111 Jahre Bergrohr
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Innovationen<br />
Weltneuheit: Drei-Walzen-Biegemaschine<br />
1938 kaufte das jetzt als Gebr. Berg oHG firmierende Un -<br />
ternehmen eine Rollenschere, die 12 Meter lange Bleche<br />
bis zu einer Stärke von 12 mm besäumen konnte. Das<br />
geht aus den noch erhaltenen Bauakten des ehemaligen<br />
Amtes Weidenau hervor.<br />
Ein Jahr später, also 1939, wurde eine Maschine angeschafft,<br />
die eine Weltneuheit darstellte: Die Drei-Walzen-<br />
Biegemaschine für die Herstellung von 12 Meter langen<br />
Rohren. Gebaut wurde diese Maschine von der Firma<br />
Froriep aus Rheydt am Niederrhein. Eine weitere ging<br />
nach Russland. Anschließend wurde bis nach 1945 keine<br />
Maschine mehr gebaut.<br />
Bis zu diesem Zeitpunkt wurden nur Walzen für bis zu<br />
sechs Meter lange Bleche betrieben. Bei längeren Walzen<br />
entstand das Problem der Durchbiegung, d. h. die Oberwalze,<br />
die nur an beiden Enden gelagert werden konnte,<br />
bog sich unter Belastung in der Mitte durch. Die Folge:<br />
Die so hergestellten Rohrrohlinge waren nicht zylindrisch,<br />
sondern bildeten in der Mitte einen „Bauch“.<br />
Dieses Problem löste die Firma Froriep mit einer hydraulisch<br />
gesteuerten Vorspannung der Oberwalze. Damit<br />
konnte erstmals die Biegung, die je nach Material und<br />
Stärke variierte, ausgeglichen werden.<br />
Mit der Herstellung von 12 Meter langen Rohren stellte sich<br />
das Unternehmen ganz neuen Herausforderungen. Doppelte<br />
Länge bedeutete auch doppelte Masse.<br />
Vom Erfolg des Unterfangens war der Seniorchef des Un -<br />
ternehmens, Ernst Berg, wohl nicht sofort überzeugt. Als<br />
er vom Kauf der Maschine erfuhr, den seine Söhne Paul<br />
und Erich ohne seine Zustimmung getätigt hatten, wurden<br />
beide zunächst fristlos entlassen. Bald war der Familienfrieden<br />
jedoch wieder hergestellt und beide Söhne kehrten<br />
in das Unternehmen zurück.<br />
Im Nachhinein erwies sich die Drei-Walzen-Biegemaschine<br />
als ausgesprochen zukunftssicher. Bis heute werden noch<br />
Teile der ersten Maschine aus dem <strong>Jahre</strong> 1939 genutzt.<br />
Im Laufe der Zeit wurde die Maschine immer wieder umgebaut.<br />
1973 wurde sie durch eine neuere und wesentlich<br />
stärkere Konstruktion ersetzt, die Rohrwandstärken bis<br />
zu 38 mm ermöglichte.<br />
Noch heute wird die Länge von sechs Metern in der Rohrwelt<br />
als „random length“, im Deutschen „Herstell-Länge“,<br />
bezeichnet. Seit die Firma Gebr. Berg ihre 12-Meter-Walze<br />
in Betrieb nahm und Rohre in dieser Länge produzieren<br />
konnte, wurde ein neues Maß etabliert, die „double random<br />
length“. Die Firma Gebr. Berg war weltweit das erste Un -<br />
ternehmen, das geschweißte Großrohre mit der doppelten<br />
1946<br />
Stilllegung der Firma und spätere Erlaubnis zum Neustart der Produktion.<br />
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