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Gesamte Ausgabe runterladen - Zentralverband der Ärzte für ...

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H 77751:<br />

ift für<br />

Magnesium<br />

Verla*<br />

Magnesium Verla® N Dragees<br />

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Magnesium Verla® Ampullen<br />

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die überzeugt!<br />

Kompetent in <strong>der</strong> Magnesium-Forschung<br />

Verla-Pharm Arzneimittel, 82324 Tutzing<br />

4<br />

35.<br />

Jahrgang<br />

April 1994<br />

ISSN 0720-6003<br />

MEDIZINISCH LITERARISCHE<br />

VERLAGSGESELLSCHAFT MBH<br />

Postfach 1151 /11 52 29501 Uelzen


Der <strong>Zentralverband</strong> <strong>der</strong> Arzte für Naturheilverfahren e. V.<br />

Sitz Stuttgart<br />

Der ZAN wurde 1951 gegründet<br />

und fuhrt die Tradition verschiedener<br />

Arztevereine weiter, die durch<br />

Kriegs- und Nachkriegszeit aufgelost<br />

wurden.<br />

Der Verband verbreitet laut Satzung<br />

in Wort und Schrift Naturheilverfahren<br />

in Vorsorge, Therapie<br />

und Rehabilitation. Er gibt auch<br />

den Methoden ein Forum, die von<br />

den Universitäten we<strong>der</strong> beachtet<br />

nocht gelehrt werden; — beispielsweise<br />

hat er die Manuelle Medizin<br />

in Deutschland „salonfähig" gemacht.<br />

Sie ist heute ein Bereich <strong>der</strong><br />

Arztlichen Weiterbildung.<br />

Was sind Naturheilverfahren<br />

Sie verwenden als Teil <strong>der</strong> Gesamtmedizin<br />

ganzheitliche, diagnostische<br />

und therapeutische Methoden<br />

zur Prävention, Therapie und Rehabilitation.<br />

Ziel <strong>der</strong> Naturheilverfahren<br />

ist die Anregung <strong>der</strong> individuellen,<br />

körpereigenen Ordnungsund<br />

Heilkräfte. Naturheilverfahren<br />

for<strong>der</strong>n Mitarbeit <strong>der</strong> Patienten an<br />

ihrer Lebensführung aufgrund<br />

selbstverantwortlichen Gesundheitbewußtseins.<br />

Dazu dienen klassische,<br />

z. T. aus <strong>der</strong> hippokratischen<br />

Medizin abgeleitete Naturheilverfahren<br />

sowie durch Erfahrung<br />

und Forschung neu eingeführte<br />

Therapieformen.<br />

Wir zahlen dazu Akupunktur,<br />

Atemtherapie, Aus- und ableitende<br />

Heilverfahren, Balneo- und Klimatherapie,<br />

Bewegungstherapie, Elektroakupunktur,<br />

Elektrotherapie,<br />

Entspannungstherapie, Ernährungstherapie,<br />

Hydrotherapie, Massagetherapie,<br />

Manuelle Therapie, Mikrobiologische<br />

Therapie, Neuraltherapie,<br />

Ozontherapie, Phytotherapie,<br />

Sauerstofftherapie, Thermographie,<br />

Ultraviolettbestrahlung des Blutes /<br />

Hamatogene Oxydationstherapie.<br />

Vielleicht sind Ihnen einige Methoden<br />

unbekannt, einige als etabliert,<br />

an<strong>der</strong>e als fraglich im Gedächtnis.<br />

Wir meinen, daß ahnlich, wie die<br />

Manuelle Medizin auch an<strong>der</strong>e Naturheilverfahren<br />

„sich habilitieren",<br />

d. h. ihre Wirksamkeit beweisen<br />

werden.<br />

Wenn Ihr Interesse dahin geht, Naturheilverfahren<br />

kompetent bei Ihren<br />

Patienten anzuwenden (und das<br />

erwarten diese mehr und mehr!),<br />

dann erwerben Sie doch die Bereichsbezeichnung<br />

(Zusatzbezeichnung)<br />

bei Ihrer Ärztekammer.<br />

An 4 Weiterbildungswochen in<br />

Therapie und Praxis können Sie in<br />

Freudenstadt teilnehmen, und die<br />

erfor<strong>der</strong>liche 3monatige Hospitation<br />

in Klinik o<strong>der</strong> Praxis erfolgt in<br />

Ihrem Bundesland. Der <strong>Zentralverband</strong><br />

war an <strong>der</strong> Ausarbeitung <strong>der</strong><br />

Weiterbildungsinhalte beteiligt und<br />

hat auch die größte Erfahrung in<br />

<strong>der</strong> Fortbildung, die ja erst durch<br />

weitere Informationen und Erfahrungsaustausch<br />

die notwendigen<br />

Spezialkenntnisse bringt, um Patienten<br />

kompetent zu behandeln,<br />

das o<strong>der</strong> die für sie beste(n) Naturheilverfahren<br />

anzuwenden.<br />

Wenn Ihr Interesse bei <strong>der</strong> Lektüre<br />

<strong>der</strong> Arztezeitschrift für Naturheilverfahren<br />

noch gewachsen ist,<br />

schreiben Sie uns bitte. Wir senden<br />

Ihnen gerne weitere Informationen.<br />

Wir sind mit fast 7.000 Mitglie<strong>der</strong>n<br />

<strong>der</strong> älteste deutsche Arzteverband<br />

für Naturheilverfahren mit Dozenten<br />

aller oben genannten Diagnostik-<br />

und Therapieverfahren.<br />

Wir erwarten Ihre Zuschrift o<strong>der</strong><br />

Ihren Telefonanruf.<br />

Der Vorstand des ZAN.<br />

Geschaftstelle: Bismarckstraße 3, 72250 Freudenstadt, Tel. (0 74 41) 2151, Fax (0 74 41) 8 78 30


III<br />

fiorabio<br />

i v ^7<br />

Monographie:<br />

Anika flos (Arnikabluten) 236<br />

Kongreßankundigungen 237<br />

Kurse 239<br />

Neues aus <strong>der</strong> Medizin 240<br />

Verleihung <strong>der</strong> Hufeland-<br />

Medaille an Dr. Fritz Oelze 243<br />

6. Uberlmger Stoffwechseltagung 248<br />

fiorabio<br />

Naturreiner<br />

Heilpflanzensaft<br />

_ ^Leber<br />

iriä tialle an<br />

e<br />

Artischockensaft<br />

Durch die Steigerung <strong>der</strong> Gallesekretion<br />

<strong>der</strong> Leherzellen<br />

wird die Fett\ erdauung gefor<strong>der</strong>t<br />

und dadurch <strong>der</strong> Choleste<br />

rinspiegel gesenkt<br />

Wirksame Bestandteile<br />

Preßsaft aus frischen Blattern<br />

und Blutenknospen <strong>der</strong> Art!<br />

schocke (Cynara scolymus L)<br />

Anwendungsgebiete<br />

Traditionell angewendet Zur<br />

Unterstützung <strong>der</strong> Verdauung<br />

insbeson<strong>der</strong>e bei Schwache <strong>der</strong><br />

Fettverdauung bei Völlegefühl<br />

zur Anregung des Gallenflusses<br />

Gegenanzeigen Bekannte<br />

Allergie gegen Korbblutler Bei<br />

Verschluß <strong>der</strong> Gallenwege o<strong>der</strong><br />

Vorhandensein von Gallenstei<br />

nen nur nach Rucksprache mit<br />

dem Arzt anwenden<br />

F. G. Wilhelmi de Toledo und H. Klepzig<br />

Kurze Geschichte des Fastens 250<br />

V. Brosig<br />

Die Schroth-Kur 261<br />

Verbandsnachrichten<br />

I<br />

160 mi<br />

Für Diabetiker geeignet<br />

Verschreibungsfahig<br />

1 Flasche Preßsaft 160 ml DM9 35<br />

(Unverbmdl Preisempfehlung)<br />

Schoenenberger Pflanzensaftwerk, D-71106 Magstadt<br />

H. Süß<br />

Homöopathie im Zentrum des Chaos<br />

III<br />

K. J. Probst<br />

Das Fasten nach Shelton 273<br />

H. Fahrner<br />

Das Heilfasten nach Dr. Otto Buchinger 278<br />

G. Brubacher<br />

Kurze Geschichte des Hungerns 286<br />

A. Buchinger<br />

Laudatio des Enkels auf den<br />

Großvater Dr. Otto Buchinger 293<br />

Für Sie gelesen 295<br />

Medizinisches Telegramm 298<br />

Kongreßberichte 300<br />

Hartmannbund 305<br />

Vermittlung von Ärzten, Praxen und Sanatorien. 307<br />

Industrie-Informationen 308<br />

Arztezeitschnft für Naturheilverfahren 35 4 (1994)<br />

Aktueller<br />

Schutz<br />

für die<br />

Zellen!<br />

CellLife®<br />

Seleniiini<br />

CellLife 0 Selemum enthalt m<br />

biologisch reiner Form das<br />

lebenswichtige Spurenelement<br />

Selen, gebunden an den Zellkern<br />

von Remzuchthefe, und ist somit für den Korper optimal verwertbar<br />

Selen schützt die Zellen vor Umweltgiften und aktiviert damit<br />

die körpereigenen Abwehrkrafte CellLife» Selemum gleicht<br />

ernahrungsbedmgten Selenmangel aus und ist deshalb in unserer<br />

heutigen Zeit so wichtig Erhältlich m allen Apotheken<br />

Weitere Informationen sendet Ihnen gerne auf Anfor<strong>der</strong>ung<br />

unter "Referenz 29501"<br />

STANDARD PHARMA AG<br />

BRD D-61287 Bad Homburg • Postfach 1751<br />

CH 8750 Glarus • Postfach 146 235


Monographie:<br />

Arnica flos (Arnikablüten)<br />

Bezeichnung des Arzneimittels:<br />

Arnica flos, Arnikabhiten<br />

Titelbild:<br />

Arnica montana<br />

Bestandteile des Arzneimittels:<br />

Arnikablüten, bestehend aus den frischen<br />

o<strong>der</strong> getrockneten Blutenständen von Arniea<br />

montana Linne" o<strong>der</strong> Arnica chamissonis<br />

Less. subsp. foliosa (Nutt.) Maguiere<br />

sowie <strong>der</strong>en Zubereitungen in wirksamer<br />

Dosierung. Sie enthalten Sesquiterpenlaktone<br />

vom Helenanolid-Typ, und zwar vorwiegend<br />

Ester<strong>der</strong>ivate von Helenalin und<br />

11,13-Dihydrohelenalin. Daneben finden<br />

sich in <strong>der</strong> Droge als weitere Inhaltsstoffe<br />

Flavönoide (z. B. Isoquercitrin, Luteolin-<br />

7-glukosid und Astragalin), ätherisches Öl<br />

(mit Thymol und Thymol<strong>der</strong>ivaten), Phenolkarbonsauren<br />

(Chlorogensaure, Cynarin,<br />

Kaffeesaure) und Kumanne (Umbelliferon,<br />

Skopoletin).<br />

A n Wendungsgebiete:<br />

Zur äußerlichen Anwendung bei Verletzungs-<br />

und UnfalMolgea, z. B. bei Hamatomen,<br />

Distorsionen, Prellungen, Quetschungen,<br />

Frakturodemen, bei rheumatischen<br />

Muskel- und Gelenkbeschwer<strong>der</strong>i.<br />

Entzündungen <strong>der</strong> Schleimhaute von<br />

Mund- und Rachenraum, Furunkulose<br />

und Entzündungen als Folge von Insektenstichen;<br />

Oberflachenphlebitis.<br />

Gegenanzeigen: Arnika-Allergie<br />

Nebenwirkungen :<br />

Längere Anwendung an geschädigter<br />

Haut, z. B. bei "Verletzungen o<strong>der</strong> Ulcus<br />

cruris, ruft relativ häufig odematose Dermatitis<br />

mit Blaschenbildung hervor. Ferner<br />

können bei längerer Anwendung Ekzeme<br />

auftreten. Bei hoher Konzentration<br />

in <strong>der</strong> Darreichung sind auch primär toxisch<br />

bedingte Hautreaktionen mit BMschenbüttang<br />

bis zur Nekrotisierufig möglich.<br />

Wechselwirkungen: Keine bekannt.<br />

Dosierung:<br />

Soweit nicht an<strong>der</strong>s verordnet;<br />

Aufguß; 2,0 g Droge auf 100 rill Wasser.<br />

Tinktur. Für Umschlage: Tinktur 3- bis<br />

lOfach mit Wasser verdünnt.<br />

Für Mundspulungen: Tinktur lOfach, verdünnt.<br />

Salben mit raax. 20 bis 25 Prozent Tinktur.<br />

„Arnika-Ol": Auszug aas 1 Teil Droge<br />

und 5 Teilen fetten Pflanzenöles.<br />

Salben mit max. 15 Prozent „Arnika-Ol".<br />

Art <strong>der</strong> Anwendung•<br />

Ganze Droge, geschnittene Droge, Drogetfpulver<br />

für Aufgüsse, flussige und .halbfeste<br />

Darreicaungsformen zur äußerlichen<br />

Anwendung.<br />

Wirkungen:<br />

Zubereitungen aus Arnika wirken — vorwiegend<br />

bei topischer Applikation —• antiphlogistisch,<br />

konsekutiv analgetiseh bei<br />

Entzündungen und antiseptisch.<br />

Wir danken <strong>der</strong> Kooperation Phytopharmaka<br />

und <strong>der</strong>en Mitgliedsürmen fur die freundliche<br />

Unterstützung und Überlassung <strong>der</strong> Unterlagen.<br />

Worauf Sie und Ihre Patienten schon immer gewartet haben...<br />

Allergie-Test und -Therapie ohne Spritze!<br />

Allergische Erkrankungen können geheilt werden!<br />

Auch Neuro<strong>der</strong>mitis, Asthma und Colitis sprechen<br />

auf das neue Therapiekonzept an. Für solche Indikationen<br />

ist die Bioresonanz-Therapie (BRT) mit dem<br />

BICOM-Gerat prädestiniert. Eine wissenschaftliche<br />

Studie dokumentiert die Ergebnisse.<br />

15 Jahre BRT-Forschung und -Erfahrung. Fundierte<br />

Einfuhrungs- und Fortgeschrittenen-Seminare.<br />

Kompetente Anwendungsberatung mit Hotline.<br />

BICOM. Orientierung am Erfolg beim Patienten.<br />

Übrigens: BICOM kennt noch mehr Indikationen!<br />

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BRÜGEMANN GMBH<br />

Postfach 1105 • 82117Gauting<br />

!36 Arztezeitschnft für Naturheilverfahren 35 4 (1994)


Gallemolan<br />

29. April bis 1. Mai 1994 in Würzburg: Frühjahrskolloquium<br />

<strong>der</strong> Bioresonanz-Therapie-Gesellschaft<br />

in Zusammenarbeit mit dem Internationalen<br />

Medizinischen Arbeitskreis (IMA-BRT)<br />

Ort: Maritim Hotel & Congress-Centrum, Wurzburg<br />

Thema: Immunmodulation als Schlüssel zum Therapieerfolg,<br />

Wege — Konzepte — Perspektiven<br />

pflanzliches Gallenwegs-<br />

Therapeutikum<br />

Bei Beschwerden<br />

im rechten Oberbauch<br />

• cholagog • spasmolytisch<br />

7. bis 8. Mai 1994 in Bad Homburg v. d. H.<br />

5. Internationales Symposium <strong>der</strong> Ärztegesellschaft<br />

für biokybernetische Medizin<br />

Das Symposium richtet sich an alle Therapeuten, die sich<br />

über die neuesten Erkenntnisse und Forschungsergebnisse<br />

<strong>der</strong> MORA-Therapie als eine seit über 15 Jahren bewahrte<br />

physikalische Therapie informieren wollen.<br />

Auskunft und Anmeldung: MED-TRONIK GmbH - Abtl.<br />

Congress und Seminarorganisation, Daimlerstraße 2 —<br />

77948 Friesenheim, Tel. (07821) 63 33-11, Fax (078 21)<br />

63 33-50.<br />

5. bis 11. Juni 1994 auf <strong>der</strong> Insei Kos/Griechenland:<br />

Internationales Symposium „Das Asklepieion<br />

auf Kos — Kriterien ganzheitlichen Heilens"<br />

mit: Dr. med. Jochen Gleditsch, München, und Dr. med.<br />

Manfred Freiherr von Ungern-Sternberg, Detmold<br />

Themen: Das Lokalsymptom und die fünf Stufen des Bewußtseins;<br />

Die fünf Wandlungsphasen <strong>der</strong> traditionellen<br />

chinesischen Medizin und die fünf Gewichtungsstufen <strong>der</strong><br />

klassischen Homöopathie.<br />

Ausfuhrliches Programm bei: editio astramonte, Benekestr.<br />

11, D-32756 Detmold, Fax (0 52 31) 3 56 90.<br />

10. bis 11. Juni 1994 in Bad Meinberg: Kurs „Ganzheitliche<br />

Schmerztherapie"<br />

Themen: Neue punktuelle Schmerztherapie nach Siener;<br />

Alkalisierung des Stoffwechsels zur unspezifischen Hebung<br />

<strong>der</strong> Schmerzschwelle; Energetische Bewegungstherapie<br />

nach Heinrich<br />

Kursleitung: Dr. Buthke<br />

Organisation: Klinik Am Park, D-32797 Bad Meinberg,<br />

Wallenweg 46, Frau Pieper, Telefon (0 52 34) 903-614, Fax<br />

(0 5234)903-596.<br />

Erfahrung über<br />

6 Jahrzehnte<br />

Gallemolan forte Zusammensetzung: 1 Kapsel enthalt Trockenextrakt<br />

aus Schollkraut 100 mg, standardisiert auf 2,1 mg Gesamtalkaloide,<br />

berechnet als Chehdonm Trockenextrakt aus Wermutkraut<br />

(6,6 1) 40 mg, Trockenextrakt aus Lowenzahnwurzeln und -kraut<br />

(4,4 1)20 mg Anwendungsgebiete: Dyspeptische Beschwerden, beson<strong>der</strong>s<br />

bei funktionellen Störungen des ableitenden Gallensystems<br />

Gegenanzeigen: Verschluß <strong>der</strong> Gallenwege, Gallenblasenempyem,<br />

lleus Bei Gallensteinleiden nur nach Rucksprache mit<br />

einem Arzt anzuwenden Nebenwirkungen: Bisher keine bekannt<br />

Dosierung und Art <strong>der</strong> Anwendung: Einnahme von 1-2 Kapseln 3 mal<br />

taglich Handelsformen und Preise: Packungen mit 40 Kps DM16.61;<br />

100 Kps DM 34,60 Stand Januari993<br />

Julius Redel • Cesra-Arzneimittelfabrik GmbH &Co.<br />

76490 Baden-Baden<br />

Arztezeitschnft für Naturhellverfahren 35, 4 (1994) 237


Kongreßankündigungen<br />

15. bis 17. Juli 1994 in Bad Meinberg: Grundkurs<br />

„Kraniosakrale und viszerale Osteopathie"<br />

Kursleitung: Dr. med. W. Bauermeister<br />

Organisation: Klinik Am Park, D-32797 Bad Meinberg,<br />

Wällenweg 46, Frau Pieper, Telefon (0 52 34) 903-614, Fax<br />

(0 52 34)903-596.<br />

24. bis 31. Juli 1994: MEDICA Baden-Baden '94<br />

21. Internationaler Seminarkongreß für ärztliche Fortbildung<br />

Tagungsort: Kongreßhaus Baden-Baden<br />

Veranstalter: MEDICA Deutsche Gesellschaft zur För<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Medizinischen Diagnostik e. V, Stuttgart, in Zusammenarbeit<br />

mit dem Berufsverband Deutscher Internisten e. V.<br />

(BDI), Wiesbaden<br />

Auskunft: MEDICA e. V., Löffelstr. 1, D-70597 Stuttgart,<br />

Tel. (0711) 76 34 43 und 76 14 54, Fax (0711) 76 69 92.<br />

Elektroakupunktur nach Dr. Voll<br />

Intensivtraining an sieben Wochenenden in einem Jahr von September 1994 bis Juni 1995<br />

Der Ausbildungszyklus ist für Anfänger und führt zur selbständigen Ausübung <strong>der</strong> EAV nach Durchlaufen <strong>der</strong><br />

sieben Seminare.<br />

Termine 30. 09. - 2. 10. 94<br />

31.03.-2.04.95<br />

11. 11.- 13. 11.94<br />

12. 05. - 14. 05. 95<br />

Ärztliches Fortbildungszentrum für Ganzheitsmedizin (ÄFG)<br />

Leitung: Dr. med. W. Grauberger, Theatinerstraße 40,<br />

D-80333 München, Tel. 0 89 / 22 24 00, Fax 0 89 / 2 9124 43<br />

20. 01. - 22. 01. 95<br />

23. 06. - 25. 06. 95<br />

24. 02. - 26. 02. 95<br />

BFD (Bioelektronische Funktionsdiagnostik und -therapie)<br />

Internationale Forschungsgemeinschaft für bioelektronische Funktionsdiagnostik u. -therapie e. V.<br />

Sekretariat: Dr. R. Heubach, Kneippstraße 12, D-86825 Bad Wörishofen<br />

Kurs I und II:<br />

Dozent:<br />

für Ärzte und Zahnarzte<br />

Medizinalrat Dr. Oswald von Ravanelli, Facharzt für Innere Medizin<br />

Kursinhalt I:<br />

1. Begriffsdefinition <strong>der</strong> BFD<br />

2. Theoretische Voraussetzungen für das Verstehen von Messungen<br />

über die Haut<br />

3. Das System <strong>der</strong> Grundregulation<br />

4. Storfeld und Herdgeschehen<br />

5. Reiz und Reizstrom<br />

6. Diagnostische und therapeutische Anwendungen in <strong>der</strong> BFD<br />

7. Besprechung und Demonstration <strong>der</strong> einzelnen Meßapparate<br />

8. Hautflächenleitwertmessung (HFL)<br />

9. Begriff des HSR-Testes (Herd-Störfeld-Reiztest),<br />

Elektro-Haut-Test (EHT) nach Gehlen und Standl<br />

10. Energetische Diagnostik<br />

11. Meßwertkriterien<br />

12. Therapie nach d. „Theratest-Gerat"<br />

Feldtherapie (nach Bergsmann) mit dem „Theranova-Gerät"<br />

13. Praktische Übungen<br />

Termine:<br />

Kursgebühr:<br />

Seminarort:<br />

Fr. 13. 5. 94 18.00 - 21.00 Uhr<br />

Sa. 14. 5. 94 9.00 - 12.30 Uhr u. 14.30 - 19.00 Uhr<br />

So. 15. 5. 94 9.00 - 12.00 Uhr u. 13.00 - 15.00 Uhr<br />

Kursinhalt II:<br />

1. Allgemeines zum BFD-Regulationstest<br />

2. Das Akupunktur-Meridian-System<br />

3. Der Akupunkt<br />

4. Organ- und Punktbeziehung<br />

5. Der Meßpiatz<br />

6. Meßwertkriterien zum BFD-Regulationstest<br />

7. Punktsuche und Punktmeßmethode<br />

8. Erstellung von Meßpunkt-Schemata (Balkengraphik,<br />

Regulationstest)<br />

9. Zahn testung und Zahnorganbeziehung<br />

10. Interpretation <strong>der</strong> erarbeiteten Balkengraphiken<br />

(Regulationstest)<br />

11. Der Medikamententest<br />

12. Patientendemonstration<br />

13. Praktische Übungen<br />

Fr. 3. 6. 94 18.00 - 21.00 Uhr<br />

Sa. 4. 6. 94 9.00 - 12.30 Uhr u. 14.30 - 19.00 Uhr<br />

So. 5. 6. 94 9.00 - 12.00 Uhr u. 13.00 - 15.00 Uhr<br />

DM 395,— pro Kurs für Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Internationalen Forschungsgemeinschaft f. BFD<br />

DM 495,— pro Kurs für Nichtmitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Internationalen Forschungsgemeinschaft f. BFD<br />

Berlin<br />

Organisation und Ärztepraxis I. und M. Witt, Winfriedstraße 35, D-14169 Berlin<br />

Anmeldung: Tel. 030/81120 02, Fax 030/8118613<br />

Preiswerte Hotelzimmer am Seminarort können auf Wunsch vermittelt werden.<br />

238 Arztezeitschnft für Naturhellverfahren 35, 4 (1994)


L<br />

Weiterbildungskurse Naturheilverfahren 1994<br />

Insgesamt 20 Kurse zur Erlangung <strong>der</strong> Zusatzbezeichnung<br />

Naturheilverfahren bietet die Arzteakademie Bad Worishofen<br />

des Kneipparztebund e.V. 1994 an. Die Kurse sind über<br />

das Jahr verteilt. Sie werden in Zusammenarbeit mit <strong>der</strong><br />

Bayer. Landesarztekammer und <strong>der</strong> Vereinigung Bayer. Internisten<br />

veranstaltet. Sie werden von allen Landesarztekammern<br />

<strong>der</strong> Bundesrepublik anerkannt.<br />

Die einzelnen Termine:<br />

Kursblock 2 Kurs 1: 11. 4. bis 15. 4.1994<br />

Kurs 2: 18. 4. bis 22. 4. 1994<br />

Kurs 3: 2. 5. bis 6. 5. 1994<br />

Kurs 4: 9. 5. bis 13. 5.1994<br />

Kursblock 3<br />

Kursblock 4<br />

Kursblock 5<br />

Hauptthemen:<br />

Kurs 1: 30.<br />

Kurs 2: 6.<br />

Kurs 3: 13.<br />

Kurs 4: 20.<br />

Kurs<br />

Kurs<br />

Kurs<br />

Kurs<br />

1: 26.<br />

2: 3.<br />

3: 10.<br />

4: 17.<br />

5. bis<br />

6. bis<br />

6. bis<br />

6. bis<br />

9. bis<br />

10. bis<br />

10. bis<br />

10. bis<br />

3.<br />

10.<br />

17.<br />

24.<br />

30.<br />

7.<br />

14.<br />

21.<br />

6. 1994<br />

6. 1994<br />

6. 1994<br />

6. 1994<br />

9. 1994<br />

10. 1994<br />

10. 1994<br />

10. 1994<br />

Kurs 1: 14. 11. bis 18. 11. 1994<br />

Kurs 2: 21. 11. bis 25. 11. 1994<br />

Kurs 3: 28. 11. bis 2. 12. 1994<br />

Kurs 4: 5. 12. bis 9. 12. 1994<br />

Kurs 1: Hydrotherapie, Phytotherapie, Mikrobiologische<br />

Therapie (Symbioselenkung)<br />

Kurs 2: Ernährungstherapie, Elektrotherapie, Phytotherapie,<br />

Ausleitende Verfahren<br />

Kurs 3: Bewegungstherapie, Massage, Gesundheitserziehung<br />

Kurs 4: Ordnungstherapie (Autogenes Training, Psychotherapie),<br />

Phytotherapie, Neuraltherapie<br />

Kursorte:<br />

Reflexzonenarbeit am FußS<br />

Zweitagekurse<br />

20jahnge praktische Erfahrung<br />

10jahrige Lehrerfahrung<br />

1. Einfuhrungs- und Aufbaukurs<br />

2. FORTFÜHRUNGS- und THERAPIEKURS<br />

mit Überreichung eines Zeugnisses<br />

Bad Fussmg, Bad Lauterberg/Harz, Berlin, Budingen,<br />

Brixen/Sudtirol, Chemnitz, Hamburg, Hannover,<br />

München, Munster, Nürnberg und Stuttgart<br />

Bitte for<strong>der</strong>n Sie kostenlose Prospekte an<br />

NEU: HANDZONENFIBEL 14,00 DM<br />

LEHRSTÄTTE FÜR MANUELLE FUSS-REFLEXZONEN-ARBEIT<br />

Inh und Seminarleiter Christian Mirr, staatl geprüfter Masseur<br />

^ und Heilpraktiker, Bahnhofstraße 3, 63654 Budingen,<br />

A Telefon (0 60 42) 44 08 + Mobiltelefon (01 61) 3 61 19 99 /<br />

Wissenschaftliche Leitung: Prof. Dr. med. H.-D. Hentschel,<br />

Med. Fakult. T. Univ. München<br />

Information und Anmeldung: Kneipparztebund e. V, Arzteakademie<br />

Bad Worishofen, Postfach 1436, D-86817 Bad<br />

Worishofen, Tel. (0 82 47) 70 01, Fax 8131.<br />

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Salzuflen, Telefon (0 52 22) 18 32 15.<br />

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I Praecancerose, Praecancerosegefahrdung<br />

1 Malignomdisposition bzw Rezidiv- / Metastasengefahrdung<br />

3 Aussage über Korper- / Organregionen<br />

4 Therapieableitung aus <strong>der</strong> Blutuntersuchung (Iscadoroa)<br />

For<strong>der</strong>n Sie unser Informationsmatenal an<br />

Arztezeitschnft für Naturheilverfahren 35 4 (1994) 239


Neues aus <strong>der</strong> Medizin , . , , Schlagzeilen<br />

Wissenschaft , . . . Forschung . . . . Praxis<br />

. , , , Klinik , , , . Technik , , , , usw, . . . ,<br />

ONKOLOGIE<br />

Sind Merkmale <strong>der</strong> Psyche für Krebs<br />

ausschlaggebend <br />

Gibt es Persönlichkeitsmerkmale, die<br />

zur Krebskrankheit prädestinieren<br />

Dieser Frage wird in <strong>der</strong> psychosomatisch<br />

orientierten Krebsforschung<br />

nachgegangen, ohne daß bislang eine<br />

eindeutige Antwort darauf gefunden<br />

wurde. Der Heidelberger Psychosomatiker<br />

Professor Dr. Ronald Grossarth-Maticek<br />

hat eine Typologie<br />

krebsgefährdeter Menschen entwikkelt,<br />

wobei er betont, daß die psychosozialen<br />

Faktoren nur in Wechselwirkung<br />

mit bestimmten körperlichen<br />

Voraussetzungen letztlich zur Krankheit<br />

führen.<br />

Grossarth -Maticeks wissenschaftliche<br />

Arbeit, die er seit zehn Jahren zusammen<br />

mit dem bekannten Londoner<br />

Psychologen Hans-Jürgen Eyseneck<br />

betreibt, macht immer wie<strong>der</strong> Furore<br />

und zieht gleichzeitig heftige Kritik<br />

von Kollegen auf sich.<br />

Das Verhalten des Krebstypus ist<br />

nach Grossarth-Maticek durch eine<br />

ausgeprägte Hemmung in <strong>der</strong> Äußerung<br />

und Befriedigung ichbezogener<br />

Bedürfnisse gekennzeichnet. Dazu gehören<br />

Personen, die ihre Wünsche<br />

und Aggressionen nicht zu äußern<br />

vermögen, angepaßt und altruistisch<br />

sind, extrem an einem Objekt (zum<br />

Beispiel am Partner) orientiert sind<br />

und Angst vor Abweisung und Trennung<br />

vom geliebten Objekt haben.<br />

Diese Muster entsprächen einem<br />

chronischen Streßzustand, <strong>der</strong> sich<br />

auf das Immunsystem und die Funktion<br />

des zentralen Nervensystems auswirke.<br />

Diese Eigenschaften allein<br />

können noch keinen Krebs auslösen,<br />

betont Grossarth-Maticek, jedoch das<br />

Krebsrisiko „um ein Vielfaches erhöhen",<br />

wenn eine Disposition wie erbliche<br />

Belastung, eine Exposition (Zigarettenrauchen,<br />

falsche Ernährung)<br />

o<strong>der</strong> Organschädigungen vorliegen.<br />

Kritiker äußern den Verdacht, daß die<br />

Krebstypologien von Grossarth im<br />

nachhinein — als die Todesursache<br />

<strong>der</strong> untersuchten Probanden bereits<br />

bekannt war — willkürlich geän<strong>der</strong>t<br />

worden seien. Grossarth sagte dazu:<br />

Er habe die Typologie im Laufe <strong>der</strong><br />

Jahre immer mehr differenziert und<br />

nicht rückwirkend geän<strong>der</strong>t. Die Zusammenhänge<br />

zwischen psychosozialen<br />

und psychischen Risikofaktoren<br />

hat er in prospektiven Brust- und<br />

Lungenkrebsstudien aufgezeigt.<br />

1973 hatte er in Heidelberg Daten an<br />

über 9000 Frauen zum Brustkrebsrisiko<br />

erhoben und 1988 und 1992 <strong>der</strong>en<br />

Sterblichkeit erfaßt. Danach hatten<br />

die Persönlichkeitsstrukturen allein<br />

keinen Krebs ausgelöst, jedoch<br />

bei Hinzutreten körperlicher Risikofaktoren<br />

wie familiärer Belastung, gehäuften<br />

Brustentzündungen, Kin<strong>der</strong>losigkeit<br />

o<strong>der</strong> fettreicher Ernährung<br />

das Krebsrisiko verstärkt. Ähnliches<br />

gelte bei Lungenkrebs. Kämen physische<br />

Risikofaktoren und extreme innere<br />

Hemmung zusammen, so sei das<br />

Lungenkrebsrisiko um das Fünf- bis<br />

Achtfache erhöht.<br />

Ein von ihm entwickeltes „Autonomietraining<br />

zur Selbstregulation"<br />

habe bei 72 Probandinnen die Sterberate<br />

bei Frauen mit stark ausgeprägten<br />

körperlichen Risikofaktoren für<br />

Brustkrebs gegenüber denjenigen<br />

ohne dieses Training um den Faktor<br />

sieben verringert. Es sei „eine Methode<br />

zur Stimulierung <strong>der</strong> Eigenaktivität<br />

mit dem Ziel, ein inneres Gleichgewicht<br />

und bedürfnisbefriedigende<br />

Bedingungen herstellen zu können".<br />

Dauer <strong>der</strong> Therapie: zehn Wochen.<br />

Zweifel an <strong>der</strong> Grossarthschen Krebstypologie<br />

erhebt auch <strong>der</strong> Heidelberger<br />

Psychoonkologe Privatdozent Dr.<br />

Reinhold Schwarz. Viele Studien zur<br />

Typologie krebsgefährdeter Menschen<br />

seien retrospektiv und hätten daher<br />

Aussagekraft für ein Krebsrisiko. Einige<br />

wenige prospektive Studien sind<br />

nach Schwarz wi<strong>der</strong>sprüchlich in ihren<br />

Ergebnissen. Zu diesen zählt er<br />

auch die Studien von Grossarth-<br />

Maticek. Er fragt sich, wie es einem<br />

Menschen gelingen könne, solch eine<br />

riesige Datenmenge anzuhäufen wie<br />

Grossarth-Maticek.<br />

Da prospektive Studien äußerst zeitaufwendig<br />

sind und enorme Patientenzahlen<br />

erfor<strong>der</strong>n, wählte Schwarz<br />

einen dritten Ansatz, nämlich das<br />

präbiopotische Design. Er stützte sich<br />

auf Patienten, bei denen wegen eines<br />

körperlichen Befundes, etwa eines<br />

Knotens in <strong>der</strong> Brust, bereits <strong>der</strong> Verdacht<br />

auf eine Krebserkrankung bestand,<br />

<strong>der</strong> jedoch noch nicht bioptisch<br />

gesichert war. Dabei hätten sich bei<br />

Frauen mit Brustkrebs im Vergleich<br />

zu Frauen mit einer gutartigen Brusterkrankung<br />

einige Befunde ergeben,<br />

die auf eine Krebspersönlichkeit hindeuten<br />

könnten, wie „tendenzmäßig<br />

eine erhöhte Streßsensibilität", psychische<br />

Verletzbarkeit sowie Hoffnungslosigkeit<br />

und Entfremdungsgefühle.<br />

Allerdings könne „dieser Befund<br />

nicht als Bestätigung <strong>der</strong> Krebspersönlichkeit<br />

gewertet werden", so<br />

Schwarz, da es sich um eine Scheinkorrelation<br />

gehandelt habe. Denn die<br />

Frauen hatten zu fast 80 Prozent eine<br />

richtige Vorahnung über ihre spätere<br />

Diagnose. So sind die psychischen<br />

Merkmale nach Schwarz eher auf die<br />

erahnte Diagnose zurückzuführen,<br />

denn als krankheitsursächlich zu bewerten.<br />

Dies werde auch dadurch bestätigt,<br />

daß Frauen mit gutartigen<br />

240 Arztezeitschnft für Naturheilverfahren 35, 4 (1994)


Neues aus <strong>der</strong> Medizin . . . . Schlagzeilen ,<br />

Wissenschaff , , , , Forschung . , . , Praxis .<br />

., , . Klinik , .,. Technik , , . . usw. , . ,<br />

Brusterkrankungen dann stärker psychisch<br />

belastet waren, wenn sie irrtümlich<br />

von einem Krebsleiden ausgegangen<br />

waren. Umgekehrt zeigten tatsächlich<br />

Krebskranke diese Eigenschaft<br />

nicht, wenn sie von <strong>der</strong> Harmlosigkeit<br />

ihres Befundes überzeugt<br />

waren.<br />

Somit korrelieren diese Persönlichkeitsmerkmale<br />

eher mit dem Glauben<br />

an Krebs denn mit <strong>der</strong> tatsächlichen<br />

Erkrankung.<br />

Lungenkrebspatienten unterschieden<br />

sich in <strong>der</strong> Untersuchung des Psychoonkologen<br />

hinsichtlich ihrer psychischen<br />

Disposition nicht von den gutartig<br />

Erkrankten ausgemacht. Hier<br />

erwies sich einzig die Dauer des Tabakkonsums<br />

als krebserzeugen<strong>der</strong><br />

Faktor. Schwarz kommt deshalb zu<br />

dem Ergebnis, daß die vielfach beobachteten<br />

seelischen Phänomene bei<br />

Krebskranken durch das Leiden selbst<br />

bedingt sind und nicht zur Krankheit<br />

führen.<br />

Menschen mit defensiver Persönlichkeitsstruktur<br />

würden schlechter mit<br />

ihrer Krankheit fertig und brauchten<br />

mehr Schmerzmittel. Krebspatienten<br />

mit dieser Persönlichkeit bedürfen<br />

nach Schwarz einer intensiven psychosozialen<br />

Unterstützung. Nach einer<br />

amerikanischen Studie hätten<br />

Frauen mit Brustkrebs, die eine solche<br />

Therapie erhielten, doppelt so<br />

lange gelebt wie an<strong>der</strong>e Patientinnen,<br />

war von den Wissenschaftlern zu erfahren.<br />

SUCHT<br />

Nur bedingter Erfolg bei Raucherentwöhnung<br />

Schon nach einem Jahr sind etwa 70<br />

Prozent <strong>der</strong> Patienten, die an Raucherentwöhnungsprogrammen<br />

teilgenommen<br />

haben, rückfällig geworden.<br />

Den Grund dafür sieht Dr. Stephen<br />

Weiss von dem US-National Health-<br />

Institute in Arlington darin, daß Raucher<br />

zu Entwöhnungsprogrämmen<br />

überwiesen werden, obwohl sie sich<br />

— psychologisch gesehen — das Rauchen<br />

noch gar nicht ernsthaft abgewöhnen<br />

wollen.<br />

Wie Weiss auf dem 15. Europäischen<br />

Kardiologen-Kongreß in Nizza berichtet<br />

hat, wird die psychologische<br />

Bereitschaft, das Rauchen aufzugeben,<br />

in sechs Stadien eingeteilt: Präkontemplation,<br />

Kontemplation, Vorbereitung,<br />

Aktion, Dabeibleiben, Abschluß.<br />

Im ersten Stadium haben die Patienten<br />

gar nicht vor, sich in den nächsten<br />

sechs Monaten das Rauchen abzugewöhnen.<br />

Im Kontemplationsstadium<br />

wird immerhin ernsthaft darüber<br />

nachgedacht, doch dies kann Jahre<br />

dauern. Im Vorbereitungsstadium ist<br />

<strong>der</strong> Vorsatz schon stärker, die Patienten<br />

wollen zum Beispiel die Zahl <strong>der</strong><br />

Zigaretten reduzieren. Die Aktionsphase<br />

ist dadurch gekennzeichnet,<br />

daß sich das Verhalten tatsächlich in<br />

den vergangenen sechs Monaten geän<strong>der</strong>t<br />

hat. In <strong>der</strong> sogenannten Beibehaltungsphase<br />

ist aus dem Raucher<br />

zwar ein Ex-Raucher geworden, doch<br />

er ist noch sehr anfällig, rückfällig zu<br />

werden. Vom Abschlußstadium<br />

könne erst gesprochen werden, wenn<br />

Zigaretten jeden Reiz verloren haben.<br />

Es habe keinen Zweck, so Weiss, Raucher<br />

in den ersten beiden psychologischen<br />

Phasen an Programmen teilnehmen<br />

zu lassen. Vielmehr solle <strong>der</strong> Therapeut,<br />

häufig <strong>der</strong> Hausarzt, klären, in<br />

welchem Stadium sich sein Patient befindet,<br />

und dann versuchen, einen<br />

Phasenwechsel hin auf das erfolgversprechende<br />

Stadium drei zu bewirken.<br />

OSTEOPOROSE<br />

Ultraschall mißt Osteoporoserisiko<br />

Das Verfahren stammt aus <strong>der</strong><br />

Meerestechnik: Mit einem neuartigen<br />

Ultraschallmeßsystem läßt sich die<br />

Abnahme <strong>der</strong> Knochenmasse am Kalkaneus<br />

bestimmen.<br />

Der Kieler Internist Dr. Norbert<br />

Klause äußerte sich bei einem Vortrag<br />

in Hamburg'. „Wir behaupten, daß<br />

wir mit diesem Verfahren für jeden<br />

Patienten den goldenen Standard für<br />

die Messung haben." Denn mit dieser<br />

Methode lasse sich genau verfolgen,<br />

ob sich eine Tendenz zur Demineralisierung<br />

fortentwickele und wie im<br />

Laufe <strong>der</strong> Zeit das Frakturrisiko<br />

steige.<br />

Für die Untersuchung muß <strong>der</strong> Patient<br />

seinen Fuß für zwei Stunden im<br />

Wasserbad wärmen. Dadurch wird die<br />

Temperatur zwischen Knochen und<br />

Umgebung angeglichen, um die Meßverhältnisse<br />

zu stabilisieren. Um plane<br />

Flächen für die Ultraschallwellen zu<br />

schaffen, liegt die Ferse zwischen zwei<br />

kleinen Platten. Sie wird mit <strong>der</strong> Apparatur<br />

dreidimensional abgefahren.<br />

Je nach Knochenmasse verringert sich<br />

die Schallgeschwindigkeit beim<br />

Durchtritt durch die Ferse, und zwar<br />

um einen Meter pro Sekunde für je<br />

einen Massenverlust von 1,5 Milligramm<br />

pro Kubikzentimeter.<br />

Das Gerät zeichnet die ermittelten<br />

Schallphänomene auf. Bei Verlaufsuntersuchungen<br />

ließen sich daher präzise<br />

Vergleiche vornehmen, erklärte<br />

Klause. So könne genau verfolgt werden,<br />

ob und wie schnell die Knochenmasse<br />

abnimmt. Der Mineralgehalt<br />

im Kalkaneus sei dabei recht aussagekräftig<br />

für die Struktur und das<br />

Frakturrisiko an<strong>der</strong>er von Osteoporose<br />

betroffener Knochen. , ,<br />

— hpl —<br />

Arztezeitschnft für Naturheilverfahren 35, 4 (1994) 241


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Laudatio Dr. Oelze<br />

Nach über 30 Jahren verantwortlicher<br />

Tätigkeit als Chefarzt am Allgemeinen<br />

Krankenhaus in Hamburg-Ochsenzoll<br />

ging Fritz Oelze 1989 in den verdienten<br />

Ruhestand. Daß dieser Ruhestand<br />

nichts mit Ausruhen zu tun haben<br />

würde, war uns, die wir ihn seit Jahrzehnten<br />

kennen, klar. Am 9. Mai 1993<br />

feierte er seinen 70. Geburtstag im<br />

Kreise seiner Familie — das sind seine<br />

Frau, 5 Kin<strong>der</strong> und 9 Enkelkin<strong>der</strong> — ,<br />

seiner Freunde und seiner Kollegen<br />

aus Medizin, Politik, Berufspolitik und<br />

Sport.<br />

Kernpunkt seiner ärztlichen Tätigkeit<br />

war die innere Medizin und ihr<br />

Schwerpunkt für ihn die Naturheilverfahren.<br />

Vor allem die Physiotherapie,<br />

die er bereits 1953 als Oberarzt bei<br />

Hanns Kusche lehrte und ausübte,<br />

hatte es ihm angetan. An dieser Klinik,<br />

<strong>der</strong>en Chef er jahrzehntelang bleiben<br />

sollte — dem Allgemeinen Krankenhaus<br />

Hamburg-Ochsenzoll —, wurden<br />

Ordnungstherapie, Wasser- und Bewegungsbehandlungen,<br />

Massagen und<br />

Elektrotherapie, Pflanzenheilkunde<br />

und Diätetik Grundlagen einer sonst<br />

nach mo<strong>der</strong>nen internistischen Gesichtspunkten<br />

geführten Abteilung<br />

praktiziert. Im Verlauf dieser Jahrzehnte<br />

wurde die Abteilung neben<br />

dem Krankenhaus für Naturheilweisen<br />

unter Walther Zimmermann in München<br />

und <strong>der</strong> Abteilung Natürliche<br />

Heilweisen am Urban-Krankenhaus<br />

Unterkuban in Berlin eine <strong>der</strong> drei klinischen<br />

Einrichtungen für Naturheilverfahren,<br />

die feste Begriffe in <strong>der</strong> Medizin<br />

wurden. Ab 1981 stand er in diesem<br />

Krankenhaus auch <strong>der</strong> Abteilung<br />

Physikalische Medizin als Chefarzt zur<br />

Verfügung.<br />

Seine wissenschaftliche Laufbahn war<br />

geprägt durch eine Fülle von Veröffentlichungen<br />

in <strong>der</strong> Fachpresse. Er<br />

fand durch seine klare Sprache und<br />

sein fundiertes Fachwissen raschen<br />

Zugang zu Vorträgen, Seminaren und<br />

den Medien. 1958 bereits arbeitete er<br />

in <strong>der</strong> Redaktion <strong>der</strong> Deutschen Krankenpflegezeitschrift<br />

und legte dieses<br />

Amt erst 1985 nie<strong>der</strong>, als seine Aufgaben<br />

als freier Mitarbeiter bei Printmedien<br />

allgemein und im Fernsehen ihn<br />

an die Grenzen seiner Möglichkeiten<br />

führten. Fritz Oelze ist Mitglied <strong>der</strong><br />

Vereinigung <strong>der</strong> medizinischen Fachund<br />

Standespresse. Er wurde Autor<br />

vieler Fachbücher, die sich mit physikalischer<br />

Medizin und Naturheilverfahren<br />

beschäftigen. Seiner Mitarbeit<br />

in <strong>der</strong> Fachleitung verdankt unsere<br />

Fachzeitschrift „Ärztezeitschrift für<br />

Naturheilverfahren" den Sektor Physikalische<br />

Medizin und Rehabilitation.<br />

Der Anerkennung <strong>der</strong> Naturheilverfahren<br />

als einem Teil <strong>der</strong> Gesamtmedizin<br />

hat Fritz Oelze in vielerlei Hinsicht<br />

gedient. Als Fachbeisitzer für Naturheilverfahren<br />

und physikalische Therapie<br />

seiner Landesärztekammer<br />

Hamburg, aber auch im Hartmannbund<br />

— Verband <strong>der</strong> Ärzte Deutschlands.<br />

Seit Jahren arbeitet Fritz Oelze<br />

in <strong>der</strong> Arzneimittelkommission E beim<br />

Bundesgesundheitsamt in Berlin im<br />

Auftrag des Bundesministers für Gesundheit<br />

und ist in <strong>der</strong> 3. Legislaturperiode<br />

Vorsitzen<strong>der</strong> dieser Kommission,<br />

die sich mit <strong>der</strong> Zulassung und<br />

Aufbereitung phytotherapeutischer<br />

Therapien und Stoffgruppen beschäftigt.<br />

Im <strong>Zentralverband</strong> <strong>der</strong> Ärzte für Naturheilverfahren<br />

arbeitet Fritz Oelze<br />

seit 1953 und war bereits kurz nach <strong>der</strong><br />

Gründung des Verbandes unter Hanns<br />

Kusche und später Hans Haferkamp<br />

2. Vorsitzen<strong>der</strong>. Zur Zeit trägt er die<br />

Bürde eines stellvertretenden Vorsitzenden,<br />

die ihn mit vielen Reiseaktivitäten<br />

und Öffentlichkeitsarbeit belastet.<br />

Über die umfangreichen und berufspolitischen<br />

Aktivitäten soll an dieser<br />

Stelle nicht berichtet werden, sie sind<br />

in den Laudationes des Kompendiums<br />

zum 76. Ärztlichen Fortbildungskongreß<br />

des ZÄN in Freudenstadt im<br />

März 1989 und in <strong>der</strong> Ärztezeitschrift<br />

für Naturheilverfahren im Juni 1993<br />

nachzulesen.<br />

Der <strong>Zentralverband</strong> <strong>der</strong> Ärzte für Naturheilverfahren<br />

und die Naturheilverfahren<br />

haben Fritz Oelze viel zu danken.<br />

Wir wünschen ihm, dem wir jahrzehntelange<br />

Treue zum Verband und<br />

zu Freudenstadt verdanken, auch weiterhin<br />

viel Erfolg für sein arbeitsreiches<br />

erfülltes Leben, das sicherlich<br />

noch viele Aufgaben für ihn bereithält.<br />

Dr. med. K. Ch. Schimmel<br />

Vorsitzen<strong>der</strong> des <strong>Zentralverband</strong>es<br />

<strong>der</strong> Ärzte für Naturheilverfahren<br />

Curriculum vitae<br />

Fritz Oelze wurde am 9. Mai 1923 in<br />

Dahme, einer Märkischen Kleinstadt, geboren.<br />

Dort wuchs er als Sohn eines Berliner<br />

Studienrates und einer temperamentvollen<br />

Münchnerin auf. Seinen Schulbesuch<br />

unterbrach er, um 1937, 1938 und<br />

1939 gründlich Franzosisch zu lernen und<br />

hielt sich hierzu in Neuchätel in <strong>der</strong><br />

Schweiz, in Lyon und Paris auf. Ab 1939<br />

sollte er Englisch in einem College bei<br />

London lernen, was <strong>der</strong> Kriegsausbruch<br />

verhin<strong>der</strong>te. Das zum Verständnis für<br />

seine heute noch weltweiten Interessen.<br />

1941 legte er seine Reifeprüfung in Juterbog<br />

ab und wurde danach bis zum Juni<br />

1945 Soldat. Zu diesem Zeitpunkt wurde<br />

er aus <strong>der</strong> US-Gefangenschaft entlassen<br />

und hatte es bis zum Leutnant <strong>der</strong> Reserve<br />

gebracht. Die Nachkriegszeit sah ihn zunächst<br />

als Praktikanten in <strong>der</strong> Landwirtschaft.<br />

1946 bis 1950 folgte das Medizinstudium<br />

in München, das er unter sehr schweren<br />

Bedingungen absolvieren mußte. Der Vater<br />

war indessen von den Russen ermordet,<br />

und er mußte sich sein Studium selbst<br />

verdienen. Im Dezember 1950 erfolgten<br />

Staatsexamen und Promotion mit einer experimentellen<br />

Arbeit über das Thema<br />

„Kontaktstorungen und Krankheit". 1950<br />

bis 1953 Weiterbildung zum Internisten<br />

und Lehranalyse nach Freud mit einem<br />

dreisemestrigen Studium <strong>der</strong> Psychotherapie<br />

in München. 1953 Berufung als Oberarzt<br />

an die neugegründete Abteilung für<br />

Naturheilverfahren am Allgemeinen<br />

Krankenhaus in Hamburg-Ochsenzoll.<br />

Bereits 1957 wurde er dort nach dem Tode<br />

seines Chefarztes Dr. Hanns Kusche kommissarisch<br />

zum Leiter <strong>der</strong> Abteilung bestellt.<br />

1958 erfolgte die Ernennung zum<br />

Chefarzt dieser Abteilung, <strong>der</strong> er dann bis<br />

1988 vorstand. Oelze beschreibt seine<br />

chefärztliche Tätigkeit an dieser Abteilung<br />

als sehr interessant mit Schwerpunkten in<br />

244 Arztezeitschnft für Naturheilverfahren 35, 4 (1994)


Laudatio Dr. Oelze<br />

<strong>der</strong> Anwendung klassischer Naturheilverfahren<br />

wie <strong>der</strong> Diätetik, <strong>der</strong> Phytotherapie,<br />

<strong>der</strong> Hydrotherapie, <strong>der</strong> physikalischen<br />

Behandlung und <strong>der</strong> Gesprächstherapie.<br />

Hier behandelte er in 38 Jahren Berufsausübung<br />

mehr als 25 000 Patienten, auch<br />

mit schulgemäßer Pharmakotherapie.<br />

Seine Patienten kamen aus dem Bereich<br />

<strong>der</strong> inneren Medizin, <strong>der</strong> Neurologie, <strong>der</strong><br />

Dermatologie, <strong>der</strong> Orthopädie und <strong>der</strong><br />

Psychiatrie. In dieser Zeit verfaßte er über<br />

100 wissenschaftliche Abhandlungen, hielt<br />

Kongreßvorträge, wo <strong>der</strong> 1967 nach eigenen<br />

wissenschaftlichen Forschungen auf<br />

dem Welt-Fettkongreß in Hamburg vorgetragene<br />

Vortrag über den Einfluß hochungesättigter<br />

Fettsäuren auf verschiedene Lipidparameter<br />

beson<strong>der</strong>e Beachtung fand.<br />

Arzneimittelstudien gehörten auch damals<br />

schon zu seiner Arbeit. 1986 veröffentlichte<br />

er im Verlag Gräfe und Unzer ein<br />

Buch mit dem Titel „Herz-Kreislauf-<br />

Erkrankungen — natürlich behandeln",<br />

das großen Anklang fand. Ehrenamtlich<br />

engagiert Oelze sich vorwiegend für Alkoholkranke<br />

und ihre vielschichtige Therapie,<br />

für Altenpflege und die sozialen Probleme<br />

seiner Patienten. So gelang es ihm<br />

als Abgeordneten <strong>der</strong> Hamburger Bürgerschaft<br />

1968/69 hohe Geldbeträge für den<br />

Aufbau <strong>der</strong> Psychiatrie in Hamburg im<br />

Krankenhaus Hamburg Ochsenzoll investieren<br />

zu lassen, denen auch in <strong>der</strong> Zeit<br />

danach noch weitere Investitionen folgten.<br />

Seinem Interesse für die Phytotherapie<br />

entsprechend, wurde Oelze 1988, gerade<br />

als er in Pension ging, in die Kommission E<br />

beim Bundesgesundheitsamt berufen.<br />

Vorsitzen<strong>der</strong> dieser Kommission wurde er<br />

bereits 1989 und ist auch heute noch, nach<br />

2 Wahlperioden, in diesem Amt. 1988/89<br />

bestritt er im Fernsehen 29 eigene 20-Minuten-Sendungen<br />

über Gesundheitsthemen<br />

und Naturheilverfahren. Dabei ist<br />

Oelze seit 1958 nebenamtlich als Medizinjournalist<br />

tätig, wobei er neben Berichten<br />

auch viele Referate, Buchrezensionen und<br />

Artikel über gesundheitliche und sozialpolitische<br />

Themen verfaßte. Auch berufspolitisch<br />

war und ist er ein gesuchter Kollege.<br />

Bereits seit 1953 im Vorstand des<br />

ZÄN ist er Fachbeisitzer für Naturheilverfahren<br />

und physikalische Therapie bei <strong>der</strong><br />

Landesärztekammer Hamburg, ist Vorsitzen<strong>der</strong><br />

des Berufsverbandes <strong>der</strong> Ärzte für<br />

physikalische Medizin und Rehabilitation,<br />

Mitglied des Vorstandes <strong>der</strong> Gesundheitsbehörde<br />

<strong>der</strong> Freien Hansestadt Hamburg,<br />

Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> Arbeitsgemeinschaft<br />

physikalische Therapie und Rehabilitation<br />

im Hartmannbund — Verband <strong>der</strong> Ärzte<br />

Deutschlands — Bonn, Mitglied des erweiterten<br />

Vorstandes <strong>der</strong> wissenschaftlichen<br />

Gesellschaft für physikalische Medizin<br />

und Rehabilitation, Delegierter <strong>der</strong> Vereinigung<br />

europäischer fachärztlicher Berufsverbände,<br />

Sektion physikalische Medizin<br />

und Rehabilitation in Brüssel, Mitglied <strong>der</strong><br />

Europäischen Akademie für medizinische<br />

Rehabilitation in Straßburg, Ehrenmitglied<br />

<strong>der</strong> französischen und <strong>der</strong> belgischen<br />

Fachgesellschaft gleichen Namens.<br />

Ansprache von Dr. med. Fritz Oelze<br />

anläßlich <strong>der</strong> Verleihung <strong>der</strong> Hufeland-Medaille in Freudenstadt<br />

am 12. März 1994<br />

Diese Ehrung ist für mich Anlaß zum<br />

Rückblick.<br />

Ich kam zu den Naturheilverfahren, als<br />

ich (noch) 1948 Dr. Hanns Kusche<br />

kennenlernte.<br />

Nach Verlust seiner Naturheilklinik<br />

St. Uli in Murnau durch die Kriegsverhältnisse,<br />

hatte er einzelne Privatpatienten<br />

in Privatquartieren, suchte<br />

sie dort auf und behandelte sie mit<br />

klassischen Naturheilverfahren.<br />

Kusche war ein faszinieren<strong>der</strong> Mann,<br />

früher — bis 1931 Oberarzt bei Prof.<br />

Klein, Jena — Institut und Klinik für<br />

Naturheilkunde, seit 1931 Chefarzt in<br />

Murnau, im Krieg Internist eines Feldlazaretts.<br />

Beim Kongreß des ZÄN 1952 in Bad<br />

Lauterberg hörte ich Dr. Hans Malten,<br />

<strong>der</strong> vor 200 begeisterten Ärzten über<br />

die Therapie mit Naturheilverfahren —<br />

auch von Schwerkranken — sprach.<br />

Nachher, an <strong>der</strong> Bar, fragte ihn Hanns<br />

Kusche: „Sag mal Hans, wann hast Du<br />

eigentlich Deine letzte Pneumonie behandelt"<br />

Antwort: „Ach Hanns, das<br />

ist schon lange her, und dabei wird mir<br />

immer himmelangst."<br />

Damals unbezahlter Assistenzarzt an<br />

<strong>der</strong> Medizinischen Poliklinik in München,<br />

hatte mich Dr. Adolf Hoff, Wörishofen,<br />

im Auto mitgenommen, zusammen<br />

mit Dr. V. Weckbecker. Bei<br />

<strong>der</strong> langen Fahrt erfuhr ich viel über<br />

Wörishofen, Kneipp-Ärzte, Naturheilverfahren<br />

und ihre verschiedenen Vertreter.<br />

1953 nahm mich Kusche mit nach<br />

Hamburg als seinen Oberarzt und<br />

Stellvertreter an die neue Abteilung für<br />

Naturheilverfahren im AK Ochsenzoll.<br />

Dieses hatte 2 200 Betten, vorwiegend<br />

Psychiatrie, aber auch eine Innere Abteilung<br />

mit 400 (!) Betten und eine<br />

Chirurgie mit 180.<br />

Wir bekamen 80 Betten. Das für uns<br />

umzubauende psychiatrische Haus war<br />

nicht fertig, so mußte Prof. Bertram,<br />

<strong>der</strong> Internist, uns für sechs Monate<br />

zwei Stationen leihen. Er sagte: „Solange<br />

die Kurpfuscher hier im Hause<br />

sind, gehe ich nicht mehr 'rein" (er<br />

hatte im Obergeschoß nämlich noch<br />

100 Innere Betten) und: „Wer bei uns<br />

stirbt, ist lege artis gestorben, bei denen<br />

war es ein Kunstfehler."<br />

Aber nicht alle Kollegen kamen uns so<br />

entgegen. Prof. Mauz, Psychiater und<br />

Ärztlicher Direktor, fragte mich: „Was<br />

machen Sie eigentlich mit Ihren Patienten"<br />

Als ich ihm die Therapie eines<br />

Pneumoniekranken mit Hydrotherapie<br />

schil<strong>der</strong>te, unterbrach er<br />

mich: „Ich weiß, Sie machen Psychotherapie".<br />

Sein Nachfolger Prof. Büssow, Psychiater<br />

und Ärztlicher Direktor sagte<br />

Arztezeitschnft für NaturheiSverfahren 35, 4 (1994) 245


Ansprache Dr. Oelze<br />

ein paar Jahre später: „Herr Oelze, wir<br />

machen beide das gleiche!" Ich fragte<br />

erstaunt — wieso. Er sagte: „Wir betreiben<br />

beide unspezifische Reiztherapie."<br />

Innerhalb einer Woche war meine<br />

Frauenstation mit 45 Betten und 5<br />

Notbetten belegt mit 49 Frauen, die<br />

Männerstation mit 38 Männern. Es<br />

war „Grippewelle" in Hamburg, alle<br />

Krankenhäuser überbelegt. Neben Dr.<br />

Kusche und mir war ein weiterer Assistenzarzt<br />

da, <strong>der</strong> eigentlich Pathologe<br />

war.<br />

Wir bestanden diese Bewährungsprobe,<br />

bezogen September 1953 unser<br />

neues Haus, dessen Umbau damals<br />

DM 240000,- einschließlich Einrichtung<br />

gekostet hatte! Wir bekamen 21<br />

Zwei-Bett-Zimmer und 5 Vier-Bett-<br />

Zimmer für die allgemeine Pflegeklasse.<br />

Der Tagessatz dort betrug DM<br />

8,80 und bei 9 „Privat-Betten" DM<br />

12,60.<br />

Kusche verlangte viel, war selbst<br />

enorm fleißig, hielt viel Vorträge. Ich<br />

mußte zweimal jährlich beim <strong>Zentralverband</strong><br />

ein 30-Minuten-Referat aus<br />

<strong>der</strong> klinischen Arbeit halten, das dann<br />

in <strong>der</strong> Zeitschrift „Hippokrates" o<strong>der</strong><br />

im „Landarzt" gedruckt wurde.<br />

Prof. Brauchle war Vorsitzen<strong>der</strong> des<br />

ZÄN. Man wollte, als Gegenstück zur<br />

Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin,<br />

eine Deutsche Gesellschaft für<br />

Naturheilkunde gründen. Um den<br />

Vorsitz stritten die Professoren<br />

Brauchle, Kollath und Salier. Brauchle<br />

war schon sehr krank und starb bald<br />

danach, so kam die Gründung nicht<br />

zustande, und Kusche wurde Vorsitzen<strong>der</strong><br />

des ZÄN.<br />

Er war mir ein väterlicher Freund geworden,<br />

was oft schwierige Auseinan<strong>der</strong>setzungen<br />

brachte, wie zwischen<br />

Vater und Sohn üblich, zumal wir<br />

beide Choleriker und sehr emotional<br />

waren. „Sie sind nicht hier, um Antibiotika<br />

zu spritzen, son<strong>der</strong>n um Naturheilverfahren<br />

anzuwenden." Ich:<br />

„Dann zeigen Sie mir erst einmal, wie<br />

man das bei unseren Patienten macht."<br />

Wir hatten ca. 800 Patienten im Jahr<br />

und etwa 25 Todesfälle. Denn wir waren<br />

an die internistische Notfallversorgung<br />

in Hamburg angeschlossen.<br />

Ohne Vorsortierung kamen die Patienten<br />

direkt zu uns. Das war übrigens<br />

entscheidend für unser Überleben,<br />

denn wenn die Aufnahme <strong>der</strong> Inneren<br />

Abteilung uns die Patienten zugeteilt<br />

hätte, wären wir mit unheilbar Kranken<br />

und Pflegefällen voll belegt worden.<br />

Ähnlich erging es seinerzeit<br />

Herrn Dr. Straßburg in <strong>der</strong> Klinik für<br />

Naturheilweisen in Berlin.<br />

Im April 1957 starb plötzlich Dr. Kusche,<br />

und ich mußte kommissarisch die<br />

Abteilung leiten, bis ich im September<br />

1958 <strong>der</strong>en Chefarzt wurde bis 1988.<br />

Im Rahmen des allgemeinen Bettenabbaues<br />

wurden wir auf 65, dann auf 52<br />

Betten verkleinert. Mehrere Schließungsversuche<br />

konnte ich abwehren,<br />

den letzten bei meiner Pensionierung.<br />

Beinahe wäre Prof. Bühring mein<br />

Nachfolger geworden. Er sagte ab, weil<br />

er den Berliner Lehrstuhl für Naturheilkunde<br />

erhielt. So wurde mein von<br />

mir fachlich und menschlich geschätzter<br />

Freund Helmut Brinkmann mein<br />

Nachfolger.<br />

Seit 1964 unterstand mir auch die Abteilung<br />

Physikalische Therapie des<br />

AKO — mittlerweile insgesamt mit<br />

1600 Betten. Die Mehrarbeit brachte<br />

auch die große Chance mit sich, die<br />

enge Verzahnung von Naturheilverfahren<br />

und physikalischer Therapie zu<br />

zeigen und zu praktizieren.<br />

1984 gründete ich im AKO eine Berufsfachschule<br />

für Krankengymnastik<br />

und wurde <strong>der</strong>en ärztlicher Leiter, bis<br />

mein Nachfolger 1990 auch diese Aufgabe<br />

übernahm.<br />

1968 war es mir als Abgeordneter <strong>der</strong><br />

Hamburgischen Bürgerschaft gelungen,<br />

einen 10-Jahres-Stufenplan zum<br />

Ausbau des AKO mit über 200 Mio.<br />

DM zu bewirken, in dessen Rahmen<br />

wir auch eine vorbildliche Abteilung<br />

für physikalische Therapie für 8 Mio.<br />

DM bekamen.<br />

Diese Zahlen sagen natürlich nicht,<br />

wieviel Arbeit und wieviele menschliche<br />

Begegnungen dahinterstehen. Mit<br />

über 180 ärztlichen Schülern und einem<br />

sehr engagierten Pflegepersonal<br />

und ebenso engagierten Masseuren,<br />

Krankengymnasten und Diätassistenten<br />

war eine 35jährige, sehr gute Zusammenarbeit<br />

gegeben. Des gleichen<br />

auch mit den Fachärzten unseres und<br />

des Nachbarkrankenhauses Heidberg.<br />

Etwa 25 000 Patienten habe ich in den<br />

Jahren gesehen und sie gemeinsam mit<br />

den an<strong>der</strong>en Kollegen und Mitarbeitern<br />

behandelt.<br />

Am Anfang als Scharlatan eingestuft,<br />

war ich in den letzten Jahren meiner<br />

Tätigkeit stellvertreten<strong>der</strong> Direktor des<br />

Krankenhauses!<br />

Zuletzt mochte ich meiner Frau und<br />

meinen fünf Kin<strong>der</strong>n danken für die<br />

Toleranz und die Hilfe in den vielen<br />

Jahren, sie mußten — zeitlich gesehen<br />

— oft auf mich verzichten. Trotzdem<br />

sind wir eine intakte Familie geblieben,<br />

zu <strong>der</strong> heute auch Schwiegerkin<strong>der</strong><br />

und neun Enkel gehören.<br />

Arztezeitschnft für Naturhellverfahren 35 4 (1994) 247


6. Überlinger Stoffwechseltagung<br />

Die Überlinger Stoffwechseltagungen<br />

finden seit 1983 alle zwei Jahre in<br />

Überlingen statt.<br />

Gegründet von Dr. H. Lützner, werden<br />

sie seit 1986 von dem damals gegründeten<br />

Ärztlichen Arbeitskreis<br />

Heilfasten e. V. organisiert, dessen 1.<br />

Vorsitzen<strong>der</strong> Dr. H. Fahrner war. Seit<br />

1990 ist Dr. H. Lützner 1. Vorsitzen<strong>der</strong>.<br />

Themen <strong>der</strong> Stoffwechseltage sind neben<br />

dem Heilfasten in Prävention und<br />

Therapie auch die therapeutischen<br />

Möglichkeiten <strong>der</strong> Vollwerternährung,<br />

vor allem bei chronischen Erkrankungen<br />

inklusive <strong>der</strong> chronisch-entzündlichen<br />

Erkrankungen.<br />

Dabei gehen wir — auch in <strong>der</strong> Tradition<br />

von Otto Buchinger — von einem<br />

ganzheitlichen Ansatz aus und sehen<br />

den menschlichen Organismus als Einheit<br />

von Körper, Seele und Geist. Entsprechend<br />

gehören im ärztlichen Tun<br />

vollwertige Ernährung (mit ausreichen<strong>der</strong><br />

Versorgung von Makro- und<br />

Mikronährstoffen, inklusive ökologischer<br />

Aspekte) und regelmäßige Entgiftung<br />

und Entschlackung zusammen<br />

mit Entspannung und Streßmanagement<br />

und Selbsterfahrung (auch im<br />

emotionalen Bereich) sowie Psychotherapie<br />

im weitesten Sinne. Die geistige<br />

Dimension ist die Spiritualität,<br />

das Sich-verbunden- und -eingebunden-Wissen<br />

in höhere, über das Irdische<br />

hinausgehende Kräfte, die in dem<br />

Nehmen und Geben von Liebe und<br />

Mitgefühl auch einen transzendenten<br />

Aspekt beinhalten.<br />

In dieser Weise geht Ganzheitsmedizin<br />

über den <strong>der</strong>zeit herrschenden naturwissenschaftlichen<br />

Ansatz hinaus. Und<br />

in dieser Weise war und ist das Fasten<br />

(schon) immer eine ganzheitliche Erfahrung.<br />

Zwischen den jährlichen Fastenzeiten<br />

ist das Wissen um Quantität<br />

und Qualität <strong>der</strong> Ernährung wichtig,<br />

248<br />

für die Fastenärztinnen sich auch zuständig<br />

und kompetent fühlen und machen<br />

müssen.<br />

Dies möchte <strong>der</strong> Ärztliche Arbeitskreis<br />

Heilfasten in Theorie und Praxis<br />

vermitteln helfen, sowohl den therapeutisch<br />

tätigen Kolleginnen in Aus-,<br />

Fort- und Weiterbildung als auch den<br />

gesunden und kranken Menschen. So<br />

laden wir u. a. interessierte Kolleginnen<br />

in <strong>der</strong> Weiterbildung Naturheilverfahren<br />

ein, in unseren Kliniken zu<br />

hospitieren.<br />

1993 haben wir — die wir überwiegend<br />

in <strong>der</strong> Tradition von Otto Buchinger<br />

stehen — die Begegnung und den Austausch<br />

mit den an<strong>der</strong>en traditionellen<br />

Fastenschulen auf unserer Überlinger<br />

Stoffwechseltagung gesucht und gefunden.<br />

Es hat sich gezeigt, daß es sehr<br />

viele Gemeinsamkeiten in <strong>der</strong> Auffassung<br />

und Methodik gibt, und es ist erfreulicherweise<br />

gelungen, daß wir uns<br />

über Teilaspekte und unterschiedliche<br />

Betonungen eher freundschaftlich als<br />

kontrovers austauschen konnten.<br />

Nicht die Abgrenzung stand im Vor<strong>der</strong>grund,<br />

son<strong>der</strong>n das gemeinsame<br />

Bemühen um die helfende Begleitung<br />

unserer Patienten.<br />

Wir danken dem <strong>Zentralverband</strong> <strong>der</strong><br />

Ärzte für Naturheilverfahren e .V,<br />

Freudenstadt, und <strong>der</strong> Verlagsleitung<br />

<strong>der</strong> Medizinisch Literarischen Verlagsgesellschaft,<br />

Uelzen, herzlich für ihre<br />

Bereitschaft, die Referate im folgenden<br />

abzudrucken, und hoffen auf eine<br />

wohltuende Fortsetzung unserer gemeinsamen<br />

Arbeit.<br />

Dr. Christian Kuhn<br />

Leiten<strong>der</strong> Arzt <strong>der</strong> Klinik Buchinger am<br />

Bodensee<br />

2. Vorsitzen<strong>der</strong> des Ärztlichen Arbeitskreises<br />

Heilfasten e. V.<br />

Wilhelm-Beck-Straße 27, D-88662 Überlingen<br />

Arztezeitschnft für Naturheilverfahren 35 4 (1994)<br />

Pro-Symbioflor®/Symbioflor®1/<br />

Symbioflor®2 Zusammensetzung:<br />

Pro-Symbioflor®:<br />

1 ml Suspension enthalt'<br />

Steriles Autolysat von Eschenchia<br />

coh und Enterococcus<br />

faecahs humaner Herkunft<br />

(Autolysat aus 10 7 Bakterien)<br />

Symbioflor®1: 1 ml Suspension<br />

enthalt. Zellen und Autolysat<br />

aus 10 7 Bakterien (Enterococcus<br />

faecahs humaner<br />

Herkunft). Symbioflor®2: 1 ml<br />

Suspension enthalt- Zellen und<br />

Autolysat aus 10 7 Bakterien<br />

(Eschenchia coh humaner Herkunft)<br />

Anwendungsgebiete:<br />

Pro-Symbioflor®: Aktivierung<br />

körpereigener Abwehrkräfte,<br />

gastrointestmale Störungen.<br />

Symbioflor*1: Aktivierung körpereigener<br />

Abwehrkrafte,<br />

chronisch rezichvierende Infektionen<br />

<strong>der</strong> oberen Atemwege,<br />

Entzündungen im Mund ,<br />

Nasen , Rachenraum und<br />

Mittelohr, Erkältungskrankheiten,<br />

gastrointestmale Störungen,<br />

Symbioflor®2: Aktivierung<br />

körpereigener Abwehrkrafte,<br />

gastrointestmale<br />

Störungen; Gegenanzeigen:<br />

Pro-Symbioflor®: keine,<br />

Symbioflor®1: keine; Symbioflor®2:<br />

Akute Cholecystitis und<br />

akute Pankreatitis, Heus,<br />

Kachexie. Wahrend akut fieberhafter<br />

Erkrankungen sollte<br />

Symbioflor®2 vorübergehend<br />

abgesetzt werden; Nebenwirkungen:<br />

Pro-Symbioflor®/<br />

Symbioflor®2: Zu Behandlungsbeginn<br />

können gelegentlich<br />

Meteonsmus, Flatulenz und<br />

Oberbauchbeschwerden auftreten;<br />

Symbioflor®1: Vereinzelt<br />

wird über das Auftreten<br />

von Mundtrockenheit, Kopfschmerz,<br />

Ekel o<strong>der</strong> Magenschmerzen<br />

berichtet. Wechselwirkungen<br />

mit an<strong>der</strong>en<br />

Medikamenten: Pro-Symbioflor®,<br />

Symbioflor®1, Symbioflor®2:<br />

keine bekannt<br />

Packungsgrößen/Preise:<br />

Pro-Symbioflor®: 50 ml<br />

Tropfen, DM 16,50; Symbioflor®1:<br />

50 ml Tropfen, DM<br />

15,36, Symbioflor®2: 50 ml<br />

Tropfen, DM 15,36. Stand 2/93<br />

SVMBIO<br />

/PHARM<br />

SymbioPharm GmbH<br />

Auf den Luppen<br />

D-35745 Herborn<br />

Tel.: 02772/51004


Kurze Geschichte des Fastens<br />

von F. G. Wilhelmi de Toledo und H. Klepzig<br />

Zusammenfassung<br />

Das freiwillige Fasten hat immer eine spirituelle, eine medizinische und eine sozialpolitische<br />

Dimension gehabt. Um die Jahrhun<strong>der</strong>twende, als das kirchliche<br />

Fasten immer weniger praktiziert wurde, entwickelte sich eine lebhafte Bewegung<br />

des medizinischen Fastens mit Schulen, die das Fasten naturheilkundlich und<br />

ganzheitlich zur Prävention und Therapie chronischer Krankheiten praktizieren.<br />

Im Gegensatz dazu entstand in den 60er Jahren an Universitätskliniken das „Fasten<br />

zur Gewichtsreduktion ". Auf Impuls einiger „ Fastenärzte/Innen " entstand in<br />

den letzten Jahren eine Dynamik des Fastens für Gesunde, die wie<strong>der</strong>um das spirituelle<br />

Fasten neu zu beleben scheint.<br />

Schlüsselwörter: Fasten, Nulldiät, VLCD, Heilfasten<br />

Summary<br />

Voluntary fasting had always a spiritual, a medical and a socialpolitical dimension.<br />

At the end ofthe last Century the religious fasting had lost its importance and<br />

a very dynamic movement of medical fasting appeared, with schools who practice<br />

it in a holistic way as a pari ofnatural medicine and with the purpose ofprevention<br />

as well as therapy ofehronical illnesses. In the sixties therapeutical fasting appeared<br />

at some university clinics but restricted to the treatment ofobesity. In the<br />

last years a revival of the fasting for healthy people developed which seems in turn<br />

to reactivate the exercise of spiritual fasting.<br />

Key words: fasting, starvation, VLCD<br />

Resume<br />

Lapratique dujeüne volontaire a toujours eu une dimension spirituelle mais egalement<br />

medicale. A lafin du siede passe, un mouvement dynamique de renaissance<br />

dujeüne medical propage lejeüne therapeutique comme medecine naturelle<br />

dans un but de prevention et de therapie de diverses maladies chroniques. Dans un<br />

tout autre esprit diverses cliniques universitaires dans les annees soixante reintroduisent<br />

lejeüne comme methode de reduetion pon<strong>der</strong>ale. A l'heure actuelle on<br />

remarque une renaissance de la pratique du „jeünepour bien-portant" qui, ä son<br />

tour, semble reanimer la pratique du jeüne spirituel.<br />

Mots-Cles: jeüne, dietezero, inanition<br />

Fasten ist Physiologie<br />

Fasten ist ein physiologischer Prozeß.<br />

Ohne diese Fähigkeit hätte <strong>der</strong><br />

Mensch als Spezies den geschichtlichen<br />

Zeitraum bis heute nicht überlebt<br />

Gesehen als vorübergehende, zeitbegrenzte<br />

Pause in <strong>der</strong> Nahrungszufuhr,<br />

kann man sogar die Winterpause als<br />

Fastenpause für die Natur betrachten!<br />

Tiere fasten in allen Variationen: Winterschlaf<br />

haltende Tiere schlafen eben<br />

beim Fasten (2), Zugvögel bewegen<br />

sich intensiv ohne Nahrung (3), und<br />

Pinguine können bis 6 Monate pro<br />

Jahr bei Außentemperaturen bis minus<br />

60 Grad fasten und währenddessen sogar<br />

mausern und ihre Eier legen (4).<br />

Menschen haben in <strong>der</strong> Geschichte<br />

auch notgedrungen gefastet, d. h. eher<br />

gehungert, z. B. nach schlechter Ernte,<br />

Naturkatastrophen, Kriegszeiten und<br />

Epidemien.<br />

Freiwilliges Fasten, im Gegensatz zum<br />

Hungern, bewirkte beim Menschen<br />

körperliche aber auch seelische Verän<strong>der</strong>ungen<br />

im Sinne einer Wendung<br />

nach innen. Deswegen wurden Zeiten<br />

<strong>der</strong> Nahrungsenthaltung von beinahe<br />

allen Regionen zur Vertiefung des Gebetes<br />

o<strong>der</strong> zur Charakterisierung von<br />

liturgischen Jahresperioden ritualisiert.<br />

Die drei Dimensionen des Fastens<br />

Die religiösen Traditionen wußten<br />

aber intuitiv, daß die Manipulation des<br />

Eßverhaltens nicht ohne Gefahr ist,<br />

und haben deswegen das Fasten nie<br />

isoliert angeboten. In <strong>der</strong> jüdisch<br />

christlichen Tradition ist das Fasten an<br />

Beten und Almosen geben gebunden<br />

(5) (Abb. 1). Ohne Spiritualität (Beten)<br />

und Nächstenliebe (Almosen geben)<br />

könnte das Fasten — warnten<br />

schon die Väter <strong>der</strong> Wüste — „Gift für<br />

die Seele werden" (6).<br />

Das Fasten, als ein von Menschen freiwillig<br />

inszeniertes Geschehen, findet<br />

man in verschiedenen Bereichen: in den<br />

Religionen, in <strong>der</strong> Medizin, in <strong>der</strong> Diätetik<br />

und sogar in <strong>der</strong> Politik (Abb. 2).<br />

250 Arztezeitschnft für Naturheilverfahren 35, 4 (1994)


F. G. Wilhelmi de Toledo und H. Klepzig, Fasten<br />

BETEN<br />

medizinische Dimension<br />

FASTEN<br />

spirituelle Dimension<br />

ALMOSEN<br />

GEBEN<br />

soziale Dimension<br />

Abb. 1: Fasten in <strong>der</strong> judisch-chritiliihen<br />

Tradition.<br />

Abb. 2: Das Fasten beim Menschen.<br />

Die Renaissance des medizinischen<br />

Fastens<br />

In <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> Medizin ist vom<br />

Fasten schon früh die Rede (Abb. 3).<br />

Wir beschränken uns zunächst aber auf<br />

das 19. und 20. Jahrhun<strong>der</strong>t. Am Ende<br />

des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts, als das Fasten von<br />

den Kirchen in unseren Län<strong>der</strong>n nicht<br />

mehr praktiziert wurde, fanden sich<br />

Ärzte, die dieses Verfahren neu belebten.<br />

Ca. 1880 in den USA traten zwei<br />

Ärzte als die Väter dieser beson<strong>der</strong>en<br />

Spezies <strong>der</strong> Fastenärzte und Fastenärztinnen<br />

auf! Es handelt sich um Henri<br />

Wissenschaft<br />

Tradition<br />

H. Tanner<br />

New York 1880<br />

E. Voit<br />

München 1885<br />

F. Benedict<br />

Washington 1915<br />

B Schenck<br />

Heidelberg 1938-40<br />

C. Pfeiffer<br />

H. Ditschuneit etai<br />

Ulm 1971<br />

Grothe<br />

BlOOm etal.<br />

USA 1959<br />

1880<br />

1900<br />

1920<br />

1930<br />

Dresden 1934<br />

S. Möller<br />

Dresden 1918<br />

G. Riedlin<br />

Freiburg 1928<br />

Brauchle<br />

O. Buchinger<br />

1940 Witzenhausen<br />

Bad Pyrmont<br />

Überlingen<br />

1960 1935<br />

1970<br />

E.H.Dewey<br />

Meadville 1885<br />

Natural Hygiene<br />

V<br />

H.Shelton<br />

USA<br />

F.X.Mayr<br />

Wien 1925<br />

Schroth<br />

Buchinger<br />

Schule<br />

VLCD<br />

V<br />

Abb. 3: Geschichte des medizinischen Fastens. (Die Daten beziehen sich auf das Jahr <strong>der</strong> Hauptpublikation.)<br />

Arztezeitschnft für Naturheilverfahren 35, 4 (1994) 251


F. G. Wilhelmi de Toledo und H. Klepzig, Fasten<br />

Tanner (7), <strong>der</strong> am Medical College<br />

<strong>der</strong> Vereinigten Staaten in New York<br />

ein 42tägiges Fasten unter Aufsicht des<br />

Rektors dieser medizinischen Akademie<br />

und weiterer dort tätiger Ärzte<br />

selbst durchführte. Amerikanische und<br />

europäische Zeitungen schrieben damals<br />

ausführlich über dieses aufsehenerregende<br />

Experiment, mit dem die<br />

Möglichkeit eines langen, strengen Fastens<br />

ohne gesundheitliche Nachteile<br />

bewiesen wurde.<br />

Neben Henri Tanner muß man auch<br />

Edward Hooker Dewey erwähnen, <strong>der</strong><br />

als praktischer Arzt die therapeutischen<br />

Wirkungen des Fastens entdeckte.<br />

Nie<strong>der</strong>gelassen in Meadville,<br />

Pennsylvania, hat Dewey zwischen<br />

1878 und 1905 zahlreiche Fastenkuren<br />

geleitet, die er in seinen Büchern beschrieb.<br />

In „The True Science of Living"<br />

(8) — in mehrere Sprachen übersetzt<br />

— betonte Dewey den Unterschied<br />

zwischen Hungern und Fasten.<br />

Er vertrat die Meinung, daß man<br />

Kranke mit fieberhaften Infekten nicht<br />

überernähren sollte: Die Verdauungsvorgänge<br />

würden dabei zuviel „vitale<br />

Energie" den Heilungsprozessen entziehen.<br />

Die damalige Schulmedizin lehnte Dr.<br />

Dewey ab, weil es seinen Buchern angeblich<br />

an wissenschaftlicher Objektivität<br />

fehlte. Sein Einfluß auf die Kollegen<br />

aber, wie Dr. Guelpa (9) in Frankreich,<br />

Dr. von Segesser (10) o<strong>der</strong> Dr.<br />

Bertholet (11) in <strong>der</strong> Schweiz, war<br />

ebensogroß wie auf Schüler in den<br />

USA. Der bekannteste davon war<br />

Herbert Shelton (12), selber nicht<br />

Arzt, aber Mitglied einer Reformbewegung<br />

„Natural Hygiene". Eine Weiterentwicklung<br />

dieser Bewegung, die<br />

heute Tausende von Mitglie<strong>der</strong>n zählt,<br />

hat heute das Konzept „Fit for Life"<br />

(13) geprägt.<br />

Deutsche Fastenärzte<br />

Dewey beeinflußte zwei wichtige deutsche<br />

Ärzte: Gustav Riedlin aus Freiburg<br />

und Siegfried Möller aus Dresden.<br />

Diese beiden Ärzte, die schon mit den<br />

damaligen Pionieren <strong>der</strong> „Lebensreform",<br />

wie Bircher-Benner, Schroth<br />

(1800-1851) und Kneipp (1821-<br />

1897), in Kontakt gekommen waren,<br />

veröffentlichten auch selber Bücher<br />

über Fasten. Riedlin schil<strong>der</strong>te das Fasten<br />

mit poetischen Titeln „Die große<br />

Useputzete" (14) o<strong>der</strong> „Fastenkuren<br />

und Lebenskraft" (15). Das Thema<br />

Lebenskraft und die Dualität von Stoff<br />

und Geist spielten bei Riedlin eine<br />

große Rolle. Er unterscheidet zwei<br />

Stufen des Fastens, eine Unterstufe zu<br />

körperlichen Zwecken und als Oberstufe<br />

das spirituelle Fasten.<br />

Siegfried Möller, <strong>der</strong> zunächst Schroth-<br />

Kuren praktizierte, veranlaßte die<br />

Übersetzung von Deweys Buch ins<br />

Deutsche (16). Er sah im Fasten eine<br />

diätetische Askese zur Buße <strong>der</strong> gegen<br />

den Körper begangenen hygienischen<br />

Sünden. Er verfaßte verschiedene Bücher<br />

über Fasten und Ernährung.<br />

Diese Ärzte beeinflußten direkt Otto<br />

Buchinger, <strong>der</strong> wegen schwerer<br />

Krankheit selbst zum Fasten gekommen<br />

war.<br />

Am Anfang des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts publizierten<br />

auch an<strong>der</strong>e Ärzte Bücher<br />

wie Adolf Meier („Fastenkuren —<br />

Wun<strong>der</strong>kuren") (17). Interessanterweise<br />

sah man schon damals wie heute,<br />

daß auch Nichtärzte das Fasten propagierten.<br />

Man kann hier Arnold Ehret<br />

(18) aus Freiburg nennen und Erwin<br />

Hof (19), <strong>der</strong> sich selber als Heildiätetiker<br />

und Fastenleiter verstand und das<br />

Fasten „eine Operation ohne Messer"<br />

nannte.<br />

Fasten zwischen Tradition und<br />

Wissenschaft<br />

Schon um die Jahrhun<strong>der</strong>twende<br />

wurde es ganz deutlich, daß sich aus<br />

<strong>der</strong> traditionellen Praxis des Fastens<br />

das Fasten als medizinische Therapie<br />

herauskristallisierte. Dabei waren die<br />

Trennungen, die wir heute noch erkennen,<br />

schon zu spüren. Einerseits <strong>der</strong><br />

wissenschaftliche Ansatz, wobei Phänomene<br />

objektiv bei Mensch und Tier<br />

beobachtet werden, um <strong>der</strong>en biochemische<br />

und physiologische Zusammenhänge<br />

aufzudecken. 1895 veröffentliche<br />

Erwin Voit aus dem physiologischen<br />

Institut <strong>der</strong> tierärztlichen<br />

Hochschule München seine Publikation<br />

über „Die Bedeutung des Körperfettes<br />

für die Eiweißzersetzung des<br />

hungernden Tieres" (20). Schon damals<br />

bewies er dabei die bremsende<br />

Wirkung des Fettgewebes auf die Eiweißkatabolie.<br />

Nach Tanner und seinem<br />

dokumentierten Selbstfasten wie<strong>der</strong>holten<br />

an<strong>der</strong>e Wissenschaftler diese<br />

Beobachtung von langandauernden<br />

Fastenverläufen: Francis Benedict in<br />

Washington veröffentlichte einen akribischen<br />

Bericht des 31tägigen Fastens<br />

von Monsieur Levanzin „A study of<br />

prolonged fasting" 1915 (21).<br />

Parallel zu dieser Forschungsarbeit, die<br />

die ersten Grundlagen zum Verständnis<br />

<strong>der</strong> Fastenphysiologie darstellt, gab<br />

es auch an<strong>der</strong>e Ärztinnen. Diese sogenannten<br />

Fastenärzte und -ärztinnen<br />

gehörten mehr <strong>der</strong> Strömung <strong>der</strong> Naturheilverfahren,<br />

<strong>der</strong> Diätetik und <strong>der</strong><br />

Lebensreformer an. Meistens hatten<br />

sie das Fasten am eigenen Leib erfahren,<br />

viele aus Krankheitsgründen wie<br />

Otto Buchinger. Die physiologische,<br />

spirituelle o<strong>der</strong> gar esoterische Dimension<br />

des Fastens ließen sie nicht außer<br />

acht. Beson<strong>der</strong>s E. Heun (22) hat die<br />

Psychologie des Fastenerlebnisses herausgearbeitet.<br />

In vielen Büchern beschrieben sie die<br />

Wirkungen des Fastens auf zahlreiche<br />

Krankheiten. Die Indikation Übergewicht<br />

war damals sekundär.<br />

Erwähnenswert sind Otto Buchinger<br />

(23), F. X. Mayr (24), Werner Zabel,<br />

W. Zimmermann (25) und vorher<br />

schon Schroth sowie Herbert Shelton<br />

(26) in den USA. Sie eröffneten Sanatorien<br />

und nahmen stationäre Patienten<br />

auf. Das Fasten wurde durch<br />

„Hilfsmethoden" flankiert: Bewegung,<br />

Darmreinigungsmaßnahmen,<br />

Naturheilverfahren. Typisch für Buchinger<br />

waren „Die heilende Seelenführung"<br />

und das Rö<strong>der</strong>n, typisch für<br />

F. X. Mayr die Bauchbehandlung und<br />

252 Arztezeitschnft für Naturheilverfahren 35, 4 (1994)


F. G. Wilhelmi de Toledo und H. Klepzig, Fasten<br />

eine originelle Diagnostik des Verdauungsapparates,<br />

typisch für Schroth<br />

die Ganzpackung sowie seine „Trinkund<br />

Dursttherapie". Diese Hilfsmethoden<br />

sollten das Fasten in seiner<br />

Wirkung unterstutzen. Mo<strong>der</strong>n übersetzt,<br />

heißt dies ein „multidisziplinares<br />

Konzept".<br />

Wie<strong>der</strong>um wurden diese Arzte oft von<br />

<strong>der</strong> offiziellen Medizin nur am Rande<br />

beachtet o<strong>der</strong> sogar bekämpft.<br />

Dialog zwischen „Schulmedizin"<br />

und Naturheilverfahren<br />

Der Dialog zwischen sogenannter<br />

Schulmedizin und Naturheilverfahren<br />

ist aber möglich: Dies bewiesen zwei<br />

Chefarzte einer Klinik für Innere Medizin<br />

am Rudolf-Heß-Krankenhaus in<br />

Dresden 1934. L. R. Grate (27) arbeitete<br />

im wesentlichen nach dem Therapiekonzept<br />

<strong>der</strong> Inneren Klinik damaliger<br />

Zeit. Alfred Brauchles (28)<br />

Schwergewicht lag bei <strong>der</strong> physikalisch-diätetischen<br />

Therapie. Er praktizierte<br />

das Fasten und schrieb darüber<br />

in seinen Buchern. Die beiden Chefarzte<br />

arbeiteten harmonisch zusammen<br />

und beeinflußten sich gegenseitig,<br />

so daß auch <strong>der</strong> Schulmediziner, allerdings<br />

nach mehreren Jahren, den therapeutischen<br />

Wert des Fastens anerkannte.<br />

Perversion <strong>der</strong> Naturheilkunde<br />

durch das 3. Reich<br />

Man kann an dieser Stelle nicht unerwähnt<br />

lassen, daß die Nationalsozialisten<br />

die Reformbewegung und die Naturheilverfahren<br />

unterstutzten. Otto<br />

Buchinger wurde vom damaligen<br />

„Reichsarztefuhrer" regelrecht aufgefor<strong>der</strong>t,<br />

ein Buch über das Fasten zu<br />

schreiben, und so erschien sein Buch<br />

„Heilfasten" 1935 (29). Dabei hat Buchinger<br />

nicht das geringste Zugeständnis<br />

an die herrschenden Anschauungen<br />

gemacht. Hitler war angeblich Vegetarier<br />

und trank keinen Alkohol:<br />

sein Regime propagierte Begriffe wie<br />

Volksgesundheit. Ein Grund für uns,<br />

nachzudenken über die Perversion des<br />

Begriffes Gesundheit als Machtinstrument,<br />

die zu massiver Abqualifizierung<br />

von Behin<strong>der</strong>ten o<strong>der</strong> konstitutionell<br />

schwächeren Menschen führte: ein<br />

ganz an<strong>der</strong>er Ansatz als <strong>der</strong> <strong>der</strong> Naturheilmedizin,<br />

wo Gesundheit als Folge<br />

des Respekts vor <strong>der</strong> Natur und ihrer<br />

Gesetzmäßigkeit betrachtet wird. Dies<br />

mag erklaren, daß ein gewisses<br />

Mißtrauen m <strong>der</strong> Nachkriegsgeneration<br />

gegenüber „Gesundheitsaposteln"<br />

o<strong>der</strong> Lebensreformern zu spuren war.<br />

Trotzdem stellt dieses Dresdner Modell<br />

ein „Musterbeispiel" für den gelungenen<br />

Dialog zwischen Schulmedizin<br />

und Naturheilverfahren dar.<br />

Die Fastenlandschaft von heute<br />

Wie sieht aber die Fastenlandschaft<br />

von heute aus (Abb. 4)<br />

Zunächst bei den Wissenschaftlern: In<br />

den USA publizierte 1959 Bloom (30)<br />

zum ersten Mal seine Versuche, extrem<br />

adipose Patienten einer Hungerkur zu<br />

unterziehen Eine gewisse Begeisterung<br />

führte zu extrem langen Fastenverlaufen<br />

(bis zu 249 Tagen!) bei sehr<br />

übergewichtigen Menschen (31).<br />

Wissenschaft<br />

Traditionelles<br />

Fasten<br />

Fasten<br />

Physiologie<br />

Fasten<br />

zur Gewichtsreduktion<br />

1<br />

i<br />

Fasten<br />

bei immunologischer<br />

Kkh<br />

z B Polyarthntis<br />

Fastenarztlnnen<br />

m Diätetiker<br />

m Laienbewegungen<br />

Industrie stationär ambulant religiöses<br />

in <strong>der</strong> Klinik für Gesunde Fasten<br />

multidisziplinär / \<br />

Urlaub<br />

Fastenwan<strong>der</strong>ungen<br />

Abb. 4: Fasten heute: Zwischen Tradition und Wissenschaft<br />

Arztezeitschnft für Naturheilverfahren 35 4 (1994) 255


F. G. Wilhelmi de Toledo und H. Klepzig, Fasten<br />

Das Fasten, isoliert von seinen traditionellen<br />

Hilfsmethoden und lediglich<br />

zum Körperfettabbau, war geboren.<br />

Es hieß „Null-Kalorien-Diät" (32).<br />

Auch Universitätskliniken in Deutschland<br />

erforschten das Fasten weiter. Als<br />

erste zu erwähnen ist die Universität<br />

Ulm mit C. Pfeiffer, H. Ditschuneit<br />

und H. Wechsler, die die Grundlagen<br />

<strong>der</strong> Fastenphysiologie herausarbeiteten<br />

(33).<br />

Die Patienten nahmen dabei relativ<br />

schnell ab ohne Hunger zu verspüren,<br />

aber diese Gewichtsreduktion hielt<br />

nicht lange an (34). Während <strong>der</strong> Nulldiät,<br />

die meist stationär im Krankenhaus,<br />

ohne Bewegung, Darmreinigung,<br />

Hilfsmethoden o<strong>der</strong> Berücksichtigung<br />

<strong>der</strong> psychisch-seelischen Wirkungen<br />

des Fastens durchgeführt<br />

wurde, wurden Symptome als Folge<br />

von Kreislauf- o<strong>der</strong> Stoffwechselstörungen<br />

nicht selten beobachtet.<br />

Hinzu kam, daß die Krankenhaustagessätze<br />

für das Verfahren unangemessen<br />

hoch waren, was zu <strong>der</strong> Idee<br />

führte, die Nulldiät ambulant durchzuführen.<br />

Parallel dazu kamen vermehrt<br />

Studien, die negative Stickstoffbilanzen<br />

während des Fastens aufzeigten.<br />

Dieser Eiweißabbau wird oft von den<br />

traditionellen Fastenärzten als therapeutisch<br />

betrachtet (35). Es herrscht<br />

die Vorstellung, daß „pathologisches"<br />

Eiweiß (36) katabolisiert wird. Ganz<br />

im Gegenteil dazu wurde aber von den<br />

„offiziellen" Studien dieser Eiweißabbau<br />

als Hauptgefahr <strong>der</strong> Fastentherapie<br />

deklariert (37). Es müsse unbedingt<br />

substituiert werden ohne Rücksicht<br />

auf Fastenlänge, Ausgangslage<br />

und an<strong>der</strong>e Indikationen, außer Adipositas.<br />

VLCD — Very Iow calorie diet<br />

Das erlaubte <strong>der</strong> Industrie, das Fasten<br />

durch Eiweiß und Mikronährstoffe zu<br />

substituieren und in Pulverform als<br />

„Very Iow calorie diet" zu vermarkten.<br />

Dieses Formula-Fasten geriet aber<br />

langsam aus den Händen <strong>der</strong> Ärzte<br />

und wurde in Supermärkten und Apotheken<br />

frei verkauft.<br />

Da geschah 1978 <strong>der</strong> „Liquid-proteindiet-scandal"<br />

(38), in dem ca. 60 übergewichtige<br />

Menschen nach 2 o<strong>der</strong><br />

mehreren Monaten ärztlich nicht supervisierten,<br />

eiweißsubstituierten Formula-Fastens<br />

starben. Lag das an <strong>der</strong><br />

schlechten Qualität des Eiweißes Lag<br />

das an dem Mangel <strong>der</strong> ärztlichen Betreuung<br />

o<strong>der</strong> an an<strong>der</strong>en unbekannten<br />

Faktoren Jedenfalls ist dieser dramatische<br />

Zwischenfall verantwortlich für<br />

eine Panikwelle, die bis heute noch andauert.<br />

Alle Gegner des Fastens zitieren<br />

noch bis heute diese 25 Jahre alten<br />

Studien, die zu dieser Zeit den Zwischenfall<br />

untersuchten. Das Fasten geriet<br />

in Mißkredit, obwohl es sich dabei<br />

nicht um Fasten, son<strong>der</strong>n um qualitativ<br />

schlecht eiweißsubstituiertes VLCD<br />

handelte!<br />

Die Eiweiß-Polemik<br />

Heute wurden mit Hilfe <strong>der</strong> Industrie<br />

an<strong>der</strong>e Formulas (39) zur Gewichtsreduktion<br />

entwickelt, mit denen ein gewisser<br />

Grad an Sicherheit erreicht ist.<br />

Die Eiweiß-Polemik ist noch nicht<br />

beendet. Einige Fastenärzte machen<br />

die „Eiweiß-Verschlackung" für alle<br />

Übel verantwortlich und meinen, lediglich<br />

„Schlackeneiweiß" werde im<br />

Fasten katabolisiert. Diese Meinung ist<br />

heute nicht mehr vertretbar, wohl aber<br />

die Hypothese, daß bei <strong>der</strong> allgemeinen<br />

Eiweißkatabolie pathologische<br />

o<strong>der</strong> verän<strong>der</strong>te Eiweißstrukturen mit<br />

abgebaut werden könnten. Kein Zweifel<br />

existiert mehr über die Tatsache,<br />

daß die Haupteiweißreserve langfristig<br />

die Muskulatur darstellt (40). Dies bedeutet<br />

aber keinerlei Verlust an Muskelleistungsfähigkeit,<br />

ganz im Gegenteil<br />

(41).<br />

An<strong>der</strong>erseits scheint die panische<br />

Angst vor dem Eiweißabbau im Fasten<br />

von Seiten <strong>der</strong> Adipositasforscher genauso<br />

übertrieben zu sein: Tiere und<br />

Menschen fasten seit eh und je notgedrungen<br />

ohne Eiweiß; und die Fastenkliniken<br />

wie Buchinger, Mayr o. ä.<br />

wissen schon, daß bei einer Fastendauer<br />

unter vier Wochen mit ärztlicher<br />

Betreuung die vielgefürchteten Gefahren<br />

nicht eintreten. Außerdem werden<br />

in <strong>der</strong> Aufbauzeit nach dem Fasten die<br />

Stickstoffbilanzen schlagartig positiv<br />

(42). Das bedeutet, daß die Proteinsynthesen<br />

massiv angeregt werden und<br />

das Funktionseiweiß, das für den essenden<br />

Körper notwendig ist, wie<strong>der</strong><br />

aufgebaut wird. Darüber hinaus<br />

könnte diese Situation zur positiven<br />

„Erneuerung des Eiweißpools" führen.<br />

Heutige Fastentherapie<br />

Die mo<strong>der</strong>nen Fastenärzte und Fastenärztinnen<br />

praktizieren nach wie<br />

O "Hilfsmethoden 11<br />

Abb. 5:<br />

Das Fasten und seine„ Hilfsmethoden ".<br />

Traditionell:<br />

o Bewegung<br />

o Rö<strong>der</strong>n/Homöopathie<br />

o heilende Seelenführung<br />

o Sonne - Luft -<br />

Licht<br />

o Dunstwickel<br />

(Schroth)<br />

o Bauchbehandluns<br />

luu §<br />

o Mflyr-Diagnostik<br />

Aktuell:<br />

o Bewegungstherapie<br />

o Physiotherapie<br />

o Psychotherapie<br />

o Naturheilverfahren<br />

o Fastenzusätze<br />

o Orientierung zur<br />

Spiritualität<br />

o Nachsorgeprogramm<br />

256 Arztezeitschnft für Naturheilverfahren 35, 4 (1994)


F. G. Wilhelmi de Toledo und H. Klepzig, Fasten<br />

vor das Heilfasten. Meistens wird<br />

durch naturbelassene Nahrungsmittel<br />

unter 500 kcal substituiert. Die mo<strong>der</strong>n<br />

gewordenen Hilfsmethoden sind<br />

körperliches Training, Physiotherapie,<br />

Psychotherapie, Naturheilverfahren,<br />

Diätschulung und Nachsorgeprogramm<br />

(Abb. 5). Eigentlich ist dieses<br />

Fastenkonzept sowohl in die Ernährungsmedizin<br />

als auch in die Naturheilkunde<br />

einzuordnen. Auf Impuls einiger<br />

Fastenärzte (43) und -ärztinnen<br />

kam eine große, neue Bewegung in<br />

Gang: Man fastet heute wie<strong>der</strong> in <strong>der</strong><br />

Kirche (44), im Urlaub (45), im Alltag<br />

und auch im Rahmen von Wan<strong>der</strong>touren<br />

(46). Wie damals existieren heute<br />

Fastenleiter, die zwar keine Mediziner<br />

sind, aber kurze Perioden eines Fastens<br />

für Gesunde leiten.<br />

Abschließend möchte ich noch einmal<br />

die Komplementarität aller Fastenvarianten<br />

hervorheben. Den Wissenschaftlern<br />

verdanken wir die physiologischen<br />

und biochemischen Grundlagen<br />

des Fastens und das Bestreben<br />

einer Evaluierung <strong>der</strong> Fastentherapie<br />

. . ., aber auch lei<strong>der</strong> das Dogma<br />

<strong>der</strong> Eiweißsubstitution!<br />

Den Fastenärzten und -ärztinnen ist<br />

die Entwicklung eines ganzheitlichen<br />

Verfahrens zuzuschreiben, das für die<br />

Prävention und Therapie, ganz beson<strong>der</strong>s<br />

<strong>der</strong> heutigen Wohlstandskrankheiten,<br />

eine große Rolle spielt.<br />

Der Dialog zwischen den verschiedenen<br />

Fastenschulen, Gruppen, die das<br />

spirituelle Fasten üben, und den heutigen<br />

Wissenschaftlern erscheint uns unentbehrlich<br />

und vielversprechend.<br />

Literatur beim Verfasser.<br />

Anschrift für die Verfasser:<br />

Dr. med. Francoise Wilhelmi de Toledo<br />

Klinik Buchinger am Bodensee<br />

Wilhelm-Beck-Str. 27, D-88662 Überlingen<br />

Neukönigsför<strong>der</strong> Mineraltabletten<br />

in Apotheken<br />

mit Spurenelementen<br />

258 Arztezeitschnft für Naturheilverfahren 35, 4 (1994)


Die Schroth-Kur<br />

von V. Brosig<br />

Zusammenfassung<br />

Die Schroth-Kur, benannt nach ihrem Kurbegrün<strong>der</strong> Johann Schroth (geb. 1798<br />

in Böhmischdorf in Österreich-Schlesien), beruht auf drei Prinzipien: <strong>der</strong><br />

Schrothschen Schwitzpackung, <strong>der</strong> Schrothschen Diät und dem rhythmischen<br />

Wechsel von Trink- und Trockentagen. Der Protein verlust ist wegen <strong>der</strong> zeitlichen<br />

Begrenzung <strong>der</strong> Kur auf drei bis höchstens vier Wochen unbedenklich. Das Verhalten<br />

<strong>der</strong> Transaminasen ist trotz <strong>der</strong> Gabe von Wein in begrenzten Mengen vergleichbar<br />

mit an<strong>der</strong>en Fastenkuren. Cholesterin und Triglyzeride sinken signifikant<br />

ab. Die Flüssigkeitszufuhr während <strong>der</strong> Kur wird dem bei <strong>der</strong> Anfangsuntersuchung<br />

erhobenen Befund angepaßt.<br />

Schlüsselwörter: Ernährung, Schroth-Kur, Diät, Hydrotherapie<br />

Summary<br />

Schroth 's treatment (dry diet) is named after its initiator Johann Schroth (born in<br />

1798 in Böhmischdorf, Austria/Silesia) andis basedon three principles:<br />

Schroth's hotpack, Schroth's diet and alternation of „drink" and „dry" days in a<br />

given rhythm. The loss ofprotein is not a causefor concern due to the limited duration<br />

ofthe treatment (3 weeks, 4 weeks at most). The transaminase levels react<br />

similarly to other fasting treatments in spite ofthe mo<strong>der</strong>ate amounts ofwine in<br />

the diet. Cholesterol and triglyceride levels drop significantly. Liquids intake<br />

during treatment is adjusted in accordance with the findings from the initial<br />

examination.<br />

Key words: nutrition, Schroth's treatment, diet, hydrotherapy<br />

Resume<br />

La eure de Schroth, qui doitson nom ä son fondateur, Johann Schroth (ne en<br />

1798 ä Böhmischdorf en Silesie autrichienne), repose sur trois prineipes: le cataplasme<br />

sudatoire de Schroth, le regime de Schroth et l'alternance rythmee entre les<br />

jours oü lepatient boit et ceux oü ils'en abstient. En raison de la limitation de la<br />

eure ä trois ä quatre semaines maximum, les pertes de proteines ne posentpas de<br />

Probleme. Malgre l'absorption de vin en quantite limitee, le comportement des<br />

transaminases est comparable aux autres eures dejeüne. Le cholesterol et les triglycerides<br />

baissent defacon significative. L'apport de liquide pendant la eure est<br />

adapte aux resultats de l'analyse initiale.<br />

MotS-Cles: alimentation, eure de Schroth, regime, hydrotherapie<br />

Johann Schroth wurde am 11. Februar<br />

1798 in Böhmischdorf, unweit von<br />

Freiwaldau in Österreichisch-Schlesien,<br />

geboren. Sein Vater war ein einfacher<br />

Bauer und starb, als Schroth kaum<br />

7 Jahre alt war. Seine Mutter heiratete<br />

in zweiter Ehe nach Lindewiese wie<strong>der</strong>um<br />

einen Bauern.<br />

Zusammen mit Vinzenz Prießnitz besuchte<br />

Johann Schroth die Volksschule<br />

in Freiwaldau. Die Beziehung <strong>der</strong> beiden<br />

wurde etwas getrübt, nachdem sie<br />

sich in dieselbe Frau verliebten und<br />

Schroth das Rennen um die Gunst <strong>der</strong><br />

Frau gewann. Später kam die unterschiedliche<br />

Auffassung ihrer Naturheilmethoden<br />

dazu. Im Alter von 19<br />

Jahren erlitt Schroth eine schwere<br />

Kniegelenkverletzung durch den Hufschlag<br />

eines Pferdes. Es bildeten sich<br />

Exostosen, die die Beweglichkeit des<br />

Kniegelenkes erheblich einschränkten.<br />

Ein Wan<strong>der</strong>mönch riet ihm, kalte Umschläge<br />

anzulegen, die ständig zu erneuern<br />

wären. Aus seinem Instinkt<br />

heraus und auch durch die Arbeit<br />

daran gehin<strong>der</strong>t, ließ Schroth die Umschläge<br />

bis zur Erwärmung liegen.<br />

Nach konsequenter Hydrotherapie<br />

und sicher auch durch die Bewegungstherapie<br />

erhielt er seine frühere Beweglichkeit<br />

zurück. Im heutigen<br />

Sprachgebrauch würde man dieses Ereignis<br />

als ein Schlüsselerlebnis im Leben<br />

Johann Schroths bezeichnen.<br />

Aus dieser eigenen Erfahrung heraus<br />

legte er zunächst bei Tieren und bald<br />

auch bei Menschen bei Verwundungen,<br />

Quetschungen, Geschwülsten und<br />

Steifigkeiten ebensolche Umschläge<br />

an. Durch diese Beobachtungen bildete<br />

sich in ihm die Überzeugung aus,<br />

daß die feuchte Wärme die Bedingung<br />

des Bestehens und Gedeihens aller<br />

Körper in <strong>der</strong> Tier- und Pflanzenwelt<br />

sei. Angeborene Beobachtungsgabe<br />

führte ihn zu <strong>der</strong> Einführung seiner<br />

Diät. Er sah, wie erkrankte Haustiere<br />

das Futter teilweise o<strong>der</strong> gänzlich vermieden<br />

und wie sie weniger o<strong>der</strong> gar<br />

keine Flüssigkeit zu sich nahmen; außerdem<br />

zogen sie die Ruhe <strong>der</strong> Bewegung<br />

vor. Aus dieser Demonstration<br />

Arztezeitschnft für Naturheilverfahren 35, 4 (1994) 261


V. Brosig, Die Schroth-Kur<br />

natürlichen, instinktmäßigen Verhaltens<br />

in <strong>der</strong> Natur zog Schroth die richtigen<br />

Schlüsse, indem er die Verhaltensweise<br />

<strong>der</strong> Tiere auf den Menschen<br />

übertrug und in seine Therapie aufnahm.<br />

Um aber die bei dieser eigentümlichen,<br />

trockenen Diät oft sinkenden Kräfte zu<br />

erfrischen und zu beleben, sann er auf<br />

ein Mittel, diese Kräfte zu mobilisieren.<br />

Nach vielen Versuchen erwies sich<br />

<strong>der</strong> Wein als tauglichstes Mittel. Zunächst<br />

hatte Schroth seinen Patienten<br />

Kornbranntwein zu trinken gegeben,<br />

bevor er den Wein kennenlernte. Man<br />

muß sich vor Augen halten, daß Lindewiese<br />

ein abgelegenes Gebirgsdorf war<br />

und Bahnverbindungen seinerzeit<br />

noch nicht bestanden. Weinanbau war<br />

in dieser Gegend gänzlich unbekannt.<br />

Schroth hatte seine Kur auf drei Prinzipien<br />

aufgebaut:<br />

1. die Packungen<br />

2. die Diät<br />

3. den Wechsel von Trink- und Trokkentagen.<br />

Johann Schroth verabreichte seine Kuren<br />

individuell; ein Kurschema wie wir<br />

es heute kennen, gab es zu seiner Zeit<br />

noch nicht. Natürlich hatte er große<br />

Schwierigkeiten mit <strong>der</strong> Anerkennung<br />

seines Naturheilverfahrens. Nach vielen<br />

Konflikten mit <strong>der</strong> Staatsgewalt erhielt<br />

er 1840 per Dekret von Kaiser<br />

Ferdinand von Österreich die Erlaubnis<br />

zu praktizieren.<br />

Am 26. März 1856 verstarb Johann<br />

Schroth infolge eines organischen<br />

Herzfehlers. Die Kur wurde von seinem<br />

Sohn Emanuel Schroth fortgeführt.<br />

Bis zum 2. Weltkrieg hatte sich<br />

Lindewiese zum blühenden Kurort<br />

entwickelt.<br />

Nach dem 2. Weltkrieg fand die<br />

Schroth-Kur eine neue Heimat in<br />

Oberstaufen. Mein Schwiegervater<br />

Hermann Brosig kehrte 1947 aus englischer<br />

Kriegsgefangenschaft zurück<br />

und fand seine Familie in Oberstaufen<br />

wie<strong>der</strong>. Als einziger überleben<strong>der</strong><br />

Kurarzt <strong>der</strong> Lindewiesner Ära führte<br />

er das traditionelle Naturheilverfahren<br />

hier fort. Inzwischen ist Oberstaufen<br />

ein blühen<strong>der</strong> Kurort und hat im letzten<br />

Jahr die Anerkennung als Schroth-<br />

Heilbad von <strong>der</strong> bayerischen Staatsregierung<br />

zuerkannt bekommen.<br />

Soweit zur Historie — nun zu unserer<br />

heutigen Kur: Das bis heute erhaltene<br />

Prinzip <strong>der</strong> Behandlung besteht nach<br />

wie vor in <strong>der</strong> Hydrotherapie <strong>der</strong><br />

Schwitzpackung, in <strong>der</strong> Diät und in<br />

dem Wechsel von Trink- und Trockentagen.<br />

Zur Packung<br />

Die Wärme hat eine spasmolytische<br />

und damit analgetische Wirkung auf<br />

die glatte und die quergestreifte Muskulatur.<br />

Über kutiviszerale Reflexe<br />

sind Einwirkungen auf die inneren Organe<br />

möglich. Bei phlogistischen Prozessen<br />

werden chronisch-entzündliche<br />

Verän<strong>der</strong>ungen aktiviert und damit einer<br />

Resorption zugeführt. Speziell<br />

beim rheumatischen Formenkreis können<br />

sich metabolische, spasmolytische<br />

und hyperämisierende Effekte ergänzen.<br />

Neuere Arbeiten sprechen dafür,<br />

daß durch verstärkte Durchblutung sogenannte<br />

Schmerzstoffe beschleunigt<br />

eluiert werden. Zu Schroths Zeiten<br />

konnten Infektionskrankheiten wie<br />

Lues und Gonorrhö sicher durch Hyperthermie<br />

günstig beeinflußt werden.<br />

Louis Pasteur machte erste experimentelle<br />

Ansätze zur Bestätigung dieser<br />

Theorie. 1927 erhielt Wagner Jauregg<br />

für seine Bemühungen um die Fiebertherapie<br />

<strong>der</strong> Lues den Nobelpreis.<br />

Zur Diät<br />

Die Diät wurde mittlerweile neueren<br />

ernährungsphysiologischen Erkenntnissen<br />

angepaßt. Aus Getreidebreien<br />

wurden schmackhafte Gemüsesuppen.<br />

Neben altbackenen Semmeln gibt es<br />

nun auch Knäcke-Leinsamen- und<br />

kochsalzarmes Vollkornbrot. Eine<br />

Reihe von Vitaminen wird durch<br />

Frischpreßsäfte aus Zitrusfrüchten und<br />

durch Beilagen wie Petersilie, Schnittlauch<br />

und Kresse geliefert.<br />

Trotz dieser Än<strong>der</strong>ungen wurden die<br />

Grundprinzipien <strong>der</strong> Ernährung beibehalten:<br />

Die Ernährung ist hypokalorisch,<br />

relativ kohlenhydratreich, völlig<br />

frei von tierischen Nahrungsmitteln,<br />

also auch cholesterinfrei, und sie ist<br />

kochsalzarm. Eine Beson<strong>der</strong>heit <strong>der</strong><br />

Kur ist <strong>der</strong> rhythmische Wechsel zwischen<br />

Trink- und Trockentagen. Der<br />

Patient trinkt morgens ein Glas Tee<br />

vor <strong>der</strong> Packung, mittags je nach Trokken-<br />

o<strong>der</strong> Trinktag eingeweichtes<br />

Trockenobst o<strong>der</strong> Gemüsesuppe und<br />

abends Kurgebäck mit Petersilie,<br />

Schnittlauch o<strong>der</strong> Kresse.<br />

Das sind täglich zwischen 500 und<br />

1200 kcal. Da die weiblichen Patienten<br />

weniger Wein erhalten, reduziert sich<br />

<strong>der</strong>en Kalorienzahl. Da, wie in zahlreichen<br />

an<strong>der</strong>en Studien bestätigt, ein<br />

deutlicher geschlechtsspezifischer Unterschied<br />

bei <strong>der</strong> Gewichtsreduktion<br />

besteht (Abb. 1), ist die Kalorienreduktion<br />

von Vorteil. Die Ursache <strong>der</strong> Drosselung<br />

des Energieverbrauchs ist bisher<br />

noch nicht eindeutig geklärt worden.<br />

Schilddrüsenhormone scheinen dabei<br />

von großer Bedeutung zu sein.<br />

Regulationsmechanismen<br />

drosseln Proteinverlust<br />

Kritisch bewertet wurde die Schroth-<br />

Kurdiät wegen ihrer Eiweißarmut.<br />

Dies ist um so unverständlicher, als bereits<br />

Benedikt 1915 in einer entsprechenden<br />

Arbeit beweisen konnte, daß<br />

gefahrloses Fasten über mehrere Wochen<br />

möglich ist. Verschiedene Regulationsmechanismen<br />

drosseln den Proteinverlust<br />

im Verlauf <strong>der</strong> Fastenperiode.<br />

Wie in einer Studie, die an <strong>der</strong> Universität<br />

Ulm unter Prof. Ditschuneit<br />

durchgeführt wurde, gezeigt werden<br />

konnte, beträgt <strong>der</strong> Eiweißverlust während<br />

einer dreiwöchigen Kur 688 g<br />

Protein. Bei einer ambulant durchgeführten<br />

Kur kann man davon ausgehen,<br />

daß <strong>der</strong> Proteinverlust geringer<br />

ausfällt, da Kohlenhydrate in etwas<br />

größerer Menge gegeben werden.<br />

262 Arztezeitschnft für Naturhellverfahren 35, 4 (1994)


V. Brosig, Die Schroth-Kur<br />

Wenn man bedenkt, daß das Gesamtprotein<br />

des Übergewichtigen mit ca.<br />

8000 g um 2000 g hoher liegt als beim<br />

Normalgewichtigen mit 6000 g, wird<br />

man einsehen, daß ein Proteinverlust<br />

von ca. 600 g in drei Wochen keine<br />

Probleme bringt.<br />

Im Hungerzustand kommt es zu einem<br />

Abfall <strong>der</strong> Blutglukose, bedingt durch<br />

den taglichen Glukoseverbrauch des<br />

Nervensystems von ca. 120 g. Durch<br />

den Insulinabfall und den gleichzeitigen<br />

Glukagonanstieg kommt es zur<br />

Freisetzung von Glukose aus den hepatischen<br />

Glykogenspeichern bei<br />

gleichzeitig verstärkter Glukoneogenese<br />

<strong>der</strong> Leber. Bei längerem Hungerzustand<br />

gewinnt die Glukoneogenese<br />

in <strong>der</strong> Niere, <strong>der</strong>en wichtigste Substrate<br />

glukoplastische Aminosäuren<br />

wie Glutamin sind, zunehmend an Bedeutung.<br />

Ca. 45% <strong>der</strong> gesamten produzierenden<br />

Glukosemenge bildet die<br />

Niere, so daß die gesamte Glukoneogenese<br />

aus Eiweiß nicht in <strong>der</strong> Leber,<br />

son<strong>der</strong>n in den Nieren stattfindet.<br />

Ware <strong>der</strong> menschliche Organismus auf<br />

die Glukoneogenese aus Aminosäuren<br />

angewiesen, wäre nur eine sehr kurze<br />

Fastenzeit möglich, da ein Verlust von<br />

ca. 30 bis 50% des Gesamtkorperproteins<br />

todlich ist. Zur weiteren Deckung<br />

des Energiebedarfs des Gehirns werden<br />

zunehmend die Ketonkorper<br />

ß-Hydroxybutyrat und Acetoacetat<br />

bei gleichzeitiger Drosselung <strong>der</strong> Glukoneogenese<br />

aus Aminosäuren verwertet.<br />

Die Ketonkorper entstehen in<br />

<strong>der</strong> Leber durch Oxidation <strong>der</strong> freien<br />

Fettsauren. Die freien Fettsauren wie<strong>der</strong>um<br />

werden durch die Lipolyse im<br />

Fettgewebe gewonnen. Dadurch<br />

kommt es zu einer Reduktion <strong>der</strong> Glukoneogenese<br />

mit vermin<strong>der</strong>tem Proteinkatabolismus.<br />

Patienten, die sich<br />

einer Schroth-Kur unterziehen, erhalten<br />

bei Bedarf eine Eiweißzulage in<br />

Form von 100 g Magerquark, das entspricht<br />

etwa 20 g Eiweiß. Dies betrifft<br />

Patienten in reduziertem Allgemeinzustand,<br />

Patienten mit erhöhten Transaminasen,<br />

altere o<strong>der</strong> jugendliche Patienten.<br />

Cholesterinspiegel-Senkung<br />

Ein wichtiges Kriterium <strong>der</strong> Schrothschen<br />

Diät ist, daß sie völlig frei von<br />

tierischen Fetten und damit auch cholesterinfrei<br />

ist. Dadurch erzielen wir m<br />

<strong>der</strong> Kur einen durchschnittlichen Abfall<br />

des Cholesterins um 30%. Nachdem<br />

die Hypercholesterinamie neben<br />

<strong>der</strong> Hypertonie, dem Diabetes melhtus,<br />

und dem Nikotinabusus zu den<br />

wichtigsten Risikofaktoren bei Entstehung<br />

<strong>der</strong> Gefaßerkrankungen zahlt, ist<br />

die Senkung des Cholesterins eine äußerst<br />

wirksame Prophylaxe. Bedeutend<br />

dabei ist, daß Präventivmaßnahmen<br />

bei Risikotragern, die nur auf Än<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Lebensweise zielen, im wesentlichen<br />

ausschließlich gesundheitsför<strong>der</strong>nd<br />

sind.<br />

no<br />

100<br />

60<br />

Im Gegensatz dazu müssen bei medikamentöser<br />

Praventivbehandlung das<br />

Krankheitsnsiko und das Risiko etwaiger<br />

Nebenwirkungen <strong>der</strong> Therapie gegeneinan<strong>der</strong><br />

abgewogen werden.<br />

Nachdem das LDL-Cholesterin hinsichtlich<br />

<strong>der</strong> Aussagekraft als Risikofaktor<br />

m <strong>der</strong> Literatur zunehmend an<br />

Bedeutung gewinnt, haben wir in zahlreichen<br />

Untersuchungen feststellen<br />

können, daß das LDL-Cholesterin<br />

drastisch absinkt, wahrend das HDL-<br />

Cholesterm in vielen Fallen ansteigt.<br />

Thornton und Härtung hatten bereits<br />

1983 veröffentlicht, daß bei Gabe einer<br />

bestimmten Menge von Alkohol<br />

pro Tag das HDL-Cholesterin signifikant<br />

anstieg.<br />

Abb. 1 Gewichtsverhalten wahrend einer dreiwöchigen Schroth-Kur bei 46 adiposen Personen<br />

(25 Manner und 21 Frauen).<br />

Arztezeitschnft fur Naturheilverfahren 35 4 (1994) 265


V. Brosig, Die Schroth-Kur<br />

Triglyzeridspiegel-Senkung<br />

500<br />

30 0<br />

200<br />

Da die Ernährung wahrend <strong>der</strong><br />

Schroth-Kur hypokalonsch ist, kann<br />

ein gleichzeitiger Anstieg <strong>der</strong> Triglyzeride<br />

nicht erwartet werden. Hypertriglyzendamien<br />

werden in jüngster Zeit<br />

zunehmend als Ursache koronarer<br />

Herzerkrankungen erkannt. Wahrend<br />

einer Schroth-Kur sinkt <strong>der</strong> Triglyzeridspiegel<br />

im Durchschnitt um 50%<br />

(Abb. 2). Dieser eindrucksvolle Ruckgang<br />

ist einerseits durch oftmals stark<br />

erhöhte Ausgangswerte zu erklaren,<br />

an<strong>der</strong>erseits ist die vermehrte körperliche<br />

Betätigung Ursache des Abfalls.<br />

Die Triglyzeride, im Serum vorwiegend<br />

in VLDL-Protemen transportiert<br />

und in verschiedenen Organen als Depotfett<br />

gelagert, werden zur Energiemg/dl<br />

WO<br />

60<br />

gewmnung herangezogen. Ihr Anteil<br />

an <strong>der</strong> Verbrennung nimmt vor allem<br />

dann zu, wenn die Glykogenspeicher<br />

im Muskel und in <strong>der</strong> Leber erschöpft<br />

sind. Im Gegensatz zu den Triglyzeriden<br />

und <strong>der</strong> HDL/LDL-Relation ist<br />

das Gesamtcholesterm durch sportliche<br />

Aktivitäten schwer zu beeinflussen.<br />

Elektrolytverlust<br />

Der Elektrolytverlust ist bei Fastenkuren<br />

durch vermin<strong>der</strong>te Ausscheidung<br />

als relativ ausgeglichen anzusehen.<br />

Bei einer Untersuchung in unserer Praxis<br />

konnten wir feststellen, daß sowohl<br />

<strong>der</strong> Kalium- als auch <strong>der</strong> Natriumspiegel<br />

in <strong>der</strong> Mitte und am Ende <strong>der</strong> Kur<br />

unverän<strong>der</strong>t waren.<br />

1 Tage<br />

Abb. 2 Triglyzeride bei 46 Personen (25 Manner und 21 Frauen) wahrend einer dreiwöchigen,<br />

relativ kohlenhydratreichen Reduktionsdiat (Schroth-Kur).<br />

Ärztlich verordnete Alkoholgabe<br />

Eine weitere Beson<strong>der</strong>heit <strong>der</strong><br />

Schroth-Kur ist die arztlich verordnete<br />

Gabe von Alkohol in Form von Wein.<br />

Plutarch, ein griechischer Schriftsteller,<br />

Philosoph und Priester in Delphi,<br />

sagte: „Der Wein ist unter den Getranken<br />

das nutzlichste, unter den Arzneien<br />

die schmackhafteste und unter<br />

den Nahrungsmitteln das angenehmste."<br />

Ein weiteres Zitat von Paracelsus:<br />

„Alle Dinge sind Gift, und nichts ist<br />

ohne Gift. Allein die Dosis macht, daß<br />

ein Ding kein Gift ist." Die tagliche<br />

Gabe von bis zu 36 g Alkohol bei<br />

Mannern und bis zu 18 g Alkohol bei<br />

Frauen liegt jedoch unterhalb <strong>der</strong> gesundheitsgefahrdenden<br />

Grenze von 40<br />

bis 60 g Alkohol pro Tag bei Mannern<br />

und 20 g Alkohol bei Frauen.<br />

An den Trinktagen wird ein naturreiner,<br />

durchgegorener Wein mit möglichst<br />

niedrigem Zucker- und Alkoholgehalt<br />

gegeben. Der Wein dient dazu,<br />

die psychischen Spannungen und Depressionszustande<br />

abzubauen. Er<br />

wirkt entspannend und ausgleichend,<br />

wobei die Dosis entscheidend ist. Er<br />

wirkt anregend auf Herz und Kreislauf.<br />

Außerdem ist <strong>der</strong> Wein ein hoher Trager<br />

von Vitaminen und Mineralstoffen,<br />

wobei <strong>der</strong> Kaliumgehalt beson<strong>der</strong>s<br />

hervorzuheben ist. Alkohol ist ein<br />

rasch verfugbarer Kalorienspen<strong>der</strong>. Er<br />

bewirkt einen hyperkatabolen Stoffwechsel<br />

über die vermehrte Freisetzung<br />

von Katecholamin und Kortisol.<br />

Alkohol wird durch das mikrosomale<br />

Athanoloxidasesystem abgebaut. Dieser<br />

Abbau erfor<strong>der</strong>t zusatzliche Energie.<br />

In Untersuchungen am Menschen<br />

konnte bewiesen werden, daß ein Ersatz<br />

von 50% <strong>der</strong> Gesamtnahrungsenergie<br />

durch Alkohol eine Gewichtsabnahme<br />

zur Folge hat.<br />

Erwähnenswert ist, daß die Mehrheit<br />

<strong>der</strong> epidemiologischen Untersuchungen<br />

bisher einen gewissen protektiven<br />

Effekt hinsichtlich <strong>der</strong> Arteriosklerose<br />

ergab.<br />

266 Arztezeitschnft für Naturhellverfahren 35 4 (1994)


V. Brosig, Die Schroth-Kur<br />

Das Verhalten <strong>der</strong> Transaminasen<br />

wahrend einer Schroth-Kur ist vergleichbar<br />

mit dem Verhalten <strong>der</strong><br />

Transaminasen bei an<strong>der</strong>en Fastenkuren,<br />

wie z. B. dem modifizierten Fasten.<br />

Anhand einer Studie konnten wir<br />

folgendes Verhalten <strong>der</strong> GOT, GPT<br />

und <strong>der</strong> y-GT feststellen:<br />

Die GOT verlauft im Normbereich<br />

leicht ansteigend, wobei <strong>der</strong> Anstieg<br />

bei Frauen deutlicher ist als bei Mannern<br />

— allerdings bleiben alle Werte im<br />

Normbereich.<br />

Die GPT zeigt ein ahnliches Verhalten.<br />

Die Werte waren leicht ansteigend im<br />

Bereich <strong>der</strong> oberen Grenze <strong>der</strong> Norm.<br />

Dabei war bei den Mannern lediglich<br />

wahrend <strong>der</strong> ersten Hälfte <strong>der</strong> Kur ein<br />

leichter Anstieg zu verzeichnen, wahrend<br />

am Ende <strong>der</strong> Kur <strong>der</strong> Wert leicht<br />

unter dem Ausgangswert lag. Dagegen<br />

stiegen bei den Frauen die Werte<br />

deutlich an. Die y-GT zeigte im<br />

Gesamtkollektiv einen kontinuierlichen<br />

Abfall. Auch hierbei finden sich<br />

geschlechtsspezifische Unterschiede<br />

(Abb. 3). Bei den deutlich pathologischen<br />

Anfangswerten <strong>der</strong> Manner kam<br />

es zu einer deutlichen Senkung <strong>der</strong><br />

Werte in den oberen Normbereich.<br />

Dagegen stiegen die Werte bei den<br />

Frauen in <strong>der</strong> Mitte <strong>der</strong> Kur deutlich<br />

an, um am Ende <strong>der</strong> Kur im Ausgangsbereich<br />

zu liegen. Der vorübergehende<br />

Anstieg <strong>der</strong> -y-GT bei den Frauen ist<br />

möglicherweise auf die schlechtere Alkoholtoleranz<br />

bei Frauen zurückzuführen.<br />

Adipositas ist in vielen Fallen<br />

mit einer Fettleber vergesellschaftet.<br />

Der Anstieg <strong>der</strong> Transaminasen ist<br />

wahrscheinlich durch Zeil Untergang<br />

bei Leberverfettung bedingt. Bei extrem<br />

hoher Lipolyserate kommt es zu<br />

einer vermehrten Zufuhr von freien<br />

Fettsauren und zu einem Abfall von<br />

triglyzeridreichen VLDL.<br />

Bis vor wenigen Jahren wurde zwischen<br />

Frauen und Mannern bei <strong>der</strong><br />

Verordnung des Weins kein Unterschied<br />

gemacht. Nachdem die geschlechtsspezifische<br />

Belastbarkeit <strong>der</strong><br />

Leber bekannt wurde, hat man in<br />

Oberstaufen die entsprechenden Konsequenzen<br />

gezogen und die Alkoholmenge<br />

bei den Frauen um die Hälfte<br />

reduziert. Die Verordnung des Weins<br />

unterliegt heute wesentlich strengeren<br />

Maßstaben als in früheren Jahren.<br />

Wenn <strong>der</strong> Verdacht einer Suchtgefahrdung<br />

des Patienten vorliegt, wenn eine<br />

Transaminasenerhohung festgestellt<br />

wird o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Anamnese eine Hepatopathie<br />

zu finden ist, bei extremen<br />

Hypertriglyzeridamien und selbstverständlich<br />

bei jugendlichen Patienten,<br />

muß <strong>der</strong> Wein durch die gleiche Menge<br />

ungesüßter Obst- und Gemüsesafte,<br />

Tee o<strong>der</strong> Wasser ersetzt werden. Alkoholismus<br />

stellt eine absolute Kontraindikation<br />

dar.<br />

120<br />

110<br />

100<br />

90<br />

SO<br />

70<br />

60<br />

50<br />

HO<br />

30<br />

20<br />

10<br />

a<br />

yCT U<br />

X<br />

X<br />

X<br />

X<br />

Wechsel von Trink- und<br />

Trockentagen<br />

Eine weitere Beson<strong>der</strong>heit <strong>der</strong><br />

Schrothschen Diät ist <strong>der</strong> rhythmische<br />

Wechsel von Trink- und Trockentagen.<br />

Dieser Bestandteil <strong>der</strong> Kur entzieht<br />

sich bis zum heutigen Tag streng naturwissenschaftlichen<br />

Erklärungen. Hier<br />

bewegen wir uns nach wie vor auf dem<br />

Gebiet <strong>der</strong> Empirie.<br />

Im heutigen Sprachgebrauch kann<br />

man den Vorgang als Gewebsdrainage<br />

bezeichnen. Das Mesenchym ist das<br />

Bindeglied zwischen Blutgefäß und<br />

Organgewebe. Die Nährstoffe gelangen<br />

über den Blutkreislauf ins Bindegewebe<br />

und dann in die Organzelle.<br />

X<br />

X<br />

X<br />

! >


V. Brosig, Die Schroth-Kur<br />

mg /dl<br />

12<br />

11<br />

Ö<br />

9<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

den Trockentag eine Umstimmungsreaktion<br />

im vegetativen Nervensystem<br />

erreicht wird, die für den Gesundungsprozeß<br />

von allergrößter Bedeutung ist.<br />

Harnsäureanstieg<br />

Im Rahmen meiner langjährigen Erfahrung<br />

mit <strong>der</strong> Schroth-Kur konnte<br />

ich in zahlreichen Untersuchungen belegen,<br />

daß sowohl das Kreatmm als<br />

auch <strong>der</strong> Harnstoff, wie bei totalem<br />

Fasten und bei modifiziertem Fasten<br />

seit langem bekannt, wahrend <strong>der</strong> Kur<br />

ansteigen, um dann gegen Ende <strong>der</strong><br />

Kur auf die Ausgangswerte bzw darunter<br />

abzufallen<br />

Auch <strong>der</strong> Harnsaureanstieg ist durchaus<br />

vergleichbar mit an<strong>der</strong>en Fastenkuren<br />

(Abb. 4). Bei unkopathischen<br />

Komplikationen wie akuten Gichtanfallen,<br />

bei Nierensteinen, bei bekannter<br />

Hyperunkamie, bei erhöhten Kreatmmwerten,<br />

bei chromsch-rezidivierenden<br />

Zystopyehtiden muß die Flussigkeitsmenge<br />

erhöht werden.<br />

9 18 läge<br />

Abb 4 Verhalten <strong>der</strong> Harnsaure bei 46 Personen (25 Manner und 21 Frauen) wahrend<br />

einer dreiwöchigen, relativ kohlenhydratreichen Reduktionskost bei limitierter Flussigkeitszufuhr<br />

Normwert bei Mannern bis 7,0 mg/dl und bei Frauen bis 6,0 mg/dl<br />

Ebenso gelangen die Stoffwechselendprodukte<br />

über die Organzelle ms Bindegewebe<br />

und dann in den Blutkreislauf<br />

zurück Bei Über- und Fehlernahrung<br />

kommt es dabei zu vermehrter<br />

Ablagerung dieser Stoffwechselschlakken<br />

und auch <strong>der</strong> Harnsaure im Mesenchym,<br />

das H Anemueller so treffend<br />

als Mulideponie des menschlichen<br />

Korpers bezeichnet<br />

Durch diese Gewebsdrainage, unterstutzt<br />

durch die Kurpackung mit <strong>der</strong><br />

Erzeugung <strong>der</strong> künstlich erhöhten<br />

Temperatur und <strong>der</strong> damit verbundenen<br />

besseren Durchblutung <strong>der</strong> Organe,<br />

kommt es zum Abtransport <strong>der</strong><br />

Stoffwechselschlacken und zu vermehrter<br />

Ausscheidung <strong>der</strong>selben über<br />

die Niere, Darm und Haut<br />

Die Empirie lehrt uns auch, daß durch<br />

Fazit<br />

Zusammenfassend laßt sich feststellen,<br />

daß bei sorgfaltiger Erhebung <strong>der</strong><br />

Anamnese, gründlicher internistischer<br />

Untersuchung und routinemäßiger Ermittlung<br />

einzelner Laborparameter,<br />

wie Transammasen, Kreatmm und<br />

Harnsaure, und einer den Befunden<br />

entsprechenden individuellen Verordnung<br />

<strong>der</strong> Schroth-Kur ein Risiko weitgehendst<br />

vermeidbar ist<br />

Anschrift <strong>der</strong> Verfasserin<br />

Dr med Vera Brosig<br />

Kursanatonum Dr Brosig<br />

Am Stießberg 3, D-87534 Oberstaufen<br />

268 Arztezeitschnft für Naturheiiverfahren 35 4 (1994)


Verbandsnachrichten<br />

Sauerstoffseminar mit Zertifikat<br />

Die internationale Ärztegesellschaft<br />

für Sauerstofftherapie und Forschung<br />

e.V., Mitglied des <strong>Zentralverband</strong>es<br />

<strong>der</strong> Ärzte für Naturheilverfahren e.V.,<br />

hat während ihrer letzten Vollversammlung<br />

in Düsseldorf, im November<br />

1993, beschlossen, dezentralisierte<br />

Seminarveranstaltungen zum Zweck<br />

des Erlangens <strong>der</strong> Qualifikation für die<br />

sauerstofftherapeutischen Verfahren<br />

durchzuführen.<br />

Inhalt <strong>der</strong> Seminare:<br />

1. Seminar: Pathophysiologische<br />

Grundlagen <strong>der</strong> Sauerstofftherapie,<br />

apparative Ausstattung für Diagnose<br />

und Therapie, therapeutische Techniken,<br />

Sauerstoff-Ergometertraining,<br />

Sauerstoffregenerationstherapie, Sauerstofftherapie<br />

in <strong>der</strong> Notfallmedizin,<br />

Praxismanagement, Abrechnungsfragen<br />

— mit praktischen Übungen.<br />

2. Seminar: Sauerstofflangzeit-Inhalationstherapie,<br />

ionisierte Sauerstoffinhalationstherapie,<br />

Intervall-Sauerstoffinhalationstherapie,<br />

Sauerstoffkohlensäure-Kombinationstherapie,<br />

Sauerstoff-Mehrschritt-Therapie,<br />

Hämodilution,<br />

Kombinationsverfahren mit an<strong>der</strong>en<br />

Naturheilverfahren, Praxismanagement,<br />

Abrechnungsproblematik.<br />

Dauer <strong>der</strong> Seminare:<br />

jeweils ca. 10 Stunden, Samstag von<br />

8.30 bis 18.30 Uhr<br />

In folgenden Städten wird Seminar 1<br />

angeboten:<br />

Hannover<br />

Düsseldorf<br />

Frankfurt<br />

Dresden<br />

München<br />

Stuttgart<br />

Berlin<br />

Kursleiter:<br />

Dr. med. L. Fodor,<br />

Anmeldungen unter:<br />

30. 4. 1994<br />

11. 6. 1994<br />

25. 6. 1994<br />

3. 9. 1994<br />

15. 10. 1994<br />

5. 11. 1994<br />

10. 12. 1994<br />

Freyung<br />

81901 München, Postfach 810161,<br />

Tel. (0 89) 915171, Fax (0 89)<br />

9124 04<br />

Bitte hier abschneiden und an den ZÄN senden<br />

Berufsverband für Naturheilverfahren<br />

Der Vorstand des <strong>Zentralverband</strong>es <strong>der</strong> Ärzte für Naturheilverfahren hat in<br />

<strong>der</strong> außerordentlichen Mitglie<strong>der</strong>versammlung vom 13. 3. 1994 den Auftrag<br />

erhalten, eine Umfrage bei seinen Mitglie<strong>der</strong>n zu starten zwecks Erkundigung<br />

<strong>der</strong> Bereitschaft, einen Berufsverband für Naturheilverfahren zu gründen.<br />

Deshalb bittet <strong>der</strong> ZÄN jedes Mitglied, den hier unten aufgeführten<br />

Fragebogen auszufüllen und umgehend an unsere Geschäftsstelle Freudenstadt<br />

zu schicken.<br />

1. Sind Sie mit <strong>der</strong> Gründung eines Berufsverbandes<br />

einverstanden<br />

2. Sind Sie mit einem Jahresmitgliedsbeitrag von<br />

DM 300,- für den Berufsverband <strong>der</strong> Naturheilverfahren<br />

einverstanden<br />

3. Sind Sie bereit, aktiv im Berufsverband für Naturheilverfahren<br />

mitzuarbeiten<br />

4. Sind Sie daran interessiert, eine leitende Position<br />

im zu gründenden Berufsverband für Naturheilverfahren<br />

zu übernehmen<br />

Ja<br />

Ja<br />

Ja<br />

Ja<br />

Nein<br />

Nein<br />

Nein<br />

Nein<br />

Für Ihre wichtige Mitarbeit bedankt<br />

sich <strong>der</strong> Vorstand des ZÄN.<br />

Geschäftstelle des ZÄN<br />

Bismarckstraße 3<br />

D-72250 Freudenstadt<br />

Tel. (0 74 41) 2151<br />

Fax (0 74 41) 8 78 30<br />

Absen<strong>der</strong> (bitte Stempel)<br />

Arztezeitschnft für Naturheilverfahren 35, 4 (1994)


'.••-•-,<br />

Dr. med. Karl-Otto Kuppe<br />

Bad Wörishofen<br />

75 Jahre<br />

Je alter wir werden, desto mehr konzentrieren<br />

sich unsere Geburtstage auf<br />

runde Zahlen. Liest man diese runden<br />

Zahlen, steigt für alle alteren unter uns<br />

die Erinnerung an mit Jubilaren gemeinsam<br />

erlebte Jahre und Kongresse<br />

herauf.<br />

Karl-Otto Kuppe 75 Jahre — als wir<br />

unsere „gemeinsame Zeit" in Freudenstadt<br />

erlebten, waren wir 20 Jahre<br />

junger. Die Fortbildungskongresse damals<br />

wurden mit Teilnehmerzahlen<br />

von etwa 500 durchgeführt und waren<br />

überschaubar. Fast je<strong>der</strong> kannte jeden<br />

damals.<br />

Indessen sind Fort- und Weiterbildung<br />

geteilt und ausgeweitet, die Teilnehmerzahlen<br />

entwickelten sich, und die<br />

gesamte Medizin erlebte in allen Bereichen<br />

Fortschritte, die nicht nur Gutes<br />

mit sich brachten.<br />

„Ich habe mir erzählen lassen, daß die<br />

Atmosphäre <strong>der</strong> Kongresse schon seit<br />

längerem nicht mehr den Zusammenhang<br />

wi<strong>der</strong>spiegelt, wie wir ihn aus<br />

früheren Zeiten gewohnt waren",<br />

schrieb mir <strong>der</strong> Jubilar, und: „das ist<br />

das Schicksal aller Verbände, die eine<br />

gewisse Größenordnung überschritten<br />

haben".<br />

Trotzdem bemuhen wir uns, bei aller<br />

Entwicklung und Versachlichung <strong>der</strong><br />

Medizin das alte Ambiente unserer<br />

Kongresse in landschaftlich und städtebaulich<br />

reizvoller Umgebung zu erhalten.<br />

Dabei soll das Gesprach <strong>der</strong><br />

Kollegen gepflegt werden und <strong>der</strong> Zusammenhalt<br />

eines historisch gewachsenen<br />

Arzteverbandes gefor<strong>der</strong>t werden.<br />

Karl-Otto Kuppe wurde am 6. Juni<br />

1918 in Breslau geboren. Nach <strong>der</strong> damals<br />

üblichen Schulbildung begann er<br />

1937 sein Medizinstudium in Munster,<br />

das er 1939 bei Kriegsbeginn unterbrechen<br />

mußte, da er zum Militärdienst<br />

verpflichtet wurde. Die Fortfuhrung<br />

seines Studiums gelang ihm<br />

aber noch zur Kriegszeit. Er legte<br />

1943 sein medizinisches Staatsexamen<br />

in München ab, ging dann als Truppenarzt<br />

an die Ostfront und geriet in<br />

russische Kriegsgefangenschaft.<br />

Seine klinische Ausbildung erhielt er<br />

nach Ruckkehr aus <strong>der</strong> UdSSR am<br />

Krankenhaus in Oldenburg, und bereits<br />

1948 gründete er seine Praxis, die<br />

er nach regulativen Gesichtspunkten<br />

im Sinne biologischer Heilweisen<br />

führte. 1962 erfolgte <strong>der</strong> Umzug nach<br />

Suddeutschland, zunächst nach Fussen-Bad<br />

Faulenbach, spater nach<br />

Hopfen am See und Bad Wörishofen,<br />

wo er sich <strong>der</strong> Kur- und Balneotherapie<br />

verschrieb. Hier wirkte er als Kurarzt<br />

und, da ihm diese Möglichkeiten<br />

bald zu eng wurden, auch als Kliniker.<br />

Er leitete von nun an erfolgreich ein<br />

Sanatorium und konnte so auch viele<br />

praktische Erfahrungen sammeln.<br />

So bot es sich bald an, diese Erfahrungen<br />

zu übermitteln. 1951 war <strong>der</strong> <strong>Zentralverband</strong><br />

<strong>der</strong> Arzte für Naturheilverfahren<br />

gegründet worden. Bereits<br />

1953 findet man den Namen Karl-Otto<br />

Kuppe m den Unterlagen des Verbandes.<br />

Als Referent, als Autor und als<br />

Kollege, <strong>der</strong> seine Erfahrungen und<br />

Gedanken an<strong>der</strong>en vermitteln konnte,<br />

wurde <strong>der</strong> Praktiker und Kliniker bald<br />

ein markantes Mitglied <strong>der</strong> Freudenstadter<br />

Kongreßdozenten.<br />

Es folgten viele Fachbeitrage, zunächst<br />

in <strong>der</strong> Zeitschrift „Physikalische<br />

Therapie und Rehabilitation",<br />

spater in <strong>der</strong> „Arztezeitschrift für Naturheilverfahren",<br />

Fachbucher — hier<br />

vor allem die Kneippkur, die Sauna,<br />

ausleitende Verfahren wie „Blutegel in<br />

<strong>der</strong> arztlichen Praxis" u. a. Vor allem<br />

eine Fülle von Vortragen, die den Dozenten<br />

bald auch an an<strong>der</strong>en Kongreßorten<br />

zum gefragten Lehrer und Redner<br />

werden ließen, zeichneten sein<br />

Wirken aus.<br />

Vor einigen Jahren — weit über dem<br />

üblichen Alter, pensioniert zu werden<br />

— gab Kuppe die Leitung seiner Klinik<br />

in Bad Wörishofen in jüngere Hände<br />

und widmete sich von nun an seiner<br />

Lehr- und Autorentatigkeit. Arzteseminare<br />

in Bad Wörishofen, Unterricht<br />

für Physiotherapeuten, Gesundheitsschulung,<br />

Atem- und Entspannungstherapie<br />

für Kollegen und Patienten<br />

knüpfen an alte Freudenstadter Wege<br />

mit Prof. Volkmar Glaseran. Die restliche<br />

Zeit gehört nun dem Verfassen<br />

einer historischen Monographie über<br />

Franz Anton Mesmer (Begrün<strong>der</strong> des<br />

Mesmensmus, <strong>der</strong> Lehre vom animalen<br />

Magnetismus), aber auch einer etwas<br />

ruhigeren Gangart im „manchmal"<br />

beschaulichen Bad Wörishofen<br />

und seiner Leidenschaft, dem Reisen.<br />

Der <strong>Zentralverband</strong> <strong>der</strong> Arzte für<br />

Naturheilverfahren zahlt Karl-Otto<br />

Kuppe zu seinen Grundungsmitglie<strong>der</strong>n<br />

und dankt ihm für viele Jahre gemeinsamer<br />

Arbeit und Begeisterung<br />

für eine ganzheitliche Medizin.<br />

Dr. med. K. Ch. Schimmel<br />

1. Vorsitzen<strong>der</strong> des ZAN<br />

Arztezeitsohnft für Naturheilverfahren 35 4 (1994)


Homöopathie im Zentrum des<br />

Chaos<br />

von H. Süß<br />

Zusammenfassung<br />

Von <strong>der</strong> Position des lernenden Anfängers und Skeptikers ausgehend, soll versucht<br />

werden, die Homöopathie und ihre theoretischen Grundlagen aus <strong>der</strong> Sicht<br />

<strong>der</strong> neueren naturwissenschaftlichen Forschung (Chaostheorie) darzulegen, um<br />

somit den Zugang zur Homöopathie auch aus ungewohnter Sicht zu ermöglichen.<br />

Schlüsselwörter: Homöopathie, Chaos, Regulationstherapie<br />

Summary<br />

Coming from position oflearning and being sceptical it should be tried to explain<br />

homoeopathy and its theoryfrom mo<strong>der</strong>n natural science (chaos theory).<br />

Key words: homeopathy, chaos, regulative therapy<br />

Resume<br />

Partant de la position du debutant et sceptique en cours d'apprentissage, l'article<br />

essaiera d'exposer l'homeopathie et ses fondements theoriques sous l'eclairage de<br />

la recherche recente en sciences naturelles (theorie du chaos) pour permettre d'acce<strong>der</strong><br />

ä l'homeopathie aussi sous un angle inhabituel.<br />

Mots-Cles: homeopathie, chaos, therapie de regulation<br />

Wer sich als Anfänger und möglicherweise<br />

in diesem Stadium als Skeptiker<br />

<strong>der</strong> Homöopathie nähert, wird bei den<br />

Prinzipien <strong>der</strong> Homöopathie mitunter<br />

auf Verständnisschwierigkeiten <strong>der</strong><br />

theoretischen Grundlagen und <strong>der</strong> homöopathischen<br />

Maxime treffen. Da ich<br />

zu diesen Menschen gehöre, möchte<br />

ich im folgenden versuchen, aus ungewöhnlicher<br />

Sicht einen Zugang zur<br />

Homöopathie zu ermöglichen und<br />

darzulegen. Die Ungewöhnlichkeit<br />

liegt in <strong>der</strong> Berücksichtigung neuerer<br />

naturwissenschaftlicher Forschungsansichten<br />

(z. B. Chaostheorien) und <strong>der</strong>en<br />

Anwendung auf homöopathisches<br />

Gedankengut.<br />

Die Homöopathie ist eine „Regulationstherapie",<br />

die einen Organismus,<br />

einen Menschen, eine Persönlichkeit,<br />

<strong>der</strong> o<strong>der</strong> die aus einer innewohnenden<br />

Harmonie entglitten ist, wie<strong>der</strong> in gewohnte<br />

und gesün<strong>der</strong>e „Bahnen" zurückführen<br />

will. Das Prinzip <strong>der</strong> Regulation<br />

bedeutet, daß es Parameter, sog.<br />

Stellgrößen, gibt, die hinsichtlich ihres<br />

Wertes (Normwertes) zu beeinflussen<br />

sind. Dabei ist <strong>der</strong> Parameter innerhalb<br />

eines Organismus keine festgeschriebene<br />

Größe (z. B. eine Zahl),<br />

son<strong>der</strong>n stellt eine in Wechselwirkung<br />

mit an<strong>der</strong>en Größen entstandene dynamische<br />

Wertigkeit dar. Dies soll heißen,<br />

daß die Homöopathie den Gesamtorganismus<br />

als auch <strong>der</strong>en Bestandteile<br />

nicht als ruhenden, fixierten<br />

Einzelfaktor sieht, son<strong>der</strong>n als ständig<br />

in Bewegung seiendes Etwas, das innerhalb<br />

<strong>der</strong> Grenzen, die wir als Gesundheit<br />

bezeichnen, ständigen Umbauprozessen<br />

unterworfen ist. Da alle<br />

Teile einer Bewegung miteinan<strong>der</strong> zusammenhängen,<br />

weil jedes Stückchen<br />

einer Handlung von allen an<strong>der</strong>en<br />

Stückchen abhängt und weil die Rückkopplung<br />

zwischen den Stücken immer<br />

mehr neue Stücke hervorbringt,<br />

kann die Regulation als auch <strong>der</strong> Organismus<br />

als eine Turbulenz betrachtet<br />

werden, die — wie im Fluß des Wassers<br />

— ungeahnte neue Strömungen bilden<br />

kann.<br />

So findet in unserem Körper ein ständiges<br />

Sterben und Entstehen einzelner<br />

Zellen statt (z. B. im Pankreas alle 24<br />

Stunden), das das Kontinuum unseres<br />

Lebens letztlich gestaltet. Während<br />

unser Leben, von außen betrachtet,<br />

von Geburt bis Tod kontinuierlich<br />

fortschreitet, wir als Mensch bzw. die<br />

Bauchspeicheldrüse als Organ gleich<br />

bleiben, findet in uns <strong>der</strong> Vorgang des<br />

Werdens und Gehens in je<strong>der</strong> Zelle<br />

jede Sekunde ihre innere Repräsentanz.<br />

Diese Replikation einer Zelle<br />

bietet in jedem Einzelschritt die Gefahr<br />

einer Abweichung (einer turbulenten<br />

Strömung). Wann und wo diese<br />

beginnt, erscheint nicht vorhersehbar.<br />

In <strong>der</strong> sogenannten „Chaostheorie"<br />

wird dieser Wendepunkt, <strong>der</strong> Punkt<br />

<strong>der</strong> Abweichung, als „Attraktor" bezeichnet<br />

und beschreibt einen Punkt,<br />

bei dem eine bis dahin geradlinige und<br />

einfache Gleichung in Unregelmäßigkeiten<br />

bzw. Schwingungen gerät, die<br />

eine unvorhergesehene und bisher<br />

nicht aufgetretene Folge nach sich ziehen<br />

kann. Dabei wird <strong>der</strong> Attraktor erreicht,<br />

obwohl gleiche Rechenvor-<br />

Arztezeitschrift für Naturhellverfahren 35 4 (1994)<br />

III


H. Süß, Homöopathie<br />

Schriften immer wie<strong>der</strong> (dies nennt<br />

man „Iteration") gleich angewandt<br />

werden, d. h., daß trotz gleicher Rechenschritte<br />

ab Erreichen eines Attraktors<br />

ein gänzlich an<strong>der</strong>es und<br />

neues Ergebnis erreicht wird (daß eine<br />

Zelle auf einmal zu einer an<strong>der</strong>en,<br />

z. B. malignen Zelle wird). Dies bedeutet<br />

wie<strong>der</strong>um, daß kleinste Verän<strong>der</strong>ungen<br />

(z. B. die sechste Stelle hinter<br />

dem Komma, ein Reiz durch eine<br />

Akupunkturnadel) über eine Strecke<br />

Zeit gesehen (<strong>der</strong> immer wie<strong>der</strong>holte<br />

Rechenvorgang) zu einer großen Verän<strong>der</strong>ung<br />

im En<strong>der</strong>gebnis führen kann<br />

(ab Erreichen eines Attraktors). Auch<br />

scheinbar unwichtige Dinge (z. B. Modalitäten<br />

des Essensvorgangs) können<br />

am Punkte des Attraktors eine gewaltige<br />

Wirkung haben. Finden diese z. B.<br />

im Bereich <strong>der</strong> Chromosomen statt,<br />

wo Gene sich hin- und herbewegen<br />

können (1), ist selbst die unverän<strong>der</strong>t<br />

erscheinende Erbinformation Wandlungen<br />

unterworfen.<br />

Der Attraktor scheint dabei eine magische<br />

Anziehungskraft für alle Vorgänge<br />

zu besitzen. Auf <strong>der</strong> Stufe <strong>der</strong><br />

Attraktoren springt das rechnerische<br />

Ergebnis zwischen verschiedensten<br />

Zahlen hin und her. Dieses Verhalten<br />

wird als chaotisch beschrieben und hat<br />

zu <strong>der</strong> Bezeichnung „Chaostheorie"<br />

geführt.<br />

Als „fraktal" wie<strong>der</strong>um wird ein Phänomen<br />

bezeichnet, das durch die Einsicht<br />

gegeben ist, daß Zufälligkeit und<br />

Ordnung miteinan<strong>der</strong> verwoben sind,<br />

daß das Einfache Komplexes einschließt,<br />

die Komplexität wie<strong>der</strong>um<br />

das Einfache umfaßt und daß Gesetzmäßigkeiten<br />

und Chaos sich auf immer<br />

kleineren Skalen abwechseln können.<br />

So finden sich im Bereich des „Chaos"<br />

Werte bzw. Strukturen, die in ihrer<br />

Einzelheit und Einzigartigkeit eine<br />

„Ähnlichkeit" mit <strong>der</strong> Gesamtstruktur<br />

zeigen, ohne im Detail eine hun<strong>der</strong>tprozentige<br />

Übereinstimmung zu zeigen.<br />

Offenbar ist es möglich, mit einem<br />

einfachen repetierten Rechenvorgang<br />

dynamische Prozesse in verschiedenen,<br />

aber ähnlichen Zustandsformen<br />

zu beschreiben. Diese Ähnlichkeit <strong>der</strong><br />

einzelnen Struktur (das Homöopathikum)<br />

mit dem Gesamtzustand im Bereich<br />

des Attraktors (das Krankheitsbild),<br />

ermöglicht einen Eingriff an genau<br />

diesem so empfindlichen Punkt<br />

des Geschehens.<br />

Die Schärfe <strong>der</strong> Darstellung, die Ähnlichkeit<br />

<strong>der</strong> Substruktur steigt mit zunehmen<strong>der</strong><br />

Zahl des Rechenvorgangs,<br />

so daß durch Erhöhung <strong>der</strong> Anzahl<br />

nicht Information verlorengeht, son<strong>der</strong>n<br />

Details immer deutlicher werden.<br />

Für die Homöopathie könnte dies bedeuten,<br />

daß durch exakte „Repertorisierung"<br />

des Arzneimittelbildes trotz<br />

ähnlicher, für den Unwissenden als<br />

gleich empfundenen Symptombeschreibungen<br />

und Modalitäten das pathognomonische<br />

und individuelle Detail<br />

(Schlüsselsymptom) des Arzneimittels<br />

unter Multiplikation des Rechenvorgangs,<br />

sprich <strong>der</strong> „Potenzierung",<br />

eine große Wirkung haben<br />

kann. Diese Vorstellung ergibt sich aus<br />

Untersuchungen von Davenas et al.<br />

(1988) (5), die nachweisen konnten,<br />

daß basophile Granulozyten auch<br />

noch durch sehr geringe Konzentrationen<br />

von Anti-IgE-Antiserum degranulierten,<br />

obwohl nach biophysikalischem<br />

Wissen keine Materie für eine<br />

ausreichende Wirkung vorhanden sein<br />

durfte.<br />

Die Potenzierung, ein Vorgang, <strong>der</strong><br />

dem naturwissenschaftlich geschulten,<br />

rational denkenden Menschen unserer<br />

Zeit als Irrtum <strong>der</strong> Logik erscheint,<br />

kann somit in an<strong>der</strong>em Licht gesehen<br />

werden: Eine niedrige Potenz umfaßt<br />

zwar ähnliche Symptome und Modalitäten,<br />

aber erst die Potenzierung hat<br />

durch zunehmenden Gewinn an Detailinformationen<br />

das Wissen zur individuellen<br />

Lösung des dargelegten Beschwerdekomplexes.<br />

Daß <strong>der</strong> individuelle Beschwerdekomplex<br />

und die damit gegebene individuelle<br />

Therapie kein Wunsch eines sich<br />

gegen gleichmachende Computervorstellungen<br />

gerichteten Anhängers des<br />

Individualismus ist, ergibt sich aus Untersuchungen<br />

<strong>der</strong> HLA-Antigene und<br />

ihrer Untergruppen (5), die beweisen<br />

(!!), daß Zellen z. B. eines Körperorgans<br />

bei verschiedenen Menschen<br />

gleiche HLA-Antigene enthalten können,<br />

aber in ihren Subgruppen und <strong>der</strong><br />

Kombination, <strong>der</strong> Anordnung dieser<br />

kein zweites Individuum mit gleichen<br />

HLA-Antigen-Kombinationen in unserer<br />

Welt existiert (aber ähnlichen).<br />

Ist ein Homöopathikum gegeben worden<br />

und hat sich eine Reaktion gezeigt,<br />

ist bei verän<strong>der</strong>ter Situation unter Berücksichtigung<br />

<strong>der</strong> oben beschriebenen<br />

möglichen Vorgänge ein erneutes vorurteilsloses<br />

Betrachten des Menschen,<br />

seiner Beschwerden und seiner Reagibilität<br />

notwendig, um die weiteren<br />

Schritte <strong>der</strong> Genesung mit möglicherweise<br />

verän<strong>der</strong>ter Potenz o<strong>der</strong> ergänzendem<br />

Arzneimittel zu begleiten und<br />

zu unterstützen.<br />

So bewegen sich die Homöopathie und<br />

ihre Begrifflichkeiten, wie „Potenzierung"<br />

und „Ähnlichkeitsregel", durchaus<br />

in gängigen wissenschaftlichen<br />

Vorstellungen <strong>der</strong> Funktionsweise unseres<br />

Kosmos und des menschlichen<br />

Körpers. Wer aber meint, dies sei alles<br />

„nur" Glauben (Aberglauben), sollte<br />

sich einer <strong>der</strong> wichtigsten wissenschaftlichen<br />

Fragen erinnern: „Woher wissen<br />

Sie, ob nicht doch "<br />

Literatur<br />

1. Briggs, ]., F. D. Peat: Die Entdeckung<br />

des Chaos. DTV Sachbuch, 2. Auflage<br />

1993.<br />

2. Dulbecco, R.: Der Bauplan des Lebens.<br />

Pieper, München, Zürich, 1991.<br />

3. Eisenhardt, R, D. Kuth, H. Stickl: Du<br />

steigst nie zweimal in denselben Fluß.<br />

Rowohlt GmbH, Reinbek b. Hamburg,<br />

1988.<br />

4. Hawking, S. W.: Eine kurze Geschichte<br />

<strong>der</strong> Zeit. Rowohlt GmbH, Reinbek b.<br />

Hamburg, 1988.<br />

5. Hock, N., C. Garner: Chaostheorie<br />

und Homöopathie. Journal für Homöopathie,<br />

1 und 2 (1991) 1-8.<br />

6. Köhler, G.: Lehrbuch <strong>der</strong> Homöopathie,<br />

Band 1 und 2. Hippokrates-Verlag,<br />

Stuttgart, 1988.<br />

Anschrift des Verfassers:<br />

Dr. med. H. Süß<br />

Haager Weg 126, D-53217 Bonn<br />

IV Arztezeitschnft für Naturheilverfahren 35 4 (1994)


Das Fasten nach Shelton<br />

von K. J. Probst<br />

Zusammenfassung<br />

In den USA ist die Natural Hygiene (NH) weit verbreitet, <strong>der</strong>en maßgeblicher Gestalter<br />

Dr. Shelton gewesen ist. Ein tragendes Element <strong>der</strong> in Deutschland unter<br />

dem Namen Naturliche Gesundheüslehre (NG) etablierten Lehre ist das Fasten.<br />

Das Fasten nach Shelton unterscheidet sich in einigen Punkten von den an<strong>der</strong>en<br />

Ansätzen: So werden keine starren Angaben zur Dauer des Fastens gemacht, son<strong>der</strong>n<br />

es wird darauf hingewirkt, daß die Symptome, die <strong>der</strong> Anlaß für das Fasten<br />

gewesen sind, verschwinden. Insbeson<strong>der</strong>e wird wahrend <strong>der</strong> Dauer des Fastens<br />

außer destilliertem o<strong>der</strong> durch Umkehrosmose gewonnenem Wasser keinerlei an<strong>der</strong>e<br />

feste o<strong>der</strong> flussige Nahrung zugeführt und auch keinerlei Supplementierung<br />

empfohlen. Physiotherapeutische Maßnahmen, Darmeinlaufe, Sauna, Gymnastik<br />

usw. werden abgelehnt wie auch Zerstreuungen aller Art (TV, Zeitungen, unnutze<br />

Gespräche), um dem Patienten die Selbstfindung zu erleichtern.<br />

Schlüsselwörter: naturliche Gesundheüslehre (NG), Natural Hygiene (NH),<br />

Fasten, Dr. Shelton, Gesundheitspraktiker<br />

Summary<br />

In the USA the Natural Hygiene (NH) is widely spread the most important creator<br />

and developer of which was Dr. Shelton. An essential element ofthe theory<br />

established in Germany un<strong>der</strong> the name Natural Health Theory is thefasting.<br />

Fasting according to Shelton differs in some points from other approaches: there<br />

are no rigid directions given as to theperiod of fasting but the effort is directed towards<br />

making the Symptoms disappear which have been the reason for fasting.<br />

Especially, besides distilled water or water obtained by means ofreverse osmosis,<br />

no other solid or liquid food is provided un<strong>der</strong> the period of fasting and also no<br />

supplementation is recommended. Physiotherapeutical measures, clysters, sauna,<br />

gymnastics etc. are refused, likewise also any kind ofdiversion (TV, newspapers,<br />

useless discussions) in or<strong>der</strong> to allow the patient tofind himself.<br />

Key words: natural health theory, natural hygiene (NH), fasting, Dr. Shelton,<br />

health practitioner<br />

Resume<br />

La Natural Hygiene (NH), dont le principal fondateur fut le Dr Shelton, est largement<br />

repandue aux Etats- Unis. Lejeüne est une element central de cette science<br />

qui s'est implantee en Allemagne sous le nom de Naturliche Gesundheüslehre<br />

(NG, science naturelle de la sante). Lejeüne selon Shelton se distingue des autres<br />

1. Dr. Shelton und die „American<br />

Natural Hygiene Society"<br />

Im Jahre 1822 wurde von Isaac Jennings<br />

die Gesellschaft „Natural Hygiene"<br />

ins Leben gerufen, nachdem er<br />

beobachtet hatte, daß „die Medizin<br />

von Anfang bis Ende eine große Tauschung"<br />

sei. Ein wesentlicher Punkt<br />

dieser Lehre war die wissenschaftliche<br />

Erforschung des Fastens. Die Untersuchungen<br />

von Jennmgs, Francis Gano<br />

Benedict, Beaumont, John Tilden und<br />

an<strong>der</strong>en Begrün<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Natural Hygiene<br />

sind heute noch gültig und stehen<br />

Pate für die meisten Aussagen zu<br />

Fragen des Fastens.<br />

Als Nachfolgeorganisation <strong>der</strong> Natural<br />

Hygiene gründete Dr. Shelton im Jahre<br />

1948 in Tampa/Florida die „American<br />

Natural Hygiene Society", welche<br />

bis heute als die breiteste Gesundheitsbewegung<br />

angesehen weraen kann.<br />

Auch Dr. Shelton übernahm als wesentliches<br />

Element therapeutischen<br />

Handelns das Fasten.<br />

Aus <strong>der</strong> American Natural Hygiene<br />

Society ist auch die Natural Hygiene in<br />

Shelton/ Connecticut hervorgegangen.<br />

Daneben hat Dr. Shelton auch wesentlich<br />

zur Begründung <strong>der</strong> Life Science<br />

in Austin/Texas unter <strong>der</strong> Leitung von<br />

T. C. Fry beigetragen. Gemeinsam mit<br />

T. C. Fry hat Dr. Shelton auch den<br />

„Life Science Health"-Kurs herausgebracht.<br />

Dabei handelt es sich um einen<br />

Fernlehrgang für „Hygienists". Unter<br />

„Hygienists" werden in den USA die<br />

mit Prävention befaßten Personen bezeichnet<br />

o<strong>der</strong> auch Naturheilkundler.<br />

In Deutschland werden die „Hygienists"<br />

als „Gesundheits-Praktiker" bezeichnet,<br />

ein Berufsbild, dessen staatliche<br />

Anerkennung beantragt ist, nachdem<br />

<strong>der</strong> Life-Science-Kurs aus dem<br />

Englischen ins Deutsche übersetzt<br />

worden ist und eine breite Akzeptanz<br />

gefunden hat. Dieser Kurs heißt auf<br />

deutsch „Studienreihe für Gesundheitspraktiker"<br />

und wird herausgegeben<br />

von <strong>der</strong> Gesellschaft für naturliche<br />

Lebenskunde in Ritterhude. Gerade<br />

wenn man sich mit Fragen <strong>der</strong> naturli-<br />

Arztezeitschnft für Naturheilverfahren 35 4 (1994) 273


K. J. Probst, Das Fasten nach Shelton<br />

approches par certains points. Iln'y a pas d'indications rigides sur la duree du<br />

jeüne, le but poursuivi etant la disparition des symptömes ä l'origine dujeüne. En<br />

particulier, outre l'eau distillee ouproduitepar osmose inversee, iln'y apas d'apport<br />

d'autre nournture solide ou liquide et on ne recommande aucun apport supplementaire.<br />

Onrefuseles mesures physiotherapeutiques, les lavements, lesauna, la<br />

gymnastique, etc. comme les distractions de tous types (television, journaux, conversations<br />

inutiles) pourpermettre aupatient de mieux se trouver.<br />

MotS-Cles: Naturliche Gesundheitslehre (NG, science naturelle de la sante), Natural<br />

Hygiene (NH), jeüne, Dr. Shelton, practicien de la sante<br />

chen Lebenskunde befaßt, stellt dieser<br />

Kurs mit 105 Heften zu je etwa 50 Seiten<br />

eine einzigartige Enzyklopädie <strong>der</strong><br />

konsequenten Umsetzung des Wissens<br />

dar.<br />

2. Das Fasten nach Shelton<br />

Fasten bedeutet die vollige Abstinenz<br />

von jeglicher Nahrungsaufnahme.<br />

Auch das Trinken von Saften aller Art<br />

wird von Dr. Shelton abgelehnt, da sie<br />

bedeutende Mengen an Kohlenhydraten,<br />

Eiweißen und an<strong>der</strong>en Stoffen<br />

enthalten. Wahrend des Fastens erlaubt<br />

ist lediglich reines Wasser, entwe<strong>der</strong><br />

als dampfdestilliertes o<strong>der</strong> als Umkehrosmose-Wasser,<br />

also das, was wir<br />

im deutschen Sprachraum als Wasserfasten<br />

bezeichnen.<br />

2.1 Wann sollte man fasten <br />

Bei ausbleibendem Hungergefühl<br />

empfiehlt sich gemäß <strong>der</strong> „Natural Hygiene"<br />

grundsatzlich zu fasten. Wenn<br />

man Nahrung zu sich nimmt, obwohl<br />

<strong>der</strong> Korper nicht in <strong>der</strong> Lage ist, diese<br />

zu verdauen, dann resultieren daraus<br />

Garung und Fäulnis. Die dadurch freigesetzten<br />

Gifte gelangen ins Blut und<br />

in die Gewebe und verstarken die<br />

Toxamie.<br />

Es erscheint wichtig, dem Patienten<br />

den Unterschied zwischen Hunger und<br />

Appetit genau zu erklaren. Hunger ist<br />

ein normales, physiologisches Verlangen<br />

nach Nahrung. Hunger wird im<br />

Rachen gespurt und bereitet keinerlei<br />

Schmerzen o<strong>der</strong> Unbehagen. Demgegenüber<br />

ist <strong>der</strong> Hunger eines iehlernahrten<br />

Menschen vergleichbar dem<br />

Hunger eines Drogenabhängigen, weil<br />

er Entzugserscheinungen auf suchtigmachende<br />

Substanzen in seiner Nahrung<br />

spurt. Beson<strong>der</strong>s ausgeprägt sind<br />

diese Erscheinungen bei hohem Konsum<br />

an Salz, Gewürzen, Kakao, Kaffee,<br />

Tee. Jeglicher Zwang zur Nahrungszufuhr<br />

ist nach <strong>der</strong> „Natural Hygiene"<br />

als pathologisch zu bewerten<br />

und sollte durch ein Fasten mit anschließen<strong>der</strong><br />

systematischer Umstellung<br />

<strong>der</strong> Ernahrungsgewohnheiten behandelt<br />

werden.<br />

2.2 Wer sollte fasten<br />

Fasten ist nach Shelton bei fast allen<br />

chronischen und vor allem bei allen<br />

akuten Krankheiten angezeigt. Die<br />

von <strong>der</strong> „Natural Hygiene" seit fast<br />

200 Jahren vertretene Anschauung,<br />

daß Toxamie und Dyskrasie die Ursachen<br />

aller Krankheiten <strong>der</strong> Menschen<br />

sind, ist ja inzwischen auch von an<strong>der</strong>en<br />

naturheilkundlichen Richtungen<br />

weitgehend übernommen und bestätigt<br />

worden.<br />

Dementsprechend kann <strong>der</strong> Nutzen<br />

des Fastens bei allen Stoffwechselkrankheiten<br />

als sehr groß angesehen<br />

werden, ebenso zur Verlangsamung<br />

des Alterungsprozesses durch Toxine.<br />

Der Nutzen eines Fastens bei Krebs,<br />

Multipler Sklerose, M. Parkinson sowie<br />

bei fortgeschrittenen Erkrankungen<br />

des Herzens, <strong>der</strong> Leber, <strong>der</strong> Niere<br />

und <strong>der</strong> Lunge wird demgegenüber<br />

eher zurückhaltend bewertet.<br />

Ferner empfiehlt die „Natural Hygiene"<br />

Fasten zur Gewichtsreduktion<br />

und zur Überwindung von Suchtkrankheiten<br />

aller Art, namentlich auch<br />

Nikotinabusus. Eigene Erfahrungen<br />

bestätigen, daß bereits nach 3 bis 4 Tagen<br />

Nahrungskarenz <strong>der</strong> Tabakgeruch<br />

abstoßend wirkt. Wenn <strong>der</strong> Patient<br />

sich zu einem ambulanten Kurzfasten<br />

durchringen kann, verbunden mit einer<br />

anschließenden, disziplinierten Ernahrungsumstellung,<br />

dann lassen sich<br />

auch an<strong>der</strong>e Suchte, insbeson<strong>der</strong>e<br />

nach Junk Food, Süßigkeiten usw.<br />

langfristig überwinden. Lei<strong>der</strong> sind es<br />

nur 20 bis 30% <strong>der</strong> entsprechenden<br />

Patientenklientel, welche sich, bedingt<br />

durch hohen Leidensdruck, auf ein<br />

konsequentes Wasserfasten gemäß <strong>der</strong><br />

Lehre <strong>der</strong> „Natural Hygiene" einlassen.<br />

Dr. Shelton empfiehlt Fasten auch bei<br />

Kin<strong>der</strong>n und wahrend <strong>der</strong> Schwangerschaft.<br />

Die „Natural Hygiene" geht allgemein<br />

davon aus, daß man bei je<strong>der</strong><br />

Erkrankung fasten kann und soll, bis<br />

das naturliche Hungergefühl wie<strong>der</strong><br />

einsetzt.<br />

2.3 Wer sollte nicht fasten <br />

Fasten erscheint nach Shelton nicht angezeigt,<br />

wenn <strong>der</strong> Patient Angst o<strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>e emotionale Vorbehalte gegen<br />

das Fasten hat. Eine weitere Gegenanzeige<br />

liegt bei extremer Abmagerung<br />

vor, wobei Dr. Shelton gerade auch bei<br />

dieser Gruppe häufiges Kurzfasten<br />

therapeutisch eingesetzt hat.<br />

Bei Krebs und an<strong>der</strong>en Kachexie verursachenden<br />

Erkrankungen ist Fasten<br />

nicht mehr kurativ wirksam, kann allerdings<br />

die Begleitbeschwerden mil<strong>der</strong>n.<br />

Auch bei Nieren- und Herzinsuffizienz<br />

ist die Indikation für ein Fasten<br />

eng zu stellen.<br />

274 Arztezeitschnft für Naturhellverfahren 35 4 (1994)


K. J. Probst, Das Fasten nach Shelton<br />

2.4 Wie lange und wie oft fasten <br />

Nach Ansicht <strong>der</strong> „Natural Hygiene"<br />

sollte ein therapeutisches Fasten bei<br />

manifesten Erkrankungen so lange<br />

fortgesetzt werden, bis die Symptome<br />

<strong>der</strong> Erkrankung verschwunden sind.<br />

Als sicherstes Zeichen für ein Fastenbrechen<br />

wird die bekannte Trias: saubere<br />

Zunge, reiner Atem und Rückkehr<br />

des Hungers angesehen.<br />

Daneben können Krisensituationen,<br />

wie emotionale Probleme, Angstsyndrom<br />

o<strong>der</strong> auch Kreislaufprobleme, ein<br />

vorzeitiges Fastenbrechen erzwingen.<br />

Die Häufigkeit des Fastens sollte von<br />

den bereits beschriebenen Zeichen,<br />

Anorexie und Auftreten krankhafter<br />

Symptome, abhängig gemacht werden.<br />

Allerdings liegt das Hauptaugenmerk<br />

<strong>der</strong> „Natural Hygiene" weniger auf <strong>der</strong><br />

Länge und Häufigkeit des Fastens als<br />

vielmehr auf einer konsequent gesunden<br />

Lebensführung zwischen den Fastenperioden:<br />

Fasten wird verstanden<br />

als Teil einer insgesamt gesunden Lebensgestaltung,<br />

über <strong>der</strong>en Elemente<br />

noch zu berichten sein wird.<br />

2.5 Praktische Gesichtspunkte einer<br />

Fastenkur nach Shelton<br />

Fasten ist ein physiologischer Ruhezustand<br />

des gesamten Körpers. Aus diesem<br />

Grund lehnt die „Natural Hygiene"<br />

jegliche Art von Begleittherapie,<br />

wie z. B. Massagen, Gymnastik,<br />

Güsse, Wasseranwendungen, Sitzbä<strong>der</strong>,<br />

Sauna, Darmeinlaufe und an<strong>der</strong>e<br />

Manipulationen, ab. Der Fastende<br />

braucht vielmehr sensorische und seelische<br />

Entspannung und Ruhe. Nach<br />

Ansicht <strong>der</strong> „Natural Hygiene" behin<strong>der</strong>t<br />

jegliche Art <strong>der</strong> Stimulierung die<br />

Selbstheilungskräfte des Fastenden.<br />

Deshalb werden auch Fernsehen, Radio,<br />

unnötige Kommunikation usw.<br />

abgelehnt, die ebenso wie Symptombehandlungen<br />

und Medikamente<br />

als entkräftend angesehen werden.<br />

2.6 Das Fastenbrechen<br />

Beson<strong>der</strong>en Nachdruck legt die „Natural<br />

Hygiene" auf das Fastenbrechen<br />

und eine sich daran anschließende, ggf.<br />

neu einzuübende gesunde Lebensführung<br />

nach den Grundsätzen <strong>der</strong> „Natural<br />

Hygiene". Zur gesunden Lebensführung<br />

gehört in erster Linie eine gesunde<br />

Ernährung.<br />

Das Fasten sollte gebrochen werden,<br />

wenn ein natürliches Hungergefühl<br />

auftritt. Wie schon gesagt, äußert sich<br />

<strong>der</strong> Hunger als ein heftiges, aber angenehmes<br />

Verlangen nach Nahrung und<br />

wird im Mund und im Rachen wahrgenommen.<br />

Das bekannte „Leeregefühl"<br />

im Bauch, welches gemeinhin dem<br />

Hunger zugeschrieben wird, ist nicht<br />

Hunger, son<strong>der</strong>n stellt eine Reizung<br />

durch suchtauslösende Nahrungsbestandteile<br />

dar. Insofern haben die meisten<br />

Menschen noch nie wirklichen<br />

Hunger verspürt.<br />

Wenn auch die Rückkehr eines echten<br />

Hungergefühls als idealer Zeitpunkt<br />

angesehen wird, um das Fasten zu brechen,<br />

werden in <strong>der</strong> Praxis in den meisten<br />

Fällen Fastenkuren vorzeitig gebrochen.<br />

Allerdings legt die „Natural<br />

Hygiene" nach Shelton darauf Wert,<br />

daß das Fasten nicht während einer<br />

Fastenkrise gebrochen wird, son<strong>der</strong>n<br />

erst nachdem man sich wie<strong>der</strong> besser<br />

fühlt.<br />

Dr. Shelton und die <strong>der</strong> „Natural Hygiene"<br />

verbundenen Fastenleiter brechen<br />

das Fasten mit frischen, rohen<br />

Fruchten o<strong>der</strong> mit Frucht- und Gemüsesäften.<br />

Dabei gibt es verschiedene<br />

Varianten: Manche Fastenleiter geben<br />

etwa 100 Gramm nicht durchgeseihten,<br />

unverdünnten Saft als erste Mahlzeit.<br />

An<strong>der</strong>e seihen den ersten Saft ab<br />

und verdünnen ihn mit destilliertem<br />

Wasser. Einige geben am ersten Tag<br />

stündlich 100 Gramm Saft o<strong>der</strong> alle<br />

zwei Stunden 200 Gramm Saft, um<br />

dann ab dem zweiten Tag alle drei<br />

Stunden eine Apfelsine zu reichen.<br />

Unabhängig von den verschiedenen<br />

Feinheiten des Fastenbrechens ist es<br />

wichtig, daß die Nahrung gut eingespeichelt<br />

und gekaut wird, um zu verhin<strong>der</strong>n,<br />

daß das Verdauungssystem<br />

überlastet wird.<br />

Auch wenn man später wie<strong>der</strong> zu<br />

Kochkost zurückkehren möchte, so<br />

empfiehlt Dr. Shelton eine möglichst<br />

lange Zeit einer reinen Früchterohkost.<br />

Von <strong>der</strong> aufgenommenen Nahrungsmenge<br />

her sollte <strong>der</strong> Fastende gegen<br />

Ende <strong>der</strong> ersten Woche in <strong>der</strong><br />

Lage sein, Nahrung in normalen Mengen<br />

zu sich zu nehmen. In dieser Zeit<br />

ist <strong>der</strong> Fastende unbedingt dazu anzuhalten,<br />

sich zu beherrschen und sich<br />

nicht zu überessen. Nach etwa ein bis<br />

zwei Wochen hat sich die Gier nach<br />

Nahrungsaufnahme gelegt, und <strong>der</strong><br />

Betreffende kann ohne größere Probleme<br />

sein neues Ernährungsverhalten<br />

stabilisieren.<br />

Die Zeit nach dem Fastenbrechen erscheint<br />

auch als idealer Zeitpunkt für<br />

eine Umstellung <strong>der</strong> Ernährungsgewohnheiten,<br />

vor allem im Sinne <strong>der</strong><br />

„Natural Hygiene" in Richtung auf<br />

Rohkost-Vegetarismus, wobei <strong>der</strong> Genuß<br />

von Lebensmitteln, die einfach,<br />

ganz und natürlich sind, bevorzugt<br />

wird. Verarbeitete und Teilnahrungsmittel<br />

sowie Genußmittel, wie Alkohol,<br />

Tabak usw., sollen demgegenüber<br />

gemieden werden.<br />

3. Gesunde Lebensweise nach<br />

dem Fasten<br />

Neben einer gesunden Ernährung, auf<br />

die nach einer Fastenkur hingewirkt<br />

werden sollte, steht eine allgemeine<br />

Umstellung krankmachen<strong>der</strong> Lebensgewohnheiten<br />

im Mittelpunkt <strong>der</strong> Betreuung.<br />

Dazu gehört die Aufklärung<br />

darüber, daß es we<strong>der</strong> während des Fastens<br />

noch zu irgendeinem an<strong>der</strong>en<br />

Zeitpunkt notwendig ist, irgendwelche<br />

Zusatzpräparate einzunehmen, um<br />

den Vitamin-, Mineralstoff- o<strong>der</strong> Eiweißhaushalt<br />

zu stabilisieren. Der Bedarf<br />

an entsprechenden Stoffen wird<br />

nach Überzeugung <strong>der</strong> „Natural Hygiene"<br />

nicht mit Pillen und Pulvern gedeckt,<br />

son<strong>der</strong>n aus ganzen, natürlichen<br />

Früchten, Gemüsen und Nüssen.<br />

Diese enthalten alle benötigten Nährund<br />

Wirkstoffe in <strong>der</strong> bestmöglichen<br />

Form.<br />

276 Arztezertschrift für Naturheilverfahren 35, 4 (1994)


K. J. Probst, Das Fasten nach Shelton<br />

Gerade nach dem Fasten sollte man<br />

lernen, ohne Giftstoffe und Extrakte<br />

aller Art zu leben. Die Toleranz gegen<br />

Gifte stört die normalen Regulationsmechanismen<br />

<strong>der</strong> Körperfunktionen<br />

und führt sonst wie<strong>der</strong> zur Toxämie,<br />

welche wie<strong>der</strong>um in erneute Krankheiten<br />

einmünden kann.<br />

Neben <strong>der</strong> Ernährung sollten auch im<br />

Bereich <strong>der</strong> Bewegung, <strong>der</strong> Entspannung<br />

und des Schlafs, <strong>der</strong> Körperhygiene<br />

und Kleidung sowie im emotionalen<br />

und sozialen Bereich neue Verhaltensmuster<br />

eingeübt werden, wofür<br />

die „Natural Hygiene" ein sehr kompetentes<br />

und breit angelegtes Schulungsmaterial<br />

zur Verfügung stellt.<br />

Dr. Shelton schreibt: „Das wahre Heilmittel<br />

für alle Gesundheitsstörungen<br />

ist eine gründliche Umstellung <strong>der</strong> Lebensweise.<br />

Wenn man entkräftende<br />

Gewohnheiten aufgibt, beginnt man<br />

sich wohler zu fühlen, und sobald man<br />

genesen ist, bleibt man gesund, solange<br />

man die entkräftenden Gewohnheiten<br />

nicht wie<strong>der</strong> annimmt."<br />

Eine längere Fastenkur zur Ausscheidung<br />

von Giftstoffen ist lediglich die<br />

Einleitung eines ganzen Programms<br />

zur Wie<strong>der</strong>herstellung einer guten Gesundheit.<br />

Gesundheit ist die Folge einer<br />

richtigen Lebensweise. Das Fasten<br />

bewirkt eine Aktivierung <strong>der</strong> Selbstheilungskräfte,<br />

so daß <strong>der</strong> Organismus<br />

die Entwicklung zur Gesundheit einleiten<br />

kann. Solange man sich nach<br />

dem Fasten nicht auf eine gesunde Lebensweise<br />

einstellt, ist eine dauerhafte<br />

Gesundheit unmöglich.<br />

Bedauerlicherweise ist bei den unterschiedlichen<br />

Strömungen <strong>der</strong> „Natural<br />

Hygiene" <strong>der</strong> transzendente Aspekt —<br />

das heißt die Grundfragen unseres Lebens:<br />

woher wir kommen, wohin wir<br />

gehen und wozu wir leben — weitgehend<br />

ausgeblendet worden. Dies hängt<br />

mit dem in den USA extrem ausgeprägten<br />

Pluralismus und Relativismus<br />

religiöser Glaubenshaltungen zusammen<br />

und mit dem sektiererischen Fanatismus<br />

mancher Glaubensströmungen.<br />

An<strong>der</strong>erseits zeigt die tägliche Praxis,<br />

daß fast je<strong>der</strong> Mensch wegen <strong>der</strong><br />

Orientierungslosigkeit in diesen<br />

Grundfragen des Lebens innerlich<br />

krank ist. Die Konsultation eines Gesundheitspraktikers<br />

im Sinne <strong>der</strong> „Natural<br />

Hygiene" erfor<strong>der</strong>t gewiß die<br />

Umstellung <strong>der</strong> gesamten Lebensführung,<br />

aber ganz bestimmt noch viel<br />

mehr ein grundlegendes Überdenken<br />

des eigenen geistlichen Standorts und<br />

geistlichen Lebenswegs.<br />

Insofern weitet sich das Aufgabengebiet<br />

einer Gesundheitspraxis hin zu einer<br />

Evangelisationsanstalt, in welcher<br />

die frohe Botschaft unseres Herrn Jesus<br />

Christus verkündet wird. Wenn es<br />

auch nur ein kleiner Teil an Patienten<br />

ist, <strong>der</strong> durch dieses frohmachende<br />

Evangelium zur geistigen Wie<strong>der</strong>geburt<br />

gemäß Joh. 3, 3 gelangt, so ist es<br />

doch höchster Ausdruck therapeutischen<br />

Erfolgs, wenn dann diese<br />

„kleine Herde" (Luk. 12, 32) frei vom<br />

Einfluß von Therapeuten jeglicher<br />

Couleur und an<strong>der</strong>en weltlichen Bindungen<br />

in Freiheit und persönlicher<br />

Eigenverantwortung und Würde ihren<br />

Weg zur ewigen Heimat antritt. Es ist<br />

mein Gebet, daß möglichst viele Therapeuten<br />

zunächst selber die Entdekkung<br />

machen, daß Jesus lebt, und sich<br />

dann von ihm zu Werkzeugen seiner<br />

Heilbotschaft machen lassen, um die<br />

Suchenden und von New Age, Esoterik,<br />

Mystik und allerlei Religionen Betrogenen<br />

zu dem lebendigen Gott in<br />

Jesus Christus hinzuführen.<br />

Anschrift des Verfassers:<br />

Dr. med. habil. K. J. Probst<br />

Greuth 3, D-87758 Kronburg<br />

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Arztezeitschnft für Naturheilverfahren 35, 4 (1994) 277


Das Heilfasten<br />

nach Dr. Otto Buchinger<br />

von H. Fahrner<br />

Zusammenfassung<br />

Otto Buchinger ist erst durch eigenes schweres Leiden zum Fasten gekommen.<br />

Von damaligen Schulmedizinern wegen einer chronischen Infektarthritis als unheilbar<br />

invalidisiert, wagte <strong>der</strong> damals 41jährige auf den Rat eines Laien hin eine<br />

Null-Kalorien-Fastenzeit von 3 Wochen bei Gustav Riedlin und einige Jahre später<br />

wegen einer weiter bestehenden chronischen Cholangitis, Cholezystitis eine<br />

von 4 Wochen bei Siegfried Möller, beide Male mit durchschlagendem Erfolg. So<br />

wurde Otto Buchinger zum begeisterten und an<strong>der</strong>e begeisternden Fastenarzt, <strong>der</strong><br />

das Null-Kalorien-Wasser- bzw. Teefasten seiner Lehrmeister nach einigen Jahren<br />

zum Heilfasten mit seinen Hilfsmethoden als biologischen Weg zur inzwischen<br />

weltweit bekannten Methode Buchingers weiterentwickelt hat.<br />

Die sowohl präventive als auch therapeutische Indikationsbreite des Fastens reicht<br />

von den heutzutage dominierenden Risikofaktoren über alle ernährungsabhängigen<br />

Erkrankungen bis zu den chronischen Leiden. Die inzwischen wissenschaftlichfundierte<br />

Umschaltung auf innere Ernährung und Verdauung im Fasten ermöglicht<br />

und begründet dafür das Verständnis. Wie bei je<strong>der</strong> Therapie sind auch<br />

hier Gegenindikationen zu beachten. Heilfasten erfolgt nicht nach einem starren<br />

Schema; im Gegenteil, Voraussetzung für ein erfolgreiches Fasten ist eine diagnostisch<br />

begründete Anpassung betreffs Dauer und Intensität <strong>der</strong> Nahrungsenthaltung<br />

an die jeweilige Ausgangslage des Patienten und seine individuellen Bedürfnisse.<br />

Schlüsselwörter: Heilfasten, Nulldiät, Präventivmedizin<br />

Summary<br />

Otto Buchinger found only through his own severe suffering tofasting. By then<br />

men of classical medicine as incurable disabled due to a chronic infection arthritis<br />

the then 41 years old Otto Buchinger upon the advice of a layman risked a zerocaloriesperiod<br />

offasting of 3 weeks with Gustav Riedlin andfew years later one<br />

of 4 weeks with Siegfried Möller because of a continuously existing cholangitis<br />

and cholecystitis; and that both times with tremendous success. In this way Otto<br />

Buchinger became an enthusiastic and others inspiring physician for fasting who<br />

afterfew years developed the zero-calories water resp. tea fasting ofhis teachers to<br />

the remedial fasting with its adjutory methods as biological way for the<br />

meanwhile world-wide renowned Buchinger's method.<br />

The both preventive and therapeutical wide array of indications offasting reaches<br />

from the atpresent dominating riskfactors over all diseases that depend on the<br />

Am schnellsten gelingt die Information<br />

über das therapeutische Konzept<br />

Otto Buchingers mit einer kurzen Betrachtung<br />

seines Lebensweges und seiner<br />

Krankengeschichte.<br />

Otto Buchinger, 1878 als Sohn eines<br />

Landrats in Darmstadt geboren, war<br />

zunächst ganz <strong>der</strong> lebensfrohe Student<br />

des ausgehenden 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts.<br />

Mit 19 Jahren begann er sein Studium<br />

in Gießen, zunächst wie sein Vater als<br />

Jurist. Da ihm jedoch in dieser Fakultät<br />

die Vorlesungen zu früh am Morgen<br />

begannen, sattelte er kurzerhand<br />

auf Medizin um. Darin sah er einen gewissen<br />

Wink des Schicksals, denn er<br />

sah sich bald in <strong>der</strong> medizinischen Fakultät<br />

besser zu Hause als in <strong>der</strong> juristischen.<br />

Als Marinearzt und Betreuer eines<br />

preußischen Prinzen reiste er dann<br />

jahrelang um die ganze Welt. Angesichts<br />

<strong>der</strong> unglückseligen Folgen des<br />

bei <strong>der</strong> Marine üblichen extremen Alkoholkonsums<br />

wurde er bald aktiver<br />

Alkoholgegner. Den 1. Weltkrieg erlebte<br />

er als Flottenarzt auf dem<br />

Schlachtschiff „Roon" und dabei die<br />

ganze Härte des Seekriegs. Als vor seinen<br />

Augen zwei Schiffe seiner Flotte<br />

torpediert wurden und mit Mann und<br />

Maus untergingen, während zwei Torpedos<br />

das eigene Schiff nur knapp verfehlten,<br />

wandelte sich seine bisher eher<br />

materialistische und atheistische Weltanschauung<br />

radikal. Er wurde sich dadurch<br />

<strong>der</strong> höheren Führung und Bewahrung<br />

sowie <strong>der</strong> eigenen tiefen Religiosität<br />

bewußt und damit gottgläubig.<br />

Inzwischen war er Familienvater geworden<br />

und hatte zwei Söhne und zwei<br />

Töchter.<br />

Buchingers Weg zum Fasten<br />

Da erkrankte er im Herbst 1917 an einer<br />

lakunären Mandelentzündung mit<br />

septischen Temperaturen. Es war ein<br />

sehr schweres Krankheitsbild. Die behandelnden<br />

Ärzte waren damals ohne<br />

Sulfonamide o<strong>der</strong> Antibiotika hilflos.<br />

Er überstand zwar die Krise mit einem<br />

massiven Schweißausbruch, jedoch<br />

blieb ein chronischer Gelenkrheuma-<br />

278 Arztezeitschnft für Naturheilverfahren 35, 4 (1994)


H. Fahrner, Das Heilfasten<br />

nutrition up to the chronic diseases. The meanwhile scientifically founded change<br />

to internal nutrition and digestion during fasting provides andfounds the un<strong>der</strong>standing<br />

for it. Like with every therapy also here contra-indications have to be observed.<br />

Remedial fasting does notfollow any rigid scheme; on the contrary, prerequisitefor<br />

successful fasting is a diagnostically founded adjustment with respect to<br />

period and intensity of the abstension from food to the patient's respective initial<br />

State and his individual requirements.<br />

Key words: nestotherapy, peinotherapy(total fast), preventive medicine<br />

Resume<br />

Otto Buchinger n'est venu aujeüne quepar une maladie personnelle grave. Atteint<br />

d'arthrite infectieuse, il avait ete declare invalide et incurablepar la medecine officielle<br />

de son epoque. Age alors de 41 ans, il avait tente, sur les conseils d'un profane,<br />

une periode dejeüne zero calorie de trois semaines aupres de Gustav Riedlin<br />

et, quelques annees plus tard, pour une cholangite et une cholecystite chroniques,<br />

un jeüne de quatre semaines aupres de Siegfried Möller, chaquefois avec un succes<br />

e'clatant. C'est ainsi qu'Otto Buchinger est devenu un medecin du jeüne convaincu<br />

et convaincant, qui a perfectionne apres quelques annees le jeüne zero calorie<br />

ä l'eau ou au the de son maitre en jeüne curatif avec ses methodes auxiliaires<br />

comme voie biologique pour en faire ce qui est aujourd'hui la methode Buchinger<br />

connue dans le monde entier.<br />

La palette des indications tant preventive que therapeutiques du jeüne va desfacteurs<br />

de risque actuellement dominants ä toutes les affections liees ä l'alimentation<br />

en passant par les maladies chroniques. Lors du jeüne seproduit unpassage ä<br />

une alimentation et une digestion interieures, maintenant fonde scientifiquement,<br />

quipermet et explique ces applications. Comme pour toute therapeutique, ilfaut<br />

respecter certaines contre- indications. Le jeüne curatif ne s'inscrüpas dans un<br />

Schema rigide. Au contraire, la condition d'un jeüne reussi est une adaptation,<br />

fondeepar un diagnostic, de la duree et de l'intensite de laprivation de nourriture<br />

ä l'etat initial de chaque patient et ä ses besoins individuels.<br />

MotS-cles: jeüne curatif, regimezero calorie, medecine preventive<br />

tismus vor allem <strong>der</strong> großen Gelenke<br />

mit schwerer Bewegungsbehin<strong>der</strong>ung<br />

zurück. Er wurde als wehrdienstunfähig<br />

im März 1918 von <strong>der</strong> Marine entlassen.<br />

So sah er mit einer kleinen<br />

Rente und großer Familie elend und<br />

krank einem trüben Schicksal entgegen.<br />

Doch was zuerst wie Unglück aussah,<br />

wurde zu seinem Glück; so hat es<br />

Otto Buchinger selber empfunden,<br />

denn jetzt begann erst seine eigentliche<br />

„Wegführung". Nachdem die damalige<br />

Medizin ihm nicht mehr helfen konnte,<br />

empfahl ihm ein befreundeter Kapitän,<br />

zu Dr. Riedlin nach Freiburg zu gehen<br />

und zu fasten. „Ein skurriler Gedanke,<br />

aber helf, was helfen mag", meinte er<br />

damals, und: „In meiner 35jährigen<br />

Fastenpraxis habe ich kaum je einen<br />

schwereren Fastenverlauf gesehen als<br />

den meinen: Erbrechen, Ohnmächten,<br />

übelriechende Ausscheidungen und<br />

Schweiße. Als ich am 19. Tag das Fasten<br />

beendete, war ich schwach und<br />

brandmager, aber ich konnte alle Gelenke<br />

wie<strong>der</strong> bewegen wie ein junger<br />

Rekrut!" Den Rheumatismus hatte er<br />

jetzt überwunden, aber ein chronisches,<br />

sehr schmerzhaftes Gallenleiden<br />

war geblieben. Zuletzt war er nur noch<br />

unter Einsatz von Opiaten arbeitsfähig.<br />

Da entschloß er sich zu einem erneuten<br />

Fastengang, diesmal bei Siegfried<br />

Möller in Dresden/Loschwitz<br />

und gleich für 28 Tage. Er hat dabei<br />

14 kg an Gewicht abgenommen. Am<br />

3. Aufbautag kam es noch einmal zu<br />

einer Gallenkolik. „Es war die letzte,<br />

seither bin ich stets gesund und arbeitsfähig<br />

geblieben", kommentierte Otto<br />

Buchinger diese 4wöchige Kur aus<br />

dem Jahre 1926.<br />

Nach einer solch ausdrucksvollen<br />

Selbsterfahrung in einer <strong>der</strong> schwersten<br />

Krisen seines Lebens wird seine<br />

Begeisterung für das Fasten als therapeutische<br />

Methode nur zu verständlich.<br />

Seine eigene, dadurch wohlbegründete<br />

Überzeugungskraft potenzierte<br />

bei seinen Patienten noch die an<br />

sich schon positive Fastenwirkung.<br />

Außerdem erkannte er immer mehr<br />

die ordnende Kraft des Fastens nicht<br />

allein auf den körperlichen, son<strong>der</strong>n<br />

auch den seelisch-geistigen Bereich des<br />

Menschen, die „theurgische Komponente".<br />

Die bei dem reinen Tee- und Wasserfasten<br />

nach Riedlin häufiger auftretenden<br />

Störungen, wie Kopfschmerzen,<br />

Schwindel, Benommenheit, Herzklopfen,<br />

Übelkeit und Erbrechen als Folgen<br />

des Mineral- und Flüssigkeitsverlustes<br />

sowie <strong>der</strong> Blutzuckerschwankungen,<br />

veranlaßten ihn dazu, mittags<br />

eine Gemüsebrühe von Y 4 Liter, um<br />

14.30 Uhr drei Teelöffel Honig zu Tee<br />

und abends V 4 Liter Obstsaft verschiedener<br />

Art zu verabfolgen. Damit war<br />

eine deutliche Erleichterung des Fastengangs<br />

ohne wesentliche Beeinträchtigung<br />

<strong>der</strong> therapeutischen Wirksamkeit<br />

erreicht. Alles in allem wurde<br />

so aus dem Tee- und Wasserfasten seiner<br />

Lehrer Riedlin, Möller und von Segesser<br />

das „Heilfasten nach Buchinger".<br />

Gleich blieb die regelmäßige Darmreinigung<br />

mit Glaubersalz, Bittersalz<br />

Arztezeitschnft für Naturhellverfahren 35 4 (1994) 279


H. Fahrner, Das Heilfasten<br />

o<strong>der</strong> Einlaufen, dazu kam noch <strong>der</strong><br />

Leibwickel nach Prießnitz.<br />

Das Heilfasten und seine Hilfsmethoden<br />

als biologischer Weg<br />

BEWEGUNG<br />

Sport, Wan<strong>der</strong>ung,<br />

Gymnastik<br />

ENTSPANNUNG<br />

Abstand von Zuhause.<br />

Biologischer Schlafrhythmus,<br />

geborgene Atmosphäre,<br />

Autogenes Training<br />

DIÄTETIK<br />

Fasten o<strong>der</strong> Diätetik<br />

Einfuhrung in"<br />

die Vollwerternahrung<br />

(Vortrage und Demonstration)<br />

FASTEN<br />

modifiziert<br />

Nach 15jähriger erfolgreicher Tätigkeit<br />

als Fastenarzt hat er dann auf Anordnung<br />

des damaligen Ärzteführers seine<br />

Erfahrungen in einem Standardwerk<br />

„Das Heilfasten und seine Hilfsmethoden<br />

als biologischer Weg" im Hippokrates-Verlag,<br />

Stuttgart, 1935 veröffentlicht<br />

(heute in <strong>der</strong> 22. Auflage).<br />

Seine Hilfsmethoden lassen sich subsumieren<br />

unter einer individuell dosierten<br />

Körperschulung bei angemessener<br />

Physiotherapie, einer systematischen<br />

Pflege <strong>der</strong> Ruhe und Entspannung,<br />

einer regelmäßigen ärztlichen<br />

und psychologischen Beratung, Führung<br />

und Betreuung sowie einer eingehenden<br />

Unterweisung in die nachfolgende<br />

Vollwerternährung in Verbindung<br />

mit einer Schulung des Eßverhaltens<br />

(Abb. 1).<br />

Außerdem hatte Otto Buchinger große<br />

Erfahrung in <strong>der</strong> Homöotherapie sowie<br />

<strong>der</strong> Immunstimulation nach Rö<strong>der</strong>.<br />

Ganz wichtig war ihm das „gute<br />

Zureden ganz ohne suggestive Künste,<br />

<strong>der</strong> Kranke will einfach den Glauben<br />

des Arztes übermittelt bekommen".<br />

Otto Buchingerhat in seinem Werk die<br />

wissenschaftlichen Grundlagen <strong>der</strong> Fasten-<br />

bzw. Hungerphysiologie seiner<br />

Zeit sehr gewissenhaft zusammengetragen<br />

(Morgulis, Benedict, Luciani/<br />

Rl. Grothe, von Segesser). Weitere Anregungen<br />

kamen erst nach dem 2.<br />

Weltkrieg, hauptsächlich aus den<br />

USA, später von Palmblad aus Stockholm.<br />

In Deutschland haben sich um<br />

die Grundlagenforschung des Fastens<br />

beson<strong>der</strong>s verdient gemacht Prof. Ditschuneit,<br />

Prof. Pfeiffer und Prof.<br />

PHYSIOTHERAPIE<br />

Massage, Ba<strong>der</strong>,<br />

Krankengymnastik<br />

PSYCHOTHERAPIE<br />

Einzeigesprache,<br />

Gruppentherapie<br />

NACHSORGE-<br />

PROGRAMM<br />

Einfuhrung eines Grunddiafsystems<br />

mit individuellen<br />

Variationen Einfuhrung in die<br />

Verhaltenstherapie<br />

Abb. 1: Fastentherapie nach Buchinger — ein multidisziplinarer Ansatz-<br />

280<br />

Wechsler aus Ulm, Prof. Jungmann<br />

aus Hamburg, Prof. Krams, Berlin.<br />

Damit blieb glücklicherweise die Verbindung<br />

zwischen forschen<strong>der</strong> Schulmedizin<br />

und Erfahrungsheilkunde mit<br />

zukunftsträchtigen, sehr positiven<br />

Auswirkungen erhalten.<br />

Eine <strong>der</strong> wichtigsten Anregungen für<br />

das Verständnis des Fastenstoffwechsels<br />

stammt von einem Zoologen, Prof.<br />

Misslin, <strong>der</strong> 1961 von Basel nach<br />

Überlingen zum Fasten kam. Seine<br />

Spezialität waren die Fische, speziell<br />

<strong>der</strong> Rheinlachs und seine großen<br />

Laichwan<strong>der</strong>ungen. „In dieser Zeit <strong>der</strong><br />

größten Leistungsanfor<strong>der</strong>ung nehmen<br />

die Lachse keinerlei Nahrung zu<br />

sich", erklärte er mir, „sie schalten um<br />

auf eine totale innere Ernährung, wobei<br />

sie bis auf die Haut abmagern können,<br />

die notwendige Schwimmuskulatur<br />

aber aufbauen. Wir nennen das<br />

Selbstzehrungsform mit Organneuaufbau<br />

(Synchonie)." Da war mir sofort<br />

klar, daß auch <strong>der</strong> fastende Mensch auf<br />

solch eine innere Ernährung umschalten<br />

kann, ja daß <strong>der</strong> gesamte therapeutische<br />

Effekt auf dieser vegetativen<br />

Gesamtumschaltung beruht. Zudem<br />

war daraus auch die Notwendigkeit einer<br />

ausreichenden körperlichen Aktivität<br />

zur Erhaltung <strong>der</strong> Muskulatur im<br />

Fasten abzuleiten.<br />

Umschaltung auf innere<br />

Ernährung<br />

Mit dieser Umschaltung auf innere Ernährung<br />

erfolgt also im Fasten ein<br />

Rückgriff auf deponierte Nahrungsreserven.<br />

Am schnellsten werden die<br />

Glykogenreserven in Leber und Muskulatur<br />

abgebaut (ca. 0,5 kg). Zwar<br />

greift <strong>der</strong> Körper auch sofort auf die<br />

Fettreserven zurück, doch ist ihre Mobilisation<br />

zu Beginn relativ langsam.<br />

Eine vermittelnde Zwischenposition<br />

nimmt <strong>der</strong> Eiweißstoffwechsel in Form<br />

einer angepaßten Zuckerneubildung<br />

(Glukoneogenese) ein. Dazu werden<br />

in <strong>der</strong> Leber hauptsächlich die Aminosäure<br />

Alanin, in den Nieren das Glutamin<br />

herangezogen. Deswegen steigen<br />

Arztezeitschnft für Naturheilverfahren 35, 4 (1994)


H. Fahrner, Das Heilfasten<br />

im Fasten die dafür erfor<strong>der</strong>lichen<br />

Transaminasen im Serum an, in <strong>der</strong><br />

Leber vermehrt die Glutamat-Pyruvat-Transaminase,<br />

in den Nieren die<br />

mehr ubiquitäre Glutamat-Oxalazetat-<br />

Transaminase.<br />

Da es kein dem Fettgewebe entsprechendes<br />

Speicherorgan für Eiweiß<br />

gibt, erhebt sich die Frage, woher <strong>der</strong><br />

fastende Organismus die Aminosäuren<br />

zur Glukoneogenese nimmt.<br />

Wir können davon ausgehen, daß das<br />

gesamte Körpereiweiß von ca. 5 bis 10<br />

kg einen gemeinsamen Stoffwechselpool<br />

darstellt, davon befinden sich<br />

schätzungsweise 70% in vollem Funktionszustand,<br />

15% im Abbau und 15%<br />

im Neuaufbau. Dieser Organauf- und<br />

-abbau erfolgt mit unterschiedlicher<br />

Geschwindigkeit, d. h. mit organspezifischer<br />

Halbwertszeit. Am schnellsten<br />

regenerieren die Erneuerungsgewebe<br />

mit einer Halbwertszeit zwischen 6<br />

Stunden und ca. 14 Tagen. Dazu gehören<br />

die Funktions- und Transportproteine<br />

sowie Immunglobuline des Blutes,<br />

alle Enzyme, Fermente und Hormone,<br />

beson<strong>der</strong>s im Magen-Darm-<br />

Trakt, die Epi<strong>der</strong>mis samt Anhangdrüsen,<br />

alle Schleimhaut-, Gefäß- bzw.<br />

Kapillarepithelien und das blutbildende<br />

und lymphatische System.<br />

Langsamer reagieren die sogenannten<br />

stabilen Gewebe mit einer Halbwertsim<br />

Abbau<br />

Gesamtkörper-Eiweiß-Pool<br />

im<br />

voller Funktion<br />

bei ausgewogener Ernährung<br />

bei O-Kalorien-Fasten<br />

bei KH-substituiertem Buchinger-Fasten<br />

bei KH- und Eiweißsubstituiertem Fasten<br />

nach Fahrner<br />

bei <strong>der</strong> Nach-Fasten-Diät<br />

im<br />

Aufbau<br />

Oxydation stabiles Gewebe Recycling Neu-lntegration<br />

Abb. 2: Eiweißstoffwechselbilanz (schematisch).<br />

zeit zwischen einer Woche und mehreren<br />

Monaten. Dazu gehören <strong>der</strong> gesamte<br />

mesenchymale Großraum mit<br />

Fibrozyten, Fibrillen und Kollagenen,<br />

das Binde- und Fettgewebe sowie die<br />

Muskulatur (mit Ausnahme des Herzens),<br />

das Knorpel- und Knochengewebe.<br />

Nicht mehr regenerationsfähig ist das<br />

sogenannte Ruhegewebe. Was verlorengeht,<br />

kann nicht mehr ersetzt werden.<br />

Dazu gehören das gesamte zentrale<br />

Nervensystem, <strong>der</strong> Herzmuskel<br />

und die Nierentubuli. Ihre Zell-DNS<br />

muß aus dem gemeinsamen Pool erneuert<br />

werden, im Fasten also ausschließlich<br />

durch Recycling.<br />

Bei kürzerem Fasten liefern vorwiegend<br />

die Erneuerungsgewebe die zur<br />

Glukoneogenese erfor<strong>der</strong>lichen Aminosäuren,<br />

bei längerem Fasten die stabilen<br />

Gewebe. Die Geschwindigkeit<br />

<strong>der</strong> Regeneration wird während des Fastens<br />

zuerst langsamer, um sich bei<br />

Wie<strong>der</strong>ernährung zu beschleunigen.<br />

Vom gesamten Körpereiweiß sind bei<br />

Unterbrechung <strong>der</strong> Nahrungszufuhr ca.<br />

2V 2 bis 4 kg verfügbar, was zur Bewältigung<br />

einer Fastenzeit von im Durchschnitt<br />

40 Tagen ausreicht (Abb. 2).<br />

Von den vorwiegend ernährungsabhängigen<br />

Krankheitsbil<strong>der</strong>n standen<br />

bisher die Überlastungserscheinungen<br />

des Kohlenhydrat- und Fettstoffwechsels<br />

mit Hyperglykämie, Hyperlipidämie,<br />

im weiteren Verlauf Atheromatose<br />

und Arteriosklerose einseitig im<br />

Vor<strong>der</strong>grund des Interesses, jedoch<br />

kann auch ein einseitiges, langdauerndes<br />

Überangebot an Nahrungseiweiß<br />

o<strong>der</strong> gar chronische Eiweißmast vom<br />

Energiestoffwechsel nicht mehr oxidativ<br />

bewältigt werden. Die Folge ist eine<br />

etappenweise vordringende Adsorptionshyalinose.<br />

Nach den Befunden<br />

<strong>der</strong> Pathologie beginnt diese in Leber<br />

und Milz, um über Gefäßendothelien,<br />

Darm und Tubulusepithelien sich bis<br />

zu den straffen und retikulären Fasern<br />

des weiten bindegewebigen Raumes<br />

auszudehnen.<br />

Bis zu einem gewissen Grad sind Atheromatosen<br />

und Hyalinosen durch ent-<br />

Arztezeitschnft für Naturheilverfahren 35, 4 (1994) 283


H. Fahrner, Das Heilfasten<br />

sprechend langes Fasten rückbildungsfähig.<br />

Bei längerer Verweildauer <strong>der</strong><br />

Ablagerungen verän<strong>der</strong>t sich jedoch<br />

ihre chemische Struktur, sie „verfremden"<br />

und können sogar antigene Eigenschaften<br />

entwickeln. In Reaktion<br />

mit den zell- und gewebsständigen Antikörpern<br />

entsteht ein weiteres Degenerationsprodukt,<br />

das Amyloid als<br />

Antigen-Antikörper-Reaktion (Letterer).<br />

Es ist bis jetzt noch nicht möglich,<br />

solche pathologischen und pathogenen<br />

Ablagerungen zu markieren und <strong>der</strong>en<br />

Abbau durch Recycling nachzuweisen.<br />

Die bisherigen Verlaufsbeobachtungen<br />

sprechen jedoch für diese Möglichkeit.<br />

Dabei besteht sicher auch eine Abhängigkeit<br />

von <strong>der</strong> Größe <strong>der</strong> noch vorhandenen<br />

Kapillardurchblutung und<br />

Enzymkapazität.<br />

Tab. I; Indikationen des Fastens.<br />

Herz-Kreislauf-<br />

Erkrankungen<br />

Stoffwechselkrankheiten<br />

Verdauungskrankheiten<br />

Nierenerkrankungen<br />

Atemwegserkrankungen<br />

Erkrankungen des Bewegungsapparates<br />

Hauterkrankungen<br />

Frauenleiden<br />

psychische Erkrankungen<br />

Da die Muskulatur ca. 60% des <strong>Gesamte</strong>iweißes<br />

ausmacht, kann eine<br />

muskuläre Hypertrophie, z. B. bei<br />

Athleten, den Reserveeiweißpool erheblich<br />

vermehren.<br />

Der Eiweißabbau im Fasten ist im normalen<br />

Indikationsbereich also kein<br />

Verlustgeschäft, wird doch die abgebaute<br />

Muskulatur durch die Gewichtsabnahme<br />

entbehrlich. Die Befreiung<br />

des gesamten Darmtraktes von <strong>der</strong><br />

Verdauungstätigkeit erlaubt die komplette<br />

Renovierung des Schleimhautund<br />

Drüsenepithels. Von <strong>der</strong> Entlastung<br />

und Verkürzung <strong>der</strong> Transitstrecke<br />

zwischen Blutbahn und Zelle<br />

profitiert <strong>der</strong> gesamte Organismus mit<br />

jenem so wohltuend empfundenen tiefen<br />

„inneren Auf- und Durchatmen",<br />

das beson<strong>der</strong>s von <strong>der</strong> 3. Fastenwoche<br />

an immer wie<strong>der</strong> erlebt wird. Dies läßt<br />

sich außerdem durch die Entlastung<br />

<strong>der</strong> Transportfunktion des Blutes, vor<br />

allem an Fetten, durch den Abbau des<br />

gesamten Betriebsdrucks (meßbar am<br />

Blutdruck, am Augeninnendruck) und<br />

des Blutvolumens mit <strong>der</strong> großen Entlastung<br />

des Herzens und durch die<br />

Ökonomisierung des Wärmehaushaltes<br />

erklären. Sehr bedeutsam ist außerdem<br />

die statische Entlastung <strong>der</strong> Gelenke<br />

durch die Gewichtsabnahme,<br />

wobei sich auch ein schon vorgeschädigter<br />

Knorpel wie<strong>der</strong> zu erholen vermag.<br />

Im Zusammenhang mit <strong>der</strong> tiefgreifenden<br />

Entsalzung und Entquellung findet<br />

auch eine Entschlackung und Entgiftung<br />

aller überfor<strong>der</strong>ten Organbereiche<br />

statt und damit eine allgemeine<br />

Entmüdung und Neubelebung <strong>der</strong> Regeneration.<br />

Generell kann also von einer<br />

großen Entlastung und Erleichterung<br />

aller Grundfunktionen durch das<br />

Fasten gesprochen werden: <strong>der</strong> Atmung,<br />

<strong>der</strong> Verdauung, des Stoffwechsels,<br />

des Kreislaufs und <strong>der</strong> Beweglichkeit.<br />

Eine durchaus vergleichbare Entrümpelung<br />

findet auch im seelischen Bereich<br />

statt, was sich häufig in den sehr<br />

lebhaften Fastenträumen bemerkbar<br />

macht. Dabei können Botschaften aus<br />

<strong>der</strong> eigenen Seelentiefe ins Bewußtsein<br />

gelangen und eine Neuorientierung<br />

<strong>der</strong> inneren Einstellung einleiten, wie<br />

z. B. zur Bewältigung von Entzugserscheinungen<br />

(Koffein, Nikotin, Alkohol)<br />

sowie zur Entwöhnung von jetzt<br />

überflüssig gewordenen Arzneimitteln<br />

(Diuretika, Laxanzien, Sedativa etc.)<br />

erfor<strong>der</strong>lich ist. Im weiteren wird auch<br />

die Problematik <strong>der</strong> zwischenmenschlichen<br />

Beziehungen in Familie und Arbeitswelt<br />

aktualisiert und <strong>der</strong> positiven<br />

Lösung nähergebracht. Hierzu bedarf<br />

es oft eines vertieften ärztlichen Gesprächs<br />

bzw. fortlaufen<strong>der</strong> pyschologischer<br />

Betreuung und Führung. Eine<br />

wichtige Aufgabe ist es für die allermeisten,<br />

aus <strong>der</strong> Betriebsamkeit heraus<br />

im Fasten zur Ruhe zu kommen,<br />

um mit <strong>der</strong> Stille, mit dem Alleinsein<br />

und <strong>der</strong> Konfrontation mit sich selber<br />

fertigzuwerden.<br />

So wird das Fasten auch mit einer ordnenden<br />

Kraft im Umgang mit sich<br />

selbst und damit zur erfolgreichen Arbeit<br />

am eigenen Charakter.<br />

Nach all dem Gesagten wird die Breite<br />

<strong>der</strong> Indikation sowohl im präventiven<br />

arterielle Hypertonie, Herzinsuffizienz, K-H-K,<br />

Infarktprophylaxe, periphere Durchblutungsstörung<br />

(arteriell und venös)<br />

Migräne, Glaucoma simplex<br />

Diabetes mellitus II, Hyperlipidämien<br />

Atherornatose, Hyperurikämie, Gicht, Adipositas<br />

aller Grade<br />

Gastroduodenopathien, Dyspepsien, Hepatopathien,<br />

Dyskinesie im GaUe-Pankreas-Bereich, Enteritis<br />

Crohn, Colitis ulcerosa, Dysbakterie<br />

chronische, nichtinfektiöse Nephropathie<br />

Asthma bronchiale, asthmatoide Bronchitis, chronische<br />

Rhinitis, chronische Sinubronchitis, chronische<br />

Laryngitis<br />

degenerative Gelenkerkrankungen, chronisch-rheumatische<br />

Arthritis, Polyarthritis psoriatica, M. Reiter,<br />

Sjögren-Syndrom, Polytendomyopathie<br />

Allergosen, Psoriasis vulgaris, endogenes Ekzem<br />

Regelstörungen, Konzeptionsschwierigkeiten, klimakterisches<br />

Syndrom<br />

reaktive und Involutionsdepression, Suchtverhalten<br />

(Nikotin, Alkohol, Pharmaka)<br />

284 Arztezeitschnft für Naturheilverfahren 35 4 (1994)


H. Fahrner, Das Heilfasten<br />

Tab. II: Gegenindikationen des Fastens.<br />

irreversible katabole Prozesse<br />

zerebrovaskuläre Insuffizienz<br />

Dystrophie<br />

psychische Erkrankungen<br />

wie im therapeutischen Bereich verständlich.<br />

Sie umfaßt Risikofaktoren,<br />

ernährungsabhängige Krankheiten<br />

und chronische Leiden ebenso wie eine<br />

fehlgesteuerte Seelenproblematik mit<br />

ihren suchtähnlichen Kompensationsmechanismen<br />

(Tab. I).<br />

Notwendige Diagnostik<br />

zum Fasten<br />

Eine umfassende Diagnostik ist die<br />

Voraussetzung für die richtig gewählte<br />

Dauer und Intensität des Fastens in<br />

Verbindung mit allen an<strong>der</strong>en hilfreichen<br />

Naturheilmethoden und beson<strong>der</strong>s<br />

einer heilsamen Seelenführung.<br />

Dabei sind auch die Gegenindikationen<br />

zu beachten (Tab. II).<br />

Je kränker <strong>der</strong> Mensch ist und je länger<br />

das Fasten dauert, um so wichtiger<br />

wird die Verlaufskontrolle. Dadurch<br />

lassen sich Fastenkrisen vermeiden<br />

o<strong>der</strong> rasch beheben und ein optimaler<br />

Fastenerfolg gewährleisten.<br />

Die häufigste Ursache von Fastenkrisen<br />

ist wohl im körperlichen Bereich<br />

<strong>der</strong> ungenügend entleerte Darm, an intestinale<br />

Autointoxikationen ist dabei<br />

durchaus zu denken, jedoch reicht die<br />

Xanthoproteinreaktion nach Becher<br />

aktiv-progressive Tuberkulose, Hyperthyreose, Thyreotoxikose,<br />

expansiv konsumierende MaEgnome<br />

progressive Gefäßsklerose, degenerative Hirnerkrankungen,<br />

M. Alzheimer<br />

im hohen Alter, nach Fehl- und Unterernährung,<br />

progredienter indurieren<strong>der</strong> Hepathopathie, nach<br />

Darmoperationen,<br />

chronische Kardiomyopathie<br />

schizoide und paranoide Psychosen, Anorexia nervosa,<br />

fehlendes Verständnis<br />

zu ihrem Nachweis nicht aus. Die vollständige<br />

und möglichst schonende<br />

Darmreinigung hat deshalb im Fasten<br />

ihren beson<strong>der</strong>en Stellenwert. Im seelischen<br />

Bereich machen Fastenträume<br />

die seelische Problematik erst recht<br />

deutlich und bringen diese dem Verständnis<br />

und <strong>der</strong> Lösung näher, allerdings<br />

erfor<strong>der</strong>t die erfolgreiche Bearbeitung<br />

solcher Träume einen erheblichen<br />

Zeitaufwand.<br />

Mit den Worten Otto Buchingers sucht<br />

sein Konzept „die Übereinstimmung<br />

<strong>der</strong> innermenschlichen Form- und<br />

Heilkräfte (<strong>der</strong> Entelechie nach Aristoteles)<br />

mit dem schöpferischen Weltgeist<br />

<strong>der</strong> Heilkraft des Archäus (eines<br />

Paracelsus) als Voraussetzung für die<br />

leibliche und seelische Gesundung und<br />

Gesun<strong>der</strong>haltung des Menschen".<br />

Diese Vorstellung schließt die wissenschaftlich<br />

faßbaren Gesetzmäßigkeiten<br />

mit ein, übersteigt diese aber um die<br />

Dimension des Glaubens, <strong>der</strong> Religio.<br />

„Die Naturwissenschaften braucht <strong>der</strong><br />

Mensch zum Erkennen, den Glauben<br />

zum Handeln!" Dieses Wort von Max<br />

Planck kennzeichnet auch die Einstellung<br />

Otto Buchingers, sie hat ihn ja<br />

vom Fasten zum „Heilfasten" geführt.<br />

Dieses Heilfasten wird so zum stärksten<br />

Appell an die selbstheilerischen<br />

Kräfte im Menschen, körperlich, seelisch<br />

und geistig gesehen. Nach meinen<br />

bisherigen Erfahrungen ist <strong>der</strong> Mensch<br />

nur auf <strong>der</strong> Basis eines solch umfassend<br />

erlebten Fastens in <strong>der</strong> Lage, sein<br />

gesundheitsschädigendes, selbstzerstörerisches<br />

Verhalten im Alltag zu än<strong>der</strong>n,<br />

seine Willenskraft zu stärken und<br />

sich mit seinen guten Vorsätzen gegen<br />

den mächtigen Sog verführerischer<br />

Gewohnheiten und gegen den Wi<strong>der</strong>stand<br />

<strong>der</strong> eigenen Trägheit erfolgreich<br />

durchzusetzen. Dazu braucht <strong>der</strong> Fastende<br />

die Hinführung und die unablässige<br />

Bestärkung durch seinen Arzt.<br />

Deshalb for<strong>der</strong>t Otto Buchinger: „Ein<br />

Fastenarzt muß mehr sein als ein guter<br />

Medicus, er muß das Wesentliche begriffen<br />

haben, und dazu gehört die<br />

Theurgie als vollbringende Komponente."<br />

Literatur<br />

Buchinger, O., sen.: Vom Marinearzt zum<br />

Fastenarzt. Hyperion, Freiburg, 1955.<br />

Buchinger, O., sen.: Das Heilfasten. Hippokrates-Verlag,<br />

Stuttgart, 21. Auflage<br />

1991.<br />

Fahrner, H.: Fasten als Therapie. Hippokrates<br />

Verlag, Stuttgart, 2. Auflage 1991.<br />

Hufeland, C. W.: Makrobiotik o<strong>der</strong> die<br />

Kunst, das menschliche Leben zu verlängern.<br />

G. Reimer Verlag, Berlin, 1860.<br />

Möller, S.: Über spartanische Methoden in<br />

<strong>der</strong> Medizin. E. Pahl Verlag, Dresden,<br />

1937.<br />

Riedlin, G.: Kann ich genesen F. Funcke<br />

Verlag, Freiburg, 1913.<br />

Wendt, L.: Hypoporopathie, Krankheiten<br />

vermin<strong>der</strong>ter Kapillarmembranpermeabilitat.<br />

E. Koch Verlag, Frankfurt, 2.<br />

Auflage 1973.<br />

Anschrift des Verfassers:<br />

Dr. med. H. Fahrner, Arztl. Direktor a. D.,<br />

Klinik Buchinger am Bodensee<br />

Kleine Steinstraße 2<br />

D-88662 Überlingen<br />

Arztezeitschnft für Naturhellverfahren 35, 4 (1994) 285


Kurze Geschichte des Hungerns<br />

von G. Brubacher<br />

Zusammenfassung<br />

Hungersnöte und Hungerkatastrophen können als Folge einer vermin<strong>der</strong>ten Nahrungsmittelproduktion<br />

verstanden werden und damit als Folge des herrschenden<br />

Klimas o<strong>der</strong> regionaler Naturkatastrophen, wie Dürre, Überschwemmungen und<br />

Vulkanausbrüche, einerseits o<strong>der</strong> als Folge politischer Wirren und Kriege an<strong>der</strong>erseits.<br />

In naher Zukunft können Ökokatastrophen, wie <strong>der</strong> Reaktorunfall von<br />

Tschernobyl, als weitere Faktoren für die Vermin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Nahrungsmittelproduktion<br />

und damit für die Entstehung von Hungerkatastrophen dazukommen.<br />

An einzelnen Beispielen wird gezeigt, wie im Laufe <strong>der</strong> Geschichte klimatische<br />

Verän<strong>der</strong>ungen o<strong>der</strong> politische Wirren zu solchen Katastrophen geführt haben,<br />

wie diesen einerseits durch Erfindung neuer Produktionsmethoden entgegengewirkt<br />

wurde und wie an<strong>der</strong>erseits die Zuteilung von Nahrungsmitteln an die hungernde<br />

Bevölkerung als Machtmittel ausgenutzt wurde.<br />

Schlüsselwörter: Hungerkatastrophen, Nahrungsmittelproduktion, Klima, Naturkatastrophen,<br />

Weltbevölkerung, Fasten, Ökologie<br />

Summary<br />

Periods ofdearth andfamine can, on the one hand, be seen as results ofreduced<br />

foodproduction, i. e. attributed to climatic factors or regional catastrophes such as<br />

floods and volcanic eruptions; on the other hand, they can also been un<strong>der</strong>stood<br />

as results ofpolitical confusion and wars. In the nearfuture, ecological catastrophes<br />

like the reactor accident at Chernobyl may come to play a role in reduction of<br />

food productions and thus contribute tofamines. A number ofhistorical instances<br />

illustrate the roleplayed by climatic changes andpolitical confusion in such catastrophes<br />

in thepast. The invention ofnew methods of production is described as<br />

one solution. Another topic discussed is misuse offood distribution to a hungry<br />

populace as an Instrument ofpower.<br />

Key words: famines, food production, climate, natural catastrophes, world<br />

populace, fasting, ecology<br />

Resume<br />

Les disettes et les famines peuvent etre comprises comme la consequence d'une reduction<br />

de la production alimentaire et donc d'une part comme consequence du<br />

climat regnant ou de catastrophes naturelles regionales comme la secheresse, les<br />

inondations ou les eruptions volcaniques ou d'autrepart comme consequence de<br />

desordres politiques ou de guerres. Dans un avenir proche, les catastrophes ecolo-<br />

Im Gegensatz zum Fasten, bei dem in<br />

<strong>der</strong> Regel freiwilligauf die Zufuhr von<br />

Nahrung verzichtet wird, handelt es<br />

sich beim Hungern um einen Nahrungsentzug,<br />

<strong>der</strong> durch äußere Umstände<br />

aufgezwungen wird, wenn wir<br />

vom sogenannten Hungerstreik und<br />

von <strong>der</strong> Anorexia nervosa absehen.<br />

Aber auch hier geschieht dieser Nahrungsentzug<br />

nicht ganz freiwillig; im<br />

ersten Fall liegen äußere Zwänge vor,<br />

welche in den politischen o<strong>der</strong> sozialen<br />

Verhältnissen liegen; im letzteren geschieht<br />

<strong>der</strong> Verzicht infolge eines inneren<br />

Zwanges. Im folgenden soll auf<br />

diese Spezialfälle nicht eingegangen<br />

werden.<br />

Es kann sich in diesem kurzen Abriß<br />

<strong>der</strong> Geschichte des Hungerns nicht<br />

darum handeln, eine vollständige<br />

Übersicht über alle Hungerkatastrophen<br />

zu geben, die sich seit geschichtlicher<br />

Zeit abgespielt haben, son<strong>der</strong>n es<br />

soll an einzelnen Beispielen theoretisch<br />

gezeigt werden, welche Kräfte einerseits<br />

zu solchen Katastrophen geführt<br />

haben und wie sich an<strong>der</strong>erseits<br />

Hunger in <strong>der</strong> Geschichte ausgewirkt<br />

hat.<br />

Betrachten wir die Bevölkerungsentwicklung<br />

auf dem Gebiet des heutigen<br />

Frankreichs, so stellen wir fest, daß<br />

während zehntausenden von Jahren<br />

die Bevölkerungsdichte praktisch konstant<br />

war und insgesamt etwa 50 000<br />

Seelen auf diesem Gebiet lebten. Man<br />

hat Frankreich für diese Untersuchung<br />

ausgewählt, weil dieses während <strong>der</strong><br />

letzten Eiszeit nicht von Eis bedeckt<br />

war (siehe dazu: M. Ganzin, 1975).<br />

Gegen Ende dieser Periode, o<strong>der</strong> besser<br />

gesagt zu Beginn <strong>der</strong> nun eintretenden<br />

Wärmeperiode, sank die Bevölkerung<br />

auf etwa die Hälfte ab und erreichte<br />

damit einen Tiefpunkt.<br />

Gegen Ende des siebten Jahrtausends<br />

vor Christus stieg dann aber die Bevölkerungskurve<br />

steil an, lediglich unterbrochen<br />

von einer Zeit geringerer<br />

Zunahme im ersten Jahrtausend vor<br />

unserer Zeitrechnung, die mit dem<br />

Einbruch <strong>der</strong> Gallier in Verbindung<br />

gebracht wird. Um das Jahr 1000 nach<br />

286 Arztezeitschnft für Naturheilverfahren 35, 4 (1994)


G. Brubacher, Kurze Geschichte des Hungerns<br />

giques comme l'accident du reacteur nucleaire de Tchernobylpourraient venir<br />

grossir le nombre defacteurs responsables de la baisse de la production alimentaire<br />

et donc de Vapparition defamines. L'article montre ä l'aide de quelques exemples<br />

comment au cours de l'histoire les changements climatiques ou les desordres<br />

politiques ont entmine de telles catastrophes, d'unepart comment ony a<br />

fait aface en inventant de nouvelles methodes de production et d'autrepart comment<br />

la distribution de denrees alimentaires aux populations affamees a ete exploitee<br />

comme Instrument de pouvoir.<br />

MotS-Cles: famines, production alimentaire, climat, catastrophes naturelles, population<br />

mondiale, jeüne, ecologie<br />

Christi Geburt betrug die Bevölkerung<br />

rund 15000000, und 1975 lebten in<br />

Frankreich bereits 53 000 000 Einwohner.<br />

Die Bevölkerungskurve scheint<br />

sich heute abzuflachen. Bei feinerer<br />

Betrachtung stellt man fest, daß auch<br />

während <strong>der</strong> steilen Wachstumsphase<br />

kleinere und größere Einbrüche in <strong>der</strong><br />

Bevölkerungsentwicklung stattfanden,<br />

namentlich im 14. und im 17. Jahrhun<strong>der</strong>t,<br />

welche bei einer globalen Betrachtungsweise<br />

nicht zum Ausdruck<br />

kommen.<br />

Wie ist dieser Einbruch in <strong>der</strong> Bevölkerungsentwicklung<br />

am Ende <strong>der</strong> letzten<br />

Eiszeit zu verstehen — Die Nahrungsgrundlage<br />

des altsteinzeitlichen<br />

Menschen bestand etwa zur Hälfte aus<br />

Fleisch erlegter Wildtiere, zur Hälfte<br />

aus Wildfrüchten und Wildgemüse,<br />

wobei naturgemäß große Schwankungen<br />

in diesem Verhältnis auftreten<br />

konnten. Nach Eaton und Konner<br />

(1985) nahm <strong>der</strong> altsteinzeitliche<br />

Mensch im Mittel 3000 kcal/Tag auf,<br />

bestehend aus 34 Kal% Eiweiß, 45<br />

Kal% Kohlenhydraten und 21 Kal%<br />

Fett, dazu 46 g Nahrungsfasern. Im 8.<br />

bis 7. vorchristlichen Jahrtausend verschwanden<br />

mit dem Rückgang <strong>der</strong><br />

Tundra Rentier, Wildpferd, Auerochs<br />

und Hirsch, welche die Grundlage <strong>der</strong><br />

damaligen Ernährung bildeten. Damals<br />

muß sich dieser Umstand in chronischem<br />

Hunger ausgewirkt haben,<br />

<strong>der</strong> die Bevölkerung auf etwa die<br />

Hälfte absinken ließ. Doch muß man<br />

sich nicht vorstellen, daß nun ein Massensterben<br />

<strong>der</strong> Erwachsenenbevölkerung<br />

einsetzte, son<strong>der</strong>n es wird wohl so<br />

sein, wie wir dies heute noch in gewissen<br />

Entwicklungslän<strong>der</strong>n, wo chronischer<br />

Hunger herrscht, beobachten<br />

können, daß die Kin<strong>der</strong>sterblichkeit<br />

stark anstieg. Erst mit <strong>der</strong> Einführung<br />

von Ackerbau und Tierzucht im 6. und<br />

5. vorchristlichen Jahrtausend, <strong>der</strong> sogenannten<br />

ersten grünen Revolution,<br />

setzte ein BevölkerungsWachstum ein,<br />

das in seinem Ausmaß bisher nie übertroffen<br />

wurde.<br />

Nun besteht nach Malthus eine Gesetzmäßigkeit,<br />

daß sich bei linearem<br />

Anwachsen <strong>der</strong> Nahrungsmittelproduktion<br />

die Bevölkerung geometrisch<br />

vermehrt, also bei einer Verdoppelung<br />

<strong>der</strong> Nahrungsmittelproduktion eine<br />

Vervierfachung <strong>der</strong> Bevölkerung stattfindet.<br />

Es käme damit zu einem Kollaps<br />

und infolgedessen zu einer unermeßlichen<br />

Hungerkatastrophe. Tatsächlich<br />

ist diese Katastrophe nie eingetreten.<br />

Die Gründe hierfür sind<br />

darin zu sehen, daß offenbar immer<br />

rechtzeitig neue Technologien erfunden<br />

wurden, so daß die Nahrungsmittelproduktion<br />

gesteigert werden<br />

konnte. Einzelne Etappen seien hier<br />

nur stichwortartig genannt: die Entdeckung<br />

des Getreides und die Züchtung<br />

immer ertragreicherer Sorten,<br />

die Entdeckung <strong>der</strong> Hülsenfrüchte als<br />

Eiweißlieferant und ihre bodenverbessernden<br />

Eigenschaften, die Symbiose<br />

von Hirten- und Ackerbauvölkern<br />

(das Abweiden <strong>der</strong> brachliegenden<br />

Fel<strong>der</strong> hat gleichzeitig durch die Düngung<br />

einen bodenverbessernden Effekt),<br />

die Zweifel<strong>der</strong>- und später die<br />

Dreifel<strong>der</strong>wirtschaft, die bäuerliche<br />

Viehhaltung mit Weidegang und später<br />

die Stallhaltung mit dem Ausbringen<br />

von Stallmist und Gülle, die Erfindung<br />

des Kunstdüngers, die Herstellung<br />

synthetischer Vitamine (erst die Herstellung<br />

synthetischer Vitamine erlaubte<br />

die räumliche Abkoppelung <strong>der</strong><br />

Tierhaltung vom Ackerbau) und<br />

schließlich die globale Strategie <strong>der</strong> sogenannten<br />

zweiten grünen Revolution.<br />

Parallel dazu ging die Entwicklung<br />

landwirtschaftlicher Geräte, allen<br />

voran die Erfindung des Pfluges in all<br />

seinen Spielarten. Dank dieser technischen<br />

Entwicklungen konnte die Nahrungsmittelproduktion<br />

mit <strong>der</strong> Bevölkerungsentwicklung<br />

Schritt halten,<br />

und es kam nicht zu <strong>der</strong> von Malthus<br />

beschworenen Katastrophe. Selbst die<br />

Hungersituation in den sogenannten<br />

Entwicklungslän<strong>der</strong>n hat sich in den<br />

letzten zwanzig Jahren trotz aller Unkenrufe<br />

wesentlich verbessert, dies sowohl<br />

prozentual als auch absolut.<br />

Entgegen <strong>der</strong> landläufigen Meinung<br />

hat die Gefährdung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> in den<br />

meisten Lan<strong>der</strong>n Asiens, Afrikas und<br />

Lateinamerikas durch klinische Formen<br />

<strong>der</strong> Unterernährung abgenommen,<br />

nur etwa 8% <strong>der</strong> gesamten<br />

Menschheit sind heute noch unmittelbar<br />

vom Hunger bedroht (F. P. Schelp,<br />

1993). Dies heißt nicht, daß uns diese<br />

8% gleichgültig sein sollten, noch daß<br />

wir unbekümmert mit den heutigen<br />

Produktionsmethoden fortfahren dürfen,<br />

sind wir ja nie sicher, ob mit diesen<br />

Methoden nicht Raubbau getrieben<br />

wird und ob dadurch eines Tages das<br />

gesamte Ökosystem zusammenbricht.<br />

Die Bil<strong>der</strong> von Hungerkatastrophen in<br />

den Medien stehen meist in Zusammenhang<br />

mit politischen Wirren o<strong>der</strong><br />

Naturkatastrophen.<br />

Ackerbau, da standortgebunden, ist<br />

Arztezeitschnft für Naturhellverfahren 35 4 (1994) 287


G. Brubacher, Kurze Geschichte des Hungerns<br />

sehr empfindlich gegenüber Klimaschwankungen<br />

und Naturkatastrophen,<br />

wie Dürre, Nässe, Überschwemmungen<br />

o<strong>der</strong> vulkanischen Ausbrüchen.<br />

Seit Christi Geburt kam es zweimal<br />

zu einer globalen Klimaschwankung:<br />

Im 14. Jahrhun<strong>der</strong>t kühlte sich<br />

die Nordhalbkugel <strong>der</strong> Erde ab, begleitet<br />

vom Vorrücken von Gletschern und<br />

Packeis. Es ist zu vermuten, daß in<br />

Grönland die im 13. Jahrhun<strong>der</strong>t blühende<br />

Wikingerkolonie, welche mehr<br />

als 4000 Seelen umfaßte, im 14. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

infolge einer Hungerkatastrophe<br />

nie<strong>der</strong>ging.<br />

Eine ähnliche Abkühlung, die sogenannte<br />

kleine Eiszeit, „machte sich im<br />

17. Jahrhun<strong>der</strong>t weit gebieterischer bemerkbar<br />

als selbst <strong>der</strong> Sonnenkönig<br />

Ludwig XIV., <strong>der</strong> zur damaligen Zeit<br />

in Frankreich regierte" (F. Braudel,<br />

1985). So starb zum Beispiel in Finnland<br />

während <strong>der</strong> großen Hungersnot<br />

1696 bis 1697 ein Viertel, wenn nicht<br />

ein Drittel <strong>der</strong> gesamten Bevölkerung.<br />

Weit häufiger als diese globalen Ereignisse<br />

zogen und ziehen noch heute regionale<br />

Klimaschwankungen, Dürreperioden<br />

o<strong>der</strong> Überschwemmungen<br />

Hungersnöte, ja sogar Hungerkatastrophen<br />

nach sich. Auf den Britischen<br />

Inseln sind zwischen dem Jahre 10<br />

nach Christi Geburt und 1850 mehr als<br />

200 Hungersnöte verzeichnet worden.<br />

In China wurden zwischen dem Jahr<br />

100 vor Christi Geburt und 1910 etwas<br />

über 1800 Hungerkatastrophen aktenkundig<br />

(P. und D. Brothwell, 1984).<br />

Ähnliche Verhältnisse wie früher bei<br />

uns finden sich in sogenannten subsistierenden<br />

Gesellschaften. Whiting<br />

(1958) hat Anfang unseres Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

etwas über 100 solcher subsistieren<strong>der</strong><br />

Gesellschaften untersucht und<br />

folgendes festgestellt: In 38,5% <strong>der</strong><br />

Fälle fand sich mehr als genug Nahrung,<br />

in 45% <strong>der</strong> Fälle war die Nahrung<br />

gerade adäquat, in 12,8% <strong>der</strong><br />

Fälle genügte sie zum Überleben, und<br />

nur in 3,7% <strong>der</strong> Fälle war sie auch<br />

hierfür zu gering. Hungersnöte waren<br />

in 29,7% <strong>der</strong> Fälle selten, in 23,4%<br />

<strong>der</strong> Fälle kamen sie gelegentlich, in<br />

24,4% <strong>der</strong> Fälle jährlich und in 22,5%<br />

<strong>der</strong> Fälle recht häufig vor. Diese Hungersnöte<br />

waren in 36,2% <strong>der</strong> Fälle<br />

mild, in 34,3% <strong>der</strong> Fälle noch erträglich<br />

und in 29,5% <strong>der</strong> Fälle äußerst<br />

schwer.<br />

Es wäre zu einfach, wollte man die gesamte<br />

Bevölkerungsbewegung nur auf<br />

die Erträge <strong>der</strong> Viehhaltung und des<br />

Ackerbaus zurückführen und damit in<br />

den Klimaschwankungen den entscheidenden<br />

Faktor sehen, <strong>der</strong> ihren<br />

Verlauf beeinflußt. Sicher haben im<br />

14. Jahrhun<strong>der</strong>t die Ernteausfälle<br />

nicht unmittelbar zum Bevölkerungsrückgang<br />

geführt. Politische Wirren,<br />

Kriege und Seuchenzüge haben das ihrige<br />

beigetragen, daß im 14. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

die Bevölkerung in Europa zum<br />

Teil bis auf die Hälfte zurückfiel, wie<br />

dies in Frankreich zwischen 1300 und<br />

1450 beobachtet wurde. Hier haben<br />

<strong>der</strong> hun<strong>der</strong>tjährige Krieg (1338-1453)<br />

und die große Pestpandemie von 1348<br />

ihren Beitrag geleistet. Auch <strong>der</strong> dreißigjährige<br />

Krieg im 17. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

(1618-1648) muß hier mit <strong>der</strong> relativ<br />

geringen Bevölkerungszunahme in<br />

Zusammenhang gebracht werden. Inwieweit<br />

aber klimabedingte Hungerkatastrophen<br />

mitverantwortlich waren,<br />

etwa dadurch, daß durch Hunger das<br />

Immunsystem <strong>der</strong> Bevölkerung so geschwächt<br />

war, daß die Pest sich explosionsartig<br />

ausbreiten konnte, o<strong>der</strong> dadurch,<br />

daß die Nahrungsknappheit zu<br />

hohen Verlusten in <strong>der</strong> Zivilbevölkerung<br />

führte, bleibt durch künftige Forschung<br />

abzuklären.<br />

Sammler- und Jägervölker sowie Hirtenvölker<br />

konnten in vorgeschichtlicher<br />

Zeit einer drohenden Hungerkatastrophe<br />

durch Aufsuchen neuer Jagd- und<br />

Weidegründe ausweichen. Die Besiedelung<br />

Südafrikas durch die Urbevölke-<br />

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Dazu gehören Bösartige und<br />

gutartige Geschwulstkrankheiten<br />

sowie bösartige Erkrankungen<br />

und begleitende Störungen <strong>der</strong><br />

blutbildenden Organe, Anregung<br />

<strong>der</strong> Knochenmarkstatigkeit; Vor<br />

beugung gegen Geschwulstrezidive,<br />

definierte Prakanzerosen<br />

Gegenanzeigen Iscador a sollte<br />

nicht angewendet werden bei<br />

Hirndrucksteigerung bei inlracramellen<br />

und intraspmalen Tumoren<br />

Bei hochfieberhaften Zustanden<br />

sollte die Iscador' 3 The<br />

rapie unterbrochen werden, solange<br />

die Körpertemperatur ubei<br />

38°C hegt An den ersten Menses<br />

tagen sollten keine Iscador"-Injektionen<br />

gegeben werden<br />

Nebenwirkungen Gelegentlich auf<br />

tretende entzündliche Reaktionen<br />

um die Einstichstelle <strong>der</strong> subcutanen<br />

Injektion sind unbedenk<br />

lieh In seltenen Fallen können<br />

stärkere örtliche o<strong>der</strong> allgemeine<br />

allergische Reaktionen (Hautre<br />

aklionen, Schuttelfrost, Atemnot,<br />

Schock) auftreten, die ein Abset<br />

zen des Präparates und arztliche<br />

Beratung erfor<strong>der</strong>lich machen.<br />

Vor einer Fortsetzung <strong>der</strong> Therapie<br />

ist eine Desensibihsierungsbehandlung<br />

mit einschleichen<br />

<strong>der</strong> Dosierung durchzufuhren<br />

Evtl. ist auch <strong>der</strong> Wechsel auf<br />

Viscum album eines an<strong>der</strong>en<br />

Hirtsbaumes erfor<strong>der</strong>lich Die<br />

leichte Steigerung <strong>der</strong> Korper<br />

lemperatur ist eine erwünschte<br />

Reaktion<br />

Packungsgroßen und Preise<br />

Serienpackungen<br />

zu 7 Amp. ä 1 ml DM 47,6}<br />

Sortenpackungen<br />

zu 8 Amp ä 1 ml DM 54,4)<br />

Iscador® ist eines <strong>der</strong> Präparate,<br />

die wir im Einklang mit Mensch<br />

und Natur <strong>der</strong> Heükunst zur Verfugung<br />

stellen<br />

Bitte for<strong>der</strong>n Sie die ausführlichen<br />

Behandlungsrichtlinien<br />

bei WELEDA AG, Postfach 1320,<br />

D-73503 Schwäbisch Gmünd an.<br />

WELEDA<br />

288 Arztezeitschnft für Naturheilverfahren 35, 4 (1994)


G. Brubacher, Kurze Geschichte des Hungerns<br />

rung im 12. vorchristlichen Jahrtausend<br />

ist vermutlich auf eine solche Wan<strong>der</strong>ung<br />

zurückzuführen. Als Wan<strong>der</strong>ung<br />

eines Hirtenvolkes seien hier die Wan<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> jüdischen Sippen von Ur<br />

nach Kanaan und dann weiter nach<br />

Ägypten und zurück genannt.<br />

Ackerbautreibende Völker können<br />

nicht so einfach in an<strong>der</strong>e Regionen<br />

ausweichen. Sie müssen, um einer Katastrophe<br />

zu entgehen, Vorräte anlegen,<br />

das heißt, sie müssen mehr arbeiten,<br />

als unmittelbar zum Leben notwendig<br />

ist. Nun beträgt in subsistierenden<br />

Gesellschaften die tägliche Arbeitszeit<br />

im Jahresdurchschnitt für alle<br />

arbeitsfähigen Personen etwa drei<br />

Stunden (S. J. C. Gaulin, M. Konner,<br />

1977). Diese Zeit genügt, um alle<br />

Glie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Gesellschaft, also auch<br />

Kin<strong>der</strong> und Greise, mit Nahrung zu<br />

versorgen, reicht aber nicht aus, um<br />

Vorräte anzulegen. Die Einführung<br />

<strong>der</strong> Vorratshaltung fiel zeitlich mit<br />

dem Beginn <strong>der</strong> Staatenbildung zusammen,<br />

und es kann vermutet werden,<br />

daß hier ein innerer Zusammenhang<br />

besteht. Man brauchte offenbar<br />

die Staatsgewalt, welche dafür sorgte,<br />

daß <strong>der</strong> einzelne zusätzliche Arbeit leistete,<br />

um Vorräte anzusammeln. Wer<br />

in <strong>der</strong> Folge über Vorräte verfügte, besaß<br />

die Macht. Nahrung wurde im<br />

Lauf <strong>der</strong> Geschichte immer wie<strong>der</strong> als<br />

Machtmittel eingesetzt und später<br />

Geld, mit dessen Hilfe Nahrung erworben<br />

werden kann.<br />

Es würde zu weit führen, zu versuchen<br />

eine Übersicht darüber zu geben, wie<br />

und wo Nahrung im Lauf <strong>der</strong> Geschichte<br />

als Machtmittel eingesetzt<br />

wurde. Unsere Zeitgeschichte bietet<br />

hier genügend Anschauungsmaterial.<br />

Stichwortartig seien einige Beispiele<br />

genannt: die Belagerung, das Embargo<br />

und die Zerstörung von Lebensmittelvorräten<br />

und <strong>der</strong> fruchtbaren<br />

Erde; unterkalorische Nahrungszufuhr<br />

bei Gefangenen und Konzentrationslagerinsassen;<br />

die unterkalorische Versorgung<br />

von Zwangsarbeitern und sogenannten<br />

„freien" Arbeitern (die<br />

Drohung eines noch stärkeren Nahrungsentzuges<br />

zwingt immer wie<strong>der</strong>,<br />

die verlangte Arbeit auszuführen); die<br />

Erzeugung von Hungersnöten zur<br />

Hochhaltung <strong>der</strong> Preise.<br />

Dieses Vorgehen ist beson<strong>der</strong>s bei<br />

Nahrungsknappheit wirksam. Wenn<br />

heute noch etwa 8% <strong>der</strong> gesamten<br />

Menschheit unmittelbar vom Verhungern<br />

bedroht sind, so ist dies nicht einer<br />

mangelnden Nahrungsmittelproduktion<br />

zuzuschreiben, son<strong>der</strong>n dem<br />

Umstand, daß dieser Teil <strong>der</strong> Menschheit<br />

zu arm ist, um sich die notwendige<br />

Nahrung zu kaufen. Es sollte darum<br />

alles getan werden, damit sich die Bevölkerung<br />

dieser ärmsten <strong>der</strong> Entwicklungslän<strong>der</strong><br />

die notwendige Nahrung<br />

beschaffen kann, sei es dadurch, daß<br />

die reicheren ihnen ihre Ware zu einem<br />

Preis abkauft, welcher ihnen erlaubt,<br />

genügend Nahrung zu beschaffen,<br />

o<strong>der</strong> daß ihnen Nahrung zu einem<br />

Preis angeboten wird, <strong>der</strong> ihren finanziellen<br />

Möglichkeiten entspricht.<br />

Es wurde bereits darauf hingewiesen,<br />

daß Naturkatastrophen und ebenso<br />

kriegerische Ereignisse und politische<br />

Wirren und in Zukunft wohl auch sogenannte<br />

Ökokatastrophen die Nahrungsmittelversorgung<br />

in Frage stellen.<br />

Es versteht sich von selbst, daß in jenen<br />

Gebieten, wo Hunger infolge solcher<br />

Ereignisse herrscht, nur eine direkte<br />

Lebensmittelhilfe eine Hungerkatastrophe<br />

verhin<strong>der</strong>n kann.<br />

Literatur<br />

Braudel, F.: Sozialgeschichte des 15. bis.<br />

18. Jahrhun<strong>der</strong>ts. Der Alltag, Kindler,<br />

München (1985) 41, 73.<br />

Brothwell, P., D. Brothwell: Manna und<br />

Hirse. Philipp von Zabern, Mainz<br />

(1984) 252.<br />

Eaton, S. B., M. Konner: Paleolithic Nutrition.<br />

NewEngl. J. Med. 312 (1985) 283-<br />

289.<br />

Ganzin, M.: Gerechte Nahrungsmittelversorgung<br />

für alle. Unesco Kurier 16/5<br />

(1975) 4-11, 36-37.<br />

Gaulin, S. J. C, M. Konner: On the<br />

Natural Diet of Primates, Including<br />

Humans. In: Nutrition and the Brain 1,<br />

edited by R. J. Wurtman and /. J. Wurtman.<br />

Raven Press, New York (1977) 43.<br />

Schelp, F.-P.: Akute und chronische<br />

Unterernährung in <strong>der</strong> Dritten Welt.<br />

Vortrag, gehalten am 2. April 1993 in<br />

Basel.<br />

Whiting, M. G.: A cross-cultural nutrition<br />

survey. Doctoral thesis, Havard School<br />

of Public Health (1958), zitiert in Gaulin,<br />

S. J. C, M. Konner (1977) 56-57.<br />

Anschrift des Verfassers:<br />

Dr. phil. G. Brubacher, a. o. Prof. em.<br />

Rudolf-Wackemagel-Str. 38, CH-4125<br />

Riehen.<br />

290 Arztezeitschnft für Naturheilverfahren 35, 4 (1994)


Laudatio des Enkels auf den<br />

Großvater Dr. Otto Buchinger<br />

von A. Buchinger<br />

Verehrte Kolleginnen, sehr geehrte<br />

Kollegen, meine Damen und Herren,<br />

es ist eine Ehre für mich, vor Ihnen,<br />

stellvertretend für meinen Vater, meines<br />

Großvaters Dr. Otto Buchinger,<br />

des Älteren, zu gedenken, <strong>der</strong> im Februar<br />

dieses Jahres 116 Jahre alt geworden<br />

wäre und den ich zuletzt, als er<br />

81 Jahre alt war, etliche Tage in meinem<br />

Elternhaus in Bad Pyrmont erlebte<br />

als einen ernsten, weisen Menschen<br />

von starker Ausstrahlung und<br />

gütiger, fester Autorität.<br />

Von vornherein begegneten wir, seine<br />

Enkel, ihm mit mehr als nur Respekt<br />

— Ehrfurcht und hohe Achtung wären<br />

die rechte Bezeichnung. Güte und Verständnis,<br />

gelegentlich auch Strenge,<br />

waren ihm eigen.<br />

Was mich auch noch in seiner Lebensgeschichte<br />

beeindruckte, waren <strong>der</strong><br />

Mut, konsequent seiner Erfahrung,<br />

seinem Gewissen als Mensch und Arzt<br />

— in ihm war das ein Ganzes in seiner<br />

Persönlichkeit — zu folgen ohne Neigung<br />

zu einem Opportunismus, zu unangebrachten<br />

Konzessionen, wenn das<br />

wi<strong>der</strong> sein Gewissen und wi<strong>der</strong> seine<br />

Lebenserfahrung gegangen wäre.<br />

Ohne falsche Militanz ging es ihm um<br />

eine Besserung <strong>der</strong> gesellschaftlichen<br />

Gewohnheiten, noch deutlicher: Das<br />

ärztlich-gesundheitliche Prinzip sollte,<br />

wenn ich es so formulieren darf, die<br />

Verwechslung des alles in <strong>der</strong> Tiefe<br />

menschlichen Wesens tragenden geistigen<br />

Prinzips mit <strong>der</strong> alkoholischen Geselligkeit<br />

meiden, die Verwechslung<br />

des Spiritus sanctus also mit dem Spiritus<br />

vini.<br />

Damit begann sein Ringen um eine<br />

wirkliche Lebensreform im umfassenden<br />

Sinne! Wiewohl ein solcher Einsatz<br />

das Ende seiner militärischen und<br />

gesellschaftlichen Laufbahn hätte sein<br />

können, stand er unbeirrbar zu seinen<br />

Grundsätzen. Im Offizierkorps <strong>der</strong><br />

kaiserlichen Marine — so erzählte uns<br />

sein Freund, <strong>der</strong> berühmte „Seeteufel<br />

Graf Luckner" — war <strong>der</strong> Spitzname<br />

meines Großvaters „Fachinger" statt<br />

Buchinger.<br />

1913 erscheint das zweibändige und<br />

offizielle „Handbuch <strong>der</strong> Gesundheitspflege<br />

an Bord von Kriegsschiffen".<br />

Darin war ein Beitrag Buchingers „Die<br />

Alkoholfrage in <strong>der</strong> Marine", medizinwissenschaftlich<br />

auch heute noch lesenswert.<br />

Vor dem maßgeblichen Heilfastenbuch<br />

von 1935 aber erschien 1924 in<br />

Stuttgart das inzwischen nur noch antiquarisch<br />

zu findende zweibändige<br />

Werk mit dem Titel „Das ärztliche<br />

Volksbuch", hierin wie<strong>der</strong>um ein vielseitiger<br />

Beitrag Otto Buchingers, aus<br />

dem ich zur Charakterisierung seiner<br />

Persönlichkeit und seiner, man könnte<br />

es mit einer inzwischen gängigen Vokabel<br />

nennen, ganzheitlichen Lebenseinstellung,<br />

nun zitiere. Der Titel lautet:<br />

„Schutz durch Lebensreform".<br />

„Wenn ein Mensch grundsätzlich und<br />

freiwillig den Alkohol meidet, keine<br />

Speise genießt, die durch den Tod eines<br />

Tieres gewonnen wurde, den Tabakgenuß<br />

verachtet und auch alle sonstigen<br />

Lustgifte, wie Coca, Haschisch,<br />

Opium usf., wenn <strong>der</strong>selbe Mensch<br />

dann auch noch aus <strong>der</strong> gleichen Einstellung<br />

heraus, von denselben Gründen<br />

<strong>der</strong> Vernunft, Ehrfurcht und Liebe<br />

geleitet, auch den Schund und Luxus<br />

bekämpft, die Hetze <strong>der</strong> Geldspekulation,<br />

den „Mammonismus" (das arbeitslose<br />

Einkommen), den Bodenwucher<br />

und Völkermord, und wenn dieser<br />

Mensch dann vielleicht noch eintritt<br />

für größere Einfachheit in Kleidung,<br />

Einrichtung und Lebenshaltung,<br />

also etwa für Gehen statt Fahren, und<br />

wenn er sogar die vielgepriesene, kohlengierige,<br />

wäl<strong>der</strong>- und menschenverbrauchende<br />

„Zivilisation" und Industrialisierung<br />

seines Volkes mit zum<br />

mindesten einem 'nassen Auge' ansähe,<br />

so daß also durch sein ganzes Leben<br />

und Kämpfen eine starke Sehnsucht<br />

zöge nach dem Wie<strong>der</strong>gewinn<br />

<strong>der</strong> längst verlorenen, uralten Harmonie<br />

mit <strong>der</strong> Gott-Natur, so nennen wir<br />

einen solchen Menschen einen Lebensreformer<br />

und die Zusammenfassung<br />

seiner gelebten und erstrebten<br />

Bewegungen die Lebensreform!<br />

Wenn wir den hygienischen Wert, den<br />

Einfluß <strong>der</strong> Lebensreform auf Körperanlage<br />

und Krankheitshäufigkeit, erfühlen<br />

und begreifen wollen, so müssen<br />

wir nicht allzusehr und ausschließlich<br />

mit dem verstandesmäßig Beweisbaren<br />

uns begnügen, son<strong>der</strong>n auch einmal<br />

eine schlicht-vertrauende Anleihe<br />

bei dem uralt-heiligen Schau- und<br />

Ahnungsvermogen, <strong>der</strong> 'Intuition',<br />

machen."<br />

Otto Buchingers Einstellung ist es also,<br />

die man nicht nur mit ihm als Lebensreform<br />

bezeichnen kann.<br />

Otto Buchinger lebte seine Auffassung<br />

<strong>der</strong> Diaita, <strong>der</strong> gesunden Lebensordnung,<br />

vor, ohne jegliche Intoleranz und<br />

Enge, dafür aber in geistiger Weite,<br />

ohne jede parteipolitische Färbung, als<br />

Pionier einer heutzutage überlebenswichtigen,<br />

allgemeinen probiotischen<br />

Entwicklung.<br />

Hilfreich für eine solche Entwicklung<br />

wäre da eine vorbildliche Persönlichkeit,<br />

wie ich sie in <strong>der</strong> Gestalt meines<br />

Großvaters sehe. Er hatte 1908 — mit<br />

30 Jahren — begonnen, konsequent<br />

seinem Gewissen und seinen ärztlichen<br />

Erfahrungen zu folgen, ungeachtet aller<br />

Warnungen, Schwierigkeiten gesellschaftlicher<br />

Art (z. B. in <strong>der</strong> Mari-<br />

Arztezeitschnft für Naturheilverfahren 35, 4 (1994) 293


A. Buchinger, Laudatio auf Otto Buchmger<br />

Wir för<strong>der</strong>n<br />

systemorientiertes<br />

Denken und Handeln<br />

in <strong>der</strong> Medizin<br />

Im Bemühen um ein realitätsgerechtes,<br />

wissenschaftlich fundiertes<br />

Verständnis von »Gesundheit«<br />

und»Krankheit« werden<br />

• von uns zweimal jährlich Fortbildungsseminare<br />

mit erfahrenen<br />

Referenten aus dem In- und Ausland<br />

durchgeführt<br />

(Einführung: im Frühjahr;<br />

Fortgeschrittene: im Herbst)<br />

• Forschungen geför<strong>der</strong>t, z.B. über<br />

die wirksamen Prinzipien <strong>der</strong><br />

TCM<br />

• Standards für die Qualitätssicherung<br />

in <strong>der</strong> Systemmedizin erarbeitet<br />

• Kursangebote für Studenten vorbereitet<br />

• durch Laienseminare auch Nicht-<br />

Mediziner informiert<br />

Nähere Informationen über unsere<br />

Arbeit (Videofilm, Broschüre u.a.)<br />

erhalten Sie unter:<br />

Gesellschaft für Systemorientierte<br />

Medizin e.V.<br />

Weberkoppel 36 - 23562 Lübeck<br />

o<strong>der</strong> telefonisch unter:<br />

04 51 - 72 40 4 (Dr. Brunk)<br />

nelaufbahn) zum Trotz. Bekannt ist,<br />

daß er 1917/18 nach lebensgefahrlicher<br />

fieberhafter septischer Tonsillitis<br />

und nachfolgen<strong>der</strong> Polyarthntis, von<br />

medizinischen Autoritäten aufgegeben,<br />

nach zweimaligem Fasten bei<br />

Riedhn und Moller (hier kurierte er<br />

durch Fasten auch noch seine Cholezystopathie)<br />

geheilt wurde. Entgegen <strong>der</strong><br />

damaligen Ablehnung des Fastens<br />

durch die orthodoxe Medizin entschloß<br />

er sich, die Heilfastentherapie<br />

zu seinem arztlichen Lebenswerk zu<br />

machen.<br />

Ich will bei dieser Gelegenheit darauf<br />

hinweisen, daß Otto Buchinger Anfang<br />

<strong>der</strong> 20 er Jahre wegen seiner fastenarzthchen<br />

Praxis mit dem Staatsanwalt<br />

und dem Gottinger Gerichtsmediziner<br />

gedroht wurde. Manch einer<br />

hatte wohl unter dieser Bedrohung<br />

aufgegeben, doch er tat es nicht!<br />

Er trat sogar als arztlicher Sachverstandiger<br />

für Heilfasten für den Kollegen<br />

A. Nordwall 1928 vor dem Landgericht<br />

Aurich, vor dem Oberlandesgericht<br />

Celle und dann vor dem Leipziger<br />

Reichsgericht auf.<br />

In Leipzig, wo man dem Vertreter <strong>der</strong><br />

orthodoxen Medizin damals mehr<br />

folgte, wurde <strong>der</strong> Kollege Nordwall mit<br />

einer Geldstrafe belegt.<br />

Sie werden gewiß, verehrte Kolleginnen<br />

und Kollegen, es verstehen, daß<br />

ich als Enkel hier zwar nicht in extenso<br />

das vorgetragen habe, was aus Buchingers<br />

Autobiographie ohnehin bekannt<br />

ist, und nicht nur von dem Fastenarzt,<br />

son<strong>der</strong>n von dem Lebensreformer Buchinger<br />

gesprochen habe, <strong>der</strong> mir ein<br />

bleibendes arztliches Vorbild ist.<br />

Anschrift des Verfassers:<br />

Dr. med. A. Buchinger<br />

Klinik Dr. Otto Buchinger<br />

Forstweg 39, D-31812 Bad Pyrmont<br />

294 Arztezeitschnft für Naturheilverfahren 35, 4 (1994)


Jetzt wird wie<strong>der</strong> in die Hände<br />

gespuckt<br />

Krankmeldungen und<br />

Kuranträge 1993 drastisch<br />

gesunken<br />

Hamburg (dpa) — Aus Angst vor<br />

Kündigung schleppen sich immer<br />

mehr Menschen trotz Krankheit zur<br />

Arbeit. Patienten wollen frühzeitig aus<br />

Krankenhäusern entlassen werden<br />

o<strong>der</strong> verlangen zunehmend nach harten<br />

„Kloppern", damit sie bloß schnell<br />

wie<strong>der</strong> auf die Beine kommen. Auch<br />

die Zahl <strong>der</strong> Anträge auf Kuren und<br />

medizinische Rehabilitation ist im<br />

Vorjahr stark zurückgegangen. Die<br />

Rezession hat nach Ansicht von Gewerkschaften<br />

und Krankenkassen<br />

„voll auf den Krankenstand durchgeschlagen",<br />

wie eine dpa-Umfrage am<br />

Donnerstag ergab.<br />

Für Sie gelesen<br />

Vor ein paar Jahren noch als „fröhliche<br />

Blaumacher" verschrien, ließen sich<br />

1993 so wenige Westdeutsche krankschreiben<br />

wie schon seit den 70er Jahren<br />

nicht mehr. Nach Angaben <strong>der</strong><br />

Deutschen Angestellten Gewerkschaft<br />

(DAG) sank die Krankheitsquote auf<br />

5,1 nach 5,9 Prozent in 1992. In Ostdeutschland<br />

stieg die Zahl <strong>der</strong> Krankschreibungen<br />

leicht an, lag mit 4,3 Prozent<br />

jedoch deutlich unter Westniveau.<br />

„Wer hier einen Job hat, möchte das<br />

Beschäftigungsverhältnis nicht durch<br />

häufige Abwesenheit gefährden", erläuterte<br />

<strong>der</strong> Ärztekammer-Präsident<br />

von Mecklenburg-Vorpommern, Andreas<br />

Crusius. „Dieser eindeutig arbeitsmarktpolitisch<br />

bedingte Trend<br />

zeigt sich auch daran, daß stationär behandelte<br />

Patienten oft auf baldige Entlassung<br />

aus <strong>der</strong> Klinik drängen, sobald<br />

sie Besserung verspüren." Fast schon<br />

selbstverständlich sei, daß Patienten<br />

für notwendige Besuche beim Arzt Urlaub<br />

nähmen, wenn sie keine Termine<br />

außerhalb <strong>der</strong> Arbeitszeit bekämen:<br />

„Der Druck, <strong>der</strong> auf den Menschen<br />

liegt, ist enorm hoch."<br />

Etliche Arbeitnehmer bäten die Ärzte<br />

darum, von einer Krankschreibung<br />

Abstand zu nehmen, berichten Gewerkschafter<br />

überall im Land. Bei einigen<br />

Arbeitgebern wurden „Hitlisten"<br />

ausgelegt, auf denen die Fehlzeiten <strong>der</strong><br />

Mitarbeiter aufgezählt würden, sagte<br />

ein IG-Metall-Vertreter aus Halle.<br />

„Krankheit wird immer häufiger zum<br />

Kündigungsgrund", betonte ein Stuttgarter<br />

Kollege: Manche Betriebe griffen<br />

trotz o<strong>der</strong> gerade wegen <strong>der</strong> Versprechung,<br />

auf betriebsbedingte Entlassungen<br />

zu verzichten, auf krankheitsbedingte<br />

Kündigungen zurück.<br />

Vor einiger Zeit noch lagen die sanfteren<br />

Heilmethoden <strong>der</strong> Alternativ-Medizin<br />

im Aufwärtstrend. Doch nun beobachten<br />

Mitarbeiter von Ärztekammern,<br />

daß Patienten immer häufiger<br />

um Medikamente bitten, die sie ungeachtet<br />

aller Nebenwirkungen bloß<br />

schnell wie<strong>der</strong> auf die Beine bringen<br />

sollen.<br />

(Suddeutsche Zeitung, 21. 1. 1994)<br />

Rote Zahlen zwingen<br />

Rhön-Klinik zu Schlankheitskur<br />

Wiesbaden — Die Stiftung Deutsche<br />

Klinik für Diagnostik GmbH (DKD),<br />

Wiesbaden, dürfte für 1993 voraussichtlich<br />

einen Verlust von rund 6 Mio.<br />

bis 6,5 Mio. DM ausweisen. Wie Geschäftsführer<br />

Dr. Ulrich Thess auf Anfrage<br />

sagte, liege dieser vorläufige<br />

Fehlbetrag durchaus im Rahmen<br />

<strong>der</strong> Erwartungen. Die DKD, die zu<br />

gleichen Teilen im Besitz <strong>der</strong> Rhön-<br />

Klinikum AG, Bad Neustadt/Saale,<br />

und <strong>der</strong> Familie von undzu Guttenberg<br />

ist, hatte bereits im Sommer 1993 angedeutet,<br />

daß allein durch Personalmaßnahmen<br />

ein Verlust von 2,5 Mio.<br />

DM entstehen werde und das Minus<br />

insgesamt „wohl mehr als doppelt so<br />

hoch" ausfallen werde.<br />

Thess verwies auf laufende Verhandlungen<br />

mit dem Land Hessen und den<br />

Krankenkassen sowie die auf den 31.<br />

Januar angesetzte Landeskrankenhauskonferenz.<br />

Dabei habe die DKD<br />

eine Zukunftskonzeption entworfen,<br />

die eine „tragfähige Struktur" für den<br />

ambulanten Bereich nach dem Wegfall<br />

<strong>der</strong> Problemfall-Pauschale beinhalte<br />

und ein tagesklinisches Modell vorschlage.<br />

Im stationären Bereich wolle<br />

man ein Schwerpunkt-Konzept umsetzen.<br />

Nachdem bis Ende 1993 bereits<br />

85 bis 90 Vollzeitstellen gestrichen<br />

worden seien, solle <strong>der</strong> Abbau von<br />

Personal fortgesetzt werden, für den<br />

bereits 1993 eine Größenordnung von<br />

150 Arbeitsplätzen gesetzt worden<br />

war. Gerüchte, wonach die DKD möglicherweise<br />

verkauft werden solle,<br />

kann sich Thess „nur für den schlimmsten<br />

Fall" vorstellen.<br />

(Suddeutsche Zeitung, 21. 1. 1994)<br />

Mit „sanfter" Medizin den<br />

Etat kurieren<br />

Fünf Essener Betriebskrankenkassen<br />

bezahlen<br />

Naturheilkunde<br />

Vor einigen Jahren konnte sich Dieter<br />

Kleinstoll kaum noch rühren. „Rheuma"<br />

diagnostizierte sein Arzt und<br />

wollte den Mann, Vorsitzen<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Betriebskrankenkasse (BKK) bei<br />

<strong>der</strong> Ruhrkohle-Tochter Steag, zur<br />

massiven Kortison-Behandlung bewegen.<br />

„Als ich wußte, was das eigentlich<br />

ist, hab ich das nicht gemacht." Hilfe<br />

Arztezeitschnft für Naturhellverfahren 35, 4 (1994) 295


Für Sie gelesen<br />

suchte er bei einem sanften Heiler, <strong>der</strong><br />

ihn „naturlich" gesund therapierte. Für<br />

Kleinstoll <strong>der</strong> Stein zum Anstoß: Er<br />

setzte sich für ein bislang einmaliges<br />

Projekt in Essen ein, das in den nächsten<br />

fünf Jahren auf die sanfte Medizin<br />

setzt: Seit Jahresbeginn lassen sich fünf<br />

BKKs auch für Naturheilverfahren zur<br />

Kasse bitten. Ein Modell, mit eingefädelt<br />

vom Zentrum für Dokumentation<br />

für Naturheilkunde (ZDN), das auf<br />

diese Weise Patienten-Kosten m Millionenhohe<br />

sparen will.<br />

Doch bis jetzt war's ein langer Weg für<br />

das Projekt, das zwei Jahre vorbereitet<br />

wurde. Zudem ein Weg durch den Paragraphen-Dschungel<br />

vor dem Hintergrund<br />

<strong>der</strong> Seehoferschen Gesundheitsreform.<br />

Denn da gibt es eine<br />

Klausel, die bislang <strong>der</strong> Hemmschuh<br />

für die kassenarztliche Kostenubernahme<br />

von Naturheilverfahren war:<br />

Nur wer schulmedizinisch als „austherapiert"<br />

gilt, darf — in <strong>der</strong> Regel kostenlos<br />

— über die Kassen „sanfte"<br />

Medizin in Anspruch nehmen.<br />

„Barer Unsmn", findet Dr. Klaus-<br />

Peter Schlebusch, Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

hiesigen ZDN-Geschaftsstelle: „Mit<br />

<strong>der</strong> herkömmlichen Medizin wird oft<br />

nur an Symptomen gedoktert, unnötige<br />

Kosten mit Medikamenten verursacht."<br />

Und weil man angesichts strapazierter<br />

Krankenkassen-Etats auch<br />

auf höherer Ebene am Stichwort „Kostendampfung"<br />

interessiert war, segnet<br />

eine Bundesbehorde per Erprobungsregelung<br />

das Projekt ab. Mit einer Einschränkung,<br />

die fast aberwitzig klingt:<br />

Therapieren dürfen nur Mediziner, die<br />

eine Zusatzausbildung des ZDN nachweisen<br />

können. „Nur so war das Projekt<br />

durchsetzbar", so Schlebusch,<br />

„die Arzte erhalten eine zweijährige<br />

Schulung in Umwelt-, ganzheitlicher<br />

und naturheilkundlicher Medizin und<br />

schließen mit einem Diplom vor <strong>der</strong><br />

Landesarztekammer ab."<br />

Derzeit rekrutiert sich das Naturheilkunde-Zentrum,<br />

das seit 1981 europaweit<br />

Erkenntnisse <strong>der</strong> Naturheilkunde<br />

auswertet, aus 500 Mitglie<strong>der</strong>n. Rund<br />

40 vorbereitete Arzte sollen mit sanften<br />

Methoden noch in diesem Jahr in<br />

jene fünf Essener Betriebe streben, in<br />

denen sich die Betriebskrankenkassen<br />

dem Projekt angeschlossen haben:<br />

Karstadt, Krupp, Goldschmidt, Ruhrgas<br />

und Steag.<br />

Finanziell unterstutzt wird das Modell<br />

<strong>der</strong>zeit durch eine Spende in Hohe von<br />

200000 Mark aus <strong>der</strong> Krupp-Stiftung.<br />

Langfristig wollen die Betriebskrankenkassen<br />

mit einem Zusatzbetrag,<br />

<strong>der</strong> pro Patient entrichtet wird, die entstehenden<br />

Kosten beim ZDN decken.<br />

Auch Kleinstoll, <strong>der</strong> seiner 2 200kopfigen<br />

Versicherten-Klientel bei <strong>der</strong><br />

Steag kostenlos die sanfte Medizin zur<br />

Verfugung stellt, meint: „Mir ist es<br />

wichtig, daß die Krankheiten unserer<br />

Mitarbeiter möglichst nebenwirkungsfrei<br />

auskuriert werden und sie nicht<br />

von Arzt zu Arzt rennen müssen. So<br />

können wir, wie Studien aus an<strong>der</strong>en<br />

Städten belegen, Gel<strong>der</strong> in Millionenhohe<br />

auch bei den Medikamenten einsparen."<br />

Und ein Beispiel, so Schlebusch macht<br />

deutlich: „Wer über Schmerzen am<br />

Weisheitszahn und in den Gelenken<br />

klagt, kann schlicht Probleme mit <strong>der</strong><br />

Leber haben." Richtig erkannt, kann<br />

man sich den Gang zum Zahnarzt und<br />

zum Internisten sparen. Auf diese<br />

Weise geht eben auch für die Kassen<br />

die Rechnung auf.<br />

(Neue Ruhr Zeitung, 26. 1. 1994)<br />

Projekt lauft fünf Jahre lang<br />

Krankenkassen zahlen für<br />

Natur-Medizin<br />

Fünf Essener Betriebskrankenkassen<br />

(BKK) haben eine Ausnahmegenehmigung<br />

erwirkt: Sie dürfen ihren Mitglie<strong>der</strong>n<br />

seit Anfang des Monats in einem<br />

fünfjährigen Projekt Naturheilverfahren<br />

anbieten und auch bezahlen.<br />

„Erstmalig in Deutschland können<br />

Krankenkassen nicht nur in Ausnahmefallen<br />

die Kosten für naturliche<br />

Heilverfahren übernehmen. Wir<br />

mochten in unserem Projekt zweierlei<br />

feststellen: ob diese Ganzheitsmedizin<br />

den Patienten helfen kann und ob sie<br />

auf Dauer preisgünstiger ist", erklarte<br />

Ulrich Vogel, Geschäftsführer <strong>der</strong> Betriebskrankenkassen<br />

in Essen gestern<br />

im Saalbau.<br />

Zusammen mit dem „Zentrum zur<br />

Dokumentation für Naturheilverfahren"<br />

(ZDN) werben die Betriebskrankenkassen<br />

<strong>der</strong> Steag, von Krupp, Karstadt,<br />

Kaisers Kaffee und Ruhrgas für<br />

die alternative Medizin. Das Zentrum<br />

prüft, welche Arzte zukunftig ihre Leistungen<br />

über die BKK abrechnen können.<br />

ZDN-Vorsitzen<strong>der</strong> Dr. Klaus-<br />

Peter Schlebusch erläuterte: „Wir werden<br />

in einem kollegialen Gesprach abfragen,<br />

was die Arzte draufhaben. Danach<br />

entscheiden wir, ob die Bewerber<br />

in <strong>der</strong> Lage sind, das ganzheitliche<br />

Konzept inhaltlich zu tragen."<br />

Rund 20 Arzte wurden sich, so Schlebusch,<br />

an dem System bisher beteiligen,<br />

weitere 20 hatten ihr Interesse bekundet.<br />

Gelegenheit zur Fortbildung<br />

soll es im Frühjahr geben. Dann, so<br />

hofft Schlebusch, werden im Uniklinikum<br />

Kurse zum Thema Naturheilverfahren,<br />

Homöopathie und Umweltmedizin<br />

angeboten. Die Krupp-Stiftung<br />

will sich daran mit 200000 Mark beteiligen.<br />

Dr. Alexan<strong>der</strong> Schubert, Vorsitzen<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Kassenarztlichen Vereinigung in<br />

Essen, spricht von einer Werbekampagne<br />

<strong>der</strong> Essener BKK. „Das ist ein<br />

klarer Verstoß gegen geltende Vertrage<br />

zwischen den Krankenkassen<br />

und den Kassenärzten. Ich halte es für<br />

eine Unverschämtheit <strong>der</strong> Betriebskrankenkassen,<br />

so etwas am Vertragspartner<br />

vorbei auszuprobieren, und ich<br />

werde darauf drangen, daß die Geschäftsführer<br />

dafür aus eigener Tasche<br />

bezahlen müssen", kundigt er an.<br />

(Westdeutsche Allgemeine, 26. 1. 1994)<br />

296 Arztezeitschnft für Naturheilverfahren 35 4 (1994)


Medizinisches Telegramm \<br />

Müdigkeitssyndrom in<br />

<strong>der</strong> Praxis<br />

Eines <strong>der</strong> häufigsten Symptome in <strong>der</strong><br />

Allgemeinpraxis ist die Klage <strong>der</strong> Patienten<br />

über standige Müdigkeit. In einer<br />

englischen Studie wurde aus<br />

22 000 Personen aller sozialen Schichten<br />

ein Kollektiv von 220 Erwachsenen,<br />

die hauptsächlich über anhaltende<br />

Müdigkeit klagten, naher untersucht.<br />

75% <strong>der</strong> durchschnittlich 43jahrigen<br />

Patienten waren Frauen, von denen<br />

69 einen o<strong>der</strong> mehrere pathologische<br />

Laborbefunde aufwiesen, was jedoch<br />

nur in 19 Fallen zu einer entscheidenden<br />

Diagnosefindung führte.<br />

98% <strong>der</strong> Patienten wurden ausschließlich<br />

von Allgemeinmedizinern betreut<br />

und nicht überwiesen. Auch 6 Monate<br />

spater war noch bei 59 Patienten die<br />

Müdigkeit vorhanden, und je langer<br />

dieses Müdigkeitssyndrom bestand,<br />

desto starker und häufiger trat auch<br />

eine depressive Symptomatik auf. Es<br />

wurde in dieser Studie gefor<strong>der</strong>t, daß<br />

sich Wissenschaftler mehr dieser ernstzunehmenden<br />

Problematik, mit <strong>der</strong><br />

hauptsachlich die Allgemeinpraxen<br />

konfrontiert sind, annehmen sollten.<br />

(Ridsdale, L., et al. [Department of General<br />

Practice, United Medical Schools of<br />

Guy's and St. Thomas's Hospitals, London<br />

SEH 6SP]: Patients with fatigue in general<br />

practice: a prospecfive study. Bnt.<br />

Med. J. 304 [1993] 6896, 103-106)<br />

Silizium im Trinkwasser<br />

gegen Morbus Alzheimer<br />

Es fallt ein direkter Zusammenhang<br />

zwischen hohem Aluminiumgehalt im<br />

Trinkwasser und dem Auftreten <strong>der</strong><br />

Alzheimer-Krankheit auf. Gleichzeitig<br />

wurde bekannt, daß das in Wasser geloste<br />

Aluminium durch Silizium in eine<br />

schwer resorbierbare Aluminiumsilikatverbindung<br />

reduziert werden kann.<br />

Dieses Komplexsalz ist in Nahrung<br />

und Trinkwasser wesentlich unschädlicher<br />

als reines Aluminium.<br />

(Edwardson, J A , et al: Effect of Silicon<br />

on gastrointestmal absorption of aluminmm<br />

Lancet 342 [1993] 211)<br />

Ein neues pflanzliches<br />

Krebsmittel<br />

Ein Bestandteil des sudafrikanischen<br />

Baumes Combretum caffrum soll als<br />

wirksamer Mitosehemmstoff und damit<br />

als potentielles Krebsmittel eingesetzt<br />

werden können. In-vitro-Studien<br />

zeigten, daß synthetische Abkömmlinge<br />

von Combretastatin eine ahnliche<br />

Wirkung wie Taxol haben und die Polymerisation<br />

von Tubulin im Zellkern<br />

hemmen und so die Vermehrung <strong>der</strong><br />

Krebszellen stoppen.<br />

(El-Zayat Anti-Cancer Drugs 4 [1993]<br />

19-25)<br />

Immunabwehrschwäche<br />

durch Sport<br />

Es wurde festgestellt, daß übermäßige<br />

körperliche Anstrengung die T 4 -Helferzellen,<br />

Immunglobulme und mononukleare<br />

Zellen in stärkerem Maße<br />

schadigt. Am stärksten sind die naturlichen<br />

Killerzellen betroffen, <strong>der</strong>en<br />

Aktivität am längsten gehemmt ist: So<br />

werden sie z. B. nach einem Marathonlauf<br />

langer als einen Tag in ihrer<br />

Aktivität gehemmt. Verantwortlich<br />

sind wahrscheinlich die freigesetzten<br />

Prostaglandine und die immunsuppressiv<br />

wirkenden Kortikosteroide.<br />

Diese Erkenntnisse sollten aber den<br />

Freizeitsportler in keiner Weise von<br />

seiner sportlichen Ertüchtigung abhalten,<br />

da ein gut dosiertes Bewegungstraining<br />

und vernunftige und ausgewogene<br />

Ernährung nach wie vor die wichtigsten<br />

Praventionsmaßnahmen für die<br />

Gesundheit sind. Auch hier gilt: Die<br />

Dosis macht die Wirkung!<br />

(Shephard, R. J., et al.: Athletic competition<br />

and susceptibihty to mfection. Clin. J.<br />

Sports Med. 3 [1993] 75-77)<br />

Gewichtsreduktion mit Hilfe<br />

von Helianthus tuberosus in<br />

homöopathischen Dosen<br />

Bei 12 nie<strong>der</strong>gelassenen Ärzten wurde<br />

eine doppelblinde, plazebokontrollierte<br />

Studie an 166 Patienten durchgeführt.<br />

Wahrend <strong>der</strong> 12wochigen Studiendauer<br />

wurde bei <strong>der</strong> Verumgruppe<br />

eine hochsignifikante Gewichtsabnahme<br />

von 7,1 kg erreicht, wohingegen<br />

die Plazebogruppe nur eine Gewichtsreduktion<br />

von im Mittel 4,7 kg<br />

aufwies.<br />

Die Autoren fuhren diese effektvolle<br />

Korpergewichtsreduktion auf das<br />

Wirkprinzip des pflanzlichen Arzneimittels<br />

Helianthus tuberosus in homöopathischer<br />

Dilution von D 1 zurück.<br />

Wahrscheinlich verursachen die<br />

unverdaulichen, nicht aufzuspaltenden<br />

Bestandteile von Helianthus tuberosus,<br />

das Inulin, eine ballaststoff-vergleichbare<br />

Wirkung im Gastrointestinaltrakt.<br />

Unter Voraussetzung <strong>der</strong><br />

konsequenten und regelmäßigen Einnahme<br />

bewirken die Tropfen eine Verzögerung<br />

des auftretenden Hungergefühls.<br />

Interessant ist außerdem, daß Patienten<br />

<strong>der</strong> Plazebogruppe allgemein wesentlich<br />

schneller mit <strong>der</strong> Gewichtsreduktionskur<br />

aufhorten und daß bei aer<br />

298 Arztezeitschnft für Naturheilverfahren 35 4 (1994)


Medizinisches Telegramm<br />

Verumgruppe über die 12 Wochen<br />

hinaus eine bestimmte Anzahl von<br />

Probanden ihre Reduktionsdiat fortgeführt<br />

hat.<br />

(Werk W., F. Galland- Hehanthus-tuberosus-Therapie<br />

bei Übergewicht. Therapiewoche<br />

1 [1994] 34-39)<br />

Mistel und Krebstherapie<br />

An <strong>der</strong> immunstimulierenden Wirkung<br />

von Mistellektm ML-1 scheint<br />

kein Zweifel zu bestehen. Um die<br />

Wirksamkeit noch zu erhohen und die<br />

Nebenwirkungen sowie Toxizitat auf<br />

ein Minimum zu reduzieren, wird<br />

z. Zt. versucht, die sogenannte<br />

B-Kette mit ihrem biologischen Kohlenhydratanteil<br />

gentechnisch herzustellen.<br />

Falls das gelange, wurde in Zukunft<br />

ein neues, wirksames Krebsmittel<br />

preisgünstig zur Verfugung stehen.<br />

(Boca, V.. Mistletoe (viscum alba) lectins<br />

as cytokine mducers and mimuno-adjuvant<br />

in tumor therapy. J. Biol. Regulat.<br />

Homeostat. Agents 7 [1993] 1-6).<br />

Knoblauch als Krebsmittel<br />

Tierexperimente an Mausen zeigten,<br />

daß Organschwefelverbindungen (Diallylsulfid<br />

und Diallyldisulfid) die<br />

Tiere vor chemisch induzierten Hauttumoren<br />

schützen können. Dieser protektive<br />

Effekt konnte auch bei <strong>der</strong><br />

Mortalitatsrate im Vergleich zu den<br />

unbehandelten Tieren bewiesen werden.<br />

(Dwivedi, C, et al.: Chemoprevenüon of<br />

chemically induced skin tumor development<br />

by diallyl sulfide and diallyl disulfide.<br />

Pharm. Research 9 [1992] 1668-1670).<br />

Krankengymnastik in<br />

<strong>der</strong> Praxis<br />

In England wurden drei Praxen, in denen<br />

Krankengymnastik verordnet<br />

wurde, miteinan<strong>der</strong> verglichen. Die<br />

erste Praxis hatte eine eigene Krankengymnastin,<br />

bei <strong>der</strong> zweiten wurden die<br />

Patienten zur Gymnastik ins Krankenhaus<br />

am Ort überwiesen, und bei <strong>der</strong><br />

dritten bestand freie Wahl des Krankengymnasten.<br />

Beim Abschluß <strong>der</strong><br />

Studie zeigte sich, daß die Zuweisungsrate<br />

zur Physiotherapie in <strong>der</strong> ersten<br />

Praxis am größten war, die Behandlung<br />

dort am schnellsten begonnen<br />

wurde und auch die Effektivität<br />

die beste war.<br />

Gleichzeitig wurde festgestellt, daß <strong>der</strong><br />

Medikamentenverbrauch, <strong>der</strong> Arbeitszeitverlust<br />

und die Kosten pro Patient<br />

gegenüber den beiden an<strong>der</strong>en Praxen<br />

am niedrigsten lagen.<br />

Als Fazit meinen die Autoren, daß ein<br />

direkter Zugriff auf eine krankengymnastische<br />

Behandlung im nie<strong>der</strong>gelassenen<br />

Bereich erhebliche Kosten sparen<br />

kann.<br />

(Hacket, G. I General practice based<br />

physiotherapy for joint and soft tissue mjunes.<br />

Eur. J Phys. Med. Rehab 3 [1993]<br />

69-73)<br />

Wasserinjektionen gegen<br />

Schleu<strong>der</strong>trauma<br />

In einer randomisierten Studie an 40<br />

Patienten mit chronischem Schleu<strong>der</strong>trauma-Syndrom<br />

wurden 20 Patienten<br />

subkutan mit Wasser und die an<strong>der</strong>en<br />

20 subkutan mit Kochsalzlosung behandelt.<br />

Bei den Kontrolluntersuchungen<br />

nach ein, drei und acht Monaten<br />

wurden die Schmerzqualitat und die<br />

Beweglichkeit geprüft und festgestellt,<br />

daß die mit sterilem Wasser behandelten<br />

Patienten eine signifikant höhere<br />

Heilungsrate aufwiesen als die Kochsalz-Gruppe.<br />

(Tsakans, D., et al.: Lokale therapeutische<br />

Fibrmolyse bei ischämischen zerebrovaskularen<br />

Insulten: erste Ergebnisse bei<br />

sechs Patienten. Schweiz. Med. Wochenschr.<br />

21 [1993] 1784-1789)<br />

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Arztezeitschnft für Naturhellverfahren 35 4 (1994) 299


Kongreßberichte \<br />

45. Therapiekongreß<br />

17. bis 19. September 1993 in Karlsruhe<br />

Bei leichten Asthmaformen im Kindesalter werden in erster<br />

Linie Bronchodilatatoren, vorwiegend aus <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong><br />

Beta 2 -Sympathikomimetika eingesetzt, beispielsweise als<br />

Dosieraerosol, 3 bis 4mal taglich 1 bis 2 Hube. Wenn eine<br />

Inhalationslosung hergestellt wird, um sie beispielsweise mit<br />

einem Kompressor zu vernebeln, so muß die Substanz mit<br />

physiologischer Kochsalzlosung verdünnt werden. Keinesfalls<br />

darf ein Beta 2 -Sympathikomimetikum mit destilliertem<br />

Wasser verdünnt werden, weil durch die osmotische Reaktion<br />

bei einem Asthmatiker mit hyperreagiblem Bronchialsystem<br />

eine schwere Bronchokonstriktion provoziert werden<br />

kann. Als alternative Medikamente kommen Atropin-<br />

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Durchblutungsstörungen <strong>der</strong> Darmmucosa Enteritis Colitis<br />

Darmspasmen intestmal bedingte Ekzeme und Allergien Zur<br />

Hebung des Allgemeinzustandes nach Operationen Bestrah<br />

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denvate bzw. Anticholinergika in Frage, die als Dosieraerosol,<br />

als Pulver und als Inhalationslosung zur Verfugung stehen.<br />

Ihr Wirkungseintritt ist verzögert, die Wirkdauer dagegen<br />

etwas langer als bei Beta-Mimetika.<br />

Theophyllin kann nicht inhaliert werden, es wird in Tabletten-<br />

o<strong>der</strong> Tropfenform, als Suppositorium und sogar als<br />

Klysma angeboten. Das Problem ist die relativ schmale therapeutische<br />

Breite dieser Substanz, <strong>der</strong> therapeutische Bereich<br />

liegt zwischen 10 und 20 [ig/ml. Diese Spiegel werden<br />

erreicht, wenn bei Kleinkin<strong>der</strong>n bis etwa zum 3. Lebensjahr<br />

10 bis 12 mg/kg/Tag verabreicht werden; bei alteren Kin<strong>der</strong>n<br />

sind höhere Dosen von 16 bis 20 mg/kg/Tag erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Diese altersabhangige unterschiedliche Dosierungsvorschrift<br />

hangt damit zusammen, daß sich die Pharmakokmetik<br />

<strong>der</strong> Xanthindenvate im Lauf <strong>der</strong> Kindheit än<strong>der</strong>t. Beim<br />

jungen Kleinkind erfolgt <strong>der</strong> Abbau relativ langsam, deshalb<br />

muß niedriger dosiert werden. Beim alteren Kleinkind und<br />

Schulkind ist die Halbwertszeit deutlich kurzer, deshalb die<br />

höhere Dosierung.<br />

Subtherapeutische Dosen von Theophyllin sind unwirksam,<br />

deshalb sollte bei Besserung <strong>der</strong> Symptomatik keine Dosisreduktion<br />

erfolgen, son<strong>der</strong>n die Medikation abgesetzt werden.<br />

Theophyllin eignet sich auch zur Behandlung des<br />

schweren akuten Asthmaanfalls, die Initialdosis von 6 mg/<br />

kg/KG sollte langsam als Bolus injiziert werden. Für die<br />

langfristige Anwendung eignen sich Retard-Praparate, bei<br />

denen es jedoch 2 bis 4 Tage Zeit braucht, bis entsprechende<br />

Plasmaspiegel erreicht sind.<br />

Neben <strong>der</strong> medikamentösen Therapie sollte beim allergischen<br />

Asthma eine Allergenkarenz angestrebt werden. Die<br />

Hyposensibilisierungsbehandlung ist nach wie vor umstritten,<br />

sie sollte nur bei Kin<strong>der</strong>n über 6 Jahre versucht werden,<br />

bei denen ein relevantes Allergenspektrum bekannt ist. Die<br />

Erfahrung zeigt, daß die Effizienz <strong>der</strong> Hyposensibilisierung<br />

mit dem Schweregrad <strong>der</strong> Erkrankung abnimmt und daß bei<br />

leichteren Erkrankungen ein Effekt auch durch eine gezielte<br />

Pharmakotherapie ohne Hyposensibilisierung zu erreichen<br />

ist. (U. Stephan, Essen)<br />

Nach den Ergebnissen epidemiologischer Studien wird etwa<br />

ein Drittel <strong>der</strong> depressiven Patienten nicht diagnostiziert. Sie<br />

leben zu Hause, sie sind in ihrem psychophysischen Befinden<br />

stark eingeschränkt, die Beeinträchtigung ist ausgeprägter<br />

als bei allen an<strong>der</strong>en medizinischen Erkrankungen, mit Ausnahme<br />

<strong>der</strong> Herz-Kreislauf-Erkrankungen.<br />

Neben den klassischen Antidepressiva <strong>der</strong> ersten Generation<br />

(Amitriptylin, Imipramin u. a.) und <strong>der</strong> zweiten Generation<br />

(Maprotilm u. a.) gibt es inzwischen eine dritte Generation<br />

von Antidepressiva. Hierzu gehören die sogenannten<br />

Serotonin-re-uptake-Hemmer Fluoxetin, Fluvoxamin und<br />

das neu eingeführte Paroxetin, die ein etwas an<strong>der</strong>es Wirkprofil<br />

und ein an<strong>der</strong>es Nebenwirkungsspektrum aufweisen.<br />

Sie eignen sich vor allem zur Behandlung von gehemmten<br />

Depressionen, sie werden zumeist bei leichteren, ambulant<br />

behandelbaren Depressionen eingesetzt. Hingegen sprechen<br />

300 Arztezeitschnft für Naturhellverfahren 35 4 (1994)


Kongreßberichte<br />

Heute<br />

Patienten mit agitierten und psychomotorisch aktivierten<br />

Depressionen besser auf die klassischen trizyklischen Antidepressiva<br />

an, die Serotonin-re-uptake-Hemmer und auch<br />

das neue Moclobemid, ein MAO-A-Hemmer, sind hier wenig<br />

hilfreich.<br />

Ein wesentliches Argument für den Einsatz <strong>der</strong> Antidepressiva<br />

<strong>der</strong> dritten Generation ist das Fehlen anticholinerger<br />

Nebenwirkungen wie Mundtrockenheit, Sedierung, Sehstorungen,<br />

Obstipation, Miktionsstorungen und Tachykardie.<br />

Hier weisen die neuen Serotonin-re-uptake-Hemmer vom<br />

Typ des Paroxetin ebenfalls Vorteile auf, weil sie im Vergleich<br />

zu den trizyklischen Antidepressiva deutlich weniger<br />

toxisch sind, so daß auch eine mehrfache Uberdosierung<br />

keine todlichen Folgen hat.<br />

Auch die Antidepressiva <strong>der</strong> dritten Generation sind nicht<br />

frei von Nebenwirkungen, manche Patienten klagen über<br />

Übelkeit, Unruhe und Schlafstörungen. Selten, aber potentiell<br />

gefahrlich ist das sogenannte Serotoninsyndrom, eine<br />

erst kurzlich erkannte Nebenwirkung, die mit Hypertonie,<br />

Hyperthermie und Krampfanfallen einhergeht. Dieses Syndrom<br />

wurde bei gleichzeitiger Gabe von Fluoxetin mit<br />

MAO-Hemmern o<strong>der</strong> mit Clomipramin, einem trizyklischen<br />

Antidepressivum <strong>der</strong> alten Art, beobachtet, was damit<br />

erklart werden kann, daß diese beiden Pharmaka ebenfalls<br />

den Serotoninabbau hemmen und so die Wirkung von Fluoxetin<br />

verstarken.<br />

Aus psychiatrischer Sicht stellen die neuen Antidepressiva<br />

<strong>der</strong> dritten Generation eine wertvolle Bereicherung in <strong>der</strong><br />

medikamentösen Behandlung <strong>der</strong> Depression dar, sie machen<br />

aber die klassischen Präparate nicht entbehrlich.<br />

(L. Adler, Gottingen)<br />

Nach Literaturberichten nehmen nur etwa 20% <strong>der</strong> Schwangeren<br />

keine Medikamente ein. Die meisten Medikamente<br />

werden im I. Trimenon eingenommen, was auch damit zusammenhangt,<br />

daß manche Frauen zu diesem Zeitpunkt<br />

noch nicht wissen, daß sie gravide sind.<br />

Für die Arzneimitteltherapie in <strong>der</strong> Schwangerschaft gelten<br />

verschiedene Richtlinien: Es wird eine strenge Indikation im<br />

I. Trimenon gefor<strong>der</strong>t, es sollen nur gut erprobte und altbewahrte<br />

Arzneimittel zum Einsatz kommen, und zwar möglichst<br />

kurz und in niedriger, jedoch therapeutisch ausreichen<strong>der</strong><br />

Dosierung; außerdem sollten möglichst nur Monopraparate<br />

verordnet werden. Diese Richtlinien sind bei Schmerzzustanden<br />

in <strong>der</strong> Schwangerschaft und bei <strong>der</strong> Migranetherapie<br />

nur schwer zu erfüllen.<br />

Bei leichten bis mittelstarken Schmerzen kommen peripher<br />

angreifende Analgetika zum Einsatz. Mittel <strong>der</strong> Wahl sind<br />

hier ASS und Paracetamol, die in normaler Dosierung wahrend<br />

<strong>der</strong> gesamten Schwangerschaft bedenkenlos eingesetzt<br />

werden können. Erst bei einer Dosierung von mehr als 500<br />

mg ASS pro die kommt es zu einer klinisch relevanten Hemmung<br />

<strong>der</strong> Thrombozytenaggregation und zu vermehrter<br />

Blutungsneigung, weshalb das Präparat vor Beendigung <strong>der</strong><br />

Schwangerschaft abgesetzt werden muß.<br />

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Kongreßberichte<br />

Bei schweren Schmerzzustanden und zur Schmerzlin<strong>der</strong>ung<br />

wahrend <strong>der</strong> Geburt können kurzfristig Opioide gegeben werden.<br />

Bevorzugt werden hierbei Pethidin o<strong>der</strong> Tramadol, über<br />

die an<strong>der</strong>en Opioide liegen in diesem Zusammenhang nur<br />

unzureichende Untersuchungsergebnisse vor. Wenn es unter<br />

Pethidin zu einer Atemdepression kommt, muß dieser mit Naloxon<br />

begegnet werden, bei Tramadol ist das nicht erfor<strong>der</strong>lich,<br />

weil es keine atemdepressorische Wirkung aufweist.<br />

Migraneanfalle in <strong>der</strong> Schwangerschaft sind extrem selten, sie<br />

sollten eigentlich — wenn überhaupt — im ersten Trimenon<br />

auftreten. Wenn sie wahrend <strong>der</strong> Gravidität nicht verschwinden,<br />

so sind ernsthafte Komplikationen zu befurchten, es muß<br />

eine neurologische Abklärung erfolgen. Medikamente <strong>der</strong><br />

Wahl sind auch hier ASS und Paracetamol. Nausea und Erbrechen<br />

kann mit Metoclopramid behandelt werden, Ergotamin<br />

und Methysergid sind kontraindiziert. Da Migraneanfalle<br />

wahrend <strong>der</strong> Schwangerschaft normalerweise nicht auftreten,<br />

sollten alle Medikamente, die <strong>der</strong> Anfallsphrophylaxe<br />

dienen, abgesetzt werden. (G. Grospietsch, Braunschweig)<br />

Bei <strong>der</strong> Behandlung <strong>der</strong> manifesten Herzinsuffizienz mit<br />

ACE-Hemmern sind höhere Dosen erfor<strong>der</strong>lich als bei <strong>der</strong><br />

Hypertoniebehandlung. Beginnend mit einer niedrigen Anfangsdosis<br />

sollte unter allmählicher Dosissteigerung bei Verwendung<br />

von Enalapnl eine Tagesdosis von 10 bis 20 mg und<br />

unter Captopril eine solche von 75 bis 100 mg angestrebt werden.<br />

Die in den letzten Jahren veröffentlichten großen Studien<br />

haben gezeigt, daß bei chronischer Herzinsuffizienz zur<br />

Besserung <strong>der</strong> klinischen Symptomatik und <strong>der</strong> Lebensqualität<br />

ACE-Hemmer allein nicht ausreichen und zusatzlich<br />

Diuretika und Herzglykoside benotigt werden.<br />

Vor einigen Jahren noch glaubte man, daß eine Digitalisierung<br />

nur dann sinnvoll ist, wenn eine absolute Arrhythmie<br />

vorliegt, inzwischen ist durch zahlreiche Studien belegt, daß<br />

Digitalis bei Patienten mit manifester Herzinsuffizienz die Belastbarkeit,<br />

die Auswurffraktion und die Ventrikelgroße gunstig<br />

beeinflußt und daß ein Absetzen des Herzglykosids die<br />

Herzinsuffizienz verschlechtert. Zwischen Digoxin und Digitoxin<br />

sind hierbei keine Wirkungsunterschiede zu erwarten.<br />

Speziell für altere Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion<br />

o<strong>der</strong> wenn unter einer Behandlung mit ACE-Hemmern<br />

eine Verschlechterung <strong>der</strong> Nierenfunktion zu befurchten ist,<br />

bietet Digitoxin Vorteile, zumal dieses Glykosid in seiner<br />

Pharmakokinetik noch stabiler ist als Digoxin.<br />

Alle Versuche, bei Patienten mit schwerer chronischer Herzinsuffizienz<br />

außer Digitalis an<strong>der</strong>e inotrope Pharmaka einzusetzen,<br />

haben zu negativen Einflüssen gefuhrt. Dies gilt für<br />

Katecholamine vom Typ des Dobutamin ebenso wie für Phosphodiesterase-Hemmer<br />

vom Typ des Milrinon. Diese Substanzen<br />

haben sich bei akuter Herzinsuffizienz als hilfreich erwiesen,<br />

entsprechende Studien bei chronischer Herzmuskelschwache<br />

mußten jedoch vorzeitig abgebrochen werden, weil<br />

in <strong>der</strong> Verumgruppe die Mortalität deutlich hoher lag als in<br />

<strong>der</strong> Plazebogruppe. (G. Hasenfuß, Freiburg/Br.)<br />

— mpl —<br />

304 Arztezeitschnft für Naturhellverfahren 35 4 (1994)


Was kommt nach dem Gesundheitsstru<br />

ktu rgesetz <br />

Der Bundesgesundheitsminister hatte<br />

es als Schnellschuß gegen die wachsenden<br />

Defizite in <strong>der</strong> gesetzlichen Krankenversicherung,<br />

als Übergangslösung<br />

zur Dämpfung <strong>der</strong> <strong>Ausgabe</strong>nentwicklung,<br />

als Zwischenschritt zu einer endgültigen<br />

und umfassenden Strukturreform<br />

im Gesundheitswesen bezeichnet<br />

: das Gesundheitsstrukturgesetz.<br />

Es brachte dann auch die erwarteten<br />

<strong>Ausgabe</strong>nmin<strong>der</strong>ungen und den Defizitausgleich<br />

in <strong>der</strong> gesetzlichen Krankenversicherung,<br />

allerdings mit einem<br />

tiefen Einbruch in die Arzneimittel-<br />

Verschreibung, mit sich erst langsam<br />

abzeichnenden Folgen für die Finanzierung<br />

<strong>der</strong> ambulanten ärztlichen und<br />

<strong>der</strong> stationären Versorgung und mit<br />

strukturellen Verän<strong>der</strong>ungen für die<br />

Selbstverwaltung <strong>der</strong> Vertragsärzteschaft,<br />

die Vergütung <strong>der</strong> Krankenhäuser<br />

und die Organisation <strong>der</strong> Krankenkassen.<br />

Es präjudiziert die strukturelle<br />

Gestaltung und Weiterentwicklung<br />

unseres Gesundheitswesens, die<br />

eigentlich erst dem „dritten Reformgesetz"<br />

überlassen sein sollten, und es<br />

verursacht zunehmend Verwerfungen<br />

wie die Absenkung des Punktwertes<br />

bei den vertragsärztlichen Leistungen,<br />

die inzwischen vor allem in den neuen<br />

Bundeslän<strong>der</strong>n unerträglich wird und<br />

den dort gerade erst begonnenen Neuanfang<br />

in <strong>der</strong> ambulanten Versorgung<br />

nachhaltig zu gefährden droht.<br />

Mit dem Gesundheitsstrukturgesetz<br />

verband <strong>der</strong> Bundesgesundheitsminister<br />

aber auch die Auffor<strong>der</strong>ung an die<br />

Ärzteschaft, sich aktiv und konstruktiv<br />

an <strong>der</strong> Projektierung des „dritten Reformgesetzes"<br />

zu beteiligen, um ihm<br />

den Vorwurf zu ersparen, so schwerwiegende<br />

gesetzliche Eingriffe ohne<br />

Hartmannbund<br />

ärztliche Mitwirkung und Zustimmung<br />

vorzunehmen. Er unterstrich zudem<br />

wie<strong>der</strong>holt, daß die unvermeidlichen<br />

umfassenden Reformen ohne ärztliche<br />

Beteiligung gar nicht möglich seien,<br />

weil letztlich die Leistungsfähigkeit<br />

unseres Gesundheitswesens von <strong>der</strong><br />

Einsatz- und Verantwortungsbereitschaft<br />

<strong>der</strong> Ärzte in Praxis und Krankenhaus<br />

abhängt. Der Hartmannbund<br />

ist dieser Auffor<strong>der</strong>ung gefolgt und hat<br />

in seiner Hauptversammlung im Oktober<br />

1993 seine Vorstellungen zur Berufs-<br />

und Gesundheitspolitik bis zum<br />

Jahre 2000 verabschiedet. Sie sind <strong>der</strong><br />

bisher einzige Beitrag <strong>der</strong> deutschen<br />

Ärzteschaft zur Weiterführung <strong>der</strong><br />

„Gesundheitsreformen", nachdem es<br />

<strong>der</strong> Kassenärztlichen Bundesvereinigung<br />

und ihrer Vertreterversammlung<br />

bisher nicht gelungen ist, trotz langer<br />

Sitzungen im September und Dezember<br />

1993 eigene Vorstellungen zur zukünftigen<br />

Gestaltung des Gesundheitswesens<br />

vorzulegen.<br />

Die Tatsache, daß <strong>der</strong> Sachverständigenrat<br />

<strong>der</strong> Konzertierten Aktion im<br />

Gesundheitswesen alle denkbaren Reformmöglichkeiten<br />

sammelte, beriet<br />

und in einer Synopse zusammenstellte,<br />

um sie Anfang 1994 dem Bundesgesundheitsminister<br />

vorzulegen, kann<br />

und darf für die deutsche Ärzteschaft<br />

kein Grund sein, nur abzuwarten und<br />

in die Diskussion erst einzutreten,<br />

wenn die Gesundheitspolitiker ihre<br />

Auswahl unter den angebotenen Lösungen<br />

getroffen haben. Dann kann es<br />

passieren, daß einmal mehr eine Diskussion<br />

aus <strong>der</strong> Position <strong>der</strong> Ablehnung<br />

heraus stattfindet, die eigentlich<br />

immer in eine Verhärtung <strong>der</strong> Standpunkte<br />

einmundet. Um gerade das zu<br />

vermeiden, haben die Entscheidungsgremien<br />

des Hartmannbundes zügig<br />

und rasch gehandelt, eine klare Konzeption<br />

zu Struktur und Finanzierung<br />

des Gesundheitswesens verabschiedet<br />

und damit wichtige Themen für die vor<br />

uns liegenden Entscheidungsprozesse<br />

vorgegeben.<br />

Schwerpunkt <strong>der</strong> Überlegungen im<br />

Hartmannbund ist und bleibt die Finanzierbarkeit<br />

unseres Gesundheitswesens<br />

vor dem Hintergrund einer ungünstigen<br />

demographischen Entwicklung,<br />

die für immer mehr alte Menschen<br />

immer mehr Leistungen erfor<strong>der</strong>t,<br />

und einer tendenziell weiterhin<br />

sinkenden Lohnquote bei abnehmen<strong>der</strong><br />

aktiver Bevölkerung und kaum<br />

vermin<strong>der</strong>ter Arbeitslosigkeit, die die<br />

Basis für die Sozialbeiträge kontinuierlich<br />

einengt. Es hat sich nichts an den<br />

seit Jahren vorgetragenen Feststellungen<br />

des Hartmannbundes geän<strong>der</strong>t,<br />

daß nicht die <strong>Ausgabe</strong>n für Gesundheit<br />

zunehmen, son<strong>der</strong>n die Beitragssätze,<br />

die wegen <strong>der</strong> bevölkerungsund<br />

arbeitsmarktpolitischen Prognosen<br />

zunehmen müssen, selbst wenn —<br />

wie es zur Zeit zu beobachten ist — <strong>der</strong><br />

Anteil <strong>der</strong> <strong>Ausgabe</strong>n für Gesundheit<br />

am Bruttosozialprodukt zurückgeht.<br />

Wie schon die Rentenversicherung<br />

kann sich auch die Krankenversicherung<br />

dieser Entwicklung nicht entziehen<br />

und muß grundsätzlich verän<strong>der</strong>t<br />

werden.<br />

Das betrifft zunächst die Beitragsgrundlagen.<br />

Zukünftig müssen in die<br />

Finanzierungs- bzw. Bemessungsbasis<br />

für die Beitrage zur gesetzlichen Krankenversicherung<br />

alle Einkommensarten<br />

und nicht nur Löhne und Gehälter<br />

einbezogen werden, und zwar bis zur<br />

geltenden Beitragsbemessungsgrenze.<br />

Zukünftig sollen auch alle freiwillig<br />

weiterversicherten Mitglie<strong>der</strong> in <strong>der</strong><br />

Gesetzlichen Krankenversicherung für<br />

jedes mitversicherte Familienmitglied<br />

einen Beitrag in <strong>der</strong> Höhe eines festen<br />

Prozentsatzes ihres eigenen Beitrages<br />

entrichten. Und zukünftig können<br />

über Zusatzversicherungen Leistungen<br />

abgedeckt werden, die nicht mehr <strong>der</strong><br />

Versorgung im Rahmen des Sachleistungssystems<br />

zugeordnet sind. In <strong>der</strong><br />

Kombination von Pflichtversicherung<br />

Arztezeitschnft für Naturhellverfahren 35 4 (1994) 305


Hartmannbund<br />

und Zusatzversicherung mit einer<br />

ebenfalls kombinierten Abrechnung<br />

nach dem Sachleistungs- und dem Kostenerstattungssystem<br />

ließen sich so<br />

die finanzielle Basis unseres Gesundheitswesens<br />

deutlich verbreitern und<br />

die Leistungsanfor<strong>der</strong>ungen auffangen,<br />

die aus dem Altersaufbau <strong>der</strong><br />

deutschen Bevölkerung folgen<br />

Der differenzierten Finanzierung entspricht<br />

die Differenzierung <strong>der</strong> Leistungen<br />

Nach den Vorstellungen des<br />

Hartmannbundes soll es zukunftig Regel-<br />

und Wahlleistungen geben, wobei<br />

die Regelleistungen dem Sachleistungspnnzip<br />

im Rahmen <strong>der</strong> gesetzlichen<br />

Krankenversicherung und die<br />

Wahlleistungen dem Kostenerstattungsprinzip<br />

im Rahmen <strong>der</strong> Zusatzversicherungen<br />

unterstellt werden<br />

Gleichzeitig sind alle versicherungsfremden<br />

Leistungen von beiden Erstattungsformen<br />

auszuschließen o<strong>der</strong><br />

müssen, falls sie in <strong>der</strong> Verantwortung<br />

<strong>der</strong> gesetzlichen Krankenversicherung<br />

bleiben, über Leistungsgesetze durch<br />

die verursachenden Ressorts erstattet<br />

werden Die Unterscheidung von Regel-<br />

und Wahlleistungen bietet sich bei<br />

den Arzneimitteln und bei den Hilfsmitteln,<br />

aber auch bei bestimmten<br />

Krankenhaus-Leistungen im mchtmedizmischen<br />

Bereich an<br />

Nur in <strong>der</strong> ambulanten ärztlichen Versorgung<br />

ist diese Unterscheidung aus<br />

medizinischen Gründen nicht möglich<br />

Daher ist für sie eine Selbstbeteihgung<br />

<strong>der</strong> Patienten vorzusehen, und zwar<br />

auf <strong>der</strong> Grundlage eines festen Punktwertes,<br />

<strong>der</strong> jahrlich neu festgelegt und<br />

zwischen den Vertragspartnern vereinbart<br />

wird Die Differenz zwischen dem<br />

Vergutungsanteil, den die jeweilige<br />

Krankenkasse übernehmen kann, und<br />

<strong>der</strong> Vergütung nach festen Punktwerten<br />

tragt <strong>der</strong> Patient als „floatende<br />

Quote" <strong>der</strong> Selbstbeteihgung im Rahmen<br />

seiner Zusatzversicherung Das<br />

wie<strong>der</strong>um bedeutet, daß in je<strong>der</strong> arztlichen<br />

Praxis Rechnungen für jeden Behandlungsfall<br />

zu erstellen sind, die die<br />

zustandige Krankenkasse anteilig aus<br />

<strong>der</strong> Pflichtversicherung und im Umfang<br />

<strong>der</strong> Selbstbeteihgung aus <strong>der</strong> Zusatzversicherung<br />

vergütet, nach Kenntnisnahme<br />

<strong>der</strong> Rechnung durch den Patienten<br />

und in direkter Zuweisung an<br />

den rechnungsstellenden Vertragsarzt<br />

Auf die positiven Auswirkungen für<br />

die Praxisverwaltung, für die Deregulation<br />

im Kassenarztrecht und in <strong>der</strong><br />

KV-Burokratie sowie für das gesamte<br />

und in seiner Vielschichtigkeit kaum<br />

noch überschaubare Prüfwesen<br />

braucht nur hingewiesen zu werden<br />

Zu den bisher ungelösten Strukturproblemen<br />

in <strong>der</strong> vertragsarzthchen Versorgung<br />

zahlt ohne Zweifel das Doppel-Monopol<br />

von kassenarztlichen<br />

Spitzenverbanden einerseits und kassenarztlichen<br />

Vereinigungen an<strong>der</strong>erseits,<br />

gleichermaßen auf Bundes- wie<br />

auf Lan<strong>der</strong>ebene Diese Monopole haben<br />

es in <strong>der</strong> Vergangenheit zugelassen,<br />

erleichtert und geradezu herausgefor<strong>der</strong>t,<br />

daß <strong>der</strong> Staat mit seinen regulierenden<br />

und limitierenden Interventionen<br />

muhelos m die ambulante<br />

ärztliche Versorgung eingreifen<br />

konnte, brauchte er seine Gesetze und<br />

Verordnungen ja nur gegen diese Monopole<br />

zu richten und in sie hineinwirken<br />

zu lassen Das war um so einfacher,<br />

als die körperschaftliche Verfassung<br />

<strong>der</strong> Krankenkassen und Kassenarztlichen<br />

Vereinigungen schon rechtlich<br />

ihre Staatsnahe erzwang und ihren<br />

Charakter als mittelbare Staatsverwaltung<br />

bestimmte Mit dem neuen Recht<br />

für die Versicherten, ab 1996 ihre<br />

Krankenkasse frei wählen zu können,<br />

werden alle Trager <strong>der</strong> Gesetzlichen<br />

Krankenversicherung in den Wettbewerb<br />

geworfen, den sie offensichtlich<br />

auch akzeptieren und <strong>der</strong> nicht zuletzt<br />

über das System <strong>der</strong> Pflicht- und Zusatzversicherungen,<br />

d h über das Verhältnis<br />

von Regel- und Wahlleistungen,<br />

ausgetragen werden wird<br />

Hinzu kommt das noch lange nicht ad<br />

acta gelegte „Einkaufsmodell" für die<br />

vertragliche Auswahl und Bereitstellung<br />

arztlicher und medizinischer Leistungen,<br />

das bei entsprechenden politischen<br />

Konstellationen schneller als erwartet<br />

Wirklichkeit werden konnte<br />

Will man das „Einkaufsmodell" verhin<strong>der</strong>n,<br />

<strong>der</strong> Wettbewerbssituation in<br />

<strong>der</strong> gesetzlichen Krankenversicherung<br />

Rechnung tragen und das Monopol m<br />

<strong>der</strong> Vertragspartnerschaft zur Abwehr<br />

staatlicher Einflüsse aufheben, dann<br />

muß man auch in <strong>der</strong> Ärzteschaft über<br />

Wettbewerbsformen in den Beziehungen<br />

zu den Krankenkassen mit ihren<br />

Einrichtungen <strong>der</strong> Pflicht- und Zusatzversicherung<br />

nachdenken Das kann<br />

dazu fuhren, daß sich alternative Vertragsbeziehungen<br />

neben denen mit <strong>der</strong><br />

Beteiligung von Kassenarztlichen Vereinigungen<br />

entwickeln, zuerst im Leistungsbereich<br />

<strong>der</strong> Zusatzversicherung<br />

und spater auch <strong>der</strong> Pflichtversicherung<br />

Solche Überlegungen lassen sich nicht<br />

ausschließen, wenn das Gesundheitswesen<br />

wie<strong>der</strong> strukturell liberaler, also<br />

staatsunabhangiger und vor politischen<br />

Eingriffen geschützter gestaltet<br />

werden soll, nach den so oft zitierten<br />

„marktwirtschaftlichen" Kriterien und<br />

mit weniger bürokratischer Einschränkung<br />

<strong>der</strong> Einrichtungen, die wie die<br />

arztliche Praxis dieses Gesundheitswesen<br />

darstellen und tragen Warum sollen<br />

nicht Leistungs- und Gebuhrenordnungen<br />

für die ambulante arztliche<br />

Versorgung nebeneinan<strong>der</strong> im Wettbewerb<br />

stehen, wenn sich dadurch das<br />

sehr viel schlimmere Übel einer zunehmend<br />

verstaatlichten Medizin verhin<strong>der</strong>n<br />

laßt 1 <br />

Klaus Noldner<br />

Hauptgeschaftsfuhrer<br />

des Hartmannbundes<br />

306 Arztezeitschnft für Naturheilverfahren 35 4 (1994)


Industrie-Informationen<br />

Das unter dieser Rubrik zur Veröffentlichung kommende Material wird von den<br />

Firmen zur Verfügung gestellt. Deshalb erscheinen diese Meldungen außerhalb<br />

<strong>der</strong> Verantwortung <strong>der</strong> Schriftleitung.<br />

Basotherm informiert<br />

Bei Menschen mit atopischer Veranlagung<br />

ist die Umwandlung von Linolsäure<br />

in die essentielle Fettsäure GLS<br />

gestört.<br />

Die Ursache liegt nach heutigem Wissen<br />

in einer Störung <strong>der</strong> Enzymaktivität<br />

<strong>der</strong> Delta-6-Desaturase. Deshalb<br />

kann die bei Atopikern ausreichend<br />

vorhandene Linolsäure nicht in die essentielle<br />

Fettsaure Gamma-Linolensäure<br />

(GLS) umgebaut werden. Der<br />

Linolsäure-Stoffwechsel ist unterbrochen.<br />

Obwohl <strong>der</strong> Neuro<strong>der</strong>mitiker mehr Linolsäure<br />

im Plasma hat als <strong>der</strong> Gesunde,<br />

ist die Gamma-Linolensäure-<br />

Konzentration in <strong>der</strong> Haut um etwa<br />

50% geringer.<br />

Die Zufuhr von GLS als Nahrungsergänzung<br />

erweist sich als wichtige unterstützende<br />

Maßnahme bei <strong>der</strong> Neuro<strong>der</strong>mitis<br />

(B. Melnik und G. Plewig,<br />

Hautarzt 4 [1989] 685-692).<br />

Insbeson<strong>der</strong>e wird die Hornschicht <strong>der</strong><br />

Haut günstig beeinflußt: Trockenheit<br />

und Sprödigkeit nehmen ab, <strong>der</strong> Juckreiz<br />

wird geringer.<br />

Der Verbrauch von Medikamenten<br />

wie Antihistaminika, Kortikosteroide<br />

o<strong>der</strong> Antibiotika, die sonst zur Therapie<br />

<strong>der</strong> Neuro<strong>der</strong>mitis eingesetzt werden,<br />

kann deutlich eingeschränkt werden.<br />

Damit wird die Behandlung <strong>der</strong><br />

Neuro<strong>der</strong>mitis gerade bei Kleinkin<strong>der</strong>n<br />

noch risikoärmer.<br />

Einer gängigen Modellvorstellung<br />

nach wird GLS bevorzugt in die entzündungshemmende<br />

Substanz PGE<br />

(Prostaglandin) 1 umgewandelt und<br />

somit das beim Atopiker bestehende<br />

Ungleichgewicht zwischen entzündungshemmenden<br />

und entzündungsför<strong>der</strong>nden<br />

Faktoren günstig beeinflußt.<br />

Bei Erwachsenen bewährte sich<br />

eine tägliche Diät mit 320 bis 400 mg<br />

GLS, Kin<strong>der</strong> und Säuglinge benötigen<br />

180 bis 200 mg GLS pro Tag.<br />

Erste sichtbare und spurbare Hautstabilisierung<br />

kann nach einer Verabreichungsdauer<br />

von 4 bis 12 Wochen erwartet<br />

werden.<br />

Jetzt wird Gamma-Linolensäure-Substitution<br />

einfach und preiswert.<br />

Eine umfangreiche Ärztebefragung,<br />

die 1993 von <strong>der</strong> Firma Basotherm<br />

durchgeführt wurde, zeigte, daß eine<br />

sehr große Zahl von Ärzten Gamma-<br />

Linolensäure (GLS) zur Unterstützung<br />

ihrer Neuro<strong>der</strong>mitistherapie einsetzen.<br />

Als Probleme des GLS-Einsatzes wurden<br />

fast immer genannt:<br />

— die bisher notwendige Einnahme<br />

von 6 bis 9 Kapseln pro Tag („für<br />

die Betroffenen fast nicht zumutbar")<br />

— <strong>der</strong> hohe Preis einer GLS-Diät, vor<br />

allem weil Gamma-Linolensäure<br />

über mindestens 3 bis 6 Monate eingenommen<br />

werden sollte.<br />

Die neuen, am 1. Februar 1994 durch<br />

die Firma Basotherm eingeführten<br />

Produkte Quintesal®-360 (für Erwachsene)<br />

und Quintesal®-180 (für<br />

Kin<strong>der</strong> und Säuglinge) losen diese<br />

Probleme.<br />

Durch die hohe Gamma-Linolensäure-Konzentration<br />

in je<strong>der</strong> Kapsel<br />

Quintesal® wird die zum Ausgleich des<br />

GLS-Defizits mindestens notwendige<br />

Tagesmenge mit nur einer Kapsel am<br />

Tag sichergestellt.<br />

Dies wurde möglich durch den Einsatz<br />

von Borretschsamenöl, das bis zu 25%<br />

<strong>der</strong> wichtigen essentiellen Fettsäure<br />

GLS enthält (zum Vergleich: das<br />

Samenöl <strong>der</strong> Nachtkerze enthält nur 7<br />

bis 9%).<br />

Durch die einfache Einnahme einer<br />

Kapsel pro Tag benötigt man nur 30<br />

Kapseln Quintesal® pro Monat, um<br />

das Gamma-Linolensäure-Defizit auszugleichen.<br />

Die Kosten für einen Monat<br />

Quintesal® liegen für Erwachsene<br />

deshalb nur bei DM 44,90 und für<br />

Kin<strong>der</strong> und Säuglinge nur bei DM<br />

29,50.<br />

Da Quintesal® ein diätetisches Lebensmittel<br />

ist, wurden die hohen Kosten für<br />

eine Arzneimittelzulassung gespart.<br />

Das kommt jetzt den Neuro<strong>der</strong>mitikern<br />

zugute. Dadurch ist für jeden<br />

Betroffenen eine Gamma-Linolensäure-Substitution<br />

erschwinglich geworden.<br />

Hersteller: Basotherm GmbH, Biberach<br />

an <strong>der</strong> Riß.<br />

Verän<strong>der</strong>ungen im Produktsortiment<br />

Zu den nachstehend aufgeführten Terminen<br />

führten bzw. führen wir die beschriebenen<br />

Arzneimittel Cyna Bilisan®,<br />

Rephacratin, Rephaprossan® Sabal<br />

und Unex® Amarum, des weiteren<br />

die homöopathischen Komplexpräparate<br />

Cardia-Komplex Repha und Prosta-Komplex<br />

Repha neu in den Markt<br />

ein.<br />

Dafür entfallen bzw. entfielen die Präparate<br />

Castrophan, Unex (Ende April)<br />

und Rephaprossan N (Ende Mai).<br />

Cyna Bilisan® Flüssigkeit<br />

(Einführung etwa Mitte März 1994)<br />

Zusammensetzung:<br />

100 g Flüssigkeit enthalten: Fluidextrakt<br />

(1:1) aus Artischockenblättern<br />

100 g. Enthält 25 Vol.-% Alkohol.<br />

308 Arztezeitschnft für Naturheilverfahren 35 4 (1994)


Industrie-Informationen<br />

Anwendungsgebiete:<br />

Dyspeptische Beschwerden infolge<br />

vermin<strong>der</strong>ter Gallenbildung bzw. Gallenwegsdyskinesien.<br />

Packungsgröße: 50 ml<br />

Rephacratin Flüssigkeit<br />

(Einführung etwa Ende April 1994)<br />

Zusammensetzung:<br />

100 g Flüssigkeit enthalten: Fluidextrakt<br />

aus Weißdornblättern und -bluten<br />

(stand, auf 0,3% Flavonoide, ber.<br />

als Hyperosid) 100 g.<br />

A n wendungsgeb iete:<br />

Nachlassende Leistungsfähigkeit des<br />

Herzens entsprechend Stadien I bis II<br />

nach NYHA. Druck- und Beklemmungsgefühl<br />

in <strong>der</strong> Herzgegend. Noch<br />

nicht digitalisbedürftiges Altersherz.<br />

Leichte Formen von bradykarden<br />

Herzrhythmusstörungen.<br />

Packungsgröße: 50 ml<br />

Rephaprossan® Sabal Flüssigkeit<br />

(Einführung etwa Ende Mai 1994)<br />

Zusammensetzung:<br />

100 g Flüssigkeit enthalten: Sabal serrulatum<br />

Urtinktur 100 g. Enthält 62<br />

Vol.-% Alkohol.<br />

Anwendungsgebiete:<br />

Blasenentleerungsstörungen bei gutartiger<br />

Prostatavergrößerung, Prostatitis,<br />

Entzündungen <strong>der</strong> ableitenden Harnwege.<br />

Packungsgröße: 50 ml<br />

Unex®Amarum Flüssigkeit<br />

(Einführung etwa Ende April 1994)<br />

Zusammensetzung:<br />

100 g Flüssigkeit enthalten: Tinktur<br />

(1:5) aus Enzianwurzei 34 g, Tinktur<br />

(1:5) aus Wermutkraut 33 g, Tinktur<br />

(1:5) aus Ingwerwurzelstock 33 g.<br />

Enthält 65 Vol-% Alkohol.<br />

Anwendungsgebiete:<br />

Appetitlosigkeit, dyspeptische Beschwerden<br />

wie Völlegefühl und Blähungen.<br />

Packungsgröße: 50 ml<br />

Cardia-Komplex Repha<br />

(Einführung etwa Ende April 1994)<br />

Zusammensetzung:<br />

100 g flüssige Verdünnung enthalten:<br />

Convallaria D2 1 g, Adonis D2 1 g,<br />

Arnica D2 lg, Valeriana 0 4,2 g, Cactus<br />

D3 0,16 g, Camphora D2 0,16 g,<br />

Crataegus D3 3,5 g, Scilla D2 0,08 g,<br />

Olean<strong>der</strong> D4 0,08 g, Aurum coll. D4<br />

0,08 g, Spigelia D4 0,08 g. Enthält 35<br />

Vol.-% Alkohol.<br />

Packungsgröße: 100 ml<br />

Prosta-Komplex Repha<br />

(Einführung etwa Ende Mai 1994)<br />

Zusammensetzung:<br />

100 g flüssige Verdünnung enthalten:<br />

Barium carbonicum D8 5 g, Hepar sulfuris<br />

D8 5 g, Eryngium aquaticum Dl<br />

5 g, Echinacea angustifolia 0 5 g, Ipecacuanha<br />

D3 5 g, Levisticum officinale<br />

Dl 5 g, Origanum vulgäre Dl 5 g, Pulsatilla<br />

D3 2 g, Prostata Dl 10 g. Enthält<br />

55 Vol.-% Alkohol.<br />

Packungsgröße: 100 ml<br />

Hersteller: Repha GmbH, Biologische<br />

Arzneimittel, Langenhagen.<br />

Dicke Luft für die Nase<br />

Täglich werden die Abwehrkräfte herausgefor<strong>der</strong>t,<br />

denn mit <strong>der</strong> Atemluft<br />

werden Staub, Schmutz und Krankheitserreger<br />

eingeatmet. Eine gesunde<br />

Nasenschleimhaut wird normalerweise<br />

problemlos damit fertig.<br />

Ist die Nasenschleimhaut allerdings<br />

verkrustet, funktioniert <strong>der</strong> Filtermechanismus<br />

<strong>der</strong> Nase nicht mehr.<br />

Schadstoffe, die mit <strong>der</strong> Luft eingeatmet<br />

werden, können ungefiltert in die<br />

unteren Atemwege gelangen.<br />

Für das Austrocknen <strong>der</strong> Nase lassen<br />

sich vielfältige Gründe aufzählen,<br />

trockene Heizungsluft, klimatisierte<br />

Räume, Staub, Hitze und übermäßiger<br />

Gebrauch von abschwellenden<br />

Schnupfensprays.<br />

Coldastop® Nasen-Öl hilft <strong>der</strong> geschädigten<br />

Nasen- und Rachenschleimhaut,<br />

löst schonend Krusten und Borken<br />

und regt die Sekretion wie<strong>der</strong> an.<br />

Es ist hergestellt auf pflanzlicher Basis,<br />

hat einen angenehmen, frischen Geruch<br />

(Zitronen- und Orangenöl) und<br />

ist sehr gut verträglich (bereits für Kin<strong>der</strong><br />

ab drei Jahren).<br />

In einer sehr lesefreundlichen Broschüre<br />

wird die Problematik <strong>der</strong> trokkenen<br />

Nase von verschiedenen Seiten<br />

beleuchtet. Ungewöhnliche Abbildungen<br />

ergänzen die schriftlichen Informationen<br />

und machen die Thematik<br />

deutlich.<br />

Diese Informationsbroschüren können<br />

kostenlos bezogen werden bei: Desitin<br />

Arzneimittel GmbH, Weg beim Jäger<br />

214, D-22335 Hamburg.<br />

Thymiverlan®<br />

Von Verla-Pharm, Tutzing, gibt es seit<br />

Anfang des Jahres das neue, rein<br />

pflanzliche Hustenpräparat Thymiverlan®.<br />

Es vereint die bronchospasmolytischen,<br />

expektorierenden und antibakteriellen<br />

Eigenschaften des Thymians<br />

in einer beson<strong>der</strong>s hochkonzentrierten<br />

Lösung mit 496,7 mg Fluidextrakt<br />

pro ml.<br />

Thymiverlan®, wohlschmeckend und<br />

ohne Neben- und Wechselwirkungen,<br />

eignet sich hervorragend für Kin<strong>der</strong>,<br />

aber auch für Erwachsene. Durch den<br />

beigefügten praktischen Doppellöffel,<br />

mit seiner kleinen und großen Seite,<br />

läßt sich das Präparat beson<strong>der</strong>s einfach<br />

kind- und erwachsengerecht dosieren.<br />

Lästiges Tropfenzählen o<strong>der</strong><br />

Meßbecherabfüllen entfällt.<br />

Thymiverlan® ist bei Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen<br />

unter 18 Jahren ohne Einschränkung<br />

erstattungsfähig und in<br />

folgenden wirtschaftlichen Packungsgrößen<br />

erhältlich:<br />

50 ml (N2) 5,35 DM<br />

100 ml (N3) 9,50 DM<br />

310 Arztezeitschnft für Naturheilverfahren 35, 4 (1994)


Adressenän<strong>der</strong>ung<br />

Lieber Bezieher,<br />

lei<strong>der</strong> erhalten wir die ÄRZTEZEITSCHRIFT FÜR<br />

NATURHEILVERFAHREN oft zurück mit dem Hinweis<br />

„unbekannt verzogen"<br />

Im eigenen Interesse bitten wir alle Bezieher, uns<br />

Adressenän<strong>der</strong>ungen rechtzeitig mitzuteilen Sie<br />

sparen sich und uns Unannehmlichkeiten.<br />

Kunden-Nr.:<br />

(ohne Kunden-Nr ist keine Bearbeitung möglich)<br />

Marne, Vorname:<br />

Alte Anschrift:<br />

Straße<br />

Nr.:<br />

Pl 7/Ort.<br />

Bei Umzug füllen Sie bitte das nebenstehende<br />

Formular aus und senden dies an:<br />

Medizinisch Literarische VerlagsgesellschaftmbH<br />

Postfach 1151/1152, D-29501 Uelzen<br />

Telefonischer Än<strong>der</strong>ungsdienst: (0581) 808151<br />

Neue Anschrift:<br />

Straße-<br />

Pl 7/Ort:<br />

Nr:<br />

Herausgeber:<br />

<strong>Zentralverband</strong> <strong>der</strong> Arzte für Naturheilverfahren e V, Sitz Stuttgart Geschäftsstelle<br />

Bismarckstraße 3, 72250 Freudenstadt, sowie die dem <strong>Zentralverband</strong><br />

angeschlossenen Gesellschaften und Arbeitsgemeinschaften<br />

Internationale medizinische Gesellschaft für Elektroakupunktur nach Dr Voll e V,<br />

Deutsche Gesellschaft für Elektroneuraldiagnostik und -therapie nach Croon e V ,<br />

Deutsche Arztegesellschaft für Akupunktur e V ,<br />

Internationale Ärztliche Arbeitsgemeinschaft für HOT<br />

(fotobiologische Oxydationstherapie e V),<br />

Internationale Gesellschaft für Homotoxikologie<br />

und antihomotoxische Therapie e V<br />

Internationale medizinische Gesellschaft für Neuraltherapie nach Huneke e V,<br />

Deutsche Gesellschaft für Thermographie e V<br />

Arbeitsgemeinschaft für Mikrobiologische Therapie,<br />

Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsvorsorge,<br />

Arbeitsgemeinschaft für Phytotherapie,<br />

Arbeitskreis für Homöopathie,<br />

Arztegesellschaft für Naturheilverfahren (Physiotherapie) e V Berlin<br />

Schriftleitung:<br />

Dr med K Ch Schimmel Stefan-Lochner-Straße 37<br />

88709 Meersburg/Bodensee (Hauptschnftleiter)<br />

Dr med H Anemueller 83233 Bernau am Chiemsee (Ernährung)<br />

Dr med L Fodor, Schulgasse 7a, 94078 Freyung (apparative Medizin)<br />

Dr med H Huneke, Erwin-v-Witzleben-Straße 17<br />

40474 Dusseldorf-Nord (Regulationstherapie)<br />

Dr med H -P Legal, Orleansplatz 5, 81667 München (Pressereferent)<br />

Prof Dr med P A Maurer Harthauser Straße 10e<br />

81545 München (Psychotherapie)<br />

Dr med F Oelze, Kakenhaner Grund 21, 22397 Hamburg<br />

(Physikalische Medizin und Rehabilitation)<br />

Prof Dr H Schilcher, Gierkezeile 36/IV, 10585 Berlin (Phytotherapie)<br />

Dr med W Schmitz-Harbauer Bismarckstraße, 47799 Krefeld (Europafragen)<br />

Dr med R Wilhelm, Schmarjestraße 18 14169 Berlin (Physiotherapie)<br />

Mitteilung <strong>der</strong> Schriftleitung:<br />

Zuschriften mit Originalen (wissenschaftlichen Beitragen), Referate, redaktionelle<br />

Nachrichten und Verbandsangelegenheiten werden an das Redaktionssekretariat<br />

<strong>der</strong> Arztezeitschnft für Naturheilverfahren Stefan-Lochner-Str 37<br />

88709 Meersburg am Bodensee, erbeten<br />

Onginalien und Beitrage, die zur Veröffentlichung kommen, werden mit DM 40 —<br />

pro Druckseite honoriert die Schnftleitung behalt sich jedoch den Zeitpunkt <strong>der</strong><br />

Veröffentlichung vor Grundsätzlich werden nur Erstveröffentlichungen angenommen<br />

Alle Manuskripte sind direkt an die Schnftleitung zu richten Grundsätzlich werden<br />

nur solche Arbeiten angenommen, die vorher we<strong>der</strong> im Inland, noch im Aus<br />

land veröffentlicht worden sind Die Manuskripte dürfen auch nicht gleichzeitig<br />

an<strong>der</strong>en Blattern zum Abdruck angeboten werden — Mit <strong>der</strong> Annahme des Manuskriptes<br />

erwirbt <strong>der</strong> Verlag für die Dauer <strong>der</strong> gesetzlichen Schutzfrist die ausschließliche<br />

Befugnis zur Wahrnehmung <strong>der</strong> Verwertungsrechte im Sinne des<br />

§ 15 f des Urheberrechtsgesetzes —Übersetzung Nachdruck —auch von Abbildungen<br />

— Vervielfältigungen auf fotomechanischem o<strong>der</strong> ahnlichem Wege<br />

o<strong>der</strong> in Magnetton-Verfahren Vortrag Funk- und Fernsehsendungen sowie<br />

Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen — auch auszugsweise — sind nur<br />

mit schriftlicher Zustimmung des Verlages gestattet — Für den persönlichen<br />

Gebrauch dürfen von Beitragen o<strong>der</strong> Teilen von diesen einzelne Kopien hergestellt<br />

werden — Jede im Bereich eines gewerblichen Unternehmens hergestellte<br />

Kopie dient im Sinne von § 54 Abs 2 UrhG gewerblichen Zwecken und ist gebührenpflichtig<br />

Die Gebuhr betragt DM — 40 je vervielfältigte Seite Sie wird entrichtet<br />

entwe<strong>der</strong> durch Anbringung einer entsprechenden Wertmarke o<strong>der</strong> durch<br />

Bezahlung an die VG WORT, Abteilung Wissenschaft, Goethestraße 49 80336<br />

München, von <strong>der</strong> weitere Einzelheiten zu erfragen sind<br />

Die Beitrage dürfen daher nicht in gleichem o<strong>der</strong> ähnlichem Wortlaut an an<strong>der</strong>er<br />

Stelle veröffentlicht werden<br />

— Jede Arbeit soll eine Zusammenfassung enthalten, die beim Abdruck dem<br />

Text vorgeschaltet wird Diese wäre von Ihnen selbst zu verfassen Sie sollte<br />

aber 10 Druckzeilen nicht überschreiten Die Schnftleitung wird ohne Kosten<br />

eine englische und franzosische Übersetzung veranlassen, sofern Sie es<br />

nicht vorziehen, diese selbst zu verfassen<br />

— Die Arbeit sollte von den Charaktenstika des mündlichen Vortrages befreit<br />

und noch vom Autor so bearbeitet werden, daß sie druckreif vorliegt<br />

— In <strong>der</strong> Regel gilt als maximale Lange für jede Arbeit 8-10 Schreibmaschinenseiten<br />

(Izeilig 70 Anschlage pro Zeile)<br />

— Pro Arbeit sollten maximal 2 Abbildungen zur Publikation vorgelegt werden<br />

Arbeiten, die diese Voraussetzungen nicht erfüllen, müssen wir Ihnen lei<strong>der</strong><br />

als unvollständig zurückreichen<br />

Für unverlangt eingesandte Manuskripte wird keine Verantwortung übernommen,<br />

Rucksendung erfolgt nur wenn Ruckporto beigefugt ist Arbeiten unter <strong>der</strong><br />

Rubrik .Erfahrungen aus <strong>der</strong> Praxis" stellen nicht unbedingt die Meinung <strong>der</strong><br />

Schnftleitung dar<br />

Editoriais drucken die persönliche Meinung des Autors jedoch nicht unbedingt<br />

die von Herausgeber o<strong>der</strong> Schnftleitung aus<br />

Alle Manuskripte werden von <strong>der</strong> Schnftleitung nach medizinisch-wissenschaftlichen<br />

und vom Lektor des Verlages nach stilistisch-sprachlichen Gesichtspunkten<br />

redigiert<br />

Die Nennung von Markenbezeichnungen laßt keinerlei Rückschlüsse zu ob es<br />

sich um geschützte Zeichen handelt<br />

Bei Leserzuschriften behalten wir uns die Veröffentlichung o<strong>der</strong> Kürzung aus<br />

redaktionellen Gründen vor<br />

Son<strong>der</strong>drucke:<br />

Von Onginalbeitragen erhalten die Verfasser auf Verlangen 30 Son<strong>der</strong>drucke<br />

kostenlos Dies muß jedoch mit dem Einreichen des Manuskriptes ausdrücklich<br />

vermerkt werden Wird eine höhere Stuckzahl gewünscht so erfolgt für diese eine<br />

Berechnung<br />

Nachdruck:<br />

Alle Rechte auch die des auszugsweisen Nachdruckes <strong>der</strong> fotomechanischen<br />

Wie<strong>der</strong>gabe und <strong>der</strong> Übersetzung bleiben dem Verlag nach Maßgabe <strong>der</strong> gesetzlichen<br />

Bestimmungen vorbehalten Nachdruck, auch auszugsweise, ist nur<br />

mit genauer Quellenangabe gestattet und bedarf bei Onginalbeitragen <strong>der</strong><br />

schriftlichen Genehmigung des Verlages Für innerbetriebliche fotomechanische<br />

Vervielfältigung gilt das Rahmenabkommen des Borsenvereins des Deutschen<br />

Buchhandels mit dem BDI vom 14 6 1958 (10-Pf-Wertmarke pro Seite)<br />

Verlag:<br />

Medizinisch Literarische Verlagsgesellschaft mbH<br />

Postfach 1151/1152, D-29501 Uelzen Tel (05 81)8 08-150 Fax (05 81) 80 8158<br />

Anzeigenverwaltung. Marlis Jess, Tel (05 81)8 08 152<br />

Anzeigenpreisliste.<br />

Zur Zeit gilt die Liste Nr 31<br />

Erfüllungsort und Gerichtsstand Uelzen<br />

Erscheinungsweise: monatlich<br />

Bezugsbedingungen:<br />

Der Bezugspreis betragt jährlich 118,— DM einschl UST Studentenpreis 88,50<br />

DM Preise jeweils zuzüglich Versandkosten Einzelhefte werden zum Preis von<br />

e 14 — DM abgegeben Abonnementsgebuhren sind nach Rechnungserhalt falig<br />

o<strong>der</strong> zahlbar netto Kasse<br />

Im Falle höherer Gewalt o<strong>der</strong> bei Störungen des Arbeitsfnedens besteht kein Anspruch<br />

auf Kürzung bzw Ruckzahlung des Bezugsgeldes<br />

Die Kündigung des Jahresabonnements kann nur schriftlich mit einer Frist von<br />

6 Wochen zum Jahresende beim Verlag erfolgen nach diesem Termin eingehende<br />

Abbestellungen werden für das nächste Jahr vorgemerkt<br />

Für die Bearbeitung aller Zuschriften bitte die Lesernummer angeben<br />

Haftung:<br />

Sämtliche Angaben in diesem Heft sind nach bestem wissenschaftlichem Können<br />

<strong>der</strong> einzelnen Autoren gemacht Eine Gewahr übernimmt <strong>der</strong> Verlag für diese<br />

Beitrage nicht Im Einzelfall bleibt es dem Leser überlassen, diese Aussagen<br />

einer eigenen Prüfung zu unterziehen Die Arzneimittel- und Geratehersteller<br />

haften selbst für ihre in den Anzeigen gemachten Angaben Ebenfalls übernimmt<br />

<strong>der</strong> Verlag keine Haftung für Schaden, die durch fehlerhafte o<strong>der</strong> unterbliebene<br />

Ausfuhrungen im Text o<strong>der</strong> in den Anzeigen entstehen<br />

Zahlungen:<br />

Postbank Hamburg Kto-Nr 2 392 16-201, BLZ 200100 20 Sparkasse Uelzen,<br />

Kto -Nr 5 405, BLZ 258 50110<br />

Gerichtsstand Uelzen<br />

Druck: C Beckers Buchdruckerei GmbH & Co KG<br />

29525 Uelzen<br />

Groß Lie<strong>der</strong>ner Straße 45,

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