Gesamte Ausgabe runterladen - Zentralverband der Ãrzte für ...
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H 77751:<br />
ift für<br />
Magnesium<br />
Verla*<br />
Magnesium Verla® N Dragees<br />
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Kompetent in <strong>der</strong> Magnesium-Forschung<br />
Verla-Pharm Arzneimittel, 82324 Tutzing<br />
4<br />
35.<br />
Jahrgang<br />
April 1994<br />
ISSN 0720-6003<br />
MEDIZINISCH LITERARISCHE<br />
VERLAGSGESELLSCHAFT MBH<br />
Postfach 1151 /11 52 29501 Uelzen
Der <strong>Zentralverband</strong> <strong>der</strong> Arzte für Naturheilverfahren e. V.<br />
Sitz Stuttgart<br />
Der ZAN wurde 1951 gegründet<br />
und fuhrt die Tradition verschiedener<br />
Arztevereine weiter, die durch<br />
Kriegs- und Nachkriegszeit aufgelost<br />
wurden.<br />
Der Verband verbreitet laut Satzung<br />
in Wort und Schrift Naturheilverfahren<br />
in Vorsorge, Therapie<br />
und Rehabilitation. Er gibt auch<br />
den Methoden ein Forum, die von<br />
den Universitäten we<strong>der</strong> beachtet<br />
nocht gelehrt werden; — beispielsweise<br />
hat er die Manuelle Medizin<br />
in Deutschland „salonfähig" gemacht.<br />
Sie ist heute ein Bereich <strong>der</strong><br />
Arztlichen Weiterbildung.<br />
Was sind Naturheilverfahren<br />
Sie verwenden als Teil <strong>der</strong> Gesamtmedizin<br />
ganzheitliche, diagnostische<br />
und therapeutische Methoden<br />
zur Prävention, Therapie und Rehabilitation.<br />
Ziel <strong>der</strong> Naturheilverfahren<br />
ist die Anregung <strong>der</strong> individuellen,<br />
körpereigenen Ordnungsund<br />
Heilkräfte. Naturheilverfahren<br />
for<strong>der</strong>n Mitarbeit <strong>der</strong> Patienten an<br />
ihrer Lebensführung aufgrund<br />
selbstverantwortlichen Gesundheitbewußtseins.<br />
Dazu dienen klassische,<br />
z. T. aus <strong>der</strong> hippokratischen<br />
Medizin abgeleitete Naturheilverfahren<br />
sowie durch Erfahrung<br />
und Forschung neu eingeführte<br />
Therapieformen.<br />
Wir zahlen dazu Akupunktur,<br />
Atemtherapie, Aus- und ableitende<br />
Heilverfahren, Balneo- und Klimatherapie,<br />
Bewegungstherapie, Elektroakupunktur,<br />
Elektrotherapie,<br />
Entspannungstherapie, Ernährungstherapie,<br />
Hydrotherapie, Massagetherapie,<br />
Manuelle Therapie, Mikrobiologische<br />
Therapie, Neuraltherapie,<br />
Ozontherapie, Phytotherapie,<br />
Sauerstofftherapie, Thermographie,<br />
Ultraviolettbestrahlung des Blutes /<br />
Hamatogene Oxydationstherapie.<br />
Vielleicht sind Ihnen einige Methoden<br />
unbekannt, einige als etabliert,<br />
an<strong>der</strong>e als fraglich im Gedächtnis.<br />
Wir meinen, daß ahnlich, wie die<br />
Manuelle Medizin auch an<strong>der</strong>e Naturheilverfahren<br />
„sich habilitieren",<br />
d. h. ihre Wirksamkeit beweisen<br />
werden.<br />
Wenn Ihr Interesse dahin geht, Naturheilverfahren<br />
kompetent bei Ihren<br />
Patienten anzuwenden (und das<br />
erwarten diese mehr und mehr!),<br />
dann erwerben Sie doch die Bereichsbezeichnung<br />
(Zusatzbezeichnung)<br />
bei Ihrer Ärztekammer.<br />
An 4 Weiterbildungswochen in<br />
Therapie und Praxis können Sie in<br />
Freudenstadt teilnehmen, und die<br />
erfor<strong>der</strong>liche 3monatige Hospitation<br />
in Klinik o<strong>der</strong> Praxis erfolgt in<br />
Ihrem Bundesland. Der <strong>Zentralverband</strong><br />
war an <strong>der</strong> Ausarbeitung <strong>der</strong><br />
Weiterbildungsinhalte beteiligt und<br />
hat auch die größte Erfahrung in<br />
<strong>der</strong> Fortbildung, die ja erst durch<br />
weitere Informationen und Erfahrungsaustausch<br />
die notwendigen<br />
Spezialkenntnisse bringt, um Patienten<br />
kompetent zu behandeln,<br />
das o<strong>der</strong> die für sie beste(n) Naturheilverfahren<br />
anzuwenden.<br />
Wenn Ihr Interesse bei <strong>der</strong> Lektüre<br />
<strong>der</strong> Arztezeitschrift für Naturheilverfahren<br />
noch gewachsen ist,<br />
schreiben Sie uns bitte. Wir senden<br />
Ihnen gerne weitere Informationen.<br />
Wir sind mit fast 7.000 Mitglie<strong>der</strong>n<br />
<strong>der</strong> älteste deutsche Arzteverband<br />
für Naturheilverfahren mit Dozenten<br />
aller oben genannten Diagnostik-<br />
und Therapieverfahren.<br />
Wir erwarten Ihre Zuschrift o<strong>der</strong><br />
Ihren Telefonanruf.<br />
Der Vorstand des ZAN.<br />
Geschaftstelle: Bismarckstraße 3, 72250 Freudenstadt, Tel. (0 74 41) 2151, Fax (0 74 41) 8 78 30
III<br />
fiorabio<br />
i v ^7<br />
Monographie:<br />
Anika flos (Arnikabluten) 236<br />
Kongreßankundigungen 237<br />
Kurse 239<br />
Neues aus <strong>der</strong> Medizin 240<br />
Verleihung <strong>der</strong> Hufeland-<br />
Medaille an Dr. Fritz Oelze 243<br />
6. Uberlmger Stoffwechseltagung 248<br />
fiorabio<br />
Naturreiner<br />
Heilpflanzensaft<br />
_ ^Leber<br />
iriä tialle an<br />
e<br />
Artischockensaft<br />
Durch die Steigerung <strong>der</strong> Gallesekretion<br />
<strong>der</strong> Leherzellen<br />
wird die Fett\ erdauung gefor<strong>der</strong>t<br />
und dadurch <strong>der</strong> Choleste<br />
rinspiegel gesenkt<br />
Wirksame Bestandteile<br />
Preßsaft aus frischen Blattern<br />
und Blutenknospen <strong>der</strong> Art!<br />
schocke (Cynara scolymus L)<br />
Anwendungsgebiete<br />
Traditionell angewendet Zur<br />
Unterstützung <strong>der</strong> Verdauung<br />
insbeson<strong>der</strong>e bei Schwache <strong>der</strong><br />
Fettverdauung bei Völlegefühl<br />
zur Anregung des Gallenflusses<br />
Gegenanzeigen Bekannte<br />
Allergie gegen Korbblutler Bei<br />
Verschluß <strong>der</strong> Gallenwege o<strong>der</strong><br />
Vorhandensein von Gallenstei<br />
nen nur nach Rucksprache mit<br />
dem Arzt anwenden<br />
F. G. Wilhelmi de Toledo und H. Klepzig<br />
Kurze Geschichte des Fastens 250<br />
V. Brosig<br />
Die Schroth-Kur 261<br />
Verbandsnachrichten<br />
I<br />
160 mi<br />
Für Diabetiker geeignet<br />
Verschreibungsfahig<br />
1 Flasche Preßsaft 160 ml DM9 35<br />
(Unverbmdl Preisempfehlung)<br />
Schoenenberger Pflanzensaftwerk, D-71106 Magstadt<br />
H. Süß<br />
Homöopathie im Zentrum des Chaos<br />
III<br />
K. J. Probst<br />
Das Fasten nach Shelton 273<br />
H. Fahrner<br />
Das Heilfasten nach Dr. Otto Buchinger 278<br />
G. Brubacher<br />
Kurze Geschichte des Hungerns 286<br />
A. Buchinger<br />
Laudatio des Enkels auf den<br />
Großvater Dr. Otto Buchinger 293<br />
Für Sie gelesen 295<br />
Medizinisches Telegramm 298<br />
Kongreßberichte 300<br />
Hartmannbund 305<br />
Vermittlung von Ärzten, Praxen und Sanatorien. 307<br />
Industrie-Informationen 308<br />
Arztezeitschnft für Naturheilverfahren 35 4 (1994)<br />
Aktueller<br />
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Zellen!<br />
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Seleniiini<br />
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biologisch reiner Form das<br />
lebenswichtige Spurenelement<br />
Selen, gebunden an den Zellkern<br />
von Remzuchthefe, und ist somit für den Korper optimal verwertbar<br />
Selen schützt die Zellen vor Umweltgiften und aktiviert damit<br />
die körpereigenen Abwehrkrafte CellLife» Selemum gleicht<br />
ernahrungsbedmgten Selenmangel aus und ist deshalb in unserer<br />
heutigen Zeit so wichtig Erhältlich m allen Apotheken<br />
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BRD D-61287 Bad Homburg • Postfach 1751<br />
CH 8750 Glarus • Postfach 146 235
Monographie:<br />
Arnica flos (Arnikablüten)<br />
Bezeichnung des Arzneimittels:<br />
Arnica flos, Arnikabhiten<br />
Titelbild:<br />
Arnica montana<br />
Bestandteile des Arzneimittels:<br />
Arnikablüten, bestehend aus den frischen<br />
o<strong>der</strong> getrockneten Blutenständen von Arniea<br />
montana Linne" o<strong>der</strong> Arnica chamissonis<br />
Less. subsp. foliosa (Nutt.) Maguiere<br />
sowie <strong>der</strong>en Zubereitungen in wirksamer<br />
Dosierung. Sie enthalten Sesquiterpenlaktone<br />
vom Helenanolid-Typ, und zwar vorwiegend<br />
Ester<strong>der</strong>ivate von Helenalin und<br />
11,13-Dihydrohelenalin. Daneben finden<br />
sich in <strong>der</strong> Droge als weitere Inhaltsstoffe<br />
Flavönoide (z. B. Isoquercitrin, Luteolin-<br />
7-glukosid und Astragalin), ätherisches Öl<br />
(mit Thymol und Thymol<strong>der</strong>ivaten), Phenolkarbonsauren<br />
(Chlorogensaure, Cynarin,<br />
Kaffeesaure) und Kumanne (Umbelliferon,<br />
Skopoletin).<br />
A n Wendungsgebiete:<br />
Zur äußerlichen Anwendung bei Verletzungs-<br />
und UnfalMolgea, z. B. bei Hamatomen,<br />
Distorsionen, Prellungen, Quetschungen,<br />
Frakturodemen, bei rheumatischen<br />
Muskel- und Gelenkbeschwer<strong>der</strong>i.<br />
Entzündungen <strong>der</strong> Schleimhaute von<br />
Mund- und Rachenraum, Furunkulose<br />
und Entzündungen als Folge von Insektenstichen;<br />
Oberflachenphlebitis.<br />
Gegenanzeigen: Arnika-Allergie<br />
Nebenwirkungen :<br />
Längere Anwendung an geschädigter<br />
Haut, z. B. bei "Verletzungen o<strong>der</strong> Ulcus<br />
cruris, ruft relativ häufig odematose Dermatitis<br />
mit Blaschenbildung hervor. Ferner<br />
können bei längerer Anwendung Ekzeme<br />
auftreten. Bei hoher Konzentration<br />
in <strong>der</strong> Darreichung sind auch primär toxisch<br />
bedingte Hautreaktionen mit BMschenbüttang<br />
bis zur Nekrotisierufig möglich.<br />
Wechselwirkungen: Keine bekannt.<br />
Dosierung:<br />
Soweit nicht an<strong>der</strong>s verordnet;<br />
Aufguß; 2,0 g Droge auf 100 rill Wasser.<br />
Tinktur. Für Umschlage: Tinktur 3- bis<br />
lOfach mit Wasser verdünnt.<br />
Für Mundspulungen: Tinktur lOfach, verdünnt.<br />
Salben mit raax. 20 bis 25 Prozent Tinktur.<br />
„Arnika-Ol": Auszug aas 1 Teil Droge<br />
und 5 Teilen fetten Pflanzenöles.<br />
Salben mit max. 15 Prozent „Arnika-Ol".<br />
Art <strong>der</strong> Anwendung•<br />
Ganze Droge, geschnittene Droge, Drogetfpulver<br />
für Aufgüsse, flussige und .halbfeste<br />
Darreicaungsformen zur äußerlichen<br />
Anwendung.<br />
Wirkungen:<br />
Zubereitungen aus Arnika wirken — vorwiegend<br />
bei topischer Applikation —• antiphlogistisch,<br />
konsekutiv analgetiseh bei<br />
Entzündungen und antiseptisch.<br />
Wir danken <strong>der</strong> Kooperation Phytopharmaka<br />
und <strong>der</strong>en Mitgliedsürmen fur die freundliche<br />
Unterstützung und Überlassung <strong>der</strong> Unterlagen.<br />
Worauf Sie und Ihre Patienten schon immer gewartet haben...<br />
Allergie-Test und -Therapie ohne Spritze!<br />
Allergische Erkrankungen können geheilt werden!<br />
Auch Neuro<strong>der</strong>mitis, Asthma und Colitis sprechen<br />
auf das neue Therapiekonzept an. Für solche Indikationen<br />
ist die Bioresonanz-Therapie (BRT) mit dem<br />
BICOM-Gerat prädestiniert. Eine wissenschaftliche<br />
Studie dokumentiert die Ergebnisse.<br />
15 Jahre BRT-Forschung und -Erfahrung. Fundierte<br />
Einfuhrungs- und Fortgeschrittenen-Seminare.<br />
Kompetente Anwendungsberatung mit Hotline.<br />
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Übrigens: BICOM kennt noch mehr Indikationen!<br />
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Postfach 1105 • 82117Gauting<br />
!36 Arztezeitschnft für Naturheilverfahren 35 4 (1994)
Gallemolan<br />
29. April bis 1. Mai 1994 in Würzburg: Frühjahrskolloquium<br />
<strong>der</strong> Bioresonanz-Therapie-Gesellschaft<br />
in Zusammenarbeit mit dem Internationalen<br />
Medizinischen Arbeitskreis (IMA-BRT)<br />
Ort: Maritim Hotel & Congress-Centrum, Wurzburg<br />
Thema: Immunmodulation als Schlüssel zum Therapieerfolg,<br />
Wege — Konzepte — Perspektiven<br />
pflanzliches Gallenwegs-<br />
Therapeutikum<br />
Bei Beschwerden<br />
im rechten Oberbauch<br />
• cholagog • spasmolytisch<br />
7. bis 8. Mai 1994 in Bad Homburg v. d. H.<br />
5. Internationales Symposium <strong>der</strong> Ärztegesellschaft<br />
für biokybernetische Medizin<br />
Das Symposium richtet sich an alle Therapeuten, die sich<br />
über die neuesten Erkenntnisse und Forschungsergebnisse<br />
<strong>der</strong> MORA-Therapie als eine seit über 15 Jahren bewahrte<br />
physikalische Therapie informieren wollen.<br />
Auskunft und Anmeldung: MED-TRONIK GmbH - Abtl.<br />
Congress und Seminarorganisation, Daimlerstraße 2 —<br />
77948 Friesenheim, Tel. (07821) 63 33-11, Fax (078 21)<br />
63 33-50.<br />
5. bis 11. Juni 1994 auf <strong>der</strong> Insei Kos/Griechenland:<br />
Internationales Symposium „Das Asklepieion<br />
auf Kos — Kriterien ganzheitlichen Heilens"<br />
mit: Dr. med. Jochen Gleditsch, München, und Dr. med.<br />
Manfred Freiherr von Ungern-Sternberg, Detmold<br />
Themen: Das Lokalsymptom und die fünf Stufen des Bewußtseins;<br />
Die fünf Wandlungsphasen <strong>der</strong> traditionellen<br />
chinesischen Medizin und die fünf Gewichtungsstufen <strong>der</strong><br />
klassischen Homöopathie.<br />
Ausfuhrliches Programm bei: editio astramonte, Benekestr.<br />
11, D-32756 Detmold, Fax (0 52 31) 3 56 90.<br />
10. bis 11. Juni 1994 in Bad Meinberg: Kurs „Ganzheitliche<br />
Schmerztherapie"<br />
Themen: Neue punktuelle Schmerztherapie nach Siener;<br />
Alkalisierung des Stoffwechsels zur unspezifischen Hebung<br />
<strong>der</strong> Schmerzschwelle; Energetische Bewegungstherapie<br />
nach Heinrich<br />
Kursleitung: Dr. Buthke<br />
Organisation: Klinik Am Park, D-32797 Bad Meinberg,<br />
Wallenweg 46, Frau Pieper, Telefon (0 52 34) 903-614, Fax<br />
(0 5234)903-596.<br />
Erfahrung über<br />
6 Jahrzehnte<br />
Gallemolan forte Zusammensetzung: 1 Kapsel enthalt Trockenextrakt<br />
aus Schollkraut 100 mg, standardisiert auf 2,1 mg Gesamtalkaloide,<br />
berechnet als Chehdonm Trockenextrakt aus Wermutkraut<br />
(6,6 1) 40 mg, Trockenextrakt aus Lowenzahnwurzeln und -kraut<br />
(4,4 1)20 mg Anwendungsgebiete: Dyspeptische Beschwerden, beson<strong>der</strong>s<br />
bei funktionellen Störungen des ableitenden Gallensystems<br />
Gegenanzeigen: Verschluß <strong>der</strong> Gallenwege, Gallenblasenempyem,<br />
lleus Bei Gallensteinleiden nur nach Rucksprache mit<br />
einem Arzt anzuwenden Nebenwirkungen: Bisher keine bekannt<br />
Dosierung und Art <strong>der</strong> Anwendung: Einnahme von 1-2 Kapseln 3 mal<br />
taglich Handelsformen und Preise: Packungen mit 40 Kps DM16.61;<br />
100 Kps DM 34,60 Stand Januari993<br />
Julius Redel • Cesra-Arzneimittelfabrik GmbH &Co.<br />
76490 Baden-Baden<br />
Arztezeitschnft für Naturhellverfahren 35, 4 (1994) 237
Kongreßankündigungen<br />
15. bis 17. Juli 1994 in Bad Meinberg: Grundkurs<br />
„Kraniosakrale und viszerale Osteopathie"<br />
Kursleitung: Dr. med. W. Bauermeister<br />
Organisation: Klinik Am Park, D-32797 Bad Meinberg,<br />
Wällenweg 46, Frau Pieper, Telefon (0 52 34) 903-614, Fax<br />
(0 52 34)903-596.<br />
24. bis 31. Juli 1994: MEDICA Baden-Baden '94<br />
21. Internationaler Seminarkongreß für ärztliche Fortbildung<br />
Tagungsort: Kongreßhaus Baden-Baden<br />
Veranstalter: MEDICA Deutsche Gesellschaft zur För<strong>der</strong>ung<br />
<strong>der</strong> Medizinischen Diagnostik e. V, Stuttgart, in Zusammenarbeit<br />
mit dem Berufsverband Deutscher Internisten e. V.<br />
(BDI), Wiesbaden<br />
Auskunft: MEDICA e. V., Löffelstr. 1, D-70597 Stuttgart,<br />
Tel. (0711) 76 34 43 und 76 14 54, Fax (0711) 76 69 92.<br />
Elektroakupunktur nach Dr. Voll<br />
Intensivtraining an sieben Wochenenden in einem Jahr von September 1994 bis Juni 1995<br />
Der Ausbildungszyklus ist für Anfänger und führt zur selbständigen Ausübung <strong>der</strong> EAV nach Durchlaufen <strong>der</strong><br />
sieben Seminare.<br />
Termine 30. 09. - 2. 10. 94<br />
31.03.-2.04.95<br />
11. 11.- 13. 11.94<br />
12. 05. - 14. 05. 95<br />
Ärztliches Fortbildungszentrum für Ganzheitsmedizin (ÄFG)<br />
Leitung: Dr. med. W. Grauberger, Theatinerstraße 40,<br />
D-80333 München, Tel. 0 89 / 22 24 00, Fax 0 89 / 2 9124 43<br />
20. 01. - 22. 01. 95<br />
23. 06. - 25. 06. 95<br />
24. 02. - 26. 02. 95<br />
BFD (Bioelektronische Funktionsdiagnostik und -therapie)<br />
Internationale Forschungsgemeinschaft für bioelektronische Funktionsdiagnostik u. -therapie e. V.<br />
Sekretariat: Dr. R. Heubach, Kneippstraße 12, D-86825 Bad Wörishofen<br />
Kurs I und II:<br />
Dozent:<br />
für Ärzte und Zahnarzte<br />
Medizinalrat Dr. Oswald von Ravanelli, Facharzt für Innere Medizin<br />
Kursinhalt I:<br />
1. Begriffsdefinition <strong>der</strong> BFD<br />
2. Theoretische Voraussetzungen für das Verstehen von Messungen<br />
über die Haut<br />
3. Das System <strong>der</strong> Grundregulation<br />
4. Storfeld und Herdgeschehen<br />
5. Reiz und Reizstrom<br />
6. Diagnostische und therapeutische Anwendungen in <strong>der</strong> BFD<br />
7. Besprechung und Demonstration <strong>der</strong> einzelnen Meßapparate<br />
8. Hautflächenleitwertmessung (HFL)<br />
9. Begriff des HSR-Testes (Herd-Störfeld-Reiztest),<br />
Elektro-Haut-Test (EHT) nach Gehlen und Standl<br />
10. Energetische Diagnostik<br />
11. Meßwertkriterien<br />
12. Therapie nach d. „Theratest-Gerat"<br />
Feldtherapie (nach Bergsmann) mit dem „Theranova-Gerät"<br />
13. Praktische Übungen<br />
Termine:<br />
Kursgebühr:<br />
Seminarort:<br />
Fr. 13. 5. 94 18.00 - 21.00 Uhr<br />
Sa. 14. 5. 94 9.00 - 12.30 Uhr u. 14.30 - 19.00 Uhr<br />
So. 15. 5. 94 9.00 - 12.00 Uhr u. 13.00 - 15.00 Uhr<br />
Kursinhalt II:<br />
1. Allgemeines zum BFD-Regulationstest<br />
2. Das Akupunktur-Meridian-System<br />
3. Der Akupunkt<br />
4. Organ- und Punktbeziehung<br />
5. Der Meßpiatz<br />
6. Meßwertkriterien zum BFD-Regulationstest<br />
7. Punktsuche und Punktmeßmethode<br />
8. Erstellung von Meßpunkt-Schemata (Balkengraphik,<br />
Regulationstest)<br />
9. Zahn testung und Zahnorganbeziehung<br />
10. Interpretation <strong>der</strong> erarbeiteten Balkengraphiken<br />
(Regulationstest)<br />
11. Der Medikamententest<br />
12. Patientendemonstration<br />
13. Praktische Übungen<br />
Fr. 3. 6. 94 18.00 - 21.00 Uhr<br />
Sa. 4. 6. 94 9.00 - 12.30 Uhr u. 14.30 - 19.00 Uhr<br />
So. 5. 6. 94 9.00 - 12.00 Uhr u. 13.00 - 15.00 Uhr<br />
DM 395,— pro Kurs für Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Internationalen Forschungsgemeinschaft f. BFD<br />
DM 495,— pro Kurs für Nichtmitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Internationalen Forschungsgemeinschaft f. BFD<br />
Berlin<br />
Organisation und Ärztepraxis I. und M. Witt, Winfriedstraße 35, D-14169 Berlin<br />
Anmeldung: Tel. 030/81120 02, Fax 030/8118613<br />
Preiswerte Hotelzimmer am Seminarort können auf Wunsch vermittelt werden.<br />
238 Arztezeitschnft für Naturhellverfahren 35, 4 (1994)
L<br />
Weiterbildungskurse Naturheilverfahren 1994<br />
Insgesamt 20 Kurse zur Erlangung <strong>der</strong> Zusatzbezeichnung<br />
Naturheilverfahren bietet die Arzteakademie Bad Worishofen<br />
des Kneipparztebund e.V. 1994 an. Die Kurse sind über<br />
das Jahr verteilt. Sie werden in Zusammenarbeit mit <strong>der</strong><br />
Bayer. Landesarztekammer und <strong>der</strong> Vereinigung Bayer. Internisten<br />
veranstaltet. Sie werden von allen Landesarztekammern<br />
<strong>der</strong> Bundesrepublik anerkannt.<br />
Die einzelnen Termine:<br />
Kursblock 2 Kurs 1: 11. 4. bis 15. 4.1994<br />
Kurs 2: 18. 4. bis 22. 4. 1994<br />
Kurs 3: 2. 5. bis 6. 5. 1994<br />
Kurs 4: 9. 5. bis 13. 5.1994<br />
Kursblock 3<br />
Kursblock 4<br />
Kursblock 5<br />
Hauptthemen:<br />
Kurs 1: 30.<br />
Kurs 2: 6.<br />
Kurs 3: 13.<br />
Kurs 4: 20.<br />
Kurs<br />
Kurs<br />
Kurs<br />
Kurs<br />
1: 26.<br />
2: 3.<br />
3: 10.<br />
4: 17.<br />
5. bis<br />
6. bis<br />
6. bis<br />
6. bis<br />
9. bis<br />
10. bis<br />
10. bis<br />
10. bis<br />
3.<br />
10.<br />
17.<br />
24.<br />
30.<br />
7.<br />
14.<br />
21.<br />
6. 1994<br />
6. 1994<br />
6. 1994<br />
6. 1994<br />
9. 1994<br />
10. 1994<br />
10. 1994<br />
10. 1994<br />
Kurs 1: 14. 11. bis 18. 11. 1994<br />
Kurs 2: 21. 11. bis 25. 11. 1994<br />
Kurs 3: 28. 11. bis 2. 12. 1994<br />
Kurs 4: 5. 12. bis 9. 12. 1994<br />
Kurs 1: Hydrotherapie, Phytotherapie, Mikrobiologische<br />
Therapie (Symbioselenkung)<br />
Kurs 2: Ernährungstherapie, Elektrotherapie, Phytotherapie,<br />
Ausleitende Verfahren<br />
Kurs 3: Bewegungstherapie, Massage, Gesundheitserziehung<br />
Kurs 4: Ordnungstherapie (Autogenes Training, Psychotherapie),<br />
Phytotherapie, Neuraltherapie<br />
Kursorte:<br />
Reflexzonenarbeit am FußS<br />
Zweitagekurse<br />
20jahnge praktische Erfahrung<br />
10jahrige Lehrerfahrung<br />
1. Einfuhrungs- und Aufbaukurs<br />
2. FORTFÜHRUNGS- und THERAPIEKURS<br />
mit Überreichung eines Zeugnisses<br />
Bad Fussmg, Bad Lauterberg/Harz, Berlin, Budingen,<br />
Brixen/Sudtirol, Chemnitz, Hamburg, Hannover,<br />
München, Munster, Nürnberg und Stuttgart<br />
Bitte for<strong>der</strong>n Sie kostenlose Prospekte an<br />
NEU: HANDZONENFIBEL 14,00 DM<br />
LEHRSTÄTTE FÜR MANUELLE FUSS-REFLEXZONEN-ARBEIT<br />
Inh und Seminarleiter Christian Mirr, staatl geprüfter Masseur<br />
^ und Heilpraktiker, Bahnhofstraße 3, 63654 Budingen,<br />
A Telefon (0 60 42) 44 08 + Mobiltelefon (01 61) 3 61 19 99 /<br />
Wissenschaftliche Leitung: Prof. Dr. med. H.-D. Hentschel,<br />
Med. Fakult. T. Univ. München<br />
Information und Anmeldung: Kneipparztebund e. V, Arzteakademie<br />
Bad Worishofen, Postfach 1436, D-86817 Bad<br />
Worishofen, Tel. (0 82 47) 70 01, Fax 8131.<br />
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und <strong>der</strong> Ernahrungsberaterin erganzen das Bad Salzufler<br />
Therapie- und Vorsorgeangebot. Ein Programm, welches<br />
sich durch die Gruppenbildung beson<strong>der</strong>s für alleinreisende<br />
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Salzuflen, Telefon (0 52 22) 18 32 15.<br />
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I Praecancerose, Praecancerosegefahrdung<br />
1 Malignomdisposition bzw Rezidiv- / Metastasengefahrdung<br />
3 Aussage über Korper- / Organregionen<br />
4 Therapieableitung aus <strong>der</strong> Blutuntersuchung (Iscadoroa)<br />
For<strong>der</strong>n Sie unser Informationsmatenal an<br />
Arztezeitschnft für Naturheilverfahren 35 4 (1994) 239
Neues aus <strong>der</strong> Medizin , . , , Schlagzeilen<br />
Wissenschaft , . . . Forschung . . . . Praxis<br />
. , , , Klinik , , , . Technik , , , , usw, . . . ,<br />
ONKOLOGIE<br />
Sind Merkmale <strong>der</strong> Psyche für Krebs<br />
ausschlaggebend <br />
Gibt es Persönlichkeitsmerkmale, die<br />
zur Krebskrankheit prädestinieren<br />
Dieser Frage wird in <strong>der</strong> psychosomatisch<br />
orientierten Krebsforschung<br />
nachgegangen, ohne daß bislang eine<br />
eindeutige Antwort darauf gefunden<br />
wurde. Der Heidelberger Psychosomatiker<br />
Professor Dr. Ronald Grossarth-Maticek<br />
hat eine Typologie<br />
krebsgefährdeter Menschen entwikkelt,<br />
wobei er betont, daß die psychosozialen<br />
Faktoren nur in Wechselwirkung<br />
mit bestimmten körperlichen<br />
Voraussetzungen letztlich zur Krankheit<br />
führen.<br />
Grossarth -Maticeks wissenschaftliche<br />
Arbeit, die er seit zehn Jahren zusammen<br />
mit dem bekannten Londoner<br />
Psychologen Hans-Jürgen Eyseneck<br />
betreibt, macht immer wie<strong>der</strong> Furore<br />
und zieht gleichzeitig heftige Kritik<br />
von Kollegen auf sich.<br />
Das Verhalten des Krebstypus ist<br />
nach Grossarth-Maticek durch eine<br />
ausgeprägte Hemmung in <strong>der</strong> Äußerung<br />
und Befriedigung ichbezogener<br />
Bedürfnisse gekennzeichnet. Dazu gehören<br />
Personen, die ihre Wünsche<br />
und Aggressionen nicht zu äußern<br />
vermögen, angepaßt und altruistisch<br />
sind, extrem an einem Objekt (zum<br />
Beispiel am Partner) orientiert sind<br />
und Angst vor Abweisung und Trennung<br />
vom geliebten Objekt haben.<br />
Diese Muster entsprächen einem<br />
chronischen Streßzustand, <strong>der</strong> sich<br />
auf das Immunsystem und die Funktion<br />
des zentralen Nervensystems auswirke.<br />
Diese Eigenschaften allein<br />
können noch keinen Krebs auslösen,<br />
betont Grossarth-Maticek, jedoch das<br />
Krebsrisiko „um ein Vielfaches erhöhen",<br />
wenn eine Disposition wie erbliche<br />
Belastung, eine Exposition (Zigarettenrauchen,<br />
falsche Ernährung)<br />
o<strong>der</strong> Organschädigungen vorliegen.<br />
Kritiker äußern den Verdacht, daß die<br />
Krebstypologien von Grossarth im<br />
nachhinein — als die Todesursache<br />
<strong>der</strong> untersuchten Probanden bereits<br />
bekannt war — willkürlich geän<strong>der</strong>t<br />
worden seien. Grossarth sagte dazu:<br />
Er habe die Typologie im Laufe <strong>der</strong><br />
Jahre immer mehr differenziert und<br />
nicht rückwirkend geän<strong>der</strong>t. Die Zusammenhänge<br />
zwischen psychosozialen<br />
und psychischen Risikofaktoren<br />
hat er in prospektiven Brust- und<br />
Lungenkrebsstudien aufgezeigt.<br />
1973 hatte er in Heidelberg Daten an<br />
über 9000 Frauen zum Brustkrebsrisiko<br />
erhoben und 1988 und 1992 <strong>der</strong>en<br />
Sterblichkeit erfaßt. Danach hatten<br />
die Persönlichkeitsstrukturen allein<br />
keinen Krebs ausgelöst, jedoch<br />
bei Hinzutreten körperlicher Risikofaktoren<br />
wie familiärer Belastung, gehäuften<br />
Brustentzündungen, Kin<strong>der</strong>losigkeit<br />
o<strong>der</strong> fettreicher Ernährung<br />
das Krebsrisiko verstärkt. Ähnliches<br />
gelte bei Lungenkrebs. Kämen physische<br />
Risikofaktoren und extreme innere<br />
Hemmung zusammen, so sei das<br />
Lungenkrebsrisiko um das Fünf- bis<br />
Achtfache erhöht.<br />
Ein von ihm entwickeltes „Autonomietraining<br />
zur Selbstregulation"<br />
habe bei 72 Probandinnen die Sterberate<br />
bei Frauen mit stark ausgeprägten<br />
körperlichen Risikofaktoren für<br />
Brustkrebs gegenüber denjenigen<br />
ohne dieses Training um den Faktor<br />
sieben verringert. Es sei „eine Methode<br />
zur Stimulierung <strong>der</strong> Eigenaktivität<br />
mit dem Ziel, ein inneres Gleichgewicht<br />
und bedürfnisbefriedigende<br />
Bedingungen herstellen zu können".<br />
Dauer <strong>der</strong> Therapie: zehn Wochen.<br />
Zweifel an <strong>der</strong> Grossarthschen Krebstypologie<br />
erhebt auch <strong>der</strong> Heidelberger<br />
Psychoonkologe Privatdozent Dr.<br />
Reinhold Schwarz. Viele Studien zur<br />
Typologie krebsgefährdeter Menschen<br />
seien retrospektiv und hätten daher<br />
Aussagekraft für ein Krebsrisiko. Einige<br />
wenige prospektive Studien sind<br />
nach Schwarz wi<strong>der</strong>sprüchlich in ihren<br />
Ergebnissen. Zu diesen zählt er<br />
auch die Studien von Grossarth-<br />
Maticek. Er fragt sich, wie es einem<br />
Menschen gelingen könne, solch eine<br />
riesige Datenmenge anzuhäufen wie<br />
Grossarth-Maticek.<br />
Da prospektive Studien äußerst zeitaufwendig<br />
sind und enorme Patientenzahlen<br />
erfor<strong>der</strong>n, wählte Schwarz<br />
einen dritten Ansatz, nämlich das<br />
präbiopotische Design. Er stützte sich<br />
auf Patienten, bei denen wegen eines<br />
körperlichen Befundes, etwa eines<br />
Knotens in <strong>der</strong> Brust, bereits <strong>der</strong> Verdacht<br />
auf eine Krebserkrankung bestand,<br />
<strong>der</strong> jedoch noch nicht bioptisch<br />
gesichert war. Dabei hätten sich bei<br />
Frauen mit Brustkrebs im Vergleich<br />
zu Frauen mit einer gutartigen Brusterkrankung<br />
einige Befunde ergeben,<br />
die auf eine Krebspersönlichkeit hindeuten<br />
könnten, wie „tendenzmäßig<br />
eine erhöhte Streßsensibilität", psychische<br />
Verletzbarkeit sowie Hoffnungslosigkeit<br />
und Entfremdungsgefühle.<br />
Allerdings könne „dieser Befund<br />
nicht als Bestätigung <strong>der</strong> Krebspersönlichkeit<br />
gewertet werden", so<br />
Schwarz, da es sich um eine Scheinkorrelation<br />
gehandelt habe. Denn die<br />
Frauen hatten zu fast 80 Prozent eine<br />
richtige Vorahnung über ihre spätere<br />
Diagnose. So sind die psychischen<br />
Merkmale nach Schwarz eher auf die<br />
erahnte Diagnose zurückzuführen,<br />
denn als krankheitsursächlich zu bewerten.<br />
Dies werde auch dadurch bestätigt,<br />
daß Frauen mit gutartigen<br />
240 Arztezeitschnft für Naturheilverfahren 35, 4 (1994)
Neues aus <strong>der</strong> Medizin . . . . Schlagzeilen ,<br />
Wissenschaff , , , , Forschung . , . , Praxis .<br />
., , . Klinik , .,. Technik , , . . usw. , . ,<br />
Brusterkrankungen dann stärker psychisch<br />
belastet waren, wenn sie irrtümlich<br />
von einem Krebsleiden ausgegangen<br />
waren. Umgekehrt zeigten tatsächlich<br />
Krebskranke diese Eigenschaft<br />
nicht, wenn sie von <strong>der</strong> Harmlosigkeit<br />
ihres Befundes überzeugt<br />
waren.<br />
Somit korrelieren diese Persönlichkeitsmerkmale<br />
eher mit dem Glauben<br />
an Krebs denn mit <strong>der</strong> tatsächlichen<br />
Erkrankung.<br />
Lungenkrebspatienten unterschieden<br />
sich in <strong>der</strong> Untersuchung des Psychoonkologen<br />
hinsichtlich ihrer psychischen<br />
Disposition nicht von den gutartig<br />
Erkrankten ausgemacht. Hier<br />
erwies sich einzig die Dauer des Tabakkonsums<br />
als krebserzeugen<strong>der</strong><br />
Faktor. Schwarz kommt deshalb zu<br />
dem Ergebnis, daß die vielfach beobachteten<br />
seelischen Phänomene bei<br />
Krebskranken durch das Leiden selbst<br />
bedingt sind und nicht zur Krankheit<br />
führen.<br />
Menschen mit defensiver Persönlichkeitsstruktur<br />
würden schlechter mit<br />
ihrer Krankheit fertig und brauchten<br />
mehr Schmerzmittel. Krebspatienten<br />
mit dieser Persönlichkeit bedürfen<br />
nach Schwarz einer intensiven psychosozialen<br />
Unterstützung. Nach einer<br />
amerikanischen Studie hätten<br />
Frauen mit Brustkrebs, die eine solche<br />
Therapie erhielten, doppelt so<br />
lange gelebt wie an<strong>der</strong>e Patientinnen,<br />
war von den Wissenschaftlern zu erfahren.<br />
SUCHT<br />
Nur bedingter Erfolg bei Raucherentwöhnung<br />
Schon nach einem Jahr sind etwa 70<br />
Prozent <strong>der</strong> Patienten, die an Raucherentwöhnungsprogrammen<br />
teilgenommen<br />
haben, rückfällig geworden.<br />
Den Grund dafür sieht Dr. Stephen<br />
Weiss von dem US-National Health-<br />
Institute in Arlington darin, daß Raucher<br />
zu Entwöhnungsprogrämmen<br />
überwiesen werden, obwohl sie sich<br />
— psychologisch gesehen — das Rauchen<br />
noch gar nicht ernsthaft abgewöhnen<br />
wollen.<br />
Wie Weiss auf dem 15. Europäischen<br />
Kardiologen-Kongreß in Nizza berichtet<br />
hat, wird die psychologische<br />
Bereitschaft, das Rauchen aufzugeben,<br />
in sechs Stadien eingeteilt: Präkontemplation,<br />
Kontemplation, Vorbereitung,<br />
Aktion, Dabeibleiben, Abschluß.<br />
Im ersten Stadium haben die Patienten<br />
gar nicht vor, sich in den nächsten<br />
sechs Monaten das Rauchen abzugewöhnen.<br />
Im Kontemplationsstadium<br />
wird immerhin ernsthaft darüber<br />
nachgedacht, doch dies kann Jahre<br />
dauern. Im Vorbereitungsstadium ist<br />
<strong>der</strong> Vorsatz schon stärker, die Patienten<br />
wollen zum Beispiel die Zahl <strong>der</strong><br />
Zigaretten reduzieren. Die Aktionsphase<br />
ist dadurch gekennzeichnet,<br />
daß sich das Verhalten tatsächlich in<br />
den vergangenen sechs Monaten geän<strong>der</strong>t<br />
hat. In <strong>der</strong> sogenannten Beibehaltungsphase<br />
ist aus dem Raucher<br />
zwar ein Ex-Raucher geworden, doch<br />
er ist noch sehr anfällig, rückfällig zu<br />
werden. Vom Abschlußstadium<br />
könne erst gesprochen werden, wenn<br />
Zigaretten jeden Reiz verloren haben.<br />
Es habe keinen Zweck, so Weiss, Raucher<br />
in den ersten beiden psychologischen<br />
Phasen an Programmen teilnehmen<br />
zu lassen. Vielmehr solle <strong>der</strong> Therapeut,<br />
häufig <strong>der</strong> Hausarzt, klären, in<br />
welchem Stadium sich sein Patient befindet,<br />
und dann versuchen, einen<br />
Phasenwechsel hin auf das erfolgversprechende<br />
Stadium drei zu bewirken.<br />
OSTEOPOROSE<br />
Ultraschall mißt Osteoporoserisiko<br />
Das Verfahren stammt aus <strong>der</strong><br />
Meerestechnik: Mit einem neuartigen<br />
Ultraschallmeßsystem läßt sich die<br />
Abnahme <strong>der</strong> Knochenmasse am Kalkaneus<br />
bestimmen.<br />
Der Kieler Internist Dr. Norbert<br />
Klause äußerte sich bei einem Vortrag<br />
in Hamburg'. „Wir behaupten, daß<br />
wir mit diesem Verfahren für jeden<br />
Patienten den goldenen Standard für<br />
die Messung haben." Denn mit dieser<br />
Methode lasse sich genau verfolgen,<br />
ob sich eine Tendenz zur Demineralisierung<br />
fortentwickele und wie im<br />
Laufe <strong>der</strong> Zeit das Frakturrisiko<br />
steige.<br />
Für die Untersuchung muß <strong>der</strong> Patient<br />
seinen Fuß für zwei Stunden im<br />
Wasserbad wärmen. Dadurch wird die<br />
Temperatur zwischen Knochen und<br />
Umgebung angeglichen, um die Meßverhältnisse<br />
zu stabilisieren. Um plane<br />
Flächen für die Ultraschallwellen zu<br />
schaffen, liegt die Ferse zwischen zwei<br />
kleinen Platten. Sie wird mit <strong>der</strong> Apparatur<br />
dreidimensional abgefahren.<br />
Je nach Knochenmasse verringert sich<br />
die Schallgeschwindigkeit beim<br />
Durchtritt durch die Ferse, und zwar<br />
um einen Meter pro Sekunde für je<br />
einen Massenverlust von 1,5 Milligramm<br />
pro Kubikzentimeter.<br />
Das Gerät zeichnet die ermittelten<br />
Schallphänomene auf. Bei Verlaufsuntersuchungen<br />
ließen sich daher präzise<br />
Vergleiche vornehmen, erklärte<br />
Klause. So könne genau verfolgt werden,<br />
ob und wie schnell die Knochenmasse<br />
abnimmt. Der Mineralgehalt<br />
im Kalkaneus sei dabei recht aussagekräftig<br />
für die Struktur und das<br />
Frakturrisiko an<strong>der</strong>er von Osteoporose<br />
betroffener Knochen. , ,<br />
— hpl —<br />
Arztezeitschnft für Naturheilverfahren 35, 4 (1994) 241
•.*•"hl"-"*."JÜ•"•'•i/•.'i"*jT»ÄrrtüriT•"
Laudatio Dr. Oelze<br />
Nach über 30 Jahren verantwortlicher<br />
Tätigkeit als Chefarzt am Allgemeinen<br />
Krankenhaus in Hamburg-Ochsenzoll<br />
ging Fritz Oelze 1989 in den verdienten<br />
Ruhestand. Daß dieser Ruhestand<br />
nichts mit Ausruhen zu tun haben<br />
würde, war uns, die wir ihn seit Jahrzehnten<br />
kennen, klar. Am 9. Mai 1993<br />
feierte er seinen 70. Geburtstag im<br />
Kreise seiner Familie — das sind seine<br />
Frau, 5 Kin<strong>der</strong> und 9 Enkelkin<strong>der</strong> — ,<br />
seiner Freunde und seiner Kollegen<br />
aus Medizin, Politik, Berufspolitik und<br />
Sport.<br />
Kernpunkt seiner ärztlichen Tätigkeit<br />
war die innere Medizin und ihr<br />
Schwerpunkt für ihn die Naturheilverfahren.<br />
Vor allem die Physiotherapie,<br />
die er bereits 1953 als Oberarzt bei<br />
Hanns Kusche lehrte und ausübte,<br />
hatte es ihm angetan. An dieser Klinik,<br />
<strong>der</strong>en Chef er jahrzehntelang bleiben<br />
sollte — dem Allgemeinen Krankenhaus<br />
Hamburg-Ochsenzoll —, wurden<br />
Ordnungstherapie, Wasser- und Bewegungsbehandlungen,<br />
Massagen und<br />
Elektrotherapie, Pflanzenheilkunde<br />
und Diätetik Grundlagen einer sonst<br />
nach mo<strong>der</strong>nen internistischen Gesichtspunkten<br />
geführten Abteilung<br />
praktiziert. Im Verlauf dieser Jahrzehnte<br />
wurde die Abteilung neben<br />
dem Krankenhaus für Naturheilweisen<br />
unter Walther Zimmermann in München<br />
und <strong>der</strong> Abteilung Natürliche<br />
Heilweisen am Urban-Krankenhaus<br />
Unterkuban in Berlin eine <strong>der</strong> drei klinischen<br />
Einrichtungen für Naturheilverfahren,<br />
die feste Begriffe in <strong>der</strong> Medizin<br />
wurden. Ab 1981 stand er in diesem<br />
Krankenhaus auch <strong>der</strong> Abteilung<br />
Physikalische Medizin als Chefarzt zur<br />
Verfügung.<br />
Seine wissenschaftliche Laufbahn war<br />
geprägt durch eine Fülle von Veröffentlichungen<br />
in <strong>der</strong> Fachpresse. Er<br />
fand durch seine klare Sprache und<br />
sein fundiertes Fachwissen raschen<br />
Zugang zu Vorträgen, Seminaren und<br />
den Medien. 1958 bereits arbeitete er<br />
in <strong>der</strong> Redaktion <strong>der</strong> Deutschen Krankenpflegezeitschrift<br />
und legte dieses<br />
Amt erst 1985 nie<strong>der</strong>, als seine Aufgaben<br />
als freier Mitarbeiter bei Printmedien<br />
allgemein und im Fernsehen ihn<br />
an die Grenzen seiner Möglichkeiten<br />
führten. Fritz Oelze ist Mitglied <strong>der</strong><br />
Vereinigung <strong>der</strong> medizinischen Fachund<br />
Standespresse. Er wurde Autor<br />
vieler Fachbücher, die sich mit physikalischer<br />
Medizin und Naturheilverfahren<br />
beschäftigen. Seiner Mitarbeit<br />
in <strong>der</strong> Fachleitung verdankt unsere<br />
Fachzeitschrift „Ärztezeitschrift für<br />
Naturheilverfahren" den Sektor Physikalische<br />
Medizin und Rehabilitation.<br />
Der Anerkennung <strong>der</strong> Naturheilverfahren<br />
als einem Teil <strong>der</strong> Gesamtmedizin<br />
hat Fritz Oelze in vielerlei Hinsicht<br />
gedient. Als Fachbeisitzer für Naturheilverfahren<br />
und physikalische Therapie<br />
seiner Landesärztekammer<br />
Hamburg, aber auch im Hartmannbund<br />
— Verband <strong>der</strong> Ärzte Deutschlands.<br />
Seit Jahren arbeitet Fritz Oelze<br />
in <strong>der</strong> Arzneimittelkommission E beim<br />
Bundesgesundheitsamt in Berlin im<br />
Auftrag des Bundesministers für Gesundheit<br />
und ist in <strong>der</strong> 3. Legislaturperiode<br />
Vorsitzen<strong>der</strong> dieser Kommission,<br />
die sich mit <strong>der</strong> Zulassung und<br />
Aufbereitung phytotherapeutischer<br />
Therapien und Stoffgruppen beschäftigt.<br />
Im <strong>Zentralverband</strong> <strong>der</strong> Ärzte für Naturheilverfahren<br />
arbeitet Fritz Oelze<br />
seit 1953 und war bereits kurz nach <strong>der</strong><br />
Gründung des Verbandes unter Hanns<br />
Kusche und später Hans Haferkamp<br />
2. Vorsitzen<strong>der</strong>. Zur Zeit trägt er die<br />
Bürde eines stellvertretenden Vorsitzenden,<br />
die ihn mit vielen Reiseaktivitäten<br />
und Öffentlichkeitsarbeit belastet.<br />
Über die umfangreichen und berufspolitischen<br />
Aktivitäten soll an dieser<br />
Stelle nicht berichtet werden, sie sind<br />
in den Laudationes des Kompendiums<br />
zum 76. Ärztlichen Fortbildungskongreß<br />
des ZÄN in Freudenstadt im<br />
März 1989 und in <strong>der</strong> Ärztezeitschrift<br />
für Naturheilverfahren im Juni 1993<br />
nachzulesen.<br />
Der <strong>Zentralverband</strong> <strong>der</strong> Ärzte für Naturheilverfahren<br />
und die Naturheilverfahren<br />
haben Fritz Oelze viel zu danken.<br />
Wir wünschen ihm, dem wir jahrzehntelange<br />
Treue zum Verband und<br />
zu Freudenstadt verdanken, auch weiterhin<br />
viel Erfolg für sein arbeitsreiches<br />
erfülltes Leben, das sicherlich<br />
noch viele Aufgaben für ihn bereithält.<br />
Dr. med. K. Ch. Schimmel<br />
Vorsitzen<strong>der</strong> des <strong>Zentralverband</strong>es<br />
<strong>der</strong> Ärzte für Naturheilverfahren<br />
Curriculum vitae<br />
Fritz Oelze wurde am 9. Mai 1923 in<br />
Dahme, einer Märkischen Kleinstadt, geboren.<br />
Dort wuchs er als Sohn eines Berliner<br />
Studienrates und einer temperamentvollen<br />
Münchnerin auf. Seinen Schulbesuch<br />
unterbrach er, um 1937, 1938 und<br />
1939 gründlich Franzosisch zu lernen und<br />
hielt sich hierzu in Neuchätel in <strong>der</strong><br />
Schweiz, in Lyon und Paris auf. Ab 1939<br />
sollte er Englisch in einem College bei<br />
London lernen, was <strong>der</strong> Kriegsausbruch<br />
verhin<strong>der</strong>te. Das zum Verständnis für<br />
seine heute noch weltweiten Interessen.<br />
1941 legte er seine Reifeprüfung in Juterbog<br />
ab und wurde danach bis zum Juni<br />
1945 Soldat. Zu diesem Zeitpunkt wurde<br />
er aus <strong>der</strong> US-Gefangenschaft entlassen<br />
und hatte es bis zum Leutnant <strong>der</strong> Reserve<br />
gebracht. Die Nachkriegszeit sah ihn zunächst<br />
als Praktikanten in <strong>der</strong> Landwirtschaft.<br />
1946 bis 1950 folgte das Medizinstudium<br />
in München, das er unter sehr schweren<br />
Bedingungen absolvieren mußte. Der Vater<br />
war indessen von den Russen ermordet,<br />
und er mußte sich sein Studium selbst<br />
verdienen. Im Dezember 1950 erfolgten<br />
Staatsexamen und Promotion mit einer experimentellen<br />
Arbeit über das Thema<br />
„Kontaktstorungen und Krankheit". 1950<br />
bis 1953 Weiterbildung zum Internisten<br />
und Lehranalyse nach Freud mit einem<br />
dreisemestrigen Studium <strong>der</strong> Psychotherapie<br />
in München. 1953 Berufung als Oberarzt<br />
an die neugegründete Abteilung für<br />
Naturheilverfahren am Allgemeinen<br />
Krankenhaus in Hamburg-Ochsenzoll.<br />
Bereits 1957 wurde er dort nach dem Tode<br />
seines Chefarztes Dr. Hanns Kusche kommissarisch<br />
zum Leiter <strong>der</strong> Abteilung bestellt.<br />
1958 erfolgte die Ernennung zum<br />
Chefarzt dieser Abteilung, <strong>der</strong> er dann bis<br />
1988 vorstand. Oelze beschreibt seine<br />
chefärztliche Tätigkeit an dieser Abteilung<br />
als sehr interessant mit Schwerpunkten in<br />
244 Arztezeitschnft für Naturheilverfahren 35, 4 (1994)
Laudatio Dr. Oelze<br />
<strong>der</strong> Anwendung klassischer Naturheilverfahren<br />
wie <strong>der</strong> Diätetik, <strong>der</strong> Phytotherapie,<br />
<strong>der</strong> Hydrotherapie, <strong>der</strong> physikalischen<br />
Behandlung und <strong>der</strong> Gesprächstherapie.<br />
Hier behandelte er in 38 Jahren Berufsausübung<br />
mehr als 25 000 Patienten, auch<br />
mit schulgemäßer Pharmakotherapie.<br />
Seine Patienten kamen aus dem Bereich<br />
<strong>der</strong> inneren Medizin, <strong>der</strong> Neurologie, <strong>der</strong><br />
Dermatologie, <strong>der</strong> Orthopädie und <strong>der</strong><br />
Psychiatrie. In dieser Zeit verfaßte er über<br />
100 wissenschaftliche Abhandlungen, hielt<br />
Kongreßvorträge, wo <strong>der</strong> 1967 nach eigenen<br />
wissenschaftlichen Forschungen auf<br />
dem Welt-Fettkongreß in Hamburg vorgetragene<br />
Vortrag über den Einfluß hochungesättigter<br />
Fettsäuren auf verschiedene Lipidparameter<br />
beson<strong>der</strong>e Beachtung fand.<br />
Arzneimittelstudien gehörten auch damals<br />
schon zu seiner Arbeit. 1986 veröffentlichte<br />
er im Verlag Gräfe und Unzer ein<br />
Buch mit dem Titel „Herz-Kreislauf-<br />
Erkrankungen — natürlich behandeln",<br />
das großen Anklang fand. Ehrenamtlich<br />
engagiert Oelze sich vorwiegend für Alkoholkranke<br />
und ihre vielschichtige Therapie,<br />
für Altenpflege und die sozialen Probleme<br />
seiner Patienten. So gelang es ihm<br />
als Abgeordneten <strong>der</strong> Hamburger Bürgerschaft<br />
1968/69 hohe Geldbeträge für den<br />
Aufbau <strong>der</strong> Psychiatrie in Hamburg im<br />
Krankenhaus Hamburg Ochsenzoll investieren<br />
zu lassen, denen auch in <strong>der</strong> Zeit<br />
danach noch weitere Investitionen folgten.<br />
Seinem Interesse für die Phytotherapie<br />
entsprechend, wurde Oelze 1988, gerade<br />
als er in Pension ging, in die Kommission E<br />
beim Bundesgesundheitsamt berufen.<br />
Vorsitzen<strong>der</strong> dieser Kommission wurde er<br />
bereits 1989 und ist auch heute noch, nach<br />
2 Wahlperioden, in diesem Amt. 1988/89<br />
bestritt er im Fernsehen 29 eigene 20-Minuten-Sendungen<br />
über Gesundheitsthemen<br />
und Naturheilverfahren. Dabei ist<br />
Oelze seit 1958 nebenamtlich als Medizinjournalist<br />
tätig, wobei er neben Berichten<br />
auch viele Referate, Buchrezensionen und<br />
Artikel über gesundheitliche und sozialpolitische<br />
Themen verfaßte. Auch berufspolitisch<br />
war und ist er ein gesuchter Kollege.<br />
Bereits seit 1953 im Vorstand des<br />
ZÄN ist er Fachbeisitzer für Naturheilverfahren<br />
und physikalische Therapie bei <strong>der</strong><br />
Landesärztekammer Hamburg, ist Vorsitzen<strong>der</strong><br />
des Berufsverbandes <strong>der</strong> Ärzte für<br />
physikalische Medizin und Rehabilitation,<br />
Mitglied des Vorstandes <strong>der</strong> Gesundheitsbehörde<br />
<strong>der</strong> Freien Hansestadt Hamburg,<br />
Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> Arbeitsgemeinschaft<br />
physikalische Therapie und Rehabilitation<br />
im Hartmannbund — Verband <strong>der</strong> Ärzte<br />
Deutschlands — Bonn, Mitglied des erweiterten<br />
Vorstandes <strong>der</strong> wissenschaftlichen<br />
Gesellschaft für physikalische Medizin<br />
und Rehabilitation, Delegierter <strong>der</strong> Vereinigung<br />
europäischer fachärztlicher Berufsverbände,<br />
Sektion physikalische Medizin<br />
und Rehabilitation in Brüssel, Mitglied <strong>der</strong><br />
Europäischen Akademie für medizinische<br />
Rehabilitation in Straßburg, Ehrenmitglied<br />
<strong>der</strong> französischen und <strong>der</strong> belgischen<br />
Fachgesellschaft gleichen Namens.<br />
Ansprache von Dr. med. Fritz Oelze<br />
anläßlich <strong>der</strong> Verleihung <strong>der</strong> Hufeland-Medaille in Freudenstadt<br />
am 12. März 1994<br />
Diese Ehrung ist für mich Anlaß zum<br />
Rückblick.<br />
Ich kam zu den Naturheilverfahren, als<br />
ich (noch) 1948 Dr. Hanns Kusche<br />
kennenlernte.<br />
Nach Verlust seiner Naturheilklinik<br />
St. Uli in Murnau durch die Kriegsverhältnisse,<br />
hatte er einzelne Privatpatienten<br />
in Privatquartieren, suchte<br />
sie dort auf und behandelte sie mit<br />
klassischen Naturheilverfahren.<br />
Kusche war ein faszinieren<strong>der</strong> Mann,<br />
früher — bis 1931 Oberarzt bei Prof.<br />
Klein, Jena — Institut und Klinik für<br />
Naturheilkunde, seit 1931 Chefarzt in<br />
Murnau, im Krieg Internist eines Feldlazaretts.<br />
Beim Kongreß des ZÄN 1952 in Bad<br />
Lauterberg hörte ich Dr. Hans Malten,<br />
<strong>der</strong> vor 200 begeisterten Ärzten über<br />
die Therapie mit Naturheilverfahren —<br />
auch von Schwerkranken — sprach.<br />
Nachher, an <strong>der</strong> Bar, fragte ihn Hanns<br />
Kusche: „Sag mal Hans, wann hast Du<br />
eigentlich Deine letzte Pneumonie behandelt"<br />
Antwort: „Ach Hanns, das<br />
ist schon lange her, und dabei wird mir<br />
immer himmelangst."<br />
Damals unbezahlter Assistenzarzt an<br />
<strong>der</strong> Medizinischen Poliklinik in München,<br />
hatte mich Dr. Adolf Hoff, Wörishofen,<br />
im Auto mitgenommen, zusammen<br />
mit Dr. V. Weckbecker. Bei<br />
<strong>der</strong> langen Fahrt erfuhr ich viel über<br />
Wörishofen, Kneipp-Ärzte, Naturheilverfahren<br />
und ihre verschiedenen Vertreter.<br />
1953 nahm mich Kusche mit nach<br />
Hamburg als seinen Oberarzt und<br />
Stellvertreter an die neue Abteilung für<br />
Naturheilverfahren im AK Ochsenzoll.<br />
Dieses hatte 2 200 Betten, vorwiegend<br />
Psychiatrie, aber auch eine Innere Abteilung<br />
mit 400 (!) Betten und eine<br />
Chirurgie mit 180.<br />
Wir bekamen 80 Betten. Das für uns<br />
umzubauende psychiatrische Haus war<br />
nicht fertig, so mußte Prof. Bertram,<br />
<strong>der</strong> Internist, uns für sechs Monate<br />
zwei Stationen leihen. Er sagte: „Solange<br />
die Kurpfuscher hier im Hause<br />
sind, gehe ich nicht mehr 'rein" (er<br />
hatte im Obergeschoß nämlich noch<br />
100 Innere Betten) und: „Wer bei uns<br />
stirbt, ist lege artis gestorben, bei denen<br />
war es ein Kunstfehler."<br />
Aber nicht alle Kollegen kamen uns so<br />
entgegen. Prof. Mauz, Psychiater und<br />
Ärztlicher Direktor, fragte mich: „Was<br />
machen Sie eigentlich mit Ihren Patienten"<br />
Als ich ihm die Therapie eines<br />
Pneumoniekranken mit Hydrotherapie<br />
schil<strong>der</strong>te, unterbrach er<br />
mich: „Ich weiß, Sie machen Psychotherapie".<br />
Sein Nachfolger Prof. Büssow, Psychiater<br />
und Ärztlicher Direktor sagte<br />
Arztezeitschnft für NaturheiSverfahren 35, 4 (1994) 245
Ansprache Dr. Oelze<br />
ein paar Jahre später: „Herr Oelze, wir<br />
machen beide das gleiche!" Ich fragte<br />
erstaunt — wieso. Er sagte: „Wir betreiben<br />
beide unspezifische Reiztherapie."<br />
Innerhalb einer Woche war meine<br />
Frauenstation mit 45 Betten und 5<br />
Notbetten belegt mit 49 Frauen, die<br />
Männerstation mit 38 Männern. Es<br />
war „Grippewelle" in Hamburg, alle<br />
Krankenhäuser überbelegt. Neben Dr.<br />
Kusche und mir war ein weiterer Assistenzarzt<br />
da, <strong>der</strong> eigentlich Pathologe<br />
war.<br />
Wir bestanden diese Bewährungsprobe,<br />
bezogen September 1953 unser<br />
neues Haus, dessen Umbau damals<br />
DM 240000,- einschließlich Einrichtung<br />
gekostet hatte! Wir bekamen 21<br />
Zwei-Bett-Zimmer und 5 Vier-Bett-<br />
Zimmer für die allgemeine Pflegeklasse.<br />
Der Tagessatz dort betrug DM<br />
8,80 und bei 9 „Privat-Betten" DM<br />
12,60.<br />
Kusche verlangte viel, war selbst<br />
enorm fleißig, hielt viel Vorträge. Ich<br />
mußte zweimal jährlich beim <strong>Zentralverband</strong><br />
ein 30-Minuten-Referat aus<br />
<strong>der</strong> klinischen Arbeit halten, das dann<br />
in <strong>der</strong> Zeitschrift „Hippokrates" o<strong>der</strong><br />
im „Landarzt" gedruckt wurde.<br />
Prof. Brauchle war Vorsitzen<strong>der</strong> des<br />
ZÄN. Man wollte, als Gegenstück zur<br />
Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin,<br />
eine Deutsche Gesellschaft für<br />
Naturheilkunde gründen. Um den<br />
Vorsitz stritten die Professoren<br />
Brauchle, Kollath und Salier. Brauchle<br />
war schon sehr krank und starb bald<br />
danach, so kam die Gründung nicht<br />
zustande, und Kusche wurde Vorsitzen<strong>der</strong><br />
des ZÄN.<br />
Er war mir ein väterlicher Freund geworden,<br />
was oft schwierige Auseinan<strong>der</strong>setzungen<br />
brachte, wie zwischen<br />
Vater und Sohn üblich, zumal wir<br />
beide Choleriker und sehr emotional<br />
waren. „Sie sind nicht hier, um Antibiotika<br />
zu spritzen, son<strong>der</strong>n um Naturheilverfahren<br />
anzuwenden." Ich:<br />
„Dann zeigen Sie mir erst einmal, wie<br />
man das bei unseren Patienten macht."<br />
Wir hatten ca. 800 Patienten im Jahr<br />
und etwa 25 Todesfälle. Denn wir waren<br />
an die internistische Notfallversorgung<br />
in Hamburg angeschlossen.<br />
Ohne Vorsortierung kamen die Patienten<br />
direkt zu uns. Das war übrigens<br />
entscheidend für unser Überleben,<br />
denn wenn die Aufnahme <strong>der</strong> Inneren<br />
Abteilung uns die Patienten zugeteilt<br />
hätte, wären wir mit unheilbar Kranken<br />
und Pflegefällen voll belegt worden.<br />
Ähnlich erging es seinerzeit<br />
Herrn Dr. Straßburg in <strong>der</strong> Klinik für<br />
Naturheilweisen in Berlin.<br />
Im April 1957 starb plötzlich Dr. Kusche,<br />
und ich mußte kommissarisch die<br />
Abteilung leiten, bis ich im September<br />
1958 <strong>der</strong>en Chefarzt wurde bis 1988.<br />
Im Rahmen des allgemeinen Bettenabbaues<br />
wurden wir auf 65, dann auf 52<br />
Betten verkleinert. Mehrere Schließungsversuche<br />
konnte ich abwehren,<br />
den letzten bei meiner Pensionierung.<br />
Beinahe wäre Prof. Bühring mein<br />
Nachfolger geworden. Er sagte ab, weil<br />
er den Berliner Lehrstuhl für Naturheilkunde<br />
erhielt. So wurde mein von<br />
mir fachlich und menschlich geschätzter<br />
Freund Helmut Brinkmann mein<br />
Nachfolger.<br />
Seit 1964 unterstand mir auch die Abteilung<br />
Physikalische Therapie des<br />
AKO — mittlerweile insgesamt mit<br />
1600 Betten. Die Mehrarbeit brachte<br />
auch die große Chance mit sich, die<br />
enge Verzahnung von Naturheilverfahren<br />
und physikalischer Therapie zu<br />
zeigen und zu praktizieren.<br />
1984 gründete ich im AKO eine Berufsfachschule<br />
für Krankengymnastik<br />
und wurde <strong>der</strong>en ärztlicher Leiter, bis<br />
mein Nachfolger 1990 auch diese Aufgabe<br />
übernahm.<br />
1968 war es mir als Abgeordneter <strong>der</strong><br />
Hamburgischen Bürgerschaft gelungen,<br />
einen 10-Jahres-Stufenplan zum<br />
Ausbau des AKO mit über 200 Mio.<br />
DM zu bewirken, in dessen Rahmen<br />
wir auch eine vorbildliche Abteilung<br />
für physikalische Therapie für 8 Mio.<br />
DM bekamen.<br />
Diese Zahlen sagen natürlich nicht,<br />
wieviel Arbeit und wieviele menschliche<br />
Begegnungen dahinterstehen. Mit<br />
über 180 ärztlichen Schülern und einem<br />
sehr engagierten Pflegepersonal<br />
und ebenso engagierten Masseuren,<br />
Krankengymnasten und Diätassistenten<br />
war eine 35jährige, sehr gute Zusammenarbeit<br />
gegeben. Des gleichen<br />
auch mit den Fachärzten unseres und<br />
des Nachbarkrankenhauses Heidberg.<br />
Etwa 25 000 Patienten habe ich in den<br />
Jahren gesehen und sie gemeinsam mit<br />
den an<strong>der</strong>en Kollegen und Mitarbeitern<br />
behandelt.<br />
Am Anfang als Scharlatan eingestuft,<br />
war ich in den letzten Jahren meiner<br />
Tätigkeit stellvertreten<strong>der</strong> Direktor des<br />
Krankenhauses!<br />
Zuletzt mochte ich meiner Frau und<br />
meinen fünf Kin<strong>der</strong>n danken für die<br />
Toleranz und die Hilfe in den vielen<br />
Jahren, sie mußten — zeitlich gesehen<br />
— oft auf mich verzichten. Trotzdem<br />
sind wir eine intakte Familie geblieben,<br />
zu <strong>der</strong> heute auch Schwiegerkin<strong>der</strong><br />
und neun Enkel gehören.<br />
Arztezeitschnft für Naturhellverfahren 35 4 (1994) 247
6. Überlinger Stoffwechseltagung<br />
Die Überlinger Stoffwechseltagungen<br />
finden seit 1983 alle zwei Jahre in<br />
Überlingen statt.<br />
Gegründet von Dr. H. Lützner, werden<br />
sie seit 1986 von dem damals gegründeten<br />
Ärztlichen Arbeitskreis<br />
Heilfasten e. V. organisiert, dessen 1.<br />
Vorsitzen<strong>der</strong> Dr. H. Fahrner war. Seit<br />
1990 ist Dr. H. Lützner 1. Vorsitzen<strong>der</strong>.<br />
Themen <strong>der</strong> Stoffwechseltage sind neben<br />
dem Heilfasten in Prävention und<br />
Therapie auch die therapeutischen<br />
Möglichkeiten <strong>der</strong> Vollwerternährung,<br />
vor allem bei chronischen Erkrankungen<br />
inklusive <strong>der</strong> chronisch-entzündlichen<br />
Erkrankungen.<br />
Dabei gehen wir — auch in <strong>der</strong> Tradition<br />
von Otto Buchinger — von einem<br />
ganzheitlichen Ansatz aus und sehen<br />
den menschlichen Organismus als Einheit<br />
von Körper, Seele und Geist. Entsprechend<br />
gehören im ärztlichen Tun<br />
vollwertige Ernährung (mit ausreichen<strong>der</strong><br />
Versorgung von Makro- und<br />
Mikronährstoffen, inklusive ökologischer<br />
Aspekte) und regelmäßige Entgiftung<br />
und Entschlackung zusammen<br />
mit Entspannung und Streßmanagement<br />
und Selbsterfahrung (auch im<br />
emotionalen Bereich) sowie Psychotherapie<br />
im weitesten Sinne. Die geistige<br />
Dimension ist die Spiritualität,<br />
das Sich-verbunden- und -eingebunden-Wissen<br />
in höhere, über das Irdische<br />
hinausgehende Kräfte, die in dem<br />
Nehmen und Geben von Liebe und<br />
Mitgefühl auch einen transzendenten<br />
Aspekt beinhalten.<br />
In dieser Weise geht Ganzheitsmedizin<br />
über den <strong>der</strong>zeit herrschenden naturwissenschaftlichen<br />
Ansatz hinaus. Und<br />
in dieser Weise war und ist das Fasten<br />
(schon) immer eine ganzheitliche Erfahrung.<br />
Zwischen den jährlichen Fastenzeiten<br />
ist das Wissen um Quantität<br />
und Qualität <strong>der</strong> Ernährung wichtig,<br />
248<br />
für die Fastenärztinnen sich auch zuständig<br />
und kompetent fühlen und machen<br />
müssen.<br />
Dies möchte <strong>der</strong> Ärztliche Arbeitskreis<br />
Heilfasten in Theorie und Praxis<br />
vermitteln helfen, sowohl den therapeutisch<br />
tätigen Kolleginnen in Aus-,<br />
Fort- und Weiterbildung als auch den<br />
gesunden und kranken Menschen. So<br />
laden wir u. a. interessierte Kolleginnen<br />
in <strong>der</strong> Weiterbildung Naturheilverfahren<br />
ein, in unseren Kliniken zu<br />
hospitieren.<br />
1993 haben wir — die wir überwiegend<br />
in <strong>der</strong> Tradition von Otto Buchinger<br />
stehen — die Begegnung und den Austausch<br />
mit den an<strong>der</strong>en traditionellen<br />
Fastenschulen auf unserer Überlinger<br />
Stoffwechseltagung gesucht und gefunden.<br />
Es hat sich gezeigt, daß es sehr<br />
viele Gemeinsamkeiten in <strong>der</strong> Auffassung<br />
und Methodik gibt, und es ist erfreulicherweise<br />
gelungen, daß wir uns<br />
über Teilaspekte und unterschiedliche<br />
Betonungen eher freundschaftlich als<br />
kontrovers austauschen konnten.<br />
Nicht die Abgrenzung stand im Vor<strong>der</strong>grund,<br />
son<strong>der</strong>n das gemeinsame<br />
Bemühen um die helfende Begleitung<br />
unserer Patienten.<br />
Wir danken dem <strong>Zentralverband</strong> <strong>der</strong><br />
Ärzte für Naturheilverfahren e .V,<br />
Freudenstadt, und <strong>der</strong> Verlagsleitung<br />
<strong>der</strong> Medizinisch Literarischen Verlagsgesellschaft,<br />
Uelzen, herzlich für ihre<br />
Bereitschaft, die Referate im folgenden<br />
abzudrucken, und hoffen auf eine<br />
wohltuende Fortsetzung unserer gemeinsamen<br />
Arbeit.<br />
Dr. Christian Kuhn<br />
Leiten<strong>der</strong> Arzt <strong>der</strong> Klinik Buchinger am<br />
Bodensee<br />
2. Vorsitzen<strong>der</strong> des Ärztlichen Arbeitskreises<br />
Heilfasten e. V.<br />
Wilhelm-Beck-Straße 27, D-88662 Überlingen<br />
Arztezeitschnft für Naturheilverfahren 35 4 (1994)<br />
Pro-Symbioflor®/Symbioflor®1/<br />
Symbioflor®2 Zusammensetzung:<br />
Pro-Symbioflor®:<br />
1 ml Suspension enthalt'<br />
Steriles Autolysat von Eschenchia<br />
coh und Enterococcus<br />
faecahs humaner Herkunft<br />
(Autolysat aus 10 7 Bakterien)<br />
Symbioflor®1: 1 ml Suspension<br />
enthalt. Zellen und Autolysat<br />
aus 10 7 Bakterien (Enterococcus<br />
faecahs humaner<br />
Herkunft). Symbioflor®2: 1 ml<br />
Suspension enthalt- Zellen und<br />
Autolysat aus 10 7 Bakterien<br />
(Eschenchia coh humaner Herkunft)<br />
Anwendungsgebiete:<br />
Pro-Symbioflor®: Aktivierung<br />
körpereigener Abwehrkräfte,<br />
gastrointestmale Störungen.<br />
Symbioflor*1: Aktivierung körpereigener<br />
Abwehrkrafte,<br />
chronisch rezichvierende Infektionen<br />
<strong>der</strong> oberen Atemwege,<br />
Entzündungen im Mund ,<br />
Nasen , Rachenraum und<br />
Mittelohr, Erkältungskrankheiten,<br />
gastrointestmale Störungen,<br />
Symbioflor®2: Aktivierung<br />
körpereigener Abwehrkrafte,<br />
gastrointestmale<br />
Störungen; Gegenanzeigen:<br />
Pro-Symbioflor®: keine,<br />
Symbioflor®1: keine; Symbioflor®2:<br />
Akute Cholecystitis und<br />
akute Pankreatitis, Heus,<br />
Kachexie. Wahrend akut fieberhafter<br />
Erkrankungen sollte<br />
Symbioflor®2 vorübergehend<br />
abgesetzt werden; Nebenwirkungen:<br />
Pro-Symbioflor®/<br />
Symbioflor®2: Zu Behandlungsbeginn<br />
können gelegentlich<br />
Meteonsmus, Flatulenz und<br />
Oberbauchbeschwerden auftreten;<br />
Symbioflor®1: Vereinzelt<br />
wird über das Auftreten<br />
von Mundtrockenheit, Kopfschmerz,<br />
Ekel o<strong>der</strong> Magenschmerzen<br />
berichtet. Wechselwirkungen<br />
mit an<strong>der</strong>en<br />
Medikamenten: Pro-Symbioflor®,<br />
Symbioflor®1, Symbioflor®2:<br />
keine bekannt<br />
Packungsgrößen/Preise:<br />
Pro-Symbioflor®: 50 ml<br />
Tropfen, DM 16,50; Symbioflor®1:<br />
50 ml Tropfen, DM<br />
15,36, Symbioflor®2: 50 ml<br />
Tropfen, DM 15,36. Stand 2/93<br />
SVMBIO<br />
/PHARM<br />
SymbioPharm GmbH<br />
Auf den Luppen<br />
D-35745 Herborn<br />
Tel.: 02772/51004
Kurze Geschichte des Fastens<br />
von F. G. Wilhelmi de Toledo und H. Klepzig<br />
Zusammenfassung<br />
Das freiwillige Fasten hat immer eine spirituelle, eine medizinische und eine sozialpolitische<br />
Dimension gehabt. Um die Jahrhun<strong>der</strong>twende, als das kirchliche<br />
Fasten immer weniger praktiziert wurde, entwickelte sich eine lebhafte Bewegung<br />
des medizinischen Fastens mit Schulen, die das Fasten naturheilkundlich und<br />
ganzheitlich zur Prävention und Therapie chronischer Krankheiten praktizieren.<br />
Im Gegensatz dazu entstand in den 60er Jahren an Universitätskliniken das „Fasten<br />
zur Gewichtsreduktion ". Auf Impuls einiger „ Fastenärzte/Innen " entstand in<br />
den letzten Jahren eine Dynamik des Fastens für Gesunde, die wie<strong>der</strong>um das spirituelle<br />
Fasten neu zu beleben scheint.<br />
Schlüsselwörter: Fasten, Nulldiät, VLCD, Heilfasten<br />
Summary<br />
Voluntary fasting had always a spiritual, a medical and a socialpolitical dimension.<br />
At the end ofthe last Century the religious fasting had lost its importance and<br />
a very dynamic movement of medical fasting appeared, with schools who practice<br />
it in a holistic way as a pari ofnatural medicine and with the purpose ofprevention<br />
as well as therapy ofehronical illnesses. In the sixties therapeutical fasting appeared<br />
at some university clinics but restricted to the treatment ofobesity. In the<br />
last years a revival of the fasting for healthy people developed which seems in turn<br />
to reactivate the exercise of spiritual fasting.<br />
Key words: fasting, starvation, VLCD<br />
Resume<br />
Lapratique dujeüne volontaire a toujours eu une dimension spirituelle mais egalement<br />
medicale. A lafin du siede passe, un mouvement dynamique de renaissance<br />
dujeüne medical propage lejeüne therapeutique comme medecine naturelle<br />
dans un but de prevention et de therapie de diverses maladies chroniques. Dans un<br />
tout autre esprit diverses cliniques universitaires dans les annees soixante reintroduisent<br />
lejeüne comme methode de reduetion pon<strong>der</strong>ale. A l'heure actuelle on<br />
remarque une renaissance de la pratique du „jeünepour bien-portant" qui, ä son<br />
tour, semble reanimer la pratique du jeüne spirituel.<br />
Mots-Cles: jeüne, dietezero, inanition<br />
Fasten ist Physiologie<br />
Fasten ist ein physiologischer Prozeß.<br />
Ohne diese Fähigkeit hätte <strong>der</strong><br />
Mensch als Spezies den geschichtlichen<br />
Zeitraum bis heute nicht überlebt<br />
Gesehen als vorübergehende, zeitbegrenzte<br />
Pause in <strong>der</strong> Nahrungszufuhr,<br />
kann man sogar die Winterpause als<br />
Fastenpause für die Natur betrachten!<br />
Tiere fasten in allen Variationen: Winterschlaf<br />
haltende Tiere schlafen eben<br />
beim Fasten (2), Zugvögel bewegen<br />
sich intensiv ohne Nahrung (3), und<br />
Pinguine können bis 6 Monate pro<br />
Jahr bei Außentemperaturen bis minus<br />
60 Grad fasten und währenddessen sogar<br />
mausern und ihre Eier legen (4).<br />
Menschen haben in <strong>der</strong> Geschichte<br />
auch notgedrungen gefastet, d. h. eher<br />
gehungert, z. B. nach schlechter Ernte,<br />
Naturkatastrophen, Kriegszeiten und<br />
Epidemien.<br />
Freiwilliges Fasten, im Gegensatz zum<br />
Hungern, bewirkte beim Menschen<br />
körperliche aber auch seelische Verän<strong>der</strong>ungen<br />
im Sinne einer Wendung<br />
nach innen. Deswegen wurden Zeiten<br />
<strong>der</strong> Nahrungsenthaltung von beinahe<br />
allen Regionen zur Vertiefung des Gebetes<br />
o<strong>der</strong> zur Charakterisierung von<br />
liturgischen Jahresperioden ritualisiert.<br />
Die drei Dimensionen des Fastens<br />
Die religiösen Traditionen wußten<br />
aber intuitiv, daß die Manipulation des<br />
Eßverhaltens nicht ohne Gefahr ist,<br />
und haben deswegen das Fasten nie<br />
isoliert angeboten. In <strong>der</strong> jüdisch<br />
christlichen Tradition ist das Fasten an<br />
Beten und Almosen geben gebunden<br />
(5) (Abb. 1). Ohne Spiritualität (Beten)<br />
und Nächstenliebe (Almosen geben)<br />
könnte das Fasten — warnten<br />
schon die Väter <strong>der</strong> Wüste — „Gift für<br />
die Seele werden" (6).<br />
Das Fasten, als ein von Menschen freiwillig<br />
inszeniertes Geschehen, findet<br />
man in verschiedenen Bereichen: in den<br />
Religionen, in <strong>der</strong> Medizin, in <strong>der</strong> Diätetik<br />
und sogar in <strong>der</strong> Politik (Abb. 2).<br />
250 Arztezeitschnft für Naturheilverfahren 35, 4 (1994)
F. G. Wilhelmi de Toledo und H. Klepzig, Fasten<br />
BETEN<br />
medizinische Dimension<br />
FASTEN<br />
spirituelle Dimension<br />
ALMOSEN<br />
GEBEN<br />
soziale Dimension<br />
Abb. 1: Fasten in <strong>der</strong> judisch-chritiliihen<br />
Tradition.<br />
Abb. 2: Das Fasten beim Menschen.<br />
Die Renaissance des medizinischen<br />
Fastens<br />
In <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> Medizin ist vom<br />
Fasten schon früh die Rede (Abb. 3).<br />
Wir beschränken uns zunächst aber auf<br />
das 19. und 20. Jahrhun<strong>der</strong>t. Am Ende<br />
des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts, als das Fasten von<br />
den Kirchen in unseren Län<strong>der</strong>n nicht<br />
mehr praktiziert wurde, fanden sich<br />
Ärzte, die dieses Verfahren neu belebten.<br />
Ca. 1880 in den USA traten zwei<br />
Ärzte als die Väter dieser beson<strong>der</strong>en<br />
Spezies <strong>der</strong> Fastenärzte und Fastenärztinnen<br />
auf! Es handelt sich um Henri<br />
Wissenschaft<br />
Tradition<br />
H. Tanner<br />
New York 1880<br />
E. Voit<br />
München 1885<br />
F. Benedict<br />
Washington 1915<br />
B Schenck<br />
Heidelberg 1938-40<br />
C. Pfeiffer<br />
H. Ditschuneit etai<br />
Ulm 1971<br />
Grothe<br />
BlOOm etal.<br />
USA 1959<br />
1880<br />
1900<br />
1920<br />
1930<br />
Dresden 1934<br />
S. Möller<br />
Dresden 1918<br />
G. Riedlin<br />
Freiburg 1928<br />
Brauchle<br />
O. Buchinger<br />
1940 Witzenhausen<br />
Bad Pyrmont<br />
Überlingen<br />
1960 1935<br />
1970<br />
E.H.Dewey<br />
Meadville 1885<br />
Natural Hygiene<br />
V<br />
H.Shelton<br />
USA<br />
F.X.Mayr<br />
Wien 1925<br />
Schroth<br />
Buchinger<br />
Schule<br />
VLCD<br />
V<br />
Abb. 3: Geschichte des medizinischen Fastens. (Die Daten beziehen sich auf das Jahr <strong>der</strong> Hauptpublikation.)<br />
Arztezeitschnft für Naturheilverfahren 35, 4 (1994) 251
F. G. Wilhelmi de Toledo und H. Klepzig, Fasten<br />
Tanner (7), <strong>der</strong> am Medical College<br />
<strong>der</strong> Vereinigten Staaten in New York<br />
ein 42tägiges Fasten unter Aufsicht des<br />
Rektors dieser medizinischen Akademie<br />
und weiterer dort tätiger Ärzte<br />
selbst durchführte. Amerikanische und<br />
europäische Zeitungen schrieben damals<br />
ausführlich über dieses aufsehenerregende<br />
Experiment, mit dem die<br />
Möglichkeit eines langen, strengen Fastens<br />
ohne gesundheitliche Nachteile<br />
bewiesen wurde.<br />
Neben Henri Tanner muß man auch<br />
Edward Hooker Dewey erwähnen, <strong>der</strong><br />
als praktischer Arzt die therapeutischen<br />
Wirkungen des Fastens entdeckte.<br />
Nie<strong>der</strong>gelassen in Meadville,<br />
Pennsylvania, hat Dewey zwischen<br />
1878 und 1905 zahlreiche Fastenkuren<br />
geleitet, die er in seinen Büchern beschrieb.<br />
In „The True Science of Living"<br />
(8) — in mehrere Sprachen übersetzt<br />
— betonte Dewey den Unterschied<br />
zwischen Hungern und Fasten.<br />
Er vertrat die Meinung, daß man<br />
Kranke mit fieberhaften Infekten nicht<br />
überernähren sollte: Die Verdauungsvorgänge<br />
würden dabei zuviel „vitale<br />
Energie" den Heilungsprozessen entziehen.<br />
Die damalige Schulmedizin lehnte Dr.<br />
Dewey ab, weil es seinen Buchern angeblich<br />
an wissenschaftlicher Objektivität<br />
fehlte. Sein Einfluß auf die Kollegen<br />
aber, wie Dr. Guelpa (9) in Frankreich,<br />
Dr. von Segesser (10) o<strong>der</strong> Dr.<br />
Bertholet (11) in <strong>der</strong> Schweiz, war<br />
ebensogroß wie auf Schüler in den<br />
USA. Der bekannteste davon war<br />
Herbert Shelton (12), selber nicht<br />
Arzt, aber Mitglied einer Reformbewegung<br />
„Natural Hygiene". Eine Weiterentwicklung<br />
dieser Bewegung, die<br />
heute Tausende von Mitglie<strong>der</strong>n zählt,<br />
hat heute das Konzept „Fit for Life"<br />
(13) geprägt.<br />
Deutsche Fastenärzte<br />
Dewey beeinflußte zwei wichtige deutsche<br />
Ärzte: Gustav Riedlin aus Freiburg<br />
und Siegfried Möller aus Dresden.<br />
Diese beiden Ärzte, die schon mit den<br />
damaligen Pionieren <strong>der</strong> „Lebensreform",<br />
wie Bircher-Benner, Schroth<br />
(1800-1851) und Kneipp (1821-<br />
1897), in Kontakt gekommen waren,<br />
veröffentlichten auch selber Bücher<br />
über Fasten. Riedlin schil<strong>der</strong>te das Fasten<br />
mit poetischen Titeln „Die große<br />
Useputzete" (14) o<strong>der</strong> „Fastenkuren<br />
und Lebenskraft" (15). Das Thema<br />
Lebenskraft und die Dualität von Stoff<br />
und Geist spielten bei Riedlin eine<br />
große Rolle. Er unterscheidet zwei<br />
Stufen des Fastens, eine Unterstufe zu<br />
körperlichen Zwecken und als Oberstufe<br />
das spirituelle Fasten.<br />
Siegfried Möller, <strong>der</strong> zunächst Schroth-<br />
Kuren praktizierte, veranlaßte die<br />
Übersetzung von Deweys Buch ins<br />
Deutsche (16). Er sah im Fasten eine<br />
diätetische Askese zur Buße <strong>der</strong> gegen<br />
den Körper begangenen hygienischen<br />
Sünden. Er verfaßte verschiedene Bücher<br />
über Fasten und Ernährung.<br />
Diese Ärzte beeinflußten direkt Otto<br />
Buchinger, <strong>der</strong> wegen schwerer<br />
Krankheit selbst zum Fasten gekommen<br />
war.<br />
Am Anfang des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts publizierten<br />
auch an<strong>der</strong>e Ärzte Bücher<br />
wie Adolf Meier („Fastenkuren —<br />
Wun<strong>der</strong>kuren") (17). Interessanterweise<br />
sah man schon damals wie heute,<br />
daß auch Nichtärzte das Fasten propagierten.<br />
Man kann hier Arnold Ehret<br />
(18) aus Freiburg nennen und Erwin<br />
Hof (19), <strong>der</strong> sich selber als Heildiätetiker<br />
und Fastenleiter verstand und das<br />
Fasten „eine Operation ohne Messer"<br />
nannte.<br />
Fasten zwischen Tradition und<br />
Wissenschaft<br />
Schon um die Jahrhun<strong>der</strong>twende<br />
wurde es ganz deutlich, daß sich aus<br />
<strong>der</strong> traditionellen Praxis des Fastens<br />
das Fasten als medizinische Therapie<br />
herauskristallisierte. Dabei waren die<br />
Trennungen, die wir heute noch erkennen,<br />
schon zu spüren. Einerseits <strong>der</strong><br />
wissenschaftliche Ansatz, wobei Phänomene<br />
objektiv bei Mensch und Tier<br />
beobachtet werden, um <strong>der</strong>en biochemische<br />
und physiologische Zusammenhänge<br />
aufzudecken. 1895 veröffentliche<br />
Erwin Voit aus dem physiologischen<br />
Institut <strong>der</strong> tierärztlichen<br />
Hochschule München seine Publikation<br />
über „Die Bedeutung des Körperfettes<br />
für die Eiweißzersetzung des<br />
hungernden Tieres" (20). Schon damals<br />
bewies er dabei die bremsende<br />
Wirkung des Fettgewebes auf die Eiweißkatabolie.<br />
Nach Tanner und seinem<br />
dokumentierten Selbstfasten wie<strong>der</strong>holten<br />
an<strong>der</strong>e Wissenschaftler diese<br />
Beobachtung von langandauernden<br />
Fastenverläufen: Francis Benedict in<br />
Washington veröffentlichte einen akribischen<br />
Bericht des 31tägigen Fastens<br />
von Monsieur Levanzin „A study of<br />
prolonged fasting" 1915 (21).<br />
Parallel zu dieser Forschungsarbeit, die<br />
die ersten Grundlagen zum Verständnis<br />
<strong>der</strong> Fastenphysiologie darstellt, gab<br />
es auch an<strong>der</strong>e Ärztinnen. Diese sogenannten<br />
Fastenärzte und -ärztinnen<br />
gehörten mehr <strong>der</strong> Strömung <strong>der</strong> Naturheilverfahren,<br />
<strong>der</strong> Diätetik und <strong>der</strong><br />
Lebensreformer an. Meistens hatten<br />
sie das Fasten am eigenen Leib erfahren,<br />
viele aus Krankheitsgründen wie<br />
Otto Buchinger. Die physiologische,<br />
spirituelle o<strong>der</strong> gar esoterische Dimension<br />
des Fastens ließen sie nicht außer<br />
acht. Beson<strong>der</strong>s E. Heun (22) hat die<br />
Psychologie des Fastenerlebnisses herausgearbeitet.<br />
In vielen Büchern beschrieben sie die<br />
Wirkungen des Fastens auf zahlreiche<br />
Krankheiten. Die Indikation Übergewicht<br />
war damals sekundär.<br />
Erwähnenswert sind Otto Buchinger<br />
(23), F. X. Mayr (24), Werner Zabel,<br />
W. Zimmermann (25) und vorher<br />
schon Schroth sowie Herbert Shelton<br />
(26) in den USA. Sie eröffneten Sanatorien<br />
und nahmen stationäre Patienten<br />
auf. Das Fasten wurde durch<br />
„Hilfsmethoden" flankiert: Bewegung,<br />
Darmreinigungsmaßnahmen,<br />
Naturheilverfahren. Typisch für Buchinger<br />
waren „Die heilende Seelenführung"<br />
und das Rö<strong>der</strong>n, typisch für<br />
F. X. Mayr die Bauchbehandlung und<br />
252 Arztezeitschnft für Naturheilverfahren 35, 4 (1994)
F. G. Wilhelmi de Toledo und H. Klepzig, Fasten<br />
eine originelle Diagnostik des Verdauungsapparates,<br />
typisch für Schroth<br />
die Ganzpackung sowie seine „Trinkund<br />
Dursttherapie". Diese Hilfsmethoden<br />
sollten das Fasten in seiner<br />
Wirkung unterstutzen. Mo<strong>der</strong>n übersetzt,<br />
heißt dies ein „multidisziplinares<br />
Konzept".<br />
Wie<strong>der</strong>um wurden diese Arzte oft von<br />
<strong>der</strong> offiziellen Medizin nur am Rande<br />
beachtet o<strong>der</strong> sogar bekämpft.<br />
Dialog zwischen „Schulmedizin"<br />
und Naturheilverfahren<br />
Der Dialog zwischen sogenannter<br />
Schulmedizin und Naturheilverfahren<br />
ist aber möglich: Dies bewiesen zwei<br />
Chefarzte einer Klinik für Innere Medizin<br />
am Rudolf-Heß-Krankenhaus in<br />
Dresden 1934. L. R. Grate (27) arbeitete<br />
im wesentlichen nach dem Therapiekonzept<br />
<strong>der</strong> Inneren Klinik damaliger<br />
Zeit. Alfred Brauchles (28)<br />
Schwergewicht lag bei <strong>der</strong> physikalisch-diätetischen<br />
Therapie. Er praktizierte<br />
das Fasten und schrieb darüber<br />
in seinen Buchern. Die beiden Chefarzte<br />
arbeiteten harmonisch zusammen<br />
und beeinflußten sich gegenseitig,<br />
so daß auch <strong>der</strong> Schulmediziner, allerdings<br />
nach mehreren Jahren, den therapeutischen<br />
Wert des Fastens anerkannte.<br />
Perversion <strong>der</strong> Naturheilkunde<br />
durch das 3. Reich<br />
Man kann an dieser Stelle nicht unerwähnt<br />
lassen, daß die Nationalsozialisten<br />
die Reformbewegung und die Naturheilverfahren<br />
unterstutzten. Otto<br />
Buchinger wurde vom damaligen<br />
„Reichsarztefuhrer" regelrecht aufgefor<strong>der</strong>t,<br />
ein Buch über das Fasten zu<br />
schreiben, und so erschien sein Buch<br />
„Heilfasten" 1935 (29). Dabei hat Buchinger<br />
nicht das geringste Zugeständnis<br />
an die herrschenden Anschauungen<br />
gemacht. Hitler war angeblich Vegetarier<br />
und trank keinen Alkohol:<br />
sein Regime propagierte Begriffe wie<br />
Volksgesundheit. Ein Grund für uns,<br />
nachzudenken über die Perversion des<br />
Begriffes Gesundheit als Machtinstrument,<br />
die zu massiver Abqualifizierung<br />
von Behin<strong>der</strong>ten o<strong>der</strong> konstitutionell<br />
schwächeren Menschen führte: ein<br />
ganz an<strong>der</strong>er Ansatz als <strong>der</strong> <strong>der</strong> Naturheilmedizin,<br />
wo Gesundheit als Folge<br />
des Respekts vor <strong>der</strong> Natur und ihrer<br />
Gesetzmäßigkeit betrachtet wird. Dies<br />
mag erklaren, daß ein gewisses<br />
Mißtrauen m <strong>der</strong> Nachkriegsgeneration<br />
gegenüber „Gesundheitsaposteln"<br />
o<strong>der</strong> Lebensreformern zu spuren war.<br />
Trotzdem stellt dieses Dresdner Modell<br />
ein „Musterbeispiel" für den gelungenen<br />
Dialog zwischen Schulmedizin<br />
und Naturheilverfahren dar.<br />
Die Fastenlandschaft von heute<br />
Wie sieht aber die Fastenlandschaft<br />
von heute aus (Abb. 4)<br />
Zunächst bei den Wissenschaftlern: In<br />
den USA publizierte 1959 Bloom (30)<br />
zum ersten Mal seine Versuche, extrem<br />
adipose Patienten einer Hungerkur zu<br />
unterziehen Eine gewisse Begeisterung<br />
führte zu extrem langen Fastenverlaufen<br />
(bis zu 249 Tagen!) bei sehr<br />
übergewichtigen Menschen (31).<br />
Wissenschaft<br />
Traditionelles<br />
Fasten<br />
Fasten<br />
Physiologie<br />
Fasten<br />
zur Gewichtsreduktion<br />
1<br />
i<br />
Fasten<br />
bei immunologischer<br />
Kkh<br />
z B Polyarthntis<br />
Fastenarztlnnen<br />
m Diätetiker<br />
m Laienbewegungen<br />
Industrie stationär ambulant religiöses<br />
in <strong>der</strong> Klinik für Gesunde Fasten<br />
multidisziplinär / \<br />
Urlaub<br />
Fastenwan<strong>der</strong>ungen<br />
Abb. 4: Fasten heute: Zwischen Tradition und Wissenschaft<br />
Arztezeitschnft für Naturheilverfahren 35 4 (1994) 255
F. G. Wilhelmi de Toledo und H. Klepzig, Fasten<br />
Das Fasten, isoliert von seinen traditionellen<br />
Hilfsmethoden und lediglich<br />
zum Körperfettabbau, war geboren.<br />
Es hieß „Null-Kalorien-Diät" (32).<br />
Auch Universitätskliniken in Deutschland<br />
erforschten das Fasten weiter. Als<br />
erste zu erwähnen ist die Universität<br />
Ulm mit C. Pfeiffer, H. Ditschuneit<br />
und H. Wechsler, die die Grundlagen<br />
<strong>der</strong> Fastenphysiologie herausarbeiteten<br />
(33).<br />
Die Patienten nahmen dabei relativ<br />
schnell ab ohne Hunger zu verspüren,<br />
aber diese Gewichtsreduktion hielt<br />
nicht lange an (34). Während <strong>der</strong> Nulldiät,<br />
die meist stationär im Krankenhaus,<br />
ohne Bewegung, Darmreinigung,<br />
Hilfsmethoden o<strong>der</strong> Berücksichtigung<br />
<strong>der</strong> psychisch-seelischen Wirkungen<br />
des Fastens durchgeführt<br />
wurde, wurden Symptome als Folge<br />
von Kreislauf- o<strong>der</strong> Stoffwechselstörungen<br />
nicht selten beobachtet.<br />
Hinzu kam, daß die Krankenhaustagessätze<br />
für das Verfahren unangemessen<br />
hoch waren, was zu <strong>der</strong> Idee<br />
führte, die Nulldiät ambulant durchzuführen.<br />
Parallel dazu kamen vermehrt<br />
Studien, die negative Stickstoffbilanzen<br />
während des Fastens aufzeigten.<br />
Dieser Eiweißabbau wird oft von den<br />
traditionellen Fastenärzten als therapeutisch<br />
betrachtet (35). Es herrscht<br />
die Vorstellung, daß „pathologisches"<br />
Eiweiß (36) katabolisiert wird. Ganz<br />
im Gegenteil dazu wurde aber von den<br />
„offiziellen" Studien dieser Eiweißabbau<br />
als Hauptgefahr <strong>der</strong> Fastentherapie<br />
deklariert (37). Es müsse unbedingt<br />
substituiert werden ohne Rücksicht<br />
auf Fastenlänge, Ausgangslage<br />
und an<strong>der</strong>e Indikationen, außer Adipositas.<br />
VLCD — Very Iow calorie diet<br />
Das erlaubte <strong>der</strong> Industrie, das Fasten<br />
durch Eiweiß und Mikronährstoffe zu<br />
substituieren und in Pulverform als<br />
„Very Iow calorie diet" zu vermarkten.<br />
Dieses Formula-Fasten geriet aber<br />
langsam aus den Händen <strong>der</strong> Ärzte<br />
und wurde in Supermärkten und Apotheken<br />
frei verkauft.<br />
Da geschah 1978 <strong>der</strong> „Liquid-proteindiet-scandal"<br />
(38), in dem ca. 60 übergewichtige<br />
Menschen nach 2 o<strong>der</strong><br />
mehreren Monaten ärztlich nicht supervisierten,<br />
eiweißsubstituierten Formula-Fastens<br />
starben. Lag das an <strong>der</strong><br />
schlechten Qualität des Eiweißes Lag<br />
das an dem Mangel <strong>der</strong> ärztlichen Betreuung<br />
o<strong>der</strong> an an<strong>der</strong>en unbekannten<br />
Faktoren Jedenfalls ist dieser dramatische<br />
Zwischenfall verantwortlich für<br />
eine Panikwelle, die bis heute noch andauert.<br />
Alle Gegner des Fastens zitieren<br />
noch bis heute diese 25 Jahre alten<br />
Studien, die zu dieser Zeit den Zwischenfall<br />
untersuchten. Das Fasten geriet<br />
in Mißkredit, obwohl es sich dabei<br />
nicht um Fasten, son<strong>der</strong>n um qualitativ<br />
schlecht eiweißsubstituiertes VLCD<br />
handelte!<br />
Die Eiweiß-Polemik<br />
Heute wurden mit Hilfe <strong>der</strong> Industrie<br />
an<strong>der</strong>e Formulas (39) zur Gewichtsreduktion<br />
entwickelt, mit denen ein gewisser<br />
Grad an Sicherheit erreicht ist.<br />
Die Eiweiß-Polemik ist noch nicht<br />
beendet. Einige Fastenärzte machen<br />
die „Eiweiß-Verschlackung" für alle<br />
Übel verantwortlich und meinen, lediglich<br />
„Schlackeneiweiß" werde im<br />
Fasten katabolisiert. Diese Meinung ist<br />
heute nicht mehr vertretbar, wohl aber<br />
die Hypothese, daß bei <strong>der</strong> allgemeinen<br />
Eiweißkatabolie pathologische<br />
o<strong>der</strong> verän<strong>der</strong>te Eiweißstrukturen mit<br />
abgebaut werden könnten. Kein Zweifel<br />
existiert mehr über die Tatsache,<br />
daß die Haupteiweißreserve langfristig<br />
die Muskulatur darstellt (40). Dies bedeutet<br />
aber keinerlei Verlust an Muskelleistungsfähigkeit,<br />
ganz im Gegenteil<br />
(41).<br />
An<strong>der</strong>erseits scheint die panische<br />
Angst vor dem Eiweißabbau im Fasten<br />
von Seiten <strong>der</strong> Adipositasforscher genauso<br />
übertrieben zu sein: Tiere und<br />
Menschen fasten seit eh und je notgedrungen<br />
ohne Eiweiß; und die Fastenkliniken<br />
wie Buchinger, Mayr o. ä.<br />
wissen schon, daß bei einer Fastendauer<br />
unter vier Wochen mit ärztlicher<br />
Betreuung die vielgefürchteten Gefahren<br />
nicht eintreten. Außerdem werden<br />
in <strong>der</strong> Aufbauzeit nach dem Fasten die<br />
Stickstoffbilanzen schlagartig positiv<br />
(42). Das bedeutet, daß die Proteinsynthesen<br />
massiv angeregt werden und<br />
das Funktionseiweiß, das für den essenden<br />
Körper notwendig ist, wie<strong>der</strong><br />
aufgebaut wird. Darüber hinaus<br />
könnte diese Situation zur positiven<br />
„Erneuerung des Eiweißpools" führen.<br />
Heutige Fastentherapie<br />
Die mo<strong>der</strong>nen Fastenärzte und Fastenärztinnen<br />
praktizieren nach wie<br />
O "Hilfsmethoden 11<br />
Abb. 5:<br />
Das Fasten und seine„ Hilfsmethoden ".<br />
Traditionell:<br />
o Bewegung<br />
o Rö<strong>der</strong>n/Homöopathie<br />
o heilende Seelenführung<br />
o Sonne - Luft -<br />
Licht<br />
o Dunstwickel<br />
(Schroth)<br />
o Bauchbehandluns<br />
luu §<br />
o Mflyr-Diagnostik<br />
Aktuell:<br />
o Bewegungstherapie<br />
o Physiotherapie<br />
o Psychotherapie<br />
o Naturheilverfahren<br />
o Fastenzusätze<br />
o Orientierung zur<br />
Spiritualität<br />
o Nachsorgeprogramm<br />
256 Arztezeitschnft für Naturheilverfahren 35, 4 (1994)
F. G. Wilhelmi de Toledo und H. Klepzig, Fasten<br />
vor das Heilfasten. Meistens wird<br />
durch naturbelassene Nahrungsmittel<br />
unter 500 kcal substituiert. Die mo<strong>der</strong>n<br />
gewordenen Hilfsmethoden sind<br />
körperliches Training, Physiotherapie,<br />
Psychotherapie, Naturheilverfahren,<br />
Diätschulung und Nachsorgeprogramm<br />
(Abb. 5). Eigentlich ist dieses<br />
Fastenkonzept sowohl in die Ernährungsmedizin<br />
als auch in die Naturheilkunde<br />
einzuordnen. Auf Impuls einiger<br />
Fastenärzte (43) und -ärztinnen<br />
kam eine große, neue Bewegung in<br />
Gang: Man fastet heute wie<strong>der</strong> in <strong>der</strong><br />
Kirche (44), im Urlaub (45), im Alltag<br />
und auch im Rahmen von Wan<strong>der</strong>touren<br />
(46). Wie damals existieren heute<br />
Fastenleiter, die zwar keine Mediziner<br />
sind, aber kurze Perioden eines Fastens<br />
für Gesunde leiten.<br />
Abschließend möchte ich noch einmal<br />
die Komplementarität aller Fastenvarianten<br />
hervorheben. Den Wissenschaftlern<br />
verdanken wir die physiologischen<br />
und biochemischen Grundlagen<br />
des Fastens und das Bestreben<br />
einer Evaluierung <strong>der</strong> Fastentherapie<br />
. . ., aber auch lei<strong>der</strong> das Dogma<br />
<strong>der</strong> Eiweißsubstitution!<br />
Den Fastenärzten und -ärztinnen ist<br />
die Entwicklung eines ganzheitlichen<br />
Verfahrens zuzuschreiben, das für die<br />
Prävention und Therapie, ganz beson<strong>der</strong>s<br />
<strong>der</strong> heutigen Wohlstandskrankheiten,<br />
eine große Rolle spielt.<br />
Der Dialog zwischen den verschiedenen<br />
Fastenschulen, Gruppen, die das<br />
spirituelle Fasten üben, und den heutigen<br />
Wissenschaftlern erscheint uns unentbehrlich<br />
und vielversprechend.<br />
Literatur beim Verfasser.<br />
Anschrift für die Verfasser:<br />
Dr. med. Francoise Wilhelmi de Toledo<br />
Klinik Buchinger am Bodensee<br />
Wilhelm-Beck-Str. 27, D-88662 Überlingen<br />
Neukönigsför<strong>der</strong> Mineraltabletten<br />
in Apotheken<br />
mit Spurenelementen<br />
258 Arztezeitschnft für Naturheilverfahren 35, 4 (1994)
Die Schroth-Kur<br />
von V. Brosig<br />
Zusammenfassung<br />
Die Schroth-Kur, benannt nach ihrem Kurbegrün<strong>der</strong> Johann Schroth (geb. 1798<br />
in Böhmischdorf in Österreich-Schlesien), beruht auf drei Prinzipien: <strong>der</strong><br />
Schrothschen Schwitzpackung, <strong>der</strong> Schrothschen Diät und dem rhythmischen<br />
Wechsel von Trink- und Trockentagen. Der Protein verlust ist wegen <strong>der</strong> zeitlichen<br />
Begrenzung <strong>der</strong> Kur auf drei bis höchstens vier Wochen unbedenklich. Das Verhalten<br />
<strong>der</strong> Transaminasen ist trotz <strong>der</strong> Gabe von Wein in begrenzten Mengen vergleichbar<br />
mit an<strong>der</strong>en Fastenkuren. Cholesterin und Triglyzeride sinken signifikant<br />
ab. Die Flüssigkeitszufuhr während <strong>der</strong> Kur wird dem bei <strong>der</strong> Anfangsuntersuchung<br />
erhobenen Befund angepaßt.<br />
Schlüsselwörter: Ernährung, Schroth-Kur, Diät, Hydrotherapie<br />
Summary<br />
Schroth 's treatment (dry diet) is named after its initiator Johann Schroth (born in<br />
1798 in Böhmischdorf, Austria/Silesia) andis basedon three principles:<br />
Schroth's hotpack, Schroth's diet and alternation of „drink" and „dry" days in a<br />
given rhythm. The loss ofprotein is not a causefor concern due to the limited duration<br />
ofthe treatment (3 weeks, 4 weeks at most). The transaminase levels react<br />
similarly to other fasting treatments in spite ofthe mo<strong>der</strong>ate amounts ofwine in<br />
the diet. Cholesterol and triglyceride levels drop significantly. Liquids intake<br />
during treatment is adjusted in accordance with the findings from the initial<br />
examination.<br />
Key words: nutrition, Schroth's treatment, diet, hydrotherapy<br />
Resume<br />
La eure de Schroth, qui doitson nom ä son fondateur, Johann Schroth (ne en<br />
1798 ä Böhmischdorf en Silesie autrichienne), repose sur trois prineipes: le cataplasme<br />
sudatoire de Schroth, le regime de Schroth et l'alternance rythmee entre les<br />
jours oü lepatient boit et ceux oü ils'en abstient. En raison de la limitation de la<br />
eure ä trois ä quatre semaines maximum, les pertes de proteines ne posentpas de<br />
Probleme. Malgre l'absorption de vin en quantite limitee, le comportement des<br />
transaminases est comparable aux autres eures dejeüne. Le cholesterol et les triglycerides<br />
baissent defacon significative. L'apport de liquide pendant la eure est<br />
adapte aux resultats de l'analyse initiale.<br />
MotS-Cles: alimentation, eure de Schroth, regime, hydrotherapie<br />
Johann Schroth wurde am 11. Februar<br />
1798 in Böhmischdorf, unweit von<br />
Freiwaldau in Österreichisch-Schlesien,<br />
geboren. Sein Vater war ein einfacher<br />
Bauer und starb, als Schroth kaum<br />
7 Jahre alt war. Seine Mutter heiratete<br />
in zweiter Ehe nach Lindewiese wie<strong>der</strong>um<br />
einen Bauern.<br />
Zusammen mit Vinzenz Prießnitz besuchte<br />
Johann Schroth die Volksschule<br />
in Freiwaldau. Die Beziehung <strong>der</strong> beiden<br />
wurde etwas getrübt, nachdem sie<br />
sich in dieselbe Frau verliebten und<br />
Schroth das Rennen um die Gunst <strong>der</strong><br />
Frau gewann. Später kam die unterschiedliche<br />
Auffassung ihrer Naturheilmethoden<br />
dazu. Im Alter von 19<br />
Jahren erlitt Schroth eine schwere<br />
Kniegelenkverletzung durch den Hufschlag<br />
eines Pferdes. Es bildeten sich<br />
Exostosen, die die Beweglichkeit des<br />
Kniegelenkes erheblich einschränkten.<br />
Ein Wan<strong>der</strong>mönch riet ihm, kalte Umschläge<br />
anzulegen, die ständig zu erneuern<br />
wären. Aus seinem Instinkt<br />
heraus und auch durch die Arbeit<br />
daran gehin<strong>der</strong>t, ließ Schroth die Umschläge<br />
bis zur Erwärmung liegen.<br />
Nach konsequenter Hydrotherapie<br />
und sicher auch durch die Bewegungstherapie<br />
erhielt er seine frühere Beweglichkeit<br />
zurück. Im heutigen<br />
Sprachgebrauch würde man dieses Ereignis<br />
als ein Schlüsselerlebnis im Leben<br />
Johann Schroths bezeichnen.<br />
Aus dieser eigenen Erfahrung heraus<br />
legte er zunächst bei Tieren und bald<br />
auch bei Menschen bei Verwundungen,<br />
Quetschungen, Geschwülsten und<br />
Steifigkeiten ebensolche Umschläge<br />
an. Durch diese Beobachtungen bildete<br />
sich in ihm die Überzeugung aus,<br />
daß die feuchte Wärme die Bedingung<br />
des Bestehens und Gedeihens aller<br />
Körper in <strong>der</strong> Tier- und Pflanzenwelt<br />
sei. Angeborene Beobachtungsgabe<br />
führte ihn zu <strong>der</strong> Einführung seiner<br />
Diät. Er sah, wie erkrankte Haustiere<br />
das Futter teilweise o<strong>der</strong> gänzlich vermieden<br />
und wie sie weniger o<strong>der</strong> gar<br />
keine Flüssigkeit zu sich nahmen; außerdem<br />
zogen sie die Ruhe <strong>der</strong> Bewegung<br />
vor. Aus dieser Demonstration<br />
Arztezeitschnft für Naturheilverfahren 35, 4 (1994) 261
V. Brosig, Die Schroth-Kur<br />
natürlichen, instinktmäßigen Verhaltens<br />
in <strong>der</strong> Natur zog Schroth die richtigen<br />
Schlüsse, indem er die Verhaltensweise<br />
<strong>der</strong> Tiere auf den Menschen<br />
übertrug und in seine Therapie aufnahm.<br />
Um aber die bei dieser eigentümlichen,<br />
trockenen Diät oft sinkenden Kräfte zu<br />
erfrischen und zu beleben, sann er auf<br />
ein Mittel, diese Kräfte zu mobilisieren.<br />
Nach vielen Versuchen erwies sich<br />
<strong>der</strong> Wein als tauglichstes Mittel. Zunächst<br />
hatte Schroth seinen Patienten<br />
Kornbranntwein zu trinken gegeben,<br />
bevor er den Wein kennenlernte. Man<br />
muß sich vor Augen halten, daß Lindewiese<br />
ein abgelegenes Gebirgsdorf war<br />
und Bahnverbindungen seinerzeit<br />
noch nicht bestanden. Weinanbau war<br />
in dieser Gegend gänzlich unbekannt.<br />
Schroth hatte seine Kur auf drei Prinzipien<br />
aufgebaut:<br />
1. die Packungen<br />
2. die Diät<br />
3. den Wechsel von Trink- und Trokkentagen.<br />
Johann Schroth verabreichte seine Kuren<br />
individuell; ein Kurschema wie wir<br />
es heute kennen, gab es zu seiner Zeit<br />
noch nicht. Natürlich hatte er große<br />
Schwierigkeiten mit <strong>der</strong> Anerkennung<br />
seines Naturheilverfahrens. Nach vielen<br />
Konflikten mit <strong>der</strong> Staatsgewalt erhielt<br />
er 1840 per Dekret von Kaiser<br />
Ferdinand von Österreich die Erlaubnis<br />
zu praktizieren.<br />
Am 26. März 1856 verstarb Johann<br />
Schroth infolge eines organischen<br />
Herzfehlers. Die Kur wurde von seinem<br />
Sohn Emanuel Schroth fortgeführt.<br />
Bis zum 2. Weltkrieg hatte sich<br />
Lindewiese zum blühenden Kurort<br />
entwickelt.<br />
Nach dem 2. Weltkrieg fand die<br />
Schroth-Kur eine neue Heimat in<br />
Oberstaufen. Mein Schwiegervater<br />
Hermann Brosig kehrte 1947 aus englischer<br />
Kriegsgefangenschaft zurück<br />
und fand seine Familie in Oberstaufen<br />
wie<strong>der</strong>. Als einziger überleben<strong>der</strong><br />
Kurarzt <strong>der</strong> Lindewiesner Ära führte<br />
er das traditionelle Naturheilverfahren<br />
hier fort. Inzwischen ist Oberstaufen<br />
ein blühen<strong>der</strong> Kurort und hat im letzten<br />
Jahr die Anerkennung als Schroth-<br />
Heilbad von <strong>der</strong> bayerischen Staatsregierung<br />
zuerkannt bekommen.<br />
Soweit zur Historie — nun zu unserer<br />
heutigen Kur: Das bis heute erhaltene<br />
Prinzip <strong>der</strong> Behandlung besteht nach<br />
wie vor in <strong>der</strong> Hydrotherapie <strong>der</strong><br />
Schwitzpackung, in <strong>der</strong> Diät und in<br />
dem Wechsel von Trink- und Trockentagen.<br />
Zur Packung<br />
Die Wärme hat eine spasmolytische<br />
und damit analgetische Wirkung auf<br />
die glatte und die quergestreifte Muskulatur.<br />
Über kutiviszerale Reflexe<br />
sind Einwirkungen auf die inneren Organe<br />
möglich. Bei phlogistischen Prozessen<br />
werden chronisch-entzündliche<br />
Verän<strong>der</strong>ungen aktiviert und damit einer<br />
Resorption zugeführt. Speziell<br />
beim rheumatischen Formenkreis können<br />
sich metabolische, spasmolytische<br />
und hyperämisierende Effekte ergänzen.<br />
Neuere Arbeiten sprechen dafür,<br />
daß durch verstärkte Durchblutung sogenannte<br />
Schmerzstoffe beschleunigt<br />
eluiert werden. Zu Schroths Zeiten<br />
konnten Infektionskrankheiten wie<br />
Lues und Gonorrhö sicher durch Hyperthermie<br />
günstig beeinflußt werden.<br />
Louis Pasteur machte erste experimentelle<br />
Ansätze zur Bestätigung dieser<br />
Theorie. 1927 erhielt Wagner Jauregg<br />
für seine Bemühungen um die Fiebertherapie<br />
<strong>der</strong> Lues den Nobelpreis.<br />
Zur Diät<br />
Die Diät wurde mittlerweile neueren<br />
ernährungsphysiologischen Erkenntnissen<br />
angepaßt. Aus Getreidebreien<br />
wurden schmackhafte Gemüsesuppen.<br />
Neben altbackenen Semmeln gibt es<br />
nun auch Knäcke-Leinsamen- und<br />
kochsalzarmes Vollkornbrot. Eine<br />
Reihe von Vitaminen wird durch<br />
Frischpreßsäfte aus Zitrusfrüchten und<br />
durch Beilagen wie Petersilie, Schnittlauch<br />
und Kresse geliefert.<br />
Trotz dieser Än<strong>der</strong>ungen wurden die<br />
Grundprinzipien <strong>der</strong> Ernährung beibehalten:<br />
Die Ernährung ist hypokalorisch,<br />
relativ kohlenhydratreich, völlig<br />
frei von tierischen Nahrungsmitteln,<br />
also auch cholesterinfrei, und sie ist<br />
kochsalzarm. Eine Beson<strong>der</strong>heit <strong>der</strong><br />
Kur ist <strong>der</strong> rhythmische Wechsel zwischen<br />
Trink- und Trockentagen. Der<br />
Patient trinkt morgens ein Glas Tee<br />
vor <strong>der</strong> Packung, mittags je nach Trokken-<br />
o<strong>der</strong> Trinktag eingeweichtes<br />
Trockenobst o<strong>der</strong> Gemüsesuppe und<br />
abends Kurgebäck mit Petersilie,<br />
Schnittlauch o<strong>der</strong> Kresse.<br />
Das sind täglich zwischen 500 und<br />
1200 kcal. Da die weiblichen Patienten<br />
weniger Wein erhalten, reduziert sich<br />
<strong>der</strong>en Kalorienzahl. Da, wie in zahlreichen<br />
an<strong>der</strong>en Studien bestätigt, ein<br />
deutlicher geschlechtsspezifischer Unterschied<br />
bei <strong>der</strong> Gewichtsreduktion<br />
besteht (Abb. 1), ist die Kalorienreduktion<br />
von Vorteil. Die Ursache <strong>der</strong> Drosselung<br />
des Energieverbrauchs ist bisher<br />
noch nicht eindeutig geklärt worden.<br />
Schilddrüsenhormone scheinen dabei<br />
von großer Bedeutung zu sein.<br />
Regulationsmechanismen<br />
drosseln Proteinverlust<br />
Kritisch bewertet wurde die Schroth-<br />
Kurdiät wegen ihrer Eiweißarmut.<br />
Dies ist um so unverständlicher, als bereits<br />
Benedikt 1915 in einer entsprechenden<br />
Arbeit beweisen konnte, daß<br />
gefahrloses Fasten über mehrere Wochen<br />
möglich ist. Verschiedene Regulationsmechanismen<br />
drosseln den Proteinverlust<br />
im Verlauf <strong>der</strong> Fastenperiode.<br />
Wie in einer Studie, die an <strong>der</strong> Universität<br />
Ulm unter Prof. Ditschuneit<br />
durchgeführt wurde, gezeigt werden<br />
konnte, beträgt <strong>der</strong> Eiweißverlust während<br />
einer dreiwöchigen Kur 688 g<br />
Protein. Bei einer ambulant durchgeführten<br />
Kur kann man davon ausgehen,<br />
daß <strong>der</strong> Proteinverlust geringer<br />
ausfällt, da Kohlenhydrate in etwas<br />
größerer Menge gegeben werden.<br />
262 Arztezeitschnft für Naturhellverfahren 35, 4 (1994)
V. Brosig, Die Schroth-Kur<br />
Wenn man bedenkt, daß das Gesamtprotein<br />
des Übergewichtigen mit ca.<br />
8000 g um 2000 g hoher liegt als beim<br />
Normalgewichtigen mit 6000 g, wird<br />
man einsehen, daß ein Proteinverlust<br />
von ca. 600 g in drei Wochen keine<br />
Probleme bringt.<br />
Im Hungerzustand kommt es zu einem<br />
Abfall <strong>der</strong> Blutglukose, bedingt durch<br />
den taglichen Glukoseverbrauch des<br />
Nervensystems von ca. 120 g. Durch<br />
den Insulinabfall und den gleichzeitigen<br />
Glukagonanstieg kommt es zur<br />
Freisetzung von Glukose aus den hepatischen<br />
Glykogenspeichern bei<br />
gleichzeitig verstärkter Glukoneogenese<br />
<strong>der</strong> Leber. Bei längerem Hungerzustand<br />
gewinnt die Glukoneogenese<br />
in <strong>der</strong> Niere, <strong>der</strong>en wichtigste Substrate<br />
glukoplastische Aminosäuren<br />
wie Glutamin sind, zunehmend an Bedeutung.<br />
Ca. 45% <strong>der</strong> gesamten produzierenden<br />
Glukosemenge bildet die<br />
Niere, so daß die gesamte Glukoneogenese<br />
aus Eiweiß nicht in <strong>der</strong> Leber,<br />
son<strong>der</strong>n in den Nieren stattfindet.<br />
Ware <strong>der</strong> menschliche Organismus auf<br />
die Glukoneogenese aus Aminosäuren<br />
angewiesen, wäre nur eine sehr kurze<br />
Fastenzeit möglich, da ein Verlust von<br />
ca. 30 bis 50% des Gesamtkorperproteins<br />
todlich ist. Zur weiteren Deckung<br />
des Energiebedarfs des Gehirns werden<br />
zunehmend die Ketonkorper<br />
ß-Hydroxybutyrat und Acetoacetat<br />
bei gleichzeitiger Drosselung <strong>der</strong> Glukoneogenese<br />
aus Aminosäuren verwertet.<br />
Die Ketonkorper entstehen in<br />
<strong>der</strong> Leber durch Oxidation <strong>der</strong> freien<br />
Fettsauren. Die freien Fettsauren wie<strong>der</strong>um<br />
werden durch die Lipolyse im<br />
Fettgewebe gewonnen. Dadurch<br />
kommt es zu einer Reduktion <strong>der</strong> Glukoneogenese<br />
mit vermin<strong>der</strong>tem Proteinkatabolismus.<br />
Patienten, die sich<br />
einer Schroth-Kur unterziehen, erhalten<br />
bei Bedarf eine Eiweißzulage in<br />
Form von 100 g Magerquark, das entspricht<br />
etwa 20 g Eiweiß. Dies betrifft<br />
Patienten in reduziertem Allgemeinzustand,<br />
Patienten mit erhöhten Transaminasen,<br />
altere o<strong>der</strong> jugendliche Patienten.<br />
Cholesterinspiegel-Senkung<br />
Ein wichtiges Kriterium <strong>der</strong> Schrothschen<br />
Diät ist, daß sie völlig frei von<br />
tierischen Fetten und damit auch cholesterinfrei<br />
ist. Dadurch erzielen wir m<br />
<strong>der</strong> Kur einen durchschnittlichen Abfall<br />
des Cholesterins um 30%. Nachdem<br />
die Hypercholesterinamie neben<br />
<strong>der</strong> Hypertonie, dem Diabetes melhtus,<br />
und dem Nikotinabusus zu den<br />
wichtigsten Risikofaktoren bei Entstehung<br />
<strong>der</strong> Gefaßerkrankungen zahlt, ist<br />
die Senkung des Cholesterins eine äußerst<br />
wirksame Prophylaxe. Bedeutend<br />
dabei ist, daß Präventivmaßnahmen<br />
bei Risikotragern, die nur auf Än<strong>der</strong>ung<br />
<strong>der</strong> Lebensweise zielen, im wesentlichen<br />
ausschließlich gesundheitsför<strong>der</strong>nd<br />
sind.<br />
no<br />
100<br />
60<br />
Im Gegensatz dazu müssen bei medikamentöser<br />
Praventivbehandlung das<br />
Krankheitsnsiko und das Risiko etwaiger<br />
Nebenwirkungen <strong>der</strong> Therapie gegeneinan<strong>der</strong><br />
abgewogen werden.<br />
Nachdem das LDL-Cholesterin hinsichtlich<br />
<strong>der</strong> Aussagekraft als Risikofaktor<br />
m <strong>der</strong> Literatur zunehmend an<br />
Bedeutung gewinnt, haben wir in zahlreichen<br />
Untersuchungen feststellen<br />
können, daß das LDL-Cholesterin<br />
drastisch absinkt, wahrend das HDL-<br />
Cholesterm in vielen Fallen ansteigt.<br />
Thornton und Härtung hatten bereits<br />
1983 veröffentlicht, daß bei Gabe einer<br />
bestimmten Menge von Alkohol<br />
pro Tag das HDL-Cholesterin signifikant<br />
anstieg.<br />
Abb. 1 Gewichtsverhalten wahrend einer dreiwöchigen Schroth-Kur bei 46 adiposen Personen<br />
(25 Manner und 21 Frauen).<br />
Arztezeitschnft fur Naturheilverfahren 35 4 (1994) 265
V. Brosig, Die Schroth-Kur<br />
Triglyzeridspiegel-Senkung<br />
500<br />
30 0<br />
200<br />
Da die Ernährung wahrend <strong>der</strong><br />
Schroth-Kur hypokalonsch ist, kann<br />
ein gleichzeitiger Anstieg <strong>der</strong> Triglyzeride<br />
nicht erwartet werden. Hypertriglyzendamien<br />
werden in jüngster Zeit<br />
zunehmend als Ursache koronarer<br />
Herzerkrankungen erkannt. Wahrend<br />
einer Schroth-Kur sinkt <strong>der</strong> Triglyzeridspiegel<br />
im Durchschnitt um 50%<br />
(Abb. 2). Dieser eindrucksvolle Ruckgang<br />
ist einerseits durch oftmals stark<br />
erhöhte Ausgangswerte zu erklaren,<br />
an<strong>der</strong>erseits ist die vermehrte körperliche<br />
Betätigung Ursache des Abfalls.<br />
Die Triglyzeride, im Serum vorwiegend<br />
in VLDL-Protemen transportiert<br />
und in verschiedenen Organen als Depotfett<br />
gelagert, werden zur Energiemg/dl<br />
WO<br />
60<br />
gewmnung herangezogen. Ihr Anteil<br />
an <strong>der</strong> Verbrennung nimmt vor allem<br />
dann zu, wenn die Glykogenspeicher<br />
im Muskel und in <strong>der</strong> Leber erschöpft<br />
sind. Im Gegensatz zu den Triglyzeriden<br />
und <strong>der</strong> HDL/LDL-Relation ist<br />
das Gesamtcholesterm durch sportliche<br />
Aktivitäten schwer zu beeinflussen.<br />
Elektrolytverlust<br />
Der Elektrolytverlust ist bei Fastenkuren<br />
durch vermin<strong>der</strong>te Ausscheidung<br />
als relativ ausgeglichen anzusehen.<br />
Bei einer Untersuchung in unserer Praxis<br />
konnten wir feststellen, daß sowohl<br />
<strong>der</strong> Kalium- als auch <strong>der</strong> Natriumspiegel<br />
in <strong>der</strong> Mitte und am Ende <strong>der</strong> Kur<br />
unverän<strong>der</strong>t waren.<br />
1 Tage<br />
Abb. 2 Triglyzeride bei 46 Personen (25 Manner und 21 Frauen) wahrend einer dreiwöchigen,<br />
relativ kohlenhydratreichen Reduktionsdiat (Schroth-Kur).<br />
Ärztlich verordnete Alkoholgabe<br />
Eine weitere Beson<strong>der</strong>heit <strong>der</strong><br />
Schroth-Kur ist die arztlich verordnete<br />
Gabe von Alkohol in Form von Wein.<br />
Plutarch, ein griechischer Schriftsteller,<br />
Philosoph und Priester in Delphi,<br />
sagte: „Der Wein ist unter den Getranken<br />
das nutzlichste, unter den Arzneien<br />
die schmackhafteste und unter<br />
den Nahrungsmitteln das angenehmste."<br />
Ein weiteres Zitat von Paracelsus:<br />
„Alle Dinge sind Gift, und nichts ist<br />
ohne Gift. Allein die Dosis macht, daß<br />
ein Ding kein Gift ist." Die tagliche<br />
Gabe von bis zu 36 g Alkohol bei<br />
Mannern und bis zu 18 g Alkohol bei<br />
Frauen liegt jedoch unterhalb <strong>der</strong> gesundheitsgefahrdenden<br />
Grenze von 40<br />
bis 60 g Alkohol pro Tag bei Mannern<br />
und 20 g Alkohol bei Frauen.<br />
An den Trinktagen wird ein naturreiner,<br />
durchgegorener Wein mit möglichst<br />
niedrigem Zucker- und Alkoholgehalt<br />
gegeben. Der Wein dient dazu,<br />
die psychischen Spannungen und Depressionszustande<br />
abzubauen. Er<br />
wirkt entspannend und ausgleichend,<br />
wobei die Dosis entscheidend ist. Er<br />
wirkt anregend auf Herz und Kreislauf.<br />
Außerdem ist <strong>der</strong> Wein ein hoher Trager<br />
von Vitaminen und Mineralstoffen,<br />
wobei <strong>der</strong> Kaliumgehalt beson<strong>der</strong>s<br />
hervorzuheben ist. Alkohol ist ein<br />
rasch verfugbarer Kalorienspen<strong>der</strong>. Er<br />
bewirkt einen hyperkatabolen Stoffwechsel<br />
über die vermehrte Freisetzung<br />
von Katecholamin und Kortisol.<br />
Alkohol wird durch das mikrosomale<br />
Athanoloxidasesystem abgebaut. Dieser<br />
Abbau erfor<strong>der</strong>t zusatzliche Energie.<br />
In Untersuchungen am Menschen<br />
konnte bewiesen werden, daß ein Ersatz<br />
von 50% <strong>der</strong> Gesamtnahrungsenergie<br />
durch Alkohol eine Gewichtsabnahme<br />
zur Folge hat.<br />
Erwähnenswert ist, daß die Mehrheit<br />
<strong>der</strong> epidemiologischen Untersuchungen<br />
bisher einen gewissen protektiven<br />
Effekt hinsichtlich <strong>der</strong> Arteriosklerose<br />
ergab.<br />
266 Arztezeitschnft für Naturhellverfahren 35 4 (1994)
V. Brosig, Die Schroth-Kur<br />
Das Verhalten <strong>der</strong> Transaminasen<br />
wahrend einer Schroth-Kur ist vergleichbar<br />
mit dem Verhalten <strong>der</strong><br />
Transaminasen bei an<strong>der</strong>en Fastenkuren,<br />
wie z. B. dem modifizierten Fasten.<br />
Anhand einer Studie konnten wir<br />
folgendes Verhalten <strong>der</strong> GOT, GPT<br />
und <strong>der</strong> y-GT feststellen:<br />
Die GOT verlauft im Normbereich<br />
leicht ansteigend, wobei <strong>der</strong> Anstieg<br />
bei Frauen deutlicher ist als bei Mannern<br />
— allerdings bleiben alle Werte im<br />
Normbereich.<br />
Die GPT zeigt ein ahnliches Verhalten.<br />
Die Werte waren leicht ansteigend im<br />
Bereich <strong>der</strong> oberen Grenze <strong>der</strong> Norm.<br />
Dabei war bei den Mannern lediglich<br />
wahrend <strong>der</strong> ersten Hälfte <strong>der</strong> Kur ein<br />
leichter Anstieg zu verzeichnen, wahrend<br />
am Ende <strong>der</strong> Kur <strong>der</strong> Wert leicht<br />
unter dem Ausgangswert lag. Dagegen<br />
stiegen bei den Frauen die Werte<br />
deutlich an. Die y-GT zeigte im<br />
Gesamtkollektiv einen kontinuierlichen<br />
Abfall. Auch hierbei finden sich<br />
geschlechtsspezifische Unterschiede<br />
(Abb. 3). Bei den deutlich pathologischen<br />
Anfangswerten <strong>der</strong> Manner kam<br />
es zu einer deutlichen Senkung <strong>der</strong><br />
Werte in den oberen Normbereich.<br />
Dagegen stiegen die Werte bei den<br />
Frauen in <strong>der</strong> Mitte <strong>der</strong> Kur deutlich<br />
an, um am Ende <strong>der</strong> Kur im Ausgangsbereich<br />
zu liegen. Der vorübergehende<br />
Anstieg <strong>der</strong> -y-GT bei den Frauen ist<br />
möglicherweise auf die schlechtere Alkoholtoleranz<br />
bei Frauen zurückzuführen.<br />
Adipositas ist in vielen Fallen<br />
mit einer Fettleber vergesellschaftet.<br />
Der Anstieg <strong>der</strong> Transaminasen ist<br />
wahrscheinlich durch Zeil Untergang<br />
bei Leberverfettung bedingt. Bei extrem<br />
hoher Lipolyserate kommt es zu<br />
einer vermehrten Zufuhr von freien<br />
Fettsauren und zu einem Abfall von<br />
triglyzeridreichen VLDL.<br />
Bis vor wenigen Jahren wurde zwischen<br />
Frauen und Mannern bei <strong>der</strong><br />
Verordnung des Weins kein Unterschied<br />
gemacht. Nachdem die geschlechtsspezifische<br />
Belastbarkeit <strong>der</strong><br />
Leber bekannt wurde, hat man in<br />
Oberstaufen die entsprechenden Konsequenzen<br />
gezogen und die Alkoholmenge<br />
bei den Frauen um die Hälfte<br />
reduziert. Die Verordnung des Weins<br />
unterliegt heute wesentlich strengeren<br />
Maßstaben als in früheren Jahren.<br />
Wenn <strong>der</strong> Verdacht einer Suchtgefahrdung<br />
des Patienten vorliegt, wenn eine<br />
Transaminasenerhohung festgestellt<br />
wird o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Anamnese eine Hepatopathie<br />
zu finden ist, bei extremen<br />
Hypertriglyzeridamien und selbstverständlich<br />
bei jugendlichen Patienten,<br />
muß <strong>der</strong> Wein durch die gleiche Menge<br />
ungesüßter Obst- und Gemüsesafte,<br />
Tee o<strong>der</strong> Wasser ersetzt werden. Alkoholismus<br />
stellt eine absolute Kontraindikation<br />
dar.<br />
120<br />
110<br />
100<br />
90<br />
SO<br />
70<br />
60<br />
50<br />
HO<br />
30<br />
20<br />
10<br />
a<br />
yCT U<br />
X<br />
X<br />
X<br />
X<br />
Wechsel von Trink- und<br />
Trockentagen<br />
Eine weitere Beson<strong>der</strong>heit <strong>der</strong><br />
Schrothschen Diät ist <strong>der</strong> rhythmische<br />
Wechsel von Trink- und Trockentagen.<br />
Dieser Bestandteil <strong>der</strong> Kur entzieht<br />
sich bis zum heutigen Tag streng naturwissenschaftlichen<br />
Erklärungen. Hier<br />
bewegen wir uns nach wie vor auf dem<br />
Gebiet <strong>der</strong> Empirie.<br />
Im heutigen Sprachgebrauch kann<br />
man den Vorgang als Gewebsdrainage<br />
bezeichnen. Das Mesenchym ist das<br />
Bindeglied zwischen Blutgefäß und<br />
Organgewebe. Die Nährstoffe gelangen<br />
über den Blutkreislauf ins Bindegewebe<br />
und dann in die Organzelle.<br />
X<br />
X<br />
X<br />
! >
V. Brosig, Die Schroth-Kur<br />
mg /dl<br />
12<br />
11<br />
Ö<br />
9<br />
8<br />
7<br />
6<br />
5<br />
den Trockentag eine Umstimmungsreaktion<br />
im vegetativen Nervensystem<br />
erreicht wird, die für den Gesundungsprozeß<br />
von allergrößter Bedeutung ist.<br />
Harnsäureanstieg<br />
Im Rahmen meiner langjährigen Erfahrung<br />
mit <strong>der</strong> Schroth-Kur konnte<br />
ich in zahlreichen Untersuchungen belegen,<br />
daß sowohl das Kreatmm als<br />
auch <strong>der</strong> Harnstoff, wie bei totalem<br />
Fasten und bei modifiziertem Fasten<br />
seit langem bekannt, wahrend <strong>der</strong> Kur<br />
ansteigen, um dann gegen Ende <strong>der</strong><br />
Kur auf die Ausgangswerte bzw darunter<br />
abzufallen<br />
Auch <strong>der</strong> Harnsaureanstieg ist durchaus<br />
vergleichbar mit an<strong>der</strong>en Fastenkuren<br />
(Abb. 4). Bei unkopathischen<br />
Komplikationen wie akuten Gichtanfallen,<br />
bei Nierensteinen, bei bekannter<br />
Hyperunkamie, bei erhöhten Kreatmmwerten,<br />
bei chromsch-rezidivierenden<br />
Zystopyehtiden muß die Flussigkeitsmenge<br />
erhöht werden.<br />
9 18 läge<br />
Abb 4 Verhalten <strong>der</strong> Harnsaure bei 46 Personen (25 Manner und 21 Frauen) wahrend<br />
einer dreiwöchigen, relativ kohlenhydratreichen Reduktionskost bei limitierter Flussigkeitszufuhr<br />
Normwert bei Mannern bis 7,0 mg/dl und bei Frauen bis 6,0 mg/dl<br />
Ebenso gelangen die Stoffwechselendprodukte<br />
über die Organzelle ms Bindegewebe<br />
und dann in den Blutkreislauf<br />
zurück Bei Über- und Fehlernahrung<br />
kommt es dabei zu vermehrter<br />
Ablagerung dieser Stoffwechselschlakken<br />
und auch <strong>der</strong> Harnsaure im Mesenchym,<br />
das H Anemueller so treffend<br />
als Mulideponie des menschlichen<br />
Korpers bezeichnet<br />
Durch diese Gewebsdrainage, unterstutzt<br />
durch die Kurpackung mit <strong>der</strong><br />
Erzeugung <strong>der</strong> künstlich erhöhten<br />
Temperatur und <strong>der</strong> damit verbundenen<br />
besseren Durchblutung <strong>der</strong> Organe,<br />
kommt es zum Abtransport <strong>der</strong><br />
Stoffwechselschlacken und zu vermehrter<br />
Ausscheidung <strong>der</strong>selben über<br />
die Niere, Darm und Haut<br />
Die Empirie lehrt uns auch, daß durch<br />
Fazit<br />
Zusammenfassend laßt sich feststellen,<br />
daß bei sorgfaltiger Erhebung <strong>der</strong><br />
Anamnese, gründlicher internistischer<br />
Untersuchung und routinemäßiger Ermittlung<br />
einzelner Laborparameter,<br />
wie Transammasen, Kreatmm und<br />
Harnsaure, und einer den Befunden<br />
entsprechenden individuellen Verordnung<br />
<strong>der</strong> Schroth-Kur ein Risiko weitgehendst<br />
vermeidbar ist<br />
Anschrift <strong>der</strong> Verfasserin<br />
Dr med Vera Brosig<br />
Kursanatonum Dr Brosig<br />
Am Stießberg 3, D-87534 Oberstaufen<br />
268 Arztezeitschnft für Naturheiiverfahren 35 4 (1994)
Verbandsnachrichten<br />
Sauerstoffseminar mit Zertifikat<br />
Die internationale Ärztegesellschaft<br />
für Sauerstofftherapie und Forschung<br />
e.V., Mitglied des <strong>Zentralverband</strong>es<br />
<strong>der</strong> Ärzte für Naturheilverfahren e.V.,<br />
hat während ihrer letzten Vollversammlung<br />
in Düsseldorf, im November<br />
1993, beschlossen, dezentralisierte<br />
Seminarveranstaltungen zum Zweck<br />
des Erlangens <strong>der</strong> Qualifikation für die<br />
sauerstofftherapeutischen Verfahren<br />
durchzuführen.<br />
Inhalt <strong>der</strong> Seminare:<br />
1. Seminar: Pathophysiologische<br />
Grundlagen <strong>der</strong> Sauerstofftherapie,<br />
apparative Ausstattung für Diagnose<br />
und Therapie, therapeutische Techniken,<br />
Sauerstoff-Ergometertraining,<br />
Sauerstoffregenerationstherapie, Sauerstofftherapie<br />
in <strong>der</strong> Notfallmedizin,<br />
Praxismanagement, Abrechnungsfragen<br />
— mit praktischen Übungen.<br />
2. Seminar: Sauerstofflangzeit-Inhalationstherapie,<br />
ionisierte Sauerstoffinhalationstherapie,<br />
Intervall-Sauerstoffinhalationstherapie,<br />
Sauerstoffkohlensäure-Kombinationstherapie,<br />
Sauerstoff-Mehrschritt-Therapie,<br />
Hämodilution,<br />
Kombinationsverfahren mit an<strong>der</strong>en<br />
Naturheilverfahren, Praxismanagement,<br />
Abrechnungsproblematik.<br />
Dauer <strong>der</strong> Seminare:<br />
jeweils ca. 10 Stunden, Samstag von<br />
8.30 bis 18.30 Uhr<br />
In folgenden Städten wird Seminar 1<br />
angeboten:<br />
Hannover<br />
Düsseldorf<br />
Frankfurt<br />
Dresden<br />
München<br />
Stuttgart<br />
Berlin<br />
Kursleiter:<br />
Dr. med. L. Fodor,<br />
Anmeldungen unter:<br />
30. 4. 1994<br />
11. 6. 1994<br />
25. 6. 1994<br />
3. 9. 1994<br />
15. 10. 1994<br />
5. 11. 1994<br />
10. 12. 1994<br />
Freyung<br />
81901 München, Postfach 810161,<br />
Tel. (0 89) 915171, Fax (0 89)<br />
9124 04<br />
Bitte hier abschneiden und an den ZÄN senden<br />
Berufsverband für Naturheilverfahren<br />
Der Vorstand des <strong>Zentralverband</strong>es <strong>der</strong> Ärzte für Naturheilverfahren hat in<br />
<strong>der</strong> außerordentlichen Mitglie<strong>der</strong>versammlung vom 13. 3. 1994 den Auftrag<br />
erhalten, eine Umfrage bei seinen Mitglie<strong>der</strong>n zu starten zwecks Erkundigung<br />
<strong>der</strong> Bereitschaft, einen Berufsverband für Naturheilverfahren zu gründen.<br />
Deshalb bittet <strong>der</strong> ZÄN jedes Mitglied, den hier unten aufgeführten<br />
Fragebogen auszufüllen und umgehend an unsere Geschäftsstelle Freudenstadt<br />
zu schicken.<br />
1. Sind Sie mit <strong>der</strong> Gründung eines Berufsverbandes<br />
einverstanden<br />
2. Sind Sie mit einem Jahresmitgliedsbeitrag von<br />
DM 300,- für den Berufsverband <strong>der</strong> Naturheilverfahren<br />
einverstanden<br />
3. Sind Sie bereit, aktiv im Berufsverband für Naturheilverfahren<br />
mitzuarbeiten<br />
4. Sind Sie daran interessiert, eine leitende Position<br />
im zu gründenden Berufsverband für Naturheilverfahren<br />
zu übernehmen<br />
Ja<br />
Ja<br />
Ja<br />
Ja<br />
Nein<br />
Nein<br />
Nein<br />
Nein<br />
Für Ihre wichtige Mitarbeit bedankt<br />
sich <strong>der</strong> Vorstand des ZÄN.<br />
Geschäftstelle des ZÄN<br />
Bismarckstraße 3<br />
D-72250 Freudenstadt<br />
Tel. (0 74 41) 2151<br />
Fax (0 74 41) 8 78 30<br />
Absen<strong>der</strong> (bitte Stempel)<br />
Arztezeitschnft für Naturheilverfahren 35, 4 (1994)
'.••-•-,<br />
Dr. med. Karl-Otto Kuppe<br />
Bad Wörishofen<br />
75 Jahre<br />
Je alter wir werden, desto mehr konzentrieren<br />
sich unsere Geburtstage auf<br />
runde Zahlen. Liest man diese runden<br />
Zahlen, steigt für alle alteren unter uns<br />
die Erinnerung an mit Jubilaren gemeinsam<br />
erlebte Jahre und Kongresse<br />
herauf.<br />
Karl-Otto Kuppe 75 Jahre — als wir<br />
unsere „gemeinsame Zeit" in Freudenstadt<br />
erlebten, waren wir 20 Jahre<br />
junger. Die Fortbildungskongresse damals<br />
wurden mit Teilnehmerzahlen<br />
von etwa 500 durchgeführt und waren<br />
überschaubar. Fast je<strong>der</strong> kannte jeden<br />
damals.<br />
Indessen sind Fort- und Weiterbildung<br />
geteilt und ausgeweitet, die Teilnehmerzahlen<br />
entwickelten sich, und die<br />
gesamte Medizin erlebte in allen Bereichen<br />
Fortschritte, die nicht nur Gutes<br />
mit sich brachten.<br />
„Ich habe mir erzählen lassen, daß die<br />
Atmosphäre <strong>der</strong> Kongresse schon seit<br />
längerem nicht mehr den Zusammenhang<br />
wi<strong>der</strong>spiegelt, wie wir ihn aus<br />
früheren Zeiten gewohnt waren",<br />
schrieb mir <strong>der</strong> Jubilar, und: „das ist<br />
das Schicksal aller Verbände, die eine<br />
gewisse Größenordnung überschritten<br />
haben".<br />
Trotzdem bemuhen wir uns, bei aller<br />
Entwicklung und Versachlichung <strong>der</strong><br />
Medizin das alte Ambiente unserer<br />
Kongresse in landschaftlich und städtebaulich<br />
reizvoller Umgebung zu erhalten.<br />
Dabei soll das Gesprach <strong>der</strong><br />
Kollegen gepflegt werden und <strong>der</strong> Zusammenhalt<br />
eines historisch gewachsenen<br />
Arzteverbandes gefor<strong>der</strong>t werden.<br />
Karl-Otto Kuppe wurde am 6. Juni<br />
1918 in Breslau geboren. Nach <strong>der</strong> damals<br />
üblichen Schulbildung begann er<br />
1937 sein Medizinstudium in Munster,<br />
das er 1939 bei Kriegsbeginn unterbrechen<br />
mußte, da er zum Militärdienst<br />
verpflichtet wurde. Die Fortfuhrung<br />
seines Studiums gelang ihm<br />
aber noch zur Kriegszeit. Er legte<br />
1943 sein medizinisches Staatsexamen<br />
in München ab, ging dann als Truppenarzt<br />
an die Ostfront und geriet in<br />
russische Kriegsgefangenschaft.<br />
Seine klinische Ausbildung erhielt er<br />
nach Ruckkehr aus <strong>der</strong> UdSSR am<br />
Krankenhaus in Oldenburg, und bereits<br />
1948 gründete er seine Praxis, die<br />
er nach regulativen Gesichtspunkten<br />
im Sinne biologischer Heilweisen<br />
führte. 1962 erfolgte <strong>der</strong> Umzug nach<br />
Suddeutschland, zunächst nach Fussen-Bad<br />
Faulenbach, spater nach<br />
Hopfen am See und Bad Wörishofen,<br />
wo er sich <strong>der</strong> Kur- und Balneotherapie<br />
verschrieb. Hier wirkte er als Kurarzt<br />
und, da ihm diese Möglichkeiten<br />
bald zu eng wurden, auch als Kliniker.<br />
Er leitete von nun an erfolgreich ein<br />
Sanatorium und konnte so auch viele<br />
praktische Erfahrungen sammeln.<br />
So bot es sich bald an, diese Erfahrungen<br />
zu übermitteln. 1951 war <strong>der</strong> <strong>Zentralverband</strong><br />
<strong>der</strong> Arzte für Naturheilverfahren<br />
gegründet worden. Bereits<br />
1953 findet man den Namen Karl-Otto<br />
Kuppe m den Unterlagen des Verbandes.<br />
Als Referent, als Autor und als<br />
Kollege, <strong>der</strong> seine Erfahrungen und<br />
Gedanken an<strong>der</strong>en vermitteln konnte,<br />
wurde <strong>der</strong> Praktiker und Kliniker bald<br />
ein markantes Mitglied <strong>der</strong> Freudenstadter<br />
Kongreßdozenten.<br />
Es folgten viele Fachbeitrage, zunächst<br />
in <strong>der</strong> Zeitschrift „Physikalische<br />
Therapie und Rehabilitation",<br />
spater in <strong>der</strong> „Arztezeitschrift für Naturheilverfahren",<br />
Fachbucher — hier<br />
vor allem die Kneippkur, die Sauna,<br />
ausleitende Verfahren wie „Blutegel in<br />
<strong>der</strong> arztlichen Praxis" u. a. Vor allem<br />
eine Fülle von Vortragen, die den Dozenten<br />
bald auch an an<strong>der</strong>en Kongreßorten<br />
zum gefragten Lehrer und Redner<br />
werden ließen, zeichneten sein<br />
Wirken aus.<br />
Vor einigen Jahren — weit über dem<br />
üblichen Alter, pensioniert zu werden<br />
— gab Kuppe die Leitung seiner Klinik<br />
in Bad Wörishofen in jüngere Hände<br />
und widmete sich von nun an seiner<br />
Lehr- und Autorentatigkeit. Arzteseminare<br />
in Bad Wörishofen, Unterricht<br />
für Physiotherapeuten, Gesundheitsschulung,<br />
Atem- und Entspannungstherapie<br />
für Kollegen und Patienten<br />
knüpfen an alte Freudenstadter Wege<br />
mit Prof. Volkmar Glaseran. Die restliche<br />
Zeit gehört nun dem Verfassen<br />
einer historischen Monographie über<br />
Franz Anton Mesmer (Begrün<strong>der</strong> des<br />
Mesmensmus, <strong>der</strong> Lehre vom animalen<br />
Magnetismus), aber auch einer etwas<br />
ruhigeren Gangart im „manchmal"<br />
beschaulichen Bad Wörishofen<br />
und seiner Leidenschaft, dem Reisen.<br />
Der <strong>Zentralverband</strong> <strong>der</strong> Arzte für<br />
Naturheilverfahren zahlt Karl-Otto<br />
Kuppe zu seinen Grundungsmitglie<strong>der</strong>n<br />
und dankt ihm für viele Jahre gemeinsamer<br />
Arbeit und Begeisterung<br />
für eine ganzheitliche Medizin.<br />
Dr. med. K. Ch. Schimmel<br />
1. Vorsitzen<strong>der</strong> des ZAN<br />
Arztezeitsohnft für Naturheilverfahren 35 4 (1994)
Homöopathie im Zentrum des<br />
Chaos<br />
von H. Süß<br />
Zusammenfassung<br />
Von <strong>der</strong> Position des lernenden Anfängers und Skeptikers ausgehend, soll versucht<br />
werden, die Homöopathie und ihre theoretischen Grundlagen aus <strong>der</strong> Sicht<br />
<strong>der</strong> neueren naturwissenschaftlichen Forschung (Chaostheorie) darzulegen, um<br />
somit den Zugang zur Homöopathie auch aus ungewohnter Sicht zu ermöglichen.<br />
Schlüsselwörter: Homöopathie, Chaos, Regulationstherapie<br />
Summary<br />
Coming from position oflearning and being sceptical it should be tried to explain<br />
homoeopathy and its theoryfrom mo<strong>der</strong>n natural science (chaos theory).<br />
Key words: homeopathy, chaos, regulative therapy<br />
Resume<br />
Partant de la position du debutant et sceptique en cours d'apprentissage, l'article<br />
essaiera d'exposer l'homeopathie et ses fondements theoriques sous l'eclairage de<br />
la recherche recente en sciences naturelles (theorie du chaos) pour permettre d'acce<strong>der</strong><br />
ä l'homeopathie aussi sous un angle inhabituel.<br />
Mots-Cles: homeopathie, chaos, therapie de regulation<br />
Wer sich als Anfänger und möglicherweise<br />
in diesem Stadium als Skeptiker<br />
<strong>der</strong> Homöopathie nähert, wird bei den<br />
Prinzipien <strong>der</strong> Homöopathie mitunter<br />
auf Verständnisschwierigkeiten <strong>der</strong><br />
theoretischen Grundlagen und <strong>der</strong> homöopathischen<br />
Maxime treffen. Da ich<br />
zu diesen Menschen gehöre, möchte<br />
ich im folgenden versuchen, aus ungewöhnlicher<br />
Sicht einen Zugang zur<br />
Homöopathie zu ermöglichen und<br />
darzulegen. Die Ungewöhnlichkeit<br />
liegt in <strong>der</strong> Berücksichtigung neuerer<br />
naturwissenschaftlicher Forschungsansichten<br />
(z. B. Chaostheorien) und <strong>der</strong>en<br />
Anwendung auf homöopathisches<br />
Gedankengut.<br />
Die Homöopathie ist eine „Regulationstherapie",<br />
die einen Organismus,<br />
einen Menschen, eine Persönlichkeit,<br />
<strong>der</strong> o<strong>der</strong> die aus einer innewohnenden<br />
Harmonie entglitten ist, wie<strong>der</strong> in gewohnte<br />
und gesün<strong>der</strong>e „Bahnen" zurückführen<br />
will. Das Prinzip <strong>der</strong> Regulation<br />
bedeutet, daß es Parameter, sog.<br />
Stellgrößen, gibt, die hinsichtlich ihres<br />
Wertes (Normwertes) zu beeinflussen<br />
sind. Dabei ist <strong>der</strong> Parameter innerhalb<br />
eines Organismus keine festgeschriebene<br />
Größe (z. B. eine Zahl),<br />
son<strong>der</strong>n stellt eine in Wechselwirkung<br />
mit an<strong>der</strong>en Größen entstandene dynamische<br />
Wertigkeit dar. Dies soll heißen,<br />
daß die Homöopathie den Gesamtorganismus<br />
als auch <strong>der</strong>en Bestandteile<br />
nicht als ruhenden, fixierten<br />
Einzelfaktor sieht, son<strong>der</strong>n als ständig<br />
in Bewegung seiendes Etwas, das innerhalb<br />
<strong>der</strong> Grenzen, die wir als Gesundheit<br />
bezeichnen, ständigen Umbauprozessen<br />
unterworfen ist. Da alle<br />
Teile einer Bewegung miteinan<strong>der</strong> zusammenhängen,<br />
weil jedes Stückchen<br />
einer Handlung von allen an<strong>der</strong>en<br />
Stückchen abhängt und weil die Rückkopplung<br />
zwischen den Stücken immer<br />
mehr neue Stücke hervorbringt,<br />
kann die Regulation als auch <strong>der</strong> Organismus<br />
als eine Turbulenz betrachtet<br />
werden, die — wie im Fluß des Wassers<br />
— ungeahnte neue Strömungen bilden<br />
kann.<br />
So findet in unserem Körper ein ständiges<br />
Sterben und Entstehen einzelner<br />
Zellen statt (z. B. im Pankreas alle 24<br />
Stunden), das das Kontinuum unseres<br />
Lebens letztlich gestaltet. Während<br />
unser Leben, von außen betrachtet,<br />
von Geburt bis Tod kontinuierlich<br />
fortschreitet, wir als Mensch bzw. die<br />
Bauchspeicheldrüse als Organ gleich<br />
bleiben, findet in uns <strong>der</strong> Vorgang des<br />
Werdens und Gehens in je<strong>der</strong> Zelle<br />
jede Sekunde ihre innere Repräsentanz.<br />
Diese Replikation einer Zelle<br />
bietet in jedem Einzelschritt die Gefahr<br />
einer Abweichung (einer turbulenten<br />
Strömung). Wann und wo diese<br />
beginnt, erscheint nicht vorhersehbar.<br />
In <strong>der</strong> sogenannten „Chaostheorie"<br />
wird dieser Wendepunkt, <strong>der</strong> Punkt<br />
<strong>der</strong> Abweichung, als „Attraktor" bezeichnet<br />
und beschreibt einen Punkt,<br />
bei dem eine bis dahin geradlinige und<br />
einfache Gleichung in Unregelmäßigkeiten<br />
bzw. Schwingungen gerät, die<br />
eine unvorhergesehene und bisher<br />
nicht aufgetretene Folge nach sich ziehen<br />
kann. Dabei wird <strong>der</strong> Attraktor erreicht,<br />
obwohl gleiche Rechenvor-<br />
Arztezeitschrift für Naturhellverfahren 35 4 (1994)<br />
III
H. Süß, Homöopathie<br />
Schriften immer wie<strong>der</strong> (dies nennt<br />
man „Iteration") gleich angewandt<br />
werden, d. h., daß trotz gleicher Rechenschritte<br />
ab Erreichen eines Attraktors<br />
ein gänzlich an<strong>der</strong>es und<br />
neues Ergebnis erreicht wird (daß eine<br />
Zelle auf einmal zu einer an<strong>der</strong>en,<br />
z. B. malignen Zelle wird). Dies bedeutet<br />
wie<strong>der</strong>um, daß kleinste Verän<strong>der</strong>ungen<br />
(z. B. die sechste Stelle hinter<br />
dem Komma, ein Reiz durch eine<br />
Akupunkturnadel) über eine Strecke<br />
Zeit gesehen (<strong>der</strong> immer wie<strong>der</strong>holte<br />
Rechenvorgang) zu einer großen Verän<strong>der</strong>ung<br />
im En<strong>der</strong>gebnis führen kann<br />
(ab Erreichen eines Attraktors). Auch<br />
scheinbar unwichtige Dinge (z. B. Modalitäten<br />
des Essensvorgangs) können<br />
am Punkte des Attraktors eine gewaltige<br />
Wirkung haben. Finden diese z. B.<br />
im Bereich <strong>der</strong> Chromosomen statt,<br />
wo Gene sich hin- und herbewegen<br />
können (1), ist selbst die unverän<strong>der</strong>t<br />
erscheinende Erbinformation Wandlungen<br />
unterworfen.<br />
Der Attraktor scheint dabei eine magische<br />
Anziehungskraft für alle Vorgänge<br />
zu besitzen. Auf <strong>der</strong> Stufe <strong>der</strong><br />
Attraktoren springt das rechnerische<br />
Ergebnis zwischen verschiedensten<br />
Zahlen hin und her. Dieses Verhalten<br />
wird als chaotisch beschrieben und hat<br />
zu <strong>der</strong> Bezeichnung „Chaostheorie"<br />
geführt.<br />
Als „fraktal" wie<strong>der</strong>um wird ein Phänomen<br />
bezeichnet, das durch die Einsicht<br />
gegeben ist, daß Zufälligkeit und<br />
Ordnung miteinan<strong>der</strong> verwoben sind,<br />
daß das Einfache Komplexes einschließt,<br />
die Komplexität wie<strong>der</strong>um<br />
das Einfache umfaßt und daß Gesetzmäßigkeiten<br />
und Chaos sich auf immer<br />
kleineren Skalen abwechseln können.<br />
So finden sich im Bereich des „Chaos"<br />
Werte bzw. Strukturen, die in ihrer<br />
Einzelheit und Einzigartigkeit eine<br />
„Ähnlichkeit" mit <strong>der</strong> Gesamtstruktur<br />
zeigen, ohne im Detail eine hun<strong>der</strong>tprozentige<br />
Übereinstimmung zu zeigen.<br />
Offenbar ist es möglich, mit einem<br />
einfachen repetierten Rechenvorgang<br />
dynamische Prozesse in verschiedenen,<br />
aber ähnlichen Zustandsformen<br />
zu beschreiben. Diese Ähnlichkeit <strong>der</strong><br />
einzelnen Struktur (das Homöopathikum)<br />
mit dem Gesamtzustand im Bereich<br />
des Attraktors (das Krankheitsbild),<br />
ermöglicht einen Eingriff an genau<br />
diesem so empfindlichen Punkt<br />
des Geschehens.<br />
Die Schärfe <strong>der</strong> Darstellung, die Ähnlichkeit<br />
<strong>der</strong> Substruktur steigt mit zunehmen<strong>der</strong><br />
Zahl des Rechenvorgangs,<br />
so daß durch Erhöhung <strong>der</strong> Anzahl<br />
nicht Information verlorengeht, son<strong>der</strong>n<br />
Details immer deutlicher werden.<br />
Für die Homöopathie könnte dies bedeuten,<br />
daß durch exakte „Repertorisierung"<br />
des Arzneimittelbildes trotz<br />
ähnlicher, für den Unwissenden als<br />
gleich empfundenen Symptombeschreibungen<br />
und Modalitäten das pathognomonische<br />
und individuelle Detail<br />
(Schlüsselsymptom) des Arzneimittels<br />
unter Multiplikation des Rechenvorgangs,<br />
sprich <strong>der</strong> „Potenzierung",<br />
eine große Wirkung haben<br />
kann. Diese Vorstellung ergibt sich aus<br />
Untersuchungen von Davenas et al.<br />
(1988) (5), die nachweisen konnten,<br />
daß basophile Granulozyten auch<br />
noch durch sehr geringe Konzentrationen<br />
von Anti-IgE-Antiserum degranulierten,<br />
obwohl nach biophysikalischem<br />
Wissen keine Materie für eine<br />
ausreichende Wirkung vorhanden sein<br />
durfte.<br />
Die Potenzierung, ein Vorgang, <strong>der</strong><br />
dem naturwissenschaftlich geschulten,<br />
rational denkenden Menschen unserer<br />
Zeit als Irrtum <strong>der</strong> Logik erscheint,<br />
kann somit in an<strong>der</strong>em Licht gesehen<br />
werden: Eine niedrige Potenz umfaßt<br />
zwar ähnliche Symptome und Modalitäten,<br />
aber erst die Potenzierung hat<br />
durch zunehmenden Gewinn an Detailinformationen<br />
das Wissen zur individuellen<br />
Lösung des dargelegten Beschwerdekomplexes.<br />
Daß <strong>der</strong> individuelle Beschwerdekomplex<br />
und die damit gegebene individuelle<br />
Therapie kein Wunsch eines sich<br />
gegen gleichmachende Computervorstellungen<br />
gerichteten Anhängers des<br />
Individualismus ist, ergibt sich aus Untersuchungen<br />
<strong>der</strong> HLA-Antigene und<br />
ihrer Untergruppen (5), die beweisen<br />
(!!), daß Zellen z. B. eines Körperorgans<br />
bei verschiedenen Menschen<br />
gleiche HLA-Antigene enthalten können,<br />
aber in ihren Subgruppen und <strong>der</strong><br />
Kombination, <strong>der</strong> Anordnung dieser<br />
kein zweites Individuum mit gleichen<br />
HLA-Antigen-Kombinationen in unserer<br />
Welt existiert (aber ähnlichen).<br />
Ist ein Homöopathikum gegeben worden<br />
und hat sich eine Reaktion gezeigt,<br />
ist bei verän<strong>der</strong>ter Situation unter Berücksichtigung<br />
<strong>der</strong> oben beschriebenen<br />
möglichen Vorgänge ein erneutes vorurteilsloses<br />
Betrachten des Menschen,<br />
seiner Beschwerden und seiner Reagibilität<br />
notwendig, um die weiteren<br />
Schritte <strong>der</strong> Genesung mit möglicherweise<br />
verän<strong>der</strong>ter Potenz o<strong>der</strong> ergänzendem<br />
Arzneimittel zu begleiten und<br />
zu unterstützen.<br />
So bewegen sich die Homöopathie und<br />
ihre Begrifflichkeiten, wie „Potenzierung"<br />
und „Ähnlichkeitsregel", durchaus<br />
in gängigen wissenschaftlichen<br />
Vorstellungen <strong>der</strong> Funktionsweise unseres<br />
Kosmos und des menschlichen<br />
Körpers. Wer aber meint, dies sei alles<br />
„nur" Glauben (Aberglauben), sollte<br />
sich einer <strong>der</strong> wichtigsten wissenschaftlichen<br />
Fragen erinnern: „Woher wissen<br />
Sie, ob nicht doch "<br />
Literatur<br />
1. Briggs, ]., F. D. Peat: Die Entdeckung<br />
des Chaos. DTV Sachbuch, 2. Auflage<br />
1993.<br />
2. Dulbecco, R.: Der Bauplan des Lebens.<br />
Pieper, München, Zürich, 1991.<br />
3. Eisenhardt, R, D. Kuth, H. Stickl: Du<br />
steigst nie zweimal in denselben Fluß.<br />
Rowohlt GmbH, Reinbek b. Hamburg,<br />
1988.<br />
4. Hawking, S. W.: Eine kurze Geschichte<br />
<strong>der</strong> Zeit. Rowohlt GmbH, Reinbek b.<br />
Hamburg, 1988.<br />
5. Hock, N., C. Garner: Chaostheorie<br />
und Homöopathie. Journal für Homöopathie,<br />
1 und 2 (1991) 1-8.<br />
6. Köhler, G.: Lehrbuch <strong>der</strong> Homöopathie,<br />
Band 1 und 2. Hippokrates-Verlag,<br />
Stuttgart, 1988.<br />
Anschrift des Verfassers:<br />
Dr. med. H. Süß<br />
Haager Weg 126, D-53217 Bonn<br />
IV Arztezeitschnft für Naturheilverfahren 35 4 (1994)
Das Fasten nach Shelton<br />
von K. J. Probst<br />
Zusammenfassung<br />
In den USA ist die Natural Hygiene (NH) weit verbreitet, <strong>der</strong>en maßgeblicher Gestalter<br />
Dr. Shelton gewesen ist. Ein tragendes Element <strong>der</strong> in Deutschland unter<br />
dem Namen Naturliche Gesundheüslehre (NG) etablierten Lehre ist das Fasten.<br />
Das Fasten nach Shelton unterscheidet sich in einigen Punkten von den an<strong>der</strong>en<br />
Ansätzen: So werden keine starren Angaben zur Dauer des Fastens gemacht, son<strong>der</strong>n<br />
es wird darauf hingewirkt, daß die Symptome, die <strong>der</strong> Anlaß für das Fasten<br />
gewesen sind, verschwinden. Insbeson<strong>der</strong>e wird wahrend <strong>der</strong> Dauer des Fastens<br />
außer destilliertem o<strong>der</strong> durch Umkehrosmose gewonnenem Wasser keinerlei an<strong>der</strong>e<br />
feste o<strong>der</strong> flussige Nahrung zugeführt und auch keinerlei Supplementierung<br />
empfohlen. Physiotherapeutische Maßnahmen, Darmeinlaufe, Sauna, Gymnastik<br />
usw. werden abgelehnt wie auch Zerstreuungen aller Art (TV, Zeitungen, unnutze<br />
Gespräche), um dem Patienten die Selbstfindung zu erleichtern.<br />
Schlüsselwörter: naturliche Gesundheüslehre (NG), Natural Hygiene (NH),<br />
Fasten, Dr. Shelton, Gesundheitspraktiker<br />
Summary<br />
In the USA the Natural Hygiene (NH) is widely spread the most important creator<br />
and developer of which was Dr. Shelton. An essential element ofthe theory<br />
established in Germany un<strong>der</strong> the name Natural Health Theory is thefasting.<br />
Fasting according to Shelton differs in some points from other approaches: there<br />
are no rigid directions given as to theperiod of fasting but the effort is directed towards<br />
making the Symptoms disappear which have been the reason for fasting.<br />
Especially, besides distilled water or water obtained by means ofreverse osmosis,<br />
no other solid or liquid food is provided un<strong>der</strong> the period of fasting and also no<br />
supplementation is recommended. Physiotherapeutical measures, clysters, sauna,<br />
gymnastics etc. are refused, likewise also any kind ofdiversion (TV, newspapers,<br />
useless discussions) in or<strong>der</strong> to allow the patient tofind himself.<br />
Key words: natural health theory, natural hygiene (NH), fasting, Dr. Shelton,<br />
health practitioner<br />
Resume<br />
La Natural Hygiene (NH), dont le principal fondateur fut le Dr Shelton, est largement<br />
repandue aux Etats- Unis. Lejeüne est une element central de cette science<br />
qui s'est implantee en Allemagne sous le nom de Naturliche Gesundheüslehre<br />
(NG, science naturelle de la sante). Lejeüne selon Shelton se distingue des autres<br />
1. Dr. Shelton und die „American<br />
Natural Hygiene Society"<br />
Im Jahre 1822 wurde von Isaac Jennings<br />
die Gesellschaft „Natural Hygiene"<br />
ins Leben gerufen, nachdem er<br />
beobachtet hatte, daß „die Medizin<br />
von Anfang bis Ende eine große Tauschung"<br />
sei. Ein wesentlicher Punkt<br />
dieser Lehre war die wissenschaftliche<br />
Erforschung des Fastens. Die Untersuchungen<br />
von Jennmgs, Francis Gano<br />
Benedict, Beaumont, John Tilden und<br />
an<strong>der</strong>en Begrün<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Natural Hygiene<br />
sind heute noch gültig und stehen<br />
Pate für die meisten Aussagen zu<br />
Fragen des Fastens.<br />
Als Nachfolgeorganisation <strong>der</strong> Natural<br />
Hygiene gründete Dr. Shelton im Jahre<br />
1948 in Tampa/Florida die „American<br />
Natural Hygiene Society", welche<br />
bis heute als die breiteste Gesundheitsbewegung<br />
angesehen weraen kann.<br />
Auch Dr. Shelton übernahm als wesentliches<br />
Element therapeutischen<br />
Handelns das Fasten.<br />
Aus <strong>der</strong> American Natural Hygiene<br />
Society ist auch die Natural Hygiene in<br />
Shelton/ Connecticut hervorgegangen.<br />
Daneben hat Dr. Shelton auch wesentlich<br />
zur Begründung <strong>der</strong> Life Science<br />
in Austin/Texas unter <strong>der</strong> Leitung von<br />
T. C. Fry beigetragen. Gemeinsam mit<br />
T. C. Fry hat Dr. Shelton auch den<br />
„Life Science Health"-Kurs herausgebracht.<br />
Dabei handelt es sich um einen<br />
Fernlehrgang für „Hygienists". Unter<br />
„Hygienists" werden in den USA die<br />
mit Prävention befaßten Personen bezeichnet<br />
o<strong>der</strong> auch Naturheilkundler.<br />
In Deutschland werden die „Hygienists"<br />
als „Gesundheits-Praktiker" bezeichnet,<br />
ein Berufsbild, dessen staatliche<br />
Anerkennung beantragt ist, nachdem<br />
<strong>der</strong> Life-Science-Kurs aus dem<br />
Englischen ins Deutsche übersetzt<br />
worden ist und eine breite Akzeptanz<br />
gefunden hat. Dieser Kurs heißt auf<br />
deutsch „Studienreihe für Gesundheitspraktiker"<br />
und wird herausgegeben<br />
von <strong>der</strong> Gesellschaft für naturliche<br />
Lebenskunde in Ritterhude. Gerade<br />
wenn man sich mit Fragen <strong>der</strong> naturli-<br />
Arztezeitschnft für Naturheilverfahren 35 4 (1994) 273
K. J. Probst, Das Fasten nach Shelton<br />
approches par certains points. Iln'y a pas d'indications rigides sur la duree du<br />
jeüne, le but poursuivi etant la disparition des symptömes ä l'origine dujeüne. En<br />
particulier, outre l'eau distillee ouproduitepar osmose inversee, iln'y apas d'apport<br />
d'autre nournture solide ou liquide et on ne recommande aucun apport supplementaire.<br />
Onrefuseles mesures physiotherapeutiques, les lavements, lesauna, la<br />
gymnastique, etc. comme les distractions de tous types (television, journaux, conversations<br />
inutiles) pourpermettre aupatient de mieux se trouver.<br />
MotS-Cles: Naturliche Gesundheitslehre (NG, science naturelle de la sante), Natural<br />
Hygiene (NH), jeüne, Dr. Shelton, practicien de la sante<br />
chen Lebenskunde befaßt, stellt dieser<br />
Kurs mit 105 Heften zu je etwa 50 Seiten<br />
eine einzigartige Enzyklopädie <strong>der</strong><br />
konsequenten Umsetzung des Wissens<br />
dar.<br />
2. Das Fasten nach Shelton<br />
Fasten bedeutet die vollige Abstinenz<br />
von jeglicher Nahrungsaufnahme.<br />
Auch das Trinken von Saften aller Art<br />
wird von Dr. Shelton abgelehnt, da sie<br />
bedeutende Mengen an Kohlenhydraten,<br />
Eiweißen und an<strong>der</strong>en Stoffen<br />
enthalten. Wahrend des Fastens erlaubt<br />
ist lediglich reines Wasser, entwe<strong>der</strong><br />
als dampfdestilliertes o<strong>der</strong> als Umkehrosmose-Wasser,<br />
also das, was wir<br />
im deutschen Sprachraum als Wasserfasten<br />
bezeichnen.<br />
2.1 Wann sollte man fasten <br />
Bei ausbleibendem Hungergefühl<br />
empfiehlt sich gemäß <strong>der</strong> „Natural Hygiene"<br />
grundsatzlich zu fasten. Wenn<br />
man Nahrung zu sich nimmt, obwohl<br />
<strong>der</strong> Korper nicht in <strong>der</strong> Lage ist, diese<br />
zu verdauen, dann resultieren daraus<br />
Garung und Fäulnis. Die dadurch freigesetzten<br />
Gifte gelangen ins Blut und<br />
in die Gewebe und verstarken die<br />
Toxamie.<br />
Es erscheint wichtig, dem Patienten<br />
den Unterschied zwischen Hunger und<br />
Appetit genau zu erklaren. Hunger ist<br />
ein normales, physiologisches Verlangen<br />
nach Nahrung. Hunger wird im<br />
Rachen gespurt und bereitet keinerlei<br />
Schmerzen o<strong>der</strong> Unbehagen. Demgegenüber<br />
ist <strong>der</strong> Hunger eines iehlernahrten<br />
Menschen vergleichbar dem<br />
Hunger eines Drogenabhängigen, weil<br />
er Entzugserscheinungen auf suchtigmachende<br />
Substanzen in seiner Nahrung<br />
spurt. Beson<strong>der</strong>s ausgeprägt sind<br />
diese Erscheinungen bei hohem Konsum<br />
an Salz, Gewürzen, Kakao, Kaffee,<br />
Tee. Jeglicher Zwang zur Nahrungszufuhr<br />
ist nach <strong>der</strong> „Natural Hygiene"<br />
als pathologisch zu bewerten<br />
und sollte durch ein Fasten mit anschließen<strong>der</strong><br />
systematischer Umstellung<br />
<strong>der</strong> Ernahrungsgewohnheiten behandelt<br />
werden.<br />
2.2 Wer sollte fasten<br />
Fasten ist nach Shelton bei fast allen<br />
chronischen und vor allem bei allen<br />
akuten Krankheiten angezeigt. Die<br />
von <strong>der</strong> „Natural Hygiene" seit fast<br />
200 Jahren vertretene Anschauung,<br />
daß Toxamie und Dyskrasie die Ursachen<br />
aller Krankheiten <strong>der</strong> Menschen<br />
sind, ist ja inzwischen auch von an<strong>der</strong>en<br />
naturheilkundlichen Richtungen<br />
weitgehend übernommen und bestätigt<br />
worden.<br />
Dementsprechend kann <strong>der</strong> Nutzen<br />
des Fastens bei allen Stoffwechselkrankheiten<br />
als sehr groß angesehen<br />
werden, ebenso zur Verlangsamung<br />
des Alterungsprozesses durch Toxine.<br />
Der Nutzen eines Fastens bei Krebs,<br />
Multipler Sklerose, M. Parkinson sowie<br />
bei fortgeschrittenen Erkrankungen<br />
des Herzens, <strong>der</strong> Leber, <strong>der</strong> Niere<br />
und <strong>der</strong> Lunge wird demgegenüber<br />
eher zurückhaltend bewertet.<br />
Ferner empfiehlt die „Natural Hygiene"<br />
Fasten zur Gewichtsreduktion<br />
und zur Überwindung von Suchtkrankheiten<br />
aller Art, namentlich auch<br />
Nikotinabusus. Eigene Erfahrungen<br />
bestätigen, daß bereits nach 3 bis 4 Tagen<br />
Nahrungskarenz <strong>der</strong> Tabakgeruch<br />
abstoßend wirkt. Wenn <strong>der</strong> Patient<br />
sich zu einem ambulanten Kurzfasten<br />
durchringen kann, verbunden mit einer<br />
anschließenden, disziplinierten Ernahrungsumstellung,<br />
dann lassen sich<br />
auch an<strong>der</strong>e Suchte, insbeson<strong>der</strong>e<br />
nach Junk Food, Süßigkeiten usw.<br />
langfristig überwinden. Lei<strong>der</strong> sind es<br />
nur 20 bis 30% <strong>der</strong> entsprechenden<br />
Patientenklientel, welche sich, bedingt<br />
durch hohen Leidensdruck, auf ein<br />
konsequentes Wasserfasten gemäß <strong>der</strong><br />
Lehre <strong>der</strong> „Natural Hygiene" einlassen.<br />
Dr. Shelton empfiehlt Fasten auch bei<br />
Kin<strong>der</strong>n und wahrend <strong>der</strong> Schwangerschaft.<br />
Die „Natural Hygiene" geht allgemein<br />
davon aus, daß man bei je<strong>der</strong><br />
Erkrankung fasten kann und soll, bis<br />
das naturliche Hungergefühl wie<strong>der</strong><br />
einsetzt.<br />
2.3 Wer sollte nicht fasten <br />
Fasten erscheint nach Shelton nicht angezeigt,<br />
wenn <strong>der</strong> Patient Angst o<strong>der</strong><br />
an<strong>der</strong>e emotionale Vorbehalte gegen<br />
das Fasten hat. Eine weitere Gegenanzeige<br />
liegt bei extremer Abmagerung<br />
vor, wobei Dr. Shelton gerade auch bei<br />
dieser Gruppe häufiges Kurzfasten<br />
therapeutisch eingesetzt hat.<br />
Bei Krebs und an<strong>der</strong>en Kachexie verursachenden<br />
Erkrankungen ist Fasten<br />
nicht mehr kurativ wirksam, kann allerdings<br />
die Begleitbeschwerden mil<strong>der</strong>n.<br />
Auch bei Nieren- und Herzinsuffizienz<br />
ist die Indikation für ein Fasten<br />
eng zu stellen.<br />
274 Arztezeitschnft für Naturhellverfahren 35 4 (1994)
K. J. Probst, Das Fasten nach Shelton<br />
2.4 Wie lange und wie oft fasten <br />
Nach Ansicht <strong>der</strong> „Natural Hygiene"<br />
sollte ein therapeutisches Fasten bei<br />
manifesten Erkrankungen so lange<br />
fortgesetzt werden, bis die Symptome<br />
<strong>der</strong> Erkrankung verschwunden sind.<br />
Als sicherstes Zeichen für ein Fastenbrechen<br />
wird die bekannte Trias: saubere<br />
Zunge, reiner Atem und Rückkehr<br />
des Hungers angesehen.<br />
Daneben können Krisensituationen,<br />
wie emotionale Probleme, Angstsyndrom<br />
o<strong>der</strong> auch Kreislaufprobleme, ein<br />
vorzeitiges Fastenbrechen erzwingen.<br />
Die Häufigkeit des Fastens sollte von<br />
den bereits beschriebenen Zeichen,<br />
Anorexie und Auftreten krankhafter<br />
Symptome, abhängig gemacht werden.<br />
Allerdings liegt das Hauptaugenmerk<br />
<strong>der</strong> „Natural Hygiene" weniger auf <strong>der</strong><br />
Länge und Häufigkeit des Fastens als<br />
vielmehr auf einer konsequent gesunden<br />
Lebensführung zwischen den Fastenperioden:<br />
Fasten wird verstanden<br />
als Teil einer insgesamt gesunden Lebensgestaltung,<br />
über <strong>der</strong>en Elemente<br />
noch zu berichten sein wird.<br />
2.5 Praktische Gesichtspunkte einer<br />
Fastenkur nach Shelton<br />
Fasten ist ein physiologischer Ruhezustand<br />
des gesamten Körpers. Aus diesem<br />
Grund lehnt die „Natural Hygiene"<br />
jegliche Art von Begleittherapie,<br />
wie z. B. Massagen, Gymnastik,<br />
Güsse, Wasseranwendungen, Sitzbä<strong>der</strong>,<br />
Sauna, Darmeinlaufe und an<strong>der</strong>e<br />
Manipulationen, ab. Der Fastende<br />
braucht vielmehr sensorische und seelische<br />
Entspannung und Ruhe. Nach<br />
Ansicht <strong>der</strong> „Natural Hygiene" behin<strong>der</strong>t<br />
jegliche Art <strong>der</strong> Stimulierung die<br />
Selbstheilungskräfte des Fastenden.<br />
Deshalb werden auch Fernsehen, Radio,<br />
unnötige Kommunikation usw.<br />
abgelehnt, die ebenso wie Symptombehandlungen<br />
und Medikamente<br />
als entkräftend angesehen werden.<br />
2.6 Das Fastenbrechen<br />
Beson<strong>der</strong>en Nachdruck legt die „Natural<br />
Hygiene" auf das Fastenbrechen<br />
und eine sich daran anschließende, ggf.<br />
neu einzuübende gesunde Lebensführung<br />
nach den Grundsätzen <strong>der</strong> „Natural<br />
Hygiene". Zur gesunden Lebensführung<br />
gehört in erster Linie eine gesunde<br />
Ernährung.<br />
Das Fasten sollte gebrochen werden,<br />
wenn ein natürliches Hungergefühl<br />
auftritt. Wie schon gesagt, äußert sich<br />
<strong>der</strong> Hunger als ein heftiges, aber angenehmes<br />
Verlangen nach Nahrung und<br />
wird im Mund und im Rachen wahrgenommen.<br />
Das bekannte „Leeregefühl"<br />
im Bauch, welches gemeinhin dem<br />
Hunger zugeschrieben wird, ist nicht<br />
Hunger, son<strong>der</strong>n stellt eine Reizung<br />
durch suchtauslösende Nahrungsbestandteile<br />
dar. Insofern haben die meisten<br />
Menschen noch nie wirklichen<br />
Hunger verspürt.<br />
Wenn auch die Rückkehr eines echten<br />
Hungergefühls als idealer Zeitpunkt<br />
angesehen wird, um das Fasten zu brechen,<br />
werden in <strong>der</strong> Praxis in den meisten<br />
Fällen Fastenkuren vorzeitig gebrochen.<br />
Allerdings legt die „Natural<br />
Hygiene" nach Shelton darauf Wert,<br />
daß das Fasten nicht während einer<br />
Fastenkrise gebrochen wird, son<strong>der</strong>n<br />
erst nachdem man sich wie<strong>der</strong> besser<br />
fühlt.<br />
Dr. Shelton und die <strong>der</strong> „Natural Hygiene"<br />
verbundenen Fastenleiter brechen<br />
das Fasten mit frischen, rohen<br />
Fruchten o<strong>der</strong> mit Frucht- und Gemüsesäften.<br />
Dabei gibt es verschiedene<br />
Varianten: Manche Fastenleiter geben<br />
etwa 100 Gramm nicht durchgeseihten,<br />
unverdünnten Saft als erste Mahlzeit.<br />
An<strong>der</strong>e seihen den ersten Saft ab<br />
und verdünnen ihn mit destilliertem<br />
Wasser. Einige geben am ersten Tag<br />
stündlich 100 Gramm Saft o<strong>der</strong> alle<br />
zwei Stunden 200 Gramm Saft, um<br />
dann ab dem zweiten Tag alle drei<br />
Stunden eine Apfelsine zu reichen.<br />
Unabhängig von den verschiedenen<br />
Feinheiten des Fastenbrechens ist es<br />
wichtig, daß die Nahrung gut eingespeichelt<br />
und gekaut wird, um zu verhin<strong>der</strong>n,<br />
daß das Verdauungssystem<br />
überlastet wird.<br />
Auch wenn man später wie<strong>der</strong> zu<br />
Kochkost zurückkehren möchte, so<br />
empfiehlt Dr. Shelton eine möglichst<br />
lange Zeit einer reinen Früchterohkost.<br />
Von <strong>der</strong> aufgenommenen Nahrungsmenge<br />
her sollte <strong>der</strong> Fastende gegen<br />
Ende <strong>der</strong> ersten Woche in <strong>der</strong><br />
Lage sein, Nahrung in normalen Mengen<br />
zu sich zu nehmen. In dieser Zeit<br />
ist <strong>der</strong> Fastende unbedingt dazu anzuhalten,<br />
sich zu beherrschen und sich<br />
nicht zu überessen. Nach etwa ein bis<br />
zwei Wochen hat sich die Gier nach<br />
Nahrungsaufnahme gelegt, und <strong>der</strong><br />
Betreffende kann ohne größere Probleme<br />
sein neues Ernährungsverhalten<br />
stabilisieren.<br />
Die Zeit nach dem Fastenbrechen erscheint<br />
auch als idealer Zeitpunkt für<br />
eine Umstellung <strong>der</strong> Ernährungsgewohnheiten,<br />
vor allem im Sinne <strong>der</strong><br />
„Natural Hygiene" in Richtung auf<br />
Rohkost-Vegetarismus, wobei <strong>der</strong> Genuß<br />
von Lebensmitteln, die einfach,<br />
ganz und natürlich sind, bevorzugt<br />
wird. Verarbeitete und Teilnahrungsmittel<br />
sowie Genußmittel, wie Alkohol,<br />
Tabak usw., sollen demgegenüber<br />
gemieden werden.<br />
3. Gesunde Lebensweise nach<br />
dem Fasten<br />
Neben einer gesunden Ernährung, auf<br />
die nach einer Fastenkur hingewirkt<br />
werden sollte, steht eine allgemeine<br />
Umstellung krankmachen<strong>der</strong> Lebensgewohnheiten<br />
im Mittelpunkt <strong>der</strong> Betreuung.<br />
Dazu gehört die Aufklärung<br />
darüber, daß es we<strong>der</strong> während des Fastens<br />
noch zu irgendeinem an<strong>der</strong>en<br />
Zeitpunkt notwendig ist, irgendwelche<br />
Zusatzpräparate einzunehmen, um<br />
den Vitamin-, Mineralstoff- o<strong>der</strong> Eiweißhaushalt<br />
zu stabilisieren. Der Bedarf<br />
an entsprechenden Stoffen wird<br />
nach Überzeugung <strong>der</strong> „Natural Hygiene"<br />
nicht mit Pillen und Pulvern gedeckt,<br />
son<strong>der</strong>n aus ganzen, natürlichen<br />
Früchten, Gemüsen und Nüssen.<br />
Diese enthalten alle benötigten Nährund<br />
Wirkstoffe in <strong>der</strong> bestmöglichen<br />
Form.<br />
276 Arztezertschrift für Naturheilverfahren 35, 4 (1994)
K. J. Probst, Das Fasten nach Shelton<br />
Gerade nach dem Fasten sollte man<br />
lernen, ohne Giftstoffe und Extrakte<br />
aller Art zu leben. Die Toleranz gegen<br />
Gifte stört die normalen Regulationsmechanismen<br />
<strong>der</strong> Körperfunktionen<br />
und führt sonst wie<strong>der</strong> zur Toxämie,<br />
welche wie<strong>der</strong>um in erneute Krankheiten<br />
einmünden kann.<br />
Neben <strong>der</strong> Ernährung sollten auch im<br />
Bereich <strong>der</strong> Bewegung, <strong>der</strong> Entspannung<br />
und des Schlafs, <strong>der</strong> Körperhygiene<br />
und Kleidung sowie im emotionalen<br />
und sozialen Bereich neue Verhaltensmuster<br />
eingeübt werden, wofür<br />
die „Natural Hygiene" ein sehr kompetentes<br />
und breit angelegtes Schulungsmaterial<br />
zur Verfügung stellt.<br />
Dr. Shelton schreibt: „Das wahre Heilmittel<br />
für alle Gesundheitsstörungen<br />
ist eine gründliche Umstellung <strong>der</strong> Lebensweise.<br />
Wenn man entkräftende<br />
Gewohnheiten aufgibt, beginnt man<br />
sich wohler zu fühlen, und sobald man<br />
genesen ist, bleibt man gesund, solange<br />
man die entkräftenden Gewohnheiten<br />
nicht wie<strong>der</strong> annimmt."<br />
Eine längere Fastenkur zur Ausscheidung<br />
von Giftstoffen ist lediglich die<br />
Einleitung eines ganzen Programms<br />
zur Wie<strong>der</strong>herstellung einer guten Gesundheit.<br />
Gesundheit ist die Folge einer<br />
richtigen Lebensweise. Das Fasten<br />
bewirkt eine Aktivierung <strong>der</strong> Selbstheilungskräfte,<br />
so daß <strong>der</strong> Organismus<br />
die Entwicklung zur Gesundheit einleiten<br />
kann. Solange man sich nach<br />
dem Fasten nicht auf eine gesunde Lebensweise<br />
einstellt, ist eine dauerhafte<br />
Gesundheit unmöglich.<br />
Bedauerlicherweise ist bei den unterschiedlichen<br />
Strömungen <strong>der</strong> „Natural<br />
Hygiene" <strong>der</strong> transzendente Aspekt —<br />
das heißt die Grundfragen unseres Lebens:<br />
woher wir kommen, wohin wir<br />
gehen und wozu wir leben — weitgehend<br />
ausgeblendet worden. Dies hängt<br />
mit dem in den USA extrem ausgeprägten<br />
Pluralismus und Relativismus<br />
religiöser Glaubenshaltungen zusammen<br />
und mit dem sektiererischen Fanatismus<br />
mancher Glaubensströmungen.<br />
An<strong>der</strong>erseits zeigt die tägliche Praxis,<br />
daß fast je<strong>der</strong> Mensch wegen <strong>der</strong><br />
Orientierungslosigkeit in diesen<br />
Grundfragen des Lebens innerlich<br />
krank ist. Die Konsultation eines Gesundheitspraktikers<br />
im Sinne <strong>der</strong> „Natural<br />
Hygiene" erfor<strong>der</strong>t gewiß die<br />
Umstellung <strong>der</strong> gesamten Lebensführung,<br />
aber ganz bestimmt noch viel<br />
mehr ein grundlegendes Überdenken<br />
des eigenen geistlichen Standorts und<br />
geistlichen Lebenswegs.<br />
Insofern weitet sich das Aufgabengebiet<br />
einer Gesundheitspraxis hin zu einer<br />
Evangelisationsanstalt, in welcher<br />
die frohe Botschaft unseres Herrn Jesus<br />
Christus verkündet wird. Wenn es<br />
auch nur ein kleiner Teil an Patienten<br />
ist, <strong>der</strong> durch dieses frohmachende<br />
Evangelium zur geistigen Wie<strong>der</strong>geburt<br />
gemäß Joh. 3, 3 gelangt, so ist es<br />
doch höchster Ausdruck therapeutischen<br />
Erfolgs, wenn dann diese<br />
„kleine Herde" (Luk. 12, 32) frei vom<br />
Einfluß von Therapeuten jeglicher<br />
Couleur und an<strong>der</strong>en weltlichen Bindungen<br />
in Freiheit und persönlicher<br />
Eigenverantwortung und Würde ihren<br />
Weg zur ewigen Heimat antritt. Es ist<br />
mein Gebet, daß möglichst viele Therapeuten<br />
zunächst selber die Entdekkung<br />
machen, daß Jesus lebt, und sich<br />
dann von ihm zu Werkzeugen seiner<br />
Heilbotschaft machen lassen, um die<br />
Suchenden und von New Age, Esoterik,<br />
Mystik und allerlei Religionen Betrogenen<br />
zu dem lebendigen Gott in<br />
Jesus Christus hinzuführen.<br />
Anschrift des Verfassers:<br />
Dr. med. habil. K. J. Probst<br />
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Arztezeitschnft für Naturheilverfahren 35, 4 (1994) 277
Das Heilfasten<br />
nach Dr. Otto Buchinger<br />
von H. Fahrner<br />
Zusammenfassung<br />
Otto Buchinger ist erst durch eigenes schweres Leiden zum Fasten gekommen.<br />
Von damaligen Schulmedizinern wegen einer chronischen Infektarthritis als unheilbar<br />
invalidisiert, wagte <strong>der</strong> damals 41jährige auf den Rat eines Laien hin eine<br />
Null-Kalorien-Fastenzeit von 3 Wochen bei Gustav Riedlin und einige Jahre später<br />
wegen einer weiter bestehenden chronischen Cholangitis, Cholezystitis eine<br />
von 4 Wochen bei Siegfried Möller, beide Male mit durchschlagendem Erfolg. So<br />
wurde Otto Buchinger zum begeisterten und an<strong>der</strong>e begeisternden Fastenarzt, <strong>der</strong><br />
das Null-Kalorien-Wasser- bzw. Teefasten seiner Lehrmeister nach einigen Jahren<br />
zum Heilfasten mit seinen Hilfsmethoden als biologischen Weg zur inzwischen<br />
weltweit bekannten Methode Buchingers weiterentwickelt hat.<br />
Die sowohl präventive als auch therapeutische Indikationsbreite des Fastens reicht<br />
von den heutzutage dominierenden Risikofaktoren über alle ernährungsabhängigen<br />
Erkrankungen bis zu den chronischen Leiden. Die inzwischen wissenschaftlichfundierte<br />
Umschaltung auf innere Ernährung und Verdauung im Fasten ermöglicht<br />
und begründet dafür das Verständnis. Wie bei je<strong>der</strong> Therapie sind auch<br />
hier Gegenindikationen zu beachten. Heilfasten erfolgt nicht nach einem starren<br />
Schema; im Gegenteil, Voraussetzung für ein erfolgreiches Fasten ist eine diagnostisch<br />
begründete Anpassung betreffs Dauer und Intensität <strong>der</strong> Nahrungsenthaltung<br />
an die jeweilige Ausgangslage des Patienten und seine individuellen Bedürfnisse.<br />
Schlüsselwörter: Heilfasten, Nulldiät, Präventivmedizin<br />
Summary<br />
Otto Buchinger found only through his own severe suffering tofasting. By then<br />
men of classical medicine as incurable disabled due to a chronic infection arthritis<br />
the then 41 years old Otto Buchinger upon the advice of a layman risked a zerocaloriesperiod<br />
offasting of 3 weeks with Gustav Riedlin andfew years later one<br />
of 4 weeks with Siegfried Möller because of a continuously existing cholangitis<br />
and cholecystitis; and that both times with tremendous success. In this way Otto<br />
Buchinger became an enthusiastic and others inspiring physician for fasting who<br />
afterfew years developed the zero-calories water resp. tea fasting ofhis teachers to<br />
the remedial fasting with its adjutory methods as biological way for the<br />
meanwhile world-wide renowned Buchinger's method.<br />
The both preventive and therapeutical wide array of indications offasting reaches<br />
from the atpresent dominating riskfactors over all diseases that depend on the<br />
Am schnellsten gelingt die Information<br />
über das therapeutische Konzept<br />
Otto Buchingers mit einer kurzen Betrachtung<br />
seines Lebensweges und seiner<br />
Krankengeschichte.<br />
Otto Buchinger, 1878 als Sohn eines<br />
Landrats in Darmstadt geboren, war<br />
zunächst ganz <strong>der</strong> lebensfrohe Student<br />
des ausgehenden 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts.<br />
Mit 19 Jahren begann er sein Studium<br />
in Gießen, zunächst wie sein Vater als<br />
Jurist. Da ihm jedoch in dieser Fakultät<br />
die Vorlesungen zu früh am Morgen<br />
begannen, sattelte er kurzerhand<br />
auf Medizin um. Darin sah er einen gewissen<br />
Wink des Schicksals, denn er<br />
sah sich bald in <strong>der</strong> medizinischen Fakultät<br />
besser zu Hause als in <strong>der</strong> juristischen.<br />
Als Marinearzt und Betreuer eines<br />
preußischen Prinzen reiste er dann<br />
jahrelang um die ganze Welt. Angesichts<br />
<strong>der</strong> unglückseligen Folgen des<br />
bei <strong>der</strong> Marine üblichen extremen Alkoholkonsums<br />
wurde er bald aktiver<br />
Alkoholgegner. Den 1. Weltkrieg erlebte<br />
er als Flottenarzt auf dem<br />
Schlachtschiff „Roon" und dabei die<br />
ganze Härte des Seekriegs. Als vor seinen<br />
Augen zwei Schiffe seiner Flotte<br />
torpediert wurden und mit Mann und<br />
Maus untergingen, während zwei Torpedos<br />
das eigene Schiff nur knapp verfehlten,<br />
wandelte sich seine bisher eher<br />
materialistische und atheistische Weltanschauung<br />
radikal. Er wurde sich dadurch<br />
<strong>der</strong> höheren Führung und Bewahrung<br />
sowie <strong>der</strong> eigenen tiefen Religiosität<br />
bewußt und damit gottgläubig.<br />
Inzwischen war er Familienvater geworden<br />
und hatte zwei Söhne und zwei<br />
Töchter.<br />
Buchingers Weg zum Fasten<br />
Da erkrankte er im Herbst 1917 an einer<br />
lakunären Mandelentzündung mit<br />
septischen Temperaturen. Es war ein<br />
sehr schweres Krankheitsbild. Die behandelnden<br />
Ärzte waren damals ohne<br />
Sulfonamide o<strong>der</strong> Antibiotika hilflos.<br />
Er überstand zwar die Krise mit einem<br />
massiven Schweißausbruch, jedoch<br />
blieb ein chronischer Gelenkrheuma-<br />
278 Arztezeitschnft für Naturheilverfahren 35, 4 (1994)
H. Fahrner, Das Heilfasten<br />
nutrition up to the chronic diseases. The meanwhile scientifically founded change<br />
to internal nutrition and digestion during fasting provides andfounds the un<strong>der</strong>standing<br />
for it. Like with every therapy also here contra-indications have to be observed.<br />
Remedial fasting does notfollow any rigid scheme; on the contrary, prerequisitefor<br />
successful fasting is a diagnostically founded adjustment with respect to<br />
period and intensity of the abstension from food to the patient's respective initial<br />
State and his individual requirements.<br />
Key words: nestotherapy, peinotherapy(total fast), preventive medicine<br />
Resume<br />
Otto Buchinger n'est venu aujeüne quepar une maladie personnelle grave. Atteint<br />
d'arthrite infectieuse, il avait ete declare invalide et incurablepar la medecine officielle<br />
de son epoque. Age alors de 41 ans, il avait tente, sur les conseils d'un profane,<br />
une periode dejeüne zero calorie de trois semaines aupres de Gustav Riedlin<br />
et, quelques annees plus tard, pour une cholangite et une cholecystite chroniques,<br />
un jeüne de quatre semaines aupres de Siegfried Möller, chaquefois avec un succes<br />
e'clatant. C'est ainsi qu'Otto Buchinger est devenu un medecin du jeüne convaincu<br />
et convaincant, qui a perfectionne apres quelques annees le jeüne zero calorie<br />
ä l'eau ou au the de son maitre en jeüne curatif avec ses methodes auxiliaires<br />
comme voie biologique pour en faire ce qui est aujourd'hui la methode Buchinger<br />
connue dans le monde entier.<br />
La palette des indications tant preventive que therapeutiques du jeüne va desfacteurs<br />
de risque actuellement dominants ä toutes les affections liees ä l'alimentation<br />
en passant par les maladies chroniques. Lors du jeüne seproduit unpassage ä<br />
une alimentation et une digestion interieures, maintenant fonde scientifiquement,<br />
quipermet et explique ces applications. Comme pour toute therapeutique, ilfaut<br />
respecter certaines contre- indications. Le jeüne curatif ne s'inscrüpas dans un<br />
Schema rigide. Au contraire, la condition d'un jeüne reussi est une adaptation,<br />
fondeepar un diagnostic, de la duree et de l'intensite de laprivation de nourriture<br />
ä l'etat initial de chaque patient et ä ses besoins individuels.<br />
MotS-cles: jeüne curatif, regimezero calorie, medecine preventive<br />
tismus vor allem <strong>der</strong> großen Gelenke<br />
mit schwerer Bewegungsbehin<strong>der</strong>ung<br />
zurück. Er wurde als wehrdienstunfähig<br />
im März 1918 von <strong>der</strong> Marine entlassen.<br />
So sah er mit einer kleinen<br />
Rente und großer Familie elend und<br />
krank einem trüben Schicksal entgegen.<br />
Doch was zuerst wie Unglück aussah,<br />
wurde zu seinem Glück; so hat es<br />
Otto Buchinger selber empfunden,<br />
denn jetzt begann erst seine eigentliche<br />
„Wegführung". Nachdem die damalige<br />
Medizin ihm nicht mehr helfen konnte,<br />
empfahl ihm ein befreundeter Kapitän,<br />
zu Dr. Riedlin nach Freiburg zu gehen<br />
und zu fasten. „Ein skurriler Gedanke,<br />
aber helf, was helfen mag", meinte er<br />
damals, und: „In meiner 35jährigen<br />
Fastenpraxis habe ich kaum je einen<br />
schwereren Fastenverlauf gesehen als<br />
den meinen: Erbrechen, Ohnmächten,<br />
übelriechende Ausscheidungen und<br />
Schweiße. Als ich am 19. Tag das Fasten<br />
beendete, war ich schwach und<br />
brandmager, aber ich konnte alle Gelenke<br />
wie<strong>der</strong> bewegen wie ein junger<br />
Rekrut!" Den Rheumatismus hatte er<br />
jetzt überwunden, aber ein chronisches,<br />
sehr schmerzhaftes Gallenleiden<br />
war geblieben. Zuletzt war er nur noch<br />
unter Einsatz von Opiaten arbeitsfähig.<br />
Da entschloß er sich zu einem erneuten<br />
Fastengang, diesmal bei Siegfried<br />
Möller in Dresden/Loschwitz<br />
und gleich für 28 Tage. Er hat dabei<br />
14 kg an Gewicht abgenommen. Am<br />
3. Aufbautag kam es noch einmal zu<br />
einer Gallenkolik. „Es war die letzte,<br />
seither bin ich stets gesund und arbeitsfähig<br />
geblieben", kommentierte Otto<br />
Buchinger diese 4wöchige Kur aus<br />
dem Jahre 1926.<br />
Nach einer solch ausdrucksvollen<br />
Selbsterfahrung in einer <strong>der</strong> schwersten<br />
Krisen seines Lebens wird seine<br />
Begeisterung für das Fasten als therapeutische<br />
Methode nur zu verständlich.<br />
Seine eigene, dadurch wohlbegründete<br />
Überzeugungskraft potenzierte<br />
bei seinen Patienten noch die an<br />
sich schon positive Fastenwirkung.<br />
Außerdem erkannte er immer mehr<br />
die ordnende Kraft des Fastens nicht<br />
allein auf den körperlichen, son<strong>der</strong>n<br />
auch den seelisch-geistigen Bereich des<br />
Menschen, die „theurgische Komponente".<br />
Die bei dem reinen Tee- und Wasserfasten<br />
nach Riedlin häufiger auftretenden<br />
Störungen, wie Kopfschmerzen,<br />
Schwindel, Benommenheit, Herzklopfen,<br />
Übelkeit und Erbrechen als Folgen<br />
des Mineral- und Flüssigkeitsverlustes<br />
sowie <strong>der</strong> Blutzuckerschwankungen,<br />
veranlaßten ihn dazu, mittags<br />
eine Gemüsebrühe von Y 4 Liter, um<br />
14.30 Uhr drei Teelöffel Honig zu Tee<br />
und abends V 4 Liter Obstsaft verschiedener<br />
Art zu verabfolgen. Damit war<br />
eine deutliche Erleichterung des Fastengangs<br />
ohne wesentliche Beeinträchtigung<br />
<strong>der</strong> therapeutischen Wirksamkeit<br />
erreicht. Alles in allem wurde<br />
so aus dem Tee- und Wasserfasten seiner<br />
Lehrer Riedlin, Möller und von Segesser<br />
das „Heilfasten nach Buchinger".<br />
Gleich blieb die regelmäßige Darmreinigung<br />
mit Glaubersalz, Bittersalz<br />
Arztezeitschnft für Naturhellverfahren 35 4 (1994) 279
H. Fahrner, Das Heilfasten<br />
o<strong>der</strong> Einlaufen, dazu kam noch <strong>der</strong><br />
Leibwickel nach Prießnitz.<br />
Das Heilfasten und seine Hilfsmethoden<br />
als biologischer Weg<br />
BEWEGUNG<br />
Sport, Wan<strong>der</strong>ung,<br />
Gymnastik<br />
ENTSPANNUNG<br />
Abstand von Zuhause.<br />
Biologischer Schlafrhythmus,<br />
geborgene Atmosphäre,<br />
Autogenes Training<br />
DIÄTETIK<br />
Fasten o<strong>der</strong> Diätetik<br />
Einfuhrung in"<br />
die Vollwerternahrung<br />
(Vortrage und Demonstration)<br />
FASTEN<br />
modifiziert<br />
Nach 15jähriger erfolgreicher Tätigkeit<br />
als Fastenarzt hat er dann auf Anordnung<br />
des damaligen Ärzteführers seine<br />
Erfahrungen in einem Standardwerk<br />
„Das Heilfasten und seine Hilfsmethoden<br />
als biologischer Weg" im Hippokrates-Verlag,<br />
Stuttgart, 1935 veröffentlicht<br />
(heute in <strong>der</strong> 22. Auflage).<br />
Seine Hilfsmethoden lassen sich subsumieren<br />
unter einer individuell dosierten<br />
Körperschulung bei angemessener<br />
Physiotherapie, einer systematischen<br />
Pflege <strong>der</strong> Ruhe und Entspannung,<br />
einer regelmäßigen ärztlichen<br />
und psychologischen Beratung, Führung<br />
und Betreuung sowie einer eingehenden<br />
Unterweisung in die nachfolgende<br />
Vollwerternährung in Verbindung<br />
mit einer Schulung des Eßverhaltens<br />
(Abb. 1).<br />
Außerdem hatte Otto Buchinger große<br />
Erfahrung in <strong>der</strong> Homöotherapie sowie<br />
<strong>der</strong> Immunstimulation nach Rö<strong>der</strong>.<br />
Ganz wichtig war ihm das „gute<br />
Zureden ganz ohne suggestive Künste,<br />
<strong>der</strong> Kranke will einfach den Glauben<br />
des Arztes übermittelt bekommen".<br />
Otto Buchingerhat in seinem Werk die<br />
wissenschaftlichen Grundlagen <strong>der</strong> Fasten-<br />
bzw. Hungerphysiologie seiner<br />
Zeit sehr gewissenhaft zusammengetragen<br />
(Morgulis, Benedict, Luciani/<br />
Rl. Grothe, von Segesser). Weitere Anregungen<br />
kamen erst nach dem 2.<br />
Weltkrieg, hauptsächlich aus den<br />
USA, später von Palmblad aus Stockholm.<br />
In Deutschland haben sich um<br />
die Grundlagenforschung des Fastens<br />
beson<strong>der</strong>s verdient gemacht Prof. Ditschuneit,<br />
Prof. Pfeiffer und Prof.<br />
PHYSIOTHERAPIE<br />
Massage, Ba<strong>der</strong>,<br />
Krankengymnastik<br />
PSYCHOTHERAPIE<br />
Einzeigesprache,<br />
Gruppentherapie<br />
NACHSORGE-<br />
PROGRAMM<br />
Einfuhrung eines Grunddiafsystems<br />
mit individuellen<br />
Variationen Einfuhrung in die<br />
Verhaltenstherapie<br />
Abb. 1: Fastentherapie nach Buchinger — ein multidisziplinarer Ansatz-<br />
280<br />
Wechsler aus Ulm, Prof. Jungmann<br />
aus Hamburg, Prof. Krams, Berlin.<br />
Damit blieb glücklicherweise die Verbindung<br />
zwischen forschen<strong>der</strong> Schulmedizin<br />
und Erfahrungsheilkunde mit<br />
zukunftsträchtigen, sehr positiven<br />
Auswirkungen erhalten.<br />
Eine <strong>der</strong> wichtigsten Anregungen für<br />
das Verständnis des Fastenstoffwechsels<br />
stammt von einem Zoologen, Prof.<br />
Misslin, <strong>der</strong> 1961 von Basel nach<br />
Überlingen zum Fasten kam. Seine<br />
Spezialität waren die Fische, speziell<br />
<strong>der</strong> Rheinlachs und seine großen<br />
Laichwan<strong>der</strong>ungen. „In dieser Zeit <strong>der</strong><br />
größten Leistungsanfor<strong>der</strong>ung nehmen<br />
die Lachse keinerlei Nahrung zu<br />
sich", erklärte er mir, „sie schalten um<br />
auf eine totale innere Ernährung, wobei<br />
sie bis auf die Haut abmagern können,<br />
die notwendige Schwimmuskulatur<br />
aber aufbauen. Wir nennen das<br />
Selbstzehrungsform mit Organneuaufbau<br />
(Synchonie)." Da war mir sofort<br />
klar, daß auch <strong>der</strong> fastende Mensch auf<br />
solch eine innere Ernährung umschalten<br />
kann, ja daß <strong>der</strong> gesamte therapeutische<br />
Effekt auf dieser vegetativen<br />
Gesamtumschaltung beruht. Zudem<br />
war daraus auch die Notwendigkeit einer<br />
ausreichenden körperlichen Aktivität<br />
zur Erhaltung <strong>der</strong> Muskulatur im<br />
Fasten abzuleiten.<br />
Umschaltung auf innere<br />
Ernährung<br />
Mit dieser Umschaltung auf innere Ernährung<br />
erfolgt also im Fasten ein<br />
Rückgriff auf deponierte Nahrungsreserven.<br />
Am schnellsten werden die<br />
Glykogenreserven in Leber und Muskulatur<br />
abgebaut (ca. 0,5 kg). Zwar<br />
greift <strong>der</strong> Körper auch sofort auf die<br />
Fettreserven zurück, doch ist ihre Mobilisation<br />
zu Beginn relativ langsam.<br />
Eine vermittelnde Zwischenposition<br />
nimmt <strong>der</strong> Eiweißstoffwechsel in Form<br />
einer angepaßten Zuckerneubildung<br />
(Glukoneogenese) ein. Dazu werden<br />
in <strong>der</strong> Leber hauptsächlich die Aminosäure<br />
Alanin, in den Nieren das Glutamin<br />
herangezogen. Deswegen steigen<br />
Arztezeitschnft für Naturheilverfahren 35, 4 (1994)
H. Fahrner, Das Heilfasten<br />
im Fasten die dafür erfor<strong>der</strong>lichen<br />
Transaminasen im Serum an, in <strong>der</strong><br />
Leber vermehrt die Glutamat-Pyruvat-Transaminase,<br />
in den Nieren die<br />
mehr ubiquitäre Glutamat-Oxalazetat-<br />
Transaminase.<br />
Da es kein dem Fettgewebe entsprechendes<br />
Speicherorgan für Eiweiß<br />
gibt, erhebt sich die Frage, woher <strong>der</strong><br />
fastende Organismus die Aminosäuren<br />
zur Glukoneogenese nimmt.<br />
Wir können davon ausgehen, daß das<br />
gesamte Körpereiweiß von ca. 5 bis 10<br />
kg einen gemeinsamen Stoffwechselpool<br />
darstellt, davon befinden sich<br />
schätzungsweise 70% in vollem Funktionszustand,<br />
15% im Abbau und 15%<br />
im Neuaufbau. Dieser Organauf- und<br />
-abbau erfolgt mit unterschiedlicher<br />
Geschwindigkeit, d. h. mit organspezifischer<br />
Halbwertszeit. Am schnellsten<br />
regenerieren die Erneuerungsgewebe<br />
mit einer Halbwertszeit zwischen 6<br />
Stunden und ca. 14 Tagen. Dazu gehören<br />
die Funktions- und Transportproteine<br />
sowie Immunglobuline des Blutes,<br />
alle Enzyme, Fermente und Hormone,<br />
beson<strong>der</strong>s im Magen-Darm-<br />
Trakt, die Epi<strong>der</strong>mis samt Anhangdrüsen,<br />
alle Schleimhaut-, Gefäß- bzw.<br />
Kapillarepithelien und das blutbildende<br />
und lymphatische System.<br />
Langsamer reagieren die sogenannten<br />
stabilen Gewebe mit einer Halbwertsim<br />
Abbau<br />
Gesamtkörper-Eiweiß-Pool<br />
im<br />
voller Funktion<br />
bei ausgewogener Ernährung<br />
bei O-Kalorien-Fasten<br />
bei KH-substituiertem Buchinger-Fasten<br />
bei KH- und Eiweißsubstituiertem Fasten<br />
nach Fahrner<br />
bei <strong>der</strong> Nach-Fasten-Diät<br />
im<br />
Aufbau<br />
Oxydation stabiles Gewebe Recycling Neu-lntegration<br />
Abb. 2: Eiweißstoffwechselbilanz (schematisch).<br />
zeit zwischen einer Woche und mehreren<br />
Monaten. Dazu gehören <strong>der</strong> gesamte<br />
mesenchymale Großraum mit<br />
Fibrozyten, Fibrillen und Kollagenen,<br />
das Binde- und Fettgewebe sowie die<br />
Muskulatur (mit Ausnahme des Herzens),<br />
das Knorpel- und Knochengewebe.<br />
Nicht mehr regenerationsfähig ist das<br />
sogenannte Ruhegewebe. Was verlorengeht,<br />
kann nicht mehr ersetzt werden.<br />
Dazu gehören das gesamte zentrale<br />
Nervensystem, <strong>der</strong> Herzmuskel<br />
und die Nierentubuli. Ihre Zell-DNS<br />
muß aus dem gemeinsamen Pool erneuert<br />
werden, im Fasten also ausschließlich<br />
durch Recycling.<br />
Bei kürzerem Fasten liefern vorwiegend<br />
die Erneuerungsgewebe die zur<br />
Glukoneogenese erfor<strong>der</strong>lichen Aminosäuren,<br />
bei längerem Fasten die stabilen<br />
Gewebe. Die Geschwindigkeit<br />
<strong>der</strong> Regeneration wird während des Fastens<br />
zuerst langsamer, um sich bei<br />
Wie<strong>der</strong>ernährung zu beschleunigen.<br />
Vom gesamten Körpereiweiß sind bei<br />
Unterbrechung <strong>der</strong> Nahrungszufuhr ca.<br />
2V 2 bis 4 kg verfügbar, was zur Bewältigung<br />
einer Fastenzeit von im Durchschnitt<br />
40 Tagen ausreicht (Abb. 2).<br />
Von den vorwiegend ernährungsabhängigen<br />
Krankheitsbil<strong>der</strong>n standen<br />
bisher die Überlastungserscheinungen<br />
des Kohlenhydrat- und Fettstoffwechsels<br />
mit Hyperglykämie, Hyperlipidämie,<br />
im weiteren Verlauf Atheromatose<br />
und Arteriosklerose einseitig im<br />
Vor<strong>der</strong>grund des Interesses, jedoch<br />
kann auch ein einseitiges, langdauerndes<br />
Überangebot an Nahrungseiweiß<br />
o<strong>der</strong> gar chronische Eiweißmast vom<br />
Energiestoffwechsel nicht mehr oxidativ<br />
bewältigt werden. Die Folge ist eine<br />
etappenweise vordringende Adsorptionshyalinose.<br />
Nach den Befunden<br />
<strong>der</strong> Pathologie beginnt diese in Leber<br />
und Milz, um über Gefäßendothelien,<br />
Darm und Tubulusepithelien sich bis<br />
zu den straffen und retikulären Fasern<br />
des weiten bindegewebigen Raumes<br />
auszudehnen.<br />
Bis zu einem gewissen Grad sind Atheromatosen<br />
und Hyalinosen durch ent-<br />
Arztezeitschnft für Naturheilverfahren 35, 4 (1994) 283
H. Fahrner, Das Heilfasten<br />
sprechend langes Fasten rückbildungsfähig.<br />
Bei längerer Verweildauer <strong>der</strong><br />
Ablagerungen verän<strong>der</strong>t sich jedoch<br />
ihre chemische Struktur, sie „verfremden"<br />
und können sogar antigene Eigenschaften<br />
entwickeln. In Reaktion<br />
mit den zell- und gewebsständigen Antikörpern<br />
entsteht ein weiteres Degenerationsprodukt,<br />
das Amyloid als<br />
Antigen-Antikörper-Reaktion (Letterer).<br />
Es ist bis jetzt noch nicht möglich,<br />
solche pathologischen und pathogenen<br />
Ablagerungen zu markieren und <strong>der</strong>en<br />
Abbau durch Recycling nachzuweisen.<br />
Die bisherigen Verlaufsbeobachtungen<br />
sprechen jedoch für diese Möglichkeit.<br />
Dabei besteht sicher auch eine Abhängigkeit<br />
von <strong>der</strong> Größe <strong>der</strong> noch vorhandenen<br />
Kapillardurchblutung und<br />
Enzymkapazität.<br />
Tab. I; Indikationen des Fastens.<br />
Herz-Kreislauf-<br />
Erkrankungen<br />
Stoffwechselkrankheiten<br />
Verdauungskrankheiten<br />
Nierenerkrankungen<br />
Atemwegserkrankungen<br />
Erkrankungen des Bewegungsapparates<br />
Hauterkrankungen<br />
Frauenleiden<br />
psychische Erkrankungen<br />
Da die Muskulatur ca. 60% des <strong>Gesamte</strong>iweißes<br />
ausmacht, kann eine<br />
muskuläre Hypertrophie, z. B. bei<br />
Athleten, den Reserveeiweißpool erheblich<br />
vermehren.<br />
Der Eiweißabbau im Fasten ist im normalen<br />
Indikationsbereich also kein<br />
Verlustgeschäft, wird doch die abgebaute<br />
Muskulatur durch die Gewichtsabnahme<br />
entbehrlich. Die Befreiung<br />
des gesamten Darmtraktes von <strong>der</strong><br />
Verdauungstätigkeit erlaubt die komplette<br />
Renovierung des Schleimhautund<br />
Drüsenepithels. Von <strong>der</strong> Entlastung<br />
und Verkürzung <strong>der</strong> Transitstrecke<br />
zwischen Blutbahn und Zelle<br />
profitiert <strong>der</strong> gesamte Organismus mit<br />
jenem so wohltuend empfundenen tiefen<br />
„inneren Auf- und Durchatmen",<br />
das beson<strong>der</strong>s von <strong>der</strong> 3. Fastenwoche<br />
an immer wie<strong>der</strong> erlebt wird. Dies läßt<br />
sich außerdem durch die Entlastung<br />
<strong>der</strong> Transportfunktion des Blutes, vor<br />
allem an Fetten, durch den Abbau des<br />
gesamten Betriebsdrucks (meßbar am<br />
Blutdruck, am Augeninnendruck) und<br />
des Blutvolumens mit <strong>der</strong> großen Entlastung<br />
des Herzens und durch die<br />
Ökonomisierung des Wärmehaushaltes<br />
erklären. Sehr bedeutsam ist außerdem<br />
die statische Entlastung <strong>der</strong> Gelenke<br />
durch die Gewichtsabnahme,<br />
wobei sich auch ein schon vorgeschädigter<br />
Knorpel wie<strong>der</strong> zu erholen vermag.<br />
Im Zusammenhang mit <strong>der</strong> tiefgreifenden<br />
Entsalzung und Entquellung findet<br />
auch eine Entschlackung und Entgiftung<br />
aller überfor<strong>der</strong>ten Organbereiche<br />
statt und damit eine allgemeine<br />
Entmüdung und Neubelebung <strong>der</strong> Regeneration.<br />
Generell kann also von einer<br />
großen Entlastung und Erleichterung<br />
aller Grundfunktionen durch das<br />
Fasten gesprochen werden: <strong>der</strong> Atmung,<br />
<strong>der</strong> Verdauung, des Stoffwechsels,<br />
des Kreislaufs und <strong>der</strong> Beweglichkeit.<br />
Eine durchaus vergleichbare Entrümpelung<br />
findet auch im seelischen Bereich<br />
statt, was sich häufig in den sehr<br />
lebhaften Fastenträumen bemerkbar<br />
macht. Dabei können Botschaften aus<br />
<strong>der</strong> eigenen Seelentiefe ins Bewußtsein<br />
gelangen und eine Neuorientierung<br />
<strong>der</strong> inneren Einstellung einleiten, wie<br />
z. B. zur Bewältigung von Entzugserscheinungen<br />
(Koffein, Nikotin, Alkohol)<br />
sowie zur Entwöhnung von jetzt<br />
überflüssig gewordenen Arzneimitteln<br />
(Diuretika, Laxanzien, Sedativa etc.)<br />
erfor<strong>der</strong>lich ist. Im weiteren wird auch<br />
die Problematik <strong>der</strong> zwischenmenschlichen<br />
Beziehungen in Familie und Arbeitswelt<br />
aktualisiert und <strong>der</strong> positiven<br />
Lösung nähergebracht. Hierzu bedarf<br />
es oft eines vertieften ärztlichen Gesprächs<br />
bzw. fortlaufen<strong>der</strong> pyschologischer<br />
Betreuung und Führung. Eine<br />
wichtige Aufgabe ist es für die allermeisten,<br />
aus <strong>der</strong> Betriebsamkeit heraus<br />
im Fasten zur Ruhe zu kommen,<br />
um mit <strong>der</strong> Stille, mit dem Alleinsein<br />
und <strong>der</strong> Konfrontation mit sich selber<br />
fertigzuwerden.<br />
So wird das Fasten auch mit einer ordnenden<br />
Kraft im Umgang mit sich<br />
selbst und damit zur erfolgreichen Arbeit<br />
am eigenen Charakter.<br />
Nach all dem Gesagten wird die Breite<br />
<strong>der</strong> Indikation sowohl im präventiven<br />
arterielle Hypertonie, Herzinsuffizienz, K-H-K,<br />
Infarktprophylaxe, periphere Durchblutungsstörung<br />
(arteriell und venös)<br />
Migräne, Glaucoma simplex<br />
Diabetes mellitus II, Hyperlipidämien<br />
Atherornatose, Hyperurikämie, Gicht, Adipositas<br />
aller Grade<br />
Gastroduodenopathien, Dyspepsien, Hepatopathien,<br />
Dyskinesie im GaUe-Pankreas-Bereich, Enteritis<br />
Crohn, Colitis ulcerosa, Dysbakterie<br />
chronische, nichtinfektiöse Nephropathie<br />
Asthma bronchiale, asthmatoide Bronchitis, chronische<br />
Rhinitis, chronische Sinubronchitis, chronische<br />
Laryngitis<br />
degenerative Gelenkerkrankungen, chronisch-rheumatische<br />
Arthritis, Polyarthritis psoriatica, M. Reiter,<br />
Sjögren-Syndrom, Polytendomyopathie<br />
Allergosen, Psoriasis vulgaris, endogenes Ekzem<br />
Regelstörungen, Konzeptionsschwierigkeiten, klimakterisches<br />
Syndrom<br />
reaktive und Involutionsdepression, Suchtverhalten<br />
(Nikotin, Alkohol, Pharmaka)<br />
284 Arztezeitschnft für Naturheilverfahren 35 4 (1994)
H. Fahrner, Das Heilfasten<br />
Tab. II: Gegenindikationen des Fastens.<br />
irreversible katabole Prozesse<br />
zerebrovaskuläre Insuffizienz<br />
Dystrophie<br />
psychische Erkrankungen<br />
wie im therapeutischen Bereich verständlich.<br />
Sie umfaßt Risikofaktoren,<br />
ernährungsabhängige Krankheiten<br />
und chronische Leiden ebenso wie eine<br />
fehlgesteuerte Seelenproblematik mit<br />
ihren suchtähnlichen Kompensationsmechanismen<br />
(Tab. I).<br />
Notwendige Diagnostik<br />
zum Fasten<br />
Eine umfassende Diagnostik ist die<br />
Voraussetzung für die richtig gewählte<br />
Dauer und Intensität des Fastens in<br />
Verbindung mit allen an<strong>der</strong>en hilfreichen<br />
Naturheilmethoden und beson<strong>der</strong>s<br />
einer heilsamen Seelenführung.<br />
Dabei sind auch die Gegenindikationen<br />
zu beachten (Tab. II).<br />
Je kränker <strong>der</strong> Mensch ist und je länger<br />
das Fasten dauert, um so wichtiger<br />
wird die Verlaufskontrolle. Dadurch<br />
lassen sich Fastenkrisen vermeiden<br />
o<strong>der</strong> rasch beheben und ein optimaler<br />
Fastenerfolg gewährleisten.<br />
Die häufigste Ursache von Fastenkrisen<br />
ist wohl im körperlichen Bereich<br />
<strong>der</strong> ungenügend entleerte Darm, an intestinale<br />
Autointoxikationen ist dabei<br />
durchaus zu denken, jedoch reicht die<br />
Xanthoproteinreaktion nach Becher<br />
aktiv-progressive Tuberkulose, Hyperthyreose, Thyreotoxikose,<br />
expansiv konsumierende MaEgnome<br />
progressive Gefäßsklerose, degenerative Hirnerkrankungen,<br />
M. Alzheimer<br />
im hohen Alter, nach Fehl- und Unterernährung,<br />
progredienter indurieren<strong>der</strong> Hepathopathie, nach<br />
Darmoperationen,<br />
chronische Kardiomyopathie<br />
schizoide und paranoide Psychosen, Anorexia nervosa,<br />
fehlendes Verständnis<br />
zu ihrem Nachweis nicht aus. Die vollständige<br />
und möglichst schonende<br />
Darmreinigung hat deshalb im Fasten<br />
ihren beson<strong>der</strong>en Stellenwert. Im seelischen<br />
Bereich machen Fastenträume<br />
die seelische Problematik erst recht<br />
deutlich und bringen diese dem Verständnis<br />
und <strong>der</strong> Lösung näher, allerdings<br />
erfor<strong>der</strong>t die erfolgreiche Bearbeitung<br />
solcher Träume einen erheblichen<br />
Zeitaufwand.<br />
Mit den Worten Otto Buchingers sucht<br />
sein Konzept „die Übereinstimmung<br />
<strong>der</strong> innermenschlichen Form- und<br />
Heilkräfte (<strong>der</strong> Entelechie nach Aristoteles)<br />
mit dem schöpferischen Weltgeist<br />
<strong>der</strong> Heilkraft des Archäus (eines<br />
Paracelsus) als Voraussetzung für die<br />
leibliche und seelische Gesundung und<br />
Gesun<strong>der</strong>haltung des Menschen".<br />
Diese Vorstellung schließt die wissenschaftlich<br />
faßbaren Gesetzmäßigkeiten<br />
mit ein, übersteigt diese aber um die<br />
Dimension des Glaubens, <strong>der</strong> Religio.<br />
„Die Naturwissenschaften braucht <strong>der</strong><br />
Mensch zum Erkennen, den Glauben<br />
zum Handeln!" Dieses Wort von Max<br />
Planck kennzeichnet auch die Einstellung<br />
Otto Buchingers, sie hat ihn ja<br />
vom Fasten zum „Heilfasten" geführt.<br />
Dieses Heilfasten wird so zum stärksten<br />
Appell an die selbstheilerischen<br />
Kräfte im Menschen, körperlich, seelisch<br />
und geistig gesehen. Nach meinen<br />
bisherigen Erfahrungen ist <strong>der</strong> Mensch<br />
nur auf <strong>der</strong> Basis eines solch umfassend<br />
erlebten Fastens in <strong>der</strong> Lage, sein<br />
gesundheitsschädigendes, selbstzerstörerisches<br />
Verhalten im Alltag zu än<strong>der</strong>n,<br />
seine Willenskraft zu stärken und<br />
sich mit seinen guten Vorsätzen gegen<br />
den mächtigen Sog verführerischer<br />
Gewohnheiten und gegen den Wi<strong>der</strong>stand<br />
<strong>der</strong> eigenen Trägheit erfolgreich<br />
durchzusetzen. Dazu braucht <strong>der</strong> Fastende<br />
die Hinführung und die unablässige<br />
Bestärkung durch seinen Arzt.<br />
Deshalb for<strong>der</strong>t Otto Buchinger: „Ein<br />
Fastenarzt muß mehr sein als ein guter<br />
Medicus, er muß das Wesentliche begriffen<br />
haben, und dazu gehört die<br />
Theurgie als vollbringende Komponente."<br />
Literatur<br />
Buchinger, O., sen.: Vom Marinearzt zum<br />
Fastenarzt. Hyperion, Freiburg, 1955.<br />
Buchinger, O., sen.: Das Heilfasten. Hippokrates-Verlag,<br />
Stuttgart, 21. Auflage<br />
1991.<br />
Fahrner, H.: Fasten als Therapie. Hippokrates<br />
Verlag, Stuttgart, 2. Auflage 1991.<br />
Hufeland, C. W.: Makrobiotik o<strong>der</strong> die<br />
Kunst, das menschliche Leben zu verlängern.<br />
G. Reimer Verlag, Berlin, 1860.<br />
Möller, S.: Über spartanische Methoden in<br />
<strong>der</strong> Medizin. E. Pahl Verlag, Dresden,<br />
1937.<br />
Riedlin, G.: Kann ich genesen F. Funcke<br />
Verlag, Freiburg, 1913.<br />
Wendt, L.: Hypoporopathie, Krankheiten<br />
vermin<strong>der</strong>ter Kapillarmembranpermeabilitat.<br />
E. Koch Verlag, Frankfurt, 2.<br />
Auflage 1973.<br />
Anschrift des Verfassers:<br />
Dr. med. H. Fahrner, Arztl. Direktor a. D.,<br />
Klinik Buchinger am Bodensee<br />
Kleine Steinstraße 2<br />
D-88662 Überlingen<br />
Arztezeitschnft für Naturhellverfahren 35, 4 (1994) 285
Kurze Geschichte des Hungerns<br />
von G. Brubacher<br />
Zusammenfassung<br />
Hungersnöte und Hungerkatastrophen können als Folge einer vermin<strong>der</strong>ten Nahrungsmittelproduktion<br />
verstanden werden und damit als Folge des herrschenden<br />
Klimas o<strong>der</strong> regionaler Naturkatastrophen, wie Dürre, Überschwemmungen und<br />
Vulkanausbrüche, einerseits o<strong>der</strong> als Folge politischer Wirren und Kriege an<strong>der</strong>erseits.<br />
In naher Zukunft können Ökokatastrophen, wie <strong>der</strong> Reaktorunfall von<br />
Tschernobyl, als weitere Faktoren für die Vermin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Nahrungsmittelproduktion<br />
und damit für die Entstehung von Hungerkatastrophen dazukommen.<br />
An einzelnen Beispielen wird gezeigt, wie im Laufe <strong>der</strong> Geschichte klimatische<br />
Verän<strong>der</strong>ungen o<strong>der</strong> politische Wirren zu solchen Katastrophen geführt haben,<br />
wie diesen einerseits durch Erfindung neuer Produktionsmethoden entgegengewirkt<br />
wurde und wie an<strong>der</strong>erseits die Zuteilung von Nahrungsmitteln an die hungernde<br />
Bevölkerung als Machtmittel ausgenutzt wurde.<br />
Schlüsselwörter: Hungerkatastrophen, Nahrungsmittelproduktion, Klima, Naturkatastrophen,<br />
Weltbevölkerung, Fasten, Ökologie<br />
Summary<br />
Periods ofdearth andfamine can, on the one hand, be seen as results ofreduced<br />
foodproduction, i. e. attributed to climatic factors or regional catastrophes such as<br />
floods and volcanic eruptions; on the other hand, they can also been un<strong>der</strong>stood<br />
as results ofpolitical confusion and wars. In the nearfuture, ecological catastrophes<br />
like the reactor accident at Chernobyl may come to play a role in reduction of<br />
food productions and thus contribute tofamines. A number ofhistorical instances<br />
illustrate the roleplayed by climatic changes andpolitical confusion in such catastrophes<br />
in thepast. The invention ofnew methods of production is described as<br />
one solution. Another topic discussed is misuse offood distribution to a hungry<br />
populace as an Instrument ofpower.<br />
Key words: famines, food production, climate, natural catastrophes, world<br />
populace, fasting, ecology<br />
Resume<br />
Les disettes et les famines peuvent etre comprises comme la consequence d'une reduction<br />
de la production alimentaire et donc d'une part comme consequence du<br />
climat regnant ou de catastrophes naturelles regionales comme la secheresse, les<br />
inondations ou les eruptions volcaniques ou d'autrepart comme consequence de<br />
desordres politiques ou de guerres. Dans un avenir proche, les catastrophes ecolo-<br />
Im Gegensatz zum Fasten, bei dem in<br />
<strong>der</strong> Regel freiwilligauf die Zufuhr von<br />
Nahrung verzichtet wird, handelt es<br />
sich beim Hungern um einen Nahrungsentzug,<br />
<strong>der</strong> durch äußere Umstände<br />
aufgezwungen wird, wenn wir<br />
vom sogenannten Hungerstreik und<br />
von <strong>der</strong> Anorexia nervosa absehen.<br />
Aber auch hier geschieht dieser Nahrungsentzug<br />
nicht ganz freiwillig; im<br />
ersten Fall liegen äußere Zwänge vor,<br />
welche in den politischen o<strong>der</strong> sozialen<br />
Verhältnissen liegen; im letzteren geschieht<br />
<strong>der</strong> Verzicht infolge eines inneren<br />
Zwanges. Im folgenden soll auf<br />
diese Spezialfälle nicht eingegangen<br />
werden.<br />
Es kann sich in diesem kurzen Abriß<br />
<strong>der</strong> Geschichte des Hungerns nicht<br />
darum handeln, eine vollständige<br />
Übersicht über alle Hungerkatastrophen<br />
zu geben, die sich seit geschichtlicher<br />
Zeit abgespielt haben, son<strong>der</strong>n es<br />
soll an einzelnen Beispielen theoretisch<br />
gezeigt werden, welche Kräfte einerseits<br />
zu solchen Katastrophen geführt<br />
haben und wie sich an<strong>der</strong>erseits<br />
Hunger in <strong>der</strong> Geschichte ausgewirkt<br />
hat.<br />
Betrachten wir die Bevölkerungsentwicklung<br />
auf dem Gebiet des heutigen<br />
Frankreichs, so stellen wir fest, daß<br />
während zehntausenden von Jahren<br />
die Bevölkerungsdichte praktisch konstant<br />
war und insgesamt etwa 50 000<br />
Seelen auf diesem Gebiet lebten. Man<br />
hat Frankreich für diese Untersuchung<br />
ausgewählt, weil dieses während <strong>der</strong><br />
letzten Eiszeit nicht von Eis bedeckt<br />
war (siehe dazu: M. Ganzin, 1975).<br />
Gegen Ende dieser Periode, o<strong>der</strong> besser<br />
gesagt zu Beginn <strong>der</strong> nun eintretenden<br />
Wärmeperiode, sank die Bevölkerung<br />
auf etwa die Hälfte ab und erreichte<br />
damit einen Tiefpunkt.<br />
Gegen Ende des siebten Jahrtausends<br />
vor Christus stieg dann aber die Bevölkerungskurve<br />
steil an, lediglich unterbrochen<br />
von einer Zeit geringerer<br />
Zunahme im ersten Jahrtausend vor<br />
unserer Zeitrechnung, die mit dem<br />
Einbruch <strong>der</strong> Gallier in Verbindung<br />
gebracht wird. Um das Jahr 1000 nach<br />
286 Arztezeitschnft für Naturheilverfahren 35, 4 (1994)
G. Brubacher, Kurze Geschichte des Hungerns<br />
giques comme l'accident du reacteur nucleaire de Tchernobylpourraient venir<br />
grossir le nombre defacteurs responsables de la baisse de la production alimentaire<br />
et donc de Vapparition defamines. L'article montre ä l'aide de quelques exemples<br />
comment au cours de l'histoire les changements climatiques ou les desordres<br />
politiques ont entmine de telles catastrophes, d'unepart comment ony a<br />
fait aface en inventant de nouvelles methodes de production et d'autrepart comment<br />
la distribution de denrees alimentaires aux populations affamees a ete exploitee<br />
comme Instrument de pouvoir.<br />
MotS-Cles: famines, production alimentaire, climat, catastrophes naturelles, population<br />
mondiale, jeüne, ecologie<br />
Christi Geburt betrug die Bevölkerung<br />
rund 15000000, und 1975 lebten in<br />
Frankreich bereits 53 000 000 Einwohner.<br />
Die Bevölkerungskurve scheint<br />
sich heute abzuflachen. Bei feinerer<br />
Betrachtung stellt man fest, daß auch<br />
während <strong>der</strong> steilen Wachstumsphase<br />
kleinere und größere Einbrüche in <strong>der</strong><br />
Bevölkerungsentwicklung stattfanden,<br />
namentlich im 14. und im 17. Jahrhun<strong>der</strong>t,<br />
welche bei einer globalen Betrachtungsweise<br />
nicht zum Ausdruck<br />
kommen.<br />
Wie ist dieser Einbruch in <strong>der</strong> Bevölkerungsentwicklung<br />
am Ende <strong>der</strong> letzten<br />
Eiszeit zu verstehen — Die Nahrungsgrundlage<br />
des altsteinzeitlichen<br />
Menschen bestand etwa zur Hälfte aus<br />
Fleisch erlegter Wildtiere, zur Hälfte<br />
aus Wildfrüchten und Wildgemüse,<br />
wobei naturgemäß große Schwankungen<br />
in diesem Verhältnis auftreten<br />
konnten. Nach Eaton und Konner<br />
(1985) nahm <strong>der</strong> altsteinzeitliche<br />
Mensch im Mittel 3000 kcal/Tag auf,<br />
bestehend aus 34 Kal% Eiweiß, 45<br />
Kal% Kohlenhydraten und 21 Kal%<br />
Fett, dazu 46 g Nahrungsfasern. Im 8.<br />
bis 7. vorchristlichen Jahrtausend verschwanden<br />
mit dem Rückgang <strong>der</strong><br />
Tundra Rentier, Wildpferd, Auerochs<br />
und Hirsch, welche die Grundlage <strong>der</strong><br />
damaligen Ernährung bildeten. Damals<br />
muß sich dieser Umstand in chronischem<br />
Hunger ausgewirkt haben,<br />
<strong>der</strong> die Bevölkerung auf etwa die<br />
Hälfte absinken ließ. Doch muß man<br />
sich nicht vorstellen, daß nun ein Massensterben<br />
<strong>der</strong> Erwachsenenbevölkerung<br />
einsetzte, son<strong>der</strong>n es wird wohl so<br />
sein, wie wir dies heute noch in gewissen<br />
Entwicklungslän<strong>der</strong>n, wo chronischer<br />
Hunger herrscht, beobachten<br />
können, daß die Kin<strong>der</strong>sterblichkeit<br />
stark anstieg. Erst mit <strong>der</strong> Einführung<br />
von Ackerbau und Tierzucht im 6. und<br />
5. vorchristlichen Jahrtausend, <strong>der</strong> sogenannten<br />
ersten grünen Revolution,<br />
setzte ein BevölkerungsWachstum ein,<br />
das in seinem Ausmaß bisher nie übertroffen<br />
wurde.<br />
Nun besteht nach Malthus eine Gesetzmäßigkeit,<br />
daß sich bei linearem<br />
Anwachsen <strong>der</strong> Nahrungsmittelproduktion<br />
die Bevölkerung geometrisch<br />
vermehrt, also bei einer Verdoppelung<br />
<strong>der</strong> Nahrungsmittelproduktion eine<br />
Vervierfachung <strong>der</strong> Bevölkerung stattfindet.<br />
Es käme damit zu einem Kollaps<br />
und infolgedessen zu einer unermeßlichen<br />
Hungerkatastrophe. Tatsächlich<br />
ist diese Katastrophe nie eingetreten.<br />
Die Gründe hierfür sind<br />
darin zu sehen, daß offenbar immer<br />
rechtzeitig neue Technologien erfunden<br />
wurden, so daß die Nahrungsmittelproduktion<br />
gesteigert werden<br />
konnte. Einzelne Etappen seien hier<br />
nur stichwortartig genannt: die Entdeckung<br />
des Getreides und die Züchtung<br />
immer ertragreicherer Sorten,<br />
die Entdeckung <strong>der</strong> Hülsenfrüchte als<br />
Eiweißlieferant und ihre bodenverbessernden<br />
Eigenschaften, die Symbiose<br />
von Hirten- und Ackerbauvölkern<br />
(das Abweiden <strong>der</strong> brachliegenden<br />
Fel<strong>der</strong> hat gleichzeitig durch die Düngung<br />
einen bodenverbessernden Effekt),<br />
die Zweifel<strong>der</strong>- und später die<br />
Dreifel<strong>der</strong>wirtschaft, die bäuerliche<br />
Viehhaltung mit Weidegang und später<br />
die Stallhaltung mit dem Ausbringen<br />
von Stallmist und Gülle, die Erfindung<br />
des Kunstdüngers, die Herstellung<br />
synthetischer Vitamine (erst die Herstellung<br />
synthetischer Vitamine erlaubte<br />
die räumliche Abkoppelung <strong>der</strong><br />
Tierhaltung vom Ackerbau) und<br />
schließlich die globale Strategie <strong>der</strong> sogenannten<br />
zweiten grünen Revolution.<br />
Parallel dazu ging die Entwicklung<br />
landwirtschaftlicher Geräte, allen<br />
voran die Erfindung des Pfluges in all<br />
seinen Spielarten. Dank dieser technischen<br />
Entwicklungen konnte die Nahrungsmittelproduktion<br />
mit <strong>der</strong> Bevölkerungsentwicklung<br />
Schritt halten,<br />
und es kam nicht zu <strong>der</strong> von Malthus<br />
beschworenen Katastrophe. Selbst die<br />
Hungersituation in den sogenannten<br />
Entwicklungslän<strong>der</strong>n hat sich in den<br />
letzten zwanzig Jahren trotz aller Unkenrufe<br />
wesentlich verbessert, dies sowohl<br />
prozentual als auch absolut.<br />
Entgegen <strong>der</strong> landläufigen Meinung<br />
hat die Gefährdung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> in den<br />
meisten Lan<strong>der</strong>n Asiens, Afrikas und<br />
Lateinamerikas durch klinische Formen<br />
<strong>der</strong> Unterernährung abgenommen,<br />
nur etwa 8% <strong>der</strong> gesamten<br />
Menschheit sind heute noch unmittelbar<br />
vom Hunger bedroht (F. P. Schelp,<br />
1993). Dies heißt nicht, daß uns diese<br />
8% gleichgültig sein sollten, noch daß<br />
wir unbekümmert mit den heutigen<br />
Produktionsmethoden fortfahren dürfen,<br />
sind wir ja nie sicher, ob mit diesen<br />
Methoden nicht Raubbau getrieben<br />
wird und ob dadurch eines Tages das<br />
gesamte Ökosystem zusammenbricht.<br />
Die Bil<strong>der</strong> von Hungerkatastrophen in<br />
den Medien stehen meist in Zusammenhang<br />
mit politischen Wirren o<strong>der</strong><br />
Naturkatastrophen.<br />
Ackerbau, da standortgebunden, ist<br />
Arztezeitschnft für Naturhellverfahren 35 4 (1994) 287
G. Brubacher, Kurze Geschichte des Hungerns<br />
sehr empfindlich gegenüber Klimaschwankungen<br />
und Naturkatastrophen,<br />
wie Dürre, Nässe, Überschwemmungen<br />
o<strong>der</strong> vulkanischen Ausbrüchen.<br />
Seit Christi Geburt kam es zweimal<br />
zu einer globalen Klimaschwankung:<br />
Im 14. Jahrhun<strong>der</strong>t kühlte sich<br />
die Nordhalbkugel <strong>der</strong> Erde ab, begleitet<br />
vom Vorrücken von Gletschern und<br />
Packeis. Es ist zu vermuten, daß in<br />
Grönland die im 13. Jahrhun<strong>der</strong>t blühende<br />
Wikingerkolonie, welche mehr<br />
als 4000 Seelen umfaßte, im 14. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />
infolge einer Hungerkatastrophe<br />
nie<strong>der</strong>ging.<br />
Eine ähnliche Abkühlung, die sogenannte<br />
kleine Eiszeit, „machte sich im<br />
17. Jahrhun<strong>der</strong>t weit gebieterischer bemerkbar<br />
als selbst <strong>der</strong> Sonnenkönig<br />
Ludwig XIV., <strong>der</strong> zur damaligen Zeit<br />
in Frankreich regierte" (F. Braudel,<br />
1985). So starb zum Beispiel in Finnland<br />
während <strong>der</strong> großen Hungersnot<br />
1696 bis 1697 ein Viertel, wenn nicht<br />
ein Drittel <strong>der</strong> gesamten Bevölkerung.<br />
Weit häufiger als diese globalen Ereignisse<br />
zogen und ziehen noch heute regionale<br />
Klimaschwankungen, Dürreperioden<br />
o<strong>der</strong> Überschwemmungen<br />
Hungersnöte, ja sogar Hungerkatastrophen<br />
nach sich. Auf den Britischen<br />
Inseln sind zwischen dem Jahre 10<br />
nach Christi Geburt und 1850 mehr als<br />
200 Hungersnöte verzeichnet worden.<br />
In China wurden zwischen dem Jahr<br />
100 vor Christi Geburt und 1910 etwas<br />
über 1800 Hungerkatastrophen aktenkundig<br />
(P. und D. Brothwell, 1984).<br />
Ähnliche Verhältnisse wie früher bei<br />
uns finden sich in sogenannten subsistierenden<br />
Gesellschaften. Whiting<br />
(1958) hat Anfang unseres Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />
etwas über 100 solcher subsistieren<strong>der</strong><br />
Gesellschaften untersucht und<br />
folgendes festgestellt: In 38,5% <strong>der</strong><br />
Fälle fand sich mehr als genug Nahrung,<br />
in 45% <strong>der</strong> Fälle war die Nahrung<br />
gerade adäquat, in 12,8% <strong>der</strong><br />
Fälle genügte sie zum Überleben, und<br />
nur in 3,7% <strong>der</strong> Fälle war sie auch<br />
hierfür zu gering. Hungersnöte waren<br />
in 29,7% <strong>der</strong> Fälle selten, in 23,4%<br />
<strong>der</strong> Fälle kamen sie gelegentlich, in<br />
24,4% <strong>der</strong> Fälle jährlich und in 22,5%<br />
<strong>der</strong> Fälle recht häufig vor. Diese Hungersnöte<br />
waren in 36,2% <strong>der</strong> Fälle<br />
mild, in 34,3% <strong>der</strong> Fälle noch erträglich<br />
und in 29,5% <strong>der</strong> Fälle äußerst<br />
schwer.<br />
Es wäre zu einfach, wollte man die gesamte<br />
Bevölkerungsbewegung nur auf<br />
die Erträge <strong>der</strong> Viehhaltung und des<br />
Ackerbaus zurückführen und damit in<br />
den Klimaschwankungen den entscheidenden<br />
Faktor sehen, <strong>der</strong> ihren<br />
Verlauf beeinflußt. Sicher haben im<br />
14. Jahrhun<strong>der</strong>t die Ernteausfälle<br />
nicht unmittelbar zum Bevölkerungsrückgang<br />
geführt. Politische Wirren,<br />
Kriege und Seuchenzüge haben das ihrige<br />
beigetragen, daß im 14. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />
die Bevölkerung in Europa zum<br />
Teil bis auf die Hälfte zurückfiel, wie<br />
dies in Frankreich zwischen 1300 und<br />
1450 beobachtet wurde. Hier haben<br />
<strong>der</strong> hun<strong>der</strong>tjährige Krieg (1338-1453)<br />
und die große Pestpandemie von 1348<br />
ihren Beitrag geleistet. Auch <strong>der</strong> dreißigjährige<br />
Krieg im 17. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />
(1618-1648) muß hier mit <strong>der</strong> relativ<br />
geringen Bevölkerungszunahme in<br />
Zusammenhang gebracht werden. Inwieweit<br />
aber klimabedingte Hungerkatastrophen<br />
mitverantwortlich waren,<br />
etwa dadurch, daß durch Hunger das<br />
Immunsystem <strong>der</strong> Bevölkerung so geschwächt<br />
war, daß die Pest sich explosionsartig<br />
ausbreiten konnte, o<strong>der</strong> dadurch,<br />
daß die Nahrungsknappheit zu<br />
hohen Verlusten in <strong>der</strong> Zivilbevölkerung<br />
führte, bleibt durch künftige Forschung<br />
abzuklären.<br />
Sammler- und Jägervölker sowie Hirtenvölker<br />
konnten in vorgeschichtlicher<br />
Zeit einer drohenden Hungerkatastrophe<br />
durch Aufsuchen neuer Jagd- und<br />
Weidegründe ausweichen. Die Besiedelung<br />
Südafrikas durch die Urbevölke-<br />
ANZEIGE<br />
Anregung <strong>der</strong><br />
körpereigenen Abwehrfunktionen,<br />
Hemmung des Tumorwachslums,<br />
Besserung des Allgemeinbefindens,<br />
Verbesserung <strong>der</strong> Verträglichkeit<br />
bei Sirahlen und Chemo<br />
therapie<br />
Zusammensetzung' Fermentierler<br />
wassriger Auszug aus Viscum album<br />
(Planta Iota) von verschie<br />
denen Wirlsbaumen nach speziel<br />
ler Herstellungsart<br />
Anwendungsgebiete gemäß <strong>der</strong><br />
anthroposophischen Menschenund<br />
Naturerkennlms<br />
Dazu gehören Bösartige und<br />
gutartige Geschwulstkrankheiten<br />
sowie bösartige Erkrankungen<br />
und begleitende Störungen <strong>der</strong><br />
blutbildenden Organe, Anregung<br />
<strong>der</strong> Knochenmarkstatigkeit; Vor<br />
beugung gegen Geschwulstrezidive,<br />
definierte Prakanzerosen<br />
Gegenanzeigen Iscador a sollte<br />
nicht angewendet werden bei<br />
Hirndrucksteigerung bei inlracramellen<br />
und intraspmalen Tumoren<br />
Bei hochfieberhaften Zustanden<br />
sollte die Iscador' 3 The<br />
rapie unterbrochen werden, solange<br />
die Körpertemperatur ubei<br />
38°C hegt An den ersten Menses<br />
tagen sollten keine Iscador"-Injektionen<br />
gegeben werden<br />
Nebenwirkungen Gelegentlich auf<br />
tretende entzündliche Reaktionen<br />
um die Einstichstelle <strong>der</strong> subcutanen<br />
Injektion sind unbedenk<br />
lieh In seltenen Fallen können<br />
stärkere örtliche o<strong>der</strong> allgemeine<br />
allergische Reaktionen (Hautre<br />
aklionen, Schuttelfrost, Atemnot,<br />
Schock) auftreten, die ein Abset<br />
zen des Präparates und arztliche<br />
Beratung erfor<strong>der</strong>lich machen.<br />
Vor einer Fortsetzung <strong>der</strong> Therapie<br />
ist eine Desensibihsierungsbehandlung<br />
mit einschleichen<br />
<strong>der</strong> Dosierung durchzufuhren<br />
Evtl. ist auch <strong>der</strong> Wechsel auf<br />
Viscum album eines an<strong>der</strong>en<br />
Hirtsbaumes erfor<strong>der</strong>lich Die<br />
leichte Steigerung <strong>der</strong> Korper<br />
lemperatur ist eine erwünschte<br />
Reaktion<br />
Packungsgroßen und Preise<br />
Serienpackungen<br />
zu 7 Amp. ä 1 ml DM 47,6}<br />
Sortenpackungen<br />
zu 8 Amp ä 1 ml DM 54,4)<br />
Iscador® ist eines <strong>der</strong> Präparate,<br />
die wir im Einklang mit Mensch<br />
und Natur <strong>der</strong> Heükunst zur Verfugung<br />
stellen<br />
Bitte for<strong>der</strong>n Sie die ausführlichen<br />
Behandlungsrichtlinien<br />
bei WELEDA AG, Postfach 1320,<br />
D-73503 Schwäbisch Gmünd an.<br />
WELEDA<br />
288 Arztezeitschnft für Naturheilverfahren 35, 4 (1994)
G. Brubacher, Kurze Geschichte des Hungerns<br />
rung im 12. vorchristlichen Jahrtausend<br />
ist vermutlich auf eine solche Wan<strong>der</strong>ung<br />
zurückzuführen. Als Wan<strong>der</strong>ung<br />
eines Hirtenvolkes seien hier die Wan<strong>der</strong>ungen<br />
<strong>der</strong> jüdischen Sippen von Ur<br />
nach Kanaan und dann weiter nach<br />
Ägypten und zurück genannt.<br />
Ackerbautreibende Völker können<br />
nicht so einfach in an<strong>der</strong>e Regionen<br />
ausweichen. Sie müssen, um einer Katastrophe<br />
zu entgehen, Vorräte anlegen,<br />
das heißt, sie müssen mehr arbeiten,<br />
als unmittelbar zum Leben notwendig<br />
ist. Nun beträgt in subsistierenden<br />
Gesellschaften die tägliche Arbeitszeit<br />
im Jahresdurchschnitt für alle<br />
arbeitsfähigen Personen etwa drei<br />
Stunden (S. J. C. Gaulin, M. Konner,<br />
1977). Diese Zeit genügt, um alle<br />
Glie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Gesellschaft, also auch<br />
Kin<strong>der</strong> und Greise, mit Nahrung zu<br />
versorgen, reicht aber nicht aus, um<br />
Vorräte anzulegen. Die Einführung<br />
<strong>der</strong> Vorratshaltung fiel zeitlich mit<br />
dem Beginn <strong>der</strong> Staatenbildung zusammen,<br />
und es kann vermutet werden,<br />
daß hier ein innerer Zusammenhang<br />
besteht. Man brauchte offenbar<br />
die Staatsgewalt, welche dafür sorgte,<br />
daß <strong>der</strong> einzelne zusätzliche Arbeit leistete,<br />
um Vorräte anzusammeln. Wer<br />
in <strong>der</strong> Folge über Vorräte verfügte, besaß<br />
die Macht. Nahrung wurde im<br />
Lauf <strong>der</strong> Geschichte immer wie<strong>der</strong> als<br />
Machtmittel eingesetzt und später<br />
Geld, mit dessen Hilfe Nahrung erworben<br />
werden kann.<br />
Es würde zu weit führen, zu versuchen<br />
eine Übersicht darüber zu geben, wie<br />
und wo Nahrung im Lauf <strong>der</strong> Geschichte<br />
als Machtmittel eingesetzt<br />
wurde. Unsere Zeitgeschichte bietet<br />
hier genügend Anschauungsmaterial.<br />
Stichwortartig seien einige Beispiele<br />
genannt: die Belagerung, das Embargo<br />
und die Zerstörung von Lebensmittelvorräten<br />
und <strong>der</strong> fruchtbaren<br />
Erde; unterkalorische Nahrungszufuhr<br />
bei Gefangenen und Konzentrationslagerinsassen;<br />
die unterkalorische Versorgung<br />
von Zwangsarbeitern und sogenannten<br />
„freien" Arbeitern (die<br />
Drohung eines noch stärkeren Nahrungsentzuges<br />
zwingt immer wie<strong>der</strong>,<br />
die verlangte Arbeit auszuführen); die<br />
Erzeugung von Hungersnöten zur<br />
Hochhaltung <strong>der</strong> Preise.<br />
Dieses Vorgehen ist beson<strong>der</strong>s bei<br />
Nahrungsknappheit wirksam. Wenn<br />
heute noch etwa 8% <strong>der</strong> gesamten<br />
Menschheit unmittelbar vom Verhungern<br />
bedroht sind, so ist dies nicht einer<br />
mangelnden Nahrungsmittelproduktion<br />
zuzuschreiben, son<strong>der</strong>n dem<br />
Umstand, daß dieser Teil <strong>der</strong> Menschheit<br />
zu arm ist, um sich die notwendige<br />
Nahrung zu kaufen. Es sollte darum<br />
alles getan werden, damit sich die Bevölkerung<br />
dieser ärmsten <strong>der</strong> Entwicklungslän<strong>der</strong><br />
die notwendige Nahrung<br />
beschaffen kann, sei es dadurch, daß<br />
die reicheren ihnen ihre Ware zu einem<br />
Preis abkauft, welcher ihnen erlaubt,<br />
genügend Nahrung zu beschaffen,<br />
o<strong>der</strong> daß ihnen Nahrung zu einem<br />
Preis angeboten wird, <strong>der</strong> ihren finanziellen<br />
Möglichkeiten entspricht.<br />
Es wurde bereits darauf hingewiesen,<br />
daß Naturkatastrophen und ebenso<br />
kriegerische Ereignisse und politische<br />
Wirren und in Zukunft wohl auch sogenannte<br />
Ökokatastrophen die Nahrungsmittelversorgung<br />
in Frage stellen.<br />
Es versteht sich von selbst, daß in jenen<br />
Gebieten, wo Hunger infolge solcher<br />
Ereignisse herrscht, nur eine direkte<br />
Lebensmittelhilfe eine Hungerkatastrophe<br />
verhin<strong>der</strong>n kann.<br />
Literatur<br />
Braudel, F.: Sozialgeschichte des 15. bis.<br />
18. Jahrhun<strong>der</strong>ts. Der Alltag, Kindler,<br />
München (1985) 41, 73.<br />
Brothwell, P., D. Brothwell: Manna und<br />
Hirse. Philipp von Zabern, Mainz<br />
(1984) 252.<br />
Eaton, S. B., M. Konner: Paleolithic Nutrition.<br />
NewEngl. J. Med. 312 (1985) 283-<br />
289.<br />
Ganzin, M.: Gerechte Nahrungsmittelversorgung<br />
für alle. Unesco Kurier 16/5<br />
(1975) 4-11, 36-37.<br />
Gaulin, S. J. C, M. Konner: On the<br />
Natural Diet of Primates, Including<br />
Humans. In: Nutrition and the Brain 1,<br />
edited by R. J. Wurtman and /. J. Wurtman.<br />
Raven Press, New York (1977) 43.<br />
Schelp, F.-P.: Akute und chronische<br />
Unterernährung in <strong>der</strong> Dritten Welt.<br />
Vortrag, gehalten am 2. April 1993 in<br />
Basel.<br />
Whiting, M. G.: A cross-cultural nutrition<br />
survey. Doctoral thesis, Havard School<br />
of Public Health (1958), zitiert in Gaulin,<br />
S. J. C, M. Konner (1977) 56-57.<br />
Anschrift des Verfassers:<br />
Dr. phil. G. Brubacher, a. o. Prof. em.<br />
Rudolf-Wackemagel-Str. 38, CH-4125<br />
Riehen.<br />
290 Arztezeitschnft für Naturheilverfahren 35, 4 (1994)
Laudatio des Enkels auf den<br />
Großvater Dr. Otto Buchinger<br />
von A. Buchinger<br />
Verehrte Kolleginnen, sehr geehrte<br />
Kollegen, meine Damen und Herren,<br />
es ist eine Ehre für mich, vor Ihnen,<br />
stellvertretend für meinen Vater, meines<br />
Großvaters Dr. Otto Buchinger,<br />
des Älteren, zu gedenken, <strong>der</strong> im Februar<br />
dieses Jahres 116 Jahre alt geworden<br />
wäre und den ich zuletzt, als er<br />
81 Jahre alt war, etliche Tage in meinem<br />
Elternhaus in Bad Pyrmont erlebte<br />
als einen ernsten, weisen Menschen<br />
von starker Ausstrahlung und<br />
gütiger, fester Autorität.<br />
Von vornherein begegneten wir, seine<br />
Enkel, ihm mit mehr als nur Respekt<br />
— Ehrfurcht und hohe Achtung wären<br />
die rechte Bezeichnung. Güte und Verständnis,<br />
gelegentlich auch Strenge,<br />
waren ihm eigen.<br />
Was mich auch noch in seiner Lebensgeschichte<br />
beeindruckte, waren <strong>der</strong><br />
Mut, konsequent seiner Erfahrung,<br />
seinem Gewissen als Mensch und Arzt<br />
— in ihm war das ein Ganzes in seiner<br />
Persönlichkeit — zu folgen ohne Neigung<br />
zu einem Opportunismus, zu unangebrachten<br />
Konzessionen, wenn das<br />
wi<strong>der</strong> sein Gewissen und wi<strong>der</strong> seine<br />
Lebenserfahrung gegangen wäre.<br />
Ohne falsche Militanz ging es ihm um<br />
eine Besserung <strong>der</strong> gesellschaftlichen<br />
Gewohnheiten, noch deutlicher: Das<br />
ärztlich-gesundheitliche Prinzip sollte,<br />
wenn ich es so formulieren darf, die<br />
Verwechslung des alles in <strong>der</strong> Tiefe<br />
menschlichen Wesens tragenden geistigen<br />
Prinzips mit <strong>der</strong> alkoholischen Geselligkeit<br />
meiden, die Verwechslung<br />
des Spiritus sanctus also mit dem Spiritus<br />
vini.<br />
Damit begann sein Ringen um eine<br />
wirkliche Lebensreform im umfassenden<br />
Sinne! Wiewohl ein solcher Einsatz<br />
das Ende seiner militärischen und<br />
gesellschaftlichen Laufbahn hätte sein<br />
können, stand er unbeirrbar zu seinen<br />
Grundsätzen. Im Offizierkorps <strong>der</strong><br />
kaiserlichen Marine — so erzählte uns<br />
sein Freund, <strong>der</strong> berühmte „Seeteufel<br />
Graf Luckner" — war <strong>der</strong> Spitzname<br />
meines Großvaters „Fachinger" statt<br />
Buchinger.<br />
1913 erscheint das zweibändige und<br />
offizielle „Handbuch <strong>der</strong> Gesundheitspflege<br />
an Bord von Kriegsschiffen".<br />
Darin war ein Beitrag Buchingers „Die<br />
Alkoholfrage in <strong>der</strong> Marine", medizinwissenschaftlich<br />
auch heute noch lesenswert.<br />
Vor dem maßgeblichen Heilfastenbuch<br />
von 1935 aber erschien 1924 in<br />
Stuttgart das inzwischen nur noch antiquarisch<br />
zu findende zweibändige<br />
Werk mit dem Titel „Das ärztliche<br />
Volksbuch", hierin wie<strong>der</strong>um ein vielseitiger<br />
Beitrag Otto Buchingers, aus<br />
dem ich zur Charakterisierung seiner<br />
Persönlichkeit und seiner, man könnte<br />
es mit einer inzwischen gängigen Vokabel<br />
nennen, ganzheitlichen Lebenseinstellung,<br />
nun zitiere. Der Titel lautet:<br />
„Schutz durch Lebensreform".<br />
„Wenn ein Mensch grundsätzlich und<br />
freiwillig den Alkohol meidet, keine<br />
Speise genießt, die durch den Tod eines<br />
Tieres gewonnen wurde, den Tabakgenuß<br />
verachtet und auch alle sonstigen<br />
Lustgifte, wie Coca, Haschisch,<br />
Opium usf., wenn <strong>der</strong>selbe Mensch<br />
dann auch noch aus <strong>der</strong> gleichen Einstellung<br />
heraus, von denselben Gründen<br />
<strong>der</strong> Vernunft, Ehrfurcht und Liebe<br />
geleitet, auch den Schund und Luxus<br />
bekämpft, die Hetze <strong>der</strong> Geldspekulation,<br />
den „Mammonismus" (das arbeitslose<br />
Einkommen), den Bodenwucher<br />
und Völkermord, und wenn dieser<br />
Mensch dann vielleicht noch eintritt<br />
für größere Einfachheit in Kleidung,<br />
Einrichtung und Lebenshaltung,<br />
also etwa für Gehen statt Fahren, und<br />
wenn er sogar die vielgepriesene, kohlengierige,<br />
wäl<strong>der</strong>- und menschenverbrauchende<br />
„Zivilisation" und Industrialisierung<br />
seines Volkes mit zum<br />
mindesten einem 'nassen Auge' ansähe,<br />
so daß also durch sein ganzes Leben<br />
und Kämpfen eine starke Sehnsucht<br />
zöge nach dem Wie<strong>der</strong>gewinn<br />
<strong>der</strong> längst verlorenen, uralten Harmonie<br />
mit <strong>der</strong> Gott-Natur, so nennen wir<br />
einen solchen Menschen einen Lebensreformer<br />
und die Zusammenfassung<br />
seiner gelebten und erstrebten<br />
Bewegungen die Lebensreform!<br />
Wenn wir den hygienischen Wert, den<br />
Einfluß <strong>der</strong> Lebensreform auf Körperanlage<br />
und Krankheitshäufigkeit, erfühlen<br />
und begreifen wollen, so müssen<br />
wir nicht allzusehr und ausschließlich<br />
mit dem verstandesmäßig Beweisbaren<br />
uns begnügen, son<strong>der</strong>n auch einmal<br />
eine schlicht-vertrauende Anleihe<br />
bei dem uralt-heiligen Schau- und<br />
Ahnungsvermogen, <strong>der</strong> 'Intuition',<br />
machen."<br />
Otto Buchingers Einstellung ist es also,<br />
die man nicht nur mit ihm als Lebensreform<br />
bezeichnen kann.<br />
Otto Buchinger lebte seine Auffassung<br />
<strong>der</strong> Diaita, <strong>der</strong> gesunden Lebensordnung,<br />
vor, ohne jegliche Intoleranz und<br />
Enge, dafür aber in geistiger Weite,<br />
ohne jede parteipolitische Färbung, als<br />
Pionier einer heutzutage überlebenswichtigen,<br />
allgemeinen probiotischen<br />
Entwicklung.<br />
Hilfreich für eine solche Entwicklung<br />
wäre da eine vorbildliche Persönlichkeit,<br />
wie ich sie in <strong>der</strong> Gestalt meines<br />
Großvaters sehe. Er hatte 1908 — mit<br />
30 Jahren — begonnen, konsequent<br />
seinem Gewissen und seinen ärztlichen<br />
Erfahrungen zu folgen, ungeachtet aller<br />
Warnungen, Schwierigkeiten gesellschaftlicher<br />
Art (z. B. in <strong>der</strong> Mari-<br />
Arztezeitschnft für Naturheilverfahren 35, 4 (1994) 293
A. Buchinger, Laudatio auf Otto Buchmger<br />
Wir för<strong>der</strong>n<br />
systemorientiertes<br />
Denken und Handeln<br />
in <strong>der</strong> Medizin<br />
Im Bemühen um ein realitätsgerechtes,<br />
wissenschaftlich fundiertes<br />
Verständnis von »Gesundheit«<br />
und»Krankheit« werden<br />
• von uns zweimal jährlich Fortbildungsseminare<br />
mit erfahrenen<br />
Referenten aus dem In- und Ausland<br />
durchgeführt<br />
(Einführung: im Frühjahr;<br />
Fortgeschrittene: im Herbst)<br />
• Forschungen geför<strong>der</strong>t, z.B. über<br />
die wirksamen Prinzipien <strong>der</strong><br />
TCM<br />
• Standards für die Qualitätssicherung<br />
in <strong>der</strong> Systemmedizin erarbeitet<br />
• Kursangebote für Studenten vorbereitet<br />
• durch Laienseminare auch Nicht-<br />
Mediziner informiert<br />
Nähere Informationen über unsere<br />
Arbeit (Videofilm, Broschüre u.a.)<br />
erhalten Sie unter:<br />
Gesellschaft für Systemorientierte<br />
Medizin e.V.<br />
Weberkoppel 36 - 23562 Lübeck<br />
o<strong>der</strong> telefonisch unter:<br />
04 51 - 72 40 4 (Dr. Brunk)<br />
nelaufbahn) zum Trotz. Bekannt ist,<br />
daß er 1917/18 nach lebensgefahrlicher<br />
fieberhafter septischer Tonsillitis<br />
und nachfolgen<strong>der</strong> Polyarthntis, von<br />
medizinischen Autoritäten aufgegeben,<br />
nach zweimaligem Fasten bei<br />
Riedhn und Moller (hier kurierte er<br />
durch Fasten auch noch seine Cholezystopathie)<br />
geheilt wurde. Entgegen <strong>der</strong><br />
damaligen Ablehnung des Fastens<br />
durch die orthodoxe Medizin entschloß<br />
er sich, die Heilfastentherapie<br />
zu seinem arztlichen Lebenswerk zu<br />
machen.<br />
Ich will bei dieser Gelegenheit darauf<br />
hinweisen, daß Otto Buchinger Anfang<br />
<strong>der</strong> 20 er Jahre wegen seiner fastenarzthchen<br />
Praxis mit dem Staatsanwalt<br />
und dem Gottinger Gerichtsmediziner<br />
gedroht wurde. Manch einer<br />
hatte wohl unter dieser Bedrohung<br />
aufgegeben, doch er tat es nicht!<br />
Er trat sogar als arztlicher Sachverstandiger<br />
für Heilfasten für den Kollegen<br />
A. Nordwall 1928 vor dem Landgericht<br />
Aurich, vor dem Oberlandesgericht<br />
Celle und dann vor dem Leipziger<br />
Reichsgericht auf.<br />
In Leipzig, wo man dem Vertreter <strong>der</strong><br />
orthodoxen Medizin damals mehr<br />
folgte, wurde <strong>der</strong> Kollege Nordwall mit<br />
einer Geldstrafe belegt.<br />
Sie werden gewiß, verehrte Kolleginnen<br />
und Kollegen, es verstehen, daß<br />
ich als Enkel hier zwar nicht in extenso<br />
das vorgetragen habe, was aus Buchingers<br />
Autobiographie ohnehin bekannt<br />
ist, und nicht nur von dem Fastenarzt,<br />
son<strong>der</strong>n von dem Lebensreformer Buchinger<br />
gesprochen habe, <strong>der</strong> mir ein<br />
bleibendes arztliches Vorbild ist.<br />
Anschrift des Verfassers:<br />
Dr. med. A. Buchinger<br />
Klinik Dr. Otto Buchinger<br />
Forstweg 39, D-31812 Bad Pyrmont<br />
294 Arztezeitschnft für Naturheilverfahren 35, 4 (1994)
Jetzt wird wie<strong>der</strong> in die Hände<br />
gespuckt<br />
Krankmeldungen und<br />
Kuranträge 1993 drastisch<br />
gesunken<br />
Hamburg (dpa) — Aus Angst vor<br />
Kündigung schleppen sich immer<br />
mehr Menschen trotz Krankheit zur<br />
Arbeit. Patienten wollen frühzeitig aus<br />
Krankenhäusern entlassen werden<br />
o<strong>der</strong> verlangen zunehmend nach harten<br />
„Kloppern", damit sie bloß schnell<br />
wie<strong>der</strong> auf die Beine kommen. Auch<br />
die Zahl <strong>der</strong> Anträge auf Kuren und<br />
medizinische Rehabilitation ist im<br />
Vorjahr stark zurückgegangen. Die<br />
Rezession hat nach Ansicht von Gewerkschaften<br />
und Krankenkassen<br />
„voll auf den Krankenstand durchgeschlagen",<br />
wie eine dpa-Umfrage am<br />
Donnerstag ergab.<br />
Für Sie gelesen<br />
Vor ein paar Jahren noch als „fröhliche<br />
Blaumacher" verschrien, ließen sich<br />
1993 so wenige Westdeutsche krankschreiben<br />
wie schon seit den 70er Jahren<br />
nicht mehr. Nach Angaben <strong>der</strong><br />
Deutschen Angestellten Gewerkschaft<br />
(DAG) sank die Krankheitsquote auf<br />
5,1 nach 5,9 Prozent in 1992. In Ostdeutschland<br />
stieg die Zahl <strong>der</strong> Krankschreibungen<br />
leicht an, lag mit 4,3 Prozent<br />
jedoch deutlich unter Westniveau.<br />
„Wer hier einen Job hat, möchte das<br />
Beschäftigungsverhältnis nicht durch<br />
häufige Abwesenheit gefährden", erläuterte<br />
<strong>der</strong> Ärztekammer-Präsident<br />
von Mecklenburg-Vorpommern, Andreas<br />
Crusius. „Dieser eindeutig arbeitsmarktpolitisch<br />
bedingte Trend<br />
zeigt sich auch daran, daß stationär behandelte<br />
Patienten oft auf baldige Entlassung<br />
aus <strong>der</strong> Klinik drängen, sobald<br />
sie Besserung verspüren." Fast schon<br />
selbstverständlich sei, daß Patienten<br />
für notwendige Besuche beim Arzt Urlaub<br />
nähmen, wenn sie keine Termine<br />
außerhalb <strong>der</strong> Arbeitszeit bekämen:<br />
„Der Druck, <strong>der</strong> auf den Menschen<br />
liegt, ist enorm hoch."<br />
Etliche Arbeitnehmer bäten die Ärzte<br />
darum, von einer Krankschreibung<br />
Abstand zu nehmen, berichten Gewerkschafter<br />
überall im Land. Bei einigen<br />
Arbeitgebern wurden „Hitlisten"<br />
ausgelegt, auf denen die Fehlzeiten <strong>der</strong><br />
Mitarbeiter aufgezählt würden, sagte<br />
ein IG-Metall-Vertreter aus Halle.<br />
„Krankheit wird immer häufiger zum<br />
Kündigungsgrund", betonte ein Stuttgarter<br />
Kollege: Manche Betriebe griffen<br />
trotz o<strong>der</strong> gerade wegen <strong>der</strong> Versprechung,<br />
auf betriebsbedingte Entlassungen<br />
zu verzichten, auf krankheitsbedingte<br />
Kündigungen zurück.<br />
Vor einiger Zeit noch lagen die sanfteren<br />
Heilmethoden <strong>der</strong> Alternativ-Medizin<br />
im Aufwärtstrend. Doch nun beobachten<br />
Mitarbeiter von Ärztekammern,<br />
daß Patienten immer häufiger<br />
um Medikamente bitten, die sie ungeachtet<br />
aller Nebenwirkungen bloß<br />
schnell wie<strong>der</strong> auf die Beine bringen<br />
sollen.<br />
(Suddeutsche Zeitung, 21. 1. 1994)<br />
Rote Zahlen zwingen<br />
Rhön-Klinik zu Schlankheitskur<br />
Wiesbaden — Die Stiftung Deutsche<br />
Klinik für Diagnostik GmbH (DKD),<br />
Wiesbaden, dürfte für 1993 voraussichtlich<br />
einen Verlust von rund 6 Mio.<br />
bis 6,5 Mio. DM ausweisen. Wie Geschäftsführer<br />
Dr. Ulrich Thess auf Anfrage<br />
sagte, liege dieser vorläufige<br />
Fehlbetrag durchaus im Rahmen<br />
<strong>der</strong> Erwartungen. Die DKD, die zu<br />
gleichen Teilen im Besitz <strong>der</strong> Rhön-<br />
Klinikum AG, Bad Neustadt/Saale,<br />
und <strong>der</strong> Familie von undzu Guttenberg<br />
ist, hatte bereits im Sommer 1993 angedeutet,<br />
daß allein durch Personalmaßnahmen<br />
ein Verlust von 2,5 Mio.<br />
DM entstehen werde und das Minus<br />
insgesamt „wohl mehr als doppelt so<br />
hoch" ausfallen werde.<br />
Thess verwies auf laufende Verhandlungen<br />
mit dem Land Hessen und den<br />
Krankenkassen sowie die auf den 31.<br />
Januar angesetzte Landeskrankenhauskonferenz.<br />
Dabei habe die DKD<br />
eine Zukunftskonzeption entworfen,<br />
die eine „tragfähige Struktur" für den<br />
ambulanten Bereich nach dem Wegfall<br />
<strong>der</strong> Problemfall-Pauschale beinhalte<br />
und ein tagesklinisches Modell vorschlage.<br />
Im stationären Bereich wolle<br />
man ein Schwerpunkt-Konzept umsetzen.<br />
Nachdem bis Ende 1993 bereits<br />
85 bis 90 Vollzeitstellen gestrichen<br />
worden seien, solle <strong>der</strong> Abbau von<br />
Personal fortgesetzt werden, für den<br />
bereits 1993 eine Größenordnung von<br />
150 Arbeitsplätzen gesetzt worden<br />
war. Gerüchte, wonach die DKD möglicherweise<br />
verkauft werden solle,<br />
kann sich Thess „nur für den schlimmsten<br />
Fall" vorstellen.<br />
(Suddeutsche Zeitung, 21. 1. 1994)<br />
Mit „sanfter" Medizin den<br />
Etat kurieren<br />
Fünf Essener Betriebskrankenkassen<br />
bezahlen<br />
Naturheilkunde<br />
Vor einigen Jahren konnte sich Dieter<br />
Kleinstoll kaum noch rühren. „Rheuma"<br />
diagnostizierte sein Arzt und<br />
wollte den Mann, Vorsitzen<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> Betriebskrankenkasse (BKK) bei<br />
<strong>der</strong> Ruhrkohle-Tochter Steag, zur<br />
massiven Kortison-Behandlung bewegen.<br />
„Als ich wußte, was das eigentlich<br />
ist, hab ich das nicht gemacht." Hilfe<br />
Arztezeitschnft für Naturhellverfahren 35, 4 (1994) 295
Für Sie gelesen<br />
suchte er bei einem sanften Heiler, <strong>der</strong><br />
ihn „naturlich" gesund therapierte. Für<br />
Kleinstoll <strong>der</strong> Stein zum Anstoß: Er<br />
setzte sich für ein bislang einmaliges<br />
Projekt in Essen ein, das in den nächsten<br />
fünf Jahren auf die sanfte Medizin<br />
setzt: Seit Jahresbeginn lassen sich fünf<br />
BKKs auch für Naturheilverfahren zur<br />
Kasse bitten. Ein Modell, mit eingefädelt<br />
vom Zentrum für Dokumentation<br />
für Naturheilkunde (ZDN), das auf<br />
diese Weise Patienten-Kosten m Millionenhohe<br />
sparen will.<br />
Doch bis jetzt war's ein langer Weg für<br />
das Projekt, das zwei Jahre vorbereitet<br />
wurde. Zudem ein Weg durch den Paragraphen-Dschungel<br />
vor dem Hintergrund<br />
<strong>der</strong> Seehoferschen Gesundheitsreform.<br />
Denn da gibt es eine<br />
Klausel, die bislang <strong>der</strong> Hemmschuh<br />
für die kassenarztliche Kostenubernahme<br />
von Naturheilverfahren war:<br />
Nur wer schulmedizinisch als „austherapiert"<br />
gilt, darf — in <strong>der</strong> Regel kostenlos<br />
— über die Kassen „sanfte"<br />
Medizin in Anspruch nehmen.<br />
„Barer Unsmn", findet Dr. Klaus-<br />
Peter Schlebusch, Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
hiesigen ZDN-Geschaftsstelle: „Mit<br />
<strong>der</strong> herkömmlichen Medizin wird oft<br />
nur an Symptomen gedoktert, unnötige<br />
Kosten mit Medikamenten verursacht."<br />
Und weil man angesichts strapazierter<br />
Krankenkassen-Etats auch<br />
auf höherer Ebene am Stichwort „Kostendampfung"<br />
interessiert war, segnet<br />
eine Bundesbehorde per Erprobungsregelung<br />
das Projekt ab. Mit einer Einschränkung,<br />
die fast aberwitzig klingt:<br />
Therapieren dürfen nur Mediziner, die<br />
eine Zusatzausbildung des ZDN nachweisen<br />
können. „Nur so war das Projekt<br />
durchsetzbar", so Schlebusch,<br />
„die Arzte erhalten eine zweijährige<br />
Schulung in Umwelt-, ganzheitlicher<br />
und naturheilkundlicher Medizin und<br />
schließen mit einem Diplom vor <strong>der</strong><br />
Landesarztekammer ab."<br />
Derzeit rekrutiert sich das Naturheilkunde-Zentrum,<br />
das seit 1981 europaweit<br />
Erkenntnisse <strong>der</strong> Naturheilkunde<br />
auswertet, aus 500 Mitglie<strong>der</strong>n. Rund<br />
40 vorbereitete Arzte sollen mit sanften<br />
Methoden noch in diesem Jahr in<br />
jene fünf Essener Betriebe streben, in<br />
denen sich die Betriebskrankenkassen<br />
dem Projekt angeschlossen haben:<br />
Karstadt, Krupp, Goldschmidt, Ruhrgas<br />
und Steag.<br />
Finanziell unterstutzt wird das Modell<br />
<strong>der</strong>zeit durch eine Spende in Hohe von<br />
200000 Mark aus <strong>der</strong> Krupp-Stiftung.<br />
Langfristig wollen die Betriebskrankenkassen<br />
mit einem Zusatzbetrag,<br />
<strong>der</strong> pro Patient entrichtet wird, die entstehenden<br />
Kosten beim ZDN decken.<br />
Auch Kleinstoll, <strong>der</strong> seiner 2 200kopfigen<br />
Versicherten-Klientel bei <strong>der</strong><br />
Steag kostenlos die sanfte Medizin zur<br />
Verfugung stellt, meint: „Mir ist es<br />
wichtig, daß die Krankheiten unserer<br />
Mitarbeiter möglichst nebenwirkungsfrei<br />
auskuriert werden und sie nicht<br />
von Arzt zu Arzt rennen müssen. So<br />
können wir, wie Studien aus an<strong>der</strong>en<br />
Städten belegen, Gel<strong>der</strong> in Millionenhohe<br />
auch bei den Medikamenten einsparen."<br />
Und ein Beispiel, so Schlebusch macht<br />
deutlich: „Wer über Schmerzen am<br />
Weisheitszahn und in den Gelenken<br />
klagt, kann schlicht Probleme mit <strong>der</strong><br />
Leber haben." Richtig erkannt, kann<br />
man sich den Gang zum Zahnarzt und<br />
zum Internisten sparen. Auf diese<br />
Weise geht eben auch für die Kassen<br />
die Rechnung auf.<br />
(Neue Ruhr Zeitung, 26. 1. 1994)<br />
Projekt lauft fünf Jahre lang<br />
Krankenkassen zahlen für<br />
Natur-Medizin<br />
Fünf Essener Betriebskrankenkassen<br />
(BKK) haben eine Ausnahmegenehmigung<br />
erwirkt: Sie dürfen ihren Mitglie<strong>der</strong>n<br />
seit Anfang des Monats in einem<br />
fünfjährigen Projekt Naturheilverfahren<br />
anbieten und auch bezahlen.<br />
„Erstmalig in Deutschland können<br />
Krankenkassen nicht nur in Ausnahmefallen<br />
die Kosten für naturliche<br />
Heilverfahren übernehmen. Wir<br />
mochten in unserem Projekt zweierlei<br />
feststellen: ob diese Ganzheitsmedizin<br />
den Patienten helfen kann und ob sie<br />
auf Dauer preisgünstiger ist", erklarte<br />
Ulrich Vogel, Geschäftsführer <strong>der</strong> Betriebskrankenkassen<br />
in Essen gestern<br />
im Saalbau.<br />
Zusammen mit dem „Zentrum zur<br />
Dokumentation für Naturheilverfahren"<br />
(ZDN) werben die Betriebskrankenkassen<br />
<strong>der</strong> Steag, von Krupp, Karstadt,<br />
Kaisers Kaffee und Ruhrgas für<br />
die alternative Medizin. Das Zentrum<br />
prüft, welche Arzte zukunftig ihre Leistungen<br />
über die BKK abrechnen können.<br />
ZDN-Vorsitzen<strong>der</strong> Dr. Klaus-<br />
Peter Schlebusch erläuterte: „Wir werden<br />
in einem kollegialen Gesprach abfragen,<br />
was die Arzte draufhaben. Danach<br />
entscheiden wir, ob die Bewerber<br />
in <strong>der</strong> Lage sind, das ganzheitliche<br />
Konzept inhaltlich zu tragen."<br />
Rund 20 Arzte wurden sich, so Schlebusch,<br />
an dem System bisher beteiligen,<br />
weitere 20 hatten ihr Interesse bekundet.<br />
Gelegenheit zur Fortbildung<br />
soll es im Frühjahr geben. Dann, so<br />
hofft Schlebusch, werden im Uniklinikum<br />
Kurse zum Thema Naturheilverfahren,<br />
Homöopathie und Umweltmedizin<br />
angeboten. Die Krupp-Stiftung<br />
will sich daran mit 200000 Mark beteiligen.<br />
Dr. Alexan<strong>der</strong> Schubert, Vorsitzen<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> Kassenarztlichen Vereinigung in<br />
Essen, spricht von einer Werbekampagne<br />
<strong>der</strong> Essener BKK. „Das ist ein<br />
klarer Verstoß gegen geltende Vertrage<br />
zwischen den Krankenkassen<br />
und den Kassenärzten. Ich halte es für<br />
eine Unverschämtheit <strong>der</strong> Betriebskrankenkassen,<br />
so etwas am Vertragspartner<br />
vorbei auszuprobieren, und ich<br />
werde darauf drangen, daß die Geschäftsführer<br />
dafür aus eigener Tasche<br />
bezahlen müssen", kundigt er an.<br />
(Westdeutsche Allgemeine, 26. 1. 1994)<br />
296 Arztezeitschnft für Naturheilverfahren 35 4 (1994)
Medizinisches Telegramm \<br />
Müdigkeitssyndrom in<br />
<strong>der</strong> Praxis<br />
Eines <strong>der</strong> häufigsten Symptome in <strong>der</strong><br />
Allgemeinpraxis ist die Klage <strong>der</strong> Patienten<br />
über standige Müdigkeit. In einer<br />
englischen Studie wurde aus<br />
22 000 Personen aller sozialen Schichten<br />
ein Kollektiv von 220 Erwachsenen,<br />
die hauptsächlich über anhaltende<br />
Müdigkeit klagten, naher untersucht.<br />
75% <strong>der</strong> durchschnittlich 43jahrigen<br />
Patienten waren Frauen, von denen<br />
69 einen o<strong>der</strong> mehrere pathologische<br />
Laborbefunde aufwiesen, was jedoch<br />
nur in 19 Fallen zu einer entscheidenden<br />
Diagnosefindung führte.<br />
98% <strong>der</strong> Patienten wurden ausschließlich<br />
von Allgemeinmedizinern betreut<br />
und nicht überwiesen. Auch 6 Monate<br />
spater war noch bei 59 Patienten die<br />
Müdigkeit vorhanden, und je langer<br />
dieses Müdigkeitssyndrom bestand,<br />
desto starker und häufiger trat auch<br />
eine depressive Symptomatik auf. Es<br />
wurde in dieser Studie gefor<strong>der</strong>t, daß<br />
sich Wissenschaftler mehr dieser ernstzunehmenden<br />
Problematik, mit <strong>der</strong><br />
hauptsachlich die Allgemeinpraxen<br />
konfrontiert sind, annehmen sollten.<br />
(Ridsdale, L., et al. [Department of General<br />
Practice, United Medical Schools of<br />
Guy's and St. Thomas's Hospitals, London<br />
SEH 6SP]: Patients with fatigue in general<br />
practice: a prospecfive study. Bnt.<br />
Med. J. 304 [1993] 6896, 103-106)<br />
Silizium im Trinkwasser<br />
gegen Morbus Alzheimer<br />
Es fallt ein direkter Zusammenhang<br />
zwischen hohem Aluminiumgehalt im<br />
Trinkwasser und dem Auftreten <strong>der</strong><br />
Alzheimer-Krankheit auf. Gleichzeitig<br />
wurde bekannt, daß das in Wasser geloste<br />
Aluminium durch Silizium in eine<br />
schwer resorbierbare Aluminiumsilikatverbindung<br />
reduziert werden kann.<br />
Dieses Komplexsalz ist in Nahrung<br />
und Trinkwasser wesentlich unschädlicher<br />
als reines Aluminium.<br />
(Edwardson, J A , et al: Effect of Silicon<br />
on gastrointestmal absorption of aluminmm<br />
Lancet 342 [1993] 211)<br />
Ein neues pflanzliches<br />
Krebsmittel<br />
Ein Bestandteil des sudafrikanischen<br />
Baumes Combretum caffrum soll als<br />
wirksamer Mitosehemmstoff und damit<br />
als potentielles Krebsmittel eingesetzt<br />
werden können. In-vitro-Studien<br />
zeigten, daß synthetische Abkömmlinge<br />
von Combretastatin eine ahnliche<br />
Wirkung wie Taxol haben und die Polymerisation<br />
von Tubulin im Zellkern<br />
hemmen und so die Vermehrung <strong>der</strong><br />
Krebszellen stoppen.<br />
(El-Zayat Anti-Cancer Drugs 4 [1993]<br />
19-25)<br />
Immunabwehrschwäche<br />
durch Sport<br />
Es wurde festgestellt, daß übermäßige<br />
körperliche Anstrengung die T 4 -Helferzellen,<br />
Immunglobulme und mononukleare<br />
Zellen in stärkerem Maße<br />
schadigt. Am stärksten sind die naturlichen<br />
Killerzellen betroffen, <strong>der</strong>en<br />
Aktivität am längsten gehemmt ist: So<br />
werden sie z. B. nach einem Marathonlauf<br />
langer als einen Tag in ihrer<br />
Aktivität gehemmt. Verantwortlich<br />
sind wahrscheinlich die freigesetzten<br />
Prostaglandine und die immunsuppressiv<br />
wirkenden Kortikosteroide.<br />
Diese Erkenntnisse sollten aber den<br />
Freizeitsportler in keiner Weise von<br />
seiner sportlichen Ertüchtigung abhalten,<br />
da ein gut dosiertes Bewegungstraining<br />
und vernunftige und ausgewogene<br />
Ernährung nach wie vor die wichtigsten<br />
Praventionsmaßnahmen für die<br />
Gesundheit sind. Auch hier gilt: Die<br />
Dosis macht die Wirkung!<br />
(Shephard, R. J., et al.: Athletic competition<br />
and susceptibihty to mfection. Clin. J.<br />
Sports Med. 3 [1993] 75-77)<br />
Gewichtsreduktion mit Hilfe<br />
von Helianthus tuberosus in<br />
homöopathischen Dosen<br />
Bei 12 nie<strong>der</strong>gelassenen Ärzten wurde<br />
eine doppelblinde, plazebokontrollierte<br />
Studie an 166 Patienten durchgeführt.<br />
Wahrend <strong>der</strong> 12wochigen Studiendauer<br />
wurde bei <strong>der</strong> Verumgruppe<br />
eine hochsignifikante Gewichtsabnahme<br />
von 7,1 kg erreicht, wohingegen<br />
die Plazebogruppe nur eine Gewichtsreduktion<br />
von im Mittel 4,7 kg<br />
aufwies.<br />
Die Autoren fuhren diese effektvolle<br />
Korpergewichtsreduktion auf das<br />
Wirkprinzip des pflanzlichen Arzneimittels<br />
Helianthus tuberosus in homöopathischer<br />
Dilution von D 1 zurück.<br />
Wahrscheinlich verursachen die<br />
unverdaulichen, nicht aufzuspaltenden<br />
Bestandteile von Helianthus tuberosus,<br />
das Inulin, eine ballaststoff-vergleichbare<br />
Wirkung im Gastrointestinaltrakt.<br />
Unter Voraussetzung <strong>der</strong><br />
konsequenten und regelmäßigen Einnahme<br />
bewirken die Tropfen eine Verzögerung<br />
des auftretenden Hungergefühls.<br />
Interessant ist außerdem, daß Patienten<br />
<strong>der</strong> Plazebogruppe allgemein wesentlich<br />
schneller mit <strong>der</strong> Gewichtsreduktionskur<br />
aufhorten und daß bei aer<br />
298 Arztezeitschnft für Naturheilverfahren 35 4 (1994)
Medizinisches Telegramm<br />
Verumgruppe über die 12 Wochen<br />
hinaus eine bestimmte Anzahl von<br />
Probanden ihre Reduktionsdiat fortgeführt<br />
hat.<br />
(Werk W., F. Galland- Hehanthus-tuberosus-Therapie<br />
bei Übergewicht. Therapiewoche<br />
1 [1994] 34-39)<br />
Mistel und Krebstherapie<br />
An <strong>der</strong> immunstimulierenden Wirkung<br />
von Mistellektm ML-1 scheint<br />
kein Zweifel zu bestehen. Um die<br />
Wirksamkeit noch zu erhohen und die<br />
Nebenwirkungen sowie Toxizitat auf<br />
ein Minimum zu reduzieren, wird<br />
z. Zt. versucht, die sogenannte<br />
B-Kette mit ihrem biologischen Kohlenhydratanteil<br />
gentechnisch herzustellen.<br />
Falls das gelange, wurde in Zukunft<br />
ein neues, wirksames Krebsmittel<br />
preisgünstig zur Verfugung stehen.<br />
(Boca, V.. Mistletoe (viscum alba) lectins<br />
as cytokine mducers and mimuno-adjuvant<br />
in tumor therapy. J. Biol. Regulat.<br />
Homeostat. Agents 7 [1993] 1-6).<br />
Knoblauch als Krebsmittel<br />
Tierexperimente an Mausen zeigten,<br />
daß Organschwefelverbindungen (Diallylsulfid<br />
und Diallyldisulfid) die<br />
Tiere vor chemisch induzierten Hauttumoren<br />
schützen können. Dieser protektive<br />
Effekt konnte auch bei <strong>der</strong><br />
Mortalitatsrate im Vergleich zu den<br />
unbehandelten Tieren bewiesen werden.<br />
(Dwivedi, C, et al.: Chemoprevenüon of<br />
chemically induced skin tumor development<br />
by diallyl sulfide and diallyl disulfide.<br />
Pharm. Research 9 [1992] 1668-1670).<br />
Krankengymnastik in<br />
<strong>der</strong> Praxis<br />
In England wurden drei Praxen, in denen<br />
Krankengymnastik verordnet<br />
wurde, miteinan<strong>der</strong> verglichen. Die<br />
erste Praxis hatte eine eigene Krankengymnastin,<br />
bei <strong>der</strong> zweiten wurden die<br />
Patienten zur Gymnastik ins Krankenhaus<br />
am Ort überwiesen, und bei <strong>der</strong><br />
dritten bestand freie Wahl des Krankengymnasten.<br />
Beim Abschluß <strong>der</strong><br />
Studie zeigte sich, daß die Zuweisungsrate<br />
zur Physiotherapie in <strong>der</strong> ersten<br />
Praxis am größten war, die Behandlung<br />
dort am schnellsten begonnen<br />
wurde und auch die Effektivität<br />
die beste war.<br />
Gleichzeitig wurde festgestellt, daß <strong>der</strong><br />
Medikamentenverbrauch, <strong>der</strong> Arbeitszeitverlust<br />
und die Kosten pro Patient<br />
gegenüber den beiden an<strong>der</strong>en Praxen<br />
am niedrigsten lagen.<br />
Als Fazit meinen die Autoren, daß ein<br />
direkter Zugriff auf eine krankengymnastische<br />
Behandlung im nie<strong>der</strong>gelassenen<br />
Bereich erhebliche Kosten sparen<br />
kann.<br />
(Hacket, G. I General practice based<br />
physiotherapy for joint and soft tissue mjunes.<br />
Eur. J Phys. Med. Rehab 3 [1993]<br />
69-73)<br />
Wasserinjektionen gegen<br />
Schleu<strong>der</strong>trauma<br />
In einer randomisierten Studie an 40<br />
Patienten mit chronischem Schleu<strong>der</strong>trauma-Syndrom<br />
wurden 20 Patienten<br />
subkutan mit Wasser und die an<strong>der</strong>en<br />
20 subkutan mit Kochsalzlosung behandelt.<br />
Bei den Kontrolluntersuchungen<br />
nach ein, drei und acht Monaten<br />
wurden die Schmerzqualitat und die<br />
Beweglichkeit geprüft und festgestellt,<br />
daß die mit sterilem Wasser behandelten<br />
Patienten eine signifikant höhere<br />
Heilungsrate aufwiesen als die Kochsalz-Gruppe.<br />
(Tsakans, D., et al.: Lokale therapeutische<br />
Fibrmolyse bei ischämischen zerebrovaskularen<br />
Insulten: erste Ergebnisse bei<br />
sechs Patienten. Schweiz. Med. Wochenschr.<br />
21 [1993] 1784-1789)<br />
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Arztezeitschnft für Naturhellverfahren 35 4 (1994) 299
Kongreßberichte \<br />
45. Therapiekongreß<br />
17. bis 19. September 1993 in Karlsruhe<br />
Bei leichten Asthmaformen im Kindesalter werden in erster<br />
Linie Bronchodilatatoren, vorwiegend aus <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong><br />
Beta 2 -Sympathikomimetika eingesetzt, beispielsweise als<br />
Dosieraerosol, 3 bis 4mal taglich 1 bis 2 Hube. Wenn eine<br />
Inhalationslosung hergestellt wird, um sie beispielsweise mit<br />
einem Kompressor zu vernebeln, so muß die Substanz mit<br />
physiologischer Kochsalzlosung verdünnt werden. Keinesfalls<br />
darf ein Beta 2 -Sympathikomimetikum mit destilliertem<br />
Wasser verdünnt werden, weil durch die osmotische Reaktion<br />
bei einem Asthmatiker mit hyperreagiblem Bronchialsystem<br />
eine schwere Bronchokonstriktion provoziert werden<br />
kann. Als alternative Medikamente kommen Atropin-<br />
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denvate bzw. Anticholinergika in Frage, die als Dosieraerosol,<br />
als Pulver und als Inhalationslosung zur Verfugung stehen.<br />
Ihr Wirkungseintritt ist verzögert, die Wirkdauer dagegen<br />
etwas langer als bei Beta-Mimetika.<br />
Theophyllin kann nicht inhaliert werden, es wird in Tabletten-<br />
o<strong>der</strong> Tropfenform, als Suppositorium und sogar als<br />
Klysma angeboten. Das Problem ist die relativ schmale therapeutische<br />
Breite dieser Substanz, <strong>der</strong> therapeutische Bereich<br />
liegt zwischen 10 und 20 [ig/ml. Diese Spiegel werden<br />
erreicht, wenn bei Kleinkin<strong>der</strong>n bis etwa zum 3. Lebensjahr<br />
10 bis 12 mg/kg/Tag verabreicht werden; bei alteren Kin<strong>der</strong>n<br />
sind höhere Dosen von 16 bis 20 mg/kg/Tag erfor<strong>der</strong>lich.<br />
Diese altersabhangige unterschiedliche Dosierungsvorschrift<br />
hangt damit zusammen, daß sich die Pharmakokmetik<br />
<strong>der</strong> Xanthindenvate im Lauf <strong>der</strong> Kindheit än<strong>der</strong>t. Beim<br />
jungen Kleinkind erfolgt <strong>der</strong> Abbau relativ langsam, deshalb<br />
muß niedriger dosiert werden. Beim alteren Kleinkind und<br />
Schulkind ist die Halbwertszeit deutlich kurzer, deshalb die<br />
höhere Dosierung.<br />
Subtherapeutische Dosen von Theophyllin sind unwirksam,<br />
deshalb sollte bei Besserung <strong>der</strong> Symptomatik keine Dosisreduktion<br />
erfolgen, son<strong>der</strong>n die Medikation abgesetzt werden.<br />
Theophyllin eignet sich auch zur Behandlung des<br />
schweren akuten Asthmaanfalls, die Initialdosis von 6 mg/<br />
kg/KG sollte langsam als Bolus injiziert werden. Für die<br />
langfristige Anwendung eignen sich Retard-Praparate, bei<br />
denen es jedoch 2 bis 4 Tage Zeit braucht, bis entsprechende<br />
Plasmaspiegel erreicht sind.<br />
Neben <strong>der</strong> medikamentösen Therapie sollte beim allergischen<br />
Asthma eine Allergenkarenz angestrebt werden. Die<br />
Hyposensibilisierungsbehandlung ist nach wie vor umstritten,<br />
sie sollte nur bei Kin<strong>der</strong>n über 6 Jahre versucht werden,<br />
bei denen ein relevantes Allergenspektrum bekannt ist. Die<br />
Erfahrung zeigt, daß die Effizienz <strong>der</strong> Hyposensibilisierung<br />
mit dem Schweregrad <strong>der</strong> Erkrankung abnimmt und daß bei<br />
leichteren Erkrankungen ein Effekt auch durch eine gezielte<br />
Pharmakotherapie ohne Hyposensibilisierung zu erreichen<br />
ist. (U. Stephan, Essen)<br />
Nach den Ergebnissen epidemiologischer Studien wird etwa<br />
ein Drittel <strong>der</strong> depressiven Patienten nicht diagnostiziert. Sie<br />
leben zu Hause, sie sind in ihrem psychophysischen Befinden<br />
stark eingeschränkt, die Beeinträchtigung ist ausgeprägter<br />
als bei allen an<strong>der</strong>en medizinischen Erkrankungen, mit Ausnahme<br />
<strong>der</strong> Herz-Kreislauf-Erkrankungen.<br />
Neben den klassischen Antidepressiva <strong>der</strong> ersten Generation<br />
(Amitriptylin, Imipramin u. a.) und <strong>der</strong> zweiten Generation<br />
(Maprotilm u. a.) gibt es inzwischen eine dritte Generation<br />
von Antidepressiva. Hierzu gehören die sogenannten<br />
Serotonin-re-uptake-Hemmer Fluoxetin, Fluvoxamin und<br />
das neu eingeführte Paroxetin, die ein etwas an<strong>der</strong>es Wirkprofil<br />
und ein an<strong>der</strong>es Nebenwirkungsspektrum aufweisen.<br />
Sie eignen sich vor allem zur Behandlung von gehemmten<br />
Depressionen, sie werden zumeist bei leichteren, ambulant<br />
behandelbaren Depressionen eingesetzt. Hingegen sprechen<br />
300 Arztezeitschnft für Naturhellverfahren 35 4 (1994)
Kongreßberichte<br />
Heute<br />
Patienten mit agitierten und psychomotorisch aktivierten<br />
Depressionen besser auf die klassischen trizyklischen Antidepressiva<br />
an, die Serotonin-re-uptake-Hemmer und auch<br />
das neue Moclobemid, ein MAO-A-Hemmer, sind hier wenig<br />
hilfreich.<br />
Ein wesentliches Argument für den Einsatz <strong>der</strong> Antidepressiva<br />
<strong>der</strong> dritten Generation ist das Fehlen anticholinerger<br />
Nebenwirkungen wie Mundtrockenheit, Sedierung, Sehstorungen,<br />
Obstipation, Miktionsstorungen und Tachykardie.<br />
Hier weisen die neuen Serotonin-re-uptake-Hemmer vom<br />
Typ des Paroxetin ebenfalls Vorteile auf, weil sie im Vergleich<br />
zu den trizyklischen Antidepressiva deutlich weniger<br />
toxisch sind, so daß auch eine mehrfache Uberdosierung<br />
keine todlichen Folgen hat.<br />
Auch die Antidepressiva <strong>der</strong> dritten Generation sind nicht<br />
frei von Nebenwirkungen, manche Patienten klagen über<br />
Übelkeit, Unruhe und Schlafstörungen. Selten, aber potentiell<br />
gefahrlich ist das sogenannte Serotoninsyndrom, eine<br />
erst kurzlich erkannte Nebenwirkung, die mit Hypertonie,<br />
Hyperthermie und Krampfanfallen einhergeht. Dieses Syndrom<br />
wurde bei gleichzeitiger Gabe von Fluoxetin mit<br />
MAO-Hemmern o<strong>der</strong> mit Clomipramin, einem trizyklischen<br />
Antidepressivum <strong>der</strong> alten Art, beobachtet, was damit<br />
erklart werden kann, daß diese beiden Pharmaka ebenfalls<br />
den Serotoninabbau hemmen und so die Wirkung von Fluoxetin<br />
verstarken.<br />
Aus psychiatrischer Sicht stellen die neuen Antidepressiva<br />
<strong>der</strong> dritten Generation eine wertvolle Bereicherung in <strong>der</strong><br />
medikamentösen Behandlung <strong>der</strong> Depression dar, sie machen<br />
aber die klassischen Präparate nicht entbehrlich.<br />
(L. Adler, Gottingen)<br />
Nach Literaturberichten nehmen nur etwa 20% <strong>der</strong> Schwangeren<br />
keine Medikamente ein. Die meisten Medikamente<br />
werden im I. Trimenon eingenommen, was auch damit zusammenhangt,<br />
daß manche Frauen zu diesem Zeitpunkt<br />
noch nicht wissen, daß sie gravide sind.<br />
Für die Arzneimitteltherapie in <strong>der</strong> Schwangerschaft gelten<br />
verschiedene Richtlinien: Es wird eine strenge Indikation im<br />
I. Trimenon gefor<strong>der</strong>t, es sollen nur gut erprobte und altbewahrte<br />
Arzneimittel zum Einsatz kommen, und zwar möglichst<br />
kurz und in niedriger, jedoch therapeutisch ausreichen<strong>der</strong><br />
Dosierung; außerdem sollten möglichst nur Monopraparate<br />
verordnet werden. Diese Richtlinien sind bei Schmerzzustanden<br />
in <strong>der</strong> Schwangerschaft und bei <strong>der</strong> Migranetherapie<br />
nur schwer zu erfüllen.<br />
Bei leichten bis mittelstarken Schmerzen kommen peripher<br />
angreifende Analgetika zum Einsatz. Mittel <strong>der</strong> Wahl sind<br />
hier ASS und Paracetamol, die in normaler Dosierung wahrend<br />
<strong>der</strong> gesamten Schwangerschaft bedenkenlos eingesetzt<br />
werden können. Erst bei einer Dosierung von mehr als 500<br />
mg ASS pro die kommt es zu einer klinisch relevanten Hemmung<br />
<strong>der</strong> Thrombozytenaggregation und zu vermehrter<br />
Blutungsneigung, weshalb das Präparat vor Beendigung <strong>der</strong><br />
Schwangerschaft abgesetzt werden muß.<br />
Arztezeitschrift für Naturheilverfahren 35 4 (1994)<br />
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Bei schweren Schmerzzustanden und zur Schmerzlin<strong>der</strong>ung<br />
wahrend <strong>der</strong> Geburt können kurzfristig Opioide gegeben werden.<br />
Bevorzugt werden hierbei Pethidin o<strong>der</strong> Tramadol, über<br />
die an<strong>der</strong>en Opioide liegen in diesem Zusammenhang nur<br />
unzureichende Untersuchungsergebnisse vor. Wenn es unter<br />
Pethidin zu einer Atemdepression kommt, muß dieser mit Naloxon<br />
begegnet werden, bei Tramadol ist das nicht erfor<strong>der</strong>lich,<br />
weil es keine atemdepressorische Wirkung aufweist.<br />
Migraneanfalle in <strong>der</strong> Schwangerschaft sind extrem selten, sie<br />
sollten eigentlich — wenn überhaupt — im ersten Trimenon<br />
auftreten. Wenn sie wahrend <strong>der</strong> Gravidität nicht verschwinden,<br />
so sind ernsthafte Komplikationen zu befurchten, es muß<br />
eine neurologische Abklärung erfolgen. Medikamente <strong>der</strong><br />
Wahl sind auch hier ASS und Paracetamol. Nausea und Erbrechen<br />
kann mit Metoclopramid behandelt werden, Ergotamin<br />
und Methysergid sind kontraindiziert. Da Migraneanfalle<br />
wahrend <strong>der</strong> Schwangerschaft normalerweise nicht auftreten,<br />
sollten alle Medikamente, die <strong>der</strong> Anfallsphrophylaxe<br />
dienen, abgesetzt werden. (G. Grospietsch, Braunschweig)<br />
Bei <strong>der</strong> Behandlung <strong>der</strong> manifesten Herzinsuffizienz mit<br />
ACE-Hemmern sind höhere Dosen erfor<strong>der</strong>lich als bei <strong>der</strong><br />
Hypertoniebehandlung. Beginnend mit einer niedrigen Anfangsdosis<br />
sollte unter allmählicher Dosissteigerung bei Verwendung<br />
von Enalapnl eine Tagesdosis von 10 bis 20 mg und<br />
unter Captopril eine solche von 75 bis 100 mg angestrebt werden.<br />
Die in den letzten Jahren veröffentlichten großen Studien<br />
haben gezeigt, daß bei chronischer Herzinsuffizienz zur<br />
Besserung <strong>der</strong> klinischen Symptomatik und <strong>der</strong> Lebensqualität<br />
ACE-Hemmer allein nicht ausreichen und zusatzlich<br />
Diuretika und Herzglykoside benotigt werden.<br />
Vor einigen Jahren noch glaubte man, daß eine Digitalisierung<br />
nur dann sinnvoll ist, wenn eine absolute Arrhythmie<br />
vorliegt, inzwischen ist durch zahlreiche Studien belegt, daß<br />
Digitalis bei Patienten mit manifester Herzinsuffizienz die Belastbarkeit,<br />
die Auswurffraktion und die Ventrikelgroße gunstig<br />
beeinflußt und daß ein Absetzen des Herzglykosids die<br />
Herzinsuffizienz verschlechtert. Zwischen Digoxin und Digitoxin<br />
sind hierbei keine Wirkungsunterschiede zu erwarten.<br />
Speziell für altere Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion<br />
o<strong>der</strong> wenn unter einer Behandlung mit ACE-Hemmern<br />
eine Verschlechterung <strong>der</strong> Nierenfunktion zu befurchten ist,<br />
bietet Digitoxin Vorteile, zumal dieses Glykosid in seiner<br />
Pharmakokinetik noch stabiler ist als Digoxin.<br />
Alle Versuche, bei Patienten mit schwerer chronischer Herzinsuffizienz<br />
außer Digitalis an<strong>der</strong>e inotrope Pharmaka einzusetzen,<br />
haben zu negativen Einflüssen gefuhrt. Dies gilt für<br />
Katecholamine vom Typ des Dobutamin ebenso wie für Phosphodiesterase-Hemmer<br />
vom Typ des Milrinon. Diese Substanzen<br />
haben sich bei akuter Herzinsuffizienz als hilfreich erwiesen,<br />
entsprechende Studien bei chronischer Herzmuskelschwache<br />
mußten jedoch vorzeitig abgebrochen werden, weil<br />
in <strong>der</strong> Verumgruppe die Mortalität deutlich hoher lag als in<br />
<strong>der</strong> Plazebogruppe. (G. Hasenfuß, Freiburg/Br.)<br />
— mpl —<br />
304 Arztezeitschnft für Naturhellverfahren 35 4 (1994)
Was kommt nach dem Gesundheitsstru<br />
ktu rgesetz <br />
Der Bundesgesundheitsminister hatte<br />
es als Schnellschuß gegen die wachsenden<br />
Defizite in <strong>der</strong> gesetzlichen Krankenversicherung,<br />
als Übergangslösung<br />
zur Dämpfung <strong>der</strong> <strong>Ausgabe</strong>nentwicklung,<br />
als Zwischenschritt zu einer endgültigen<br />
und umfassenden Strukturreform<br />
im Gesundheitswesen bezeichnet<br />
: das Gesundheitsstrukturgesetz.<br />
Es brachte dann auch die erwarteten<br />
<strong>Ausgabe</strong>nmin<strong>der</strong>ungen und den Defizitausgleich<br />
in <strong>der</strong> gesetzlichen Krankenversicherung,<br />
allerdings mit einem<br />
tiefen Einbruch in die Arzneimittel-<br />
Verschreibung, mit sich erst langsam<br />
abzeichnenden Folgen für die Finanzierung<br />
<strong>der</strong> ambulanten ärztlichen und<br />
<strong>der</strong> stationären Versorgung und mit<br />
strukturellen Verän<strong>der</strong>ungen für die<br />
Selbstverwaltung <strong>der</strong> Vertragsärzteschaft,<br />
die Vergütung <strong>der</strong> Krankenhäuser<br />
und die Organisation <strong>der</strong> Krankenkassen.<br />
Es präjudiziert die strukturelle<br />
Gestaltung und Weiterentwicklung<br />
unseres Gesundheitswesens, die<br />
eigentlich erst dem „dritten Reformgesetz"<br />
überlassen sein sollten, und es<br />
verursacht zunehmend Verwerfungen<br />
wie die Absenkung des Punktwertes<br />
bei den vertragsärztlichen Leistungen,<br />
die inzwischen vor allem in den neuen<br />
Bundeslän<strong>der</strong>n unerträglich wird und<br />
den dort gerade erst begonnenen Neuanfang<br />
in <strong>der</strong> ambulanten Versorgung<br />
nachhaltig zu gefährden droht.<br />
Mit dem Gesundheitsstrukturgesetz<br />
verband <strong>der</strong> Bundesgesundheitsminister<br />
aber auch die Auffor<strong>der</strong>ung an die<br />
Ärzteschaft, sich aktiv und konstruktiv<br />
an <strong>der</strong> Projektierung des „dritten Reformgesetzes"<br />
zu beteiligen, um ihm<br />
den Vorwurf zu ersparen, so schwerwiegende<br />
gesetzliche Eingriffe ohne<br />
Hartmannbund<br />
ärztliche Mitwirkung und Zustimmung<br />
vorzunehmen. Er unterstrich zudem<br />
wie<strong>der</strong>holt, daß die unvermeidlichen<br />
umfassenden Reformen ohne ärztliche<br />
Beteiligung gar nicht möglich seien,<br />
weil letztlich die Leistungsfähigkeit<br />
unseres Gesundheitswesens von <strong>der</strong><br />
Einsatz- und Verantwortungsbereitschaft<br />
<strong>der</strong> Ärzte in Praxis und Krankenhaus<br />
abhängt. Der Hartmannbund<br />
ist dieser Auffor<strong>der</strong>ung gefolgt und hat<br />
in seiner Hauptversammlung im Oktober<br />
1993 seine Vorstellungen zur Berufs-<br />
und Gesundheitspolitik bis zum<br />
Jahre 2000 verabschiedet. Sie sind <strong>der</strong><br />
bisher einzige Beitrag <strong>der</strong> deutschen<br />
Ärzteschaft zur Weiterführung <strong>der</strong><br />
„Gesundheitsreformen", nachdem es<br />
<strong>der</strong> Kassenärztlichen Bundesvereinigung<br />
und ihrer Vertreterversammlung<br />
bisher nicht gelungen ist, trotz langer<br />
Sitzungen im September und Dezember<br />
1993 eigene Vorstellungen zur zukünftigen<br />
Gestaltung des Gesundheitswesens<br />
vorzulegen.<br />
Die Tatsache, daß <strong>der</strong> Sachverständigenrat<br />
<strong>der</strong> Konzertierten Aktion im<br />
Gesundheitswesen alle denkbaren Reformmöglichkeiten<br />
sammelte, beriet<br />
und in einer Synopse zusammenstellte,<br />
um sie Anfang 1994 dem Bundesgesundheitsminister<br />
vorzulegen, kann<br />
und darf für die deutsche Ärzteschaft<br />
kein Grund sein, nur abzuwarten und<br />
in die Diskussion erst einzutreten,<br />
wenn die Gesundheitspolitiker ihre<br />
Auswahl unter den angebotenen Lösungen<br />
getroffen haben. Dann kann es<br />
passieren, daß einmal mehr eine Diskussion<br />
aus <strong>der</strong> Position <strong>der</strong> Ablehnung<br />
heraus stattfindet, die eigentlich<br />
immer in eine Verhärtung <strong>der</strong> Standpunkte<br />
einmundet. Um gerade das zu<br />
vermeiden, haben die Entscheidungsgremien<br />
des Hartmannbundes zügig<br />
und rasch gehandelt, eine klare Konzeption<br />
zu Struktur und Finanzierung<br />
des Gesundheitswesens verabschiedet<br />
und damit wichtige Themen für die vor<br />
uns liegenden Entscheidungsprozesse<br />
vorgegeben.<br />
Schwerpunkt <strong>der</strong> Überlegungen im<br />
Hartmannbund ist und bleibt die Finanzierbarkeit<br />
unseres Gesundheitswesens<br />
vor dem Hintergrund einer ungünstigen<br />
demographischen Entwicklung,<br />
die für immer mehr alte Menschen<br />
immer mehr Leistungen erfor<strong>der</strong>t,<br />
und einer tendenziell weiterhin<br />
sinkenden Lohnquote bei abnehmen<strong>der</strong><br />
aktiver Bevölkerung und kaum<br />
vermin<strong>der</strong>ter Arbeitslosigkeit, die die<br />
Basis für die Sozialbeiträge kontinuierlich<br />
einengt. Es hat sich nichts an den<br />
seit Jahren vorgetragenen Feststellungen<br />
des Hartmannbundes geän<strong>der</strong>t,<br />
daß nicht die <strong>Ausgabe</strong>n für Gesundheit<br />
zunehmen, son<strong>der</strong>n die Beitragssätze,<br />
die wegen <strong>der</strong> bevölkerungsund<br />
arbeitsmarktpolitischen Prognosen<br />
zunehmen müssen, selbst wenn —<br />
wie es zur Zeit zu beobachten ist — <strong>der</strong><br />
Anteil <strong>der</strong> <strong>Ausgabe</strong>n für Gesundheit<br />
am Bruttosozialprodukt zurückgeht.<br />
Wie schon die Rentenversicherung<br />
kann sich auch die Krankenversicherung<br />
dieser Entwicklung nicht entziehen<br />
und muß grundsätzlich verän<strong>der</strong>t<br />
werden.<br />
Das betrifft zunächst die Beitragsgrundlagen.<br />
Zukünftig müssen in die<br />
Finanzierungs- bzw. Bemessungsbasis<br />
für die Beitrage zur gesetzlichen Krankenversicherung<br />
alle Einkommensarten<br />
und nicht nur Löhne und Gehälter<br />
einbezogen werden, und zwar bis zur<br />
geltenden Beitragsbemessungsgrenze.<br />
Zukünftig sollen auch alle freiwillig<br />
weiterversicherten Mitglie<strong>der</strong> in <strong>der</strong><br />
Gesetzlichen Krankenversicherung für<br />
jedes mitversicherte Familienmitglied<br />
einen Beitrag in <strong>der</strong> Höhe eines festen<br />
Prozentsatzes ihres eigenen Beitrages<br />
entrichten. Und zukünftig können<br />
über Zusatzversicherungen Leistungen<br />
abgedeckt werden, die nicht mehr <strong>der</strong><br />
Versorgung im Rahmen des Sachleistungssystems<br />
zugeordnet sind. In <strong>der</strong><br />
Kombination von Pflichtversicherung<br />
Arztezeitschnft für Naturhellverfahren 35 4 (1994) 305
Hartmannbund<br />
und Zusatzversicherung mit einer<br />
ebenfalls kombinierten Abrechnung<br />
nach dem Sachleistungs- und dem Kostenerstattungssystem<br />
ließen sich so<br />
die finanzielle Basis unseres Gesundheitswesens<br />
deutlich verbreitern und<br />
die Leistungsanfor<strong>der</strong>ungen auffangen,<br />
die aus dem Altersaufbau <strong>der</strong><br />
deutschen Bevölkerung folgen<br />
Der differenzierten Finanzierung entspricht<br />
die Differenzierung <strong>der</strong> Leistungen<br />
Nach den Vorstellungen des<br />
Hartmannbundes soll es zukunftig Regel-<br />
und Wahlleistungen geben, wobei<br />
die Regelleistungen dem Sachleistungspnnzip<br />
im Rahmen <strong>der</strong> gesetzlichen<br />
Krankenversicherung und die<br />
Wahlleistungen dem Kostenerstattungsprinzip<br />
im Rahmen <strong>der</strong> Zusatzversicherungen<br />
unterstellt werden<br />
Gleichzeitig sind alle versicherungsfremden<br />
Leistungen von beiden Erstattungsformen<br />
auszuschließen o<strong>der</strong><br />
müssen, falls sie in <strong>der</strong> Verantwortung<br />
<strong>der</strong> gesetzlichen Krankenversicherung<br />
bleiben, über Leistungsgesetze durch<br />
die verursachenden Ressorts erstattet<br />
werden Die Unterscheidung von Regel-<br />
und Wahlleistungen bietet sich bei<br />
den Arzneimitteln und bei den Hilfsmitteln,<br />
aber auch bei bestimmten<br />
Krankenhaus-Leistungen im mchtmedizmischen<br />
Bereich an<br />
Nur in <strong>der</strong> ambulanten ärztlichen Versorgung<br />
ist diese Unterscheidung aus<br />
medizinischen Gründen nicht möglich<br />
Daher ist für sie eine Selbstbeteihgung<br />
<strong>der</strong> Patienten vorzusehen, und zwar<br />
auf <strong>der</strong> Grundlage eines festen Punktwertes,<br />
<strong>der</strong> jahrlich neu festgelegt und<br />
zwischen den Vertragspartnern vereinbart<br />
wird Die Differenz zwischen dem<br />
Vergutungsanteil, den die jeweilige<br />
Krankenkasse übernehmen kann, und<br />
<strong>der</strong> Vergütung nach festen Punktwerten<br />
tragt <strong>der</strong> Patient als „floatende<br />
Quote" <strong>der</strong> Selbstbeteihgung im Rahmen<br />
seiner Zusatzversicherung Das<br />
wie<strong>der</strong>um bedeutet, daß in je<strong>der</strong> arztlichen<br />
Praxis Rechnungen für jeden Behandlungsfall<br />
zu erstellen sind, die die<br />
zustandige Krankenkasse anteilig aus<br />
<strong>der</strong> Pflichtversicherung und im Umfang<br />
<strong>der</strong> Selbstbeteihgung aus <strong>der</strong> Zusatzversicherung<br />
vergütet, nach Kenntnisnahme<br />
<strong>der</strong> Rechnung durch den Patienten<br />
und in direkter Zuweisung an<br />
den rechnungsstellenden Vertragsarzt<br />
Auf die positiven Auswirkungen für<br />
die Praxisverwaltung, für die Deregulation<br />
im Kassenarztrecht und in <strong>der</strong><br />
KV-Burokratie sowie für das gesamte<br />
und in seiner Vielschichtigkeit kaum<br />
noch überschaubare Prüfwesen<br />
braucht nur hingewiesen zu werden<br />
Zu den bisher ungelösten Strukturproblemen<br />
in <strong>der</strong> vertragsarzthchen Versorgung<br />
zahlt ohne Zweifel das Doppel-Monopol<br />
von kassenarztlichen<br />
Spitzenverbanden einerseits und kassenarztlichen<br />
Vereinigungen an<strong>der</strong>erseits,<br />
gleichermaßen auf Bundes- wie<br />
auf Lan<strong>der</strong>ebene Diese Monopole haben<br />
es in <strong>der</strong> Vergangenheit zugelassen,<br />
erleichtert und geradezu herausgefor<strong>der</strong>t,<br />
daß <strong>der</strong> Staat mit seinen regulierenden<br />
und limitierenden Interventionen<br />
muhelos m die ambulante<br />
ärztliche Versorgung eingreifen<br />
konnte, brauchte er seine Gesetze und<br />
Verordnungen ja nur gegen diese Monopole<br />
zu richten und in sie hineinwirken<br />
zu lassen Das war um so einfacher,<br />
als die körperschaftliche Verfassung<br />
<strong>der</strong> Krankenkassen und Kassenarztlichen<br />
Vereinigungen schon rechtlich<br />
ihre Staatsnahe erzwang und ihren<br />
Charakter als mittelbare Staatsverwaltung<br />
bestimmte Mit dem neuen Recht<br />
für die Versicherten, ab 1996 ihre<br />
Krankenkasse frei wählen zu können,<br />
werden alle Trager <strong>der</strong> Gesetzlichen<br />
Krankenversicherung in den Wettbewerb<br />
geworfen, den sie offensichtlich<br />
auch akzeptieren und <strong>der</strong> nicht zuletzt<br />
über das System <strong>der</strong> Pflicht- und Zusatzversicherungen,<br />
d h über das Verhältnis<br />
von Regel- und Wahlleistungen,<br />
ausgetragen werden wird<br />
Hinzu kommt das noch lange nicht ad<br />
acta gelegte „Einkaufsmodell" für die<br />
vertragliche Auswahl und Bereitstellung<br />
arztlicher und medizinischer Leistungen,<br />
das bei entsprechenden politischen<br />
Konstellationen schneller als erwartet<br />
Wirklichkeit werden konnte<br />
Will man das „Einkaufsmodell" verhin<strong>der</strong>n,<br />
<strong>der</strong> Wettbewerbssituation in<br />
<strong>der</strong> gesetzlichen Krankenversicherung<br />
Rechnung tragen und das Monopol m<br />
<strong>der</strong> Vertragspartnerschaft zur Abwehr<br />
staatlicher Einflüsse aufheben, dann<br />
muß man auch in <strong>der</strong> Ärzteschaft über<br />
Wettbewerbsformen in den Beziehungen<br />
zu den Krankenkassen mit ihren<br />
Einrichtungen <strong>der</strong> Pflicht- und Zusatzversicherung<br />
nachdenken Das kann<br />
dazu fuhren, daß sich alternative Vertragsbeziehungen<br />
neben denen mit <strong>der</strong><br />
Beteiligung von Kassenarztlichen Vereinigungen<br />
entwickeln, zuerst im Leistungsbereich<br />
<strong>der</strong> Zusatzversicherung<br />
und spater auch <strong>der</strong> Pflichtversicherung<br />
Solche Überlegungen lassen sich nicht<br />
ausschließen, wenn das Gesundheitswesen<br />
wie<strong>der</strong> strukturell liberaler, also<br />
staatsunabhangiger und vor politischen<br />
Eingriffen geschützter gestaltet<br />
werden soll, nach den so oft zitierten<br />
„marktwirtschaftlichen" Kriterien und<br />
mit weniger bürokratischer Einschränkung<br />
<strong>der</strong> Einrichtungen, die wie die<br />
arztliche Praxis dieses Gesundheitswesen<br />
darstellen und tragen Warum sollen<br />
nicht Leistungs- und Gebuhrenordnungen<br />
für die ambulante arztliche<br />
Versorgung nebeneinan<strong>der</strong> im Wettbewerb<br />
stehen, wenn sich dadurch das<br />
sehr viel schlimmere Übel einer zunehmend<br />
verstaatlichten Medizin verhin<strong>der</strong>n<br />
laßt 1 <br />
Klaus Noldner<br />
Hauptgeschaftsfuhrer<br />
des Hartmannbundes<br />
306 Arztezeitschnft für Naturheilverfahren 35 4 (1994)
Industrie-Informationen<br />
Das unter dieser Rubrik zur Veröffentlichung kommende Material wird von den<br />
Firmen zur Verfügung gestellt. Deshalb erscheinen diese Meldungen außerhalb<br />
<strong>der</strong> Verantwortung <strong>der</strong> Schriftleitung.<br />
Basotherm informiert<br />
Bei Menschen mit atopischer Veranlagung<br />
ist die Umwandlung von Linolsäure<br />
in die essentielle Fettsäure GLS<br />
gestört.<br />
Die Ursache liegt nach heutigem Wissen<br />
in einer Störung <strong>der</strong> Enzymaktivität<br />
<strong>der</strong> Delta-6-Desaturase. Deshalb<br />
kann die bei Atopikern ausreichend<br />
vorhandene Linolsäure nicht in die essentielle<br />
Fettsaure Gamma-Linolensäure<br />
(GLS) umgebaut werden. Der<br />
Linolsäure-Stoffwechsel ist unterbrochen.<br />
Obwohl <strong>der</strong> Neuro<strong>der</strong>mitiker mehr Linolsäure<br />
im Plasma hat als <strong>der</strong> Gesunde,<br />
ist die Gamma-Linolensäure-<br />
Konzentration in <strong>der</strong> Haut um etwa<br />
50% geringer.<br />
Die Zufuhr von GLS als Nahrungsergänzung<br />
erweist sich als wichtige unterstützende<br />
Maßnahme bei <strong>der</strong> Neuro<strong>der</strong>mitis<br />
(B. Melnik und G. Plewig,<br />
Hautarzt 4 [1989] 685-692).<br />
Insbeson<strong>der</strong>e wird die Hornschicht <strong>der</strong><br />
Haut günstig beeinflußt: Trockenheit<br />
und Sprödigkeit nehmen ab, <strong>der</strong> Juckreiz<br />
wird geringer.<br />
Der Verbrauch von Medikamenten<br />
wie Antihistaminika, Kortikosteroide<br />
o<strong>der</strong> Antibiotika, die sonst zur Therapie<br />
<strong>der</strong> Neuro<strong>der</strong>mitis eingesetzt werden,<br />
kann deutlich eingeschränkt werden.<br />
Damit wird die Behandlung <strong>der</strong><br />
Neuro<strong>der</strong>mitis gerade bei Kleinkin<strong>der</strong>n<br />
noch risikoärmer.<br />
Einer gängigen Modellvorstellung<br />
nach wird GLS bevorzugt in die entzündungshemmende<br />
Substanz PGE<br />
(Prostaglandin) 1 umgewandelt und<br />
somit das beim Atopiker bestehende<br />
Ungleichgewicht zwischen entzündungshemmenden<br />
und entzündungsför<strong>der</strong>nden<br />
Faktoren günstig beeinflußt.<br />
Bei Erwachsenen bewährte sich<br />
eine tägliche Diät mit 320 bis 400 mg<br />
GLS, Kin<strong>der</strong> und Säuglinge benötigen<br />
180 bis 200 mg GLS pro Tag.<br />
Erste sichtbare und spurbare Hautstabilisierung<br />
kann nach einer Verabreichungsdauer<br />
von 4 bis 12 Wochen erwartet<br />
werden.<br />
Jetzt wird Gamma-Linolensäure-Substitution<br />
einfach und preiswert.<br />
Eine umfangreiche Ärztebefragung,<br />
die 1993 von <strong>der</strong> Firma Basotherm<br />
durchgeführt wurde, zeigte, daß eine<br />
sehr große Zahl von Ärzten Gamma-<br />
Linolensäure (GLS) zur Unterstützung<br />
ihrer Neuro<strong>der</strong>mitistherapie einsetzen.<br />
Als Probleme des GLS-Einsatzes wurden<br />
fast immer genannt:<br />
— die bisher notwendige Einnahme<br />
von 6 bis 9 Kapseln pro Tag („für<br />
die Betroffenen fast nicht zumutbar")<br />
— <strong>der</strong> hohe Preis einer GLS-Diät, vor<br />
allem weil Gamma-Linolensäure<br />
über mindestens 3 bis 6 Monate eingenommen<br />
werden sollte.<br />
Die neuen, am 1. Februar 1994 durch<br />
die Firma Basotherm eingeführten<br />
Produkte Quintesal®-360 (für Erwachsene)<br />
und Quintesal®-180 (für<br />
Kin<strong>der</strong> und Säuglinge) losen diese<br />
Probleme.<br />
Durch die hohe Gamma-Linolensäure-Konzentration<br />
in je<strong>der</strong> Kapsel<br />
Quintesal® wird die zum Ausgleich des<br />
GLS-Defizits mindestens notwendige<br />
Tagesmenge mit nur einer Kapsel am<br />
Tag sichergestellt.<br />
Dies wurde möglich durch den Einsatz<br />
von Borretschsamenöl, das bis zu 25%<br />
<strong>der</strong> wichtigen essentiellen Fettsäure<br />
GLS enthält (zum Vergleich: das<br />
Samenöl <strong>der</strong> Nachtkerze enthält nur 7<br />
bis 9%).<br />
Durch die einfache Einnahme einer<br />
Kapsel pro Tag benötigt man nur 30<br />
Kapseln Quintesal® pro Monat, um<br />
das Gamma-Linolensäure-Defizit auszugleichen.<br />
Die Kosten für einen Monat<br />
Quintesal® liegen für Erwachsene<br />
deshalb nur bei DM 44,90 und für<br />
Kin<strong>der</strong> und Säuglinge nur bei DM<br />
29,50.<br />
Da Quintesal® ein diätetisches Lebensmittel<br />
ist, wurden die hohen Kosten für<br />
eine Arzneimittelzulassung gespart.<br />
Das kommt jetzt den Neuro<strong>der</strong>mitikern<br />
zugute. Dadurch ist für jeden<br />
Betroffenen eine Gamma-Linolensäure-Substitution<br />
erschwinglich geworden.<br />
Hersteller: Basotherm GmbH, Biberach<br />
an <strong>der</strong> Riß.<br />
Verän<strong>der</strong>ungen im Produktsortiment<br />
Zu den nachstehend aufgeführten Terminen<br />
führten bzw. führen wir die beschriebenen<br />
Arzneimittel Cyna Bilisan®,<br />
Rephacratin, Rephaprossan® Sabal<br />
und Unex® Amarum, des weiteren<br />
die homöopathischen Komplexpräparate<br />
Cardia-Komplex Repha und Prosta-Komplex<br />
Repha neu in den Markt<br />
ein.<br />
Dafür entfallen bzw. entfielen die Präparate<br />
Castrophan, Unex (Ende April)<br />
und Rephaprossan N (Ende Mai).<br />
Cyna Bilisan® Flüssigkeit<br />
(Einführung etwa Mitte März 1994)<br />
Zusammensetzung:<br />
100 g Flüssigkeit enthalten: Fluidextrakt<br />
(1:1) aus Artischockenblättern<br />
100 g. Enthält 25 Vol.-% Alkohol.<br />
308 Arztezeitschnft für Naturheilverfahren 35 4 (1994)
Industrie-Informationen<br />
Anwendungsgebiete:<br />
Dyspeptische Beschwerden infolge<br />
vermin<strong>der</strong>ter Gallenbildung bzw. Gallenwegsdyskinesien.<br />
Packungsgröße: 50 ml<br />
Rephacratin Flüssigkeit<br />
(Einführung etwa Ende April 1994)<br />
Zusammensetzung:<br />
100 g Flüssigkeit enthalten: Fluidextrakt<br />
aus Weißdornblättern und -bluten<br />
(stand, auf 0,3% Flavonoide, ber.<br />
als Hyperosid) 100 g.<br />
A n wendungsgeb iete:<br />
Nachlassende Leistungsfähigkeit des<br />
Herzens entsprechend Stadien I bis II<br />
nach NYHA. Druck- und Beklemmungsgefühl<br />
in <strong>der</strong> Herzgegend. Noch<br />
nicht digitalisbedürftiges Altersherz.<br />
Leichte Formen von bradykarden<br />
Herzrhythmusstörungen.<br />
Packungsgröße: 50 ml<br />
Rephaprossan® Sabal Flüssigkeit<br />
(Einführung etwa Ende Mai 1994)<br />
Zusammensetzung:<br />
100 g Flüssigkeit enthalten: Sabal serrulatum<br />
Urtinktur 100 g. Enthält 62<br />
Vol.-% Alkohol.<br />
Anwendungsgebiete:<br />
Blasenentleerungsstörungen bei gutartiger<br />
Prostatavergrößerung, Prostatitis,<br />
Entzündungen <strong>der</strong> ableitenden Harnwege.<br />
Packungsgröße: 50 ml<br />
Unex®Amarum Flüssigkeit<br />
(Einführung etwa Ende April 1994)<br />
Zusammensetzung:<br />
100 g Flüssigkeit enthalten: Tinktur<br />
(1:5) aus Enzianwurzei 34 g, Tinktur<br />
(1:5) aus Wermutkraut 33 g, Tinktur<br />
(1:5) aus Ingwerwurzelstock 33 g.<br />
Enthält 65 Vol-% Alkohol.<br />
Anwendungsgebiete:<br />
Appetitlosigkeit, dyspeptische Beschwerden<br />
wie Völlegefühl und Blähungen.<br />
Packungsgröße: 50 ml<br />
Cardia-Komplex Repha<br />
(Einführung etwa Ende April 1994)<br />
Zusammensetzung:<br />
100 g flüssige Verdünnung enthalten:<br />
Convallaria D2 1 g, Adonis D2 1 g,<br />
Arnica D2 lg, Valeriana 0 4,2 g, Cactus<br />
D3 0,16 g, Camphora D2 0,16 g,<br />
Crataegus D3 3,5 g, Scilla D2 0,08 g,<br />
Olean<strong>der</strong> D4 0,08 g, Aurum coll. D4<br />
0,08 g, Spigelia D4 0,08 g. Enthält 35<br />
Vol.-% Alkohol.<br />
Packungsgröße: 100 ml<br />
Prosta-Komplex Repha<br />
(Einführung etwa Ende Mai 1994)<br />
Zusammensetzung:<br />
100 g flüssige Verdünnung enthalten:<br />
Barium carbonicum D8 5 g, Hepar sulfuris<br />
D8 5 g, Eryngium aquaticum Dl<br />
5 g, Echinacea angustifolia 0 5 g, Ipecacuanha<br />
D3 5 g, Levisticum officinale<br />
Dl 5 g, Origanum vulgäre Dl 5 g, Pulsatilla<br />
D3 2 g, Prostata Dl 10 g. Enthält<br />
55 Vol.-% Alkohol.<br />
Packungsgröße: 100 ml<br />
Hersteller: Repha GmbH, Biologische<br />
Arzneimittel, Langenhagen.<br />
Dicke Luft für die Nase<br />
Täglich werden die Abwehrkräfte herausgefor<strong>der</strong>t,<br />
denn mit <strong>der</strong> Atemluft<br />
werden Staub, Schmutz und Krankheitserreger<br />
eingeatmet. Eine gesunde<br />
Nasenschleimhaut wird normalerweise<br />
problemlos damit fertig.<br />
Ist die Nasenschleimhaut allerdings<br />
verkrustet, funktioniert <strong>der</strong> Filtermechanismus<br />
<strong>der</strong> Nase nicht mehr.<br />
Schadstoffe, die mit <strong>der</strong> Luft eingeatmet<br />
werden, können ungefiltert in die<br />
unteren Atemwege gelangen.<br />
Für das Austrocknen <strong>der</strong> Nase lassen<br />
sich vielfältige Gründe aufzählen,<br />
trockene Heizungsluft, klimatisierte<br />
Räume, Staub, Hitze und übermäßiger<br />
Gebrauch von abschwellenden<br />
Schnupfensprays.<br />
Coldastop® Nasen-Öl hilft <strong>der</strong> geschädigten<br />
Nasen- und Rachenschleimhaut,<br />
löst schonend Krusten und Borken<br />
und regt die Sekretion wie<strong>der</strong> an.<br />
Es ist hergestellt auf pflanzlicher Basis,<br />
hat einen angenehmen, frischen Geruch<br />
(Zitronen- und Orangenöl) und<br />
ist sehr gut verträglich (bereits für Kin<strong>der</strong><br />
ab drei Jahren).<br />
In einer sehr lesefreundlichen Broschüre<br />
wird die Problematik <strong>der</strong> trokkenen<br />
Nase von verschiedenen Seiten<br />
beleuchtet. Ungewöhnliche Abbildungen<br />
ergänzen die schriftlichen Informationen<br />
und machen die Thematik<br />
deutlich.<br />
Diese Informationsbroschüren können<br />
kostenlos bezogen werden bei: Desitin<br />
Arzneimittel GmbH, Weg beim Jäger<br />
214, D-22335 Hamburg.<br />
Thymiverlan®<br />
Von Verla-Pharm, Tutzing, gibt es seit<br />
Anfang des Jahres das neue, rein<br />
pflanzliche Hustenpräparat Thymiverlan®.<br />
Es vereint die bronchospasmolytischen,<br />
expektorierenden und antibakteriellen<br />
Eigenschaften des Thymians<br />
in einer beson<strong>der</strong>s hochkonzentrierten<br />
Lösung mit 496,7 mg Fluidextrakt<br />
pro ml.<br />
Thymiverlan®, wohlschmeckend und<br />
ohne Neben- und Wechselwirkungen,<br />
eignet sich hervorragend für Kin<strong>der</strong>,<br />
aber auch für Erwachsene. Durch den<br />
beigefügten praktischen Doppellöffel,<br />
mit seiner kleinen und großen Seite,<br />
läßt sich das Präparat beson<strong>der</strong>s einfach<br />
kind- und erwachsengerecht dosieren.<br />
Lästiges Tropfenzählen o<strong>der</strong><br />
Meßbecherabfüllen entfällt.<br />
Thymiverlan® ist bei Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen<br />
unter 18 Jahren ohne Einschränkung<br />
erstattungsfähig und in<br />
folgenden wirtschaftlichen Packungsgrößen<br />
erhältlich:<br />
50 ml (N2) 5,35 DM<br />
100 ml (N3) 9,50 DM<br />
310 Arztezeitschnft für Naturheilverfahren 35, 4 (1994)
Adressenän<strong>der</strong>ung<br />
Lieber Bezieher,<br />
lei<strong>der</strong> erhalten wir die ÄRZTEZEITSCHRIFT FÜR<br />
NATURHEILVERFAHREN oft zurück mit dem Hinweis<br />
„unbekannt verzogen"<br />
Im eigenen Interesse bitten wir alle Bezieher, uns<br />
Adressenän<strong>der</strong>ungen rechtzeitig mitzuteilen Sie<br />
sparen sich und uns Unannehmlichkeiten.<br />
Kunden-Nr.:<br />
(ohne Kunden-Nr ist keine Bearbeitung möglich)<br />
Marne, Vorname:<br />
Alte Anschrift:<br />
Straße<br />
Nr.:<br />
Pl 7/Ort.<br />
Bei Umzug füllen Sie bitte das nebenstehende<br />
Formular aus und senden dies an:<br />
Medizinisch Literarische VerlagsgesellschaftmbH<br />
Postfach 1151/1152, D-29501 Uelzen<br />
Telefonischer Än<strong>der</strong>ungsdienst: (0581) 808151<br />
Neue Anschrift:<br />
Straße-<br />
Pl 7/Ort:<br />
Nr:<br />
Herausgeber:<br />
<strong>Zentralverband</strong> <strong>der</strong> Arzte für Naturheilverfahren e V, Sitz Stuttgart Geschäftsstelle<br />
Bismarckstraße 3, 72250 Freudenstadt, sowie die dem <strong>Zentralverband</strong><br />
angeschlossenen Gesellschaften und Arbeitsgemeinschaften<br />
Internationale medizinische Gesellschaft für Elektroakupunktur nach Dr Voll e V,<br />
Deutsche Gesellschaft für Elektroneuraldiagnostik und -therapie nach Croon e V ,<br />
Deutsche Arztegesellschaft für Akupunktur e V ,<br />
Internationale Ärztliche Arbeitsgemeinschaft für HOT<br />
(fotobiologische Oxydationstherapie e V),<br />
Internationale Gesellschaft für Homotoxikologie<br />
und antihomotoxische Therapie e V<br />
Internationale medizinische Gesellschaft für Neuraltherapie nach Huneke e V,<br />
Deutsche Gesellschaft für Thermographie e V<br />
Arbeitsgemeinschaft für Mikrobiologische Therapie,<br />
Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsvorsorge,<br />
Arbeitsgemeinschaft für Phytotherapie,<br />
Arbeitskreis für Homöopathie,<br />
Arztegesellschaft für Naturheilverfahren (Physiotherapie) e V Berlin<br />
Schriftleitung:<br />
Dr med K Ch Schimmel Stefan-Lochner-Straße 37<br />
88709 Meersburg/Bodensee (Hauptschnftleiter)<br />
Dr med H Anemueller 83233 Bernau am Chiemsee (Ernährung)<br />
Dr med L Fodor, Schulgasse 7a, 94078 Freyung (apparative Medizin)<br />
Dr med H Huneke, Erwin-v-Witzleben-Straße 17<br />
40474 Dusseldorf-Nord (Regulationstherapie)<br />
Dr med H -P Legal, Orleansplatz 5, 81667 München (Pressereferent)<br />
Prof Dr med P A Maurer Harthauser Straße 10e<br />
81545 München (Psychotherapie)<br />
Dr med F Oelze, Kakenhaner Grund 21, 22397 Hamburg<br />
(Physikalische Medizin und Rehabilitation)<br />
Prof Dr H Schilcher, Gierkezeile 36/IV, 10585 Berlin (Phytotherapie)<br />
Dr med W Schmitz-Harbauer Bismarckstraße, 47799 Krefeld (Europafragen)<br />
Dr med R Wilhelm, Schmarjestraße 18 14169 Berlin (Physiotherapie)<br />
Mitteilung <strong>der</strong> Schriftleitung:<br />
Zuschriften mit Originalen (wissenschaftlichen Beitragen), Referate, redaktionelle<br />
Nachrichten und Verbandsangelegenheiten werden an das Redaktionssekretariat<br />
<strong>der</strong> Arztezeitschnft für Naturheilverfahren Stefan-Lochner-Str 37<br />
88709 Meersburg am Bodensee, erbeten<br />
Onginalien und Beitrage, die zur Veröffentlichung kommen, werden mit DM 40 —<br />
pro Druckseite honoriert die Schnftleitung behalt sich jedoch den Zeitpunkt <strong>der</strong><br />
Veröffentlichung vor Grundsätzlich werden nur Erstveröffentlichungen angenommen<br />
Alle Manuskripte sind direkt an die Schnftleitung zu richten Grundsätzlich werden<br />
nur solche Arbeiten angenommen, die vorher we<strong>der</strong> im Inland, noch im Aus<br />
land veröffentlicht worden sind Die Manuskripte dürfen auch nicht gleichzeitig<br />
an<strong>der</strong>en Blattern zum Abdruck angeboten werden — Mit <strong>der</strong> Annahme des Manuskriptes<br />
erwirbt <strong>der</strong> Verlag für die Dauer <strong>der</strong> gesetzlichen Schutzfrist die ausschließliche<br />
Befugnis zur Wahrnehmung <strong>der</strong> Verwertungsrechte im Sinne des<br />
§ 15 f des Urheberrechtsgesetzes —Übersetzung Nachdruck —auch von Abbildungen<br />
— Vervielfältigungen auf fotomechanischem o<strong>der</strong> ahnlichem Wege<br />
o<strong>der</strong> in Magnetton-Verfahren Vortrag Funk- und Fernsehsendungen sowie<br />
Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen — auch auszugsweise — sind nur<br />
mit schriftlicher Zustimmung des Verlages gestattet — Für den persönlichen<br />
Gebrauch dürfen von Beitragen o<strong>der</strong> Teilen von diesen einzelne Kopien hergestellt<br />
werden — Jede im Bereich eines gewerblichen Unternehmens hergestellte<br />
Kopie dient im Sinne von § 54 Abs 2 UrhG gewerblichen Zwecken und ist gebührenpflichtig<br />
Die Gebuhr betragt DM — 40 je vervielfältigte Seite Sie wird entrichtet<br />
entwe<strong>der</strong> durch Anbringung einer entsprechenden Wertmarke o<strong>der</strong> durch<br />
Bezahlung an die VG WORT, Abteilung Wissenschaft, Goethestraße 49 80336<br />
München, von <strong>der</strong> weitere Einzelheiten zu erfragen sind<br />
Die Beitrage dürfen daher nicht in gleichem o<strong>der</strong> ähnlichem Wortlaut an an<strong>der</strong>er<br />
Stelle veröffentlicht werden<br />
— Jede Arbeit soll eine Zusammenfassung enthalten, die beim Abdruck dem<br />
Text vorgeschaltet wird Diese wäre von Ihnen selbst zu verfassen Sie sollte<br />
aber 10 Druckzeilen nicht überschreiten Die Schnftleitung wird ohne Kosten<br />
eine englische und franzosische Übersetzung veranlassen, sofern Sie es<br />
nicht vorziehen, diese selbst zu verfassen<br />
— Die Arbeit sollte von den Charaktenstika des mündlichen Vortrages befreit<br />
und noch vom Autor so bearbeitet werden, daß sie druckreif vorliegt<br />
— In <strong>der</strong> Regel gilt als maximale Lange für jede Arbeit 8-10 Schreibmaschinenseiten<br />
(Izeilig 70 Anschlage pro Zeile)<br />
— Pro Arbeit sollten maximal 2 Abbildungen zur Publikation vorgelegt werden<br />
Arbeiten, die diese Voraussetzungen nicht erfüllen, müssen wir Ihnen lei<strong>der</strong><br />
als unvollständig zurückreichen<br />
Für unverlangt eingesandte Manuskripte wird keine Verantwortung übernommen,<br />
Rucksendung erfolgt nur wenn Ruckporto beigefugt ist Arbeiten unter <strong>der</strong><br />
Rubrik .Erfahrungen aus <strong>der</strong> Praxis" stellen nicht unbedingt die Meinung <strong>der</strong><br />
Schnftleitung dar<br />
Editoriais drucken die persönliche Meinung des Autors jedoch nicht unbedingt<br />
die von Herausgeber o<strong>der</strong> Schnftleitung aus<br />
Alle Manuskripte werden von <strong>der</strong> Schnftleitung nach medizinisch-wissenschaftlichen<br />
und vom Lektor des Verlages nach stilistisch-sprachlichen Gesichtspunkten<br />
redigiert<br />
Die Nennung von Markenbezeichnungen laßt keinerlei Rückschlüsse zu ob es<br />
sich um geschützte Zeichen handelt<br />
Bei Leserzuschriften behalten wir uns die Veröffentlichung o<strong>der</strong> Kürzung aus<br />
redaktionellen Gründen vor<br />
Son<strong>der</strong>drucke:<br />
Von Onginalbeitragen erhalten die Verfasser auf Verlangen 30 Son<strong>der</strong>drucke<br />
kostenlos Dies muß jedoch mit dem Einreichen des Manuskriptes ausdrücklich<br />
vermerkt werden Wird eine höhere Stuckzahl gewünscht so erfolgt für diese eine<br />
Berechnung<br />
Nachdruck:<br />
Alle Rechte auch die des auszugsweisen Nachdruckes <strong>der</strong> fotomechanischen<br />
Wie<strong>der</strong>gabe und <strong>der</strong> Übersetzung bleiben dem Verlag nach Maßgabe <strong>der</strong> gesetzlichen<br />
Bestimmungen vorbehalten Nachdruck, auch auszugsweise, ist nur<br />
mit genauer Quellenangabe gestattet und bedarf bei Onginalbeitragen <strong>der</strong><br />
schriftlichen Genehmigung des Verlages Für innerbetriebliche fotomechanische<br />
Vervielfältigung gilt das Rahmenabkommen des Borsenvereins des Deutschen<br />
Buchhandels mit dem BDI vom 14 6 1958 (10-Pf-Wertmarke pro Seite)<br />
Verlag:<br />
Medizinisch Literarische Verlagsgesellschaft mbH<br />
Postfach 1151/1152, D-29501 Uelzen Tel (05 81)8 08-150 Fax (05 81) 80 8158<br />
Anzeigenverwaltung. Marlis Jess, Tel (05 81)8 08 152<br />
Anzeigenpreisliste.<br />
Zur Zeit gilt die Liste Nr 31<br />
Erfüllungsort und Gerichtsstand Uelzen<br />
Erscheinungsweise: monatlich<br />
Bezugsbedingungen:<br />
Der Bezugspreis betragt jährlich 118,— DM einschl UST Studentenpreis 88,50<br />
DM Preise jeweils zuzüglich Versandkosten Einzelhefte werden zum Preis von<br />
e 14 — DM abgegeben Abonnementsgebuhren sind nach Rechnungserhalt falig<br />
o<strong>der</strong> zahlbar netto Kasse<br />
Im Falle höherer Gewalt o<strong>der</strong> bei Störungen des Arbeitsfnedens besteht kein Anspruch<br />
auf Kürzung bzw Ruckzahlung des Bezugsgeldes<br />
Die Kündigung des Jahresabonnements kann nur schriftlich mit einer Frist von<br />
6 Wochen zum Jahresende beim Verlag erfolgen nach diesem Termin eingehende<br />
Abbestellungen werden für das nächste Jahr vorgemerkt<br />
Für die Bearbeitung aller Zuschriften bitte die Lesernummer angeben<br />
Haftung:<br />
Sämtliche Angaben in diesem Heft sind nach bestem wissenschaftlichem Können<br />
<strong>der</strong> einzelnen Autoren gemacht Eine Gewahr übernimmt <strong>der</strong> Verlag für diese<br />
Beitrage nicht Im Einzelfall bleibt es dem Leser überlassen, diese Aussagen<br />
einer eigenen Prüfung zu unterziehen Die Arzneimittel- und Geratehersteller<br />
haften selbst für ihre in den Anzeigen gemachten Angaben Ebenfalls übernimmt<br />
<strong>der</strong> Verlag keine Haftung für Schaden, die durch fehlerhafte o<strong>der</strong> unterbliebene<br />
Ausfuhrungen im Text o<strong>der</strong> in den Anzeigen entstehen<br />
Zahlungen:<br />
Postbank Hamburg Kto-Nr 2 392 16-201, BLZ 200100 20 Sparkasse Uelzen,<br />
Kto -Nr 5 405, BLZ 258 50110<br />
Gerichtsstand Uelzen<br />
Druck: C Beckers Buchdruckerei GmbH & Co KG<br />
29525 Uelzen<br />
Groß Lie<strong>der</strong>ner Straße 45,