auch ein<br />

erhöhter PSA-Wert Hinweise für einen Verdacht<br />

auf Prostatakrebs, wird oft ein invasiver Eingriff<br />

– eine Biopsie –durchgeführt. Allerdings birgt<br />

der PSA-Test den großen Nachteil einer sehr<br />

hohen Rate an falsch-positiven Prostatakrebs-<br />

Diagnosen (bis zu 75%), was häufig eine unnötige<br />

Biopsie mit Nebenwirkungen wie Blutungen<br />

und Inkontinenz zur Folge hat. Bis heute wurde<br />

zudem kein optimaler PSA-Schwellenwert<br />

definiert. Eine Senkung dieses Wertes birgt die<br />

Gefahr, dass insignifikanter Krebs behandelt<br />

wird, welcher im natürlichen Lebensverlauf nur<br />

mit sehr geringer Wahrscheinlichkeit lebensbedrohlich<br />

würde. Überbehandlung ist somit<br />

eines der größten Risiken bei der Prostatakrebs-<br />

Diagnose 1, 2 . Aus diesem Grund ist die Suche und<br />

Validierung von weiteren Markern, welche die<br />

Spezifität der Prostatakrebs-Diagnose verbessern<br />

und eine Aussage über die Aggressivität<br />

ermöglichen, unabdingbar. Mit Hilfe der quantitativen<br />

Massenspektrometrie konnten wir nun<br />

neue, sehr spezifische Biomarker im Serum von<br />

Prostatakrebspatienten ermitteln.<br />

Quantitative Massenspektrometrie<br />

als Biomarker-Screening-Strategie<br />

Molekulare und genetische Biomarker spielen<br />

eine entscheidende Rolle in der klinischen<br />

Onkologie. Sie erlauben Prognosen darüber,<br />

ob eine Person Krebs entwickeln wird, oder<br />

geben Hinweise auf das jeweils vorliegende<br />

Krebsstadium. Zudem helfen diagnostische<br />

Biomarker dem Mediziner bei der Entscheidung<br />

über Behandlungsoptionen und bei der<br />

Identifizierung von Subpopulationen, die auf<br />

eine bestimmte Therapie ansprechen 3, 4 . Eine<br />

der größten Herausforderungen ist dabei das<br />

Auffinden von Biomarkern im Blut oder anderen<br />

Körperflüssigkeiten mittels nicht-invasiver<br />

Detektionsmethoden, um eine patientenspezifische<br />

medizinische Vorsorge und Behandlung<br />

für Krebserkrankungen anbieten zu können.<br />

Um neue prognostische und diagnostische<br />

Proteinbiomarker im Serum von Krebspatienten<br />

zu identifizieren, nutzen Wissenschaftler das<br />

mittlerweile enorme Wissen über genetische<br />

Veränderungen (Mutationen), die oft Veränderungen<br />

in Signalwegen zur Folge haben, welche<br />

die Entstehung von Krebs begünstigen.<br />

Mittels Proteomanalysen, die auf quantitativer<br />

Massenspektrometrie basieren, konnte<br />

kürzlich gezeigt werden, dass Prostatakrebsspezifische<br />

Mutationen zu einem gesteigerten<br />

Vorkommen von Proteinbiomarken im Serum<br />

führen 5 . Eine Inaktivierung des PTEN (Phosphatase<br />

und Tensin-Homolog)-Gens führt dabei zu<br />

einem veränderten Phosphatidylinositol-3-Kinase-<br />

(PI3K)-Signalweg 6 , welcher eine veränderte<br />

Produktion von Oberflächenproteinen und<br />

sekretorischen Proteinen des Prostatagewebes<br />

nach sich zieht 7 . Mit Hilfe eines Mausmodells,<br />

das durch den Verlust des Tumorsuppressor-<br />

Gens PTEN im Prostataepithelium charakterisiert<br />

ist, konnten unter Anwendung massenspektrometrischer<br />

Screening-Strategien 8<br />

Proteine mit unterschiedlichen Expressionsmustern<br />

in gesundem und krankem Gewebe<br />

von Mäusen identifiziert werden 6 . Diese in der<br />

Maus identifizierten potentiellen Biomarkerkandidaten<br />

wurden anschließend im Serum von<br />

77 Patienten mit lokalem Prostatakrebs sowie<br />

einer Kontrollgruppe (66 Personen mit einer<br />

gutartigen Prostatavergrößerung) gemessen.<br />

Eine Untersuchung des Prostatagewebes von<br />

Prostatakrebspatienten ergab, dass PTEN-<br />

Defekte in mehr als 70% aller Fälle eine Rolle<br />

spielen. Somit konnte auch die Relevanz des<br />

Mausmodells bestätigt werden.<br />

Neue prognostische und<br />

diagnostische Biomarker<br />

Abb. 1: Sechs charakteristische Kennzeichen für Krebs 10 . Die vier Serumbiomarker HYOU1,<br />

ASPN, CTSD und OLFM4 decken vier Bereiche der sechs Hauptmerkmale verschiedener<br />

Tumorstadien ab (abgeänderte Zeichnung von Hanahan et al., 2011).<br />

Der Datensatz an gemessenen Proteinen<br />

im menschlichen Blut konnte nun genutzt<br />

werden, um geeignete Biomarkerkandidaten<br />

zu selektieren und somit Vorhersagemodelle<br />

aufzubauen, welche beispielsweise eine Unterscheidung<br />

zwischen einem normalen oder<br />

anomalen PTEN-Status erlauben. Mit Hilfe<br />

von histologischen Gewebeuntersuchungen<br />

konnten die biologischen Eigenschaften des<br />

Tumors und seine Bösartigkeit genauer bestimmt<br />

werden. Dadurch konnte bei einem<br />

14 | 13. Jahrgang | Nr. 1/2012 LABORWELT


Tab. 1: Vergleich der testspezifischen<br />

Eigenschaften des PSA-Tests mit<br />

einer kombinierten Messung von<br />

PSA und den vier Serumproteinmarkern<br />

(HYOU1, ASPN, CTSD, OLFM4).<br />

Ein kombinierter Test von PSA und<br />

den vier diagnostischen Biomarkern<br />

liefert eine deutlich erhöhte Spezifität<br />

von 79% und führt somit zu einer<br />

Reduktion von falsch-positiven<br />

Diagnosen.<br />

PSA Test<br />

(Goldstandard)<br />

Proteinmarker<br />

Genauigkeit 70 % 84 %<br />

Sensitivität 87 % 85 %<br />

Spezifität 45 % 79 %<br />

ist somit eine ideale nicht-invasive Methode,<br />

um die Anzahl an falsch-positiven Prostatakrebs-Diagnosen<br />

und somit unnötigen Biopsien<br />

zu verringern. Zudem bieten diese neuen diagnostischen<br />

Biomarker die Möglichkeit mit hoher<br />

Präzision, Stabilität und Reproduzierbarkeit<br />

Prostatakrebs detektieren zu können.<br />

Prospektive Validierungsstudien<br />

Eine momentane Limitierung der Anwendbarkeit<br />

und Aussagekraft des beschriebenen<br />

Diagnostik-Tests ist die Anzahl der analysierten<br />

humanen Proben und die ausschließlich retrospektiv<br />

durchgeführten Messungen. Daher soll<br />

zukünftig die Aussagekraft des auf der Messung<br />

des PSA-Wertes und der vier Proteinbiomarker<br />

basierenden Diagnostik-Tests in einer größeren<br />

Patientenstudie prospektiv getestet werden.<br />

Da Messungen, die auf der Technik von Massenspektrometern<br />

beruhen, nur bedingt für<br />

das Screenen einer großen Anzahl von Patientenseren<br />

geeignet sind, sollen die Proteinmessungen<br />

mit einer einfacheren Methode, dem<br />

sogenannten ELISA-Test, durchgeführt werden.<br />

Das schweizerische Start-Up Unternehmen<br />

ProteoMediX AG ist mit der Entwicklung eines<br />

solchen Tests beschäftigt und hofft, möglichst<br />

bald ein entsprechendes Produkt auf den Markt<br />

zu bringen. Bewahrheitet sich die Aussagekraft<br />

des neuen Diagnostik-Tests in den geplanten<br />

klinischen Studien, können unzähligen Männern<br />

unnötige Gewebeentnahmen und damit<br />

verbundene Komplikationen erspart werden<br />

sowie Unsicherheit und Angst, die mit einem<br />

erhöhten PSA-Wert einhergehen. Ferner kann<br />

dieser Test auch zu einer bedeutenden Senkung<br />

der Gesundheitskosten beitragen, da die Zahl<br />

falsch-positiver Diagnosen verringert wird.<br />

European<br />

Biotechnology<br />

Network<br />

PTEN-Gendefekt festgestellt werden, dass der<br />

Verlust des PTEN-Gens im Prostatagewebe<br />

mit einer beschleunigten Prostatakrebs-<br />

Progression und -Aggressivität einhergeht 9 .<br />

Es besteht demnach eine kausale Verbindung<br />

zwischen der Bewertung der Aggressivität eines<br />

Tumorgewebes und der Funktionalität des<br />

PTEN-Gens. In diesem Kontext konnten mittels<br />

bioinformatischer Methoden eine Handvoll<br />

Proteinbiomarker im Serum von Prostatakrebspatienten<br />

aufgefunden werden, welche<br />

die beschriebene Korrelation zwischen PTEN-<br />

Verlust und Krebsprogression verdeutlichten<br />

und sich somit für die nicht-invasive Abklärung<br />

von Prostatakrebsstadien eignen.<br />

Unter den ermittelten krebsspezifischen<br />

Biomarkerkandidaten konnten neben den<br />

prognostischen Biomarkern auch vier Proteine<br />

im Blutserum identifiziert werden, die<br />

Biotechnology Network!<br />

Join the European<br />

eine zuverlässige Prostatakrebsdiagnose<br />

ermöglichen, wenn sie mit dem PSA-Test<br />

The European Biotechnology Network<br />

kombiniert werden. Mit Hilfe von bioinformatischen<br />

Filtern wurden folgende vier Proteine<br />

is dedicated to facilitating co-operation<br />

between professionals in biotech-<br />

identifiziert: Hypoxia up-regulated protein 1 Literatur<br />

(HYOU1), Asporin (ASPN), Cathepsin D (CTSD)<br />

nology and the life sciences all over<br />

und Olfactomedin-4 (OLFM4). Dabei decken [1] Schröder, F.H., et al., ERSPC Investigators, N Engl J Med 360<br />

Europe. The network is run by the European<br />

Biotechnology Foundation, a<br />

die vier Proteine zwei Drittel der biologischen (2009), 1320-1328<br />

[2] Andriole, G.L., et al., PLCO Project Team, N Engl J Med 360<br />

Hauptmerkmale in der Krebsentwicklung (2009), 1310-1319<br />

ab non-profit organisation based in Brussels.<br />

Do you want to know more about<br />

10 . CTSD ist zum Beispiel involviert in die [3] Tainsky, M.A. Biochim Biophys Acta (1796), 176-193<br />

Tumorinvasion und Metastasierung, OLFM4 [4] Ludwig, J.A., Weinstein, J.N., Nat Rev Cancer 5 (2005), 845-<br />

856<br />

verhindert den Zelltod, ASPN hilft einer Zelle, [5] Cima, I., Schiess, R., et al., Proc Natl Acad Sci USA 108 (2011), the advantages of a (free) membership<br />

Just have a look at our website:<br />

Wachstumssuppressoren zu entgehen, und 3342-3347<br />

[6] Maehama, T., Dixon, J.E., J Biol Chem 273 (1998), 13375-<br />

HYOU1 induziert die Angiogenese (Abb. 1).<br />

13378<br />

www.european-biotechnology.net<br />

Das Messen dieser vier Proteinmarker in [7] Mehrian-Shai, R., et al., Proc Natl Acad Sci USA 104 (2007),<br />

Kombination mit dem PSA-Test lieferte bei 5563-5568<br />

[8] Schiess, R., Wollscheid, B., Aebersold, R., Mol Oncol 3 (2009),<br />

ersten Messungen bereits eine sehr hohe Spezifität<br />

von 79%, das heißt, in fast 80% der Fälle [9] McMenamin, M.E., et al., Cancer Res 59 (1999), 4291-4296<br />

33-44<br />

traf eine positive Vorhersage auch wirklich zu. [10] Hanahan, D., Weinberg, R.A., Cell 144 (2011), 646-674<br />

Verglichen mit der PSA-Messung allein, die im<br />

gemessenen Kollektiv eine Spezifität von 45%<br />

aufwies, bedeutet dieser Wert eine Steigerung Korrespondenzadresse<br />

European Biotechnology Foundation<br />

von rund 43% (Tab. 1). Dieses Ergebnis konnte in<br />

Rue d‘Egmont 15<br />

einer weiteren unabhängigen Messung für 37 Ralph Schiess, CEO<br />

B-1000 Bruxelles, Belgique<br />

Probanden (14 Personen mit lokalem Prostatakrebs;<br />

23 mit gutartiger Prostatavergrößerung) Wagistr. 23<br />

ProteoMediX AG<br />

Tel: +32 2 50 08 531<br />

bestätigt werden. Ein auf dem PSA-Wert und CH-8952 Schlieren<br />

Fax +32 2 64 92 989<br />

dem Messen der vier Proteine basierender Test ralph.schiess@proteomedix.com<br />

info@european-biotechnology.org<br />

www.european-biotechnology.net<br />

LABORWELT 13. Jahrgang | Nr. 1/2012 | 15


European<br />

Biotechnology<br />

Network<br />

builDing transatlantic PartnershiPs<br />

in biotechnology<br />

30 th March | Brussels<br />

Join the European Biotechnology Network to explore how<br />

European biotechnology research can build US partnerships<br />

through the key funding mechanisms open on both<br />

sides of the Atlantic. Framework Programme Seven and Horizon<br />

2020 from Europe combine with National Institutes of<br />

Health (NIH), Department of Defense (DOD) and the Bill and<br />

Melinda Gates Foundation from the US. Academia and industry<br />

from the US and Europe can fund partnerships<br />

through these programmes and accelerate technology and<br />

clinical/market application. The day brings together the European<br />

Commission and organisations active in European-<br />

US partnerships, from academia, SMEs and pharma, to<br />

showcase partnerships and the mechanisms behind them.<br />

In the memory of last year’s inspirational keynote speaker, Ian Bathurst, the<br />

meeting supports Medicines for Malaria Venture (MMV) a Swiss-based publicprivate<br />

initiative whose donor, stakeholder and grantee network across the US<br />

and Europe is exemplary of the kind of partnership we hope toshowcase.<br />

Doing the business!<br />

29 th March 2012<br />

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Sequence Capture Zielgen-Anreicherung<br />

Auffinden einer Mutation<br />

für erblichen Gehörverlust<br />

mit Capture Arrays<br />

Genanreicherung<br />

II<br />

Dr. Burkhard Ziebolz, Roche Applied Science, Penzberg<br />

Erblicher Gehörverlust ist mit einer Häufigkeit von mindestens zwei Fällen auf 1.000 Neugeborene<br />

die häufigste sensorische Funktionsstörung beim Menschen. Rund 70% der Erkrankungen sind<br />

nicht-syndromisch (NSHL), das heißt, es treten keine zusätzlichen Symptome auf. Zwischen 1% und<br />

5% der NSHL-Fälle sind durch X-chromosomale Mutationen bedingt, die bislang vier NSHL-Genloci<br />

(DFNX) zugeordnet werden konnten. Im Zuge einer Familienstudie konnten Hübner et al. 1 eine<br />

X-chromosomal-dominant vererbte Form des fortschreitenden Hörverlustes der chromosomalen<br />

Region Xp22 (DFNX4) zuordnen. Mit Hilfe der gezielten Sequenz-Anreicherung durch Hybridisierung<br />

genomischer DNA der Mitglieder einer deutschen Familie auf NimbleGen Capture Arrays (Roche<br />

NimbleGen Inc., Madison), die die genomische Zielregion repräsentierten, identifizierten Hübner und<br />

Kollegen nun eine nonsense-Mutationen im Gen für SMPX (small muscle protein, X-linked). Xp22<br />

war bereits zuvor bei einer spanischen Familie als krankheitsrelevant angenommen worden, ohne<br />

dass aber eine ursächliche Mutation identifiziert werden konnte. Von Hübner et al. durchgeführte<br />

Sequenzanalysen bestätigten nun, dass auch hier eine Nonsense-Mutation in SMPX krankheitsrelevant<br />

ist. Weitere Studien ergaben, dass das mechanosensitive, Zytoskelett-assoziierte SMPX-Protein<br />

in den Stereocilien der Haarzellen und der Cochlea des Innenohrs von Mäusen exprimiert wird, die zur<br />

mechanosensorischen Transduktion beim Hörvorgang beitragen. Das Auftreten von Stopp-Codons in<br />

SMPX-Transkripten deutet darauf hin, dass es über einen nonsense-vermittelten mRNA-Abbau zum<br />

Funktionsverlust des SMPX-Proteins kommt. Die Forscher vermuten, dass SMPX zur Erhaltung<br />

der ständig unter mechanischem Stress stehenden Haarzellen des Innenohrs beiträgt.<br />

Zahlreiche Anwendungen des Next-<br />

Generation-Sequencings zielen auf die<br />

Untersuchung ganz bestimmter interessierender<br />

genomischer Regionen ab.<br />

Damit der Einsatz der Ultrahochdurchsatz-<br />

Instrumente wirtschaftlich wird, müssen<br />

deshalb die interessierenden Loci mittels<br />

PCR vervielfältigt werden, zumindest bei<br />

den Sequenzern der 2. Generation am<br />

Markt, die mittels Fluoreszenz-Readout<br />

die Sequenz bestimmen. Nicht amplifiziert<br />

wäre das Signal viel zu schwach, um<br />

detektiert zu werden. Die Amplifikation<br />

ist indes nicht trivial: Gilt es doch, alle zu<br />

sequenzierenden Abschnitte um genau<br />

denselben Faktor zu vervielfältigen. Diese<br />

aufwändige Probenvorbereitung – die<br />

Targetgenanreicherung –, die bei Single<br />

Molecule Sequenzieransätzen wegfällt,<br />

ist der eigentliche Flaschenhals bei der<br />

Next-Generation-Sequenzierung.<br />

Elution & PCR<br />

Hochparallele Sequenzierung<br />

auf Next Generation-Sequenzern<br />

Fragmentierung und Hybridisierung genomischer<br />

DNA an SeqCap TM -Microarrays, die<br />

Zielsequenzen enthalten<br />

Analyse der angereicherten Sequenzen<br />

Abb. 1: Ablauf der Targetsequenz-Anreicherung mit NimbleGen SeqCap TM -Arrays<br />

Suche nach der besten Automation<br />

Ein möglicher Ansatz, genomische Regionen<br />

anzureichern, ist die Hybridisierung<br />

gegen eine Bibliothek von DNA-Sonden<br />

auf einem Array. Wie leistungsfähig das<br />

zum Beispiel das von der NimbleGen Inc.<br />

entwickelte Verfahren ist, haben Hübner<br />

und Kollegen unlängst gezeigt. In einer<br />

Familienstudie konnten sie mittels sogenannter<br />

SeqCap-Microarrays ein Gen<br />

für die erbliche Innenohrschwerhörigkeit<br />

identifizieren und erste Hinweise auf dessen<br />

Funktionsweise finden (vgl Seite 17).<br />

Zur Serienreife entwickelt haben der US-<br />

Mikrofluidik-Experte Raindance und der<br />

Kunststoff-Spezialist Sony DADC Austria<br />

einen Mikrofluidikchip, der es ermöglicht,<br />

Millionen von Mikrotröpfchen herzustellen,<br />

in denen jeweils eine getrennte<br />

PCR-Reaktion abläuft (vgl. Seite 20). Eine<br />

Automation der PCR-Probenvorbereitung<br />

für Next-Generation-Sequencing-Anwendungen<br />

für den Genome Sequencer<br />

FLX (Roche Applied Science) bietet seit<br />

kurzem die Firma Hamilton Robotics an<br />

(siehe Seite 22).<br />

LABORWELT 13. Jahrgang | Nr. 1/2012 | 17


Zielgen-Anreicherung Sequence Capture<br />

<strong>Laborwelt</strong> Hintergrund<br />

Prinzip der Schallübertragung im Innenohr<br />

Schall wird vom Trommelfell über die Gehörknöchelchen<br />

des Mittelohrs im sogenannten<br />

ovalen Fenster auf die Cochlea (Schnecke, im<br />

Bild blau) übertragen. Die Cochlea ist im<br />

Querschnitt in drei Röhren unterteilt: Die<br />

Scala vestibuli (oberer Gang) ist mit dem<br />

ovalen Fenster verbunden. Sie nimmt den<br />

Schalldruck auf und führt ihn bis zur Spitze<br />

der Cochlea, dem Helicotrema. Dort führt<br />

eine scharfe Kehre in die zurücklaufende<br />

Röhre, die Scala tympani (untere Röhre), die<br />

am runden Fenster des Innenohrs endet.<br />

Zwischen den beiden Röhren liegt die Scala<br />

media, die den sensorischen Apparat, das<br />

Corti-Organ (große Abbildung), enthält.<br />

Trifft Schall über das ovale Fenster ein, bildet<br />

sich eine Wanderwelle, deren Maximum bei<br />

hohen Frequenzen den vorderen Abschnitt,<br />

bei tiefen Tönen den dünneren, hinteren<br />

Abschnitt der Basilarmembran zum Schwingen<br />

anregt. Die Frequenzinformation wird<br />

so in eine Ortsinformation umgewandelt.<br />

Basilar- und Tektorialmembran werden nun<br />

gegeneinander verschoben. Dies stimuliert<br />

die äußeren Haarzellen (OHC), ihre Länge<br />

zu ändern, was die lokalen Bewegungen im<br />

Cortiorgan etwa 1000-fach verstärkt. Die so<br />

verstärkte Wanderwelle erregt nun lokal die<br />

inneren Haarzellen (IHC), die das sensorische<br />

Signal erzeugen.<br />

BC<br />

RC<br />

Derzeit sind vier X-chromosomale vererbte<br />

Loci (DFNX) kartiert, die mit dem Auftreten<br />

des nicht-syndromischen Gehörverlustes<br />

(NSHL) in Zusammenhang stehen. DFNX1<br />

ist durch eine fortschreitende Beeinträchtigung<br />

des Hörvermögens gekennzeichnet<br />

und tritt typischerweise im Alter zwischen 5<br />

und 15 Jahren bei Männern sowie bei Frauen<br />

um die 50 auf. Welche Rolle das bei DFNX1<br />

mutierte PRPS1-Gen, das ein Enzym der<br />

Nukleotidbiosynthese kodiert, im Innenohr<br />

spielt, ist unklar 2 . Ebenso fanden sich Mutationen<br />

3 im Transkriptionsfaktor Pou3F4 bei<br />

Patienten mit DFNX2. Hierbei kommen die<br />

Kinder bereits mit stark eingeschränktem<br />

Hörvermögen (prälingualer Hörverlust) zur<br />

Welt, weil die Schallübertragung zwischen<br />

Mittel- und Innenohr gestört ist. Hübner et<br />

al. untersuchten einen dritten, postlingualen<br />

NSHL in einer großen deutschen Familie. Die<br />

Krankheit beginnt bei Jungen im Alter von<br />

3 bis 7 Jahren, mit Hördefekten im oberen<br />

Frequenzband, schreitet aber progressiv<br />

bis zur Taubheit fort. Bei Frauen beginnt<br />

der Hörverlust zwischen dem 20. und 30.<br />

Lebensjahr und führt nach 10 bis 15 Jahren zu<br />

schweren Hörschädigungen, ohne dass zuvor<br />

Störungen der Schallweiterleitung aus dem<br />

Mittelohr oder eine Beeinträchtigung des<br />

Gleichgewichtssinnes zu bemerken wäre.<br />

Genomweite Kopplungsanalyse<br />

Eine genomweite Kopplungsanalyse (Gene<br />

Chip Human Mapping 10K Array, Affymetrix)<br />

deutete bei 11 der Familienmitglieder mit<br />

sehr hoher Wahrscheinlichkeit (LOD-Score<br />

2.23) darauf hin, dass der Defekt sich in einer<br />

17,5 Mb-Region auf dem Chromosomenabschnitt<br />

Xp22.12 befindet. Die Berechnung<br />

der LOD-Scores erfolgte mit dem Programm<br />

ALLE GRO 4 unter der Annahme einer dominanten<br />

Vererbung mit vollständiger Penetranz.<br />

Die Allelfrequenz der pathogenen Variante<br />

wurde auf 0,0001 gesetzt. Die mit MERLIN 5<br />

konstruierten Haplotypen für SNP-Marker<br />

auf dem Chromosomenabschnitt Xp22.12<br />

engten den Krankheits-Locus auf die Region<br />

zwischen rs1482816 und rs1557901 ein.<br />

Identifikation des ursächlichen Gens<br />

mit NimbleGen SeqCap TM Arrays<br />

Um die dem Hörverlust zugrundeliegende<br />

Genmutation zu identifizieren, wurden alle<br />

Exons und je 1KB der Promotoren der 88<br />

proteincodierenden Regionen der Zielregion<br />

zweier betroffener Männer sowie bekannte<br />

miRNAs mit dem Roche NimbleGen 385K<br />

Custom Sequence Capture Array angereichert<br />

(Dienstleister: ATLAS Biolabs GmbH)<br />

und sequenziert (Dienstleister: Cologne<br />

Center for Genomics). Der Chip repräsentierte<br />

dabei 96,3% der Zielsequenzen des<br />

Krankheitslocus. Insgesamt wurden die<br />

Targetgensequenzen um den Faktor 280<br />

bzw. 284 angereichert, wie qPCR-Kontrollen<br />

ergaben. Nach Elution der hybridisierten<br />

Sequenzen vom Array und Amplifikation<br />

wurden diese sequenziert (Illumina GA IIx)<br />

und lieferten 2,8286 Gb bzw. 2,6060 Gb<br />

Rohsequenz. Die Reads wurden mit der MAQ<br />

short read-Alignment-Software 5 gegen das<br />

humane Referenzgenom (Version hg19)<br />

kartiert. Einzelbasen-Variationen (SNPs)<br />

wurden mittels MAQ, Indels mittels dem<br />

BWA-Aligner 6 und SAM-Tool 7 analysiert.<br />

Auf diese Weise identifizierten Hübner und<br />

Kollegen 3.858 bzw. 3.443 X-chromosomale<br />

Varianten in den beiden Personen.<br />

Zugleich wurden DNA-Proben weiterer<br />

betroffener Männer dieser Familie hinsichtlich<br />

hochpolymorpher Mikrosatelliten-<br />

Marker genotypisiert. Die Kopplungsregion<br />

konnte so auf eine 8,5 Mb-Region eingeengt<br />

werden, die nur noch 398 bzw. 347 single<br />

nucleotide-Varianten (SNVs) enthielt. Diese<br />

wurden hinsichtlich ihrer evolutionären Konserviertheit<br />

und ihrer Auswirkungen auf die<br />

Proteinbiosynthese weiter analysiert. Nach<br />

Sanger-Sequenzierung des aussichtsreichsten<br />

Kandidaten – einer nonsense-Mutation<br />

des small muscle protein, X-linked (SMPX)<br />

– zeigte sich, dass das Sequenzintervall den<br />

DFNX4-Locus enthielt.<br />

Dieser X-chromosomale Locus war 1996<br />

bereits von Forschungspartnern von Hübner<br />

et al. in einer spanischen Familie kartiert<br />

worden 8 und steht in Zusammenhang mit<br />

dem Auftreten eines fortschreitenden, postlingualen<br />

Hörverlust. Bei Männern tritt die<br />

Erkrankung allerdings erst zwischen dem 5.<br />

und 7. Lebensjahr, bei Frauen erst im vierten<br />

Lebensjahrzehnt auf. Die retrospektive<br />

Analyse von SMPX in dieser Familie lieferte<br />

gleichfalls eine nonsense-Mutation (c175<br />

G>T) in der proteinkodierenden Sequenz.<br />

Ebenso wie die in der deutschen Familie<br />

identifizierte Mutation (c.109G>T) scheint<br />

diese über vorzeitige Stopp-Codons einen<br />

18 | 13. Jahrgang | Nr. 1/2012 LABORWELT


Sequence Capture Zielgen-Anreicherung<br />

Porvair hairdryer <strong>Laborwelt</strong> DE 116.5x90_Layout 1 07/03/2012 17:25 Page 1<br />

ACHEMA<br />

Halle 4.2 E44<br />

ANALYTICA Halle B2 215<br />

mRNA-Abbau und damit Funktionsausfall des SMPX-Proteins zu<br />

verursachen. Gestützt wird diese Hypothese durch zwei weitere,<br />

unabhängige Familienstudien 9 , die ebenfalls zeitgleich zeigen, dass<br />

SMPX das mutierte Gen bei der DFNX4-vermittelten Taubheit ist.<br />

Immunlokalisation von SMPX<br />

Immunlokalisationsstudien mit SMPX-Antikörpern ergaben, dass<br />

SMPX in verschiedenen Zellen des Innenohrs von Mäusen exprimiert<br />

wird (vgl. Hintergrund): Neben der Expression in nichtsensorischen<br />

Zellen wie Deiters- (DC), Böttcher- (BC) oder Pillar-Zellen (PC) zeigte<br />

sich auch eine schwache Expression in Haarzellen (iHC, oHC). Hübner<br />

et al. vermuten, dass SMPX zur Erhaltung der mechano-sensitiven<br />

Stereocilien auf den sensorischen Haarzellen der Cochlea erforderlich<br />

ist.<br />

Sie sehen gewisse Parallelen zur Funktion von SMPX in Muskelgewebe<br />

des Menschen 10-12 . Dort ist das 88 Aminsäuren-Protein in<br />

sogenannten Costameren lokalisiert – mechano-sensitiven Proteinkomplexen<br />

die die Sarcolemmamembran vor Schäden durch mechanischen<br />

Stress bei der Muskelkontraktion schützen.<br />

Literatur<br />

[1] Huebner AK, Gandia M, Frommolt P, Maak A, Wicklein EM, Thiele H, Altmüller J, Wagner<br />

F, Viñuela A, Aguirre LA, Moreno F, Maier H, Rau I, Giesselmann S, Nürnberg G, Gal A,<br />

Nürnberg P, Hübner CA, del Castillo I, Kurth I. (2011): Nonsense mutations in SMPX,<br />

encoding a protein responsive to physical force, result in X-chromosomal hearing loss.<br />

Am J Hum Genet. 88(5):621-7<br />

[2] Liu X, Han D, Li J, Han B, Ouyang X, Cheng J, Li X, Jin Z, Wang Y, Bitner-Glindzicz M,<br />

Kong X, Xu H, Kantardzhieva A, Eavey RD, Seidman CE, Seidman JG, Du LL, Chen ZY,<br />

Dai P, Teng M, Yan D, Yuan H. (2010): Loss-of-function mutations in the PRPS1 gene<br />

cause a type of nonsyndromic X-linked sensorineural deafness, DFN2. Am J Hum Genet.<br />

86(1):65-71.<br />

[3] De Brouwer AP, van Bokhoven H, Nabuurs SB, Arts WF, Christodoulou J, Duley J. (2010):<br />

PRPS1 mutations: four distinct syndromes and potential treatment. Am J Hum Genet.<br />

86(4):506-18. Review.<br />

[4] Gudbjartsson DF, Jonasson K, Frigge ML, Kong A. (2000): Allegro, a new computer<br />

program for multipoint linkage analysis. Nat Genet. 25(1):12-3.<br />

[5] Li, H., Ruan, J., and Durbin, R. (2008). Mapping short DNA sequencing reads and calling<br />

variants using mapping quality scores. Genome Res. 18, 1851–1858.<br />

[6] Li, H., and Durbin, R. (2009). Fast and accurate short read alignment with Burrows-<br />

Wheeler transform. Bioinformatics 25, 1754–1760.<br />

[7] Li, H., Handsaker, B., Wysoker, A., Fennell, T., Ruan, J., Homer, N., Marth, G., Abecasis,<br />

G., and Durbin, R.; 1000 Genome Project Data Processing Subgroup. (2009). The Sequence<br />

Alignment/Map format and SAMtools. Bioinformatics 25, 2078–2079.<br />

[8] Del Castillo I, Villamar M, Sarduy M, Romero L, Herraiz C, Hernández FJ, Rodríguez<br />

M, Borrás I, Montero A, Bellón J, Tapia MC, Moreno F. (1996): A novel locus for nonsyndromic<br />

sensorineural deafness (DFN6) maps to chromosome Xp22. Hum Mol Genet.<br />

5(9):1383-7.<br />

[9] Schraders M, Haas SA, Weegerink NJ, Oostrik J, Hu H, Hoefsloot LH, Kannan S, Huygen<br />

PL, Pennings RJ, Admiraal RJ, Kalscheuer VM, Kunst HP, Kremer H. (2011): Next-generation<br />

sequencing identifies mutations of SMPX, which encodes the small muscle protein,<br />

X-linked, as a cause of progressive hearing impairment. Am J Hum Genet. 88(5):628-34.<br />

[10] Patzak D, Zhuchenko O, Lee CC, Wehnert M. (1999): Identification, mapping, and genomic<br />

structure of a novel X-chromosomal human gene (SMPX) encoding a small muscular<br />

protein. Hum Genet. (5):506-12.<br />

[11] Kemp TJ, Sadusky TJ, Simon M, Brown R, Eastwood M, Sassoon DA, Coulton GR. (2001):<br />

Identification of a novel stretch-responsive skeletal muscle gene (Smpx). Genomics.<br />

72(3):260-71<br />

[12] Geiger B, Bershadsky A. (2002): Exploring the neighborhood: adhesion-coupled cell<br />

mechanosensors. Cell. 2002 Jul 26;110(2):139-42. Review.<br />

Korrespondenzadresse<br />

Dr. Burkhard Ziebolz<br />

Roche Diagnostics GmbH<br />

Nonnenwald 2<br />

82377 Penzberg<br />

Tel.: +49-8856-604830<br />

Fax: +49-8856-6079 4830<br />

burkhard.ziebolz@roche.com<br />

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Zielgen-Anreicherung Mikrofluidik<br />

Kunststoff-Know how:<br />

Basis für Lab-on-Chips zur<br />

Zielgen-Anreicherung<br />

Dr. Manfred Koranda, Sony DADC Austria AG, Salzburg<br />

Bereits vor zwei Jahren berichtete RainDance Technologies Inc. von einem skalierbaren Multiplex-<br />

PCR-Verfahren auf Basis seiner Mikrotröpfchen-Technologie, mit dem sich interessierende genomische<br />

Regionen vor Sequenzierung gezielt anreichern lassen (vgl. LABORWELT 3/2009). Dank dem<br />

Fertigungs-Know-how von Sony DADC steht nach zweijähriger Kooperation jetzt ein hochdurchsatzfähiger<br />

Chip zur Verfügung, der einen wirtschaftlichen Einsatz der Next Generation-Sequenzierung<br />

zur Untersuchung von krankheitsassoziierten Genen, SNPs, chromosomaler Hot Spots etc, ermöglicht.<br />

Neben der Targetgen-Anreicherung soll der Chip künftig auch zur Zellsortierung eingesetzt<br />

werden. RainDance nimmt durch die von Sony DADC produzierten „Smart Consumables” erfolgreich<br />

am Wettbewerb um den Hochdurchsatz-Markt für Life Sciences-Instrumente teil.<br />

Die auf Mikro-Tröpfchen basierende, „highthroughput“-fähige<br />

Kerntechnologie von<br />

Rain Dance, RainStorm TM , erzeugt Millionen<br />

aufeinanderfolgender Tröpfchen, die als<br />

distinkte Reaktionsräume fungieren und<br />

ein einzelnes Molekül, eine Zelle oder eine<br />

Reaktion umschließen können (Abb. 1). Bei<br />

der Targetgen-Anreicherung fungiert jedes<br />

Tröpfchen als Reaktionsraum, in dem genomische<br />

DNA auf ein Primerpaar trifft und mittels<br />

PCR amplifiziert wird. Dazu werden auf einem<br />

Mikrofluid-Chip zunächst Tröpfchen erzeugt, je<br />

Abb. 2: Das Herzstück der gezielten Genanreicherung<br />

durch Mikrotröpfchen-<br />

PCR: der HeatWave TM -Chip<br />

ein Tröpfchen mit genomischer DNA und mit<br />

Primer zusammengeführt, fusioniert und die<br />

Tröpfchen in PCR-Röhrchen gesammelt. Nach<br />

hochparalleler PCR in den Millionen Tropfen<br />

können die gezielt angereicherten DNA-Abschnitte<br />

sequenziert werden (vgl. Abb. 1).<br />

Das Flagschiff von RainDance ist das RDT<br />

ThunderStorm System – eine vollautomatisierte<br />

Instrumenten-Plattform für das gezielte<br />

Next-Generation-Sequenzierung, die kompatibel<br />

mit allen marktgängigen Sequenzern ist<br />

und eine genaue Klassifizierung potentiell aller<br />

Abb. 1: Um interessierende genomische Loci hochparallel anzureichen, werden beim Rainstorm TM -Verfahren zunächst mit einem Netzmittel stabilisierte<br />

Tröpfchen von je 8 pl Volumen erzeugt, die PCR-Primerpaare (a) und genomische Template-DNA (b) enthalten. Je ein Tropfen der<br />

Bibliothek mit bis zu 4.000 Primerpaaren und je ein Tropfen mit der genomischen DNA werden in separate Kanäle eines Mikrofluidikchips<br />

geladen, paaren sich dort und werden in einer Kammer (c) durch ein elektrisches Feld (schwarze Dreiecke = Elektroden) fusioniert. Die<br />

PCR-Tröpchen werden außerhalb des Chips in Standard-PCR Tubes gesammelt. Die enthaltene DNA wird anschließend in handelsüblichen<br />

Thermocyclern im Tropfen amplifiziert. Dies ermöglicht ein Multiplexing in einem PCR-Röhrchen, das mehreren hundert bis tausend Amplifikation<br />

unter den Bedingungen einer Singleplex-Reaktion entspricht.<br />

20 | 13. Jahrgang | Nr. 1/2012 LABORWELT


Mikrofluidik Zielgen-Anreicherung<br />

Varianten in jeder Regionen eines Genoms<br />

ermöglicht. Dies ist zum Beispiel bei der Erkennung<br />

von krebsassoziierter Mutationen<br />

hilfreich. Herzstück des ThunderStorm ist der<br />

HeatWave TM TS-Probenchip (Abb. 2). Entwickelt<br />

und produziert von Sony DADC ermöglicht<br />

dieses „Smart Consumable“ die äußerst präzisen<br />

Mikro-Tröpfchen-Manipulationen, die<br />

für Hochdurchsatz-Analyse benötigt werden.<br />

Der Chip kommt dabei ohne bewegliche Teile<br />

oder Ventile aus.<br />

Kombination von Fertigungsund<br />

Assay-Know how<br />

RainDance trat erstmals 2009 an Sony DADC<br />

heran, als das Unternehmen mit der Herausforderung<br />

konfrontiert war, einen funktionierenden<br />

Prototypen aus PDMS in ein robustes<br />

„high-throughput“-Einwegprodukt für die<br />

Massenfertigung zu transformieren. Der<br />

nur einmalige Gebrauch des Chips war eine<br />

essentielle Voraussetzung, um eventuelle<br />

Probenkontaminationen – eine große Gefahr<br />

bei Genanalysen – auszuschließen. Besonders<br />

attraktiv für RainDance war dabei Sony DADCs<br />

anerkannte Fähigkeit, mikrofluidische Kanäle<br />

in kostengünstigem Kunststoff anstatt in<br />

teuren metallischen oder keramischen Chips<br />

fertigen zu können – Schlüsselaspekt für die<br />

tatsächliche Kosteneffizienz bei der Produktion<br />

und damit für die Massentauglichkeit<br />

des Systems.<br />

Das Produkt sollte den gesamten biochemischen<br />

Workflow (Abb. 1) abdecken: Einbringen<br />

der gereinigten genomischen DNA,<br />

Verpackung in Tröpfchen und anschließende<br />

Fusion mit „Master-Mix“-Tröpfchen einer<br />

Primer-Bibliothek, um diese für anschließende<br />

PCR-Reaktionen einzusetzen (vgl. Abb. 1). Dies<br />

war eine nicht zu unterschätzende Herausforderung,<br />

denn schon der Prototyp des Chips war<br />

komplex: mit Filterstruktur, Kanälen und Elektroden.<br />

Zuerst lösten stellten die Designer von<br />

Sony DADC sicher, dass die mikrofluidischen<br />

Kanäle während des Bonding-Prozesses nicht<br />

zerstört werden und ihr Durchmesser präzise<br />

innerhalb des engen Toleranzbereiches liegt,<br />

der ein reproduzierbares Tröpfchenvolumen<br />

garantiert (± 1%). Des Weiteren war es notwendig,<br />

die Elektroden genau positioniert zu<br />

drucken, um exakt definierte Tröpfchenfusionen<br />

zu induzieren. Mitentscheidend für die Fertigung<br />

eines massentauglichen Chip war, dass<br />

Sony DADC die gesamte Wertschöpfungskette<br />

abdecken kann – von Mastering zu Spritzguss,<br />

inklusive Elektrodendruck, Verklebung und Assemblierung<br />

sowie Etikettierung, Verpackung<br />

und Logistik. Ein weiterer Faktor war es, eine<br />

langfristige Zusammenarbeit sicherstellen<br />

zu können, wie für Sony DADC als weltweit<br />

führenden Produzenten möglich.<br />

Abb. 3: Stapelbar: der HeatWave TM TS-Chip<br />

Die von Sony DADC produzierte Version des<br />

HeatWave TM -Chips erhielt bei seiner Markteinführung<br />

im Herbst 2011 das Lob der Kritiker und<br />

unterstützt alle kommerziellen Anwendungen<br />

des RDT ThunderStorm-Systems. Dies schließt<br />

sowohl die „targeted ultra-deep cancer mutation<br />

detection” als auch die firmeneigenen<br />

Screening-Panels für Genanalysen mit ein:<br />

ADMESeq, ASDSeq, XSeq und HLASeq.<br />

Aufgrund des rapiden Fortschritts der<br />

Genomforschung war RainDance von Beginn<br />

an interessiert, einen Chip anzubieten, der<br />

gleichzeitig zwei Proben analysieren kann.<br />

Sony DADC hat dies ermöglicht: Der Heat-<br />

Wave TM TS Chip wird im zweiten Quartal 2012<br />

in die Massenproduktion gehen. Dank seiner<br />

Stapelbarkeit (Abb. 3) und der Möglichkeit<br />

der vollautomatisierten Probenbeladung verspricht<br />

der neue Chip, die Produktivität auf<br />

ein bis dato unbekanntes Niveau zu heben<br />

und ermöglicht es Wissenschaftlern so, die<br />

Analysenkosten pro Probe zu senken und den<br />

Personalaufwand – verglichen mit anderen<br />

Methoden – deutlich zu reduzieren.<br />

Roch Kelly, Senior Vice President Operations<br />

bei RainDance, zeigt sich mit der Zusammenarbeit<br />

hochzufrieden: „Dank den zahlreichen<br />

Vorteilen des von Sony DADC produzierten neuen<br />

HeatWave TS Chips können unsere Kunden<br />

ihre Proben schneller, einfacher und weitaus<br />

kostengünstiger als jemals zuvor analysieren.<br />

Sony DADC ist ein erstklassiger Zulieferer, der<br />

auf jahrzehntelange Erfahrung in den Bereichen<br />

der Fertigung optischer Disks und regulierte<br />

Märkte zurückgreifen kann und somit eine<br />

wertvolle Quelle für zukünftige Produkte im<br />

Bereich „Smart Consumables“ darstellt.<br />

Laut Christoph Mauracher, Senior Vice President<br />

bei Sony DADC BioSciences, belegt die<br />

Zusammenarbeit mit RainDance, dass Sony<br />

DADC ein Schlüsselpartner für führende Life<br />

Sciences-Unternehmen weltweit sein kann.<br />

„Wir glauben, dass unsere Fähigkeit, hochentwickelte<br />

Mikrostrukturen in Polymeren<br />

herstellen zu können, kombiniert mit flexibler<br />

Produktion und Logistik exakt die Kombination<br />

liefert, wie sie von aufstrebenden und etablierten<br />

Unternehmen in diesem aufregendem<br />

Markt benötigt werden.“<br />

Korrespondenzadresse<br />

Manfred Koranda,<br />

Sony DADC Austria AG<br />

Sonystrasse 20<br />

A-5081 Anif, Salzburg<br />

Manfred.Koranda@sonydadc.com<br />

www.sonydadc.com<br />

Andy Noble,<br />

RainDance Technologies, Inc.<br />

44 Hartwell Avenue<br />

Lexington, MA 02421<br />

noblea@raindancetech.com<br />

Kultursysteme<br />

Isolieren Kultivieren Produzieren<br />

Dunn Labortechnik GmbH · Thelenberg 6 · 53567 Asbach<br />

Tel. +49 26 83 / 4 30 94 · Fax +49 26 83 / 4 27 76 · e-mail: info@dunnlab.de · Internet: www.dunnlab.de<br />

LABORWELT 13. Jahrgang | Nr. 1/2012 | 21


Zielgen-Anreicherung Automation<br />

Automation der Zielgenanreicherung<br />

für den<br />

Genome Sequencer FLX<br />

Darren Birr, 454 Life Science, Branford, USA<br />

Die Standardisierung und Automatisierung der Probenvorbereitung für das Next Generation Sequencing<br />

ist die Voraussetzung für die Erhebung in sich konsistenter Daten im Rahmen genomweiter<br />

Sequenzierungsstudien. Eine Kombination der Microlab® Starlet Liquid Handling Workstation<br />

(Hamilton Robotics) mit Roches REM e Liquid Handling-System reduziert die „hands-on“-Zeit der<br />

Probenvorbereitung für die Sequenzierung auf dem Genome Sequencer FLX (454 Life Sciences/<br />

Roche Applied Science) von 5 Stunden auf 15 Minuten. Zusätzlich vermindert die walk away-<br />

Automatisierung des Emulsions-PCR-Schrittes sowie des Primer-Hybridisierungsschrittes bei der<br />

Zielgenanreicherung die Variabilität der Sequenzierungsergebnisse im Vergleich zur manuellen<br />

Probenvorbereitung.<br />

Die Genome Sequencer FLX (GS FLX)-Plattform<br />

(Roche Applied Science, Penzberg) bietet<br />

Vorteile bei der de novo-Sequenzierung und<br />

-Assemblierung genomischer DNA, beim<br />

Transkriptom- und Amplicon-Sequencing<br />

sowie bei der Analyse kleiner RNAs. Der<br />

Arbeitsablauf auf dem GS FLX System besteht<br />

aus vier Schritten: Dem Erzeugen der<br />

Sequenzbibliothek, der klonalen Sequenz-<br />

Amplifikation mittels Emulsions-PCR, der<br />

Sequenzierung selbst und der bioinformatischen<br />

Datenauswertung.<br />

Roches REM e System ermöglicht eine<br />

vollständige Automatisierung der Sequenzamplifikation<br />

und des Annealings der Sequenzprimer<br />

im Rahmen der Emulsions-PCR<br />

mit GS FLX Titanium-Reagenzien (vgl. Abb.<br />

2). Gegenüber der manuellen Probenvorbereitung<br />

vereinfacht die Kombination einer<br />

Liquid Handling-Plattform mit dem REM e<br />

System die Durchführung der Emulsions-PCR<br />

signifikant: Fünf Stunden manuelle Laborarbeit<br />

werden durch einen reproduzierbaren,<br />

vollautomatischen Prozess ersetzt.<br />

Insgesamt stehen nach Positionierung<br />

des REM e Moduls auf der Arbeitsfläche des<br />

Microlab® STARlet Liquid Handling-Systems<br />

fünf verschiedene, vollautomatisierte REM<br />

e-Protokolle zur Verfügung, mit denen bis<br />

zu acht Proben parallel bearbeitet werden<br />

können.<br />

Das REM e Modul übernimmt dabei das<br />

Vortexen, die Vakuumfiltration, den Sequenz-<br />

Capture-Schritt mit Magnetbeads und das<br />

Erhitzen. Das Microlab® STARlet System<br />

führt alle Flüssigkeitstransfer mit Hilfe<br />

seiner voneinander unabhängigen 1.000 µl-<br />

Pipettierkanäle durch.<br />

In einer Testserie wurde ermittelt, ob die<br />

Integration des REM e Systems in die Microlab®<br />

STARlet Liquid Handling Workstation zu<br />

vergleichbaren Anreicherungsergebnissen<br />

führt wie die für Pipettierfehler anfälligere<br />

und wesentlich langsamere manuelle Probenvorbereitung.<br />

Jetzt noch schneller informiert mit<br />

www.<br />

.de<br />

Neu und tagesaktuell<br />

| Nachrichten<br />

| Börse<br />

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| und vieles mehr<br />

22 transkript_Web_EA_185x120.indd | 13. Jahrgang | Nr. 1/2012 1<br />

06.03.2012 LABORWELT<br />

12:27:50 Uhr


Automation Zielgen-Anreicherung<br />

www.laborwelt.de<br />

Das REM e System wurde gemäß Herstellervorgaben<br />

installiert und die „Large Volume 4<br />

Emulsion Cups per Run“-Methode mit Hilfe<br />

der Hamilton-Software Vector 4.2.0.6425<br />

programmiert. Emulsions-PCR-Amplifikationsansätze<br />

wurden für vier zuvor generierte<br />

GS FLX Titanium Rapid Libraries gemäß Herstellerangaben<br />

angesetzt.<br />

Nach Amplifikation mit der emPCR-Methode<br />

für große Volumina (LV) wurde die Wasser-Öl-<br />

Emulsion aufgebrochen (gemäß Manual: bis<br />

Schritt 13/Abschnitt 3.5.3.), die Beads jeder<br />

LV-Probe in einem konischen 50 ml-Röhrchen<br />

vereint und mit Enhancing Fluid XT des emPCR<br />

Kits auf 5 ml aufgefüllt.<br />

Die Proben wurden dann gemäß REM e<br />

System anleitung auf dem Hamilton Microlab®<br />

STARlet plaziert und vier Emulsions-Cups<br />

prozessiert, wie im REM e System-Protokoll<br />

beschrieben.<br />

Abb. 1: Das REM e System für den Next Generation Sequencer GS FLX (454/Roche Applied<br />

Science), hier integriert in Hamiltons Liquid handling-Plattform Microlab® STARlet<br />

Abb. 2: Arbeitsablauf der 454-Sequenzierung auf dem GS FLX System. Zunächst wird eine<br />

Bibliothek einzelsträngiger Template-DNA erzeugt. Im zweiten Schritt erfolgt die<br />

Bindung der Template-DNA an magnetische Beads, deren anschließende, „klonale“<br />

Amplifikation via Emulsions-PCR, das „Aufbrechen“ der Wasser-Öl-Emulsion, die<br />

Anreicherung DNA-positiver Beads und Auftrennung in die Kavitäten einer Picotiterplatte,<br />

in der das Pyrosequencing stattfindet.<br />

Methoden<br />

Das hier eingesetzte Microlab® STARlet Liquid<br />

Handling System war mit folgenden Komponenten<br />

ausgestattet:<br />

l autonome 1000 µl Pipettierkanäle (Hamilton)<br />

l REM e System (454 Life Sciences)<br />

l REM e System Tube Rack Carrier (Hamilton)<br />

l REM e System Deck Module Carrier<br />

(Hamilton)<br />

l 3 x 120 ml Reagent Carrier (Hamilton)<br />

l 120 ml Reagent Trough (Hamilton)<br />

l Tip Carrier (Hamilton)<br />

l 1000 µl CO-RE-Einmalpipettenspitzen<br />

(Hamilton).<br />

Tab. 1: Ergebnisse der Sequenzanreicherung von vier Proben auf dem REM e System. Zur<br />

Erzeugung aller vier Bibliotheken wurden 35 Mio. Beads eingesetzt. LV = large volume<br />

Bibliothek<br />

Emulsions-PCR<br />

Protokoll<br />

Endvolumen [µl]<br />

Bead Count<br />

Wiedergewinnung<br />

[%]<br />

Beadausbeute<br />

1 LV 696 3.898 8 2.713.008<br />

2 LV 746 3.952 8 2.948.192<br />

3 LV 820 3.048 7 2.499.360<br />

4 LV 800 3.960 9 3.168.000<br />

Ergebnisse<br />

Nach Anreicherung mittels des REM e<br />

Systems wurden die Beads durchflusszytometrisch<br />

gemäß Herstellerangaben gezählt.<br />

Dabei wurde bei allen vier Proben die<br />

gewünschte Anreicherung um 5 % bis 20 %<br />

erzielt (vgl. Tab. 1). Die Beads wurden unter<br />

Einsatz einer in vier Bereiche unterteilten<br />

Picotiterplatte sequenziert.<br />

Sowohl die Sequenzanreicherung (Tab. 1)<br />

als auch die mittleren Leselängen (mit rund<br />

400 Basen) lagen im Zielbereich. Damit<br />

liefert die Automation der Probenvorbereitung<br />

mit Hilfe der Microlab® Starlet Liquid<br />

Handling Workstation qualitativ hochwertige<br />

Sequenzierergebnisse bei signifikanter<br />

Reduktion der Hands-on-Zeit und des Risikos<br />

für Pipettierfehler. Das hier vorgestellte System<br />

ist geeignet für alle Typen von GS FLX-<br />

Titanium-Bibliotheken – wie Shotgun-, Paired<br />

End-, cDNA- und Amplicon-Libraries mit oder<br />

ohne Multiplex Identifiern (MIDs) – sowie für<br />

Emulsions-PCR-Formate mit kleinen, mittleren<br />

und großen Volumina.<br />

Korrespondenzadresse<br />

Bobby Chavli<br />

Hamilton Robotics<br />

4970 Energy Way<br />

Reno, NV 89502 USA<br />

bobby.chavli@hamiltoncompany.com<br />

Marieke Mäder<br />

Hamilton Robotics<br />

Fraunhoferstraße 17<br />

82152 Martinsried<br />

MMaeder@hamiltonrobotics.com<br />

LABORWELT 13. Jahrgang | Nr. 1/2012 | 23


Zielgen-Anreicherung Expertenpanel<br />

NGS-basierte Diagnostik<br />

Sequenzierungs-basierte Diagnose-Assays spielen vor allem eine Rolle Diagnostik monogener<br />

Erkrankungen. Mit zunehmender Genauigkeit, aber auch durch den rapiden Kostenverfall beim<br />

Next-Generation Sequencing werden neben der klassischen Sanger-Methode die ultraschnellen<br />

Sequenzer zunehmend interessant für die Diagnostik. Als großer Vorteil erscheint dabei, dass die<br />

bisherige Stufendiagnostik durch die Erfassung multipler Mutationen in einem einzigen Test eingesetzt<br />

werden kann. Da die Maschinen aber bislang alles andere als einfach bedienbar sind, wie<br />

sonstige Diagnostiktest, werden die meisten Tests bislang von hochspezialisierten Dienstleistern<br />

angeboten. Bis die zum Einsatz standardisierter Assays in der klinischen Diagnostik scheint es<br />

indes noch ein weiter Weg.<br />

Saskia Biskup<br />

Dr. Dr. med Saskia<br />

Biskup ist die<br />

Gründerin und<br />

Geschäftsführerin<br />

der CeGaT GmbH<br />

in Tübingen<br />

LABORWELT:<br />

Welche Vorteile bieten Diagnostikpanels auf<br />

Basis des Next-Generation Sequencings und<br />

wie genau müssen sie mindestens sein<br />

Biskup:<br />

Unter einem Diagnostik-Panel versteht<br />

man die gleichzeitige Sequenzierung aller<br />

für eine bestimmte Erkrankung relevanten<br />

Gene. Dies ist deutlich schneller und kostengünstiger<br />

als die herkömmliche Gen-für-<br />

Gen-Sequenzierung. Zudem – und das ist das<br />

Entscheidende – führt die Panel-Diagnostik<br />

aufgrund der parallelen Sequenzierung von<br />

bis zu mehreren hundert Genen signifikant<br />

häufiger zum Auffinden der genetischen Ursache.<br />

Ziel der genetischen Diagnostik ist die<br />

Diagnosesicherung und damit die eindeutige<br />

Zuordnung des Krankheitsbildes. Dadurch<br />

erhalten Patienten Gewissheit, eine Prognoseabschätzung<br />

kann getroffen werden,<br />

und Familienangehörige können beraten und<br />

gegebenenfalls präventiv behandelt werden.<br />

Zudem können Therapien angepasst und<br />

wirkungslose Therapien vermieden werden.<br />

Die Panel-Diagnostik ist eine neu verfügbare<br />

Methode, mit der Veränderungen in den<br />

untersuchten Genen mit hoher Genauigkeit<br />

ausgeschlossen oder identifiziert werden<br />

können. Diese hohe Genauigkeit ist der wichtigste<br />

Vorteil gegenüber der Gesamtgenom-<br />

Sequenzierung. Zudem wird das Auffinden<br />

von Zufallsbefunden, die nicht im Zusammenhang<br />

mit der untersuchten Erkrankung<br />

stehen, praktisch ausgeschlossen. Insgesamt<br />

führen die Diagnostik-Panels zu deutlich<br />

höheren Aufklärungsquoten und stehen<br />

* Dr. Klein arbeitet am Zentrum für Humangenetik und Laboratoriumsmedizin<br />

Dr. Klein, Dr. Rost und Kollegen in Martinsried<br />

als schnelle, effiziente und kostengünstige<br />

Methode für Ratsuchende, Betroffene,<br />

Ärzte und Wissenschaftler weltweit zur<br />

Verfügung.<br />

Hans-Georg<br />

Klein<br />

Dr. med. Hanns-<br />

Georg Klein, Facharzt<br />

für Laboratoriumsmedizin,<br />

Medizinische Genetik,<br />

Martinsried*<br />

LABORWELT:<br />

Welchen Nutzen verspricht eine NGS-basierte<br />

DNA-Analytik in der molekularen Onkologie<br />

und der HLA-Typisierung<br />

Klein:<br />

Das Verständnis der molekularen Mechanismen,<br />

die zur Tumorentstehung und -progression<br />

oder Therapieresistenz führen, sind<br />

wichtig für die Entwicklung neuer Krebsmedikamente.<br />

Mit Beginn der systematischen<br />

Genomforschung vor etwa 20 Jahren konnten<br />

neue Zielstrukturen identifiziert werden, die<br />

individuellere und nebenwirkungsärmere<br />

Therapien möglich machten. Die Charakterisierung<br />

von Mutations- und Aktivierungsmustern<br />

bestimmter Gene identifizierte<br />

„oncogene targets“ und wurde damit zur<br />

Grundlage einer stratifizierten Therapie mit<br />

monoklonalen Antikörpern (mAB) oder „small<br />

molecules“ (z.B. Tyrosinkinaseinhibitoren TKI).<br />

Dieser Ansatz wird unter dem Begriff „personalisierte<br />

Medizin“ zusammengefasst und<br />

heute durch den Einsatz von Hochdurchsatz-<br />

NGS-Geräten nochmals erheblich beflügelt.<br />

Für die Diagnostik relevant ist die Tatsache,<br />

dass bei hämatopoetischen Neoplasien und<br />

soliden Tumoren meist eine Mischung von<br />

Tumorzellen und normalen Zellen vorliegt,<br />

so dass bereits kleinste DNA-Veränderungen<br />

sehr sensitiv erfasst werden müssen. Während<br />

bei der DNA-Sequenzanalyse nach<br />

Sanger die Nachweisgrenze von Minoritäten<br />

bei etwa 20% liegt, können mittels NGS bei<br />

einer entsprechenden Abdeckung bereits 1-5%<br />

mutierte Zellen gegen einen Hintergrund von<br />

95-99% detektiert werden. Bei Leukämien<br />

können beispielsweise Therapieverläufe und<br />

minimale Resterkrankung beobachtet oder<br />

prognostisch ungünstige Mutationen frühzeitig<br />

detektiert werden. Die Sensitivität von<br />

NGS steigert bei soliden Tumoren die Detektionsrate,<br />

insbesondere bei limitiertem Biopsiematerial,<br />

wie es häufig bei der Untersuchung<br />

von Lungentumoren der Fall ist. Ein weiterer<br />

Vorteil von NGS ist, dass in einem gezielten<br />

Amplikon-basierten Ansatz verschiedene<br />

onkogene Targets unterschiedlicher Patienten<br />

parallel, zeitnah und kostengünstig analysiert<br />

werden können.<br />

Die allogene Blutstammzelltransplantation<br />

ist bei Erkrankungen der blutbildenden<br />

Organe oft die einzige kurative Therapiemöglichkeit.<br />

Die Beurteilung der Kompatibilität<br />

zwischen Spender und Empfänger beruht auf<br />

der Bestimmung von HLA-Merkmalen. Diese<br />

liegen im hochvariablen Haupthistokompatibilitätskomplex<br />

(MHC), der über 400 Gene<br />

mit vorwiegend immunologischer Funktion<br />

beinhaltet. Aufgrund der hohen Variabilität<br />

der HLA-Merkmale ist eine eindeutige Bestimmung<br />

der Allele mit herkömmlicher Sequenzierung<br />

nicht immer möglich. Beim NGS-Verfahren<br />

wird eine klonale Sequenzierung des<br />

amplifizierten DNA-Materials durchgeführt,<br />

wodurch eine deutlich bessere Auflösung<br />

der HLA-Allele möglich ist. Gleichzeitig kann<br />

der Probendurchsatz mit sogenannten DNA-<br />

Barcodes (Multiplex Identifiers) auf mehrere<br />

hundert Proben pro Sequenzierlauf erhöht<br />

werden. Bei der Suche nach einem geeigneten<br />

Spender werden derzeit nur einzelne Exons<br />

von vier bis sechs HLA-Genen untersucht.<br />

Trotz vollständiger Übereinstimmung der<br />

untersuchten Merkmale kommt es nach der<br />

Transplantation häufig zu den schweren<br />

Komplikationen Transplantat-gegen-Wirt-<br />

Erkrankung oder Transplantatabstoßung. Das<br />

NGS-Verfahren ermöglicht mit angemessenem<br />

Zeit- und Kostenaufwand die Untersuchung<br />

genetischer Unterschiede auf weitere<br />

potentiell relevante Gene auszuweiten. Somit<br />

können die Spenderauswahl optimiert und<br />

letztendlich bessere Transplantationsergebnisse<br />

erzielt werden.<br />

24 | 13. Jahrgang | Nr. 1/2012 LABORWELT


Expertenpanel Zielgen-Anreicherung<br />

Wera Hofmann<br />

Dr. Wera Hofmann,<br />

ist Medical Director<br />

der LifeCodexx AG,<br />

eines Tochterunternehmens<br />

der<br />

Konstanzer GATC<br />

Biotech AG<br />

LABORWELT:<br />

Welche Vorteile und Limitierungen bieten sequenzierungsbasierte<br />

Bluttests im Vergleich<br />

zu invasiven vorgeburtlichen Untersuchungsmethoden<br />

Hoffmann:<br />

Ausgangspunkt des Bluttests ist die Feststellung,<br />

dass die im mütterlichen Blut<br />

zirkulierende zellfreie fetale DNA mittels<br />

NGS-Technologien analysiert werden kann.<br />

Im Unterschied zu invasiven, vorgeburtlichen<br />

Untersuchungsmethoden birgt der Bluttest<br />

kein eingriffsbedingtes Fehlgeburtsrisiko. Bei<br />

negativem Testergebnis bleibt einer großen<br />

Mehrheit schwangerer Frauen mit einem Risiko<br />

für Chromosomenstörungen eine belastende<br />

invasive Untersuchung erspart. In Deutschland<br />

könnten daher jährlich etwa 600 ungeborene<br />

Kinder vor den tödlichen Folgen eines invasiven<br />

Eingriffs bewahrt werden. Während der Bluttest<br />

ab der 12. Schwangerschaftswoche (SSW)<br />

erfolgt, wird eine Fruchtwasseruntersuchung<br />

nicht vor der 14. SSW durchgeführt. Allerdings<br />

ist der Bluttest derzeit auf die Bestimmung<br />

von autosomalen numerischen Chromosomenstörungen<br />

wie der Trisomie 21 begrenzt.<br />

Auch gibt er keinen Aufschluss über die Form<br />

der Trisomie, ob es sich zum Beispiel um eine<br />

freie Trisomie oder eine erblich bedingte<br />

Translokations-Trisomie handelt. Dies kann nur<br />

eine invasive vorgeburtliche Untersuchung klären.<br />

Daher ist schwangeren Frauen mit einem<br />

auffälligen Ergebnis des Bluttests eine invasive<br />

vorgeburtliche Abklärung der genetischen<br />

Ursachen zu empfehlen.<br />

Daniela<br />

Steinberger<br />

Prof. Dr. Daniela<br />

Steinberger, Medizinische<br />

Leitung &<br />

Geschäftsführerin,<br />

bio.logis GmbH,<br />

Frankfurt am Main<br />

LABORWELT:<br />

Wie werden sich durch den Einzug der Next-<br />

Generation-Sequenziergeräte der Markt und<br />

die Erstattung sequenzbasierter Tests auf<br />

Erbkrankheiten verändern<br />

Steinberger:<br />

Ein Ende der rasanten Entwicklung rund um<br />

die DNA-Analysetechnologien ist derzeit<br />

überhaupt noch nicht abzusehen. Wie wir<br />

die anwendbaren Techniken bezeichnen, ob<br />

„next-“ oder „next-next-generation-sequencing“<br />

ist dabei einerlei. Hinter diesen Begriffen,<br />

verbergen sich ohnehin viele verschiedene<br />

Methoden.<br />

Die Methoden, die sich auf dem Markt der<br />

Diagnostik von erblichen Merkmalen und Erkrankungen<br />

durchsetzen werden, sind vermutlich<br />

durch mehrere Attribute gekennzeichnet:<br />

Die Ergebnisse sind günstig zu generieren und<br />

stabil sowie einfach in der Anwendung bei<br />

größtmöglicher Präzision. Allein das macht allerdings<br />

noch keine markt- und erstattungsfähige<br />

Diagnostik daraus. Das Management zur<br />

Nutzbarmachung der vielen günstig und akkurat<br />

produzierten Sequenzen wird dann das<br />

„next-generation“-Ding der Zukunft werden.<br />

Erst damit wird sich der Nutzen individueller<br />

Genome oder Genomteile erschließen und<br />

eine klinische Anwendung möglich. Letzteres<br />

wäre schließlich eine Voraussetzung für die<br />

Erstattung.<br />

Nach „NGS“ lauten die Akronyme und<br />

Schlagworte der Zukunft dann „GIM“ –„genetic<br />

information management“- für den<br />

mit IT-Tools strukturierten Zugang zum<br />

„Interpretom“, zur Gesamtheit der interpretierbaren<br />

DNA-Varianten. Letztlich wird die<br />

Gemeinschaft der Versicherten es sich nicht<br />

leisten können, auf Erkenntnisse genetischer<br />

Diagnostik zu verzichten.<br />

Die Einbindung des Interpretoms in die<br />

elektronische Gesundheitsakte wird dann<br />

ein Punkt im Katalog der zu erstattenden<br />

Leistungen werden.<br />

Forschung<br />

Neuronen mit Licht abschalten<br />

Biophysiker aus Bochum und Berlin haben<br />

den Schaltmechanismus des durch Licht<br />

aktivierbaren Ionenkanals Kanalrhodopsin-2<br />

(ChR2) 3<br />

aufgeklärt. Ihre Ergebnisse präsentieren<br />

die Forscher um Prof. Dr. Klaus Gerwert im<br />

Journal of Biological Chemistry (2012, Bd. 287,<br />

S. 6904). Weil der Ionenkanal die Manipulation<br />

von Nervenzellen allein durch Licht ermöglicht,<br />

hat er sich bereits zum Standardwerkzeug der<br />

Optogenetiker entwickelt. Über die genaue<br />

Funktionsweise des Kanalrhodopsins war<br />

allerdings bislang wenig bekannt. Dies haben<br />

die Bochumer Biophysiker und ihre Partner<br />

von der Humboldt-Universität und der Charité<br />

Berlin jetzt geändert. Ende Februar berichteten<br />

sie über den genauen Schaltmechanismus<br />

des Ionenkanals. Danach löst eine durch Licht<br />

induzierte Veränderung der Aminosäure Glutaminsäure<br />

90 (E90) ein verstärktes Eindringen<br />

von Wassermolekülen in die Zelle aus, so dass<br />

das Protein nun gezielt Ionen durch die Zellmembran<br />

leiten kann. Mittels zeitaufgelöster<br />

Infrarot-Spektroskopie zeigten sie r, dass sich<br />

der Kanal dann öffnet, wenn E90 ein Wasser-<br />

Original und Modell der (ChR2) 3<br />

-Struktur<br />

stoff-Ion abgibt (Deprotonierung). Ergänzend<br />

bestätigten elektrophysiologische Experimente,<br />

dass eine Mutation der Aminosäure zu<br />

einer veränderten Ionendurchlässigkeit des<br />

Membrankanals führt. Am Computer gelang es<br />

den Forschern, zu simulieren, wie die Deprotonierung<br />

den Kanal öffnet und Wassermoleküle<br />

eindringen lässt.<br />

Forschungspolitik<br />

Mehr Geld vom<br />

Bund für Unis<br />

So schnell kann Politik gehen: Am 1.<br />

März empfahlen die sechs Forschungsweisen<br />

der Expertenkommission für<br />

Forschung und Innovation (EFI) Bundesforschungsministerin<br />

Annette Schavan<br />

in ihrem Jahresgutachten, die Unis zu<br />

fördern. Fünf Tage später kündigte die<br />

Ministerin an, das Grundgesetz ändern<br />

zu wollen. Bereits Anfang 2013 soll die Änderung<br />

des §91b, die die Finanzierung von<br />

universitären Einrichtungen durch den<br />

Bund erlaubt, mit Zweidrittel-Mehrheit<br />

beschlossen sein. Seit der Föderalismusreform<br />

2006 sind die Kooperationsmöglichkeiten<br />

zwischen Bund und Ländern<br />

stark eingeschränkt. Das Geld des Bundes<br />

fließt fast ausschließlich in außeruniversitäre<br />

Einrichtungen. Die ländereigenen<br />

Universitäten können derzeit nur zeitlich<br />

befristet über sogenannte Vorhaben,<br />

Geld vom Bund bekommen, zum Beispiel<br />

den Hochschulpakt und die 2017 auslaufende<br />

Exzellenzinitiative.<br />

LABORWELT 13. Jahrgang | Nr. 1/2012 | 25


Zielgen-Anreicherung Paperwelt<br />

p53 als Trigger der<br />

Chromothripsis bei Krebs<br />

Rausch T, Jones DT, Zapatka M, Stütz AM, Zichner T, Weischenfeldt J, Jäger N, Remke M, Shih D,<br />

Northcott PA, Pfaff E, Tica J, Wang Q, Massimi L, Witt H, Bender S, Pleier S, Cin H, Hawkins C, Beck C,<br />

von Deimling A, Hans V, Brors B, Eils R, Scheurlen W, Blake J, Benes V, Kulozik AE, Witt O, Martin D,<br />

Zhang C, Porat R, Merino DM, Wasserman J, Jabado N, Fontebasso A, Bullinger L, Rücker FG, Döhner<br />

K, Döhner H, Koster J, Molenaar JJ, Versteeg R, Kool M, Tabori U, Malkin D, Korshunov A, Taylor<br />

MD, Lichter P, Pfister SM, Korbel JO. (2012): Genome Sequencing of Pediatric Medulloblastoma<br />

Links Catastrophic DNA Rearrangements with TP53 Mutations. Cell, doi: 10.1016/j.cell.2011.12.013<br />

Erst seit Kurzem ist bekannt, dass Krebs durch explosionsartig in einem einzigen Schritt auftretende<br />

chromosomale Umlagerungen entstehen kann. Was allerdings hinter dem Chromothripsis genannten<br />

Phänomen steckt, lag bislang im Dunkeln. Korbel und Kollegen haben bei der Sequenzanalyse<br />

des Genoms von Patienten mit Sonic Hedgehog-Medulloblastom nun erstmals zeigen können, dass<br />

eine Mutation im Tumorsuppressorprotein p53 stark mit der Chromothripsis korreliert. In dieser<br />

Tumorart tritt der neue Krebsmechanismus bei 30% der Patienten auf. Nun soll untersucht werden,<br />

ob und in welchen Tumorarten der neuentdeckte Mechanismus eine Rolle spielt.<br />

LABORWELT:<br />

Was sind Ihre wichtigsten Ergebnisse<br />

Korbel:<br />

Vor rund einem Jahr beschrieb die Arbeitsgruppe<br />

um Peter Campbell im britischen<br />

Cambridge einen neuartigen Mechanismus<br />

der Krebsentstehung namens „Chromothripsis“.<br />

Dabei kommt es zu einer geradezu explosionsartigen<br />

Umlagerung großer Teile des Erbguts<br />

einer zuvor gesunden Zelle – Ergebnis ist die<br />

Entwicklung von Krebs. Nach Erscheinen der<br />

Studie von Campbell blieb jedoch unklar, welche<br />

zellulären Mechanismen Chromothripsis bewirken,<br />

oder ob es genetische Prädispositionen<br />

für sie gibt. Unsere Forschung hat in diesem<br />

Zusammenhang zu sehr interessanten, neuen<br />

Erkenntnissen geführt. Bei kindlichen Hirntumoren<br />

fanden wir, dass eine Mutation im Gen<br />

für das Protein p53 Chromothripsis auslöst. p53<br />

wird auch „Wächter des Genoms“ genannt,<br />

denn das Protein sorgt normalerweise dafür,<br />

dass gesunde Zellen bei Erbgutschäden die<br />

Zellteilung einstellen – Krebs kann nicht mehr<br />

entstehen. Wir vermuten, dass p53-Mutationen<br />

diesen Schutzmechanismus ausschalten, so<br />

dass es zur Chromothripsis und Krebsentstehung<br />

kommen kann. Allerdings ist auch denkbar,<br />

dass p53-Mutationen die explosionsartigen<br />

Umlagerungen direkt auslösen.<br />

LABORWELT:<br />

Was war der Ausgangspunkt Ihrer Forschung<br />

Korbel:<br />

Vor einigen Jahren stellte ein Kollege von uns –<br />

Andreas Kulozik, leitender Arzt an der Heidelberger<br />

Universitäts-Kinderklinik – bei einem kleinen<br />

Mädchen, dass an einem Sonic Hedgehog- (SHH)<br />

Medullo blastom erkrankt war, eine erbliche<br />

Veränderung im p53-Gen fest. Im Rahmen des<br />

Internationalen Krebsgenom-Konsortiums<br />

(ICGC, www.icgc.org) ist meine Arbeitsgruppe an<br />

der molekularen Aufklärung der Entstehung von<br />

Medulloblastomen beteiligt. Als wir, gemeinsam<br />

mit Wissenschaftlern um Peter Lichter und Stefan<br />

Pfister vom Deutschen Krebsforschungszentrum,<br />

begannen, am EMBL die weltweit ersten<br />

vollständigen Genomsequenzen von kindlichen<br />

Tumoren zu erzeugen, erschien uns der Fall des<br />

Heidelberger Mädchens als ein vielversprechender<br />

Ansatzpunkt. Bei der Analyse ihres Genoms<br />

trauten wir zuerst unseren Augen nicht: Wir<br />

sahen Muster im Genom, die auf explosionsartige<br />

Umlagerungen hindeuteten, wie sie<br />

vorher noch nicht in Hirntumoren beschrieben<br />

worden waren. Schnell wurde uns klar, dass wir<br />

neue Einblicke in die Krebsentstehung durch<br />

Chromothripsis gewonnen hatten.<br />

LABORWELT:<br />

Wie sind Sie experimentell vorgegangen<br />

Korbel:<br />

Im Anschluss an die Analyse des Erbguts des<br />

Mädchens unterzogen wir Tumorproben von<br />

98 Medulloblastomen einer Erbgutanalyse. In<br />

13 der 98 Proben entdeckten wir das für Chromothripsis<br />

typische Chromosomen-Chaos. In<br />

allen 13 Tumoren fand sich ein verändertes p53<br />

Gen, während wir bei Patienten mit normalem<br />

p53 nicht explosionsartige Veränderungen<br />

festgestellt haben.<br />

LABORWELT:<br />

Wo liegen die biologische Relevanz Ihrer<br />

Ergebnisse oder mögliche Anwendungen<br />

Korbel:<br />

Wir prüfen derzeit, ob wir künftig bei allen<br />

Patienten mit SHH-Medulloblastomen nach<br />

erblichen p53-Mutationen suchen sollen. Liegt<br />

Dr. Jan Korbel<br />

Dr. Jan Korbel ist als Gruppenleiter innerhalb<br />

der Abteilung Genome Biology des<br />

EMBL in Heidelberg tätig. Der Spezialist für<br />

genomische Strukturvariationen promovierte<br />

2005 – nach Studium der Biotechnologie<br />

an der TU Berlin – an der HU Berlin<br />

und am EMBL in Heidelberg. Als Post-Doc<br />

forschte Korbel in Dr. Mark Gersteins Labor<br />

an der Yale University in New Haven. 2008<br />

kehrte er zurück ans EMBL. Der Genomicsund<br />

Bioinformatikexperte arbeitet in internationalen<br />

Großprojekten mit, wie dem<br />

1000 Genomes-Projekt oder dem Internationalen<br />

Cancer Genome Consortium.<br />

eine solche Mutation vor, so haben die Betroffenen<br />

ein erheblich erhöhtes Krebsrisiko – ohne<br />

davon zu wissen. Entdecken wir einen erblichen<br />

p53-Defekt, so können wir engmaschige<br />

Früherkennungsuntersuchungen empfehlen,<br />

um mögliche Tumoren in einem besser behandelbaren<br />

Stadium zu entdecken und so die<br />

Heilungschancen signifikant zu verbessern.<br />

Ein weiterer Grund spricht dafür, bei Patienten<br />

mit SHH-Medulloblastomen nach erblichen<br />

p53-Mutationen zu fahnden: Liegt eine solche<br />

Mutation vor, so ist besondere Vorsicht bei der<br />

Wahl der Behandlungsmethoden geboten, denn<br />

Strahlentherapie und auch einige Zyto statika<br />

wirken, indem sie das Erbgut schädigen. Bei<br />

Menschen mit vererbtem p53-Defekt ist die<br />

DNA-Reparatur jedoch in allen Körperzellen<br />

beeinträchtigt, so dass therapiebedingte DNA-<br />

Schädigungen leicht zu weiteren Tumoren<br />

führen könnten.<br />

LABORWELT:<br />

Wie gehen Ihre Arbeiten jetzt weiter<br />

Korbel:<br />

Wir werden auch in anderen Krebsarten nach<br />

Merkmalen von Chromothripsis suchen, mit<br />

dem Ziel, weitere genetische Faktoren zu erkennen,<br />

die bei diesem Phänomen eine Rolle spielen.<br />

Chromothripsis führt zu ausgesprochen aggressiven<br />

Tumoren, deshalb halten wir es für sehr<br />

wichtig, den molekularen Mechanismus vollständig<br />

aufzuklären. Wir erhoffen, dadurch den<br />

Weg für bessere diagnostische Verfahren oder<br />

neue Krebstherapieformen frei zu machen.<br />

26 | 13. Jahrgang | Nr. 1/2012 LABORWELT


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III<br />

Zellbiologie Zellkultur<br />

Zellbiologie<br />

Schnelle Kulturtechnik<br />

zur Detektion mikrobieller<br />

Kontaminationen<br />

Bret Barnhizer, CEO, NanoLogix Inc., Hubbard, USA<br />

Zellbasierte Verfahren haben einen wahren<br />

Aufschwung sowohl beim Drug Screening,<br />

der Toxizitätstestung von Chemikalien als<br />

auch dem Nachweis von Keimen erlebt.<br />

Zwar ist die Aussagekraft der zellbiologischen<br />

in vitro-Tests naturgemäß begrenzt.<br />

Doch durch zunehmende Datenintegration<br />

und Simulation soll langfristig die Modellierung<br />

auch komplexer Vorgänge möglich<br />

werden.<br />

Von Tierersatz bis Zellkultivierung<br />

Die Fortschritte die die in vitro-Assays<br />

bei der Substanztestung gemacht haben,<br />

beleuchten Jürgen Hescheler, Thomas<br />

Hartung und Dirk Dressler in einem Expertenpanel<br />

„Toxizitätstestung“ (vgl. Seite 35).<br />

Die Fortschritte bei einfachen Endpunkten<br />

wie der akuten Toxizität dürfen indes nicht<br />

darüber hinwegtäuschen, dass die Zahl<br />

der Tierversuche in den nächsten Jahre<br />

weiter drastisch steigen wird, weil sich<br />

systemische und Langzeitwirkungen bis<br />

auf absehbare Zeit eben nur in Modelltieren<br />

untersuchen lassen.<br />

Über deutliche Fortschritte im Bereich<br />

der Qualitätssicherung können sich indes<br />

biopharmazeutische Firmen und Lohnhersteller<br />

freuen. Die US-Firma Nanologix<br />

(vgl. S. 28) hat nämlich ein Verfahren zum<br />

Kulturnachweis von mikrobiellen Kontaminanten<br />

entwickelt, das die Kultivierungszeit<br />

dank einer Nanoporenmembran um<br />

Faktor 1o verkürzt. Die Technik, die sich<br />

im FDA-Zulassungsverfahren befindet,<br />

könnte auch den Milliardenmarkt der klinischen<br />

Diagnostik aufmischen. Auf einen<br />

verbesserten Nachweis von Erregern zielt<br />

auch ein neues durchflusszytometrisches<br />

Verfahren ab (vgl. S. 30), das derzeit von<br />

einem Forschungsverbund aus Münster<br />

entwickelt wird.<br />

Wie Impfstoffentwickler mit neuen<br />

intranasalen Impfstoffverstärkern die<br />

gewünschte Immun antwort künftig<br />

auswählen können, haben Forscher des<br />

Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung<br />

herausgefunden (vgl. S. 32).<br />

Im Sommer 2001 hat die US-Gesundheitsbehörde FDA ihren strategischen Plan „Advancement<br />

of Regulatory Science“veröffentlicht 1 . In diesem unterstreicht die Agentur vier Gebiete, in denen<br />

das Risiko für mikrobielle Kontamination in diversen produzierenden Industrien reduziert<br />

werden soll; eines davon ist die Reduktion des Risikos mikrobieller Verunreinigungen durch<br />

die Entwicklung „sensitiver, schneller Hochdurchsatz-Verfahren, um mikrobielle Kontaminationen<br />

zu detektieren, identifizieren und beziffern sowie ihren Nutzen bei der Einschätzung<br />

der Produktsterilität zu validieren“. Für die pharmazeutische Industrie heißt dies, die für die<br />

mikrobielle Qualitätssicherung (QA) und -Kontrolle (QC) benötigte Zeit zu verkürzen – sowohl<br />

bei der Reinraum-Validierung, der in-Prozess-Kontrolle als auch bei der finalen sterilen<br />

Produktformulierung. Eine neue von NanoLogix entwickelte Technologie bietet eine Lösung:<br />

Durch eine signifikante Verbesserung der zuverlässigen Kulturmethoden in Petrischalen wird<br />

das mikrobielle Wachstum schnell erkannt. Die neue, auf Nanoporen-Membranen basierende<br />

Methode verringert die Zeit, um mikrobielle Kontaminationen zu erkennen auf allen Stufen des<br />

pharmazeutischen Produktionsprozesses. Durch die NanoLogix-Technologie verkürzt sich die<br />

Zeit des Kulturnachweises zum Beispiel von Listeria spp und E. coli von 18 bis 24 Stunden auf nur<br />

5 Stunden. Salmonellenwachstum kann sogar schon nach vier Stunden beobachtet werden.<br />

Abb. 1: Entfernen einer BNP-Membran vom Nähragar<br />

Die Verifikation steriler Bedingungen während<br />

des Produktsprozesses – ob durch aseptisches<br />

Prozessing oder Sterilisation – ist oft nach wichtigen<br />

Schritten erforderlich, wie dem Ansetzen<br />

von Lösungen, dem Bulk Transfer, Abfüllen<br />

der Ampullen etc. Wenn multiple Haltezeiten<br />

für die in-Prozess mikrobiologische Testung<br />

benötigt werden, kann dies den Produktionsprozess<br />

um Tage verlängern, was den effizienten<br />

Einsatz von Ausrüstung und Personal<br />

erschwert. Zwar können für die in-Prozess mikrobiologische<br />

Testung alternative Verfahren<br />

wie PCR und Durchflusszytometrie eingesetzt<br />

werden, die schneller sind als die Kultivierung.<br />

Aber sie sind nicht imstande, auch nur annähernd<br />

brauch- und belastbare Ergebnisse zu<br />

liefern. Dazu kommt, dass allein PCR-Tests eine<br />

18-Stunden-Übernacht-Anreicherung benöti-<br />

28 | 13. Jahrgang | Nr. 1/2012 LABORWELT


Zellkultur Zellbiologie<br />

gen können. Das mag kurz erscheinen. Doch<br />

haben solche in-Prozess-Haltezeiten ernste<br />

Folgen für die pharmazeutische Industrie. Denn<br />

während des Produktionsprozesses werden<br />

solche Tests zu verschiedensten Zeiten auf der<br />

Stufe des Processings durchgeführt, und die<br />

Haltezeiten summieren sich und verlängern die<br />

Produktionszeit bis zum Endprodukt. Firmen<br />

können durch verlängerte Produktionszeiten<br />

an Wettbewerbsfähigkeit einbüßen, da eine<br />

kosteneffiziente Logistikkette essentiell für<br />

die Industrie ist.<br />

Mangel an Alternativen zur Kultur<br />

Da es nicht möglich ist, das Wachstum der<br />

Mikroorganismen zu beschleunigen, suchen<br />

pharmazeutische Unternehmen nach Verfahren,<br />

die schneller Ergebnisse liefern als die<br />

traditionellen mikrobiologischen Kulturmethoden.<br />

Die Poymerase-Kettenreaktion (PCR)<br />

liefert Ergebnisse binnen Minuten, allerdings<br />

erst nachdem die Assays einen 18-stündigen<br />

Anreicherungsprozess über Nacht durchlaufen<br />

haben. Dazu kommmt, dass ein PCR-Screening<br />

nur die Anwesenheit von DNA detektieren<br />

kann, dagegen nicht verwertbare Informationen<br />

über bakterielles Wachstum. Zudem<br />

sind nach der PCR in der Regel weitere PCRoder<br />

Kultur-basierte Verifikationsschritte<br />

notwendig, um festzustellen, ob den Prozess<br />

gefährdende Mikroorganismen präsent sind.<br />

Der Hauptnachteil der Durchflusszytometrie<br />

ist ihre geringe Durchsatzrate, was die effiziente<br />

Handhabung einer großen Probenanzahl<br />

ausschließt.<br />

Eine einfache schnellere Methode<br />

zur Kultivierung<br />

NanoLogix‘ fortgeschrittene Kulturtechnologie<br />

erfüllt die Forderung der FDA nach einem<br />

sensitiven Schnelltest. Die Methode liefert<br />

belastbare Kultivierungsdaten vier- bis 24mal<br />

schneller als die konventionelle Kultivierung,<br />

abhängig von Bakterium und genutztem<br />

Produkt. Die Technologie ermöglicht es QA/QS-<br />

Technikern, das Wachstum von Mikrokolonien<br />

wesentlich schneller zu sehen und diese zu<br />

identifizieren als mit traditioneller Petrischalen-Kultur,<br />

PCR oder Durchflusszytometrie.<br />

Obgleich das Verfahren derzeit nur in zwei<br />

Standard-Petrischalengrößen zur Verfügung<br />

steht, ist es grundsätzlich möglich, die Technologie<br />

in Well plate-Arrays für das Hochdurchsatz-Screening<br />

zu überführen.<br />

Das Funktionsprinzip<br />

Herzstück der BioNanoPore (BNP)-Methode<br />

von NanoLogix ist eine permeable Polymermembran,<br />

die sich zwischen zwei Agarschichten<br />

befindet. Die extrem dünne, durchsichtige<br />

Abb. 3: Prinzip der BFN-Technologie von NanoLogix<br />

Membran gestattet es den Mikroorganismen,<br />

für einige Stunden zu wachsen. Dann, nach<br />

einem Bruchteil der herkömmlichen Inkubationszeit,<br />

wird die Membran auf eine Färbeplatte<br />

transferiert. Kapillarkräfte transportieren das<br />

Färbemittel – eine HRP-konjugierte Antikörper-<br />

Lösung – durch die Membran und bringen es in<br />

Kontakt mit den Mikrokolonien. Nach 10 bis 15<br />

Minuten Färbezeit können die Mikrokolonien<br />

detektiert und identifiziert werden.<br />

Bei der Testung eines parenteralen Produktes,<br />

ergab sich nach Filtration der „sterilen“ Lösung<br />

mit der BioNanoFilter (BFN)-Technologie<br />

eine Nachweissensitivität von einer Zelle pro<br />

Liter bei einer Nachweiszeit von vier bis sechs<br />

Stunden.<br />

Damit hat die NanoLogix-Technologie das<br />

Potential, Produktionszeiten durch Verkürzung<br />

von in-Prozess-Haltezeiten zu reduzieren.<br />

Das Verfahren lässt sich auf jeder Stufe des<br />

Produktionsprozesses kosteneffizient, verlässlich<br />

und mit angemessenem Durchsatz<br />

implementieren. Diverse Wissenschaftler,<br />

betrachten die Nanologix-Technology bereits<br />

als ‘neuen Goldstandard’ im Gebiet der<br />

Schnelldiagnostik 2 .<br />

Literatur<br />

[1] Pharma QBD. FDA Releases Strategic Plan for Advancement<br />

of Regulatory Science, August 18, 2011. http://<br />

www.pharmaqbd.com/fda_strategic_plan_regulatory_science/<br />

[2] Jonathan Faro, Allan Katz, Karen Bishop, Gerald Riddle,<br />

Sebastian Faro. “Rapid Diagnostic Test for Identifying<br />

Group B Streptococcus. American Journal of Perinatology.<br />

Thieme eJournals, August, 2011.<br />

Korrespondenzadresse<br />

Bret Barnhizer, CEO<br />

NanoLogix, Inc.<br />

843 North Main Street<br />

Hubbard, OH 44425 USA<br />

Tel.: +1-(0)330-534-0800<br />

Fax: +1-330-534-0826<br />

LABORWELT 13. Jahrgang | Nr. 1/2012 | 29


Zellbiologie Durchflusszytometrie<br />

READYFlow – Lange<br />

Leuchtdauern für schnelle<br />

Flow Cytometry-Analysen<br />

Dr. Peter Klauth, Hochschule Niederrhein, Krefeld; Dr. Wolfgang Göhde, Quantum Analysis<br />

GmbH, Münster; Martin Gründkemeyer, Technologieförderung Münster GmbH,<br />

Münster (Westfalen)<br />

Durchflusszytometer (Flow Cytometer, FCM) erlauben einen schnellen Nachweis und die Analyse<br />

von biologischen Zellen und anderen mikroskopischen und submikroskopischen Partikeln, die mit<br />

hoher Geschwindigkeit an einem Lichtstrahl vorbeifließen. Das 1968 entwickelte Messprinzip der<br />

fluoreszenzbasierten Durchflusszytometrie wurde anfangs für die Untersuchung eukaryotischer<br />

Zellen und ihrer Zellteilung verwendet. Durch international immer weiter entwickelte biochemische<br />

Verfahren und eine zunehmend einfachere Handhabung wird das Messverfahren inzwischen auf<br />

zahlreichen Gebieten eingesetzt: Medizinische und zellbiologische Grundlagenforschung, Routinediagnostik<br />

in Kliniken, Nanopartikel-Analysen und mikrobiologische Prozessüberwachung in der<br />

Lebensmittelproduktion sind nur einige Beispiele hierfür. Durch einen neuen Ansatz auf der Basis von<br />

biochemischen Sonden mit langer Leuchtdauer sollen nun die Präzision und Anwendungsmöglichkeiten<br />

im Rahmen eines vom BMWi geförderten Forschungsprojekts deutlich erweitert werden.<br />

Abb. 2: Differenziertes Anfärben von Zellen.<br />

Autofluoreszenz (weiße Sterne) kann<br />

die Fluoreszenz der spezifischen Farbstoffsonden<br />

(mit grünen und orangen<br />

Sternen) störend überlagern.<br />

Nach Messzeiten von wenigen Sekunden bei<br />

bis über 10.000 Zellen/Sek. können so Proben<br />

mit hoher statistischer Sicherheit analysiert<br />

werden.<br />

Präziser Nachweis von Bakterien –<br />

neue Farbstoffklassen für FCM<br />

Die Durchflusszytometrie ist ein Verfahren<br />

zur schnellen automatisierten Analyse der<br />

optischen Eigenschaften einzelner Partikel<br />

oder Zellen. Eine Probensuspension strömt<br />

durch eine hochpräzise optische Küvette<br />

(vgl. Abb. 1). Dabei wird der Probenfluss so<br />

fokussiert, dass die Zellen einzeln und nacheinander<br />

den Messbereich passieren. Zuvor<br />

in einem Präparationsschritt biochemisch<br />

an Zelloberflächen gekoppelte spezifische<br />

Leuchtsonden (Marker) werden durch einen<br />

Lichtstrahl angeregt. Mit Fluoreszenzfarbstoffen<br />

gekoppelte monoklonale Antikörper<br />

sind in der FCM weit verbreitete Sonden, mit<br />

denen Zellen anhand ihrer spezifischen Zell-<br />

Oberflächen-Antigene erkannt und voneinander<br />

unterschieden werden können.<br />

Für jede Zelle werden Streu- und Fluoreszenzsignale<br />

von optischen Detektoren<br />

aufgenommen und mit schnellen Computerprogrammen<br />

ausgewertet und gezählt.<br />

In den gesammelten Daten lassen sich unterschiedliche<br />

Gruppen von Zellen voneinander<br />

differenzieren und ihre Zellzahl bestimmen.<br />

In der Durchflusszytometrie können gleichzeitig<br />

mehrere Fluoreszenzfarbstoffe mit unterschiedlichen<br />

Emissionsspektren analysiert<br />

werden. Dafür werden in mehreren optischen<br />

Spektralbereichen (z.B. im Grünen und Orangen)<br />

Fluoreszenzintensitäten analysiert. Mehrere<br />

Zellgruppen lassen sich dadurch in einer Messung<br />

voneinander unterscheiden (vgl. Abb. 2).<br />

Bei dem Nachweis von Bakterien sollen<br />

möglichst kleine Zellzahlen schnell und sicher<br />

nachgewiesen werden. Häufig wird aber ein<br />

präziser und schneller Nachweis kleiner Zellzahlen<br />

gerade bei Mikroorganismen dadurch<br />

erschwert, dass die Lichtsignale der Fluoreszenzsonden<br />

durch eine natürliche Fluoreszenz<br />

(Autofluoreszenz) anderer Substanzen in<br />

der Probe oder in der Zelle störend überlagert<br />

werden. Eine sichere Interpretation der Messergebnisse<br />

ist dann oft mit hohem Aufwand<br />

verbunden oder sogar unmöglich.<br />

Dieses Problem soll durch einen neuen<br />

Ansatz auf Basis von für die FCM neuen<br />

Farbstoffklassen und auf Grundlage zeitlicher<br />

Auflösung der Lichtsignale gelöst werden.<br />

Eine neuartige Kombination von lang leuchtenden<br />

Farbstoffsonden und angepasster<br />

Messgeometrie soll „saubere“ Messdaten<br />

liefern und damit das Einsatzspektrum von<br />

Flow Cytometern signifikant erweitern.<br />

Zeitaufgelöstes Messen<br />

für präzise Analysen<br />

Abb. 1: Messprinzip der Durchflusszytometrie. Lichtsignale (Streulicht/side/forwardscatter<br />

und Fluoreszenz/fluorescence) einzelner Zellen in einer Probensuspension werden<br />

durch eine Lichtquelle (Laser oder LED) angeregt, einzeln registriert und analysiert.<br />

Die spektrale Differenzierung von verschiedenen<br />

Farbstoffen in der Durchflusszytrometrie<br />

ist Stand der Technik. Jedoch ist<br />

dieses Verfahren wegen störender spektraler<br />

30 | 13. Jahrgang | Nr. 1/2012 LABORWELT


Durchflusszytometrie Zellbiologie<br />

Überlappungen limitiert: Erstens durch die<br />

Autofluoreszenz und zweitens wegen mehrerer<br />

Zielfarbstoffe untereinander, so dass<br />

eine präzise Unterscheidung in bestimmten<br />

Fällen nicht möglich ist. Um dieses Problem<br />

zu umgehen, sollen anstelle der üblichen<br />

Fluoreszenzsonden nun Phosphoreszenzmarker<br />

mit sogenannten Selten-Erd-Farbstoffen<br />

eingesetzt werden. Durch diese Leuchtstoffe<br />

lässt sich eine Emissionsstrahlung erzeugen,<br />

deren Dauer im Bereich von Millisekunden die<br />

der Autofluoreszenz um typischerweise mehr<br />

als das 1.000-fache übersteigt.<br />

Das Prinzip ist unter anderem auch bekannt<br />

bei der Phosphoreszenz von Ziffernblättern<br />

in Armbanduhren – diese leuchten<br />

noch länger nach. Das gesamte Leuchtsignal<br />

jedes Partikels (Total Luminescence, vgl. Abb.<br />

3) wird erst nach Abklingen der störenden<br />

Autofluoreszenz (Autofluorescence) aufgenommen,<br />

was eine Analyse ohne störende<br />

Hintergrundemissionen ermöglicht. Durch<br />

die Erweiterung der Messergebnisse um<br />

die Dimension Zeit ist bei diesem Vorgehen<br />

eine deutlich höhere Sensitivität gegenüber<br />

bestehenden Verfahren und eine einfachere<br />

Auswertung der eigentlich komplexen Datenausgabe<br />

eines Durchflusszytometers zu<br />

erwarten.<br />

Eine weitergehende Analyse basiert auf der<br />

für verschiedene Farbstoffe charakteristischen<br />

Abklingkurve. Wenn sich die überlagernden<br />

Phosphoreszenz-Abklingzeiten der Farbstoffe<br />

(Abb. 3 Phosphorescence 1 & 2) ausreichend<br />

voneinander unterscheiden, können ihre<br />

Daten aus einer zeitaufgelösten Analyse der<br />

Abklingkurve (z.B. durch multi-exponentiellen<br />

Fit) voneinander separiert werden.<br />

Bisher können Phosphoreszenzmarker in<br />

der Flow Cytometry nicht genutzt werden, da<br />

die lange Abklingzeit zum üblichen Messprinzip<br />

konträr ist. Lichtsignale von Zellen lassen<br />

sich üblicherweise nur in einem sehr kurzen<br />

Messfenster von wenigen Mikrosekunden<br />

detektieren, in dem sie sich im Fokus des<br />

Lasers befinden. Das „Nachleuchten“ über<br />

Millisekunden kann in bestehenden Geräten<br />

systembedingt nicht aufgenommen werden.<br />

Die Zellen oder Partikel verweilen dafür<br />

zu kurz im Messbereich. Es gibt wohl einige<br />

Ansätze für zeitaufgelöstes Messen, zum<br />

Beispiel durch zwei hintereinander geschaltete<br />

Messfenster 1 . Dieser Ansatz ist jedoch<br />

auch zeitlich sehr eingeschränkt und bisher<br />

nicht zur praktischen Anwendung gekommen.<br />

Ein Durchflusszytometer, das Abklingkurven<br />

solch lang leuchtender Phosphoreszenzmarker<br />

analysieren kann, benötigt eine<br />

spezielle, der Anregungsstelle nachgelagerte<br />

Messstrecke, die derzeit in keinem am Markt<br />

befindlichen Gerät vorhanden ist. Die Idee ist<br />

nun, durch eine optische Nachführung mit<br />

einem Kippspiegel das Phosphoreszenzsignal<br />

über einen längeren Zeitraum zu sammeln<br />

und zu detektieren (vgl. Abb. 4).<br />

Dabei soll der Fokus durch optische Zeilensensoren<br />

und einen Kippspiegel, ähnlich<br />

denen in DLP-Projektoren, nachgeführt<br />

werden. Durch die deutlich verlängerte Messstrecke<br />

wird eine Zelle während der gesamten<br />

Abklingzeit verfolgt und eine Abklingkurve<br />

aufgenommen.<br />

Forschungsprojekt READYFlow<br />

Quantum Analysis entwickelt und produziert<br />

portable Durchflusszytomenter. Das iNano Institut<br />

der Hochschule Niederrhein hat sich auf<br />

die Verwendung von Selten-Erd-Farbstoffen<br />

in umweltanalytischen Diagnoseverfahren<br />

spezialisiert. Das iNano hat ein für die Anwendung<br />

geeignetes Messverfahren zum Patent<br />

angemeldet und stellt sein diesbezügliches<br />

Know-how zur Verfügung. Gemeinsam mit<br />

der Fachhochschule Münster, welche seit<br />

vielen Jahren Phosphoreszenzfarbstoffe und<br />

-marker erforscht, wurden bereits zahlreiche<br />

Leuchtstoffsonden entwickelt.<br />

READYFlow soll als innovatives Verfahren<br />

der Durchlusszytometrie im Rahmen einer<br />

vom BMWi geförderten Zusammenarbeit<br />

innerhalb der nächsten zwei Jahre erforscht<br />

Abb. 4: READYFlow-Kippspiegel-Prinzip:<br />

Einzelne Zellen bzw. ihr Lichtsignal<br />

werden nach Durchlaufen des Anregungslasers<br />

mithilfe einer Kombination<br />

aus optischem Zeilendetektor<br />

und Kippspiegel während der<br />

Leuchtdauer verfolgt.<br />

und zur Marktreife entwickelt werden. Dabei<br />

werden sowohl eine neue Gerätekomponente<br />

als auch passende Selten-Erd-Farbstoffe<br />

entwickelt. Neue Farbstoffsonden werden<br />

für die neue Gerätekomponente und Schlüsselanwendungen<br />

„maßgeschneidert“. Das<br />

neue Produkt soll präzise, mobil, einfach zu<br />

bedienen und preiswert sein, um eine tiefe<br />

Durchdringung im Diagnostik- und Analysemarkt<br />

zu ermöglichen. Einsatzorte wären<br />

zum Beispiel der schnelle Nachweis von MRSA<br />

(Multi-resistenter Staphylococcus aureus)<br />

während der Patientenaufnahme im Krankenhaus<br />

oder die Analyse von Blutproben in<br />

einer Facharztpraxis. Derzeitige Durchflusszytometer<br />

sind in beiden Fällen zu teuer und arbeitsintensiv<br />

in der Dateninterpretation. Die<br />

2011 aufgetretene Welle an EHEC-Infektionen<br />

(Enterohämorrhagische Escherichia Coli) zeigt<br />

die Notwendigkeit mobiler, preiswerter und<br />

vor allem schneller Testsysteme.<br />

Korrespondenzadresse<br />

Martin Gründkemeyer<br />

Netzwerk Oberfläche NRW<br />

Technologieförderung Münster GmbH<br />

Mendelstraße 11<br />

D-48149 Münster<br />

Tel.: +49-(0)251 980–1125<br />

Fax: +49-(0)251 980-31125<br />

gruendkemeyer@technologiefoerderungmuenster.de<br />

www.technologiefoerderung-muenster.de<br />

Abb. 3: Prinzip der innovativen FCM-Phosphoreszenz-Analyse (schematisch, unterschiedliche<br />

vertikale Skalierungen). Die Lumineszenz-Abklingkurve wird erst nach Abklingen des<br />

Autofluoreszenzsignals (außerhalb des schattierten Bereichs) aufgenommen.<br />

www.laborwelt.de<br />

LABORWELT 13. Jahrgang | Nr. 1/2012 | 31


Zellbiologie Paperwelt<br />

Adjuvantien-Toolbox für<br />

die gezielte Steuerung<br />

der Immunantwort<br />

Zygmunt BM, Weissmann SF, Guzman CA. (2012): NKT Cell Stimulation with alpha-Galactosylceramide<br />

Results in a Block of T H<br />

17 Differentiation after Intranasal Immunization in Mice,<br />

PLoS One. 2012;7(1):e30382<br />

Die intranasale Verabreichung von modernen Subunit-Impfstoffen gegen Infektionserreger<br />

gilt als sehr aussichtsreich, stellt die Forscher aber auch vor einige Schwierigkeiten.<br />

So müssen die Impfstoffe aufgrund der geringen Aktivierung von Immunantworten mit<br />

einem Immunstoffverstärker versetzt werden. Ein weiteres Problem war bislang, dass<br />

die intranasale Impfung stets von der Aktivierung einer sogenannten T H<br />

17-vermittelten<br />

Immunantwort begleitet wurde. Die dadurch ausgelöste, teils überschießende Immunantwort<br />

kann bei vielen Impfungen eher hinderlich als erwünscht sein. Die Gruppe um<br />

Carlos Guzmán vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig hat jetzt<br />

den Mechanismus aufgeklärt, mit dem ein spezieller Impfstoffverstärker, das pegylierte<br />

a-Galactosyl-Ceramid (a-GalCerPEG) die T H<br />

17-vermittelte Immunantwort selektiv abschaltet.<br />

a-GalCerPEG hemmt die Induktion von T H<br />

17-Zellen , indem es NKT-Zellen dazu bringt,<br />

die Botenstoffe Interferon-g (IFNg) und vor allem Interleukin-4 (IL-4) auszuschütten. Die<br />

Kombination a-GalCerPEG mit anderen Adjuvantien bei der intranasalen Impfung bietet<br />

somit erstmals die Möglichkeit zu steuern, welche Art von Immunantwort bei der Impfung<br />

gefördert wird – die T H<br />

2-vermittelte Antikörperbildung gegen extrazelluläre Erreger oder<br />

die T H<br />

1-vermittelte Abwehr durch Killerzellen bei intrazellulären Erregern. Das gezielte<br />

Zu- oder Abschalten der T H<br />

17-unterstützten Immunantwort würde Impfstoffherstellern<br />

die Gelegenheit bieten, Impfstoffe mittels einer Adjuvantien-Toolbox für die jeweilige<br />

klinische Anwendung maßzuschneidern.<br />

Carlos A. Guzmán<br />

Carlos A. Guzmán leitet die Abteilung<br />

„Vakzinologie und Angewandte Mikrobiologie“<br />

am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung<br />

(HZI) in Braunschweig. Der<br />

Mediziner ist APL-Professor an der Medizinischen<br />

Hochschule Hannover und Gast-<br />

Dozent für die Promovierenden der Fachrichtung<br />

Biotechnologie an der Universität<br />

von Catania (Italien). Nach dem Studium<br />

der Medizin an der Nationalen Universität<br />

Rosario (1981) und Facharztabschluss in<br />

medizinischer Bakteriologie (1986) in Argentinien<br />

sowie Promotion zum MD und<br />

PhD in Italien übernahm Guzmán 1994 die<br />

Leitung der Forschungsgruppe Vakzinologie<br />

an der Gesellschaft für Biotechnogische<br />

Forschung (GBF) in Braunschweig.<br />

2005 wurde er zum Leiter der neuen Abteilung<br />

Vakzinologie am HZI.<br />

LABORWELT:<br />

Was sind ihre wichtigsten Ergebnisse<br />

Guzmán:<br />

Wir haben einen über die Nase verabreichbaren<br />

Impfstoffverstärker entwickelt, der eine<br />

maßgeschneiderte Immunisierung gegen<br />

bestimmte Erreger ermöglicht. Grundsätzlich<br />

wird bei intranasalen Impfstoffen eine<br />

sogenannte T H<br />

17-unterstützte Immunreaktion<br />

hervorgerufen. Dies ist meistens<br />

erwünscht, da sie die Immunreaktion gegen<br />

Bakterien fördert, kann aber auch zu unerwünschten<br />

Entzündungsreaktionen führen.<br />

Deshalb ist es wichtig die Stimulierung der<br />

T H<br />

17-Zellen regulieren zu können, damit es<br />

keine unerwünschten Nebenwirkungen gibt.<br />

Uns ist es nun gelungen den Mechanismus<br />

aufzuzeigen, mit dem a-GalCerPEG die T H<br />

17-<br />

vermittelte Immunantwort ausschaltet und<br />

zugleich in Impfstoffformulierungen die<br />

Produktion von Antikörpern und Killerzellen<br />

stimuliert. Setzt man a-GalCerPEG darüber<br />

hinaus zusammen mit anderen Adjuvantien<br />

ein, die die von T H<br />

2-Zellen unterstützte Bildung<br />

von Antikörpern gegen extrazelluläre<br />

Erreger oder die von T H<br />

1-Zellen vermittelte<br />

Aktivierung von Killer- Zellen (CTL) gegen<br />

intrazelluläre Pathogene fördern, lässt sich<br />

die Immunantwort maßschneidern, indem<br />

die T H<br />

17-Komponente zu- oder abgeschaltet<br />

wird. Auf diese Weise erhalten wir eine Toolbox,<br />

die den Einsatz des optimal für einen<br />

klinischen Zweck geeigneten Impfstoffverstärkers<br />

ermöglicht.<br />

LABORWELT:<br />

Wo liegt die biologische und medizinische<br />

Relevanz Ihrer Arbeit<br />

Guzmán:<br />

Die meisten Adjuvantien basieren im Moment<br />

auf Aluminiumsalzen, und es gibt zur Zeit<br />

nicht viele Alternativen – schon gar keine, die<br />

eine gezielte Steuerung der Immunantwort<br />

gestatten. Dazu kommt: Fast alle Adjuvantien,<br />

die wir haben, sind auf Parenteralimpfstoffe<br />

ausgelegt, welche man spritzen muss. Das ist<br />

in bestimmten Ländern, wo Kreuzkontaminationen<br />

auftreten können, ein Problem. Bislang<br />

gibt es kein zugelassenes Adjuvans, das gut<br />

über die Schleimhaut funktioniert und so für<br />

viele Zwecke nützlich wäre. Ein Adjuvans allein<br />

nutzt natürlich nichts. Wir testen und validieren<br />

daher das a-GalCerPEG mit Partnern<br />

in verschiedenen Impfstoffformulierungen,<br />

vor allem gegen virale Humanpathogene.<br />

Zudem haben wir in präklinischen Versuchen<br />

gesehen, dass a-GalCerPEG helfen kann,<br />

die nachlassende Immunantwort im Alter<br />

(Immuns eneszenz), zu verbessern. Das ist klinisch<br />

bedeutend, da Impfungen nur bei einem<br />

kleinen Teil der älteren Bevölkerung wirken,<br />

da bei diesen die Immunreaktion nicht mehr<br />

so ausgeprägt ist wie bei den Jüngeren. Dies<br />

erforschen wir aktuell im BMBF-geförderten<br />

Projekt GERONTOSHIELD.<br />

LABORWELT:<br />

Wie geht Ihre interessante Forschungsarbeit<br />

nun weiter<br />

Guzmán:<br />

Hinsichtlich möglicher Anwendungen von<br />

a-GalCerPEG in Impfstoffen treiben wir die<br />

Zusammenarbeit mit Industrieunternehmen<br />

und akademischen Gruppen voran. Zudem<br />

forschen wir weiter an der Aktivierung des<br />

Immunsystems älterer Menschen. Schließlich<br />

wollen wir den Wirkmechanismus des<br />

neuen Adjuvans noch detaillierter verstehen.<br />

Bisher wissen wir, dass die T H<br />

17-Hemmung<br />

über Natürliche Killer-T-Zellen (NKT-Zellen)<br />

vermittelt wird. Wir sehen eine Stimulierung<br />

von NKT-Zellen, die bestimmte Zytokine<br />

ausschütten. Diese Zytokine sind kritisch, um<br />

ein bestimmtes Milieu im Rahmen der Antigenpräsentation<br />

zu erzeugen; so verhindern<br />

beispielsweise IL-4 und IFNg die Bildung von<br />

T H<br />

17-Zellen.<br />

32 | 13. Jahrgang | Nr. 1/2012 LABORWELT


Imaging Zellbiologie<br />

Zellteilungsdauer im<br />

High-Content-Screening<br />

bestimmen<br />

Dr. Andreas Pippow 1 , Stefan Borbe 1 , Sebastian Räse 2 , Dr. Stefan Prechtl 2 ,<br />

Prof. Dr. Thomas Berlage 1 ; 1 Fraunhofer-Institut für Angewandte Informationstechnik<br />

FIT, Schloss Birlinghoven, Sankt Augustin; 2 Bayer Healthcare Pharmaceuticals,<br />

Global Candidate Generation & Exploration Screening, High Content Analysis<br />

Bei der Entwicklung neuer Wirkstoffe für die Krebstherapie sind bildgebende Verfahren<br />

nicht mehr wegzudenken. Eines dieser Verfahren ist das High-Content-Screening. Dabei<br />

kann man herausfinden, ob bestimmte Substanzen die Teilung von Krebszellen und damit<br />

das Wachstum von Tumoren verringern oder sogar verhindern. Automatisierte Mikroskope<br />

generieren bei der Aufnahme sich teilender Zellen riesige Datenmengen, die in zeitaufwändigen<br />

Prozessen analysiert werden müssen. Die Etablierung dieser Experimente und die<br />

Auswertung der Bilddaten dauert dabei oft länger als die eigentliche Aufnahme der Bilder<br />

am Mikroskop. Deshalb ist es besonders wichtig, neue Software-Strategien zu entwickeln,<br />

die einerseits die Assay-Etablierung vereinfachen und gleichzeitig große Datenmengen in<br />

kurzer Zeit verarbeiten können.<br />

Krebs ist die zweithäufigste Todesursache in<br />

Deutschland. Auch wenn die Ausprägungen<br />

und Überlebensraten bei den verschiedenen<br />

Krebsarten sehr unterschiedlich sein können,<br />

haben alle Erkrankungen eines gemeinsam:<br />

Eine unkontrollierte Zellvermehrung führt<br />

zu Gewebewucherungen weit über die Organgrenzen<br />

hinaus.<br />

Die zelleigenen Mechanismen zur Wachstumskontrolle<br />

sind umprogrammiert, wodurch<br />

die Krebszellen potentiell unsterblich werden.<br />

Lösen sich einzelne Zellen aus dem Gewebeverband<br />

des Tumors, kommt es zur Metastasierung,<br />

und die Überlebenswahrscheinlichkeit<br />

des Patienten sinkt rapide. Um den Krebs<br />

möglichst rasch und vollständig zu bekämpfen,<br />

werden neue, noch spezifischere und besser<br />

wirkende Medikamente entwickelt.<br />

gerade befindet. Um dies zu optimieren, müssen<br />

unter Umständen Verfahren angewendet<br />

werden, die eine Anreicherung der Zellen in<br />

der Zellteilung bewirken. Diese Verfahren sind<br />

nicht unkritisch, weil dadurch Zellen eventuell<br />

geschädigt werden oder ihre Eigenschaften<br />

sich verändern. Beides kann den Effekt von<br />

Wirkstoffen verfälschen.<br />

Neue Verfahren gehen einen anderen Weg:<br />

Beim Live-Cell-Imaging wird das Verhalten<br />

lebender Zellen über ihren gesamten Lebenszyklus<br />

aufgezeichnet. Solche Experimente<br />

entsprechen vielmehr der physiologischen<br />

Situation im Körper. Sie ermöglichen damit<br />

eine sehr viel detailliertere und qualifiziertere<br />

Aussage zum Effekt der untersuchten<br />

Wirkstoffe. Diese Art dynamischer Studien<br />

an lebenden Zellen sind grundsätzlich nur<br />

mit automatisierten Verfahren im höheren<br />

Durchsatz realisierbar.<br />

Ein computergesteuertes Mikroskop nimmt<br />

Bildsequenzen der lebenden Zellen auf, die<br />

anschließend von verschiedenen Bildanalysealgorithmen<br />

ausgewertet werden. Dies hat<br />

nennenswerte Vorteile gegenüber manuellen<br />

Verfahren: Ein Mensch ist nie vollständig<br />

objektiv bei der Analyse von Bilddaten. In<br />

der Biologie existieren häufig Grenzfälle,<br />

die mit automatisierten Verfahren trotzdem<br />

nach eindeutigen Kriterien bewertet werden<br />

können. Dies setzt voraus, dass die Bilddaten<br />

mit einer objektiven und robusten Bildanalysesoftware<br />

verarbeitet werden können. Nur<br />

so werden valide, statistisch abgesicherte<br />

Resultate möglich, die eindeutige Schlussfolgerungen<br />

zulassen.<br />

Eine Entwicklung des Fraunhofer FIT für<br />

diese Anforderungen ist die Software Zeta. Sie<br />

ist darauf ausgerichtet, den Flaschenhals der<br />

Analyse von High-Content-Screening-Daten<br />

zu verringern und den gesamten Prozess<br />

vom Experiment zum Ergebnis deutlich zu<br />

beschleunigen. Das Projekt Zeta wurde vor<br />

ca. 15 Jahren ins Leben gerufen und bereits bei<br />

einigen unterschiedlichen Fragestellungen<br />

eingesetzt [1,2] .<br />

Bildanalyse<br />

Für das High-Content-Analyse-Team von<br />

Bayer Healthcare Berlin hat das Fraunhofer<br />

FIT eine neue Version der Software Zeta entwww.laborwelt.de<br />

Wirkstoffscreening<br />

Bei der Suche nach neuen Krebsmedikamenten<br />

werden Wirkstoffe auf lebende<br />

Zellen appliziert. Beim Wirkstoff-Screening<br />

geschieht dies viele Tausend- bis Millionen-<br />

Mal in verschiedenen Ansätzen. Wirkstoffe,<br />

die die Teilung von Krebszellen verhindern<br />

und gleichzeitig körpereigene Zellen unberührt<br />

lassen, haben dabei das Potential, ein<br />

Medikament zu werden. Bei bisherigen Versuchsansätzen<br />

geschah dies mit sogenannten<br />

Single-Time-Point-Assays.<br />

Die Zellen werden mit den Wirkstoffen inkubiert,<br />

zu einem bestimmten Zeitpunkt fixiert<br />

und anschließend gefärbt. Dabei hat man nur<br />

bedingt Kontrolle darüber, in welcher Phase<br />

sich die Mehrzahl der beobachteten Zellen<br />

Abb. 1: Graphische Oberfläche von Zeta. Der Benutzer sieht nur die Optionen, die für die<br />

Analyse der Daten nötig sind.<br />

LABORWELT 13. Jahrgang | Nr. 1/2012 | 33


Zellbiologie Imaging<br />

wickelt. Sie kommt besonders gut mit großen<br />

Datenmengen zurecht, wie sie bei präklinischen<br />

Wirkstoffuntersuchungen anfallen. Ziel<br />

ist es, die Teilung von lebenden Krebszellen<br />

zu beobachten und zu quantifizieren. Eine<br />

besondere Herausforderung an die Bildanalyse<br />

besteht darin, die einzelnen Phasen der<br />

Teilung zu differenzieren und sie miteinander<br />

in zeitlichen Bezug setzen zu können. Die Zel-<br />

Daten sich teilender Zellen optimiert. Der<br />

Benutzer kann sich während der Arbeit mit<br />

der Anwendung nacheinander durch die<br />

Plug-Ins klicken.<br />

Bewegungsartefakte, die durch kleine Verwackelungen<br />

des Mikroskoptisches während<br />

der Bildaufnahme entstehen, werden durch<br />

das Registrierungs-Plug-In eliminiert. Dieses<br />

richtet die einzelnen Bilder einer Zeitserie neu<br />

zueinander aus. Der Prozess der Registrierung<br />

ist für jede Art von Live-Cell-Imaging-Daten<br />

erforderlich.<br />

Mit dem Vordergrund-Hintergrund-Plug-<br />

In werden die Zellobjekte vom Hintergrund<br />

getrennt. An dieser Stelle bietet Zeta ein<br />

interaktives Verfahren an. Der Benutzer<br />

markiert mit der Maus einige Zellen und<br />

Hintergrundregionen.<br />

Die Software lernt anhand dieser Beispiele,<br />

wie Zellen vom Hintergrund unterschieden<br />

werden können und gibt direkt ein visuelles<br />

Feedback. Der Anwender sieht, welche Regionen<br />

Zeta als Vordergrund und welche als<br />

Hintergrund klassifiziert hat, und kann diese<br />

Erkennung verbessern, indem er Beispiele<br />

hinzufügt oder entfernt. Die Software wird<br />

auf diese Weise trainiert, die Zellen vom<br />

Hintergrund bestmöglich zu trennen. Diese<br />

Trainierbarkeit ist ein Schlüsselkonzept<br />

der Software, weil dadurch die Flexibilität<br />

erhöht wird.<br />

Das Segmentierungs-Plug-In, ermöglicht<br />

die Trennung von Zellclustern in einzelne<br />

Zellobjekte. Dadurch ergibt sich die Möglichkeit,<br />

jede einzelne Zelle morphologisch zu<br />

beschreiben.<br />

Das Klassifikations-Plug-In ist für die Sortierung<br />

sich teilender Zellen besonders wichtig.<br />

Mit diesem Plug-In wird jede einzelne Zelle einer<br />

bestimmten Zellzyklusphase zugeordnet.<br />

Durch die integrierte Trainierbarkeit genügt<br />

es, einige Zellen beispielhaft mit einem Label<br />

zu versehen. Diese werden anschließend auf<br />

alle entsprechenden Zellen der Bildserien<br />

übertragen.<br />

Mit dem Tracking-Plug-In wird ein Zelltracking<br />

innerhalb der aufgenommenen Zeitserie<br />

durchgeführt. Hierbei wird für jede Zelle eine<br />

Historie angelegt, der zu entnehmen ist, wie<br />

lange sich eine Zelle in einer Zellzyklusphase<br />

befindet.<br />

Zudem bietet Zeta ein Evaluationsmodul<br />

an, mit dem die Informationen der einzelnen<br />

Analyse-Plug-Ins integriert werden und in<br />

Form einer csv-Datei exportiert werden<br />

können.<br />

Ausblick<br />

Abb. 2: Objekterkennung in Zeta (Konturen) und Klassifizierung nach den Zellteilungsphasen<br />

(Farben)<br />

len müssen nicht nur als Objekte erkannt und<br />

den einzelnen Zellteilungsphasen zugeordnet<br />

werden, auch das Erkennen der zeitlichen<br />

Abfolge ist wichtig. Für jede Zelle wird also<br />

eine Historie angelegt.<br />

Besonders großen Wert ist bei der Entwicklung<br />

von Zeta auf die einfache Bedienbarkeit,<br />

die Integrierbarkeit in bestehende Datenmanagementsysteme<br />

und die Performance<br />

gelegt worden. Mit wenigen Mausklicks wird<br />

die Software darauf trainiert, bestimmte<br />

Zellmuster zu erkennen und zu klassifizieren.<br />

Dadurch wird sie sehr flexibel und kann auch<br />

für andere biologische Fragestellungen eingesetzt<br />

werden.<br />

Der Zeta-Workflow<br />

Eine Besonderheit von Zeta ist seine Plug-<br />

In-Struktur. Bei Arbeitsbeginn werden über<br />

eine Konfigurationsdatei bestimmte, für die<br />

Analyse notwendige Module in die Benutzeroberfläche<br />

geladen.<br />

Im Falle der Krebszellen sind folgende<br />

Plug-Ins sinnvoll: Registrierung, Vordergrund-<br />

Hintergrund-Erkennun, Segmentierung,<br />

Klassifikation, Zelltracking und Evaluation.<br />

Auswahl und Reihenfolge dieser Plug-Ins<br />

sind für die Analyse von Live-Cell-Imaging-<br />

Automatisierte, bildgebende Verfahren sind<br />

etablierte Hilfsmittel für die Suche nach<br />

neuen Wirkstoffen gegen Krebs. Oft ist dabei<br />

die Auswertung der generierten Daten<br />

ein Engpass innerhalb des Arbeitsprozesses.<br />

Die hier vorgestellte Software soll den<br />

Analyse-Workflow deutlich vereinfachen und<br />

beschleunigen.<br />

Während eines automatisierten Screenings<br />

können derzeit etwa bis zu 50.000 Bilder pro<br />

Tag anfallen. Idealerweise ist der Algorithmus<br />

für die Bilderkennung so schnell, dass er in der<br />

gleichen Zeit fertig ist. Rechnerisch bleiben<br />

also weniger als zwei Sekunden pro Bild für<br />

die Analyse.<br />

In ersten Tests konnte Zeta diesen Wert<br />

mit einem Server mit 20 Prozessoren<br />

und 20 GB Arbeitsspeicher erreichen. Die<br />

Software-Architektur ist so angelegt, dass<br />

mit größeren Rechnern auch noch höhere<br />

Geschwindigkeiten erzielt werden können.<br />

Gegenstand der Forschung bleibt die Integration<br />

der Daten.<br />

Literatur<br />

[1] Malthan D, Huchler R, Brandenburg A, Thielecke H, Hildebrandt<br />

C, Zühlke D (2008). Association for Laboratory<br />

Automation, Abstracts: pp.74<br />

[2] Scheede S, Herpens A, Burmeister F, Oltrogge B Saenger<br />

K, Schmidt-Rose T, Schreiner V, Wenck H, Knieps T, Berlage<br />

T (2011) Skin Research and Technology: 17(2):186-195<br />

Korrespondenzadresse<br />

Dr. Andreas Pippow<br />

Fraunhofer-Institut für Angewandte<br />

Informationstechnik FIT<br />

Schloss Birlinghoven,<br />

53754 Sankt Augustin<br />

Tel.: +49-(0)2241-14-1524<br />

Fax: +49-(0)2241-144-1524<br />

andreas.pippow@fit.fraunhofer.de<br />

www.fit.fraunhofer.de<br />

34 | 13. Jahrgang | Nr. 1/2012 LABORWELT


Zellbiologie Expertenpanel<br />

Zellbasierte Tox-Assays<br />

Der Bedarf an in vitro-Toxizitätstests ist hoch – nicht zuletzt seitdem politische Entscheidungsträger<br />

den Ersatz von Tierversuchen bei der Substanztestung proklamieren. Der Fortschritt läuft<br />

dagegen langsamer als die politischen Absichtserklärungen. Denn die Test-Zulassung braucht im<br />

Durchschnitt 10 Jahre und verschlingt hohe Kosten. Auch wenn es nach Experteneinschätzung nicht<br />

absehbar ist, ob und wann komplexe systemische Endpunkte, wie die Reproduktionstoxizität, die<br />

Toxizität bei wiederholter Gabe/Langzeittoxizität oder Toxikokinetik, mit in vitro-Tests messbar sein<br />

werden, laufen Versuche an, die Paramenter anhand von omics-Daten zu modellieren, wie etwa<br />

im von Jürgen Hescheler koordinierten Detective-Projekt oder dem Human Toxome Project.<br />

der verschiedenen Technologien können<br />

Biomarker mit Vorhersagekraft für humane<br />

Toxizität in vitro entwickelt werden. Basierend<br />

auf integrativer statistischer Analyse, systematischer<br />

Überprüfung und Korrelation mit<br />

in vivo-relevanten Daten, werden spezifische,<br />

sensitive und prädiktive Biomarker entwickelt.<br />

Die Definition genereller, relevanter<br />

humaner Toxizitätspathways für unterschiedliche<br />

Organsysteme eröffnet schließlich die<br />

Möglichkeit eines systemischen Ansatzes der<br />

Toxizitätstestung.<br />

Thomas Hartung<br />

Prof. Dr. Dr. med<br />

Thomas Hartung,<br />

Johns Hopkins<br />

Bloomberg<br />

School of Public<br />

Health, Baltimore<br />

& Univ. Konstanz<br />

LABORWELT:<br />

Welche Fortschritte gibt es bei in vitro-Toxizitätstests<br />

auf Basis von Metabolomanalysen<br />

Hartung:<br />

Metabolomics ist auf dem Vormarsch in der<br />

Toxikologie. Von den gängigen Omics-Technologien<br />

ist sie am nächsten am Phänotyp,<br />

also den tatsächlich stattfindenden Veränderungen.<br />

Während wir mit 22.000 Genen<br />

und ihren Transkripten oder mehr als einer<br />

Million Proteinen umgehen müssen, gibt es nur<br />

wenige Tausend Metabolite, die wir recht gut<br />

inklusive ihrer metabolischen Verknüpfungen<br />

kennen. Insbesondere die Massenspektriebasierten<br />

Methoden der Metabolomics haben<br />

in den letzten Jahren enorme Fortschritte<br />

bezüglich Standardisierung und Sensitivität<br />

gemacht, und die Kosten einer Einzelanalyse<br />

sind relativ niedrig. Es wundert deshalb nicht,<br />

dass die Methode zunehmend in der Toxikologie<br />

genutzt wird. Pionierarbeiten bei BASF<br />

haben mit Kurzzeit-Tierversuchen für rund<br />

500 Chemikalien gezeigt, dass sich typische<br />

Signaturen von Metaboliten-Veränderungen<br />

für eine ganze Reihe von toxischen Effekten im<br />

Blut nachweisen lassen. Dies wird bereits für<br />

eine biologische Gruppierung von Substanzen<br />

für Testungen im Rahmen der von der EU-<br />

Chemikalienrichtlinie REACH vorgeschriebenen<br />

Substanztestung eingesetzt und kann vermutlich<br />

Effekte in Langzeit-Versuchen vorhersagen.<br />

Auch Zellkulturen kommen zunehmend zum<br />

Einsatz – wir haben bereits 2008 den Einsatz<br />

für Entwicklungsstörungen des Gehirns beschrieben,<br />

was jetzt von der FDA in unserem<br />

Labor gefördert wird. Stemina in Madison<br />

(USA) hat ganz ähnlich humane embryonale<br />

Stammzellen mit Metabolomics kombiniert<br />

und arbeitet mit der US EPA zusammen, um<br />

teratogene Effekte vorherzusagen. Zudem gibt<br />

es große Erwartungen, dass Metabolomics<br />

in vitro bei der Identifizierung von Toxiziäts-<br />

Pathways helfen kann, wie im NIH-geförderten<br />

Human Toxome Project angestrebt. Wir haben<br />

gerade mit BASF einen Workshop in Berlin<br />

veranstaltet, der die enormen Möglichkeiten<br />

dieser Technologie beleuchtete, aber auch noch<br />

zu meisternde Herausforderungen gezeigt hat.<br />

Ende des Jahres machen wir etwas ähnliches<br />

in den USA.<br />

Jürgen Hescheler<br />

Prof. Dr. Jürgen<br />

Hescheler, Direktor<br />

des Instituts für<br />

Neurophysiologie<br />

an der Universität<br />

zu Köln<br />

LABORWELT:<br />

Wie lassen sich komplexe Endpunkte künftig<br />

in vitro testen<br />

Hescheler:<br />

Die Grundlage innovativer in vitro Toxizitätstests<br />

ist die Entwicklung von robusten,<br />

zuverlässigen, sensitiven und spezifischen<br />

Biomarkern. Dabei ermöglicht die systematische<br />

Auswertung von komplementären<br />

funktionellen und „-omics“ Technologien, einschließlich<br />

High-Content und High-Throughput<br />

Screening Technologien, die Identifizierung<br />

und Untersuchung humaner Biomarker<br />

in zellulären Modellen. Während funktionelle<br />

Parameter Einblicke in die Wirkung von<br />

Schadstoffen auf spezifische Zellfunktionen<br />

geben, liefern „-omics“-Technologien Informationen<br />

zur gesamten zellulären Situation<br />

auf molekularer Ebene. Die Auswirkungen von<br />

Wirkstoffen auf Epigenetik und microRNA<br />

Expression versprechen unser Verständnis<br />

von toxischen Wirkmechanismen vertiefen<br />

zu können. Diese beiden Parameter haben<br />

sich als kritisch für das Verhalten der Zelle<br />

herausgestellt und es gilt nun, zu evaluieren,<br />

inwiefern die Anwendung von Chemikalien<br />

Zellen auf dieser Ebene beeinflussen. Durch<br />

Kombination und anschließende Integration<br />

Dirk Dressler<br />

Dr. Dirk Dressler ist<br />

leitender Mitarbeiter<br />

bei der BioTeSys<br />

GmbH und zuständig<br />

für die Auftragsforschung<br />

in vitro-<br />

Wirknachweise.<br />

LABORWELT:<br />

Welche Fortschritte gibt es bei der Automation<br />

der in vitro-Genotoxizitätstestung<br />

Dressler:<br />

Die in vitro-Prüfung einer Substanz auf genotoxischer<br />

Substanzeigenschaften erfolgt zur<br />

Zeit durch eine Kombination von verschiedenen<br />

Testverfahren, wobei jedoch z.T. falsch<br />

positive Aussagen auftreten. Der FADU-Assay<br />

(Fluorimetric detection of Alkaline DNA Unwinding)<br />

bietet hier neue Möglichkeiten. Er<br />

ist automatisiert einsetzbar und zeichnet sich<br />

durch eine hohe Sicherheit und eine einfache,<br />

schnelle und robuste Durchführung aus.<br />

Neben bereits etablierten Zelllinien werden<br />

nun auch komplexe Gewebemodelle als Testgrundlage<br />

etabliert. Mit dieser Technologie<br />

können DNA Strangbrüche und DNA Repair<br />

getrennt erfasst werden. Wichtiges Kriterium<br />

ist dabei, dass die Einwirkzeit der Testsubstanzen<br />

sehr variabel (von sehr kurz bis lang)<br />

gewählt werden kann. So ist es erstmals möglich<br />

beide Prozesse in sensitiver und reproduzierbarer<br />

Weise zuverlässig zu detektieren.<br />

Es können wie gezeigt DNA Strangbrüche in<br />

peripheren Blutlymphocyten nachgewiesen<br />

werden, die von verschiedensten Chemikalien<br />

hervorgerufen wurden. Chemikalien ohne<br />

genotoxisches Profil fungierten als Negativ-<br />

Kontrolle. Zur Zeit wird dieses der FADU-Assay<br />

bei der Bewertung möglicher genotoxischer<br />

Eigenschaften von Nanopartikeln geprüft.<br />

So kann die Kombination von intelligentem<br />

Assay und Automatisierung Grenzen der<br />

Analytik erweitern und mehr Sicherheit in der<br />

Bewertung erreicht werden.<br />

www.laborwelt.de<br />

LABORWELT 13. Jahrgang | Nr. 1/2012 | 35


Branche Labormarkt im Umbruch<br />

Qiagen: Auf der Suche<br />

nach Wachstumstreibern<br />

Dr. Patrick Dieckhoff, BIOCOM AG<br />

Milliardenschwere Übernahmen sind gang und gäbe im Labormarkt. Grund genug, in dieser<br />

LABORWELT-Serie einen Blick auf die Player, ihre Strategien und Deals zu werfen. Klar ist:<br />

Elefantenhochzeiten bleiben an der Tagesordnung. Die Preise bleiben hoch, genauso wie die<br />

Wahrscheinlichkeit, dass sich der Labormarkt in zehn Jahren völlig anders darstellen wird als<br />

heute. Die Qiagen NV hat sich in den vergangenen Jahren durch Übernahmen selbst transformiert.<br />

Früher ausschließlich als Laboranbieter bekannt, ist das Unternehmen heute ein<br />

Spezialist für Molekulardiagnostik und personalisierte Medizin. Diese Wachstumsbereiche<br />

müssen Schwächen im Portfolio der Hildener ausgleichen.<br />

Qiagen in Zahlen:<br />

Umsatz: 1,17 Mrd. US-$<br />

Gewinn (operativ): 319,6 Mio. US-$<br />

Umsatzrendite: 27 %<br />

F&E-Investiton: 12 % des Umsatzes<br />

Börsenwert: 2,68 Mrd. Euro (Stichtag 6.3.)<br />

Mitarbeiter: 3.600<br />

CEO:<br />

Peer Schatz<br />

Umsätze: regional<br />

– Europa 36 %<br />

– Asien 18 %<br />

– Nord- und Südamerika 46 %<br />

Kunden nach Umsatz:<br />

– Molekulardiagnostik (50 %)<br />

– Applied Testing (7 %)<br />

– Pharma (19 %)<br />

– Akademia (24 %)<br />

Vor nicht allzu langer Zeit war die Qiagen NV<br />

ein ganz normaler Laborzulieferer. Die charakteristischen<br />

blauen Packungen standen auf fast<br />

jeder Bench. Doch der Erfolg war gleichzeitig<br />

ein Fluch. Das Unternehmen wuchs nur noch<br />

schleppend. Unternehmenschef Peer Schatz<br />

und seine Kollegen wagten die Flucht nach<br />

vorn. Die 40 Mio. US-$ teure Akquisition des<br />

Hamburger Molekulardiagnistik-Pioniers Artus<br />

GmbH im Jahr 2005 war der Auftakt für<br />

die Transformation des Unternehmens hin zu<br />

einem Geräte- und Testentwickler. 2007 folgte<br />

schließlich der Paukenschlag. Für die bemerkenswerte<br />

Summe von 1,7 Mrd. US-$ verleibte<br />

sich Qiagen den US-amerikanischen Spezialisten<br />

Digene Corp. ein. „Dies ist ein Schritt in<br />

eines der am schnellsten wachsenden Felder<br />

der Molekulardiagnostik“, sagte Schatz nach der<br />

Übernahme und meinte damit vor allem die Diagnostik<br />

von humanen Papillomviren (HPV), die<br />

Gebärmutterhalskrebs auslösen können. In den<br />

folgenden Jahren verleibten sich die Hildener<br />

weitere Firmen ein, darunter die französische<br />

Ipsogen, einen Spezialisten für Hämatologie.<br />

Die Strategie dahinter: Es geht darum, Qiagens<br />

Analyseplattform QiaSymphony auszulasten.<br />

Content is king! Je mehr Tests für sie verfügbar<br />

sind, desto attraktiver werden die Geräte.<br />

Starker Wettbewerb<br />

Die Konkurrenz ist namhaft: Mit Siemens, Abbott<br />

und Roche streiten sich Großkonzerne mit<br />

Qiagen um die Gunst der Diagnostik-Labore. Bis<br />

Ende 2011 waren weltweit 550 QIAsymphony<br />

Geräte installiert. Im laufenden Jahr soll die<br />

Zahl auf 750 Stück steigen. Der Verkaufspreis ist<br />

dabei nicht entscheidend – oft werden solche<br />

Geräte auch geleast. Vielmehr sind es die Verkäufe<br />

von passenden Reagenzien und Tests, die<br />

sich pro Gerät auf etwa 50.000 bis 60.000 US-$<br />

pro Jahr belaufen. Im Jahr 2011 stammte bereits<br />

fast die Hälfte von Qiagens Jahresumsätzen<br />

– 2011 waren das 1,17 Mrd. US-$ – aus der Molekulardiagnostik.<br />

Die akademische Forschung,<br />

einst dominierendes Segment, trägt heute nur<br />

noch ein Viertel des Umsatzes. Die Kundenbasis<br />

vervollständigen Pharmaunternehmen (19 %)<br />

und Spezialisten für Applied Testing (7 %). Unter<br />

allen Bereichen wuchsen die Einnahmen aus<br />

Akademia am schwächsten. Im vergangenen<br />

Jahr stiegen die Umsätze in diesem Bereich<br />

gerade einmal um 3 %.<br />

Vor allem in den USA sinken die Ausgaben für<br />

öffentliche Forschung, was sich in den Zahlen<br />

niederschlägt. Auch in der näheren Zukunft<br />

werde sich das nicht ändern, glaubt Qiagens<br />

Management. Generell macht Deutschlands<br />

größtem Biotech-Unternehmen mit 3.600<br />

Mitarbeitern die derzeitige Schwäche wichtiger<br />

Märkte wie den USA zu schaffen. Weil<br />

sich hier die finanzielle Situation auch von<br />

Privatleuten verschlechtert hat, wird immer<br />

weniger Geld für Vorsorge ausgegeben. Damit<br />

ist Qiagen abhängig von der Entwicklung der<br />

Weltwirtschaft. Entsprechend schlecht verkaufen<br />

sich die HPV-Tests des Unternehmens.<br />

Marktbeobachter glauben nicht, dass sich das<br />

so schnell ändern wird.<br />

Endmontage einer QIAsymphony-Plattform.<br />

Die makroökonomische Gefahr<br />

Und so ist das Unternehmen auf der Suche<br />

nach neuen Wachstumsfeldern. Die sieht das<br />

Management vor allem in der personalisierten<br />

Medizin. Auch hier half Qiagen wieder eine<br />

Übernahme. Nach dem Kauf der britischen DxS<br />

im Jahr 2009 positionieren sich die Hildener als<br />

Partner für Pharmakonzerne, die zunehmend<br />

auf der Suche nach begleitenden Diagnostika<br />

für ihre Medikamente sind. Nur wenige<br />

Unternehmen wie Roche oder Abbott haben<br />

diese Expertise im eigenen Haus. Die meisten<br />

Unternehmen müssen hier zukaufen. Qiagen<br />

hat sich als Partner für Branchengrößen wie<br />

Eli Lilly oder Pfizer positioniert. Es bleibt abzuwarten,<br />

wie erfolgreich Qiagens Diagnostik-<br />

Entwicklungsplattform sein wird.<br />

36 | 13. Jahrgang | Nr. 1/2012 LABORWELT


Stellenmarkt Service<br />

Akademischer Stellenmarkt<br />

Institute of Gender in<br />

Medicine Berlin<br />

Doctoral student<br />

The group of Prof. Regitz-Zagrosek / Dr. Mahmoodzadeh is looking for a motivated<br />

PhD student with expertise in cardiomyocyte Ca2+-signaling, interest<br />

in sex hormone effects, and in animal surgery. We offer a 3 years position with<br />

integration into an internationally well connected active research group with<br />

expertise in cellular/molecular biology, mitochondrial function, human tissue<br />

and animal models. Main research focus of our group is the investigation of<br />

sex differences in myocardial hypertrophy (for more information, please visit<br />

our web sites at: http://gender.charite.de or<br />

http://www.ccr.charite.de/en/research/research_group_regitz_zagrosek/<br />

Requirements<br />

– A highly motivated candidate with an interest in cellular and molecular biology<br />

and cardiomyocyte physiology<br />

– Candidates applying for a PhD position must hold a Master/Diploma degree<br />

in the natural sciences or related disciplines, an excellent academic record<br />

and practical experience in molecular and cellular biology; having obtained<br />

a certificate for conducting animal experiments is an advantage.<br />

Employment<br />

Successful candidate will be employed from April 2012 on for 36 months<br />

Application letters including a CV and contact details of three referees should<br />

be sent before March 20, 2012 to:<br />

Dr. Shokoufeh Mahmoodzadeh<br />

Charite-Universitätsmedizin<br />

Institute of Gender in Medicine (GiM)<br />

Center for Cardiovascular Research (CCR)<br />

Hessische Str. 3-4, 10115 Berlin, Germany<br />

or via email: s.mahmoodzadeh@charite.de<br />

Alle Stellenanzeigen finden Sie auch unter:<br />

www.laborwelt.de<br />

FMI International<br />

PhD Program in<br />

Biomedical Research<br />

Applications are invited for internally funded PhD student fellowships at the<br />

Friedrich Miescher Institute for Biomedical Research (FMI) in Basel, Switzerland.<br />

The FMI is part of the Novartis Research Foundation and is affiliated with<br />

the University of Basel. Our research focuses on epigenetics, mechanisms of<br />

cancer and neurobiology. We employ state-of-the-art technologies to explore<br />

basic molecular mechanisms of cells and organisms in health and disease.<br />

Our international PhD program has approximately 100 graduate students from<br />

more than 25 countries. The working language is English. Most students are<br />

registered at the University of Basel. The successful candidate holds a Diploma<br />

(or M.Sc.) acceptable for matriculation at the University and has a strong<br />

background in cell and molecular biology.<br />

Current topics include: Biology of aging / cancer and metastasis / DNA repair /<br />

cell adhesion / protein structure / proteomics and genomics / molecular mechanisms<br />

of cell signaling / cell type specification and differentiation / connectivity<br />

and functionality of neuronal circuits / vision, olfaction, motor control / synaptic<br />

plasticity / brain and behavior / learning and memory / sensory processing /<br />

epigenetic regulation and chromatin modification / gene expression and silencing<br />

/ genomic integrity / microRNAs and posttranscriptional regulation.<br />

Research group leaders: Joy Alcedo / Silvia Arber / Momo Bentires-Alj / Marc<br />

Bühler / Pico Caroni / Ruth Chiquet-Ehrismann / Rafal Ciosk / Witold Filipowicz /<br />

Rainer Friedrich / Susan Gasser / Helge Grosshans / Brian Hemmings / Nancy<br />

Hynes / Georg Keller / Andreas Lüthi / Patrick Matthias / Thomas Oertner /<br />

Antoine Peters / Jan Pielage / Ulrich Rass / Filippo Rijli / Botond Roska / Dirk<br />

Schübeler / Nicolas Thomä<br />

Financial support is in accordance with the scale of the Swiss National Science<br />

Foundation. Your income will be generous relative to international standards for<br />

PhD students. Duration of the appointment is typically 4 years.<br />

Application forms and further information:<br />

www.fmi.ch/training/phd/apply<br />

phdprogram@fmi.ch<br />

Application deadline: May 7, 2012<br />

Friedrich Miescher Institute for Biomedical Research<br />

Maulbeerstrasse 66<br />

CH-4058 Basel<br />

Switzerland<br />

LABORWELT 13. Jahrgang | Nr. 1/2012 | 37


Service Verbände Seite bitte abtrennen – per Fax an 030-264921-11<br />

Kontakt zu Verbänden<br />

Die Mitglieder der nachfolgenden Fachgesellschaften erhalten LABORWELT regelmäßig mit<br />

freundlicher Empfehlung ihrer Organisationen. Wer sich darüber hinaus für eine Mitarbeit oder<br />

einen Beitritt interessiert, erreicht die Fachgesellschaften unter den folgenden Kontakt daten:<br />

Ich interessiere mich für<br />

den Beitritt<br />

Unterstützung für Jungwissenschaftler<br />

Interessenvertretung<br />

eine Spende<br />

Fachgruppen im Bereich<br />

Name<br />

Tel.<br />

Bitte kontaktieren Sie mich<br />

Firma<br />

Fax<br />

Verband (siehe unten, bitte ankreuzen)<br />

E-Mail<br />

Dt. Ver. Gesell. f. Klinische Chemie<br />

und Laboratoriumsmedizin e.V. (DGKL)<br />

Geschäftsstelle der DGKL<br />

Friesdorfer Str. 153<br />

53175 Bonn<br />

Tel.: +49-(0)-228-92-68-9522<br />

Fax: +49-(0)-228-92-68-9527<br />

geschaeftsstelle@dgkl.de<br />

www.dgkl.de<br />

Gesellschaft für Genetik<br />

GESELLSCHAFT FÜR GENETIK<br />

c/o HZM – Deutsches<br />

Forschungszentrum für<br />

Gesundheit/Inst. of Developmental<br />

Genetics<br />

Tel.: +49-(0)-89-3187-2610<br />

Fax: +49-(0)-89-4620<br />

www.gfgenetik.de<br />

Netzwerk Nutrigenomik<br />

Netzwerk Nutrigenomik<br />

Arthur-Scheunert-Allee 114<br />

14558 Nuthetal<br />

Tel.: +49-(0)-33200-88-301<br />

Fax: +49-(0)-33200-88-541<br />

mail@nutrigenomik.de<br />

www.nutrigenomik.de<br />

Deutsche Gesellschaft für<br />

Proteomforschung<br />

BIO Deutschland<br />

c/o MPI für Biochemie<br />

Am Klopferspitz 18a<br />

82152 Martinsried<br />

Tel.: +49-(0)-89-1897-9007<br />

Fax: +49-(0)-89-1897-9009<br />

c.kleinhammer@dgpf.org<br />

www.dgpf.org<br />

Tegeler Weg 33/<br />

berlinbiotechpark<br />

10589 Berlin<br />

Tel.: +49-(0)-30-3450593-30<br />

Fax: +49-(0)-30-3450593-59<br />

info@biodeutschland.org<br />

www.biodeutschland.org<br />

Deutsche Gesellschaft für Hygiene<br />

und Mikrobiologie (DGHM)<br />

c/o Institut für Hygiene und<br />

Med. Mikrobiologie<br />

Carl-Neuberg-Straße 1<br />

30625 Hannover<br />

Tel.: +49-(0)-511-532-4655<br />

Fax: +49-(0)-511-532-4355<br />

www.dghm.org<br />

Gesellschaft für Signaltransduktion<br />

c/o Prof. Dr. Ralf Hass<br />

Med. Hochschule Hannover<br />

AG Biochemie u. Tumorbiol.<br />

30625 Hannover<br />

Tel.: +49-(0)-511-532-6070<br />

Fax: +49-(0)-511-532-6071<br />

www.sigtrans.de<br />

Gesellschaft für Pharmakologie<br />

und Toxikologie<br />

Geschäftsstelle der DGPT<br />

Achenbachstraße 43<br />

40237 Düsseldorf<br />

Tel.: +49-(0)-211-600-692-77<br />

Fax: +49-(0)-211-600-692-78<br />

mitglieder@dgpt-online.de<br />

www.dgpt­online.de<br />

Nationales Genomforschungsnetz<br />

c/o DKFZ<br />

Im Neuenheimer Feld 580<br />

69120 Heidelberg<br />

Tel.: +49-(0)-6221-424-743<br />

Fax: +49-(0)-6221-423-454<br />

S.Argo@dkfz-heidelberg.de<br />

www.ngfn.de<br />

DiagnostikNet­BB<br />

Netzwerk Diagnostik<br />

Berlin-Brandenburg e.V.<br />

Neundorfstraße 17<br />

16761 Henningsdorf<br />

Tel.: +49-(0)-3302-55-199-14<br />

Fax: +49-(0)-3302-55-199-10<br />

f.adams@diagnostiknet-bb.de<br />

www.diagnostiknet­bb.de<br />

Verband der Diagnostica­Industrie e.V.<br />

Verband der<br />

Diagnostica-Industrie e.V.<br />

Neustädtische Kirchstr. 8<br />

10117 Berlin<br />

Tel.: +49-(0)-30-200-599-40<br />

Fax: +49-(0)-30-200-599-49<br />

vdgh@vdgh.de<br />

www.vdgh.de<br />

Österreichische<br />

Reinraumgesellschaft (ÖRRG)<br />

ÖRRG<br />

Neudorf 41<br />

A-8262 Ilz<br />

Tel.: +43-(0)-3385-8117<br />

Fax: +43-(0)-3385-8117<br />

office@oerrg.at<br />

www.oerrg.at<br />

bts (Biotechnologische Studenteninitiative<br />

e.V.)<br />

c/o BIOCOM<br />

Lützowstraße 33–36<br />

10785 Berlin<br />

Tel.: +49-(0)-30-2649-21-21<br />

Fax: +49-(0)-30-2649-21-11<br />

www.bts­ev.de<br />

Deutsche Gesellschaft für<br />

Neurogenetik<br />

Institut für Humangenetik<br />

Calwer Straße 7<br />

72076 Tübingen<br />

Tel.: +49-(0)-7071-2977692<br />

Fax: +49-(0)-7071-295171<br />

peter.bauer@<br />

med.uni-tuebingen.de<br />

www.hih­tuebingen.de/dgng/<br />

Österreichische Ges. f. Laboratoriumsmedizin<br />

& Klinische Chemie<br />

ÖGLMKC Geschäftsstelle<br />

Infomedica-KEG, Xenius Behal<br />

Tullnertalgasse 72<br />

A-1230 Wien<br />

Tel./Fax: +43-(0)-1889-6238<br />

office@oeglmkc.at<br />

www.oeglmkc.at<br />

38 | 13. Jahrgang | Nr. 1/2012 LABORWELT


Produktwelt Service<br />

Greiner Bio-One<br />

Mini-Bioreaktor für<br />

Particular<br />

Biokunjugiertes Gold aus dem Laserlabor<br />

kleine Probenmengen Die Particular GmbH in Hannover hat 2010<br />

Der neue CELLreactor von Greiner Bio-One<br />

ist ein mit Filterschraubverschluss ausgestattetes<br />

innovatives 50 ml-Röhrchen aus<br />

Polypropylen. Es ermöglicht die Miniaturisierung<br />

großer Probenvolumina bei gleichzeitiger<br />

Maximierung paralleler Experimente<br />

innerhalb eines Versuchsansatzes. Damit ist<br />

es als kleiner Bioreaktor für die Kultivierung<br />

von Zellen einsetzbar.<br />

Jeder CELLreactor-Verschluss besitzt eine<br />

spezifische nach USP Class VI zertifizierte<br />

ihr Geschäft als weltweit erster Produzent<br />

lasererzeugter Nanomaterialien aufgenommen.<br />

Angeboten werden Nanopartikel aus<br />

verschiedensten Metallen, Legierungen oder<br />

Keramiken, die stabil in Wasser, Aceton oder<br />

anderen Lösungsmitteln dispergiert sind. Die<br />

hohe Reinheit, Vielfalt und Flexibilität prädestinieren<br />

die Produkte für die nanotechnologische<br />

Forschung und Entwicklung.<br />

Neben ligandenfreien Nanopartikel-<br />

Dispersionen bietet Particular seit 2011<br />

auch Goldkonjugate mit Oligonukleotiden,<br />

Peptiden und Antikörpern an, die in einigen<br />

Millilitern Wasser perfekt dispergiert sind. Der<br />

physikalische Laserabtrag macht die Gold-<br />

Konjugate besonders rein sowie kostengünstig,<br />

und durch die hohe Oberflächenaktivität<br />

der Partikel wird die Affinität des Goldes zu<br />

Biomolekülen mit schwefelhaltigen Gruppen<br />

besonders effizient ausgenutzt. Die Folge<br />

sind mehr Moleküle pro Partikel und weniger<br />

Molekülverluste.<br />

Die Goldpartikel besitzen einen Durchmesser<br />

von ca. 10 nm und können mit Funktionsmolekülen<br />

wie zellpenetrierenden Peptiden<br />

oder DNA verbunden werden, die das Gold<br />

nicht nur sichtbar macht, sondern auch als<br />

universelles Verbindungselement koppelt. Die<br />

besonderen optischen Eigenschaften erlauben<br />

leichte Nachweise und Charakterisierung.<br />

Während für viele Laborversuche heute noch<br />

toxische Farbstoffe verwendet werden, wird<br />

Gold besonders interessant, wenn die Ergebnisse<br />

auch auf Gewebe übertragen werden<br />

sollen. Kleine Mengen an Gold lösen keine<br />

unerwünschten Reaktionen aus. So sollen Biologen<br />

ihre Substanzen künftig beispielsweise<br />

durch Zellmembranen transportieren und mit<br />

DNA-Sequenzen verbinden, um Krankheiten<br />

zu erkennen oder zu bekämpfen.<br />

Particular GmbH<br />

Dr.-Ing. Niko Bärsch<br />

Hollerithallee 8<br />

30419 Hannover<br />

Tel.: +49-(0)511-2788-313<br />

Fax: +49-(0)511-2788-100<br />

sales@particular.eu<br />

www.particular.eu<br />

Polytetrafluorethylen beschichtete Kapillarporenmembran<br />

mit einer Porengröße von 0,2<br />

µm. Diese Membran garantiert die Sterilität<br />

des Röhrcheninhalts. Sie stellt außerdem<br />

einen ausgezeichneten Gasaustausch sicher.<br />

Das Durchmischen der Flüssigkeiten erfolgt<br />

mit Standard-Laborschüttlern, so dass<br />

Schaumbildung und zelluläre Scherkräfte<br />

während der Kultivierung minimiert werden<br />

können.<br />

Ein weiterer Vorzug des CELLreactors ist,<br />

dass für die Zellernte kein Transfer erforderlich<br />

ist. Aufgrund seiner konischen Form<br />

passt das Röhrchen in alle gängigen 50 ml-<br />

Zentrifugenrotoren, und die Zellen können<br />

innerhalb des Röhrchens direkt sedimentiert<br />

werden. Neben den Zellkulturanwendungen<br />

eignet sich der CELLreactor für die Expansion<br />

von aeroben Bakterien, Hefen und anderen<br />

Mikroorganismen in Schüttelkulturen<br />

sowie für die Lagerung von Komponenten<br />

und Flüssigkeiten, die einen Gasaustausch<br />

benötigen.<br />

Greiner Bio-One GmbH<br />

Sylvia Bauer<br />

Tel.: +49-(0)7022-948-0<br />

marketing@de.gbo.com<br />

www.gbo.com/bioscience<br />

Dunn Labortechnik<br />

Dunn Labortechnik erweitert Produktportfolio<br />

von Laborkleingeräten<br />

Neu im Programm bei Dunn Labortechnik<br />

sind Geräte der englischen Firma Medline<br />

Scientific Ltd.<br />

Neben kostengünstigen Laborkleingeräten<br />

für allgemeine Anwendungen, wie<br />

Magnetrührer, Heizmäntel, Exsikkatoren,<br />

Elektrobrenner und Overhead-Rührer, werden<br />

auch Spezialgeräte wie Pflanzenwachstumskammern,<br />

Öfen und Niedrigtemperatur-<br />

Inkubatoren angeboten.<br />

Die große Auswahl an Heizmänteln und<br />

Exsikkatoren dürfte besonders für Chemielabore,<br />

die Niedrigtemperatur-Inkubatoren z.B.<br />

für die Zellkultur und die Pflanzenwachstumskammern<br />

speziell für botanische Anwendungen<br />

interessant sein.<br />

Günstig und einfach in der Bedienbarkeit,<br />

sind die Magnetrührer u.a. für Schülerlabore<br />

oder Praktika zu empfehlen, während die<br />

Elektrobrenner eine interessante und sichere<br />

Alternative zu gasbetriebenen Brennern in<br />

Laboren darstellen.<br />

Dunn Labortechnik GmbH<br />

Thelenberg 6<br />

53567 Asbach<br />

Tel.: +49-(0)-268-343-094<br />

Fax: +49-(0)-268-342-776<br />

info@dunnlab.de<br />

www.dunnlab.de<br />

LABORWELT 13. Jahrgang | Nr. 1/2012 | 39


Service Produktwelt<br />

Promocell<br />

Der PromoCell-Turbo für die Stammzell-Forschung<br />

Auf Grund ihrer einzigartigen biologischen<br />

Eigenschaften gewinnen Mesenchymale<br />

Stammzellen (MSC) in vielen Forschungsgebieten<br />

zunehmend an Bedeutung.<br />

PromoCell, der Spezialist für die Kultur humaner<br />

primärer Zellen, beliefert seine Kunden<br />

schnell und zuverlässig mit einem breiten<br />

Spektrum an Produkten für die Stammzellforschung.<br />

Primäre humane MSC werden bei Promo-<br />

Cell unter strengen ethischen Richtlinien aus<br />

unterschiedlichen Geweben isoliert, zum Beispiel<br />

aus Knochenmark, Fettgewebe oder der<br />

Nabelschnur-Matrix. Jede Charge unterliegt<br />

einer ausführlichen Charakterisierung und<br />

strengen Qualitätstests.<br />

Für die Kultur bzw. die gezielte in vitro-<br />

Differenzierung von MSC ist PromoCell als<br />

Lieferant für gebrauchsfertige, optimierte<br />

Expansions- und Differenzierungsmedien ein<br />

etablierter Partner. Das Unternehmen erweitert<br />

sein Portfolio nun durch ein neu entwickeltes<br />

serumfreies MSC-Expansionsmedium, das MSC<br />

Growth Medium DXF (definiert/xeno-frei).<br />

Das MSC Growth-Medium DXF wurde<br />

von PromoCell speziell für die Kultur von<br />

multipotenten, undifferenzierten MSC unter<br />

chemisch definierten, xeno-freien Bedingungen<br />

entwickelt. Die gezielte Aktivierung der<br />

Selbsterneuerung garantiert die robuste Proliferation<br />

von MSC und eine hohe Zellausbeute.<br />

Die Primär-Isolation von MSC, zum Beispiel aus<br />

Knochenmark, wird ebenfalls unterstützt.<br />

PromoCell GmbH<br />

Sickingenstraße 63/65<br />

69126 Heidelberg<br />

Tel.: +49-(0)6221-649340<br />

info@promocell.com<br />

www.promocell.com<br />

Porvair<br />

Besonders einfache SPE-<br />

Verfahrensentwicklung<br />

Porvair Sciences hat eine Version seiner beliebten<br />

Festphasenextraktions-Mikroplatten<br />

Microlute (SPE) eingeführt, die eine breit<br />

gefächerte Palette an Phasenchemikalien und<br />

Sorbentladungen auf einer einzigen Platte<br />

ermöglicht und somit für die Methodenentwicklung<br />

ideal ist. Durch die Mischung aus<br />

Promocell<br />

Multiplex-ELISA für Immun- und Molekularbiologie<br />

PromoFectin ermöglicht einen hocheffizienten<br />

und reproduzierbaren Transport von<br />

Nukleinsäuren in eine Vielzahl adhärenter und<br />

nicht-adhärenter Zelltypen – mit oder ohne<br />

Mediumwechsel. Es zeigt extrem geringe Zytotoxizität<br />

und ist daher für die Transfektion<br />

sehr empfindlicher und schwer zu transfizierender<br />

Zell-Linien und primärer Zellen bestens<br />

geeignet. PromoFectin komplexiert und schützt<br />

die Nukleinsäuren und bewirkt in der Zelle<br />

eine sehr effiziente und schnelle Freisetzung<br />

der Nukleinsäuren und deren Transport in<br />

den Zellkern. Varianten von PromoFectin sind<br />

speziell auch für eine optimale Transfektion<br />

von Endothelzellen (z.B. HUVEC), Hepatozyten<br />

und Makrophagen sowie neuronaler Zellen<br />

und Insektenzellen entwickelt worden. Weitere<br />

PromoFectin-Varianten für den Transport von<br />

siRNA und funktionellen Proteinen/Peptiden<br />

in Zellen sind ebenfalls erhältlich.<br />

Die „Magnet-Assisted Transfection“-Technologie<br />

(MATra) wurde für eine sehr schnelle (ca. 15<br />

Minuten) und hocheffiziente Transfektion einer<br />

Vielzahl von Zelltypen entwickelt und zeigt –<br />

ebenfalls mit oder ohne Serum – exzellente<br />

Ergebnisse auch mit vielen bekanntermaßen<br />

schwer zu transfizierenden Zelltypen (wie etwa<br />

Primärzellen) sowie eine geringe Zytotoxizität.<br />

Die MATra-A Reagenz besteht aus einer Suspension<br />

speziell beschichteter magnetischer<br />

Nanopartikel, welche die interessierenden<br />

Nukleinsäuren (z.B. Plasmid-DNA, Oligonukleotide<br />

oder siRNA) binden und komplexieren.<br />

Durch ein starkes magnetisches Feld unter<br />

den zu transfizierenden Zielzellen werden die<br />

MATra-A/Nukleinsäure-Komplexe sehr schnell<br />

und quantitativ auf die Zellen gezogen und in<br />

hoher Dosis direkt auf den Zellmembranen abgelegt,<br />

was zu einer sehr effizienten Aufnahme<br />

der Komplexe in die Zellen führt. Die MATra-A<br />

Reagenz ist für die Transfektion von adhärenten<br />

Zellen konzipiert, doch lassen sich auch Suspensionszellen<br />

mittels eines einfachen Zwischenschritts<br />

(mit dem MATra-S Immobilizer) optimal<br />

transfizieren. Zusätzlich bietet PromoKine das<br />

MA Lipofection Reagent an, das mit den meisten<br />

gebräuchlichen Transfektionsreagenzien<br />

kombiniert werden kann, um Transfektionsergebnisse<br />

mittels der MATra-Technologie noch<br />

weiter zu optimieren.<br />

Mehr Informationen zur aktuellen PromoFectin-Sonderaktion<br />

gibt es unter:<br />

www.promokine.info/promotion<br />

PromoCell GmbH<br />

Sickingenstraße 63/65<br />

69126 Heidelberg<br />

Tel.: +49-(0)649 34-0<br />

Fax: +49-(0)649 34-40<br />

www.promokine.info<br />

info@promokine.de<br />

Phasenchemikalien und Sorbentladungen,<br />

die bei der Development Microlute zur Verfügung<br />

steht, wird eine schnelle und einfache<br />

Untersuchung auf die optimale Bindung und<br />

Selektivität möglich.<br />

Mit Development Microlute hat der<br />

Benutzer auf einer 96-Loch-Mikroplatte im<br />

Standardformat eine einzigartige Auswahl<br />

aus bis zu zwölf unterschiedlichen Phasen-<br />

und Sorbentladungen (10 bis 100 mg).<br />

Durch Bereitstellung einer kompletten SPE-<br />

Verfahren-Entwicklungslösung, die nicht vom<br />

Anwender konstruiert werden muss, kann<br />

der Zeitaufwand im Labor mit Development<br />

Microlute erheblich verkürzt werden. Die<br />

neuartige Bauart des Development Microlute<br />

bietet alle Vorteile einer automatisierten SPE-<br />

Probenvorbereitung. Einzelne SPE-Kartuschen<br />

müssen nicht wiederholt ein- und ausgesteckt<br />

werden. Durch Verwendung eines patentrechtlich<br />

geschützten Slurry-Ladeverfahren<br />

konnte Porvair die Kanalisierungsauswirkungen<br />

vermeiden. Jede Senke einer Development<br />

Microlute-Platte verfügt über eine<br />

individuelle Ablasstülle, so dass ein 100%iger<br />

Probentransfer gewährleistet ist, bei dem eine<br />

Kreuzkontamination ausgeschlossen werden<br />

kann. Development Microlute-Platten von<br />

Porvair sind zu allen gängigen Roboter-Probenhandhabungs-<br />

und Vorbereitungssystemen<br />

kompatibel, was einen problemlosen Betrieb<br />

mit hoher Produktivität gewährleistet.<br />

Porvair Sciences Ltd.<br />

Dr. Bill Bradbury<br />

Tel.: +44-(0)208-546-0869<br />

info@primetek-solutions.com<br />

www.porvair-sciences.com<br />

40 | 13. Jahrgang | Nr. 1/2012 LABORWELT


Kalender Service<br />

März – Mai 2012<br />

Veranstaltungskalender<br />

19.-21.3.12<br />

BIO-Europe Spring® 2012<br />

International Partnering Conference,<br />

Amsterdam (NL)<br />

Info: www.ebdgroup.com/bes<br />

19.-20.3.12<br />

2 nd Symposium on the Replacement,<br />

Reduction and Refinement of Animal<br />

Experiments, Hannover<br />

Info: www.tiho-hannover.de<br />

19.-21.3.12<br />

6 th Glycan Forum, Berlin<br />

Info: www.glycan-forum.de<br />

20.3.12<br />

Update Innovationsforum Bewertung,<br />

Regulierung, Erstattung, Berlin<br />

Info: www.diagnostiknet-bb.de<br />

27. März 2012, Erlangen<br />

Zellbasierte Therapien<br />

Auf dem Kooperationsforum „Zellbasierte<br />

Therapien„ in Erlangen werden Fortschritte<br />

in der Stammzellforschung und der Zellbiologie<br />

vorgestellt. Zu den Schwerpunktthemen<br />

gehören Plattformtechnologien für die<br />

Stammzellproduktion und therapeutische<br />

Anwendungen in der Immunologie.<br />

Info: www.bayern-innovativ.de/<br />

zelltherapie2012<br />

21.-24.3.12<br />

35. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft<br />

für Zellbiologie, Dresden<br />

Info: www.zellbiologie2012.de<br />

26.-28.3.12<br />

24 th DIA-EuroMeeting, Kopenhagen (DK)<br />

Info: www.diahome.org<br />

26.-29.3.12<br />

5 th Companion Diagnostics Summit,<br />

Frankfurt (Main)<br />

Info: www.companion-dxeurope.com<br />

20. April 2012, München<br />

jobvector career day<br />

Neben persönlichen Gesprächen mit Personalverantwortlichen<br />

aus Biotechnologie,<br />

Pharma, Medizin und den Life Sciences<br />

bietet der jobvector career day ein umfangreiches<br />

Vortragsprogramm.<br />

Info: www.jobvector.de/muenchen<br />

26.-27.3.12<br />

5. Bundesalgenstammtisch, Pullach<br />

Info: www.dechema.de/algen2012<br />

27.-29.3.12<br />

Bioassays and Bioanalytics & Stability Testing<br />

for Biological/Biotechnological Drug Substances<br />

and Drug Products, Kopenhagen (DK)<br />

Info: www.gmp-navigator.com<br />

28.-29.3.12<br />

Advances in Microarray Technology,<br />

Edinburgh (UK)<br />

Info: https://selectbiosciences.com/conferences/<br />

AMT2012<br />

2.-5.4.12<br />

Protein Modellierung – von der Sequenz zur<br />

Struktur, Erlangen<br />

Info: http://kwi.dechema.de/PM.htm<br />

10.-12.4.12<br />

Environmental Microbiology & Biotechnology<br />

Conference 2012, Bologna (I)<br />

Info: www.efb-central.org<br />

16.-20.4.12<br />

WFC11 – 11 th World Filtration Congress, Graz (A)<br />

Info: www.wfc11.org<br />

17.-20.4.12<br />

Analytica 2012, München<br />

Info: www.analytica.de<br />

19.4.12<br />

6. Biotech-Tag der FH Bingen<br />

Info: www.fh-bingen.de<br />

19.-20.4.12<br />

10 th EGA International Symposium on<br />

Biosimilar Medicines, London (UK)<br />

Info: www.gpaconferences.com<br />

23.-24.4.12<br />

Charité Entrepreneurship Summit 2012,<br />

Berlin<br />

Info: www.charite-summit.de/2012<br />

25.4.12<br />

Einführung in die „Gute Laborpraxis“,<br />

Karlsruhe<br />

Info: www.fortbildung.kit.edu<br />

25.-27.4.12<br />

GMP for Vaccine Manufacturers, Berlin<br />

Info: www.gmp-navigator.com<br />

1.5.12<br />

Companion Diagnostics – from Early<br />

Drug Discovery to Clinical Application,<br />

Thame, Oxfordshire (UK)<br />

Info: www.elrig.org<br />

2.-4.5.12<br />

9 th International Conference on Protein<br />

Stabilisation, Lisbon (PT)<br />

Info: http://prostab2012.ist.utl.pt<br />

2.-5.5.12<br />

7 th International Symposium on<br />

Neuroprotection and Neurorepair, Potsdam<br />

Info: www.neurorepair-2012.de<br />

7.–9. Mai 2012, Basel<br />

Klinische Nanomedizin<br />

Alle Facetten der Nanomedizin werden<br />

auf dem European Summit for Clinical<br />

Nanomedicine 2012 behandelt. Programmschwerpunkte<br />

sind Themen wie<br />

Drug Delivery, Nanodiagnostik und<br />

regenerative Medizin<br />

Info: www.clinam.org<br />

LABORWELT 13. Jahrgang | Nr. 1/2012 | 41


Ausblick<br />

Next-next-Generation<br />

Sequencing ist marktreif<br />

von Thomas Gabrielczyk, Redaktion LABORWELT<br />

Vor fast drei Jahren berichtete das kleine Unternehmen Oxford Nanopore in LABORWELT über den<br />

Prototypen eines Nanopore-Sequencers, der auf Basis von Leitfähigkeitsmessungen hochparallel<br />

die Sequenz von (c)DNA-Einzelsträngen ausliest, die in einen Chip eingebettete Hämolysin-Poren<br />

passieren (LABORWELT 3/2009). Mitte Februar kündigte das Unternehmen auf der AGBT-Konferenz<br />

(Marco Island, Florida) den Vermarktungsstart für seine Technologie noch in diesem Jahr an.<br />

Wie alle Geräte, die neu auf den hochdynamischen<br />

Markt der Hochdurchsatz-Sequencer<br />

kommen, werden auch das GridION-System<br />

(Durchsatz mind. 10Gb/Tag) und das Einweg-<br />

System MinION (Durchsatz mind. 1.2 Gb/Tag),<br />

das die Größe eines USB-Sticks hat, ihre Kinderkrankheiten<br />

haben. Derzeit liegt die Fehlerrate<br />

mit 4% beim Basecalling noch viel zu hoch. Doch<br />

das Potential der neuen Methode ist gigantisch.<br />

Neben Leselängen, die das Sanger-Sequencing<br />

gleich bei der Vorstellung der ersten Sequenzierungsdaten<br />

um das Zehnfache übertrafen<br />

(10.000 Basen pro Lauf!), versprechen der Datendurchsatz<br />

und der Preis pro Base, bereits<br />

bei Vermarktungsbeginn genauso günstig<br />

zu sein wie der des derzeit unangefochtenen<br />

Weltmarktführers Illumina. Doch wird der in<br />

Aussicht gestellte Preis von $10/Gb auf dem<br />

GridION und $1.000/Gb auf dem Minion weiter<br />

fallen. Denn als erste Firma bietet Oxford Nanopore<br />

eine Sequenzierungstechnologie an, die<br />

weder teure Fluoreszenzkameras noch Fluoreszenzfarbstoffe<br />

für die Signaldetektion braucht,<br />

noch auf die vorherige Amplifikation der DNA<br />

mit PCR angewiesen ist, um eine ausreichende<br />

Signalstärke zu erreichen.<br />

Gleichwohl muss Illumina die Nanopore-<br />

Sequenzer GridION und MinION nicht fürchten.<br />

Denn die US-Firma hat sich früh die Rechte an<br />

einer noch genaueren Version des Verfahrens<br />

gesichert, über dessen Entwicklungsstand<br />

die Briten indes nichts verraten: Anders als<br />

beim „Strand Sequencing“ wird bei diesem<br />

Impressum<br />

LABORWELT (ISSN 1611-0854)<br />

erscheint vierteljährlich im Verlag der<br />

BIOCOM AG<br />

Lützowstraße 33–36<br />

10785 Berlin, Germany<br />

Tel./Fax: 030/264921-0 / 030/264921-11<br />

laborwelt@biocom.de<br />

www.biocom.de<br />

Redaktion<br />

Dipl.-Biol. Thomas Gabrielczyk<br />

Tel.: 030/264921-50<br />

Anzeigenleitung<br />

Oliver Schnell<br />

Tel. 030/264921-45,<br />

o.schnell@biocom.de<br />

Leserservice<br />

Angelika Werner, Tel. 030/264921-40<br />

Graphik-Design<br />

Michaela Reblin<br />

www.laborwelt.de<br />

Druck:<br />

Druckhaus Humburg GmbH, 28325 Bremen<br />

„Exonuclease Sequencing“ nicht ein intakter<br />

DNA-Einzelstrang durch die Pore geschleust.<br />

Statt dessen haben die Briten eine Exonuclease<br />

an die Nanopore fusioniert, die die DNA<br />

bindet und jeweils ein Nucleotid vom Ende<br />

her abschneidet – das verspricht, die mäßige<br />

Genauigkeit des Verfahrens um ein Vielfaches<br />

zu verbessern. Denn – anders als beim Strand<br />

Sequencing – muss keine technische Lösung<br />

dafür gefunden werden, den DNA-Strang am<br />

schnellen Durchtritt durch die Pore zu hindern<br />

und dessen Geschwindigkeit so zu verlangsamen,<br />

dass tatsächlich Base für Base abgelesen<br />

wird – ein derzeit nur unbefriedigend gelöstes<br />

Problem, an dem auch Illumina-Konkurrent<br />

Roche gemeinsam mit Partner IBM knobelt.<br />

Hope & Hype<br />

In ihren Ankündigungen übertreffen sich<br />

derzeit die Anbieter. Anfang Januar kündigte<br />

Life Technology ein update seiner IonTorrent-<br />

Pyrosequencing-Plattform an, die anstelle eines<br />

Fluoreszenz-Readouts die Halbleitertechnologie<br />

nutzt. Gegen das Nanopore-Sequencing können<br />

sowohl der Ion PGM Sequencer und sein größerer<br />

Bruder Ion Proton indes schon wegen der<br />

50-fach geringeren Leseweite nicht bestehen.<br />

Wer das Rennen im schnellwachsenden 1 Mrd.<br />

US$-Next-Gen-Sequencing-Markt macht, ist<br />

nicht zuletzt durch Roches 5,7 Mrd. US$-Offerte<br />

an Illumina (vgl S. x) nicht abzusehen.<br />

Für einen regelmäßigen Bezug von LABORWELT<br />

ist eine kostenlose Registrierung unter<br />

www.biocom.de oder per Fax erforderlich.<br />

Namentlich gekennzeichnete Beiträge stehen in<br />

der inhaltlichen Verantwortung der Autoren.<br />

Alle Beiträge sind urheberrechtlich geschützt.<br />

Ohne schriftliche Genehmigung des BIOCOM<br />

Verlages darf kein Teil in irgendeiner Form<br />

reproduziert oder mit elektronischen Systemen<br />

verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.<br />

Titelbild: ancroft/iStockphoto<br />

© BIOCOM AG, Berlin<br />

BIOCOM AG<br />

Inserentenverzeichnis<br />

BIOCOM AG ........................19, 22, 27<br />

CRELUX GmbH ......................Beilage<br />

Dunn Labortechnik GmbH .............. 21<br />

European Biotechnology Foundation 13, 16<br />

Fördergesellschaft IZB mbH. ............ U3<br />

Life Science Austria LISA/BOB ........... U2<br />

New England Biolabs GmbH ............ U4<br />

Particular GmbH ........................ 7<br />

Porvair Science Ltd. ...................... 19<br />

Toso Haas . .............................. 11<br />

Vorschau Heft 2/2012<br />

Themen<br />

Laborautomation & Aktuelles<br />

Jüngste Fortschritte in der Laborautomation<br />

sowie zwei weitere, aktuell ausgewählte<br />

Themen stehen im Mittelpunkt<br />

der nächsten Printausgabe von LABOR-<br />

WELT (Erscheinungsdatum 21. Juni 2012).<br />

Bereits zuvor wird ein Teil der Beiträge,<br />

Expertenpanels und Top-Publikationen<br />

auf der völlig überarbeiteten Online-Plattform<br />

LABORWELT.de veröffentlicht werden.<br />

Für das LABORWELT-Hauptthema „Laborautomation“<br />

sind die Themen „Biobanking<br />

& Biomarkers: Präparation, Probenlagerung<br />

und Analyse“, Drug Discovery Automation:<br />

„Zellbasierte Assays, Liquid Handling und<br />

Detektion“ sowie „Mikrofluidik/Omics-<br />

Automation“ geplant. Bei Interesse, einen<br />

Beitrag beizusteuern, hilft die Redaktion<br />

(Tel.: 03026492150, E-Mail: t.gabrielczyk@<br />

biocom.de) gerne weiter.<br />

Expertenpanel Klinische Diagnostik<br />

Werbekunden bietet diese Ausgabe eine<br />

opti male Plattform für ihre Produkt-und<br />

Image anzeigen. Reservieren Sie Ihren Werbeplatz<br />

in der LABORWELT-Themenausgabe<br />

bis spätestens zum 8. Juni 2012. Ergänzend<br />

zum Thema „Laborautomation“ lassen wir<br />

Automations- und Diagnostikexperten<br />

zu aktuellen Entwicklungen im Anwendungsfeld<br />

„Automation in der klinischen<br />

Diagnostik“ zu Wort kommen. Informationen<br />

zur möglichen Teilnahme einer Ihrer<br />

Experten sowie über die aktuellen Themen<br />

gibt Oliver Schnell (Tel.: +49-30-264921-45,<br />

E-Mail: o.schnell@biocom.de).<br />

42 | 13. Jahrgang | Nr. 1/2012 LABORWELT


Hier entsteht Zukunft<br />

HOTSPOT FÜR LIFE SCIENCE-<br />

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(zwei Elite-Universitäten LMU, TUM, MPIs, Klinikum Großhadern, u.v.m.)<br />

• Geografische Heimat für über 50 BioTech Firmen<br />

• Über 100 Firmengründungen seit 1995<br />

• Schnelle, unkomplizierte Lösungen<br />

• Enge Kontakte zu Investoren<br />

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• Attraktive Konferenzräume auch für Externe<br />

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Unsere Mieter:<br />

4SC AG (DD) · Adriacell SpA (DD) · AMSilk GmbH (P) · amYmed GmbH (DS) · Bayerische Gewebebank GmbH (P/S) · Bernina Plus & Hartmann<br />

Diagnostic Service (DD/DS) · BioM AG (S) · BioM Cluster Development GmbH (S) · BioM WB GmbH (S)· Biontex Laboratories GmbH (P) · ChromoTek GmbH (DS) ·<br />

conoGenetics biosciences GmbH (DD) · Coriolis Pharma (S) · CRELUX GmbH (DD/DS) · DoNatur GmbH (DD) · DPC Pharma Consulting (S) ·<br />

EKFS Herzchirurgie Prof. Dr. Eissner (DD) · Ella Biotech GmbH (DS) · eticur) GmbH (DS)· evotec Munich (DD)· Exosome Diagnostics GmbH (DS) · Fresenius Biotech GmbH (DD) ·<br />

FROST LIFESCIENCE (DS/S) · ibidi GmbH (DS) · Leukocare AG (DS) · MenloSystems GmbH (I) · NanoScape AG (P) · Octapharma Biopharmaceuticals GmbH (DD/DS) .<br />

Omegametrix GmbH (DS) · origenis GmbH (DD/DS) · Patentquadrat Patentanwaltskanzlei (S) · PhaToCon (S) · quattro research GmbH (DD/DS) ·<br />

R&D Biopharmaceuticals GmbH (DD/DS) · RSA Consulting GmbH (S) · SiNatur GmbH (DD) · SIRION Biotech GmbH (P/S) ·<br />

Smart Move GmbH (I) · Smartec Ingenieur Büro GmbH (S) · SpheroTec GmbH (DS) · SuppreMol GmbH (DD) · that‘s it GmbH (IT-S) ·<br />

THE WORKING GROUP Unternehmensberatung (S)· TRION Research GmbH (DD/DS) · VELUMETRIX GmbH (S) · Vesalius Biocapital (VC) ·<br />

AromaLAB AG (S) · ATRES engineering biogas (S) · Euroderm GmbH (P) · GENidee · gimbio mbH (P/S) · HDBI Hans-Dieter-Belitz-Institut (P/I) ·<br />

Pieris AG (DD) · UGT Umwelt-Geräte-Technik GmbH (P) · vertis Biotechnologie AG (DD/DS) · XL Protein (DD/P) · CEM Chemieschule Dr. Elhardt GmbH ·<br />

Café Freshmaker · Kindertagesstätte BioKids<br />

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