Gesamte Ausgabe runterladen - Zentralverband der Ãrzte für ...
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Laudatio Dr. Oelze<br />
<strong>der</strong> Anwendung klassischer Naturheilverfahren<br />
wie <strong>der</strong> Diätetik, <strong>der</strong> Phytotherapie,<br />
<strong>der</strong> Hydrotherapie, <strong>der</strong> physikalischen<br />
Behandlung und <strong>der</strong> Gesprächstherapie.<br />
Hier behandelte er in 38 Jahren Berufsausübung<br />
mehr als 25 000 Patienten, auch<br />
mit schulgemäßer Pharmakotherapie.<br />
Seine Patienten kamen aus dem Bereich<br />
<strong>der</strong> inneren Medizin, <strong>der</strong> Neurologie, <strong>der</strong><br />
Dermatologie, <strong>der</strong> Orthopädie und <strong>der</strong><br />
Psychiatrie. In dieser Zeit verfaßte er über<br />
100 wissenschaftliche Abhandlungen, hielt<br />
Kongreßvorträge, wo <strong>der</strong> 1967 nach eigenen<br />
wissenschaftlichen Forschungen auf<br />
dem Welt-Fettkongreß in Hamburg vorgetragene<br />
Vortrag über den Einfluß hochungesättigter<br />
Fettsäuren auf verschiedene Lipidparameter<br />
beson<strong>der</strong>e Beachtung fand.<br />
Arzneimittelstudien gehörten auch damals<br />
schon zu seiner Arbeit. 1986 veröffentlichte<br />
er im Verlag Gräfe und Unzer ein<br />
Buch mit dem Titel „Herz-Kreislauf-<br />
Erkrankungen — natürlich behandeln",<br />
das großen Anklang fand. Ehrenamtlich<br />
engagiert Oelze sich vorwiegend für Alkoholkranke<br />
und ihre vielschichtige Therapie,<br />
für Altenpflege und die sozialen Probleme<br />
seiner Patienten. So gelang es ihm<br />
als Abgeordneten <strong>der</strong> Hamburger Bürgerschaft<br />
1968/69 hohe Geldbeträge für den<br />
Aufbau <strong>der</strong> Psychiatrie in Hamburg im<br />
Krankenhaus Hamburg Ochsenzoll investieren<br />
zu lassen, denen auch in <strong>der</strong> Zeit<br />
danach noch weitere Investitionen folgten.<br />
Seinem Interesse für die Phytotherapie<br />
entsprechend, wurde Oelze 1988, gerade<br />
als er in Pension ging, in die Kommission E<br />
beim Bundesgesundheitsamt berufen.<br />
Vorsitzen<strong>der</strong> dieser Kommission wurde er<br />
bereits 1989 und ist auch heute noch, nach<br />
2 Wahlperioden, in diesem Amt. 1988/89<br />
bestritt er im Fernsehen 29 eigene 20-Minuten-Sendungen<br />
über Gesundheitsthemen<br />
und Naturheilverfahren. Dabei ist<br />
Oelze seit 1958 nebenamtlich als Medizinjournalist<br />
tätig, wobei er neben Berichten<br />
auch viele Referate, Buchrezensionen und<br />
Artikel über gesundheitliche und sozialpolitische<br />
Themen verfaßte. Auch berufspolitisch<br />
war und ist er ein gesuchter Kollege.<br />
Bereits seit 1953 im Vorstand des<br />
ZÄN ist er Fachbeisitzer für Naturheilverfahren<br />
und physikalische Therapie bei <strong>der</strong><br />
Landesärztekammer Hamburg, ist Vorsitzen<strong>der</strong><br />
des Berufsverbandes <strong>der</strong> Ärzte für<br />
physikalische Medizin und Rehabilitation,<br />
Mitglied des Vorstandes <strong>der</strong> Gesundheitsbehörde<br />
<strong>der</strong> Freien Hansestadt Hamburg,<br />
Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> Arbeitsgemeinschaft<br />
physikalische Therapie und Rehabilitation<br />
im Hartmannbund — Verband <strong>der</strong> Ärzte<br />
Deutschlands — Bonn, Mitglied des erweiterten<br />
Vorstandes <strong>der</strong> wissenschaftlichen<br />
Gesellschaft für physikalische Medizin<br />
und Rehabilitation, Delegierter <strong>der</strong> Vereinigung<br />
europäischer fachärztlicher Berufsverbände,<br />
Sektion physikalische Medizin<br />
und Rehabilitation in Brüssel, Mitglied <strong>der</strong><br />
Europäischen Akademie für medizinische<br />
Rehabilitation in Straßburg, Ehrenmitglied<br />
<strong>der</strong> französischen und <strong>der</strong> belgischen<br />
Fachgesellschaft gleichen Namens.<br />
Ansprache von Dr. med. Fritz Oelze<br />
anläßlich <strong>der</strong> Verleihung <strong>der</strong> Hufeland-Medaille in Freudenstadt<br />
am 12. März 1994<br />
Diese Ehrung ist für mich Anlaß zum<br />
Rückblick.<br />
Ich kam zu den Naturheilverfahren, als<br />
ich (noch) 1948 Dr. Hanns Kusche<br />
kennenlernte.<br />
Nach Verlust seiner Naturheilklinik<br />
St. Uli in Murnau durch die Kriegsverhältnisse,<br />
hatte er einzelne Privatpatienten<br />
in Privatquartieren, suchte<br />
sie dort auf und behandelte sie mit<br />
klassischen Naturheilverfahren.<br />
Kusche war ein faszinieren<strong>der</strong> Mann,<br />
früher — bis 1931 Oberarzt bei Prof.<br />
Klein, Jena — Institut und Klinik für<br />
Naturheilkunde, seit 1931 Chefarzt in<br />
Murnau, im Krieg Internist eines Feldlazaretts.<br />
Beim Kongreß des ZÄN 1952 in Bad<br />
Lauterberg hörte ich Dr. Hans Malten,<br />
<strong>der</strong> vor 200 begeisterten Ärzten über<br />
die Therapie mit Naturheilverfahren —<br />
auch von Schwerkranken — sprach.<br />
Nachher, an <strong>der</strong> Bar, fragte ihn Hanns<br />
Kusche: „Sag mal Hans, wann hast Du<br />
eigentlich Deine letzte Pneumonie behandelt"<br />
Antwort: „Ach Hanns, das<br />
ist schon lange her, und dabei wird mir<br />
immer himmelangst."<br />
Damals unbezahlter Assistenzarzt an<br />
<strong>der</strong> Medizinischen Poliklinik in München,<br />
hatte mich Dr. Adolf Hoff, Wörishofen,<br />
im Auto mitgenommen, zusammen<br />
mit Dr. V. Weckbecker. Bei<br />
<strong>der</strong> langen Fahrt erfuhr ich viel über<br />
Wörishofen, Kneipp-Ärzte, Naturheilverfahren<br />
und ihre verschiedenen Vertreter.<br />
1953 nahm mich Kusche mit nach<br />
Hamburg als seinen Oberarzt und<br />
Stellvertreter an die neue Abteilung für<br />
Naturheilverfahren im AK Ochsenzoll.<br />
Dieses hatte 2 200 Betten, vorwiegend<br />
Psychiatrie, aber auch eine Innere Abteilung<br />
mit 400 (!) Betten und eine<br />
Chirurgie mit 180.<br />
Wir bekamen 80 Betten. Das für uns<br />
umzubauende psychiatrische Haus war<br />
nicht fertig, so mußte Prof. Bertram,<br />
<strong>der</strong> Internist, uns für sechs Monate<br />
zwei Stationen leihen. Er sagte: „Solange<br />
die Kurpfuscher hier im Hause<br />
sind, gehe ich nicht mehr 'rein" (er<br />
hatte im Obergeschoß nämlich noch<br />
100 Innere Betten) und: „Wer bei uns<br />
stirbt, ist lege artis gestorben, bei denen<br />
war es ein Kunstfehler."<br />
Aber nicht alle Kollegen kamen uns so<br />
entgegen. Prof. Mauz, Psychiater und<br />
Ärztlicher Direktor, fragte mich: „Was<br />
machen Sie eigentlich mit Ihren Patienten"<br />
Als ich ihm die Therapie eines<br />
Pneumoniekranken mit Hydrotherapie<br />
schil<strong>der</strong>te, unterbrach er<br />
mich: „Ich weiß, Sie machen Psychotherapie".<br />
Sein Nachfolger Prof. Büssow, Psychiater<br />
und Ärztlicher Direktor sagte<br />
Arztezeitschnft für NaturheiSverfahren 35, 4 (1994) 245