Demokratisch Handeln - Sächsisches Bildungsinstitut (SBI)
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Dirk Lange<br />
der unpolitischen Sphäre zugeordnet werden. Das Politische wird in der Beziehungshaltigkeit<br />
von System- und Lebenswelt verortet. Die Demokratiepädagogik<br />
könnte – stärker als bisher – diejenigen sozialen Mikroprozesse berücksichtigen,<br />
die im Rahmen informeller Strukturen an der Konstitution von politischer<br />
Wirklichkeit beteiligt sind. Dabei müssen alltägliche Phänomene in ihren politischen<br />
Auswirkungen ebenso einbezogen werden, wie das Einwirken politischer<br />
Phänomene auf den Alltag.<br />
Politik beziehungsweise Demokratie und Alltag sind deshalb nicht als<br />
Gegensätze, sondern als ein gegenseitiges Bedingungsgeflecht zu verstehen, das<br />
didaktisch zugänglich gemacht werden kann. Die Demokratiepädagogik sollte<br />
sich – wie die alltagspolitische Bildung – nicht ausschließlich dadurch legitimieren,<br />
dass sie eine Brücke zwischen dem unpolitischen Alltag der Lernenden und<br />
der ‚großen Politik‘ herstellt, sondern indem sie das Politische im Alltag sichtbar<br />
und erlernbar macht.<br />
Gelingt der Demokratiepädagogik die Verbindung von Demokratie als Lebensund<br />
als Herrschaftsform<br />
Die Projekte der Demokratiepädagogik zielen darauf ab, Demokratie als<br />
Lebensform in der Schule erfahr- und erlernbar zu machen (Himmelmann 2001).<br />
Aus der Partizipation und Selbstorganisation im „Kleinen“ sollen Erfahrungen<br />
für die Demokratie im „Großen“ gewonnen werden. Die Demokratiepädagogik<br />
setzt damit an dem Umstand an, dass Schule nicht nur in der Demokratie, sondern<br />
auch als Demokratie gestaltet werden sollte. Aber was lässt sich dabei über<br />
Politik lernen Zu Recht problematisiert die politikdidaktische Kritik, dass ein<br />
verkürztes Demokratieverständnis entstehen könne, wenn die Schule umstandslos<br />
als demokratischer Raum betrachtet wird. Wird dadurch, dass nahezu jede<br />
Interaktion als demokratierelevant dargestellt wird, nicht ein unscharfes<br />
Politikverständnis erzeugt (Sander 2003).<br />
Zweifelsohne darf sich das Demokratieverständnis der Politischen Bildung<br />
nicht auf den Nahraum der Schule begrenzen. Nicht nur das Verhaltensmuster<br />
von Personen, sondern vielmehr das Funktionsgefüge von Institutionen kennzeichnet<br />
die Demokratie. Deshalb muss auf die Probleme einer naiven<br />
„Parallelisierung“ der Demokratie als Lebensform und der Demokratie als<br />
Herrschaftsform hingewiesen werden (Pohl 2004).<br />
Aber aus der Unmöglichkeit der Gleichsetzung sollte nicht vorschnell die<br />
Unmöglichkeit des Vergleichens geschlossen werden. Ein funktionales<br />
Politikverständnis erscheint durchaus in der Lage, politische Dimensionen in den<br />
Mikroebenen der Gesellschaft zu entdecken, ohne dabei zu trivialisieren. Ein solches<br />
Politikverständnis, das demokratische Strukturen, Inhalte und Prozesse auf<br />
der Mikroebene zu identifizieren vermag, sollte auch die Demokratiepädagogik<br />
zu Grunde legen.<br />
Die in der Politischen Bildung gebräuchliche Unterscheidung in ein enges<br />
und ein weites Politikverständnis reicht hierfür nicht aus. Das weite Politikverständnis<br />
löst das Politische im Sozialen auf und das enge Politikverständnis zentriert<br />
zu sehr auf die Institutionen des Staates. Beide eignen sich deshalb nicht,<br />
um die politische Relevanz von „Demokratie in der Schule“ mit fachlichen<br />
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