Demokratisch Handeln - Sächsisches Bildungsinstitut (SBI)
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Dirk Lange<br />
<strong>Handeln</strong> eine unpolitische Politische Bildung wieder beleben könnten, wird<br />
durch folgende Argumentationsmuster gestützt:<br />
• Die Projekte der Demokratiepädagogik würden den Kern der Politischen Bildung<br />
verfehlen.<br />
• Die Alltagsorientierung der Demokratiepädagogik erreiche nicht das Politische.<br />
• Die Demokratiepädagogik verkürze die Demokratie auf eine Lebensform.<br />
Das sind durchweg ernst zu nehmende Sachargumente. Folgt man ihrer Logik<br />
stellt sich tatsächlich die Frage, ob die Projekte der Demokratiepädagogik nicht in<br />
einer grundsätzlichen Opposition zu den Aufgaben der Politischen Bildung stehen.<br />
Viele der Argumente sind in der Kontroverse der vergangenen Jahre so zugespitzt<br />
formuliert worden, dass der Anschein entstand, es handele sich bei der<br />
Politischen Bildung und der Demokratiepädagogik um grundverschiedene und<br />
sich zum Teil widersprechende Zugänge. Die daraus resultierende Vorstellung,<br />
die Politische Bildung interessiere sich für die Demokratie nur als politischen<br />
Unterrichtsgegenstand und die Demokratiepädagogik bediene sich der<br />
Demokratie nur als unpolitisches Schulprinzip, geht aber in der Realität nicht auf.<br />
Die Kontroverse wurde von beiden Seiten bewusst polarisiert, um Problembereiche<br />
kenntlich zu machen und eigene Positionen zu konturieren. Auf Dauer<br />
wird sich die Betonung der Unterschiede zwischen Demokratiepädagogik und<br />
Politischer Bildung aber als fruchtlos erweisen. Der Überschneidungsbereich<br />
zwischen den beiden Diskursen ist zu groß, als dass die Gemeinsamkeiten ignoriert<br />
werden könnten (Himmelmann/Lange 2005).<br />
Der vorliegende Beitrag sucht nach „Brücken“, die eine konstruktive Kommunikation<br />
wieder beleben könnten. Hierzu wird eine erweiterte Auseinandersetzung<br />
mit der Frage nach der Fachlichkeit Politischer Bildung angeregt. Löst<br />
man sich von einer verengten Fachlichkeitsvorstellung, dann kann auch die Kritik<br />
der Entfachlichung durch Demokratiepädagogik nicht mehr in ihrer Schärfe aufrechterhalten<br />
werden.<br />
Die These des vorliegenden Beitrags lautet, dass sowohl die Demokratiepädagogik<br />
als auch die Politische Bildung fachliches – also politisches – Lernen<br />
anleiten können. Die Politikdidaktik hat die Aufgabe, Instrumentarien bereitzustellen,<br />
die es ermöglichen, das Politische (oder auch das Unpolitische) sowohl in<br />
Demokratieprojekten als auch im Politikunterricht zu erkennen. Hierbei dürfen<br />
die Kategorien der Fachlichkeit nicht als Abwehr-, sondern müssen als Ana-lyseinstrumente<br />
auch für scheinbar politikferne Lernsituationen genutzt werden.<br />
Die politikdidaktische Frage lautet also nicht: Wo und warum sind die<br />
Projekte der Demokratiepädagogik unpolitisch Sie lautet vielmehr: Wo und<br />
warum sind die Projekte der Demokratiepädagogik politikrelevant Dabei werden<br />
im Folgenden die oben genannten Argumentationsmuster der ‚Entfachlichung<br />
durch Demokratiepädagogik‘ reinterpretiert. Die Fragen lauten nunmehr:<br />
• Berühren die Projekte der Demokratiepädagogik den fachlichen Kern der<br />
Politischen Bildung<br />
• Entwickelt die Alltagsorientierung der Demokratiepädagogik politikdidaktische<br />
Relevanz<br />
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