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Gesamte Ausgabe runterladen - Zentralverband der Ärzte für ...

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F. G. Wilhelmi de Toledo und H. Klepzig, Fasten<br />

Das Fasten, isoliert von seinen traditionellen<br />

Hilfsmethoden und lediglich<br />

zum Körperfettabbau, war geboren.<br />

Es hieß „Null-Kalorien-Diät" (32).<br />

Auch Universitätskliniken in Deutschland<br />

erforschten das Fasten weiter. Als<br />

erste zu erwähnen ist die Universität<br />

Ulm mit C. Pfeiffer, H. Ditschuneit<br />

und H. Wechsler, die die Grundlagen<br />

<strong>der</strong> Fastenphysiologie herausarbeiteten<br />

(33).<br />

Die Patienten nahmen dabei relativ<br />

schnell ab ohne Hunger zu verspüren,<br />

aber diese Gewichtsreduktion hielt<br />

nicht lange an (34). Während <strong>der</strong> Nulldiät,<br />

die meist stationär im Krankenhaus,<br />

ohne Bewegung, Darmreinigung,<br />

Hilfsmethoden o<strong>der</strong> Berücksichtigung<br />

<strong>der</strong> psychisch-seelischen Wirkungen<br />

des Fastens durchgeführt<br />

wurde, wurden Symptome als Folge<br />

von Kreislauf- o<strong>der</strong> Stoffwechselstörungen<br />

nicht selten beobachtet.<br />

Hinzu kam, daß die Krankenhaustagessätze<br />

für das Verfahren unangemessen<br />

hoch waren, was zu <strong>der</strong> Idee<br />

führte, die Nulldiät ambulant durchzuführen.<br />

Parallel dazu kamen vermehrt<br />

Studien, die negative Stickstoffbilanzen<br />

während des Fastens aufzeigten.<br />

Dieser Eiweißabbau wird oft von den<br />

traditionellen Fastenärzten als therapeutisch<br />

betrachtet (35). Es herrscht<br />

die Vorstellung, daß „pathologisches"<br />

Eiweiß (36) katabolisiert wird. Ganz<br />

im Gegenteil dazu wurde aber von den<br />

„offiziellen" Studien dieser Eiweißabbau<br />

als Hauptgefahr <strong>der</strong> Fastentherapie<br />

deklariert (37). Es müsse unbedingt<br />

substituiert werden ohne Rücksicht<br />

auf Fastenlänge, Ausgangslage<br />

und an<strong>der</strong>e Indikationen, außer Adipositas.<br />

VLCD — Very Iow calorie diet<br />

Das erlaubte <strong>der</strong> Industrie, das Fasten<br />

durch Eiweiß und Mikronährstoffe zu<br />

substituieren und in Pulverform als<br />

„Very Iow calorie diet" zu vermarkten.<br />

Dieses Formula-Fasten geriet aber<br />

langsam aus den Händen <strong>der</strong> Ärzte<br />

und wurde in Supermärkten und Apotheken<br />

frei verkauft.<br />

Da geschah 1978 <strong>der</strong> „Liquid-proteindiet-scandal"<br />

(38), in dem ca. 60 übergewichtige<br />

Menschen nach 2 o<strong>der</strong><br />

mehreren Monaten ärztlich nicht supervisierten,<br />

eiweißsubstituierten Formula-Fastens<br />

starben. Lag das an <strong>der</strong><br />

schlechten Qualität des Eiweißes Lag<br />

das an dem Mangel <strong>der</strong> ärztlichen Betreuung<br />

o<strong>der</strong> an an<strong>der</strong>en unbekannten<br />

Faktoren Jedenfalls ist dieser dramatische<br />

Zwischenfall verantwortlich für<br />

eine Panikwelle, die bis heute noch andauert.<br />

Alle Gegner des Fastens zitieren<br />

noch bis heute diese 25 Jahre alten<br />

Studien, die zu dieser Zeit den Zwischenfall<br />

untersuchten. Das Fasten geriet<br />

in Mißkredit, obwohl es sich dabei<br />

nicht um Fasten, son<strong>der</strong>n um qualitativ<br />

schlecht eiweißsubstituiertes VLCD<br />

handelte!<br />

Die Eiweiß-Polemik<br />

Heute wurden mit Hilfe <strong>der</strong> Industrie<br />

an<strong>der</strong>e Formulas (39) zur Gewichtsreduktion<br />

entwickelt, mit denen ein gewisser<br />

Grad an Sicherheit erreicht ist.<br />

Die Eiweiß-Polemik ist noch nicht<br />

beendet. Einige Fastenärzte machen<br />

die „Eiweiß-Verschlackung" für alle<br />

Übel verantwortlich und meinen, lediglich<br />

„Schlackeneiweiß" werde im<br />

Fasten katabolisiert. Diese Meinung ist<br />

heute nicht mehr vertretbar, wohl aber<br />

die Hypothese, daß bei <strong>der</strong> allgemeinen<br />

Eiweißkatabolie pathologische<br />

o<strong>der</strong> verän<strong>der</strong>te Eiweißstrukturen mit<br />

abgebaut werden könnten. Kein Zweifel<br />

existiert mehr über die Tatsache,<br />

daß die Haupteiweißreserve langfristig<br />

die Muskulatur darstellt (40). Dies bedeutet<br />

aber keinerlei Verlust an Muskelleistungsfähigkeit,<br />

ganz im Gegenteil<br />

(41).<br />

An<strong>der</strong>erseits scheint die panische<br />

Angst vor dem Eiweißabbau im Fasten<br />

von Seiten <strong>der</strong> Adipositasforscher genauso<br />

übertrieben zu sein: Tiere und<br />

Menschen fasten seit eh und je notgedrungen<br />

ohne Eiweiß; und die Fastenkliniken<br />

wie Buchinger, Mayr o. ä.<br />

wissen schon, daß bei einer Fastendauer<br />

unter vier Wochen mit ärztlicher<br />

Betreuung die vielgefürchteten Gefahren<br />

nicht eintreten. Außerdem werden<br />

in <strong>der</strong> Aufbauzeit nach dem Fasten die<br />

Stickstoffbilanzen schlagartig positiv<br />

(42). Das bedeutet, daß die Proteinsynthesen<br />

massiv angeregt werden und<br />

das Funktionseiweiß, das für den essenden<br />

Körper notwendig ist, wie<strong>der</strong><br />

aufgebaut wird. Darüber hinaus<br />

könnte diese Situation zur positiven<br />

„Erneuerung des Eiweißpools" führen.<br />

Heutige Fastentherapie<br />

Die mo<strong>der</strong>nen Fastenärzte und Fastenärztinnen<br />

praktizieren nach wie<br />

O "Hilfsmethoden 11<br />

Abb. 5:<br />

Das Fasten und seine„ Hilfsmethoden ".<br />

Traditionell:<br />

o Bewegung<br />

o Rö<strong>der</strong>n/Homöopathie<br />

o heilende Seelenführung<br />

o Sonne - Luft -<br />

Licht<br />

o Dunstwickel<br />

(Schroth)<br />

o Bauchbehandluns<br />

luu §<br />

o Mflyr-Diagnostik<br />

Aktuell:<br />

o Bewegungstherapie<br />

o Physiotherapie<br />

o Psychotherapie<br />

o Naturheilverfahren<br />

o Fastenzusätze<br />

o Orientierung zur<br />

Spiritualität<br />

o Nachsorgeprogramm<br />

256 Arztezeitschnft für Naturheilverfahren 35, 4 (1994)

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