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Rundbrief 1 - Verband für sozial-kulturelle Arbeit eV

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Fachtag: Potenziale des Alters<br />

die das Alter als möglichen Diskriminierungsgrund<br />

mit einbezieht. „Das ist ein wichtiger Impuls zum Abbau<br />

von Vorbehalten gegenüber älteren Menschen.“<br />

Die Verwaltungsressorts in Berlin in diesem Punkt<br />

enger zu verknüpfen, anstatt das Problem nur einem<br />

Ressort zuzuschieben, sieht der Staatssekretär dabei<br />

als eine der großen Aufgaben an.<br />

Um Anregungen für Lösungsmöglichkeiten zu finden,<br />

kann man sich durchaus auch in anderen Ländern<br />

umschauen. So ist etwa die Stadt Baltimore in den<br />

USA zu einer Modellstadt für eine alternde Gesellschaft<br />

ernannt worden. „Dort sollen alle Ressorts der<br />

Stadtverwaltung, von der Bau-, Wirtschafts- und Verkehrsplanung<br />

bis zu den klassischen Ressorts der Gesundheits-<br />

und Sozialplanung Außerordentliches und<br />

Vorbildliches leisten, um zukunftsweisende Modelle<br />

für alle Städte der Vereinigten Staaten zu erproben.<br />

Das sollte man sich einmal näher anschauen, denn<br />

man kann schließlich nicht alles immer selber erfinden.“<br />

Für Berlin sieht Staatssekretär Schmitz eine reelle<br />

Chance, „Trendsetter für Europa“ zu werden. „Es gibt in<br />

dieser Stadt genügend Potenziale, um hier auch mit<br />

Ihrer Hilfe Akzente zu setzen, an deren Umsetzung wir<br />

dann gemeinsam arbeiten können.“<br />

Frank Leyhausen, Unternehmensberater<br />

MedCom, Bonn:<br />

„Im Fadenkreuz der Wirtschaft – ältere Menschen als<br />

Kunden und Mitwirkende“<br />

Die Landesregierung in<br />

Nordrhein-Westfalen hat<br />

ein Aktionsprogramm für<br />

Senioren aufgelegt, durch<br />

das mit Betrieben und<br />

Non-profit-Unternehmen,<br />

gemeinsam mit Senioren<br />

neue Produkte zu entwickeln.<br />

Es befassen sich inzwischen sehr viele Bereiche<br />

mit der Zielgruppe alter Menschen. Auch Unternehmen<br />

sind inzwischen an den Älteren interessiert, denn<br />

im Jahr 2050 werden sie mehr als die Hälfte der Bevölkerung<br />

in Deutschland ausmachen. Heute schon ist jeder<br />

dritte Mensch 50 Jahre und älter. Alte Leute haben<br />

durchschnittlich gesehen relativ hohe Vermögensbestände,<br />

ein Grund für Banken, sich mit ihnen zu befassen.<br />

Auch die monatliche Kaufkraft ist in dieser Altersgruppe<br />

überdurchschnittlich hoch. Hinzu kommt,<br />

dass gerade Ältere vielen sich schnell verändernden<br />

Dingen des Lebens relativ hilflos gegenüberstehen.<br />

Weshalb sie auf Beratungs- und Schulungsservice angewiesen<br />

sind, den sie auch bereit sind zu bezahlen.<br />

Daraus folgert Frank Leyhausen, „ ... dass es für Unternehmen<br />

wieder Sinn macht, sich mit ihren Kunden<br />

auseinander zu setzen und nicht nur Produkte auf den<br />

Markt zu werfen.“ Denn ältere Menschen sind in ihrer<br />

großen Mehrzahl anspruchsvolle Kunden, die nicht<br />

nur Geld haben, sondern auch die Zeit, sich intensiv<br />

mit ihren Konsumwünschen zu beschäftigen. Und sie<br />

haben Lebenserfahrung, die dazu führt, dass sie letztendlich<br />

sehr genau wissen, was sie wollen. Verkäufer<br />

schrecken häufig vor so einer Konfrontation zurück.<br />

In Köln gibt es einige Beispiele dafür, die sehr unterschiedlichen<br />

kleinen Zielgruppen der über 50jährigen<br />

in ihrer Eigenschaft als Kunden differenziert anzusprechen.<br />

So gibt es etwa „Discount-Bestatter“. Oder<br />

es gibt einen Seniorentag im „Pascha“, dem größten<br />

Bordell in Köln. Aber auch im Service-Bereich hat sich<br />

dort etwas getan. Wenn man davon ausgeht, dass<br />

heute viele technische Produkte einen viel kürzeren<br />

Lebenszyklus haben, bedeutet das, dass die Verbraucher<br />

ständig neu Bedienung und Anwendung von Geräten<br />

lernen müssen. Das größte Manko beim Verkauf<br />

von Produkten ist in den Augen von Herrn Leyhausen<br />

die mangelnde Beratung älterer Kunden.<br />

In der Unsicherheit von älteren Menschen bei der Informationsbeschaffung<br />

– wen kann ich fragen, wem<br />

kann ich glauben, was und wo kaufe ich, welches Produkt<br />

wird meinem Bedarf gerecht, wie gehe ich damit<br />

um – liegt andererseits ein großes Potenzial. „Wir, die<br />

MedCom, wollen eine Wirtschaft, die Menschen unterstützt.<br />

In diesem Sinne beraten wir Unternehmen,<br />

die neue Produkte verkaufen wollen, dass sie ihr Geld<br />

auch in die notwendige Beratung der Käufer stecken<br />

müssen.“ Man hat etwa herausgefunden, dass jeder<br />

Zweite, der ein Handy kaufen will, eine „Kaufblockade“<br />

hat, weil er nicht versteht, wie es funktioniert und worin<br />

die Unterschiede zwischen diesem und jenem Modell<br />

bestehen. „Da muss die Industrie doch schon selber<br />

sehen, dass hier etwas getan werden muss,“ meint<br />

Herr Leyhausen. Er hat selber die Erfahrung gemacht,<br />

dass fast durchgängig die in der Regel jungen Verkäufer<br />

von Mobilfunk ältere Kunden in ihrem Informationsbedarf<br />

nicht ernst nehmen. Als Konsequenz davon<br />

hat MedCom zusammen mit Vodafone eine Grundlagen-Fibel<br />

geschrieben, worin erklärt wird, „was das<br />

Handy überhaupt ist“. Das hat ihnen innerhalb eines<br />

Jahres 35.000 Presse-Anfragen gebracht, und es wurden<br />

250.000 Broschüren angefordert, großteils auch<br />

von Senioreneinrichtungen.<br />

„Das war offensichtlich für ältere Leute sehr hilfreich.<br />

Und natürlich ist so etwas auch konsumfördernd. Aber<br />

natürlich entscheidet der Kunde selber, wenn er die<br />

Funktionsweise einmal verstanden hat, für welches<br />

Produkt er letztlich sein Geld ausgibt.“<br />

Gemeinsam mit Vodafone, der Deutschen Seniorenliga<br />

und Volkshochschulen wurden Handy-Kurse entwickelt<br />

für Einsteiger jeden Alters. Mit dieser Art von<br />

Marketing, so meint Herr Leyhausen, kann man auch<br />

sehr gut Non-profit-Organisationen stützen. Auch Bildungsträger<br />

müssen sich in diesen Zeiten knapperer<br />

Budgets Gedanken darüber machen, Finanzierungsmöglichkeiten<br />

für die Umsetzung ihres Bildungsauftrags<br />

aufzutun. Die Gewinner dieses Projektes waren<br />

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