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Sehnsucht nach Ebene II - Hagen Ruhr.2010

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Wie eng gekoppelt Farben an Gefühle sind, wird besonders deutlich, wenn ein Mensch<br />

ein einprägsames Erlebnis seiner Vergangenheit mit einer Farbe verbindet. Diese<br />

Erinnerungen werden im limbischen System des Gehirns gespeichert, das physische<br />

Eindrücke und emotionale Reaktionen verbindet. Sie können beim Betrachten einer<br />

Farbe unbewusst, aber heftig, wiederauftauchen. 53 Farbpräferenzen und -abneigungen<br />

gehen also mit bestimmten psychischen Zuständen einher. 54 So werden beispielsweise<br />

durch die Wahl der Farben im Rahmen der psychoanalytischen Bilddiagnostik<br />

unbewusste Strukturen deutlich. 55 Zu dieser Methode bemerkt Jolande Jacobi: „In den<br />

Bildern ist es die Farbe, die vor allem die Gefühle anspricht und sie unter Umgehung<br />

des [begrifflichen] Denkens zum Erklingen bringt.“ 56<br />

Während die Umwelt etwas in uns bewirkt und uns in Stimmungen versetzt, werden<br />

gleichzeitig auch farbliche Vorprägungen auf die Umgebung bzw. Objekte projiziert,<br />

die dann bevorzugt oder als angenehm empfunden werden. 57 Hier wird die<br />

Wechselbeziehung zwischen der Wirkung der farbigen Umwelt und deren<br />

Wahrnehmung durch den Menschen besonders deutlich.<br />

Den circa zwei Millionen wahrnehmbaren Farben stehen 7500 internationale<br />

Farbnamen gegenüber. Das bedeutet, dass das Farbempfinden in hohem Maße<br />

differenzierter ist als die menschlichen Beschreibungsmöglichkeiten. 58 Zudem werden<br />

Farben von den meisten Menschen wesentlich ungenauer und schlechter erinnert als sie<br />

gesehen werden. 59<br />

3.2 Mensch und Ort<br />

3.2.1 Symbolische Ortsbezogenheit<br />

Der Soziologe Wolfgang Hilgers beschreibt eine Form der Verbundenheit und<br />

Identifikation mit einem speziellen lokalen und überschaubaren Lebensumfeld als<br />

ebd. S. 64) Seine oben angeführten Grundaussagen lassen sich allerdings auch auf die Vorgehensweise<br />

der Künstlerinnen übertragen. Es wird zudem angenommen, dass seine 1974 veröffentlichten Thesen für<br />

die Brücke in Altenhagen weiterhin zutreffen.<br />

53 Vgl.: Malpas, Phil: Farbe. München, 2007, S. 38.<br />

54 Vgl.: Frieling, 1974, S. 40.<br />

55 Vgl.: Frieling, 1981, S. 35.<br />

56 Siehe: Jacobi, Jolande: Vom Bilderreich der Seele. Wege und Umwege zu sich selbst. Olten, 1969, S.<br />

128.<br />

57 Vgl.: Frieling, 1974, S. 38, 42, 46 f.<br />

58 Vgl.: Marschall, 2005, S. 119.<br />

59<br />

Vgl.: Linares, 2005, S. 172. Wobei unter anderem Künstler meist ein wesentlich besseres<br />

Farbgedächtnis haben.<br />

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