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.gazette 01/04 - Verband der Deutsch-Amerikanischen Clubs

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Rund 30 Nürnberg-Fürther Clubdamen lernten von<br />

Prof. Dr. Jörg Koch und somit aus erster Hand wie<br />

Werbung entsteht. Prof. Dr. Koch lehrt Betriebswirtschaft<br />

mit Hauptschwerpunkt Marketing an <strong>der</strong><br />

Georg-Simon Ohm-Fachhochschule in Nürnberg und<br />

bildet die Werbefachleute von morgen aus.<br />

Werbung, so sehen es die Betriebswirtschaftler, ist<br />

das vielstimmige Sprachrohr des Marketings.<br />

Sie informiert über neue Produkte, kann aber auch<br />

das Image einer Marke pflegen o<strong>der</strong> eines Unternehmens<br />

und/o<strong>der</strong> <strong>der</strong>en Ziele publik machen.<br />

Die Zeiten sind vorbei, dass nur<br />

irgend ein witziger Spruch gefunden<br />

werden musste ...<br />

Werbung wird heute nach systematisch<br />

angelegten Plänen durchgeführt:<br />

Zuerst wird definiert, was beworben<br />

und welches Ziel erreicht werden<br />

soll. Danach legt man fest, an<br />

wen sich die Werbung richten soll –<br />

ein sehr bedeutungsvolles Kriterium.<br />

Um erfolgreich in <strong>der</strong> Werbung zu sein, muss die<br />

Zielgruppe genau definiert werden: welche Bildung,<br />

welchen Beruf und welches Einkommen diese Menschen<br />

haben, wo sie wohnen und wie sie eingerichtet sind, was<br />

sie gern lesen, hören und betrachten, was sie in ihrer<br />

Freizeit tun, am liebsten essen und trinken und vieles<br />

mehr.<br />

Ist das fest umrissen, bestimmt die Höhe des Werbeetats,<br />

ob man Werbung im Fernsehen und/o<strong>der</strong> in<br />

Zeitungen und/o<strong>der</strong> Zeitschriften schalten und/o<strong>der</strong><br />

ob man Plakate kleben wird. Hierbei geht es vor allem<br />

darum, mit welchem Medium man die angepeilte<br />

Zielgruppe beson<strong>der</strong>s gut erreicht. Sie spielt auch bei<br />

<strong>der</strong> nun folgenden Gestaltung <strong>der</strong> Werbemittel – <strong>der</strong><br />

Anzeigen, Plakate, Webespots – eine Rolle. Denn erst<br />

jetzt feilt man an den Worten, mit denen man den genau<br />

definierten Verbraucher ansprechen möchte, um seine<br />

Aufmerksamkeit zu gewinnen.<br />

„Wenn man das alles beachtet, muss Werbung ja toll<br />

funktionieren. Doch wir wissen“, so Prof. Koch, „es klappt<br />

nicht immer.“ Und das hängt von sehr unterschiedlichen<br />

Faktoren ab: Wir alle haben eine Flut an Werbung zu bewältigen:<br />

1. 1984 wurden ganze 90 Werbespots ausgesendet,<br />

heute sind es über 7000, 2. Anzeigen erscheinen mittlerweile<br />

in über 820 Publikumszeitschriften.<br />

Ob wir in Fernsehen und Radio die Werbung immer wahrnehmen,<br />

ist nicht sicher – auch wenn im Jahre 2002 alle<br />

über 14-jährigen bereits 215 Minuten täglich ihren<br />

Fernseher laufen ließen und 202 Minuten lang ein Radio<br />

hörten. Denn wir Menschen können nicht alle Reize und<br />

alle Informationen, so wie sie objektiv auf uns einströmen,<br />

in gleicher Weise aufnehmen.<br />

Je<strong>der</strong> von uns entscheidet beim Anblick einer Anzeige<br />

o<strong>der</strong> beim Beobachten eines Werbespots ganz<br />

blitzschnell, ob diese Botschaft für ihn subjektiv<br />

wichtig o<strong>der</strong> unwichtig ist. Das ist ein selektiver Prozess,<br />

<strong>der</strong> uns davor schützt, bei dieser Informationsflut<br />

nicht verrückt zu werden. Würden wir alles in gleicher<br />

Weise subjektiv werten, dann wären wir alle schon närrisch.<br />

Darum ist es egal, ob noch mehr Werbung gemacht wird,<br />

weil wir Menschen an irgendeinem Punkt schlichtweg<br />

abschalten. Wir nehmen dann das, was man uns anbietet,<br />

einfach nicht mehr wahr.<br />

Psychologen haben heraus gefunden, dass dieser selektive<br />

Prozess nach <strong>der</strong> so genannten AIDA – Formel<br />

MÖGEN SIE<br />

WERBUNG?<br />

Von Gudrun Heyer<br />

Forum<br />

abläuft: A steht für Attention, I für Interest, D für<br />

Desire und A für Action. Dies sind vier Hürden, die die<br />

Werbung nehmen muss, um erfolgreich zu sein.<br />

Die erste Hürde ist Attention o<strong>der</strong> die Aufmerksamkeit.<br />

Fachleute wissen heute, dass <strong>der</strong> Mensch eine Anzeige<br />

etwa 2,5 bis maximal 5 Sekunden lang anschaut. Wie<br />

man in diesem kurzen Zeitraum die Aufmerksamkeit erregen<br />

kann, darüber gibt es verschiedene Ansichten. Man<br />

kann diese Reaktion z.B. durch einen 'gag' aber auch<br />

durch Erschrecken provozieren.<br />

Die zweite Hürde, das subjektive Interesse, nimmt nur<br />

jene Werbung mit Erfolg, die den Betrachter ganz persönlich<br />

interessiert. Signale, die ihn<br />

schnell in eine bestimmte Richtung<br />

lenken, sind beson<strong>der</strong>s wirksam.<br />

Logos, wie <strong>der</strong> Mercedes-Stern, das<br />

Nokia Zeichen o<strong>der</strong> <strong>der</strong> blau-weiße<br />

NIVEA Schriftzug, rufen in unserem<br />

Gedächtnis Bil<strong>der</strong> ab, die wir über<br />

diese Markenzeichen gelernt haben.<br />

Aber auch Schlüsselbil<strong>der</strong>, die ständig<br />

in <strong>der</strong> Werbung wie<strong>der</strong>holt werden,<br />

können ein schnelles Ansprechen<br />

bewirken. Dazu zählen <strong>der</strong> wohl bekannte Cowboy, das<br />

Kamel, auch ein grünes Segelschiff, nicht wahr?<br />

Prof. Dr. Koch: „Diesen Vorgang bezeichnen Werbefachleute<br />

als Conditionieren.“ Hier ein Beispiel, das Sie selbst<br />

einmal probieren sollten – auch bei an<strong>der</strong>en.<br />

Lassen Sie Ihre Freunde die nachfolgenden sechs Worte<br />

auf Kommando laut vorlesen:<br />

ABENDSTERN – MORGENSTERN – FIXSTERN –<br />

POLARSTERN – MERCEDESSTERN – RAUBELSTERN<br />

Haben Sie schon mal etwas von 'Raubel-Stern' gehört?<br />

Nein? Macht nichts, darum geht es auch gar nicht, son<strong>der</strong>n<br />

um ein Beispiel für perfektes Conditionieren und<br />

dafür mussten die – Raub-Elstern herhalten.<br />

Man weiß, dass Werbung am besten funktioniert,<br />

wenn Menschen zuvor conditioniert waren und beide<br />

Gehirnhälften angesprochen wurden: die rechte, in<br />

<strong>der</strong> wir Emotionen und Bil<strong>der</strong> abspeichern, z.B. den<br />

Cowboy, die Musik, die Stimmung aus <strong>der</strong> Werbung.<br />

Aber die linke Gehirnhälfte, die vom Abstrakten,<br />

Sachlichen angesprochen wird, muss möglichst bald<br />

'eingeschaltet' werden, um wirkliches Interesse zu<br />

wecken.<br />

Ob Werbung effektiv ist, wird natürlich überprüft.<br />

20 bis 30 unterschiedliche Testverfahren werden dazu bei<br />

Anzeigen eingesetzt. Eins davon ist <strong>der</strong> "Eye Mark<br />

Recor<strong>der</strong>". Hiermit kann man den Blickverlauf des Betrachters<br />

auf einer Anzeige registrieren. Dabei entdeckt<br />

man auch die Schwächen einer Anzeige, z.B. wenn die<br />

Menschen danach gar nicht berichten können, für welches<br />

Produkt hiermit geworben wurde.<br />

Werbung ist erfolgreich, wenn sie Einfluss auf das<br />

Verhalten des Menschen nimmt ... und seine Hände beim<br />

nächsten Einkauf das beworbene Produkt im Regal des<br />

Supermarkts unbewusst auswählen.<br />

Ist diese letzte Hürde genommen, die Aktion, ist die<br />

Werbung gelungen.<br />

Anmerkung <strong>der</strong> Redaktion: Bewegt und angetan von dieser neu interpretierten<br />

„AIDA“ (s.o.) meint die Redaktion, alle <strong>Clubs</strong> des VDAC sollten<br />

diese Formel fortan für die Vermarktung aller ihrer Unternehmungen<br />

einsetzen. Der geneigte Leser findet auf <strong>der</strong> Rückseite <strong>der</strong> „<strong>gazette</strong>“<br />

ein gelungenes Beispiel als Anschauungsmaterial: die Auffor<strong>der</strong>ung<br />

des DAFC Stuttgart, seinen Pfennigbasar zu besuchen! Farbige Bil<strong>der</strong><br />

wecken die Aufmerksamkeit (Attention), <strong>der</strong> gute alte Pfennig weckt<br />

das Interesse (Interest) – gibt es noch etwas für den Pfennig in <strong>der</strong> Zeit<br />

des Euro? – und gleichzeitig den Wunsch (Desire), <strong>der</strong> eventuell erfüllt<br />

wird und drum nichts wie hin zum Basar und kaufen! (Action). – Welch<br />

ein Erfolg – 80.000 €!<br />

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