Sehnsucht nach Ebene II - Hagen Ruhr.2010
Sehnsucht nach Ebene II - Hagen Ruhr.2010
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zwischenmenschliche Verbindungen bzw. nutzt sie als Bilder, um diese zu beschreiben.<br />
Dabei vermischen sich in ihrer Darstellung die <strong>Ebene</strong>n Farbe des Wohnraums und der<br />
Freundschaften, aber die kompensatorische Wirkung der Farben gegenüber negativ<br />
besetzten grauen Aspekten der physischen Umgebung bezieht sich wohl auf beides.<br />
Wenn sie in Kolumbien sei, habe sie <strong>Sehnsucht</strong> <strong>nach</strong> Deutschland und hier umgekehrt.<br />
Als Rentnerin würde sie gerne zwischen Kolumbien und Deutschland pendeln.<br />
Bezüglich der Zukunft in Südamerika sagt sie: „Ich habe ein bestimmtes Bild<br />
irgendwie, auch so was ich irgendwo in Kolumbien irgendwie Haus irgendwie, wo es<br />
sehr üppig auch ist. Wo man malen kann.“ 146<br />
Es wird deutlich, dass sie sowohl zu Kolumbien als auch zu Deutschland eine<br />
gefühlsmäßige Bindung hat, wobei sich ein damit zusammenhängender konkreter<br />
Ortsbezug im Fall <strong>Hagen</strong>s gezeigt hat. Ein solcher bleibt für Kolumbien unklar, in ihren<br />
Erinnerungen kommen mehrere Orte vor, und es kristallisiert sich keine bedeutende<br />
Rolle der in Kolumbien lebenden Familie diesbezüglich heraus. 147 In ihrer Zukunft<br />
verortet sie sich zwischen beiden Ländern. Für diese Perspektive erschafft sie sich in<br />
Kolumbien imaginativ einen Ort. Dabei zeigt sich eine Vermischung beider Richtungen<br />
der <strong>Sehnsucht</strong>, die Gidion beschreibt: Die üppige Umgebung dieses Ortes ist ihr aus<br />
ihrer Vergangenheit und ihren Erinnerungen vertraut. Gleichzeitig hat der Ort einen in<br />
die Zukunft gerichteten erträumt-unbekannten Charakter und ist nicht tatsächlich<br />
geographisch lokalisierbar.<br />
5.2.3 Hayat Güler und Jennifer Berg<br />
Hayat Güler und Jennifer Berg sind zusammen interviewt worden und beschreiben sich<br />
als „beste Freundinnen“ 148 . Sie sind 18 und 19 Jahre alt. 149 Beide leben in<br />
Altenhagen. 150 Zunächst werden die Hayat Güler betreffenden Ausschnitte näher<br />
betrachtet, gegen Ende kürzer diejenigen bezüglich Jennifer Berg.<br />
Hayat Güler erzählt, dass sie, wenn es in der Stadt vom Regen grau ist, <strong>Sehnsucht</strong> <strong>nach</strong><br />
ihrem „Heimatland“, der Türkei, fühle. Weil „(…) es in meinem Dorf um die gleiche<br />
Jahreszeit heller sein könnte und noch fröhlicher und noch bunter. So denke ich mir das<br />
146 Siehe: Anhang B, I 5, S. 53 f.<br />
147 Vgl.: ebd. S. 47, 53.<br />
148 Siehe: Anhang B, Interview 6 mit Hayat Güler und Jennifer Berg, S. 72.<br />
Die für diese Arbeit vorliegende Interviewaufzeichnung setzt im Gespräch ein, der Anfang fehlt.<br />
149 Vgl.: ebd. S. 74.<br />
150 Vgl.: Anhang B, I 6, S. 73, 6, 85. Dies ist in den Interviews missverständlich thematisiert, weil beide<br />
innerhalb des Stadtteils umgezogen sind. Nach Angaben von Milica Reinhart zählen die gegenwärtigen<br />
Wohnorte ebenfalls zu Altenhagen.<br />
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