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<strong>aktuell</strong><br />

Verband<br />

baden-württembergischer<br />

Wohnungs- und Immobilien -<br />

<strong>vbw</strong> unternehmen e.V.<br />

Die Wohnungs- und Immobilienwirtschaft in Baden-Württemberg | 17. Jahrgang | Ausgabe 1/11<br />

Energienutzung<br />

AUS DEM INHALT<br />

neu durchdacht:<br />

Heizen mit Eis<br />

Der ehemalige GdW-Präsident Lutz Freitag im Interview | Alternative Energien: Heizen mit Eis<br />

Unternehmensporträts: EWB Esslinger Wohnungsbau GmbH und Baugenossenschaft Esslingen eG<br />

Interview mit Professor Harald Simons | Buchtipp: Altwerden ist nichts für Feiglinge


<strong>vbw</strong><br />

Eine starke<br />

Verband<br />

baden-württembergischer<br />

Wohnungs- und<br />

Immobilienunternehmen e.V.<br />

Gemeinschaft<br />

für Bauen und Wohnen<br />

Zuhause bedeutet Rückzugsort, wohlfühlen, den eigenen<br />

Stil leben. Ob als Single, Familie oder in betreuten Wohn an la -<br />

gen. Ob zur Miete oder im eigenen Heim. Jeder achte Baden-<br />

Würt tem berger vertraut bereits auf eines der über 300 Woh -<br />

nungs unter nehmen im <strong>vbw</strong>.<br />

Diese Wohnungs- und Immobilienunternehmen im Land bieten<br />

mehr: Geborgenheit und Be hag lich keit, Sicherheit und Service.<br />

Sie sind in jedem Stadt- und Landkreis vertreten. Informationen<br />

finden Sie im Internet unter www.<strong>vbw</strong>-online.de<br />

Herdweg 52<br />

70174 Stuttgart<br />

Tel. 0711 16345-0<br />

info@<strong>vbw</strong>-online.de


Inhalt/Editorial 3<br />

2<br />

3<br />

6<br />

9<br />

11<br />

12<br />

14<br />

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25<br />

26<br />

Aus dem Inhalt<br />

Editorial<br />

Interview mit dem ehemaligen<br />

GdW-Präsidenten Lutz Freitag<br />

Unternehmensporträt:<br />

75 Jahre EWB Esslinger<br />

Wohnungsbau GmbH<br />

Unternehmensporträt:<br />

Eine gewachsene Gemeinschaft:<br />

Baugenossenschaft Esslingen eG<br />

Kurz gefragt:<br />

Gerhard A. Burkhardt zum<br />

Erneuerbare Wärmegesetz BW<br />

Interview mit Prof. Harald Simons<br />

über Herausforderungen und<br />

Trends am Wohnungsmarkt<br />

Alternative Energien:<br />

Heizen mit Eis<br />

Aus der Praxis – für die Praxis:<br />

Moderne Multimediaversorgung<br />

Gesetzliche Neuerungen mit<br />

wirtschaftlichen Auswirkungen<br />

Immobilienwirtschaft bei der<br />

Stuzubi-Messe in Stuttgart<br />

Mitglieder <strong>aktuell</strong>:<br />

- Gäste- und Ferienwohnungs-<br />

Service für LBG-Mitglieder<br />

- Balinger Wohnbaugenossen schaft<br />

installiert Pellets-Heiz anlagen<br />

- Wohnungsbau Ludwigsburg<br />

übernimmt Film- und<br />

Medien zentrum Ludwigsburg<br />

Buchtipp: Altwerden ist nichts<br />

für Feiglinge<br />

ESF Europäischer Sozialfonds<br />

fördert Personalentwicklung<br />

Termine<br />

Impressum<br />

Editorial<br />

Verehrte Leserinnen und Leser,<br />

das Unglück in Japan beherrscht die Auf -<br />

merksamkeit und das Mitgefühl. Un -<br />

fassbar sind die Katastrophen, die über<br />

die Menschen des Inselstaates hereingebrochen<br />

sind. Nach einem starken Erd -<br />

beben und einem Tsunami erlebt eines<br />

der bevölkerungsreichsten Länder der<br />

Erde nun auch noch ein atomares Disas -<br />

ter. Angesichts ständig neuer Horror mel -<br />

dungen fällt es schwer, sich dem All -<br />

täglichen zuzuwenden, weil die Bedeu -<br />

tung der hiesigen Herausfor de rungen<br />

daneben stark verblasst.<br />

Und doch geht es auch hier um Zu -<br />

kunftsorientierung. Beispielsweise beim<br />

Thema der Energie. Energie effizienz,<br />

Energieeinsparung und erneuerbare<br />

Energien bestimmen in der Immobi lien -<br />

branche das Denken im Wohnungsneu -<br />

bau aber auch bei der Bestandsbe wirt -<br />

schaftung und Bestandsentwicklung. Die<br />

Branche ist damit auf dem richtigen<br />

Weg. Es stellt sich allerdings die Frage,<br />

ob die gesetzliche Regelung, wie sie beispielsweise<br />

das Erneuerbare Wärme ge -<br />

setz Baden-Württemberg festlegt, einer<br />

schnellen und breiten energetischen<br />

Modernisierung der Gebäude nicht eher<br />

hinderlich ist. Das Gefühl, wohnungspolitisch<br />

gegängelt und allein gelassen zu<br />

werden, drängt sich immer wieder auf.<br />

Erst vor einem halben Jahr liefen die<br />

Diskussionen über die Förderung der<br />

Gebäudesanierung durch den Bund<br />

heiß, weil Bundesbauminister Peter<br />

Ramsauer eine massive Kürzung im Etat<br />

für das Jahr <strong>2011</strong> vornehmen wollte.<br />

Nun wurden die Eckpunkte für den<br />

Haus halt 2012 beschlossen. Darin sind<br />

keine Mittel für neue Projekte beim<br />

Gebäudesanierungsprogramm mehr vorgesehen.<br />

Künftig sollen die Mittel für<br />

die Gebäudesanierung allein aus dem<br />

Energie- und Klimafonds der Regierung<br />

fließen. Doch die Vereinbarung mit den<br />

Energieunternehmen, die für den verlängerten<br />

Betrieb der Atomkraftwerke<br />

in den Fonds einzahlen, steht derzeit<br />

wieder in Frage. Der Präsident des GdW<br />

Bundesverbandes deutscher Wohnungsund<br />

Immobilienunternehmen hat dazu<br />

klar Stellung bezogen: „Die Klima -<br />

schutzziele der Bundesregierung und die<br />

angestrebte Verdoppelung der Sanie -<br />

rungs quote zu erreichen, wird unmöglich“,<br />

sagte Axel Gedaschko gegenüber<br />

dem Handelsblatt.<br />

Weitere Kürzungen stehen der Städte -<br />

bauförderung bevor. Laut Etatplanung<br />

des Bundes für das Jahr 2012 soll sie auf<br />

266 Millionen zusammengestrichen werden.<br />

Der Bund scheint sich nicht be -<br />

wusst, dass die Städtebau för derung<br />

essentiell für die Bewältigung des demographischen<br />

und wirtschaftsstrukturellen<br />

Wandels ist. Sie hilft bei der Wei ter -<br />

entwicklung der Wohnquar tiere und<br />

Städte und sichert damit sozial stabile<br />

Nachbarschaften. Sowohl die Landes bau -<br />

minister als auch die Kommunen haben<br />

bereits Protest eingelegt.<br />

Doch es gibt auch Positives zu berichten.<br />

Die Jugend interessiert sich für die Im -<br />

mobilienwirtschaft und für eine Ausbil -<br />

dung in der Branche. Im Hinblick auf die<br />

Sicherung eines ausreichenden Pools von<br />

Fachkräften liegt es nun bei den Unter -<br />

nehmen, entsprechende Ausbildungs plät -<br />

ze anzubieten. Gemeinsam werben die<br />

Verbände auf Bildungsmessen um Ab sol -<br />

venten. <strong>aktuell</strong> berichtet über einen Mes -<br />

se auftritt bei der Stuzubi in Stutt gart.<br />

Wir sprechen mit Lutz Freitag, der im<br />

Februar nach zehn intensiven Arbeits -<br />

jahren als Präsident des GdW in den<br />

Ruhestand getreten ist, und fragen ihn<br />

nach seinen Erfahrungen und seinem Aus -<br />

blick für die Branche. Viel Vergnügen beim<br />

Blättern und Lesen in diesem <strong>aktuell</strong>!<br />

Gerhard A. Burkhardt<br />

Präsident des <strong>vbw</strong>


4<br />

Titelthema<br />

„Ohne engagierte Mitarbeiter wäre dieses<br />

Arbeits pensum nie möglich gewesen“<br />

Gespräch mit dem ehemaligen GdW-Präsidenten Lutz Freitag<br />

Nach zehnjähriger Arbeit an der Spitze des GdW Bundesverband deutscher Woh -<br />

nungs- und Immobilienunternehmen e.V. ist Präsident Lutz Freitag Anfang Februar<br />

<strong>2011</strong> in den Ruhestand getreten. In seiner Amtszeit gelang die Gründung der BSI<br />

Bundesvereinigung Spitzenverbände der Immobilienwirtschaft. Der GdW baute in<br />

den vergangenen Jahren ein Büro in Brüssel auf, stärkte sein Serviceangebot für die<br />

Wohnungsunternehmen und gewann in der Politik an Bedeutung. Die Mitglieder<br />

des <strong>vbw</strong> kennen Freitag persönlich von den <strong>vbw</strong>-Verbandstagen, bei denen er über<br />

die bundespolitischen Entwicklungen in der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft und<br />

über die Arbeit des GdW berichtete. <strong>aktuell</strong> sprach mit ihm über das Erreichte, über<br />

die derzeitige Wohnungspolitik und über die künftigen Entwicklungen in der Branche.<br />

<strong>aktuell</strong>: Über welchen Erfolg haben Sie<br />

sich in Ihrer zehnjährigen Amtszeit als Prä -<br />

sident des GdW besonders gefreut?<br />

Lutz Freitag: Ich glaube, dass der GdW in<br />

dieser Zeit das Bestmögliche für die Wohnungsunternehmen<br />

sowie für die Quali tät<br />

des Wohnens und die Entwicklung der<br />

Städte erreicht hat. Meine Strategie war<br />

nicht darauf ausgerichtet, in wenigen<br />

Auf gabenbereichen das Maximale durchzusetzen,<br />

sondern in vielen das Opti mum.<br />

Dennoch gab es natürlich ganz besondere<br />

Highlights: Erstens die Programme Stadt -<br />

umbau Ost – einschließlich der Alt schul -<br />

denentlastung für die abgerissenen Woh -<br />

nungen – und West mit der Folge eines<br />

erheblichen Rückgangs des Leerstands in<br />

Ostdeutschland und einer wesentlichen<br />

Aufwertung und Attraktivitäts steige rung<br />

der Städte im gesamten Bundesgebiet.<br />

Wichtig war zweitens auch die Durch set -<br />

zung des Abs. 3 in § 19 des AGG, durch<br />

den die Wohnungsunternehmen in die Lage<br />

versetzt wurden, eine sozial und kulturell<br />

durchmischte Belegung ihrer Quartiere<br />

anzustreben, ohne dem Ver dacht der<br />

Diskriminierung von Woh nungs be wer -<br />

bern ausgesetzt zu werden. Und drit tens:<br />

Die Beseitigung der Regelun gen, die nach<br />

der Aufhebung der Gemein nüt zigkeit mit<br />

erheblichen finanziellen und bürokratischen<br />

Belastungen für die ehemals ge -<br />

meinnützigen Wohnungsun ter nehmen<br />

ge troffen wurden: Die Re strik tio nen beim<br />

EK02 und der § 13 Abs. 3 KStG. Aber<br />

auch ganz <strong>aktuell</strong>: Die Ver hinderung der<br />

Bankenabgabe für die Woh nungs ge nos -<br />

senschaften mit Spar ein richtung war ein<br />

toller Erfolg.<br />

<strong>aktuell</strong>: Wo lagen die besonderen Schwer -<br />

punkte Ihrer Arbeit und wie haben sie<br />

sich im Laufe der Jahre gewandelt?<br />

Freitag: Die Schwerpunkte der Arbeit la -<br />

gen in der Wahrnehmung der Interessen<br />

der Wohnungsunternehmen gegenüber<br />

der Politik sowie anderen Branchen und<br />

Gruppen. Es gehörte aber auch die er -<br />

folgreiche externe und interne Kom mu nikation<br />

der Belange der Immo bilien wirt -<br />

schaft sowie der besonderen wohnungswirtschaftlichen<br />

Heraus forderun gen und<br />

deren Bewältigung dazu. Im Laufe der<br />

Jahre wurde die interessenpolitische Kommunikation<br />

immer wichtiger. Hinzu ka -<br />

men viele Fachforen und Kongresse so wie<br />

schriftliche Arbeitshilfen für die Woh -<br />

nungsunternehmen. Der GdW wur de zu<br />

einer unverzichtbaren Plattform für den<br />

Erfahrungsaustausch sowie die Dar stel -<br />

lung und Diskussion der vielen innovativen<br />

Entwicklungen und Best Practice in unserer<br />

Branche. Er war auch ein wich tiger<br />

Impulsgeber für die Verän derungs pro zesse<br />

der Unternehmen generell und in be -<br />

sonders wichtigen Funktions berei chen,<br />

zum Beispiel in der Personal ent wick lung<br />

und bei der Aus- und Weiter bildung.<br />

<strong>aktuell</strong>: Was zählte zu den größten Her -<br />

ausforderungen Ihrer beruflichen Lauf -<br />

bahn?<br />

Freitag: Bezogen auf meine gesamte be -<br />

rufliche Laufbahn zählte es zu den größten<br />

Herausforderungen, als Gewerk schaf -<br />

ter und Sozialpolitiker die sozialen Si cherungssysteme<br />

und Institutionen nach der<br />

Wiedervereinigung auf Ost deutsch land<br />

zu übertragen. Eine besondere Heraus forderung<br />

lag auch darin, in einer langen<br />

Phase meines Beruflebens das Hauptamt<br />

in Führungspositionen meiner Gewerk -<br />

schaft, der DAG, mit sehr vielen Ehrenund<br />

Nebenämtern zu vereinbaren. So<br />

trug ich zum Beispiel die Ver ant wortung<br />

für zwei Bundesvor stands res sorts – So zialpolitik<br />

und Bildung – sowie für die Bil -<br />

dungseinrichtungen der DAG während ich


Titelthema 5<br />

gleichzeitig das Amt des Vor sitzenden im<br />

Vorstand der BfA und des VdAK-Ver band<br />

der Angestellten kran kenkassen so wie ein<br />

Mandat – und wiederholt den Vorsitz –<br />

im Verwal tungs rat des NDR sowie in zwei<br />

Aufsichtsräten inne hatte. Das bedeutete<br />

aber: Privat war ich ein Dauernd Ab wesender<br />

Gatte (DAG!) und beruflich wäre<br />

dieses riesige Ar beits pensum ohne sehr<br />

engagierte Mit ar beiter sowie eine maximale<br />

Nutzung der Telekommunikation<br />

nie zu schaffen gewesen.<br />

<strong>aktuell</strong>: Wo steht die Wohnungs wirt schaft<br />

aus Ihrer Sicht heute und wie sieht Ihr<br />

Ausblick für die Branche aus?<br />

Freitag: Die vom GdW bundesweit vertre -<br />

tenen Wohnungsunternehmen sind ein<br />

wichtiger ökonomischer und gesellschaftlicher<br />

Stabilitäts- und Entwick lungs fak -<br />

tor. Sie haben sich in den vergangenen<br />

Jahren stark gewandelt und – zum Teil<br />

auf schwierigen Wohnungsteilmärkten –<br />

gut entwickelt. Sie sind innovativ und anpassungsfähig;<br />

sie greifen den Wohn wandel<br />

und die veränderten Wohn trends auf<br />

und entsprechen ihnen in ihrem An ge bot.<br />

Die demnächst als GdW-Bran chen bericht<br />

5 veröffentlichten „Unterneh mens trends<br />

2020“ werden diesen Wan del noch einmal<br />

sehr deutlich machen. Die vom GdW<br />

vertretenen Wohnungs un ter nehmen sind<br />

auf die <strong>aktuell</strong>en und kommenden Her -<br />

ausforderungen gut vor bereitet. Sie sind<br />

ausgesprochen zu kunftsfähig.<br />

<strong>aktuell</strong>: Im Koalitionsvertrag hat sich die<br />

Bundesregierung einen ehrgeizigen Fahrp<br />

lan ins Buch geschrieben. Doch an der<br />

Umsetzung hapert es. Nun folgte das<br />

Energiekonzept mit sehr ambitionierten<br />

Zielen. Was muss sich in der (Wohnungs-)<br />

Politik ändern, dass die Kluft zwischen<br />

dem geschriebenen Wort und der tatsäch<br />

lichen und praktikablen Umsetzung<br />

er folg reich gelingt?<br />

Freitag: Die politischen Ziele und das Handeln<br />

müssen wieder vereinigt werden. Ein<br />

Leitartikel in einem Infor ma tions dienst<br />

mit der Überschrift: „Was tut die Bun -<br />

des regierung für die Immobi lien wirt -<br />

schaft?“ bestand im Folgenden aus einer<br />

leeren Seite. Das macht deutlich: Selten<br />

hat eine neue Regierung so klar die Handlungserfordernisse<br />

für die Wohnungs -<br />

wirt schaft formuliert; aber noch nie hat<br />

sich eine Regierung auch so schnell wie<br />

diese von ihren richtigen Zielen verabschiedet.<br />

Lutz Freitag bei <strong>vbw</strong>-Veranstaltungen: gesuchter Gesprächspartner und engagierter Redner<br />

Dem Energiekonzept fehlt bisher für den<br />

Gebäudebereich das Instrumenta rium,<br />

und es fehlt die finanzielle Ausstattung<br />

für die notwendigen Förderprogramme.<br />

Mit dem – vorab befristeten – Ausstieg<br />

aus dem Ausstieg aus dem Ausstieg aus<br />

der Kernenergie ist dem Energiekonzept<br />

ein relevanter Bestandteil sowie eine wesentliche<br />

Refinanzierungsmöglichkeit für<br />

Förderinstrumente entzogen worden.<br />

Ab 2012 könnte es die finanzielle Null-<br />

Lösung für die Förderung der Energie -<br />

effi zienz im Gebäudebereich geben.<br />

<strong>aktuell</strong>: Sie haben in einem Interview vor<br />

vier Jahren die Probleme des Verkaufs<br />

gan zer kommunaler Wohnungsunter nehmen<br />

an internationale Finanzin ves to ren<br />

benannt und daran Kritik geübt. In Ba -<br />

den-Württemberg ist kein entsprechender<br />

Verkauf getätigt worden, je doch in<br />

anderen Bundesländern sehr wohl. Wie<br />

haben sich die Verkäufe von Wohnungs -<br />

unternehmen und -beständen auf die<br />

Stadtentwicklung und das Wohnen ausgewirkt?<br />

Freitag: Der Verkauf war grottenfalsch.<br />

Was Gold wert ist, soll man nicht versilbern.<br />

Die heute „wohnungslosen“ Städ -<br />

te beklagen das Fehlen eines wichtigen<br />

wohnungs- und stadtentwicklungspolitischen<br />

Akteurs und Partners. Und Frei -<br />

burg ist uns dankbar, dass wir mitgeholfen<br />

haben, den Verkauf der städtischen<br />

Wohnungsgesellschaft zu verhindern.<br />

<strong>aktuell</strong>: Immer mehr Kompetenzen und<br />

Vorgaben haben sich auf Berlin und zu -<br />

nehmend in Richtung Brüssel verlagert.<br />

Wo sehen Sie da die Perspektiven für den<br />

GdW und die Regionalverbände?<br />

Freitag: Wir haben ab 2002 begonnen,<br />

eine eigene Repräsentanz des GdW in<br />

Brüssel zu schaffen – zusätzlich zu unse-<br />

rer aktiven Mitarbeit in CECODHAS des<br />

europäischen Zusammenschlusses der so -<br />

zialen Wohnungswirtschaft sowie in der<br />

CEEP, der europäischen Interessen ver tre -<br />

tung der öffentlichen Unter neh men. Heute<br />

hat unser Brüsseler Büro einen großen<br />

Einfluss und ein funktionsfähiges Netz -<br />

werk in den für unsere Woh nungs unter -<br />

nehmen wichtigen Poli tik bereichen auf<br />

europäischer Ebene.<br />

<strong>aktuell</strong>: Sie haben uns vor sieben Jahren<br />

gesagt, dass Sie persönlich sowohl die<br />

Wohnsituation des Wohneigentümers als<br />

auch des Mieters und des Mitglieds einer<br />

Genossenschaft kennen. Lässt sich für Sie<br />

ein Trend ausmachen, in welche Rich tung<br />

sich die Märkte entwickeln, welche Wohnform<br />

die Menschen priorisieren? Welche<br />

Vorteile schätzen Sie an Ihrer künftigen,<br />

persönlichen Wohn form?<br />

Freitag: Ich bin weiter Mieter in Berlin,<br />

Eigentümer einer Wohnung in Hamburg<br />

und halte für meinen Sohn, der zurzeit<br />

allerdings in Australien lebt, die Mit -<br />

gliedschaft in einer Genossenschaft aufrecht.<br />

Das Wohnen zur Miete erhält die<br />

Mobilität und bietet qualitätsvolles Wohnen<br />

zu tragbaren Kosten ohne eine gro ße<br />

und lange Kapitalbindung. Das Wohn -<br />

eigentum bindet Kapital und die Men -<br />

schen an den Standort; es schafft andererseits<br />

zusätzliche Sicherheit und eine Al -<br />

tersversorgung für jene, die es sich wirklich<br />

leisten können. Das Ange bot der<br />

Woh nungsgenossenschaften kom biniert<br />

von den beiden anderen Wohnformen<br />

je weils das Gute. Letztlich kommt es auf<br />

die Qualität des Angebots und die Aus -<br />

richtung auf den Bedarf bei der jeweiligen<br />

Wohnform an. Was den Präferenzen<br />

der Menschen entspricht, wird priorisiert.<br />

Herr Freitag, wir danken Ihnen für das<br />

Ge spräch.


6<br />

Unternehmensporträt<br />

A m 14. April <strong>2011</strong> findet in Esslingen der Verbandstag des <strong>vbw</strong> statt. Die ehemalige Reichs- und heutige Industrie- und Hoch -<br />

schul stadt präsentiert sich als attraktiver Standort zum Leben und Arbeiten. Hier haben zwei <strong>vbw</strong>-Mitglieder ihren Sitz, die<br />

EWB Esslinger Wohnungsbau GmbH und die Baugenossenschaft Esslingen eG.<br />

EWB Esslinger Wohnungsbau GmbH:<br />

Gemeinschaftswerk von Stadt und Wirtschaft<br />

„Zuhause in Esslingen – seit 75 Jahren“<br />

Das<br />

Unternehmens<br />

porträt<br />

Die EWB Esslinger Wohnungsbau GmbH feiert in diesem<br />

Jahr ihren 75. Geburtstag. Seit ihrer Gründung am<br />

26. Juni 1936 folgt die EWB dem Auftrag, Wohnraum<br />

zu fairen Preisen in der Stadt Esslingen am Neckar zu schaffen. Mit über 3.000<br />

eige nen Wohn- und Gewerbeeinheiten ist die EWB das größte öffentliche Woh -<br />

nungs un ter neh men in der ehemals Freien Reichsstadt, die über 90.000 Einwohner<br />

zählt. Die EWB gehört jeweils zu 50 Prozent der Stadt Esslingen am Neckar und<br />

der Esslinger Wirtschaft. Zu diesem Gesellschafterkreis zählen<br />

bedeutende Firmen, wie insbesondere der Daimler-Konzern,<br />

die Kreis spar kasse Esslingen-Nürtingen, der EnBW-<br />

Kon zern, die In dex-Werke, Eberspächer, Citizen Machinery<br />

Europe, Hengs tenberg, Festo und andere.<br />

Attraktiver Standort<br />

Esslingen ist nach der Landeshauptstadt<br />

Stuttgart die zweitgrößte Stadt in der Region<br />

Stuttgart. Durch großes Glück blieb<br />

die Altstadt Esslingens im Zweiten Welt -<br />

krieg unversehrt und zählt daher heu te<br />

zu den schönsten im Land. Ess lin gen gilt<br />

als Wiege der Industrialisierung in Würt -<br />

temberg und ist auch heute noch Sitz<br />

vieler weltweit agierender Unter neh men<br />

aus den Bereichen des Auto mo bil- und<br />

Maschinenbaus sowie der Elektro tech nik.<br />

Mit über 56.000 Arbeits plätzen ist Ess lin -<br />

gen ein attraktiver Stand ort zum Leben<br />

und Arbeiten. Zudem besitzt die Hoch -<br />

schu le Esslingen Spitzenrankings in den<br />

Ingenieur berufen.<br />

Heute zählt Esslingen über 45.000 Woh -<br />

nun gen. Dennoch ist der Druck auf dem<br />

Wohnungsmarkt immer noch groß. Dies<br />

zeigt sich in den Mietpreisen. Der <strong>aktuell</strong>e<br />

qualifizierte Mietspiegel weist für den<br />

Jahresanfang 2010 eine durchschnitt li che<br />

Basis-Nettomiete von 6,91 Euro pro Qua -<br />

dratmeter aus. Dabei reichen die mo natlichen<br />

Mieten von 6,52 Euro bis 10,47<br />

Euro pro Quadratmeter.<br />

Mangel an Wohnraum<br />

Es ist in der prosperierenden Stadt nicht<br />

verwunderlich, dass schon früh ein Man -<br />

gel an Wohnraum herrschte, der dann<br />

1936 zur Gründung der EWB führte. Be tei -<br />

ligt waren damals die Stadt Esslingen und<br />

15 Esslinger Unternehmen. Der da ma lige<br />

Oberbürgermeister Dr. Alfred Klaiber<br />

führte als Begründung den „außerordentlich<br />

großen Mangel an billigen Woh nun -<br />

gen“ an. Dabei war das Ziel nicht, die bereits<br />

in der Stadt bestehenden Woh nungsgenossenschaften<br />

zu ersetzen. Viel mehr<br />

sollte die neue Gesellschaft die nicht ausreichenden<br />

Baukapazitäten erhöhen.<br />

Herkulesaufgabe nach dem Krieg<br />

Nach der Gründung der EWB wurde mit<br />

dem Bau von 21 Wohnungen begonnen.<br />

Bis 1942 entstanden insgesamt 190 Wohnungen,<br />

ehe der Krieg dem Bauen<br />

ein Ende bereitete. Nach dem<br />

Krieg strömten viele Ver trie -<br />

bene und Flüchtlinge nach<br />

Esslingen. 1939 zählte die<br />

Stadt knapp 50.000 Ein -<br />

wohner, 1960 waren es<br />

bereits über 83.000.<br />

Im „Ina-Seidel-Weg“ hat die<br />

EWB 15 neue Mietwoh nun -<br />

gen mit hohem energetischem<br />

Standard und eigenem<br />

Blockheizkraftwerk errichtet<br />

Dementsprechend hatte die EWB eine Her -<br />

kulesaufgabe zu bewältigen. Bis 1953 entstanden<br />

356 neue Woh nungen. Dann leg te<br />

die Stadt Esslin gen 1954 ein Not bau pro -<br />

gramm auf und stell te Millionen für die<br />

Wohn bau för de rung bereit. Die EWB er -<br />

richtete in den Jah ren bis 1957 al leine 403<br />

Wohnungen, zu meist an den Rän dern des<br />

bisherigen Sied lungs kör pers. Da durch entstanden<br />

die neuen Stadt quar tiere Zoll berg,<br />

Lerchen äcker und Pliensauvor stadt.<br />

Kontinuierliche Jahre des weiteren Auf -<br />

baus folgten. So sind 1986 in dem innenstadtnahen<br />

Bauprojekt „Bäckersmühle“<br />

125 Miet- und Eigentumswohnungen er -<br />

stellt worden. Dabei ist von der EWB<br />

auch eine Wasserturbine zur ökologischen<br />

Strom erzeugung errichtet worden. Im<br />

Jahr 1997 wurde ein Mietwohnungs pro -<br />

jekt mit ins gesamt 113 Wohnungen er -<br />

rich tet, das meh rere Architekturpreise er -<br />

hielt. Fer ner hat die EWB seit ihrem Be -<br />

stehen rund 500 Ei gentumswoh nun gen<br />

in Esslingen gebaut.<br />

Erwerb von Werkswohnungen und<br />

städtischen Wohnungen<br />

Im Jahr 2000 wurden im Stadtteil Brühl<br />

196 Mietwohnungen und 286 Apparte -<br />

ments von der Maschinenfabrik Esslin gen


Unternehmensporträt 7<br />

(Daimler-Konzern) erworben, die einst mit ihren Lokomotiven<br />

den Ruhm Ess lingens als Wiege der In dus tria li sie rung begründet<br />

hatte. 2005 kaufte die EWB rund 800 Wohn- und Gewerbe ein -<br />

heiten im ge sam ten Stadtgebiet von der Wohn bau Stadt Ess lingen<br />

GmbH und wurde damit zum größten öffentlichen Woh -<br />

nungs unter neh men in der Stadt.<br />

Die EWB besaß zum Jahresende 2010 insgesamt 2.702 Wohn -<br />

einheiten, 291 Ap par tements und 44 Gewerbeeinheiten. Zu -<br />

dem wird die Treuhandverwaltung von derzeit rund 130 Woh -<br />

nungen in der gesamten Re gion Stuttgart für Gesellschafter fir -<br />

men durch geführt.<br />

Neues Leitbild<br />

Pünktlich zum 75. Geburtstag hat die EWB ein Leitbild formuliert,<br />

in dem der Auftrag festgeschrieben ist: „Die EWB entwi -<br />

ckelt und realisiert zukunftsorientiertes und energiebewusstes<br />

Wohnen und Arbeiten zu fairen Preisen in Ess lingen und der<br />

Umgebung.“ Diesem Leit satz folgend hat die EWB ein um fassendes<br />

Sanierungsprogramm ihres Bestan des aufgelegt. Da nach<br />

werden jährlich rund fünf Millionen Euro investiert, um die Be -<br />

standsgebäude zu dämmen, neue, energieeffiziente Fenster einzusetzen,<br />

Käl te brücken zu schließen sowie, durch das Anbrin -<br />

gen neuer Balkone, den Wohn wert zu erhöhen.<br />

Bauträgergeschäft ausgeweitet<br />

Parallel dazu tritt die EWB im Rahmen einer strategischen Neu -<br />

orientierung auch ver stärkt als Bauträger auf. So wurde 2008<br />

auf einer von der Stadt Esslingen für Baugruppen vorgehaltenen<br />

Flä che für insgesamt rund 400 Wohneinheiten mit dem Bau<br />

von 25 Eigentumswohnungen und einer gemeinsamen Tief ga -<br />

ra ge der Startschuss gesetzt.<br />

Die Baugruppen werden nunmehr da durch unterstützt, dass<br />

die EWB als Partner Wohnungen übernimmt, für die anfangs<br />

noch keine Interessenten gefunden werden konnten. Dadurch<br />

können die Baugruppen mit dem Bau beginnen, bevor alle<br />

Woh nungen „vergeben“ sind. Alle Neubauprojekte der EWB<br />

entsprechen im Übrigen mindes tens dem KfW-Effizienzhaus<br />

70-Standard (EnEV 2009).<br />

Im Esslinger Stadtteil Zell wurde „Im Hangelstein“ ein Wohngebäude aus dem<br />

Jahr 1964 erweitert und energetisch saniert<br />

In den „Grünen Höfen“ hat die EWB 25 Eigentums wohnungen und die<br />

Tiefgarage gebaut, die be grünt und mit einem Spielplatz ausgestattet wurde<br />

Neues Haus für die Volkshochschule Esslingen<br />

Am westlichen Eingang zur Esslinger Stadtmitte liegt das so genannte<br />

„Hengs tenberg-Areal“, eine Fläche von rund 1,7 Hek tar,<br />

auf der die Firma Hengstenberg bis vor kurzem ihre weltbekannten<br />

Sauerkonserven produziert hat. Die EWB hat das Gelände<br />

im Jahr 2010 erworben. Sie baut in ihrem Jubi läumsjahr ein<br />

stattliches, sechs Stockwerk hohes Gebäude, in dem früher<br />

unter anderem die Hengs tenberg-Zentrale untergebracht war,<br />

zum neuen Haus der Volkshochschule um. Für die Vermark tung<br />

des „Hengs ten berg-Areals“ hat die EWB eigens eine Toch ter -<br />

gesellschaft ge grün det, die EWB<br />

Pro jektent wick lung GmbH.<br />

Das ehemalige Verwaltungsgebäude der renommierten Firma Hengstenberg<br />

baut die EWB zum neuen Haus der Volkshochschule um


8<br />

Unternehmensporträt<br />

Stadtteilzentrum mit Lebensmittelmarkt<br />

Auf dem Esslinger Zollberg baut die EWB derzeit das „Zentrum<br />

Zollberg“. Der Neu bau wird einen Lebensmittelmarkt, eine Apo -<br />

theke, eine Tagespflege einrich tung, eine Arzt- und eine Physio -<br />

thera pie praxis sowie betreute Seniorenwoh nun gen be her ber -<br />

gen. Eine Tiefgarage deckt den Stellplatzbedarf in dem Quar -<br />

tiers zen trum. Damit schließt die EWB ein wichtiges Infra struk -<br />

turdefizit, nicht zuletzt zu gunsten ihrer eigenen Mie ter auf dem<br />

Zollberg. Viele Bewohner sind Mieter der „ersten Stun de“, nämlich<br />

Flüchtlinge und Vertriebene, die jetzt in einem Alter sind, in<br />

dem sie auf eine funktionierende Nah versorgung mit den Din -<br />

gen des täglichen Bedarfs und auf entsprechend se n io ren ge -<br />

rechte Einrichtungen angewiesen sind.<br />

Dies entspricht auch der im Leitbild verankerten Strategie: „Die<br />

EWB ist ein gleichermaßen soziales, umweltbewusstes und wirtschaftlich<br />

geführtes Immo bilienunternehmen.“<br />

Planansicht von Süden<br />

– geplante Bauzeit 2010 bis 2012 –<br />

Den Stadtteil beleben und bereichern wird das „Zentrum Zollberg“, in dem unter<br />

anderem ein Lebensmittelmarkt und Seniorenwohnungen Platz finden werden<br />

Der <strong>vbw</strong> lädt herzlich zum diesjährigen Verbandstag nach<br />

Esslingen ein. Am 14. April tagt die baden-württembergische<br />

Wohnungs- und Immobilienwirtschaft im Esslinger<br />

Neckar Forum. Themen sind unter anderen die Förderpolitik in<br />

Bund und Land, der Städtebau und die Personal ent wick lung.<br />

Erst ma lig spricht der neue Präsident des GdW Bundes verband<br />

deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e.V., Axel<br />

Gedaschko, vor den Ver tre tern<br />

aus Baden-Würt tem berg. „Ler -<br />

nen von den Muster brechern –<br />

Führung neu leben“ – so lautet<br />

der Vortragstitel der Ma nage -<br />

ment be rater Dr. Dirk Os metz<br />

und Dr. Stefan Kaduk. Ein be -<br />

son deres Highlight der Öffent li -<br />

chen Ve ran staltung stellt die<br />

Verleihung des <strong>vbw</strong>-Immo-Prei -<br />

ses an die bes ten Absolventen<br />

des Studiengangs Im mobi lien -<br />

Unternehmensdaten EWB<br />

Esslinger Wohnungsbau GmbH<br />

Sitz:<br />

EWB Esslinger Wohnungsbau GmbH<br />

Plochinger Straße 24/1<br />

73730 Esslingen am Neckar<br />

Tel. 0711 931884-0, Fax: 0711 931884-44<br />

info@ewb-es.de, www.ewb-es.de<br />

Gründung: 26. Juni 1936<br />

Registergericht: AG Stuttgart HRB 210007<br />

Gesellschafter:<br />

Stadt Esslingen am Neckar (50%)<br />

Esslinger Wirtschaft (32 weitere Gesellschafter<br />

mit insgesamt 50%)<br />

Tochtergesellschaften:<br />

EWB Projektentwicklung GmbH (100 %)<br />

Hengstenberg Areal EINS (und) ZWEI GmbH & Co. KG<br />

(jeweils 100 %)<br />

EWB Energieerzeugung GmbH & Co. KG (100%)<br />

Aufgabenfelder der EWB:<br />

Objektmanagement, Wohnungsverwaltung, Treuhand -<br />

verwaltung, Projektentwicklung, Bauträgergeschäft und<br />

Energieerzeugung<br />

Kennzahlen 2010:<br />

Wohn- und Gewerbefläche: 187.000 m²<br />

Mitarbeiter: 26<br />

Bilanzsumme: ca. 125 Millionen €<br />

Einladung zum Verbandstag <strong>2011</strong><br />

wirt schaft an der HfWU Hochschule für Wirtschaft und Um -<br />

welt Nürtingen-Geislingen dar. Schließlich ta gen am Nach mit -<br />

tag die Vertreter der <strong>vbw</strong>-Unter neh men bei der Mitglieder -<br />

ver sammlung.<br />

Zum Vortag laden die beiden Wohnungsbauunternehmen aus<br />

Esslingen ein. Sie haben für den 13. April <strong>2011</strong> ab 15 Uhr ein<br />

abwechslungsreiches Pro gramm<br />

erstellt. Neben ausgewähl ten Pro -<br />

jekten in Esslingen, wie den Grü -<br />

nen Höfen, dem Mehr Ge ne ra tio -<br />

nen Wohnen und dem Kla ris sen hof,<br />

können die Ver treter der <strong>vbw</strong>-Mitglieds<br />

unter neh men auch an ei ner<br />

Stadt füh rung durch die his to ri sche<br />

Altstadt Esslingens teilneh men.<br />

Die Abend ver an stal tung mit Essen,<br />

Kabarett und Jazz findet ab 19 Uhr<br />

im Al ten Rathaus statt.


Unternehmensporträt 9<br />

Die Baugenossenschaft Esslingen eG fördert die<br />

Wohn- und Lebensqualität ihrer Mitglieder<br />

Eine gewachsene Gemeinschaft<br />

mit Potenzial<br />

Das<br />

Unternehmens<br />

porträt<br />

„Aus Anlaß von großem Wohnungsmangel in der aufblühenden<br />

Industriestadt Eßlingen wurde im Jahre 1890<br />

der Bau- und Sparverein Eßlingen e.G.m.H. mit 70 Mit -<br />

glie dern gegründet.“ So steht es in der Festschrift zum 25-jährigen Jubiläum. Am<br />

17. Dezember 1890 wurde die Satzung der neu gegründeten Genossenschaft in<br />

das Register beim Amtsgericht eingetragen. Seither sind<br />

mehr als 120 Jahre vergangen – eine lange Zeit auch für<br />

eine Wohnungsgenossenschaft.<br />

Am Anfang stand die Wohnungsnot<br />

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war die<br />

einstige Reichsstadt Esslingen handwerklich-agrarisch<br />

geprägt. Für die In dus tria li -<br />

sierung boten sich aber wertvolle Stand -<br />

ortvorteile. Schon 1845 wurde Ess lingen<br />

als einer der ersten Orte an das württem -<br />

bergische Eisenbahnnetz angeschlos sen,<br />

das in der Folgezeit weiter aus gebaut<br />

wurde. Kanäle und Wehre in der Stadt<br />

sorgten für die erforderlichen Ma schi nenantriebskräfte.<br />

Zudem fanden sich ge -<br />

nug Arbeitskräfte in der Stadt und durch<br />

Zuzug von auswärts. Der sehr er hebliche<br />

Zugang der aus der Landwirt schaft in<br />

den gewerblich-industriellen Sek tor um -<br />

steigenden Erwerbstätigen konnte na -<br />

tür lich nicht reibungslos verarbeitet werden.<br />

Gefragt war nur die Arbeitskraft der<br />

Menschen; der 14-Stun den-Tag ohne Wo -<br />

chenendpause war die Regel. Eine Vor -<br />

sorge für den Krankheits- oder Todesfall<br />

gab es nicht. Innerhalb dieser ungeheuren<br />

sozialen Not bekam besonders die<br />

Wohnungsfrage eine Schlüsselstellung.<br />

Die Wohnungsnot traf neben den Ar bei -<br />

tern zunehmend auch Kleinbürger, Be am -<br />

te und Handwerker. Sie alle spielten bei<br />

der Gründung von Baugenos sen schaf ten<br />

eine tragende Rolle, auch in Esslingen.<br />

Die Mitgliederzahlen stiegen stark. Schon<br />

wenige Jahre nach dem Zweiten Welt -<br />

krieg konnte das zweitausendste Mit glied<br />

be grüßt werden. 1970 waren es schon<br />

über 5.000 und heute sind es rund 7.500<br />

Mit glieder. Dementsprechend stieg auch<br />

die Zahl der Wohnungen. Die ers ten Wohnun<br />

gen entstanden 1891 in der heutigen<br />

Friedensstraße. Zwei Zimmer, Küche und<br />

Toilette mit etwa 48 m 2 kos teten 180 Mark<br />

Modernes Wohnen am Esslinger Zollberg – Herzstück ist das MehrGenerationenWohnen<br />

Die Vorstände der Baugenossenschaft Esslingen eG<br />

Oliver Kulpanek (links) und Christian Brokate<br />

– wohlgemerkt als Jah res miete. Fast je des<br />

Jahr kamen neue Woh nungen hinzu, zu -<br />

letzt 41 Wohnungen auf dem Esslinger<br />

Zollberg in der Neuffen straße 63 – 69<br />

(MehrGeneratio nenWoh nen) und 4 wunderschöne<br />

frisch sanierte Altbauwoh nungen<br />

im „Klarissenhof“. Heu te leben in den<br />

rund 3.000 Woh nun gen insgesamt etwa<br />

5.500 Esslinger Bür gerinnen und Bürger.<br />

Mit Innovationskraft voran<br />

Was vor 120 Jahren begann, in einer Ge -<br />

meinschaft Gleichgesinnter Wohnraum zu<br />

schaffen und gemeinsam wirtschaftlich zu<br />

betreiben, gilt noch heute. Auch wenn<br />

sich die Rahmenbedingungen wesent lich<br />

verändert haben. Die Verbleibe dauer in<br />

den Wohnungen folgen den gesellschaftlichen<br />

und wirtschaftlichen Ent wicklungen<br />

ebenso wie die Ansprüche der<br />

Mitglieder und Mieter. Den jetzigen und<br />

zukünftigen Anforderungen des Mark -<br />

tes zu entsprechen erfordert vom Unter -<br />

neh men die gleiche Innovations kraft wie<br />

damals, als einige mutige Män ner etwas<br />

für damalige Verhältnisse Weg weisen des<br />

taten – Sie gründeten den „Bau- und Spar -<br />

verein Esslingen e.G.m.H.“<br />

Die Mitglieder heute wohnen und leben<br />

in rund 250 Genossenschaftsgebäuden,<br />

die sich über das Stadtgebiet Esslingens<br />

verteilen. Besonders beliebt sind die in -<br />

nenstadtnahen Wohnungen. Ganze Straßenzüge<br />

und Höfe mit Genossen schafts -<br />

wohnungen grenzen unmittelbar an die<br />

historische Altstadt. Ruhig und doch zentral<br />

gelegen, genießen die Mitglie der ihr<br />

Zuhause inmitten einer hervorragenden<br />

Infrastruktur. Alle Güter und Dienstleis -<br />

tungen des täglichen Bedarfs sind fußläufig<br />

erreichbar, was gerade ältere Mit -<br />

glieder sehr schätzen. Und die Senioren<br />

stehen besonders im Fokus allen Be mü -<br />

hens. Haben doch mehr als 50 Prozent al -


10<br />

Unternehmensporträt<br />

ler Mitglieder mit einem Wohnungs nut zungsvertrag das sechzigste<br />

Lebensjahr bereits überschritten. Seniorengerechtes Wohnen<br />

ist zugleich familiengerechtes Wohnen. Den Komfort des<br />

Auf zugs schät zen Menschen, die schlecht zu Fuß sind, ebenso<br />

wie etwa junge Mütter mit Kin der wagen und prallen Ein kaufs -<br />

taschen.<br />

Mit dem „Klarissenhof“ erfüllt die BGE ge nau diesen Bedarf: In<br />

historischem Um feld schafft sie 120 Genossenschafts miet woh -<br />

nungen, davon 70 im Neubau und 50 grundlegend sanierte und<br />

modernisierte Altbauwohnungen aus der Jahr hun dert wende.<br />

Auf insgesamt 6,6 Ar ent stehen so 10.000 m 2 zeitgemäße Wohn -<br />

fläche ver teilt auf zehn Gebäude mit Zwei- bis Fünf-Zimmer-<br />

Wohnungen. Un ter kellert von 130 Tiefgaragenplätzen und er -<br />

gänzt um 700 m 2 gewerblich ge nutzte Fläche etwa für ein Ärz -<br />

te haus. Ins gesamt werden rund 25 Millionen Euro investiert.<br />

Die Nut zungsentgelte liegen bei etwa 9,00 Euro pro Quadrat -<br />

me ter. Ergänzt wird die Wohnanlage um einen zentral gelegenen<br />

Gemeinschaftsraum, der den Bewoh nern und Nachbarn<br />

eingerichtet wird.<br />

Gute Nachbarschaft leben<br />

Ein solcher Gemeinschaftsraum ist auch das Herzstück des „Mehr -<br />

Generatio nen Woh nen“ (MGW) auf dem Esslinger Zoll berg. Im<br />

Februar feierten die Bewohne rinnen und Bewohner mit schwäbischen<br />

Maultaschen und Kartoffelsalat ihr einjähriges Jubi -<br />

läum. Von den vier Wohn gebäuden, die 2010 fertiggestellt wurden,<br />

haben die Bewohner – abgesehen von den Vor zügen in<br />

einem Neubau zu wohnen – einen tollen Blick auf Ess lin gen<br />

und die Esslinger Burg. Mit dem Mehr Generatio nen Woh nen<br />

wird Familien, Kindern, Senioren, Paaren und Allein le benden<br />

eine alternative Wohnform an ge boten. Alle Bewohner können<br />

die vorhandenen Gemeinschaftseinrich tun gen nut zen und sich<br />

mit ihren Stärken, Ideen, Angeboten und Wünschen in ihrem<br />

Wohnumfeld einbringen. Wichtig ist, dass alles auf Frei wil lig -<br />

keit beruht. Alle Bewohner wollen eine gute Nachbar schaft le -<br />

ben und erfahren. Für gemeinsame Aktivitäten wie zum Bei -<br />

spiel Aus flüge, Grillabende, Filmabende oder In for mations ver -<br />

Gründung: 31. Mai 1890, Eintragung in das<br />

Genossenschaftsregister: 17.12.1890<br />

Getragen von rund 7.500 Mitgliedern<br />

Wohnungsbestand:<br />

3.060 (einschl. Tochterunternehmen VEW GmbH), davon<br />

knapp 500 Wohnungen öffentlich gefördert<br />

467 für Dritte (überwiegend WEG) verwaltete Wohnungen<br />

Durchschnittsmiete (ohne Betriebskosten): 5,36 €/m 2<br />

(zum Vergleich: Esslingen: 6,91 €/m 2 )<br />

Jahressollmiete (ohne Betriebskosten): rund 12,5 Mio. €<br />

Bauinvestitionen: rund 5 Mio. €<br />

(davon für Neubau: 1,6 Mio. €, Modernisierung: 2,4 Mio. €,<br />

Instandhaltung: 1 Mio. €)<br />

Mitarbeiter:<br />

25 Vollzeit, 33 Teilzeit (einschl. geringfügig Beschäftigte)<br />

Bilanzsumme: 128,5 Mio. €<br />

Modernisierte Fachwerkhäuser, wie dieses Gebäude in der<br />

Richard-Hirschmann-Straße, machen das Flair Esslingens aus<br />

Die Baugenossenschaft<br />

Esslingen in Zahlen (2010)<br />

Eigene Spareinrichtung mit 40 Mio. € Spareinlagen auf<br />

rund 10.000 Sparkonten<br />

an staltungen sind immer so genannte „Paten“ zuständig. Die<br />

Pa ten koordinieren und planen eine Ak tion und sind An sprechpartner<br />

für die Teil neh mer. Durch gegenseitige Hilfeange bo te<br />

wird auch die Lebens- und Wohn qua lität positiv geprägt. Das<br />

MehrGene rationenWohnen ermöglicht, dass Men schen unterschiedlichen<br />

Alters zusammen wohnen, sich gegenseitig helfen<br />

und un terstützen. Die 41 hochwertigen barrierearmen Woh -<br />

nun gen verteilen sich auf vier Gebäude. Es sind helle Zwei- bis<br />

Vier-Zimmerwohnungen mit 46 bis 118 m 2 Grundfläche. Alle Wohnungen<br />

haben einen Balkon oder eine Terrasse sowie einen Tiefgaragenstellplatz.<br />

Die Bauge nos senschaft Esslingen inves tierte<br />

9,7 Millionen Euro.


Unternehmensporträt 11<br />

Gemeinschaft mit Mehrwert<br />

Neben dem berühmten „Dach über dem Kopf“ bietet die Bau -<br />

genossenschaft Ess lingen ihren Mitgliedern Mehrwerte. Die Mit -<br />

glieder profitieren von günstigen Son derkonditionen durch Ko -<br />

opera tio nen mit externen Dienstleistern, etwa mit dem ASB Ar -<br />

beiter-Samariter-Bund oder dem Esslinger Verein „VCD-Ge meinschafts<br />

auto“. Besonderen Mehrwert erfahren die Mit glie der auch<br />

durch die eigene Spar einrichtung. Eine „win-win-Si tu a tion“: Die<br />

Mitglieder legen bei ihrer Baugenos sen schaft Esslingen Spar geld<br />

zu einer überdurchschnittlichen Verzin sung an und leisten so<br />

einen erheblichen Beitrag zur Finanzierung der Bau- und Mo -<br />

KURZ GEFRAGT...<br />

… zum Erneuerbare Wärmegesetz<br />

Baden-Württemberg (EWärmeG)<br />

Die Regelungen des EWärmeG Baden-Württemberg für den Wohnungsbestand<br />

gelten nun seit einem starken Jahr. Die Evaluierung des Gesetzes ist durch das<br />

Umweltministerium erfolgt und dem Landtag vorgetragen worden. Andere Bun -<br />

des länder spielen derzeit intensiv mit dem Gedanken, entsprechende Vorgaben im<br />

Landesrecht einzuführen. <strong>aktuell</strong> sprach mit Gerhard A. Burkhardt, Präsident des<br />

<strong>vbw</strong>, über die Auswirkungen des neuen Rechts.<br />

<strong>aktuell</strong>: Welche Erfahrungen haben die<br />

Wohnungsunternehmen des <strong>vbw</strong> mit<br />

dem Erneuerbare Wärmegesetz Ba den-<br />

Württemberg (EWärmeG) gemacht?<br />

Burkhardt: Eins lässt sich klar sagen:<br />

Klimaschutz und CO 2-Minderung ha -<br />

ben ihren Preis. Bundesweit müssen ja<br />

schon seit 1. April 2008 bei neu zu er -<br />

richtenden Wohngebäuden mindes tens<br />

20 Prozent des jährlichen Wärme be -<br />

darfs durch erneuerbare Energien ge -<br />

deckt werden. Technisch ist das überhaupt<br />

kein Problem. Es macht das<br />

Bauen lediglich etwas teurer. Doch Baden-Württemberg<br />

geht in seinen For -<br />

derungen noch viel weiter. Das ba -<br />

den-württembergische Wärme ge setz<br />

bezieht auch Bestandsgebäude in die<br />

Nutzung erneuerbarer Energien mit<br />

ein. Es zwingt alle Hausbesitzer dazu,<br />

bei einem Austausch der Heizanlage<br />

min destens 10 Prozent des jährlichen<br />

Wärmebedarfs durch erneuerbare<br />

Ener gien zu decken. Damit beeinflusst<br />

es direkt die Investitionsentschei dun -<br />

gen der Wohnungsunternehmen, die<br />

nun mit deutlich höheren Kosten beim<br />

Aus tausch einer Heizanlage zu rechnen<br />

haben. Die Verpflichtung gilt seit<br />

dem 1. Januar 2010, also seit über einem<br />

Jahr. Der <strong>vbw</strong> Verband baden-württembergischer<br />

Wohnungs- und Immobilien -<br />

unter nehmen e.V. hat daher die ersten Erfah<br />

rungen seiner Mitgliedsunterneh men<br />

mit dem EWärmeG Baden-Würt tem berg<br />

zu sammengetragen.<br />

<strong>aktuell</strong>: Was bedeutet das im Detail?<br />

Burkhardt: Als ein zentrales Ergebnis der<br />

Umfrage lässt sich festhalten, dass das<br />

EWärmeG Baden-Württemberg die In vesti<br />

tionsplanungen der Wohnungs un ter -<br />

neh men entscheidend beeinflusst. Insbe -<br />

son dere dann, wenn die Modernisie -<br />

rungs tä tig keiten jährlich ein sehr hohes<br />

Ni veau aufweisen. Da die zusätzlichen<br />

Kosten, die sich durch den Einsatz von<br />

erneuerba ren Energien ergeben, über<br />

eine hö he re Miete am Markt in der Re -<br />

gel schwer durchsetzbar sind, ist eine Re -<br />

fi nan zierung über die Mietmehrein nah -<br />

men kaum möglich. Ergo bleiben die Un -<br />

ternehmen in vielen Fällen allein auf den<br />

zusätzlichen Kosten für ihre Um welt -<br />

freundlichkeit sitzen. Sie müssen also für<br />

eine einzelne energetische Mo der nisie -<br />

rung deutlich mehr zahlen als bisher. Da -<br />

her werden sie in Summe pro Jahr nicht<br />

derni sie rungsmaßnahmen. Im vergan genen Jahr wurden auf die<br />

40 Mil lio nen Euro Spar einlagen Zinsen von 1,1 Millionen Euro<br />

ausge schüttet bei Zinssät zen zwischen 1,1 % bis hin zu 5 % p.a.<br />

Die Erwartungen und Wünsche der Mit glieder an die Bau ge -<br />

nos senschaft Esslin gen werden derzeit über eine professionell<br />

durchgeführte Umfrage bei allen Mit gliedern erhoben. Zudem<br />

wählen in diesem Frühjahr die Mitglieder ihre Ver treter in die<br />

Vertreterversammlung. Das ist gelebte Genossenschafts de mo -<br />

kratie: Die Mitglieder bestimmen und gestalten ihre Bauge nos -<br />

senschaft Esslingen.<br />

mehr die gleiche An zahl an<br />

energetischen Moder ni sierun<br />

gen durch führen können.<br />

Die energetische Er -<br />

neu erung des Wohnungs -<br />

be standes und der Einsatz<br />

erneuerbarer Energien finden hier in der<br />

Tiefe, nicht in der Breite statt. Wer dies<br />

erkennt, muss sich fragen: Ist dies wirklich<br />

der Wunsch der Landesre gie rung?<br />

Letzt lich dürfte auf diese Weise nur<br />

langsam eine spürbare Verbesse rung<br />

bei der CO 2-Minderung möglich sein.<br />

<strong>aktuell</strong>: Was fordern Sie?<br />

Burkhardt: Für eine größere Breiten -<br />

wir kung fordern die Wohnungsunter -<br />

nehmen eine bessere und langfristig<br />

ausgerichtete Förderung durch den<br />

Staat. Kritik üben die Experten auch<br />

an technischen Details des Gesetzes. So<br />

sind beispielsweise die geforderte Grö -<br />

ßenordnung von thermischen An la gen<br />

mit 0,04 m 2 pro m 2 Wohnfläche zu hoch<br />

an gesetzt und damit unwirtschaftlich.<br />

Diese Vor gaben sollten nochmals überdacht<br />

und geändert werden.


12<br />

Interview<br />

„Auflagen im Neubau<br />

verteuern das Wohnen“<br />

Die deutsche Immobilienwirtschaft profitiert insgesamt von den günstigen wirtschaft<br />

lichen Rahmenbedingungen. Bemerkenswert ist, dass nach mehr als einem<br />

Jahrzehnt erstmals wieder Wohnimmobilien den Aufschwung tragen. Mieten und<br />

Preise legen zu und der Wohnungsmarkt zeigt sich so dynamisch wie zuletzt Anfang<br />

der 90er Jahre, meint Professor Harald Simons vom Forschungsinstitut empirica im<br />

<strong>aktuell</strong>en Frühjahrsgutachten, das der Rat der Immobilienweisen vorgelegt hat.<br />

<strong>aktuell</strong> sprach mit Professor Simons über die Trends und Herausforderungen am<br />

Wohnungsmarkt.<br />

<strong>aktuell</strong>: Die Wirtschaft brummt, die Steu -<br />

er einnahmen sprudeln und Investo ren<br />

so wie Kapitalanleger schauen sich wieder<br />

auf den Wohnungsmärkten um. Wird <strong>2011</strong><br />

unter diesen Gesichtspunkten ein richtig<br />

gutes Jahr?<br />

Prof. Harald Simons: Kommt darauf an<br />

für wen. Sicher ist: die Mieten und Preise<br />

wer den dieses Jahr steigen – schön für<br />

die Eigentümer, schlecht für Käufer und<br />

Mieter.<br />

<strong>aktuell</strong>: Sie beschäftigen sich auch mit<br />

dem Thema regionale Prognosen für Wirtschaft<br />

und Wohnen. Welche Parameter<br />

sind für Baden-Württemberg in den nächs -<br />

ten Jahren anzunehmen?<br />

Bildquelle: SWSG<br />

Simons: Für die nächsten fünf Jahre rechnen<br />

wir bei empirica für Baden-Würt tem -<br />

berg mit einem Anstieg der Wohnungs -<br />

nachfrage um knapp 3 Prozent. In keinem<br />

an deren Flächenland ist es mehr. Rund<br />

ein Drittel der zusätzlichen Nachfrage wird<br />

auf das Geschosswohnungssegment entfallen,<br />

zwei Drittel auf das Einfamilien -<br />

haussegment.<br />

<strong>aktuell</strong>: Trotz regionaler Unterschiede soll<br />

laut Frühjahrsgutachten die Wohn kos tenschere<br />

weiter auseinander gehen. Soll ten<br />

Bund oder Länder Gegen maß nah men er -<br />

greifen?<br />

Simons: Vor allem die Städte und Ge -<br />

mein den sollten dies tun. Die Wohn kos -<br />

Mit dem Programm Soziale Stadt wurden laut Prof. Simons wichtige Impulse gesetzt, jetzt wird es vom<br />

Bund ausgetrocknet. Im Bild die Planungen der SWSG für die Gundelsheimer Straße in Stuttgart-Rot.<br />

ten un terschiede sind ja nicht das Ergeb nis<br />

un ter schiedlicher Baukosten. Ein Zie gel -<br />

stein kostet in Sachsen-Anhalt genauso<br />

viel wie in Baden-Württemberg. Die<br />

Wohn kostenunterschiede sind vielmehr<br />

das Ergebnis unterschiedlicher kommunaler<br />

Politik in Bezug auf Baulandaus wei -<br />

sung und -verfügbarkeit, sozialer und<br />

ökologischer Auflagen. Die Kommunal politik<br />

sollte tunlichst alles vermeiden, was<br />

den Neubau knapp und teuer macht, sonst<br />

müssen sich Mieter und Käufer auf nochmals<br />

höhere Mieten einstellen. Ein Bei -<br />

spiel von vielen dafür ist das Frei bur ger<br />

Modell: Beim Wohnungsbau muss auch<br />

der Kindergarten mitfinanziert so wie 30<br />

Prozent sozialer Wohnungsbau eingeplant<br />

werden. Wird der Neubau zu teuer,<br />

kommt es zur Verknappung. Mietpreise<br />

von 13 Euro/m 2 in Freiburg sind einfach<br />

zu teuer. Doch dafür ist die Kommu nal -<br />

politik verantwortlich.<br />

<strong>aktuell</strong>: Die Organisation für Wirtschaft -<br />

liche Zusammenarbeit und Entwicklung<br />

(OECD) hat die Industrienationen zum<br />

Um denken in der Wohnungspolitik aufgefordert<br />

und dies vielfältig begründet.<br />

Sie stellt großzügige Kreditvergaben für<br />

die Bildung von Wohneigentum in Frage<br />

und plädiert für die Streichung von<br />

Steuer vorteilen. Wie bewerten Sie die<br />

OECD-Studie?<br />

Simons: Die Studie richtet sich nicht an<br />

Deutschland, sondern an Staaten wie die<br />

USA, Irland oder Spanien mit ihren überbordenden<br />

Kreditvergaben, mit Überan -<br />

gebot und Preisverfall auf den Immo bi -<br />

lien märkten. In Deutschland beobachten<br />

wir ja gerade genau das Gegenteil.<br />

<strong>aktuell</strong>: In der genannten Studie wird auch<br />

ein Loblied auf die Mobilität gesungen.<br />

Eine hohe Eigentumsquote würde diese<br />

verhindern und wäre damit eine Wachs -<br />

tumsbremse. Sehen Sie das genauso?<br />

Simons: Ist mangelnde Mobilität denn<br />

schlimm? Selbst wenn eine hohe Eigen -<br />

tumsquote ein Wachstumshemmnis wä re,<br />

sehe ich keinen Grund dafür, dahin um zuziehen,<br />

wohin ich nicht will. Sonst müssten<br />

alle nach München ziehen, weil dort<br />

die Gehälter 30 Prozent höher sind. Bei<br />

jungen Menschen sieht das noch et was<br />

anders aus. Doch die sind in der Re gel<br />

auch noch nicht durch eine Immo bi lie ge -<br />

bunden.<br />

<strong>aktuell</strong>: Quizfrage: Handelt es sich bei der<br />

Städtebauförderung <strong>2011</strong> um eine 25-


Interview 13<br />

Harald Simons studierte Volkswirtschafts -<br />

lehre an den Universitäten Bamberg, Col -<br />

chester (GB) und Bonn und promovierte<br />

2008 an der Universität Magdeburg. Er gehört<br />

dem von der Immobilien Zeitung und<br />

dem Zentralen Immobilien Ausschuss (ZIA)<br />

initiierten Rat der Immobilienweisen an,<br />

der jeweils im Frühjahr sein Gutachten zu<br />

den Teilmärkten Büro-, Wohn- und Einzel -<br />

pro zentige Aufstockung, wie der Haus -<br />

haltsausschuss des Bundestags argumentiert,<br />

oder um 25 Prozent weniger, wie<br />

die Wohnungswirtschaft sagt?<br />

Simons: Ach je, ist das Glas nun halb voll<br />

oder halb leer? Was für eine alberne De -<br />

batte. Es sind 25 Prozent weniger als im<br />

Vorjahr.<br />

<strong>aktuell</strong>: Die Mittel aus dem Programm<br />

Soziale Stadt sollen ab 2012 überwiegend<br />

investive Maßnahmen unterstützen. Wer -<br />

den dann nur noch Investitionen in Be ton<br />

anstatt Integrationsangebote gefördert?<br />

Simons: Für <strong>2011</strong> sind nur noch 26 Mil -<br />

lio nen Euro im Fördertopf. Auf ganz<br />

Deutschland gerechnet sind das Peanuts.<br />

Integrationsangebote gehören zu den<br />

eigentlichen Aufgaben der Kommunen,<br />

die aber auch in die Lage versetzt werden<br />

müssen, diese zu erfüllen. Die Misch zu -<br />

ständigkeiten zwischen Bund, Ländern<br />

und Kommunen halte ich nicht für gut.<br />

Den Kommunen hat man durch die För -<br />

dertöpfe die eigene Zuständigkeit abgekauft.<br />

Pragmatisch gesehen war das Pro -<br />

gramm Soziale Stadt richtig, denn für die<br />

Städte war der Quartiersansatz ein großer<br />

Gewinn. Für die Umsetzung braucht<br />

man als Anreiz etwas Geld. Schade, dass<br />

handels immo bi lien vorlegt. Simons arbeitet seit 1993 beim<br />

Forschungs ins ti tut empirica (Berlin, Bonn, Leipzig) und ist seit<br />

2002 Mitglied des Vorstandes. Seit 2010 hat Simons eine Pro -<br />

fessur für Volks wirtschaftslehre an der Hochschule für Tech -<br />

nik, Wirtschaft und Kultur Leipzig. Seine jüngsten Veröffent -<br />

lichungen tragen die Titel „Altschulden und Stadtumbau“,<br />

„Deutschland bis 2040 – Langfristige Trends und ihre Be deu -<br />

tung für den Immobilienmarkt“ und „Klimapolitik – auf der<br />

Su che nach globaler Wirksamkeit“.<br />

die Mittel zusammengestrichen wurden,<br />

denn die Programme brauchen Jahre bis<br />

sie richtig laufen.<br />

<strong>aktuell</strong>: Zum Schluss eine persönliche Fra -<br />

ge: Haben sich Ihre privaten Wohn träu me<br />

schon erfüllt? Und wie sehen die aus?<br />

Simons: Wohnträume ändern sich im Lau -<br />

fe des Lebens, je nach persönlicher Le -<br />

benssituation. Noch wohne ich gerne in<br />

einem Altbau im sechsten Stock. Ohne<br />

Aufzug! Auf Dauer ist das keine Lösung,<br />

besonders nicht mit Kindern.<br />

<strong>aktuell</strong>: Wir danken für das Gespräch.<br />

Bildquelle: Ellwanger & Geiger<br />

In den nächsten fünf Jahren soll die Wohnungsnachfrage in Baden-Württemberg um knapp 3% ansteigen, soviel wie in keinem anderen Flächenland.<br />

Nicht nur für Stuttgart ein Problem.


14<br />

Alternative Energien<br />

Kein Widerspruch: Heizen mit Eis<br />

Heizen und Kühlen mit der Kristallisationsenergie von gefrierendem Wasser? Was<br />

widersprüchlich klingt, ist in der Praxis ein effizientes und umweltschonendes<br />

Wärme- und Kälteversorgungssystem für Gebäude aller Art. Damit die Investition<br />

nicht nur dem guten Gewissen dient, sollte ein Bauherr kritisch prüfen, ob der Nut -<br />

zungsgrad der Eisspeicherheizung optimal ausgenutzt werden kann.<br />

Jeder Bürger weiß es und spürt es letztlich<br />

im Geldbeutel: Fossile Brennstoffe sind<br />

endlich, doch die Nachfrage steigt weiter<br />

an und deshalb dreht sich die Kos ten spi rale<br />

in immer neue Höhen. Fast jeder mühsam<br />

eingesparte Cent wird durch Preis -<br />

steigerungen wieder obsolet. Im Im mo bi -<br />

lienbereich bedeutet dies nicht nur, die<br />

not wendigen Investitionskosten bei Neubau<br />

oder Sanierung im Griff zu haben,<br />

sondern auch die folgenden Betriebs kos -<br />

ten zu beachten. Außerdem gelten fossile<br />

Brennstoffe als Klimakiller Nummer eins,<br />

deren Verbrauch über Steuern und Auf la -<br />

gen sanktioniert wird. Und auch die Zu -<br />

kunft der Atomkraft steht infrage, spä -<br />

testens seit der Katastrophe in Japan.<br />

Geradezu genial wirkt da die Idee, die<br />

Energie aus Sonne, Luft, Erdwärme und<br />

Wasser zu kombinieren und auf ökonomische<br />

Art zum Heizen und Kühlen einzusetzen.<br />

Sie stammt von Alexander von<br />

Rohr aus Friedrichshafen am Bodensee,<br />

der mit seiner Firma isocal Heizkühl sys te -<br />

me zu den Pionieren beim Thema Eis speicherheizung<br />

zählt, die bereits in vielen<br />

Gewerbegebäuden und in Einfami lien -<br />

häu sern eingebaut wurde.<br />

Eisheizung – Revolution auf dem<br />

Heizmarkt<br />

Das Prinzip ist eigentlich uralt und ba siert<br />

auf einem bewährten physikalischen Konzept:<br />

Wenn Wasser bei Null Grad Celsius<br />

vom flüssigen in den festen Zustand übergeht<br />

und damit einen Ag gregatwechsel<br />

vollzieht, weil sich Eiskristalle bilden, wird<br />

sogenannte Kris tal lisationswärme frei.<br />

Denn beim Gefrieren erhöht sich das Ener -<br />

giepotenzial des Wassers. Ein Prinzip, dass<br />

auch die Taschenwärmer nutzen, die sich<br />

beim Druck auf ein Metallplättchen wohlig<br />

warm in der Manteltasche erhitzen.<br />

Diese Kristallisationswärme hat es energetisch<br />

in sich. Erstarrt ein Liter Wasser<br />

bei Null Grad Celsius zu Eis, wird dabei<br />

ebenso viel Wärme frei, wie man braucht,<br />

um einen Liter Wasser von Null Grad Cel -<br />

sius auf 80 Grad Celsius zu erhitzen. Von<br />

Rohr hat dafür eine patentierte Spei -<br />

cher technik entwickelt. In eisfreier Tiefe<br />

(ab ca. vier Meter unter der Erdober flä -<br />

che) wird das Herzstück der Anlage, ein<br />

betonummantelter Tank eingebaut, der<br />

sogenannte Eisspeicher. Eine Wärme pumpe<br />

wandelt die Energie aus dem Eis spei -<br />

cher in nutzbare Wärme für Hei zung und<br />

Brauchwasser um. Für eine kons tante<br />

Wie effizient und umweltschonend solare Eis -<br />

speicher arbeiten, zeigen unter anderem Referenz -<br />

beispiele aus dem Breisgau und aus Tübingen<br />

Heiz leistung sollte das Wasser im Eis spei -<br />

cher durchschnittlich einmal pro Monat<br />

ge frieren und dann wieder auftauen. Dafür<br />

sorgt eine Solaranlage auf dem Dach,<br />

welche die aufgenommene Sonnen wär me<br />

in den Eisspeicher leitet und damit da für<br />

sorgt, dass das Eis im Speicher schmilzt<br />

und dadurch dem Wasser wieder neue<br />

Energie zugeführt wird.<br />

Damit dieser Vorgang reibungslos ab läuft,<br />

muss der Natur ein Schnippchen geschlagen<br />

werden. Jedes Kind kennt den Ver -<br />

such, das Wasser in einer vollen Glas fla -<br />

sche im Gefrierfach des Kühlschranks zum<br />

Gefrieren zu bringen. Schließlich zerspringt<br />

die Flasche, weil das Eis eine ge -<br />

waltige Kraft entwickelt und sich der Ge -<br />

friervorgang von außen nach innen vollzieht.<br />

Bei der Eisspeicherheizung wird der<br />

Gefriervorgang umgedreht: dank Wär me -<br />

speicher gefriert das Wasser bei dieser<br />

Anlage von innen nach außen. Der Eis -<br />

speicher kann deshalb nicht bersten. Über<br />

Monate hinweg wird damit immer wieder<br />

kontrolliert Kristallisationsenergie frei-


Alternative Energien 15<br />

gesetzt und kann genutzt werden. Der<br />

Wirkungsgrad liegt laut Unter su chun gen<br />

der Fachhochschule Biberach weit über<br />

herkömmlichen Wärmepumpen syste men.<br />

Das Gladbecker Institut für Energie-, Käl teund<br />

Umwelttechnik (InEKK) kommt sogar<br />

zu dem Ergebnis, dass bei einer „Kom bi -<br />

na tion aus Gas-Absorptions wär me pum pe<br />

und saisonalem Eisspeicher auf Grund der<br />

gleichzeitigen Nutzung von Wärme und<br />

Kälte eine Gesamt effi zienz von über 200<br />

Prozent, bezogen auf die eingesetzte Pri -<br />

märenergie, erreicht werden kann“.<br />

Finanzielle Vorteile gegenüber<br />

herkömmlichen Heizsystemen<br />

Geschäftsführer Jürgen Gassmann von der<br />

Firma Eisheizung-GmbH aus Neu ried-<br />

Schut terzell rechnet für den Einsatz seines<br />

SolarEis genannten Systems im Heiz be -<br />

trieb gegenüber herkömmlichen Sys te men<br />

mit Kosteneinsparungen von 50 Prozent,<br />

bei der Kühlung betrage die Kos tenein -<br />

spa rung sogar bis über 95 Pro zent. Denn<br />

Kosten treten bei der Hei zung nur noch<br />

für den Betrieb der Wär mepumpe auf<br />

und bei der Kühlung nur für die Um -<br />

wälz pum pe.<br />

Allerdings liegen die Investitionskosten<br />

weit über denen einer herkömmlichen<br />

An lage. Für ein Einfamilienhaus werden<br />

durchschnittlich 20.000 Euro angegeben,<br />

eine Ölheizung würde nur mit 9.000 Euro<br />

zu Buche schlagen. Die Fachleute rechnen<br />

mit einer Amortisationszeit von sechs bis<br />

zehn Jahren – je nach Anschaffungspreis<br />

und Inanspruchnahme von Fördermit teln.<br />

Und nach einer Nutzungszeit von 10 Jah -<br />

ren sieht die Rechnung schon anders aus.<br />

Während der Rohstoffeinsatz bei einer<br />

Ölheizung nach den derzeitigen Preisen<br />

bei 17.000 Euro liegt, kostet das notwen -<br />

di ge Leitungswasser für den Eisspeicher<br />

nur 20 Euro. Zwar verbraucht die Eis hei -<br />

zung über den Zeitraum ca. Strom für<br />

5.800 Euro und die Ölheizung nur ca.<br />

1.000 Euro, dennoch ergibt sich unterm<br />

Strich für die Ölheizung ein Investitions -<br />

volumen von 27.000 Euro, die Eisheizung<br />

kommt über den 10-Jahreszeitraum auf<br />

25.800 Euro. Man braucht kein Profi zu<br />

sein, um auszurechnen, dass sich bei weiter<br />

steigenden Energiekosten die Amor -<br />

tisationszeit weiter verkürzen wird. Ein<br />

weiteres Plus dieser ausgefeilten Tech nik:<br />

Es fallen keine umweltschädlichen Schad -<br />

stoffe zur Erreichung des gu ten Wir kungs -<br />

grads und der hohen Effi zienz an. Denn<br />

ein Solar-Eisspeicher mit 800 Ku bik meter<br />

Eisinhalt speichert laut Gass mann den<br />

Ener giegehalt von ca. 6.300 Litern Heiz -<br />

öl. Das entspricht einer Emission von fast<br />

20 Tonnen CO 2.<br />

Ein Markt mit Wachstumspotenzial<br />

Momentan ist der Markt noch recht klein.<br />

Die Firma Consolar aus Frankfurt, Markt -<br />

führer bei Solarwärmeanlagen, verweist<br />

im Bereich Einfamilienhäuser für Baden-<br />

Württemberg auf Referenz projekte in<br />

Tü bingen und im Breisgau. Mehrfami lienhäuser<br />

seien konkret in Planung. Bei -<br />

spiele für Eisspeicherheizungen in Wohngebäuden<br />

gibt es nicht nur im Neubau,<br />

sondern auch bei Sanierungen von Be -<br />

standsbauten. Bekannte Anwendungs bei -<br />

spiele im gewerblichen Bereich sind die<br />

Trigema Arena in Burladingen, die 2010<br />

fertiggestellt wurde. Oder das Luxusho -<br />

tel Riva in Konstanz, das seine Eisspei -<br />

cher heizung auch gezielt für das eigene<br />

Marketing einsetzt. Voraussetzung für<br />

den erfolgreichen Einsatz in allen An wen -<br />

dungsbereichen ist eine gute Wärme däm -<br />

mung des jeweiligen Gebäudes, weiß In -<br />

genieur Winfried Hesse aus Bad-Rei chenhall,<br />

der sich mit dem Thema ebenfalls seit<br />

Jahren beschäftigt. Er sieht einen weiteren<br />

Vorteil in der Tatsache, dass anders als<br />

bei Geothermieanlagen keine be hörd li -<br />

chen Genehmigungen notwendig sind.<br />

Abseits der Standardlösung hat auch das<br />

Architekturbüro Niederberghaus & Part -<br />

ner (agn) aus Ibbenbüren auf den Eis -<br />

spei cher gesetzt und zwar als alternatives<br />

Energiekonzept beim neuen Stadt ar -<br />

chiv der Stadt Stuttgart im Neckarpark.<br />

Dort wurde ein altes Gebäudeensemble<br />

zum modernen Stadtarchiv. Für die notwendige<br />

konstante Temperatur sorgt ein<br />

Eisspeicher. Allerdings gibt agn-Ge schäfts -<br />

führer Bernhard Bergjan zu Bedenken,<br />

dass erstens der Platz für einen solchen<br />

Speicher vorhanden sein muss – was in<br />

innerstädtischen Lagen schwierig sein<br />

kann – und zweitens die Wirtschaft lich -<br />

keit des Systems davon abhängt, ob in -<br />

nerhalb einer kürzeren Zeitspanne nicht<br />

nur die Wärme gebraucht wird, sondern<br />

auch die Kühlung gefragt ist. In Büros ist<br />

dies meist der Fall, bei reinen Wohn ge -<br />

bäuden hängt dies von der Spekulation<br />

ab, ob im Rahmen des Klimawandels in<br />

den Sommermonaten auch eine Küh lung<br />

notwendig wird. Sein Fazit: „Es ist immer<br />

falsch, nur mit einer Lösung durchs Land<br />

zu ziehen, denn die Anforderungen sind<br />

viel zu individuell“.<br />

Das Prinzip der Eisspeicher-Heizung überlistet<br />

die Physik<br />

Das Prinzip der Eisspeicherheizung hält<br />

Peter Schossig vom Fraunhofer Institut<br />

für solare Energiesysteme (ISE) „seit Jah -<br />

ren für den Stand der Technik“. Bei der<br />

Ver sorgung mit Warmwasser und Hei zung<br />

können gängige Wärmepumpen-Heiz systeme<br />

eine vergleichbare Leistung nicht<br />

annähernd erreichen. Nicht um sonst hat<br />

die revolutionäre Technik be reits mehrere<br />

Preise erhalten. 2010 er hielt isocal den<br />

Award „Potenzial Innovation“, der vom<br />

Deutschen Industrie- und Handels kam -<br />

mertag (DIHK) und dem Wirtschafts ma -<br />

ga zin Impulse verliehen wird, sowie den<br />

Innovationspreis des Landes Baden-Würt -<br />

temberg. Dieses Jahr hat Consolar mit der<br />

Solarheizung Solaera den bundesweiten<br />

Energiewettbewerb „Grünes Haus Wär -<br />

me“ für Wohngebäude ge won nen.<br />

Wenn man berücksichtigt, dass Häuser<br />

immer noch zu 80 Prozent mit konventionellen<br />

Energieträgern beheizt werden<br />

und damit knapp 45 Prozent der klimaschädlichen<br />

Treibhausgase verursachen,<br />

ergibt sich ein weiter Einsatzbereich für<br />

die Energie aus Sonne und Eis.<br />

Adressen für weitere Informationen:<br />

www.eisheizung.com<br />

www.isocal.de<br />

www.consolar.de<br />

www.solarheizung-hesse.de<br />

www.micronal.de<br />

(Produkt- und Hintergrundinfos zu<br />

La tent wärmespeichern)<br />

Bildquellen: Consolar


16<br />

Aus der Praxis – für die Praxis<br />

Immer wieder stößt die Wohnungs- und Immobilienwirtschaft bei anstehenden Auf gaben und Herausforderungen in der<br />

Branche auf zukunftsorientierte und neue Lösungsansätze, die sich als praktikabel und gut erweisen. Unter der Ru brik „Aus<br />

der Praxis für die Praxis“ wird <strong>aktuell</strong> in den kommenden Ausgaben ent sprechende Konzepte aus der Bran che vorstellen.<br />

Multimediaversorgung<br />

zukunftsorientiert konzipiert<br />

Auslaufende Kabelverträge stellen Geschäftsführer und Vorstände von Woh nungsund<br />

Immobilienunternehmen vor die Frage nach einem gangbaren Zukunfts kon -<br />

zept für die Multimediaversorgung der von ihnen bewirtschafteten Wohnungen. Da rin<br />

müssen die Wünsche und Anforderungen der Kunden und Mieter ebenso be rücksichtigt<br />

werden wie die rechtlichen und betriebswirtschaftlichen Rahmenbe din gun gen<br />

und die Erfordernisse des Unternehmens. Es bietet sich ein Strauß an Mög lich keiten.<br />

<strong>aktuell</strong> sprach aus gegebenem Anlass mit Dieter Burger, Geschäftsführer der Städti -<br />

schen Wohnungsbaugesellschaft mbH Rheinfelden, der sich im vergangenen Jahr für<br />

einen neuen Weg entschieden hat. Er hat sich vom Service des baden-württembergischen<br />

Kabelmonopolisten getrennt. Von einem anderen Dienstleister wurde nun<br />

ein neues Glasfaser-Multimedianetz gebaut, das dieser auch betreibt und betreut.<br />

<strong>aktuell</strong>: Herr Burger, Sie haben kürzlich<br />

eine neue Multimediaversorgung für Ihr<br />

Unternehmen eingeführt. Was waren Ihre<br />

Beweggründe?<br />

Dieter Burger: Als Kunde von Kabel BW<br />

konnten wir die Geschäftspolitik nicht im -<br />

mer nachvollziehen. Preiserhöhun gen, ein<br />

unflexibler Service auch im Backoffice,<br />

eine unkalkulierbare Entwicklung in Rich -<br />

tung Eigentümer und Programm ge stal -<br />

tung, aber auch das Fehlen der ge wünschten<br />

Individualisierung für unser Un ter neh -<br />

men waren die eigentlichen Knack punk te.<br />

Wir wollen ein hohes Maß an Eigen stän -<br />

digkeit und Mitspracherecht in allen we -<br />

sentlichen Kriterien – auch bei der langfristigen<br />

Entgeltgestaltung –, aber auch<br />

die Möglichkeit zur Nutzung neuer Ser -<br />

vices und Dienste für unsere Mieter, wie<br />

z.B. einen eigenen Mieterinformations -<br />

sender.<br />

In Bezug auf die Vertragslaufzeit und die<br />

Hausverteilnetze waren wir in einer gu -<br />

ten Ausgangslage. Kabel BW hatte uns<br />

auftragsgemäß moderne, rückkanalfähige<br />

Hausverteilnetze gebaut. Dabei ha ben<br />

wir immer Wert darauf gelegt, Eigen tü -<br />

mer der Hausverteilnetze zu sein.<br />

<strong>aktuell</strong>: Worin liegt der Unterschied zur<br />

früheren Versorgung, an welchen Stel len<br />

sehen Sie Vorteile?<br />

Burger: Eine eigene Anlage versetzt uns<br />

in die Lage, das Programmangebot nach<br />

unserem Mieterbestand auszurichten,<br />

wenn notwendig zu verändern oder an -<br />

zu passen. Heute brauchen wir zur Ver -<br />

sorgung unserer Mieter mit Migrations -<br />

hintergrund zum Beispiel eher viele türki -<br />

sche Programme, morgen eventuell ganz<br />

andere Fremdsprachenangebote. Da durch<br />

sind wir nicht mehr auf ein fixes Pro -<br />

gramm angebot angewiesen, sondern können<br />

flexibel gestalten. Ein <strong>aktuell</strong>es Bei -<br />

spiel: Viele Kunden haben nach digitalem<br />

Schweizer Fernsehen gefragt; innerhalb<br />

von drei Tagen hatten wir eine positive<br />

Entscheidung von unserem jetzigen<br />

Anbieter WTC Wohnen & TeleCommuni -<br />

cation aus Unterföhring; das war früher<br />

undenkbar! Darüber hinaus können wir<br />

mietereigene Satellitenspiegel vermeiden.<br />

<strong>aktuell</strong>: Das bedeutete doch einen er heblichen<br />

technischen Aufwand. Was war<br />

alles zu verändern?<br />

Burger: Schon im Vorfeld haben wir uns<br />

intensiv mit diesem Thema befasst und<br />

dazu auch Rat eingeholt. Der notwendige<br />

technische Aufwand hielt sich dann in<br />

Grenzen. Da die Hausnetze einschließlich<br />

der Antennendosen dem neuesten Stand<br />

entsprachen, war lediglich eine professionelle<br />

Kopfstelle zu errichten und ein<br />

Netz zur Zuführung der Signale zu unseren<br />

Liegenschaften zu bauen. Ingesamt<br />

waren es etwas mehr als sieben Kilo me -<br />

ter Strecke, was allerdings geräuschlos be -<br />

wältigt wurde. Die beheizten Satelli ten -<br />

spiegel haben wir auf einem unserer<br />

Hoch häuser errichtet, in einem klimatisierten<br />

Raum im Keller des Gebäudes be -<br />

findet sich die dazu gehörende Technik.<br />

Im klimatisierten Kellerraum steht das technische<br />

Herzstück des neuen Systems. Die Signalver sor gung<br />

erfolgt völlig autark von fremden Kabelstrecken.<br />

Die Bauzeit war mit vier Monaten überraschend<br />

kurz. Dieses eigene System ist<br />

völlig autark und nutzt keine fremden<br />

Kabelstrecken.<br />

<strong>aktuell</strong>: Solche Umstellungen sind ja oft<br />

nicht ganz unproblematisch. Fernsehen<br />

ist für die Mehrheit der Bewohner meist<br />

unverzichtbar. Gab es kritische Stimmen<br />

zum Signalwechsel ?<br />

Burger: Kritische Stimmen, die eigentlich<br />

mehr Angst vor Veränderung artikulieren,<br />

gibt es bei einer derartigen Umstel -<br />

lung immer. Natürlich haben wir im Vor -<br />

feld alle Bewohner ausführlich über un ser<br />

Vorhaben informiert. Unsere Kun den in -


Aus der Praxis – für die Praxis 17<br />

Mehr als sieben Kilometer Kabel mussten verlegt<br />

werden, um die Signalzuführung zu den Gebäuden<br />

der Wohnbaugesellschaft zu gewährleisten<br />

fos enthielten alle Informationen über die<br />

geplanten Maßnahmen, die Vor teile für<br />

die Wohnungsnutzer, die Termi ne und die<br />

nur kurze Ausfallzeit während des Sig -<br />

nal wechsels. Auch die Mehrheit der von<br />

uns verwalteten Eigentümer ge mein schaften<br />

hat sich diesem Schritt angeschlossen.<br />

<strong>aktuell</strong>: Ist die Umstellung glatt verlaufen?<br />

Burger: Nachdem wir frühzeitig informiert<br />

hatten und auch die Aufschal tungs ter mi -<br />

ne für jedes Haus bekannt gemacht wurden,<br />

gab es erstaunlich wenige Proble me.<br />

Wichtig war, dass Termine nach dem be -<br />

stehenden Bauzeitenplan konsequent<br />

ein gehalten wurden. Die Bauleitung war<br />

permanent vor Ort und konnte so direkt<br />

eingreifen, wenn Bedarf bestand.<br />

<strong>aktuell</strong>: Sicher haben sich Ihre Mieter über<br />

den alten Kabelanschluss auch mit Inter -<br />

net-Diensten und Telefonie versorgt. Auf<br />

welche Weise konnten Sie sicherstellen,<br />

dass Ihre Mieter ihre Telefon num mern be -<br />

halten konnten und keine Unterbre chun -<br />

gen auftraten?<br />

Burger: Hier gab es eine abgestimmte<br />

Vor gehensweise von WTC mit Kabel BW.<br />

Die Mieter, die Internet und Telefonie von<br />

Kabel BW genutzt haben, wurden rechtzeitig<br />

angesprochen und in die neue Ver -<br />

sorgung überführt. Da auch Modems aus-<br />

zutauschen waren und wir als kunden -<br />

orientiertes Unternehmen angeboten hat -<br />

ten, die Rückgabe in unseren Geschäfts -<br />

räumen vorzunehmen, waren unsere Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter in diesen<br />

Wochen schon besonders gefordert.<br />

<strong>aktuell</strong>: Die Wohnbau Rheinfelden ist nun<br />

Eigentümerin einer Empfangstelle und<br />

einer Netzstruktur. Zählt das zu den Kernaufgaben<br />

eines Wohnungsunter neh mens?<br />

Burger: Das kann man diskutieren. Aber<br />

leider stehen wir in Baden-Württemberg<br />

in der Abhängigkeit zu einem einzigen<br />

Kabelanschlussanbieter. Um als Vermie ter<br />

auf Dauer frei gestalten zu können und<br />

damit auch für unsere Kunden immer das<br />

geeignete Angebot zu bezahlbaren Prei -<br />

sen zu haben, ist die eigene Versor gung<br />

sicher eine zukunftsorientierte, gu te Al -<br />

ter native. So gesehen halten wir eine<br />

eigene Multimedia-Versorgung inzwischen<br />

auch für eine Kernverantwortung<br />

der Wohnungsunternehmen. Außerdem<br />

kann die Versorgung auch anderen Eigentümern<br />

angeboten werden.<br />

<strong>aktuell</strong>: Wie sieht Ihr Angebot für die Mieter<br />

aus?<br />

Burger: Neben einer Vielzahl von analogen<br />

Programmen gibt es frei empfangbare<br />

digitale Programme, frei empfangbare<br />

HD-Programme, digitale Pay-Program me,<br />

Fremdsprachenprogramme, Internet und<br />

Telefonie über Kabel und einen eigenen<br />

Mieterinformationssender. Über diesen<br />

Mieterinformationssender, der von WTC<br />

redaktionell betreut wird, können wir un -<br />

sere Kunden – und zwar auch diejenigen,<br />

die nicht über Internet verfügen – über<br />

die wichtigsten Themen und Ver an stal -<br />

tungen <strong>aktuell</strong> informieren. Dabei speisen<br />

wir auch Informationen wichtiger Kooperationspartner<br />

wie z.B. von der Ca ri -<br />

tas oder vom Familienzentrum ein; auch<br />

der Apothekennotdienst ist stets <strong>aktuell</strong>.<br />

An der Grenze zur Schweiz haben wir<br />

na türlich Wert darauf gelegt, dass auch<br />

die Schweizer TV-Programme angeboten<br />

werden, ebenso alle Dritten Programme.<br />

Wichtig ist auch, dass wir nach Abschal -<br />

tung der analogen Übertragung ab April<br />

2012 eine große Auswahl von analogen<br />

Programmen weiter garantieren und so -<br />

lange anbieten, wie die Kunden es wollen;<br />

eindeutig ein Vorteil der Eigen stän -<br />

digkeit. Internet-, Telefonie und andere<br />

Angebote können die Kunden separat da -<br />

zubuchen.<br />

Auch die Zukunft wird beachtet: Das au -<br />

tonome Netz mit einer „Standleitung in<br />

jede Wohnung“ lässt die Einführung von<br />

weiteren Diensten aus dem Bereich Re -<br />

geln, Messen und Steuern von technischen<br />

Anlagen zu. Auch Leistungen im Smart<br />

Home-Bereich sind möglich, da wir uns in<br />

einer eigenen, unabhängigen Netz struk -<br />

tur bewegen. Daran arbeiten wir gerade.<br />

<strong>aktuell</strong>: Können Sie uns etwas über das<br />

Geschäftsmodell sagen?<br />

Burger: Die Wohnbau Rheinfelden ist<br />

Eigentümer der gesamten Anlage – von<br />

der Kopfstation bis zur Antennendose.<br />

Die Verantwortung für die Errichtung der<br />

Empfangsstelle und des kompletten Net -<br />

zes sowie alle Funktionen der Kom po nenten<br />

lag nicht in unserer Hand, sondern bei<br />

der WTC, die die Technik ge baut hat und<br />

über einen Servicevertrag verantwor tet<br />

– das gehört nicht zu unserer Kernkom -<br />

petenz. Unsere Mieter können auf den<br />

Kun denservice/Entstö rungs service von<br />

WTC zurückgreifen, so dass alle Fragen<br />

und Anliegen der Mieter, aber auch Stö -<br />

rungsmeldungen über diesen Ser vice laufen.<br />

Unsere Kunden haben dafür eine ei -<br />

ge ne Servicenummer. Die technische und<br />

rechtliche Verantwortung liegt nicht bei<br />

uns, wir können unseren Kun den aber ein<br />

autarkes und breites Multi media ange bot<br />

liefern – aus unserer Sicht eine ideale<br />

Kombination.<br />

<strong>aktuell</strong>: Herr Burger, wir danken Ihnen<br />

für das Gespräch.


18 Recht<br />

Gesetzliche Neuerungen mit<br />

wirtschaftlichen Auswirkungen<br />

I m Jahr <strong>2011</strong> kommen auf die Wohnungswirtschaft sowohl auf Bundes- als auch auf<br />

Landesebene wichtige politische Entscheidungen zu. Zur Evaluierung stehen das<br />

Wärmegesetz und das Landeswohnraumförderungsgesetz Baden-Württemberg an.<br />

Mittlerweile liegt auch ein erster Referentenentwurf zur Novellierung des Miet -<br />

rechtes, insbesondere im Hinblick auf energetische Modernisierungen, vor. Auch die<br />

Trinkwasserverordnung und das Bauforderungssicherungsgesetz sollen novelliert<br />

werden.<br />

Die zur Diskussion stehenden Gesetze und Verordnungen haben allesamt erhebliche<br />

wirtschaftliche Auswirkungen auf die Wohnungswirtschaft. Die stellvertretende<br />

Verbandsdirektorin des <strong>vbw</strong>, Sigrid Feßler, hat für <strong>aktuell</strong> die zentralen Themen<br />

zusammengefasst.<br />

Evaluierung des Wärmegesetzes<br />

Baden-Württemberg (EWärmeG BW)<br />

Das EWärmeG Baden-Württemberg vom<br />

01.04.2008 verfolgt das Ziel, die anteilige<br />

Nutzung erneuerbarer Energien bei<br />

der Wärmeversorgung von Wohnge bäu -<br />

den als verbindlichen Standard einzuführen.<br />

Für Neubaumaßnahmen wurde das<br />

Landesgesetz zum 01.01.2009 durch das<br />

Erneuerbare Energie-Wärme-Gesetz des<br />

Bundes (EEWärmeG) abgelöst. Für den<br />

Woh nungsbestand gilt seit dem 01.01.2010<br />

ausschließlich das Landesge setz. Es greift,<br />

wenn die Heizungsanlage ausgetauscht<br />

wird. In diesem Fall müssen zehn Prozent<br />

des jährlichen Wärme bedarfs durch er -<br />

neuerbare Energien ge deckt werden. Dazu<br />

zählen Solarther mie, Geothermie, Biomasse<br />

oder Bioöl sowie die Nutzung von<br />

Umweltwärme einschließlich der Abwär -<br />

me durch Wär mepumpen.<br />

Seit dem 01.04.<strong>2011</strong> steht das Gesetz zur<br />

Evaluierung an, das heißt, das Umweltund<br />

das Wirtschaftsministerium des Lan -<br />

des Baden-Württemberg haben dem<br />

Land tag über die ersten Erfahrungen mit<br />

dem Gesetz zu berichten. Aus der Eva lu -<br />

ierung sollen Handlungsoptionen für die<br />

Novellierung des Gesetzes abgeleitet wer -<br />

den. Eine Umfrage bei den Mit glieds un -<br />

ternehmen des <strong>vbw</strong> hat ergeben, dass die<br />

Umsetzung des Gesetzes für die Woh -<br />

nungsunternehmen zu einer erheblichen<br />

Verteuerung im Bestand führt und sich<br />

damit auch die in der Re gel langfristig<br />

an gelegten Bestands ent wicklungs strate -<br />

gien oftmals nicht mehr verwirklichen lassen.<br />

Die Wohnungs wirt schaft kann nur<br />

dann eine sinnvolle Ener giepolitik be -<br />

trei ben, wenn sowohl die energetischen<br />

Gesetze und Verord nun gen als auch die<br />

mietrechtlichen Vor gaben aufeinander<br />

ab gestimmt sind und eine nachhaltige<br />

und sichere Grundlage bieten.<br />

Mietrechtsreform<br />

Die Bundesregierung hatte sich im Ko a -<br />

litionsvertrag die Novellierung des Miet -<br />

rechts, insbesondere bei energetischen<br />

und klimafreundlichen Modernisie rungs -<br />

maßnahmen, auf die Fahne geschrieben.<br />

Seit Oktober vergangenen Jahres liegt<br />

nun ein Referentenentwurf vor. Er enthält<br />

jedoch bei Weitem nicht die notwendigen<br />

mietrechtlichen Rahmenbe din gungen,<br />

um energetische Modernisie run gen<br />

optimal und wirtschaftlich sinnvoll durchzuführen<br />

zu können. Was die Woh nungs -<br />

wirtschaft für energetische und klimafreundliche<br />

Modernisierungs maßnah men<br />

braucht, ist eine gesetzlich vorgeschriebene<br />

generelle Duldungspflicht sowie den<br />

Ausschluss der Mietminderungs mög lich -<br />

keit des Mieters während der Moderni -<br />

sie rungsphase. Unabhängig davon müssen<br />

die Formalien der Modernisierungs miet -<br />

erhöhung vereinfacht und gesetzliche Ausschlusstatbestände<br />

für energetische Mo -<br />

der nisierungsmieterhöhungen entfallen.<br />

Evaluierung des Landeswohnraum för -<br />

derungsgesetzes Baden-Württem berg<br />

(LWoFG BW)<br />

Seit Inkrafttreten des Landeswohnraum -<br />

förderungsgesetzes Baden-Württem berg<br />

zum 01.01.2008 sind drei Jahre vergangen.<br />

Das Gesetz schreibt vor, dass die<br />

Auswirkungen des Gesetzes nach einem<br />

Erfahrungszeitraum von drei Jahren durch<br />

die Landesregierung unter Mitwir kung<br />

der kommunalen Landesverbände sowie<br />

der Verbände der Wohnungswirt schaft<br />

überprüft werden sollen. Über das Er gebnis<br />

der Überprüfung ist dem Land tag zu<br />

berichten. In diesem Jahr steht die Über -<br />

prüfung des Gesetzes an. Der <strong>vbw</strong> hat<br />

dem Wirtschaftsministerium die Kritik seiner<br />

Mitglieder an dem Gesetz zukommen<br />

lassen. Gefordert wird danach die Ab -<br />

schaffung der kommunalen Satzun gen als<br />

Grundlage für die Festsetzung der vertraglich<br />

vereinbarten Miete (§ 32 Abs. 3<br />

S. 3). Einige Kommunen haben bis heu te<br />

keine Satzung erstellt, was für die Woh -<br />

nungsunternehmen zu einer erheblichen<br />

Unsicherheit bei der Durchführung notwendiger<br />

Mieterhöhungen führt. Gefor -<br />

dert wird aber auch die Festlegung eines<br />

Abschlages von 10 Prozent gegenüber der<br />

ortsüblichen Vergleichsmiete als obers ter<br />

Wert (§ 32 Abs. 3 Satz 5). Teil weise finden<br />

sich in kommunalen Sat zun gen Ab schlä -<br />

ge, die den Wohnungs unterneh men keinen<br />

Spielraum für notwendige Mieter -<br />

hö hungen lassen. Ferner wirkt sich der<br />

der zeit vorgeschriebene Min dest ab schlag<br />

von 10 Prozent gegenüber der ortsüblichen<br />

Vergleichsmiete bei Mo der nisie rungs -<br />

mieterhöhungen, insbe sondere bei energetischen<br />

Moderni sie rungen, kontraproduktiv<br />

aus (§ 32 Abs. 3 Satz 2).<br />

Dichtigkeitsprüfung von privaten<br />

Abwasserleitungen nach der<br />

EU-Rahmenrichtlinie<br />

Mit der Rahmenrichtlinie 2000/60/EG<br />

gibt die EU vor, dass alle „Wasserkörper“<br />

und damit auch Abwasserleitungen in


§ §<br />

Recht 19<br />

den Mit gliedstaaten bis Ende des Jahres<br />

2015 „in einen guten Zustand“ zu bringen<br />

sind. Die EU-Rahmenrichtlinie um -<br />

fasst auch pri vate Abwasserleitungen. Die<br />

Vorgaben der EU-Richtlinie wurden in der<br />

Bundes re pu b lik Deutschland durch das<br />

Wasser haus haltsgesetz des Bundes (WHG)<br />

und vereinzelt durch wasserrechtliche<br />

Bestim mun gen der Länder in nationales<br />

Recht um gesetzt. So ist in dem zum<br />

01.03.2010 no vellierten Wasserhaus halts -<br />

gesetz (WHG) des Bundes geregelt, dass<br />

Abwasseranlagen „so zu errichten, zu betreiben<br />

und zu unterhalten sind, dass die<br />

Anforderungen an die Abwasser besei ti -<br />

gung eingehalten werden und im Übri gen<br />

Abwasseranlagen nur nach den allgemein<br />

anerkannten Regeln der Technik errichtet,<br />

betrieben und unterhalten werden<br />

dürfen“. Eine zeitliche Ausführungsfrist<br />

ist in dem Gesetz nicht enthalten. Das Wassergesetz<br />

BW (WG) entspricht im We -<br />

sent lichen dem WHG des Bundes.<br />

Anders als die gesetzlichen Vorgaben be inhaltet<br />

die DIN 1986/30 Regelungen zu<br />

Ab wasseranlagen innerhalb von Ge bäu -<br />

den bis zur Gebäudeperipherie. Nach Ta -<br />

belle 1 dieser Norm ist vorgeschrieben,<br />

dass eine erstmalige Dichtheitsprüfung<br />

für be stehende private Grundstücks lei -<br />

tungen bis zum 31.12.2015 zu erbringen<br />

ist. Nach der Rechtsprechung des BGH<br />

sind DIN-Normen jedoch keine Rechts -<br />

nor men, son dern private technische Re -<br />

gelungen mit Empfehlungscharakter.<br />

Eine Verpflich tung zur Anwendung der<br />

DIN 1986/30 und da mit die zwingende<br />

Ein hal tung der in der DIN-Norm enthaltenen<br />

Frist für die erstmalige Dichtig -<br />

keits prü fung von privaten Abwasser lei -<br />

tungen ist somit nicht gegeben.<br />

Mit dem Umweltministerium besteht Konsens,<br />

dass die in der EU-Wasserrah men -<br />

richtlinie festgelegte Frist vom 31.12.2015<br />

nicht zwingend ist. Die Eigenkontroll ver -<br />

ordnung des Landes Baden-Württem berg<br />

bezieht sich nicht auf private Abwasser -<br />

anlagen, sodass sich auch hieraus keine<br />

Verpflichtung zur Dichtigkeitsprüfung ableiten<br />

lässt. Nach den nationalen Re ge -<br />

lungen sind private Abwasserlei tun gen<br />

daher nur beim Verdacht eines Scha dens -<br />

eintrittes zu prüfen und sodann gegebenenfalls<br />

auch zu sanieren.<br />

Novellierung des Bauforderungs -<br />

sicherungsgesetz (BauFordSiG)<br />

Zum 01.01.2009 wurde auch das Bau for -<br />

derungssicherungsgesetz (BauFordSiG)<br />

novelliert. Das Gesetz soll sicherstellen,<br />

dass Baugeld, das für ein bestimmtes Bauwerk<br />

zur Verfügung gestellt wird, auch<br />

zur Bezahlung derjenigen verwendet<br />

wird, die an der Wertschöp fungs ket te<br />

bei der Erstellung oder dem Umbau dieses<br />

Bauwerks durch ihre Leistungen<br />

beteiligt sind. Unter den Baugeldbegriff<br />

fallen nicht nur kreditfinanzierte Gelder,<br />

sondern auch Eigenmittel des Bauherren<br />

bzw. Auftraggebers, die dieser an einen<br />

Baugeldempfänger für die Baumaß nah -<br />

me zahlt. Verwendet der Baugeld emp -<br />

fän ger das Baugeld zweckwidrig, kann<br />

er sowohl strafrechtlich als auch zivilrechtlich<br />

zur Verantwortung gezogen<br />

wer den. Die Ausweitung des Baugeldbe -<br />

griffs stellt insbesondere die Unterneh -<br />

men, die eine Vielzahl von Bauwerken<br />

gleichzeitig betreuen, in der Praxis vor<br />

Umsetzungsprobleme, weil sie erheblichen<br />

bürokratischen Aufwand und mitun<br />

ter auch unvorhergesehene Liquidi tätsprobleme<br />

verursacht. Da das Baugeld nur<br />

für die Baumaßnahme verwendet werden<br />

darf, für die es der Baugeldempfänger<br />

tatsächlich erhalten hat, müssen derzeit<br />

zum Nachweis der ordnungsgemäßen Ver -<br />

wendung des Baugelds separate Konten<br />

für die einzelnen Baustellen eröffnet werden.<br />

Für die Wohnungsunternehmen be -<br />

deutet dies einen hohen Zusatz auf wand.<br />

Der Gesetzgeber hat die Schwierigkeiten<br />

der Bauwirtschaft erkannt und einen Re -<br />

ferentenentwurf zur Änderung des Bau -<br />

FordSiG vorgelegt. Mit diesem Entwurf<br />

wird im Wesentlichen die Handhab bar -<br />

keit des Gesetzes an die Erfordernisse der<br />

Praxis angepasst. Da mit dem Bau for de -<br />

rungssicherungsgesetz diejenigen ge -<br />

schützt werden sollen, die mit ihren Leis -<br />

tungen den Wert von Baumaßnahmen,<br />

für die Gelder gezahlt werden, steigern,<br />

kann dieser Schutz auch dadurch sichergestellt<br />

werden, dass alle Gelder, die im<br />

Rahmen des Geschäftsbetriebs eines Bau -<br />

geldempfängers für Baumaßnahmen zur<br />

Verfügung gestellt werden, in dessen Geschäftsbetrieb<br />

verbleiben, also für Bau -<br />

maßnahmen des Unternehmens verwendet<br />

werden. Nicht erforderlich ist die<br />

Zweckbindung an einzelne konkrete Bau -<br />

maßnahmen. Es ist vorgesehen, dass das<br />

Baugeld auch zur Absicherung von Kre -<br />

di ten verwendet werden darf, die der<br />

Vorfinanzierung von Bauwerken dienen.<br />

Der Empfang und die Verwendung von<br />

Baugeld ist nach dem Referen ten ent wurf<br />

zu dokumentieren; ausreichend soll je -<br />

doch die allgemeine Kosten- und Leis -<br />

tungs rechnung sein; die Anlage von<br />

Treuhandkonten ist nicht erforderlich.<br />

Novellierung der<br />

Trinkwasserverordnung<br />

Der Bundesrat hatte in seiner Sitzung am<br />

26.11.2010 die Änderung der Trinkwas -<br />

ser verordnung beschlossen. Es ist die Einführung<br />

einer jährlichen Untersu chungs -<br />

pflicht auf Legionellen für alle Groß an -<br />

lagen zur Trinkwassererwärmung vorgesehen,<br />

sofern sie im Rahmen einer ge -<br />

werblichen Tätigkeit betrieben werden.<br />

Als Großanlagen gelten Warmwasser ins -<br />

tal lationen mit mehr als 400 Liter Spei -<br />

chervolumen und/oder Warmwas ser lei -<br />

tun gen mit mehr als drei Liter Inhalt zwischen<br />

dem Trinkwassererwärmer und der<br />

Entnahmestelle. Dies bedeutet, dass von<br />

der Änderung nahezu alle zentralen Warmwasserversorgungsanlagen<br />

in den Mehr -<br />

familienhäusern der Mitglieds un ter neh -<br />

men des <strong>vbw</strong> betroffen wären. Aus der<br />

Sicht der Wohnungswirtschaft sind diese<br />

Untersuchungen in Wohnge bäu den un -<br />

verhältnismäßig, da der be -<br />

absichtigte Erfolg auch an -<br />

derweitig erreichbar ist und<br />

den hohen Aufwand nicht<br />

rechtfertigt. Ur sprüng lich<br />

soll te die Ver ord nung zum<br />

01.06.<strong>2011</strong> in Kraft treten.<br />

Das Verfah ren zur Ände rung<br />

der Trink was ser ver ord nung<br />

ist jedoch noch nicht abgeschlossen<br />

und muss gegebenenfalls<br />

nochmals neu aufgenommen<br />

werden.


20<br />

Ausbildung<br />

Fit für die Zukunft durch die<br />

Ausbildung von Fachkräften<br />

Immobilienwirtschaft stark vertreten<br />

bei Stuzubi-Messe<br />

Über einen großen Andrang von Schülern und Eltern konnte sich der Stand der<br />

Immobilienwirtschaft bei der Ausbildungsmesse Stuzubi freuen. Die Messe an der<br />

Hochschule der Medien in Stuttgart richtete sich an alle Interessierten, die nach der<br />

Schule eine duale Ausbildung oder ein Studium anfangen wollen. Vertreter der Uni ver -<br />

sitäten, Fachhochschulen, Verbände und Betriebe informierten am dritten Samstag<br />

im Februar über ihr Berufsbild und die Ausbildungsmodalitäten.<br />

Gemeinsam mit dem GdW Bundesver band<br />

deutscher Wohnungs- und Immo bilien -<br />

unternehmen betreuten die AWI Akade -<br />

mie der Wohnungs- und Immobilienwirt -<br />

schaft GmbH sowie der <strong>vbw</strong> Verband ba -<br />

den-württembergischer Wohnungs- und<br />

Immobilienunternehmen den Stand „Du<br />

bist mehr Immobilienprofi als Du denkst“.<br />

Das Motto gehört zur Ausbildungs kam -<br />

pagne, die der GdW und seine Landes verbände<br />

vor zwei Jahren gestartet ha ben.<br />

Sie machen damit auf die Berufs chan cen<br />

in der Immobilienbranche aufmerksam.<br />

Den meisten Schülern ist das Berufsbild<br />

des Immobilienkaufmanns oder das Stu -<br />

dium der Betriebswirtschaft mit Schwer -<br />

punkt Immobilienwirtschaft kaum be -<br />

kannt. Durch die Kampagne soll das In teresse<br />

geweckt und das Wissen um die<br />

Chan cen und Möglichkeiten in der Bran -<br />

che erweitert werden. Der GdW präsentiert<br />

die Informationen jugendfreundlich<br />

unter www.immokaufleute.de.<br />

Aus ganz Baden-Württemberg strömten<br />

die Abiturienten nach Stuttgart zur Kar -<br />

rieremesse. Sie kamen aus Offenburg,<br />

Schwäbisch-Gmünd und Aalen, aber na -<br />

tür lich auch aus der Umgebung von Stuttgart.<br />

Der Andrang machte deutlich, welchen<br />

Stellenwert die Berufswahl bei den<br />

Jugendlichen hat. Sie bewegten sich von<br />

Stand zu Stand und sammelten Informa -<br />

tionsmaterial, Hinweise, Tipps und vor allen<br />

Dingen Erfahrungswerte von Aus zu -<br />

bildenden der jeweiligen Branchen und<br />

Unternehmen ein. So hatten die Aus zu bil -<br />

denden der <strong>vbw</strong>-Mitgliedsunter neh men<br />

– beispielsweise der SWSG Stutt gar ter<br />

Wohnungs- und Städtebaugesellschaft<br />

GmbH, der Siedlungswerk GmbH und der<br />

GWG Gruppe, die am GdW-Stand informierten,<br />

alle Hände voll zu tun. Mit einem<br />

„Immobilienhai“, einem Air brusher, einem<br />

Bauklötzchenspiel sowie einem Puzzle<br />

zogen die „Immobilienprofis“ bei der Stuzubi<br />

die Besucher an den Messestand.<br />

Die potenziellen Nachwuchskräfte stellten<br />

zahlreiche Fragen zu den Studien- und<br />

Ausbildungsmöglichkeiten. Sie in for mier -<br />

ten sich bei den derzeitigen Auszubil denden<br />

über die Konditionen und Arbeits -<br />

bedingungen sowie über die Landes fach -<br />

schule und die Hochschulen.<br />

Schon heute klagen Mittelständler, die<br />

öffentliche Hand, aber auch Industrie un -<br />

ternehmen über einen absehbaren oder<br />

schon bestehenden Fachkräftemangel.<br />

Die Lage dürfte sich in den kommenden<br />

Jahren kaum verbessern. Denn die de mografische<br />

Entwicklung sorgt in den nächs -<br />

ten Dekaden für deutlich geringere Nachwuchs-<br />

und Schülerzahlen. Mit tel fristig<br />

gibt es somit einen immer kleineren Pool<br />

an Anwärtern für einen Ausbildungs platz.<br />

Ihre Interessen und Berufs wün sche verteilen<br />

sich außerdem auf viele unterschiedliche<br />

Branchen. Daher konkurrieren<br />

die Wirtschafts- und Wissenschafts zwei -<br />

ge immer mehr um die Aufmerk samkeit<br />

und Beachtung der jungen Menschen.<br />

Auch die Wohnungs- und Immobilien wirtschaft<br />

positioniert sich als interessanter<br />

Arbeitgeber. Dies geschieht durch jedes<br />

einzelne Unternehmen am Markt, aber<br />

auch durch das aktive Engagement von<br />

Verbänden und Akademien, die das Be -<br />

rufsbild beispielsweise der Immobi lien -<br />

kaufleute in der Bevölkerung be kannt<br />

ma chen. Sie weisen auf die Vielseitigkeit<br />

der Aufgabenbereiche in der Immobi lienbranche<br />

hin, die sich von der Vermie tung,<br />

über die Verwaltung und den Verkauf<br />

von Wohnungen und Gebäuden bis zur<br />

Projektdurchführung erstreckt.


Ausbildung 21<br />

Bemerkenswerte Perspektive<br />

Die Vorausberechnungen bis zum Jahr<br />

2030 sehen in Bezug auf die Schul ab gän -<br />

ger mit Hochschulzugangsberechtigung<br />

für Baden-Württemberg noch recht gut<br />

aus. Einen einmaligen Boom gibt es im<br />

Jahr 2012, wenn zwei Jahrgänge gleichzeitig<br />

die Gymnasien verlassen. Dann ab -<br />

solvieren die Schüler des letzten 9-jährigen<br />

Gymnasialzuges und des ersten flächen -<br />

deckenden 8-jährigen Gymnasial zu ges ge -<br />

meinsam ihr Abitur und drängen an die<br />

Hochschulen. Das Statistische Lan des amt<br />

spricht insgesamt von 93.000 Schul ab sol -<br />

venten mit Hochschulzugangs be rech ti -<br />

gung im Jahr 2012. Im Jahr <strong>2011</strong> werden<br />

es etwa 70.000 sein. Der Wert pendelt sich<br />

bis zum Jahr 2030 auf etwa 54.000 Ab -<br />

sol venten ein. Wesentlich dras tischer er -<br />

scheinen die Vorausberech nun gen für die<br />

beruflichen Schulen in Ba den-Württem -<br />

berg. Sie gehen davon aus, dass ihre Schülerzahlen<br />

bis zum Jahr 2030 um insgesamt<br />

30 Prozent sinken, bei den Haupt-,<br />

Werkreal- und Realschulen ge hen die Schü -<br />

lerzahlen um 20 bis 22 Pro zent zurück.<br />

Für die kaufmännischen Berufsschulen<br />

wird dies ebenfalls Auswirkungen ha ben.<br />

Derzeit bildet die Fritz-Erler-Schule (FES),<br />

Pforzheim, in der Landesfachklasse für Im -<br />

mobilienwirtschaft rund 165 Schü le rin nen<br />

und Schüler zu Immo bilien kauf leuten und<br />

Immobilienassistenten aus. In den vergangenen<br />

fünfzehn Jahren hat sich die Zahl<br />

der Auszubildenden damit mehr als verdoppelt.<br />

Das Interesse – auch an einer Ausbildung<br />

im dualen System – ist gewachsen.<br />

Doch lassen sich diese Zah len erhalten?<br />

Hohe Professionalisierung<br />

in der Branche<br />

Angesichts immer komplexerer Verfah -<br />

ren und Abläufe in der Branche sind Spe -<br />

zialwissen und Fach-Know-how gefragt.<br />

Die Alterung der Gesellschaft, aber auch<br />

das steigende Alter des Immobilien be -<br />

standes, die wachsende technische An -<br />

bin dung und Vernetzung der Gebäude,<br />

die Zunahme an branchenspezifischen<br />

Ge setzen und Vorgaben erfordern trotz<br />

Arbeitserleichterungen durch EDV-Syste -<br />

me und entsprechende Programme eine<br />

ausreichende Zahl an Fachkräften in der<br />

Branche.<br />

In Deutschland ist der Mietmarkt ausgeprägt,<br />

die Wohneigentumsquote liegt mit<br />

über 42 Prozent recht niedrig. In Polen<br />

(75 Prozent), Frankreich (58 Prozent) und<br />

Österreich (57 Prozent) leben prozentual<br />

wesentlich mehr Menschen im Wohn ei -<br />

gen tum. Ein Miet markt fordert aber eine<br />

professionelle Wohnungs bewirt schaf tung<br />

und Vermie tung. Über 27 Pro zent aller<br />

Mietwoh nun gen in Deutsch land wer den<br />

allein durch Wohnungs unter neh men be -<br />

wirtschaftet, die der GdW Bun des ver band<br />

deutscher Woh nungs- und Immo bi lien -<br />

unter neh men e.V. vertritt.<br />

Um die Professionalisierung auch in Zu -<br />

kunft zu steigern, braucht die Immobi -<br />

lienwirtschaft weiterhin gut ausgebildetes<br />

und qualifiziertes Personal. Die Basis<br />

dafür legen die Berufsschule, die Be trie -<br />

be, die Akademien und die Hoch schu len.<br />

Nun gilt es, die Jugendlichen für den Be -<br />

reich des Bauens und Wohnens zu interessieren<br />

und zu begeistern. So besuchen<br />

Vertreter der Baugenossenschaften und<br />

Gesellschaften Gymnasien und weiterfüh -<br />

rende Schulen, unterrichten an Be rufs -<br />

aka demien und Fachhochschulen und<br />

wer ben somit für einen Beruf in der Im -<br />

mobilienwirtschaft. Mit der Teilnahme an<br />

Azubi- und Studienmessen, an Bil dungs -<br />

tagen und bei Schulbesuchen werden die<br />

immobilienwirtschaftlichen Un ter neh men<br />

und Verbände auch in der jungen Öf fent -<br />

lichkeit wahrgenommen. Die Bran che und<br />

jedes einzelne Unter nehmen aus der Wohnungswirtschaft<br />

pro fitiert von dem Engage<br />

ment der Aus bil dungsbetriebe. Sie leis -<br />

ten eine wichtige Zukunftsarbeit für die<br />

gesamte Branche.<br />

Der <strong>vbw</strong> bietet im Internet Informa tio nen<br />

rund um die kaufmännische Ausbil dung<br />

unter www.<strong>vbw</strong>-online.de. Für die Teil -<br />

nah me an einer Ausbildungsmesse kann<br />

ein Stand ausgeliehen werden. Zudem<br />

bie tet der GdW im Rahmen seiner Azubi-<br />

Kampagne Informations- und Werbema -<br />

terialien an.<br />

Information und Aktion bot der immobilienwirtschaftliche<br />

Stand auf der Ausbildungsmesse<br />

Stuzubi in Stuttgart


22<br />

Mitglieder <strong>aktuell</strong><br />

LBG bietet ihren Mietern neuen Service<br />

Anlässlich ihres 90. Jubiläums stellte die LBG Landes-Bauge -<br />

nos senschaft Würt tem berg eG ihr neues Konzept des LBG-<br />

Gäs te- und Ferienwohnungs-Servi ces vor. So können LBG-Mit -<br />

glie der eine 3-Zim mer-Woh nung mit Balkon in der Fried hof stra -<br />

ße 55 A für bis zu 4 Personen güns tig anmieten, um diese als<br />

Über nach tungs möglichkeit für Freunde, Ver wandte und an deren<br />

Besuch zu verwenden. Die gute Lage und Nähe zum ÖPNV<br />

machen die stilvolle Wohnung zu einem guten Aus gangspunkt<br />

für touristische Ak tivitäten. Die Wohnung ist komplett möb -<br />

liert, der Preis beträgt 35 Euro pro Nacht, unabhän gig von der<br />

Personen zahl. Hinzu kommt eine Endreini gungs pau schale von<br />

20 Euro. Weitere Woh nun gen in anderen Städten sollen folgen.<br />

Balinger Wohnbau<br />

setzt energetischen<br />

Meilenstein<br />

Eine zentrale Pellets-Heizanlage installierte<br />

die Balinger Wohnbau genos senschaft<br />

im Zuge der wärmeenergetischen<br />

Sanierungen ihrer Mehrfamilienhäuser in<br />

„Auf Schmiden“. Im Moment versorgt<br />

sie über ein Wärmenetz auf einer Länge<br />

von 170 Metern sechs Mehrfamilien häu -<br />

ser mit 87 Wohnungen. Theoretisch könnten<br />

bis zu 300 Wohnungen an das Netz<br />

angeschlossen werden. Die Ge samt kos ten<br />

für den Bau der Anlage und des Wärme -<br />

netzes liegen bei 270 000 Euro.<br />

Wohnungsbau Ludwigsburg übernimmt<br />

die Film- und Medien zentrum<br />

Ludwigsburg GmbH vollständig<br />

Die Film- und Medienzentrum Ludwigs -<br />

burg GmbH (FML) wird mit der Woh -<br />

nungsbau Ludwigsburg GmbH (WBL)<br />

zum Jahreswechsel verschmolzen. Wie der<br />

Ge schäftsführer der WBL Andreas Veit<br />

mit teilt, wird das bisher hundertprozenti -<br />

ge Toch ter unternehmen zum 31.12.2010/<br />

1.01.<strong>2011</strong> mit der WBL verschmolzen.<br />

„Nachdem be reits seit Januar 2010 die<br />

gesamte Be wirtschaftung der gewerblichen<br />

Flächen von der WBL erfolgt, ist die<br />

Verschmel zung der Gesellschaft mit der<br />

WBL ein richtiger und logischer Schritt“,<br />

so der Wohnbau-Chef. „Durch die Inte gration<br />

der FML in die WBL können weitere<br />

Sy ner gieeffekte genutzt und erhebliche<br />

Un ternehmenskosten eingespart werden“,<br />

so Veit weiter.<br />

Zum Aufgabengebiet der FML zählt die<br />

Vermarktung der speziell für Existenz -<br />

grün der aus der Film- und Medien bran che<br />

vorgesehenen Flächen in der ehemaligen<br />

Reinhartskaserne. Hinzu kamen im Laufe<br />

der Jahre weitere Büroflächen im Me dienhaus<br />

Luitpold, dem Jägerhof pa lais und<br />

der Medias Residenz. „Mit rund 18.500 m²<br />

Büro- und Produktionsfläche bieten wir<br />

Platz für 250 Firmen mit etwa 600 Mit -<br />

arbeitern aus dem Bereich der Film- und<br />

Medienbranche“ so Gerd René Neipp,<br />

bisheriger Geschäftsführer der FML, der<br />

auch künftig in neuer Position als Leiter<br />

der Sparte Film- und Medien zentrum<br />

(FMZ) bei der WBL für die Ver mark tung<br />

der Flächen verantwortlich sein wird. Zu -<br />

dem gehört weiterhin die Ver marktung<br />

der Veranstaltungs-Location Reit haus zum<br />

Tätigkeitsgebiet. „Hier finden Tagun gen,<br />

Kongresse, Messen, Fir men-Events, Gala -<br />

dinners aber auch im mer mehr Hoch zei -<br />

ten statt“, so Neipp wei ter. Aus Sicht der<br />

Stadt Ludwigsburg ist die Verschmel zung<br />

absolut zu begrüßen, weil dadurch der<br />

dauerhafte Erhalt des Film- und Medien -<br />

zentrums gesichert ist. „Bereits mehrere<br />

hundert Arbeitsplätze sind in den vergan -<br />

genen Jahren hier entstanden. Ins be son -<br />

dere für Abgänger der Film akade mie ist<br />

das Film- und Medienzentrum der ideale<br />

Startpunkt ihrer beruflichen Kar riere. Wir<br />

sind sehr froh, dass wir diese wichtige<br />

Infrastruktureinrichtung in Lud wigs burg<br />

haben und über die städtische Woh nungs -<br />

bau- und Stadtent wick lungs gesellschaft<br />

dauerhaft sichern konnten“, so Ober bür -<br />

germeister Werner Spec. „Schon mit der<br />

bisherigen An sied lung des Film- und Me -<br />

dien zentrums bei der WBL-Tochter FML<br />

konnten in den ver gangenen Jahren Kos -<br />

teneinspa run gen in Höhe von rund<br />

125.000,– Euro pro Jahr für den städtischen<br />

Haushalt erzielt werden.“ so OB<br />

Spec weiter. Durch die Bündelung und<br />

den Ausbau der verschiedenen Aktivitä -<br />

ten kommt die WBL ohne städtische Un -<br />

ter stützung aus.


Buchtipp 23<br />

Halb Biographie, halb launige Erzählung bringt der Schau -<br />

spieler Joachim Fuchsberger in seinem jüngsten Buch „Alt -<br />

werden ist nichts für Feiglinge“ Geschichten seines Lebens<br />

und vor allen Dingen Wahrheiten über sein<br />

heutiges Alt-Sein in einen Zusammenhang.<br />

In leicht ironischem, oft umschreibendem<br />

Stil teilt der mittlerweile 84-Jährige seine<br />

Gedanken über die Vergangenheit und Ge -<br />

genwart mit. Er schreibt für ein Alt werden<br />

mit Würde. Das geschieht keineswegs chronis<br />

tisch. Vielmehr springt er je nach Kapi tel -<br />

thema durch die un ter schiedlichen Zei ten.<br />

Mal blitzen seine Kindheit und Ju gend, mal<br />

unterschiedliche Berufssta dien und Fami -<br />

lienstände auf. Aus allen Jahr zehnten finden<br />

sich Beispiele. Fuchsberger setzt sich<br />

mit den Lebensstadien und Lebens priori tä -<br />

ten auseinander. Unter an derem beleuchtet<br />

er die Bedeutung einer glücklichen Part -<br />

nerschaft ebenso wie die Kraft von Hobbys<br />

und Leidenschaften. Fuchs berger sucht und<br />

findet Antwor ten auf die Fragen: Was lässt<br />

ein Leben gelingen? Was führt zur Zufrie -<br />

denheit im Alter?<br />

Natürlich hat der Beruf Joachim Fuchsberger geprägt. Grö -<br />

ßen wie Harry Belafonte, Aenne Burda oder aber auch Ralf<br />

Bauer haben ganz selbstverständlich ihren Platz in seinen<br />

Geschich ten. Und natürlich hört man hier und da den legitimen<br />

Stolz über das Erreichte heraus. Doch geht es ihm eigentlich<br />

nicht um die Nennung prominenter Namen. Vielmehr<br />

BUCH TIPP<br />

„Altwerden ist nichts für Feiglinge“<br />

Sparerfolg im Jahr 2010<br />

82<br />

Prozent Zuwachs in drei Jahren –<br />

die Mitglieder der Familienheim<br />

Frei burg Baugenossenschaft eG haben der<br />

Spareinrichtung ihrer Genossen schaft in<br />

den vergangenen Jahren zu einem kräftigen<br />

Boom verholfen. In 2010 legten die<br />

Sparer über drei Millionen Euro als sichere<br />

Geldanlage neu an. Auf rund 23 Mil -<br />

lionen Euro wuchs der Einlagen be stand<br />

der Familienheim Freiburg eG zum Jah resende<br />

– ein Zuwachs von 3,3 Millionen Euro<br />

bzw. 16 Prozent. 430 neue Sparkonten<br />

wurden dafür eröffnet, 4467 sind es nun<br />

insgesamt. Die Gründe für den kontinuierlichen<br />

und streckenweise rasanten Wachs -<br />

tumskurs sieht Sabine Schamp, Leiterin der<br />

Spareinrichtung, in der überdurchschnittlichen<br />

Verzinsung der Geldanla gen und<br />

in der Transparenz der Anlageform – das<br />

Geld fließt in den Neubau und die Mo der -<br />

nisierung der genossenschaftlichen Im mo -<br />

bilien. „Andererseits profitierten die Mit -<br />

glieder von der Qualität und den an ge -<br />

messenen Preisen für die Mietwoh nun gen<br />

der Genossenschaft“, so Schamp. Sie be -<br />

tonte auch Wertsteigerung, die sich durch<br />

die Modernisierung des Woh nungs be stan -<br />

des erreichen lasse. Für die Genos sen -<br />

schaft bringen die Spareinlagen bei der<br />

Finanzierung baulicher Maßnahmen Un -<br />

abhängigkeit vom Geldmarkt.<br />

versucht er, den Mut und die Persönlichkeit der Stars angesichts<br />

der Un annehmlichkeiten des Alters aufzuzeigen. Einer<br />

seiner wichti gen Schritte, das Alter zu akzeptieren, war die<br />

Rückgabe seiner Fluglizenz. Um sie rankt<br />

sich eine besondere Story, um Überle bens -<br />

glück, wie es sich nur außergewöhnlichen<br />

Men schen darstellt.<br />

Doch Alter bringt nicht nur Erfahrung, sondern<br />

in der Regel auch ge sund heitliche Pro -<br />

bleme und kör perlichen Abbau mit sich. Das<br />

verschweigt Fuchs berger nicht. Er be spricht<br />

sie aber nicht weinerlich, sondern des krip tiv<br />

und realistisch. Obwohl er die körperlichen<br />

Gebre chen nicht betont, erfährt der Leser<br />

doch etwas über Herzoperationen, ge schwollene<br />

Beine und gutar tigen Krebs. Mittler -<br />

wei le 84 Jahre zählend komprimiert Fuchs -<br />

ber ger seine Erfahrungen zu einer zentralen<br />

Wahrheit: Zum Al tern in Würde gehört, das<br />

Alter und die damit einher gehenden Aus -<br />

wirkungen zu ak zep tieren. Er folgt der Aus -<br />

sa ge der Hollywood-Legende Mae West, die<br />

gesagt hat: „Aging is not for cowards!“<br />

Joachim Fuchsberger<br />

„Altwerden ist nichts für Feiglinge“<br />

Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh, 2010<br />

ISBN 978-3-579-06760-5<br />

Gesundheitsförderung:<br />

Erzählcafé eröffnet<br />

Gemeinsam mit dem Landesgesund heitsamt<br />

Baden-Württemberg hat die Bau -<br />

genossenschaft Familienheim Karls ruhe<br />

eG das Erzählcafé eröffnet. Im Zu sam menhang<br />

mit dem Projekt „Wie geht’s – Ge -<br />

sundheitsförderung für Ältere in Pro -<br />

gramm gebieten der Sozialen Stadt“ finden<br />

regelmäßige Veranstaltungen wie Gesprächsrunden<br />

und Vorträge im Bür ger -<br />

zentrum Mühlburg statt. Seit Januar hat<br />

das „Erzählcafé“ jeden Dienstag nach mittag<br />

geöffnet.


24<br />

Aus dem Verband<br />

EU fördert Erwerbschancen<br />

und Personalentwicklung<br />

Programme des Europäischen Sozialfonds<br />

auch für Immobilienunternehmen geeignet<br />

Auf der Ebene der Europäischen Union herrscht Einigkeit, dass ein hohes Be schäf ti -<br />

gungsniveau, eine nachhaltige Entwicklung und der wirtschaftliche und soziale<br />

Zusammenhalt der Staatengemeinschaft in Europa sowie die Gleichberechtigung<br />

von Frauen und Männern für die Mitglieder wichtig und gut sind. Um diese Ziele<br />

voranzutreiben hat die EU im Jahr 1957 den Europäischen Sozialfonds (ESF) gegründet.<br />

Er stellt finanzielle Mittel bereit, um die europäische Beschäftigungsstrategie in<br />

den einzelnen EU-Mitgliedsstaaten in speziellen Maßnahmen und Programmen um -<br />

zu setzen und zu koordinieren. Auch die Immobilienbranche kann in verschiedenen<br />

Bereichen davon profitieren.<br />

In der Förderperiode 2007 bis 2013 verfügt<br />

der Fonds insgesamt über ein Aus ga -<br />

benbudget von rund 55 Milliarden Euro.<br />

Für Deutschland werden in diesem Zeit -<br />

raum 9,38 Milliarden Euro bereitgestellt.<br />

Sowohl der Bund als auch die Bundes -<br />

länder haben ESF-Förderprogramme aufgelegt,<br />

die sie mit eigenen Mitteln kofinanzieren.<br />

In Baden-Württemberg steht<br />

der ESF unter dem Slogan „Chancen fördern“.<br />

Insbesondere drei Programme aus<br />

dem Bereich Bildung und Personal ent -<br />

wicklung sind für die baden-württember -<br />

gische Wohnungs- und Immobilien wirt -<br />

schaft von Interesse: die Bildungs prämie,<br />

das Förderprogramm Coaching und das<br />

Förderprogramm Qualifizie rungs bera -<br />

tung und Personalentwicklung. Um die<br />

Unternehmen der Wohnungs- und Im mo -<br />

bilienwirtschaft in allen drei Program men<br />

beraten und betreuen zu können, hat die<br />

AWI Akademie der Wohnungs- und Im -<br />

mo bilienwirtschaft GmbH ihr Leis tungs -<br />

angebot erweitert.<br />

Bildungsprämie<br />

Die Bildungsprämie richtet sich an Per so -<br />

nen, die erwerbstätig sind und deren zu<br />

versteuerndes Jahreseinkommen den Betrag<br />

von derzeit 25.600 Euro (oder 51.200<br />

Euro bei gemeinsam Veranlag ten) nicht<br />

übersteigt. Zu den Grund be dingungen für<br />

einen Prämiengutschein für die Weiter -<br />

bildung zählt ein persönliches Beratungs -<br />

gespräch in einer der Be ratungsstellen.<br />

Der Bund übernimmt 50 Prozent der Weiterbildungskosten,<br />

maxi mal aber 500 Euro<br />

pro Jahr.<br />

Weitere In formationen sowie einen Über -<br />

blick über die Beratungsstellen bietet die<br />

Seite: www.bildungpraemie.info.<br />

Qualifizierungsberatung und<br />

Personalentwicklung<br />

Das Förderprogramm „Qualifizierungs beratung<br />

und Personalentwicklung“ un terstützt<br />

kleine und mittlere Unter neh men<br />

(KMU) durch die finanzielle Förde rung<br />

eines externen Coaching im Bereich der<br />

Qualifizierung und Weiterbil dungs be ra -<br />

tung oder der systematischen Perso nal -<br />

ent wicklung. Unter Coaching versteht das<br />

Programm eine individuelle und längerfristige<br />

Begleitung durch einen externen<br />

Experten. Förderbe rech tigt sind Un ter -<br />

neh men mit bis zu 500 Beschäftigten an<br />

einem Standort in Ba den-Württem berg.<br />

Der Zuschuss durch den ESF be trägt 75<br />

Pro zent der Coa ching ausgaben auf Tage -<br />

werkbasis, maximal jedoch 6.000 Euro be -<br />

ziehungsweise 12.000 Euro, je nach För -<br />

der schwerpunkt. Der externe Experte<br />

muss ein Qualitäts managementsystem anwenden,<br />

beispiels weise ISO 9000 zertifiziert<br />

sein.<br />

Die Details rund um die För derung sowie<br />

eine Liste der Beratungs unternehmen bietet<br />

die Internetseite www.esf-bw.de.<br />

Förderprogramm Coaching<br />

Dieses Förderprogramm greift unter an -<br />

derem bei kleinen und mittleren Un ter -<br />

neh men, die sich mit dem demografischen<br />

Wandel auseinandersetzen und Maß nah -<br />

men zu seiner Bewältigung er grei fen oder<br />

die auf Basis einer Ener gie analyse be -<br />

triebsspezifisch innovative Maß nahmen<br />

zur Reduzierung des Ener gieverbrauchs<br />

umsetzen. Der Coach be rei tet zusammen<br />

mit den verantwortlichen Personen im Un -<br />

ternehmen unternehmeri sche Entschei -<br />

dungen vor, entwickelt Ver besserungs vor -<br />

schläge, gibt Anleitungen zu deren Um -<br />

setzung in der Praxis und er stellt einen<br />

Beratungsbericht. Das Coa ching muss binnen<br />

eines Jahres abgeschlossen sein. An -<br />

tragsberechtigt sind kleine und mittlere<br />

Unternehmen mit Sitz in Baden-Würt temberg,<br />

die weniger als 250 Beschäf tigte<br />

und entweder einen Vorjahresumsatz von<br />

höchstens 50 Millionen Euro oder eine<br />

Vorjahresbilanzsumme von höchstens 43<br />

Millionen Euro einschließlich aller Part -<br />

nerunternehmen und verbundenen Un -<br />

ter nehmen haben. Die Zuwendung durch<br />

das Förderprogramm beträgt die Hälfte<br />

der Coachingausgaben auf Tagewerk ba -<br />

sis, jedoch maximal 400 Euro pro Tage -<br />

werk. Je Themenbereich werden bis zu 15<br />

Tagwerke pro Unternehmen gefördert.<br />

Die maximale Förderung beträgt demnach<br />

pro Themenbereich 6.000 Euro. Der<br />

Zuschuss wird als Projektförderung in<br />

Form einer Anteilsfinanzierung ge währt.<br />

Die Antragstellung muss rechtzeitig vor<br />

Be ginn des Coachings erfolgen. Das Coa -<br />

ching darf erst nach schriftlicher För der -<br />

zu sage durch die L-Bank begonnen werden.<br />

Auch hier gilt: der externe Coach<br />

muss sich einem Qualitätsmanagement<br />

un terzogen haben.<br />

Alle Einzelheiten zu den Konditionen er -<br />

halten Sie unter www.esf-bw.de.<br />

Informationen rund um die Förder pro gramme bietet Ihnen auch die AWI Aka de -<br />

mie der Wohnungs- und Immobilien wirtschaft GmbH, die in den Unterlagen des<br />

Wirt schaftsministeriums als entsprechendes Beratungsunternehmen gelistet ist.<br />

Tel: 0711 16345-600 oder info@awi-<strong>vbw</strong>.de.


Termine 25<br />

Termine – FRÜHJAHR ‘11<br />

APRIL<br />

6. April <strong>2011</strong> Fachausschuss Technik des <strong>vbw</strong> Esslingen<br />

14. April <strong>2011</strong> Verbandstag des <strong>vbw</strong> Esslingen<br />

18. – 20. April <strong>2011</strong> Buchführung und Bilanzierung in der Wohnungswirtschaft – Die buchungs- Stuttgart<br />

mäßige Erfassung der Hausbewirtschaftungskosten (Kreditorenbuchhaltung)<br />

19. April <strong>2011</strong> Fachausschuss Wohneigentum des <strong>vbw</strong> Ludwigshafen<br />

MAI<br />

10. Mai <strong>2011</strong> Vermietungsworkshop Stuttgart<br />

11. Mai <strong>2011</strong> Mieterbefragung und Vermietungstest (Mystery Shopping) Stuttgart<br />

Optimale Konzeption und Durchführung<br />

17. Mai <strong>2011</strong> Fachtagung Multimedia Stuttgart<br />

18. – 19. Mai <strong>2011</strong> Buchführung und Bilanzierung in der Wohnungswirtschaft Stuttgart<br />

Die Mietenbuchhaltung (Debitorenbuchhaltung)<br />

25. Mai <strong>2011</strong> Beendigung und Abwicklung von Wohnraummietverhältnissen Stuttgart<br />

JUNI<br />

1. Juni <strong>2011</strong> Fachausschuss Wohnungspolitik, Wohnungsbauförderung und Stuttgart<br />

Finanzierung des <strong>vbw</strong><br />

6. Juni <strong>2011</strong> Fachausschuss Multimedia des <strong>vbw</strong> Stuttgart<br />

28. Juni <strong>2011</strong> Die Sekretärin als souveräne Mittlerin verstehen, vermitteln, klären – Stuttgart<br />

Krisenmanagement im Alltag<br />

29. – 30. Juni <strong>2011</strong> Buchführung und Bilanzierung in der Wohnungswirtschaft – Stuttgart<br />

Die Umlagenabrechnung<br />

JULI<br />

SEMINARE, KONGRESSE UND KURSE<br />

4. – 6. Juli <strong>2011</strong> Buchungen von Geschäftsfällen des Anlage- und Umlaufvermögens Stuttgart<br />

5. – 6. Juli <strong>2011</strong> Fachtagung Technik und Energie Stuttgart<br />

13. Juli <strong>2011</strong> Karlsruher Rechtstag Karlsruhe<br />

14. Juli <strong>2011</strong> Fachausschuss Betriebswirtschaft des <strong>vbw</strong> Stuttgart<br />

Bitte melden Sie sich zu den AWI-Seminaren an unter: info@awi-<strong>vbw</strong>.de.<br />

Weitere Informationen erhalten Sie unter www.awi-<strong>vbw</strong>.de und unter www.<strong>vbw</strong>-online.de


26<br />

<strong>vbw</strong> <strong>aktuell</strong>:<br />

Ihr punktgenauer Werbeträger<br />

Sie erreichen:<br />

– über 400 große Wohnungs- und Immobilienunternehmen in Baden-Württemberg<br />

– Wichtige Entscheider in Kommunen, Banken, Firmen und Betrieben<br />

Wichtige Daten<br />

Geplante Erscheinungstermine <strong>2011</strong> Juli, Oktober und Dezember <strong>2011</strong><br />

Mediadaten und Preise<br />

Technische Daten<br />

Anzeigenschluss<br />

Impressum<br />

Herausgeber:<br />

<strong>vbw</strong><br />

Impressum<br />

Verband<br />

baden-württembergischer<br />

Wohnungs- und<br />

Immobilienunternehmen e.V.<br />

Herdweg 52, 70174 Stuttgart<br />

Tel. 0711 16345-120, Fax 0711 16345-109<br />

www.<strong>vbw</strong>-online.de<br />

e-mail: schubert@<strong>vbw</strong>-online.de<br />

Redaktion: Dr. Friedrich Bullinger, Marion Schubert,<br />

unter Mitwirkung von Dagmar Lange und<br />

Thobias Blessing<br />

Gestaltung: C.W.G Creativ-Werbung GmbH, Stuttgart<br />

Druck: Göhring Druck, Waiblingen<br />

Auflage 2.500 Exemplare<br />

Reichweite 10.000 Leser<br />

Weitester Leserkreis 15.000 Leser<br />

1/4 Seite quer (190 x 66 mm)<br />

1/4 Seite hoch (92 x 134 mm)<br />

farbe € 350,00 + MwSt.<br />

schwarzweiß € 280,00 + MwSt.<br />

1/2 Seite (190 x 134 mm)<br />

farbe € 450,00 + MwSt.<br />

schwarzweiß € 380,00 + MwSt.<br />

1/1 Seite (210 x 297 mm)<br />

farbe € 980,00 + MwSt.<br />

schwarzweiß € 760,00 + MwSt.<br />

Satzspiegel 272 mm breit x 190 mm hoch<br />

Anzeigenspalten 6/Spaltenbreite 27,5 mm<br />

Digitale Druckunterlagen Leonardo Pro 0711 2369096<br />

jeweils 3 Wochen vor Erscheinen


<strong>vbw</strong><br />

Verband<br />

baden-württembergischer<br />

Wohnungs- und<br />

Immobilienunternehmen e.V.

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