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Tim Mälzer Harald Krassnitzer Brigitte von Boch - Porzellan und Glas

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Know-how<br />

Die Frage „welcher Wein aus welchem <strong>Glas</strong>“<br />

beschäftigt den Kenner guter Weine ebenso<br />

wie die Hersteller edelster Gläser.<br />

Eines ist sicher, die <strong>Glas</strong>form verändert<br />

auch das Geschmacksempfinden<br />

– nicht allein aus purer<br />

Einbildung, sondern weil<br />

bestimmte <strong>Glas</strong>formen das Bouquet<br />

des Weines einerseits zur<br />

Entfaltung bringen, andererseits<br />

die Aromen bündeln <strong>und</strong> zu den<br />

sensorischen Wachposten des Menschen,<br />

also M<strong>und</strong> <strong>und</strong> Nase, führen. Die<br />

gute alte Tulpenform zum Beispiel, ist<br />

heute verpönt, denn nach aktuellen Erkenntnissen<br />

lässt sie Aromen einfach verfliegen.<br />

Welches <strong>Glas</strong> aber nun für welchen<br />

Wein? Die Fachwelt würde am liebsten<br />

jeder Rebsorte ihr eigenes<br />

<strong>Glas</strong> gönnen. In jedem Fall aber<br />

gehören Burg<strong>und</strong>er- <strong>und</strong> Bordeaux-Gläser,<br />

Portwein- <strong>und</strong> Rieslinggläser in die Kollek-<br />

46 beststyle<br />

tion des Connaisseurs. Wer sein Sortiment<br />

nicht ganz so differenziert gestalten möchte,<br />

der verzichtet auf „sortenreine“<br />

Gläser <strong>und</strong> beschränkt sich auf<br />

den Rotweinkelch <strong>und</strong> das Rotweinglas<br />

sowie den Weißweinkelch<br />

<strong>und</strong> das Weißweinglas,<br />

das Süßweinglas <strong>und</strong> das Tastingglas.<br />

Kelch oder <strong>Glas</strong>?<br />

Was zunächst etwas „sophisticated” anmutet,<br />

hat aber durchaus Sinn. Verschiedene<br />

Weine brauchen durchaus unterschiedliche<br />

Gläser. Klassisches Beispiel ist<br />

das Burg<strong>und</strong>erglas. Der große Durchmesser<br />

sorgt für eine große Oberfläche,<br />

an der der Wein in Kontakt mit Luft<br />

kommt. So kann der Wein gut<br />

„atmen”<strong>und</strong> das Bouquet entfalten.<br />

Die kugelige Form sorgt dafür, dass<br />

die Aromen aber trotzdem im <strong>Glas</strong> bleiben.<br />

Die Gläser der Serie Riesling <strong>von</strong> Stölzle beweisen in jeder Hinsicht Geschmackssicherheit:<br />

Formschönes Kristallglas – ideal für trockenen Weißwein.<br />

Dieses <strong>Glas</strong> ist ideal für – wie der Name<br />

schon sagt – typische Burg<strong>und</strong>erweine. Also<br />

Weine mit großem Körper <strong>und</strong> nicht allzu<br />

hohem Tannin- <strong>und</strong> Alkoholgehalt. Ähnlich,<br />

allerdings etwas gestreckter in der Form, ist<br />

es beim Bordeauxglas. Hier ist der Durchmesser<br />

nicht ganz so groß, die Form etwas<br />

weniger kugelig. Ein <strong>Glas</strong> für Rotweine, wie<br />

sie typischerweise im Bordeaux vorkommen.<br />

Also kräftige Weine mit einem etwas höheren<br />

Gehalt an Tannin <strong>und</strong> Alkohol, der durch<br />

die längere Kelchform weniger zum Vorschein<br />

tritt <strong>und</strong> sich so besser in das Bouquet<br />

einbindet. Und so zieht sich die Linie<br />

durch bis hin zum Weißweinglas mit geringem<br />

Durchmesser <strong>und</strong> relativ geraden Seitenwänden.<br />

Der schöne Gedanke, jeder Rebsorte ihr<br />

eigenes <strong>Glas</strong> zu widmen, ist im richtigen Leben<br />

leider unrealistisch. Daher orientiert sich<br />

das <strong>Glas</strong> an der Art des Weines selber. Keine<br />

unterschiedlichen Gläser für Chianti, Shiraz,<br />

Merlot usw., sondern Gläser für frische, junge<br />

Weine, für körperreiche Weine oder im Barrique<br />

ausgebaute Weine. Für die einen wird<br />

jetzt ein <strong>Glas</strong> mit weniger Volumen hergenommen,<br />

die anderen profitieren nach wie<br />

vor <strong>von</strong> einem großen Durchmesser für<br />

möglichst viel Oberfläche <strong>und</strong> <strong>von</strong> einem<br />

üppigen Volumen des <strong>Glas</strong>es.<br />

Weniger ist mehr<br />

Abgesehen <strong>von</strong> der Tatsache, dass man als<br />

ambitionierter Weingenießer nach der „alten<br />

Methode” eine große Zahl unterschiedlicher<br />

Gläser benötigte, war die Zuordnungen dabei<br />

auch nur vermeintlich einfach: Der Blick<br />

auf das Etikett schien zu genügen <strong>und</strong> schon<br />

war angeblich klar, welches <strong>Glas</strong> zum<br />

Einsatz kam. Nicht Rechnung getragen<br />

wurde dabei aber der Tatsache, dass ein <strong>und</strong><br />

dieselbe Rebsorte eben unterschiedlich ausgebaut<br />

sein kann <strong>und</strong> somit verschiedene<br />

Bühnen zur Entfaltung ihrer selbst braucht.<br />

Was nicht heißen soll, dass die Gläservielfalt<br />

noch weiter potenziert werden soll. Daneben<br />

gibt es aber auch Flaschenetiketten,<br />

auf denen kein Anhaltspunkt für die<br />

Bestimmung der Rebsorte zu finden ist.<br />

Mit ein wenig Interesse für Wein lässt<br />

sich nämlich schnell herausfinden, welche<br />

Weincharaktere sich hinter den einzelnen<br />

Rebsorten oder Cuvees, den einzelnen Regionen<br />

<strong>und</strong> Weinbaugebieten verbergen.<br />

Auf diesem Weg lässt sich dann beispielsweise<br />

in Erfahrung bringen, dass ein Chardonnay<br />

ein körperreicher Weißwein ist, also<br />

aus einem größeren <strong>Glas</strong> getrunken werden<br />

sollte, als ein frischer, junger Weißwein. Und<br />

wenn bei der Recherche dann noch herauskommt,<br />

dass die Chardonnay-Traube, die<br />

eine weiße Burg<strong>und</strong>errebe ist, in einem<br />

Holzfass ausgebaut wurde, gehört ein Chardonnay<br />

in ein <strong>Glas</strong>, das in der alten Klassifizierung<br />

als Burg<strong>und</strong>erglas eingeordnet worden<br />

ist. Und so kommt es, dass man dann<br />

den Weißwein aus einem Rotweinglas genießt<br />

– <strong>und</strong> sich gut dabei fühlt.<br />

Fünf Gläser braucht<br />

der Mensch<br />

Als Konsequenz aus dieser Sicht auf die Gläser<br />

ergibt sich, dass man mit einer Gr<strong>und</strong>ausstattung<br />

<strong>von</strong> fünf unterschiedlichen<br />

<strong>Glas</strong>typen für Wein gut auskommt: das<br />

kleine <strong>Glas</strong> für den Süßwein <strong>und</strong> den Port –<br />

für viele sicherlich ein zur Disposition zu<br />

stellender Platzräuber. An zweiter Stelle: das<br />

schlanke Weißweinglas mit einem relativ geringen<br />

Durchmesser <strong>und</strong> einer engen Öffnung.<br />

Auch wenn es Platz kostet, auf dieses<br />

<strong>Glas</strong> sollte man nicht verzichten. Denn es<br />

bietet für viele junge Weiß- <strong>und</strong> Roséweine<br />

den perfekten Genussfaktor. Nummer drei<br />

ist der Rotweinkelch für körperreiche Weißweine,<br />

sowie leichte bis mittelschwere Rote.<br />

Dieses <strong>Glas</strong> ist als Allro<strong>und</strong>er ein absolutes<br />

Muss in der Ausstattung. Und wer gerne<br />

kraftvolle, reife Rotweine trinkt, benötigt<br />

auch die bereits erwähnten großen Rotweingläser<br />

im Stile des Bordeaux- <strong>und</strong> Burg<strong>und</strong>erglases<br />

– in denen, wie gesagt, auch<br />

ein im Holzfass ausgebauter Chardonnay<br />

sich durchaus wohlfühlt. Es sollte sich dabei<br />

jeweils um klare Kristallgläser handeln.<br />

Bunte Gläser können zwar einen dekorativen<br />

Kick liefern, für den Weinkenner ist jedoch<br />

die Farbe des Weines <strong>und</strong> nicht die<br />

des <strong>Glas</strong>es entscheidend.<br />

Es lohnt sich auf jeden Fall, im Selbst-<br />

versuch die Welt der Weingläser zu erk<strong>und</strong>en.<br />

Wer mit verb<strong>und</strong>enen Augen denselben<br />

Wein aus zwei verschiedenen Gläsern<br />

kostet, dem wird der Geschmack schnell die<br />

Augen öffnen. ■<br />

Know-how<br />

Jedes Getränk lebt <strong>von</strong> seinem individuellen Charakter. Die m<strong>und</strong>geblasene Gourmetglasserie<br />

„Enoteca“ aus der Serie Zwiesel 1872 Gourmet Collection entspricht dem luxuriösen Anspruch<br />

des Weinkenners. Sieben verschiedene Rotweingläser <strong>und</strong> vier Weißweingläser stehen zur Wahl.<br />

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