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Krebszellanalyse Krebsmarker<br />

Validierung neuer Protein-<br />

Biomarker im Kampf<br />

gegen Prostatakrebs<br />

Dr. Kathrin Endt, Dr. Ralph Schiess, ProteoMediX AG, Schlieren, Schweiz<br />

Prostatakrebs zählt zu den am häufigsten diagnostizierten Krebsarten bei Männern und<br />

ist bei diesen nach Lungen- und Darmkrebs die dritthäufigste Todesursache. Im Jahr 2008<br />

wurde weltweit bei circa 900.000 Männern Prostatakrebs diagnostiziert, und 258.000 erlagen<br />

dieser Erkrankung. Dabei waren rund 30% der Betroffenen älter als 50 Jahre. Für eine<br />

erfolgreiche Behandlung von Prostatakrebs sollte die Erkrankung in einem möglichst frühen<br />

Stadium detektiert werden. Daher bemühen sich Forscher mit großer Anstrengung, bereits<br />

existierende Diagnosemöglichkeiten qualitativ zu verbessern und neue prognostische oder<br />

diagnostische Biomarker zu entdecken sowie zu validieren.<br />

Heute gängige Untersuchungsmethoden zum<br />

Nachweis des Prostatakarzinoms beinhalten die<br />

Bestimmung des PSA-Wertes im Patientenblut<br />

und eine Tastuntersuchung der Prostata. Der<br />

PSA-Wert bezieht sich dabei auf das sogenannte<br />

prostataspezifische Antigen – ein Protein, welches<br />

bei Prostatakrebs, aber auch bei Entzündungen<br />

oder einer Vergrößerung der Prostata<br />

vermehrt im Blut gemessen werden kann. Liefern<br />

sowohl die Tastuntersuchung als auch ein<br />

erhöhter PSA-Wert Hinweise für einen Verdacht<br />

auf Prostatakrebs, wird oft ein invasiver Eingriff<br />

– eine Biopsie –durchgeführt. Allerdings birgt<br />

der PSA-Test den großen Nachteil einer sehr<br />

hohen Rate an falsch-positiven Prostatakrebs-<br />

Diagnosen (bis zu 75%), was häufig eine unnötige<br />

Biopsie mit Nebenwirkungen wie Blutungen<br />

und Inkontinenz zur Folge hat. Bis heute wurde<br />

zudem kein optimaler PSA-Schwellenwert<br />

definiert. Eine Senkung dieses Wertes birgt die<br />

Gefahr, dass insignifikanter Krebs behandelt<br />

wird, welcher im natürlichen Lebensverlauf nur<br />

mit sehr geringer Wahrscheinlichkeit lebensbedrohlich<br />

würde. Überbehandlung ist somit<br />

eines der größten Risiken bei der Prostatakrebs-<br />

Diagnose 1, 2 . Aus diesem Grund ist die Suche und<br />

Validierung von weiteren Markern, welche die<br />

Spezifität der Prostatakrebs-Diagnose verbessern<br />

und eine Aussage über die Aggressivität<br />

ermöglichen, unabdingbar. Mit Hilfe der quantitativen<br />

Massenspektrometrie konnten wir nun<br />

neue, sehr spezifische Biomarker im Serum von<br />

Prostatakrebspatienten ermitteln.<br />

Quantitative Massenspektrometrie<br />

als Biomarker-Screening-Strategie<br />

Molekulare und genetische Biomarker spielen<br />

eine entscheidende Rolle in der klinischen<br />

Onkologie. Sie erlauben Prognosen darüber,<br />

ob eine Person Krebs entwickeln wird, oder<br />

geben Hinweise auf das jeweils vorliegende<br />

Krebsstadium. Zudem helfen diagnostische<br />

Biomarker dem Mediziner bei der Entscheidung<br />

über Behandlungsoptionen und bei der<br />

Identifizierung von Subpopulationen, die auf<br />

eine bestimmte Therapie ansprechen 3, 4 . Eine<br />

der größten Herausforderungen ist dabei das<br />

Auffinden von Biomarkern im Blut oder anderen<br />

Körperflüssigkeiten mittels nicht-invasiver<br />

Detektionsmethoden, um eine patientenspezifische<br />

medizinische Vorsorge und Behandlung<br />

für Krebserkrankungen anbieten zu können.<br />

Um neue prognostische und diagnostische<br />

Proteinbiomarker im Serum von Krebspatienten<br />

zu identifizieren, nutzen Wissenschaftler das<br />

mittlerweile enorme Wissen über genetische<br />

Veränderungen (Mutationen), die oft Veränderungen<br />

in Signalwegen zur Folge haben, welche<br />

die Entstehung von Krebs begünstigen.<br />

Mittels Proteomanalysen, die auf quantitativer<br />

Massenspektrometrie basieren, konnte<br />

kürzlich gezeigt werden, dass Prostatakrebsspezifische<br />

Mutationen zu einem gesteigerten<br />

Vorkommen von Proteinbiomarken im Serum<br />

führen 5 . Eine Inaktivierung des PTEN (Phosphatase<br />

und Tensin-Homolog)-Gens führt dabei zu<br />

einem veränderten Phosphatidylinositol-3-Kinase-<br />

(PI3K)-Signalweg 6 , welcher eine veränderte<br />

Produktion von Oberflächenproteinen und<br />

sekretorischen Proteinen des Prostatagewebes<br />

nach sich zieht 7 . Mit Hilfe eines Mausmodells,<br />

das durch den Verlust des Tumorsuppressor-<br />

Gens PTEN im Prostataepithelium charakterisiert<br />

ist, konnten unter Anwendung massenspektrometrischer<br />

Screening-Strategien 8<br />

Proteine mit unterschiedlichen Expressionsmustern<br />

in gesundem und krankem Gewebe<br />

von Mäusen identifiziert werden 6 . Diese in der<br />

Maus identifizierten potentiellen Biomarkerkandidaten<br />

wurden anschließend im Serum von<br />

77 Patienten mit lokalem Prostatakrebs sowie<br />

einer Kontrollgruppe (66 Personen mit einer<br />

gutartigen Prostatavergrößerung) gemessen.<br />

Eine Untersuchung des Prostatagewebes von<br />

Prostatakrebspatienten ergab, dass PTEN-<br />

Defekte in mehr als 70% aller Fälle eine Rolle<br />

spielen. Somit konnte auch die Relevanz des<br />

Mausmodells bestätigt werden.<br />

Neue prognostische und<br />

diagnostische Biomarker<br />

Abb. 1: Sechs charakteristische Kennzeichen für Krebs 10 . Die vier Serumbiomarker HYOU1,<br />

ASPN, CTSD und OLFM4 decken vier Bereiche der sechs Hauptmerkmale verschiedener<br />

Tumorstadien ab (abgeänderte Zeichnung von Hanahan et al., 2011).<br />

Der Datensatz an gemessenen Proteinen<br />

im menschlichen Blut konnte nun genutzt<br />

werden, um geeignete Biomarkerkandidaten<br />

zu selektieren und somit Vorhersagemodelle<br />

aufzubauen, welche beispielsweise eine Unterscheidung<br />

zwischen einem normalen oder<br />

anomalen PTEN-Status erlauben. Mit Hilfe<br />

von histologischen Gewebeuntersuchungen<br />

konnten die biologischen Eigenschaften des<br />

Tumors und seine Bösartigkeit genauer bestimmt<br />

werden. Dadurch konnte bei einem<br />

14 | 13. Jahrgang | Nr. 1/2012 LABORWELT

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