Sehnsucht nach Ebene II - Hagen Ruhr.2010
Sehnsucht nach Ebene II - Hagen Ruhr.2010
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über (digitale) Kommunikationstechnologien ortsunabhängig soziale Kontakte darüber<br />
hinaus gehalten werden können. 79<br />
Kommunen bemühen sich, der drohenden Homogenisierung und der Gleichgültigkeit<br />
ihrer oftmals nur temporären Bewohner, die jederzeit den Ort wechseln können, etwas<br />
entgegenzusetzen. Sie wollen Identifizierungspunkte schaffen: „Dazu dienen in<br />
kleinerem Maßstab Kunstwerke, die besondere Orte im städtischen Raum markieren.“ 80<br />
Diese Prozesse sind allerdings nicht von außen steuerbar, sondern müssen als<br />
räumliche und soziale Bindung gelebt und von der Kommunikation einer lokal<br />
orientierten Gruppe getragen werden. 81<br />
3.2.3 Mobilität, Mehrfachverbundenheit und Identität<br />
Die zunehmende Mobilität der Menschen zeigt sich zum einen deutlich im Bereich des<br />
Tourismus. 82 Regelmäßige Reisen in ein Land beziehungsweise an einen Ort können zu<br />
einer subjektiven Verbundenheit mit dem entsprechenden sozialen und kulturellen<br />
Kontext führen. Dementsprechend wird angenommen, dass es auch zu Bindungen an<br />
die physischen Gegebenheiten eines Ortes kommen kann. Zum anderen führt besonders<br />
die im Folgenden fokussierte, transnationale Migration zu Mehrfachverbundenheit. 83<br />
Bei der oben dargelegten Beschreibung durch Susanne Hauser kommt es zu einer<br />
starken Konzentration auf den Herkunftsort. Dies entspricht Umständen, unter denen<br />
die Migranten am Ort ihres Aufenthalts zugleich anwesend und abwesend sind.<br />
Obwohl sie physisch einen langen Zeitraum dort verbringen, findet ein relevanter<br />
psychisch-mentaler Teil ihres Lebens oder ihr ‚eigentliches Leben‘ 84 woanders statt. 85<br />
Es ist jedoch festzustellen, dass Menschen, die selbst oder deren Familienangehörige<br />
migriert sind, häufig in multiplen und transnationalen 86 Beziehungen zu Orten stehen,<br />
die „durch (widersprüchliche) konkrete Erfahrungen, Erinnerungen und Imaginationen<br />
79 Vgl.: Kröncke (Hg.), 2007, S. 35 f. Derart lose Beziehungen zu Städten sind <strong>nach</strong> Hauser keineswegs<br />
im Sinne einer Heimatbindung anzusehen.<br />
80 Siehe: ebd. S. 37.<br />
81 Vgl.: ebd. S. 35, 37 ff.<br />
82<br />
Vgl.: Wesselhöft, Christine: Literarische und biographische Deutungsmuster im<br />
Einwanderungskontext (Quebec, 1983 - 2003). Frankfurt am Main, 2006, S. 18.<br />
83<br />
Vgl.: Mecheril, Paul: „Doppelte Heraussetzung und eine Utopie der Anerkennung.<br />
Mehrfachverbundenheit in natio-ethno-kultureller Pluralität“. In: Frieben-Blum, Ellen et al. (Hg.): Wer<br />
ist fremd. Ethnische Herkunft, Familie und Gesellschaft. Opladen, 2000, S. 231.<br />
Die Autoren Holert und Terkessidis weisen darauf hin, dass Migration und Tourismus nicht so deutlich<br />
voneinander abzugrenzen sind wie angenommen wird und legen diesbezügliche Definitionsunklarheiten<br />
und Parallelen dar. (Vgl.: Holert, Tom/Terkessidis, Mark: Fliehkraft. Gesellschaft in Bewegung – von<br />
Migranten und Touristen. Köln, 2006, S. 241 ff.)<br />
84 Hervorhebung der Autoren Holert und Terkessidis.<br />
85 Vgl.: Holert/Terkessidis, 2006, S. 247.<br />
86 Transnational wird hier in der Bedeutung ‚über einen Staat hinausgehend‘ gebraucht.<br />
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