08.01.2015 Aufrufe

Sehnsucht nach Ebene II - Hagen Ruhr.2010

Sehnsucht nach Ebene II - Hagen Ruhr.2010

Sehnsucht nach Ebene II - Hagen Ruhr.2010

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Portugal als eine Alternative zum Alltag in Deutschland. Den Status als Ausländerin<br />

nimmt sie in diesem Fall als vorteilhaft wahr. In obigem Zitat wird deutlich, dass<br />

Portugal imaginativ weiterhin eine Fluchtoption aus ihrem ‚normalen‘ Leben in<br />

Deutschland ist. 137<br />

Dass sich in ihrer Beziehung zu Deutschland Pragmatismus zeigt, hängt wohl auch mit<br />

deren alltäglichem Charakter zusammen. 138 Durch die Weih<strong>nach</strong>tserinnerung, sozialfamiliäre<br />

Bindungen und Zukunftspläne wird die Beschreibung <strong>Hagen</strong>s und<br />

Deutschlands als ihrer zweiten, auch gefühlbesetzten Heimat, deren Sprache sie längst<br />

spricht, untermauert. Es wird allerdings deutlich, dass sie sich dort auch als<br />

Ausländerin wahrgenommen fühlt, was auf Brüche zwischen ihrer Identifikation und<br />

Zuschreibungen anderer hinweist.<br />

5.2.2 Fernanda Pohlmann<br />

Fernanda Pohlmann ist 53 Jahre alt und wurde in Kolumbien geboren. In Kolumbien<br />

hat sie an verschiedenen Orten gelebt. So kam sie beispielsweise mit acht Jahren in ein<br />

Internat. Später hat sie in einer deutschen Firma gearbeitet. Das führte dazu, dass sie<br />

nur mit Deutschen befreundet war. Als sie diese in Deutschland besuchte, lernte sie<br />

ihren heutigen Ex-Mann kennen und zog 1974 mit 21 Jahren hierher. 139 Sie versucht<br />

jedes Jahr <strong>nach</strong> Kolumbien zu fliegen. 140 In ihrer Freizeit malt sie. 141<br />

Es werden in ihrer Erzählung multiple Ortsbezüge innerhalb Kolumbiens deutlich.<br />

Zudem ist interessant, dass sie bereits in Kolumbien über ihre Arbeit in einem<br />

transnational agierenden Unternehmen einen ersten Bezug zu Deutschland hatte,<br />

beispielsweise muss sie dort auch mit der deutschen Sprache in Kontakt gekommen<br />

sein. Dies konkretisiert sich vor allem über die Freundschaften, die letztlich auch<br />

137 Nach dem Ethnologen Arjun Appadurai imaginieren sich mittels (globaler) Mediensysteme die<br />

meisten Menschen auch ohne Migrationshintergrund andere potentielle Leben für sich. (Vgl.: Appadurai,<br />

Arjun: „Globale ethnische Räume. Bemerkungen und Fragen zur Entwicklung einer transnationalen<br />

Anthropologie“. In: Beck, Ulrich (Hg.): Perspektiven der Weltgesellschaft. Frankfurt a. M., 1998, S. 20<br />

ff.)<br />

138<br />

Es findet sich abermals Pragmatismus, wenn sie hervorhebt, dass ihr in Portugal die Sicherheit in<br />

Form von Krankenkassen und Mutterschutz fehlen würde, die es in Deutschland gibt. (Vgl.: Anhang B, I<br />

4, S. 17)<br />

139 Vgl.: Anhang B, Interview 5 mit Fernanda Pohlmann, S. 42 ff., 47, 49 f.<br />

140 Vgl.: ebd. S. 58.<br />

141 Fernanda Pohlmann hat eine besondere Beziehung zu Farben: „Farben sind für mich – davon lebe<br />

ich.“ (Siehe: ebd. S. 61) Sie ist Sozialpädagogin und betreut psychisch kranke Jugendliche. Zum<br />

Interviewzeitpunkt machte sie eine Zusatzausbildung als Kunsttherapeutin. Damals arbeitete sie aber<br />

bereits mit Farben, weil sie so besser mit den Jugendlichen kommunizieren könne als über die deutsche<br />

Sprache, mit der sie Schwierigkeiten habe. (Vgl.: ebd. S. 42)<br />

29

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!