1955 PDF - TSG 1885 Neu-Isenburg

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TURN- U. SPORTGEMEINSCHAFT 1885 EV NEU-ISENBURG, BEETHOVENSTR. 53 . TEL 487 . SPORTPLATZANLAGEN AM SCHWIMMBAD Nummer 8 August 1955 1. Jahrgang Bericht vom Lundesturntest in Darmstadt In den Tagen vorn 14. bis 17. Juli erlebten wir das :2. Hossieche Landesturnfest nach dem Kriege; das 1. fand 1950 In Kassel statt, beide Feste wickelten sich 'auf traditionsreichem Boden für 'lie Turnerei ab .und Darmstadt stand .cht hinter Kassel zurück. Die Geschichte der Darmstädter Turnerschaft weist große unvergeßliche Namen auf deren nachhaltige Eindrücke uns heute noch richtunggebend sind. In Darmstadt begründete Adolf Spieß vor rund 100 Jahren das deutsche Schulturnen, während der Kupferdrucker Heinrich Felsing, der Gründer der Darmstädter Turngemeinde von 1846, uns das Wahrzeichen der Turnerschaft, die „4 F", schuf. Um Felsing gruppierten sich die Turnführer Dr. Ludwig Weidi'g, Dr. Sortorius und Emanuel Schmuck, deren Namen uns alle in Bergfesten und Staffeln erhalten blieben und die uns heute noch Wegweiser und Denksteine zugleich sind. So waren die Voraussetzungen für das Landesturnfest in Darmstadt, das in diesem Jahre das 925jährige Bestehen seiner Stadtrechte feiert, gegeben und hat diese auch in hohem Maße erfüllt. In Darmstadt trafen sich die 21 Turngaue des Hessenlandes und schickten nahezu 6000 Wettkämpfer In den Kampf 1"r in selten schönen, zentral gepack- .en Platzanlagen am Böllenfalltor vonstatten ging. Hier in dem Hochschulstadion, dem Stadion der Spvg. 98 und den g,eräumige.n Aufstellplätzen gleich neben dem Schwimmbad, hatten alle Wettkampfarten Raum und den Verantwortlichen der Vereine wurde die Mühe, ihre Leute immer zeitig zusammen zu haben, wesentlich verkleinert. Das unterstrich auch noch das vor den Toren der Stadien groß angelegte Zeltdorf, in welchem 1100 Turnerjungen und -mädels bei voller Verpflegung, mustergültig unter der Obhut des Landesjugendwartes Jule ,Seitz und unserer Landesjug:endwartin Erika Gräfin von Roedern ihr eigenes Lagerleben führte. Die Eröffnung des Festes erfolgte bereits am Donnerstag auf dem wiederhergestellten schönen Marktplatz, die leider noch unter Regeneinfluß zu leiden hatte, nachdem einige Stunden vorher ein Gewitter herniederging. Doch von da an sollte das große Turnertreffen von schönstem Sonnenschein bedacht werden, der • sich an beiden Hauptkampftagen, Samstag und Sonntag, zuweilen zu kaum erträglicher Hitze entwickelte, so daß besonders die Geräteturner sehr darunter zu leiden hatten. Wir hatten die stattliche Zahl von 26 Wettkämpfern gemeldet, die sieh alle tapfer gehalten haben und zum Teil unerhoffte Leistungen vollbrachten. Leider mußten mehrere Turner Infolge Urlaubsschwierigkeiten und Verletzung dem Wettkampf fernbleiben, so daß wir mit Insgesamt 19 Siegen die Wettkämpfe beenden konnten, was als einen großen Erfolg für unseren Verein bezeichnet werden kann, besonders wenn man die sehr starke 'Konkurrenz und große Beteiligung berücksichtigt. Es 'errang unser Altersturner Hans Schäfer im volkstümlichen Dreikampf 243 Punkte. Unser Männerturnwart Karl Henrich erzielte den 7. Sieg mit 55,35 Punkten im Geräte-6- Kampf der Aelteren und wurde damit 'Gaubester der Altersklasse. Wilhelm Eisel erreichte im Geräte-12.-Kampf der allgemeinen Klasse unter sehr starker Besetzung mit 100,75 Punkten den 70. Sieg. Im volkstümlichen 3-Kampf errang :bei den Turnern Hans Mack mit 222 Punkten einen Sieg und beide Jugendturner Rudolf Heim mit 223 Punkten den 49. Sieg und Georg Schweitzer .den 36. Sieg. Im Geräte-6-Kampf der Jugend errang Richard :Träger mit 42.8 Punkten einen Sieg. Der Geräte-7-Kampf, allg. Klasse der Turnerinnen, brachte uns drei schöne Erfolge und zwar durch Marlies Mack mit 62,40 Punkten den 23. Sieg, Helga Linke mit 58,85 Punkten den 52. Sieg und Anne Henrich mit 57,30 Pkt. den 62. Sieg. Auch im gemischten 6-Kampf der Jugendturnerinnen wurden 3 Siege errungen durch Ria Hau mit 53,20 Punkten den 32. Sieg, Gisela Scherf mit 90,10 Punkten den 90. Sieg und Brigitte Heil mit 48;15 Punkten den 117. Sieg. Im leichtathletischen 3-Kampf der Ju- ,gendturnerinnen errang mit 22,1 Pkt. unsere Turnerin Erika Held einen ebenso beachtlichen 23. Sieg. Einen gleichzeitig wertvollen 24. Sieg errang Helga Schickedanz im Gymnastik-3-Karnpf für Turnerinnen allgem, Klasse mit 22,6 Punkten. Als einziger im Wettkampf befindlicher Schwimmer erkämpfte sich unter starker Beteiligung Gerd Ritter im 100 m- Kraul den 4. Sieg und im :1100-Meter- Rückenkraul den 2. .Sieg. Erstmalig beteiligten wir uns an den Deutschen Turnvereinsmeisterschaften Fortsetzung auf Seite 2 Das muß einmal gesagt werden! 1. 'Selbst eine gute Führung hat es' nicht leicht, ob im Verein, im Bund oder im politischen Raum. Sie wird von vielen Seiten angegriffen, Dem einen tut sie zuviel, dem anderen zu wenig. Die einen schimpfen ihre Maßnahmen diktatorisch, die anderen wünschen energischeren 'Zugriff. Hänschen Meier will mehr Linie, Lieschen Müller aber spricht von Einspuri.gkeit. Es ist nicht leicht, den Weg zu finden, den alle für richtig halten. 2. Einem 'bekannten Mann unserer Führung wurde einmal der ernst und ehrlich gemeinte Rat gegeben: stopfe den Brüdern für immer das Maul und statuiere ein 'Exempel! i(Gemeint sind natürlich die Kritiker.) Dieser Mann überlegte lange, ab „diese Brüder" tatsächlich nicht doch ein wenig recht hätten. Er meinte das bejahen zu können, fand aber auch seine Meinung bestätigt, So sagte er sich: „Laß sie, 'vielleicht finden sie den Brosamen der Gerechtigkeit, den ganz und ungeteilt doch wohl nie jemand finden wird." Dies war das weiseste, 'was er tun konnte. Er war tolerant. 3. Eine gute Führung geht immer auf einem schmalen Pfad. Sie soll das tun, was den Beifall der Masse ertönen läßt, oder soll sie nur nach Maßgabe ihres 'besseren 'Wissens, ihres Gewissens und der Interessen der großen Gemeinschaft handeln? So vielfältig ist das Wollen der einzelnen! Der eine liest mit 24 Jahren nach Bild:geschichtien, der andere mit :14 hochgeistige Essays. Der erste ist Leichtathlet, 'd'er zweite schwimmt, der dritte spielt Tennis, der vierte meint, nichts 'von alledem gehöre zum Turnen. Der eine tanzt Bebop und Boogie, der andere singt den „Messias" und liebt negro spirituals. :So vielfältig wie der Mensch ist seine Meinung. Aber jeder 'will sein volles Recht. 4. Es verhält sich nicht so, daß alle auftretenden Fragen einfach mit „ja" oder „nein 'beantwortet werden können. Meistens ist von zwei Uebeln das kleinere zu wählen. Die Kritiker natürlich halten das gewählte für das größtmöglichste Uebel von allen . Häufig sieht ein Problem vom Gesichtspunkt der großen Linie ganz anders aus, als aus 'der Enge einer Dachkammer, ohne zu :bestreiten, daß von dort höchste Politik gemacht werden kann. Was bleibt ist folgendes: Versuchen, die lieberzeugung zu erwecken, daß man nach bestem Wissen und Gewissen seine Entscheidung trifft und immer und allerorts die alle einende große
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