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KULTUR<br />
Fischbachau<br />
42<br />
300 Jahre<br />
wallfahrtskapelle birkenstein<br />
Festgottesdienste mit erzbischof reinhard marx und Kardinal Friedrich wetter<br />
Die Wallfahrtskapelle oberhalb von Fischbachau<br />
ist ein Barockjuwel und einer der<br />
wichtigsten Marienwallfahrtsorte im Oberland.<br />
Vor genau dreihundert Jahren wurde<br />
das glanzvolle Haus erbaut. Am 1. Mai beginnt<br />
aus diesem Anlass ein großartiges Jubiläumsjahr.<br />
Es endet am 24. Oktober. Unter<br />
den Festgästen ist unter anderem Erzbischof<br />
Dr. Reinhard Marx, der am Pfingstmontag,<br />
24. Mai, 10 Uhr, mit einem Festgottesdienst<br />
das Jubiläumsjahr eröffnet. Zum Hochfest<br />
Maria Himmelfahrt, am Sonntag, 15. August,<br />
hält Kardinal Friedrich Wetter um 10 Uhr einen<br />
Festgottesdienst.<br />
Die Seele von Birkenstein heißt Schwester<br />
Eresta und lebt seit 1953 im Kloster der Armen<br />
Schulschwestern gleich neben der berühmten<br />
Wallfahrtskapelle. Ihre gescheiten,<br />
blitzblauen Augen strahlen, wenn sie Wallfahrergruppen<br />
aus aller Welt durch die Kapelle<br />
führt und die barocke Pracht zeigt. Schon<br />
auf dem Vorplatz fängt sie an zu schwärmen:<br />
„Die Kirche thront über dem Leitzachtal.<br />
Vor uns die Berge, daneben das Kloster der<br />
Armen Schulschwestern, der Pfarrhof, der<br />
Freialtar, und an all dem rauscht der Bach<br />
vorbei“. Birkenstein könnte tatsächlich schöner<br />
kaum liegen: die Kirche steht auf einer<br />
Felsterrasse hoch über dem Leitzachtal. 1710<br />
wurde sie erbaut, in einer recht eigenwilligen<br />
Form, nämlich nach einem Vorbild in Italien,<br />
dem Heiligen Haus von Loretto. Wer sie betreten<br />
möchte, muss deshalb über eine Holztreppe<br />
auf einen Laubengang hinaufsteigen.<br />
Dort befindet sich ein Ölgemälde, auf dem die<br />
Entstehungsgeschichte der Kapelle dargestellt<br />
ist. Im Jahre 1673 war dem Pfarrvikar von<br />
Fischbachau die Mutter Gottes im Traum er-<br />
schienen und ebenfalls zwei Bauern. Zu allen<br />
dreien soll sie gesprochen haben: „Wer mich<br />
an diesem Ort verehrt, dem werde ich meine<br />
Hilfe schenken“.<br />
Wer eintritt, dem offenbart sich im Inneren<br />
bayerisches Rokoko auf seinem Höhepunkt.<br />
Der kleine Raum beherbergt über 90 Engelsfiguren.<br />
Darüber spannt sich ein dunkelblaues<br />
Gewölbe, ein barocker Sternenhimmel. Im<br />
Zentrum steht die Heilige Maria, die Mutter<br />
Gottes, umgeben von einem gewaltigen,<br />
goldenen Strahlenkranz. Die andächtige,<br />
fast heilige Ruhe in diesem Raum hat auch<br />
die Schriftstellerin Lena Christ einst tief beeindruckt:<br />
„Eine tiefe Stille war hier trotz der<br />
großen Zahl der Betenden und man hörte<br />
nichts als das Fallen der Rosenkranzperlen<br />
und das Knistern seidener Schürzen und<br />
Kopftücher. Nur manchmal begann irgendein<br />
Weiblein zu seufzen oder zu hüsteln, oder es<br />
entstand ein kleines Geräusch durch eine abrinnende<br />
Opferkerze“. Tief unter dem Gebetsraum<br />
liegt ebenfalls ein beeindruckender Ort:<br />
das Heilige Grab. Nur wer sich bückt, kommt<br />
in den vollkommen schwarzen Raum, der von<br />
tausenden Opferkerzen verrußt ist. Drinnen<br />
liegt eine lebensgroße Christusfigur. Kaum jemand<br />
kann sich dieser barocken Inszenierung<br />
entziehen. Birkenstein ist aber mehr als eine<br />
Inszenierung: Wer sich Zeit nimmt, kann sehr<br />
schnell die spirituelle Kraft spüren, die in diesem<br />
Ort liegt. Zehntausende Menschen kommen<br />
jedes Jahr mit ihren Sorgen und Anliegen<br />
hierher. Und vielen, heißt es, wurde geholfen.<br />
An den Wänden hängen unzählige gemalte<br />
Votivtafeln, Danksagungen und Bitten aus<br />
drei Jahrhunderten. „Man spürt das Gebet<br />
der Jahrhunderte“, sagt Schwester Eresta und<br />
strahlt, „Gebetserhörungen haben wir fast<br />
wöchentlich“.