Sehnsucht nach Ebene II - Hagen Ruhr.2010
Sehnsucht nach Ebene II - Hagen Ruhr.2010
Sehnsucht nach Ebene II - Hagen Ruhr.2010
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Stadt betreffenden demographischen Wandel und dessen Implikationen zum<br />
Gegenstand des Projekts zu machen: Orts- und Länderbezüge über Deutschland hinaus<br />
sowie damit korrelierende kulturelle Identitäten sind zentrale Themen der Interviews.<br />
Dies sind Fragen, die in einem Stadtteil wie Altenhagen, aber auch in der gesamten<br />
Stadt von Relevanz für die Menschen sind. Wieweit dieser Ansatz für das Publikum der<br />
umgestalteten Brücke noch erkennbar ist, wird im letzten Teil der Arbeit aufgegriffen.<br />
Dort wird auch beleuchtet, auf welche Weise die Teilnehmerinnen selbst am<br />
künstlerischen Prozess beteiligt werden.<br />
Die Vorgehensweise der Künstlerinnen impliziert bereits ein soziales und politisches<br />
(Verantwortungs-)Bewusstsein. Ausdrücklich formulieren sie ein solches im<br />
Interview: 27<br />
So kritisiert Verkerk eine Sichtweise, die einseitig Kommunikations- und<br />
Integrationswillen (in diesem Fall als Anpassung gedacht) von den Ausländern 28<br />
verlangt. 29 Es werde erwartet, dass diese ihre Persönlichkeit im Herkunftsland<br />
zurücklassen (oder diese unterdrücken) und „ (…) ein[e] ander[e] Person sein<br />
soll[en]“ 30 , bemerkt Verkerk. Ein Selbstbewusstsein in Hinblick auf die eigene<br />
Persönlichkeit, die für die Künstlerin Vergangenheit und Gegenwart eines Menschen<br />
mit Migrationshintergrund umfasst, werde gesellschaftlich nicht akzeptiert, obwohl viel<br />
von Integration gesprochen werde. Sie sei sich nicht mehr sicher, was dieser Begriff<br />
bedeute. Mit ihrem Projekt hat sie nicht den Anspruch, daran etwas zu ändern. 31 So ist<br />
Verkerk im Hinblick auf dessen Effekte <strong>nach</strong> eigenen Angaben bescheiden geworden,<br />
solche seien nicht absehbar. Sie visualisierten lediglich eine Frage oder Problematik.<br />
Positiv gedeutet, sei dies eine Aufforderung: „Guckt, was wir hier alles haben, und wir<br />
wissen es nicht.“ 32 So könne die Neugestaltung der Brücke als eine Feier auf die<br />
veränderte Gesellschaft und deren neue Möglichkeiten gesehen werden, weiter könnten<br />
die Künstlerinnen nichts tun. 33<br />
27 Hier wurde im Hinblick auf den thematischen Fokus dieser Arbeit eine Auswahl der diesbezüglichen<br />
Aussagen getroffen, die allerdings die grundlegenden Einstellungen und Intentionen der Künstlerinnen<br />
erfasst.<br />
28<br />
Die Künstlerinnen benutzen die Begriffe ‚Ausländer‘, ‚Migranten‘ sowie ‚Menschen mit<br />
Migrationshintergrund‘ synonym.<br />
29 Vgl.: Anhang A, I 1 , Min. 28,28 - 28,33.<br />
30 Siehe: ebd. Min. 35,51 - 35,54<br />
31 Vgl.: ebd. Min. 40, 35 - 41,22<br />
32 Siehe: Anhang A, I 1, Min. 37,29 - 37,32.<br />
33 Vgl.: ebd. Min. 36,52 - 37,57.<br />
Speziell für Migranten erhoffen die Künstlerinnen sich jedoch Effekte: Verkerk, betont, dass ihre<br />
Konzentration auf einzelne Menschen sich dem vorherrschenden Denken von Menschen in den Gruppen<br />
‚Einheimische‘ und ‚Migranten‘ entgegensetze und sie zeigten, dass es wichtig ist, auf eine<br />
Persönlichkeit oder Identität einzugehen. Damit einher gehe die Hoffnung, dass einigen „hier in dieser<br />
11