.gazette 01/04 - Verband der Deutsch-Amerikanischen Clubs
.gazette 01/04 - Verband der Deutsch-Amerikanischen Clubs
.gazette 01/04 - Verband der Deutsch-Amerikanischen Clubs
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Rund 30 Nürnberg-Fürther Clubdamen lernten von<br />
Prof. Dr. Jörg Koch und somit aus erster Hand wie<br />
Werbung entsteht. Prof. Dr. Koch lehrt Betriebswirtschaft<br />
mit Hauptschwerpunkt Marketing an <strong>der</strong><br />
Georg-Simon Ohm-Fachhochschule in Nürnberg und<br />
bildet die Werbefachleute von morgen aus.<br />
Werbung, so sehen es die Betriebswirtschaftler, ist<br />
das vielstimmige Sprachrohr des Marketings.<br />
Sie informiert über neue Produkte, kann aber auch<br />
das Image einer Marke pflegen o<strong>der</strong> eines Unternehmens<br />
und/o<strong>der</strong> <strong>der</strong>en Ziele publik machen.<br />
Die Zeiten sind vorbei, dass nur<br />
irgend ein witziger Spruch gefunden<br />
werden musste ...<br />
Werbung wird heute nach systematisch<br />
angelegten Plänen durchgeführt:<br />
Zuerst wird definiert, was beworben<br />
und welches Ziel erreicht werden<br />
soll. Danach legt man fest, an<br />
wen sich die Werbung richten soll –<br />
ein sehr bedeutungsvolles Kriterium.<br />
Um erfolgreich in <strong>der</strong> Werbung zu sein, muss die<br />
Zielgruppe genau definiert werden: welche Bildung,<br />
welchen Beruf und welches Einkommen diese Menschen<br />
haben, wo sie wohnen und wie sie eingerichtet sind, was<br />
sie gern lesen, hören und betrachten, was sie in ihrer<br />
Freizeit tun, am liebsten essen und trinken und vieles<br />
mehr.<br />
Ist das fest umrissen, bestimmt die Höhe des Werbeetats,<br />
ob man Werbung im Fernsehen und/o<strong>der</strong> in<br />
Zeitungen und/o<strong>der</strong> Zeitschriften schalten und/o<strong>der</strong><br />
ob man Plakate kleben wird. Hierbei geht es vor allem<br />
darum, mit welchem Medium man die angepeilte<br />
Zielgruppe beson<strong>der</strong>s gut erreicht. Sie spielt auch bei<br />
<strong>der</strong> nun folgenden Gestaltung <strong>der</strong> Werbemittel – <strong>der</strong><br />
Anzeigen, Plakate, Webespots – eine Rolle. Denn erst<br />
jetzt feilt man an den Worten, mit denen man den genau<br />
definierten Verbraucher ansprechen möchte, um seine<br />
Aufmerksamkeit zu gewinnen.<br />
„Wenn man das alles beachtet, muss Werbung ja toll<br />
funktionieren. Doch wir wissen“, so Prof. Koch, „es klappt<br />
nicht immer.“ Und das hängt von sehr unterschiedlichen<br />
Faktoren ab: Wir alle haben eine Flut an Werbung zu bewältigen:<br />
1. 1984 wurden ganze 90 Werbespots ausgesendet,<br />
heute sind es über 7000, 2. Anzeigen erscheinen mittlerweile<br />
in über 820 Publikumszeitschriften.<br />
Ob wir in Fernsehen und Radio die Werbung immer wahrnehmen,<br />
ist nicht sicher – auch wenn im Jahre 2002 alle<br />
über 14-jährigen bereits 215 Minuten täglich ihren<br />
Fernseher laufen ließen und 202 Minuten lang ein Radio<br />
hörten. Denn wir Menschen können nicht alle Reize und<br />
alle Informationen, so wie sie objektiv auf uns einströmen,<br />
in gleicher Weise aufnehmen.<br />
Je<strong>der</strong> von uns entscheidet beim Anblick einer Anzeige<br />
o<strong>der</strong> beim Beobachten eines Werbespots ganz<br />
blitzschnell, ob diese Botschaft für ihn subjektiv<br />
wichtig o<strong>der</strong> unwichtig ist. Das ist ein selektiver Prozess,<br />
<strong>der</strong> uns davor schützt, bei dieser Informationsflut<br />
nicht verrückt zu werden. Würden wir alles in gleicher<br />
Weise subjektiv werten, dann wären wir alle schon närrisch.<br />
Darum ist es egal, ob noch mehr Werbung gemacht wird,<br />
weil wir Menschen an irgendeinem Punkt schlichtweg<br />
abschalten. Wir nehmen dann das, was man uns anbietet,<br />
einfach nicht mehr wahr.<br />
Psychologen haben heraus gefunden, dass dieser selektive<br />
Prozess nach <strong>der</strong> so genannten AIDA – Formel<br />
MÖGEN SIE<br />
WERBUNG?<br />
Von Gudrun Heyer<br />
Forum<br />
abläuft: A steht für Attention, I für Interest, D für<br />
Desire und A für Action. Dies sind vier Hürden, die die<br />
Werbung nehmen muss, um erfolgreich zu sein.<br />
Die erste Hürde ist Attention o<strong>der</strong> die Aufmerksamkeit.<br />
Fachleute wissen heute, dass <strong>der</strong> Mensch eine Anzeige<br />
etwa 2,5 bis maximal 5 Sekunden lang anschaut. Wie<br />
man in diesem kurzen Zeitraum die Aufmerksamkeit erregen<br />
kann, darüber gibt es verschiedene Ansichten. Man<br />
kann diese Reaktion z.B. durch einen 'gag' aber auch<br />
durch Erschrecken provozieren.<br />
Die zweite Hürde, das subjektive Interesse, nimmt nur<br />
jene Werbung mit Erfolg, die den Betrachter ganz persönlich<br />
interessiert. Signale, die ihn<br />
schnell in eine bestimmte Richtung<br />
lenken, sind beson<strong>der</strong>s wirksam.<br />
Logos, wie <strong>der</strong> Mercedes-Stern, das<br />
Nokia Zeichen o<strong>der</strong> <strong>der</strong> blau-weiße<br />
NIVEA Schriftzug, rufen in unserem<br />
Gedächtnis Bil<strong>der</strong> ab, die wir über<br />
diese Markenzeichen gelernt haben.<br />
Aber auch Schlüsselbil<strong>der</strong>, die ständig<br />
in <strong>der</strong> Werbung wie<strong>der</strong>holt werden,<br />
können ein schnelles Ansprechen<br />
bewirken. Dazu zählen <strong>der</strong> wohl bekannte Cowboy, das<br />
Kamel, auch ein grünes Segelschiff, nicht wahr?<br />
Prof. Dr. Koch: „Diesen Vorgang bezeichnen Werbefachleute<br />
als Conditionieren.“ Hier ein Beispiel, das Sie selbst<br />
einmal probieren sollten – auch bei an<strong>der</strong>en.<br />
Lassen Sie Ihre Freunde die nachfolgenden sechs Worte<br />
auf Kommando laut vorlesen:<br />
ABENDSTERN – MORGENSTERN – FIXSTERN –<br />
POLARSTERN – MERCEDESSTERN – RAUBELSTERN<br />
Haben Sie schon mal etwas von 'Raubel-Stern' gehört?<br />
Nein? Macht nichts, darum geht es auch gar nicht, son<strong>der</strong>n<br />
um ein Beispiel für perfektes Conditionieren und<br />
dafür mussten die – Raub-Elstern herhalten.<br />
Man weiß, dass Werbung am besten funktioniert,<br />
wenn Menschen zuvor conditioniert waren und beide<br />
Gehirnhälften angesprochen wurden: die rechte, in<br />
<strong>der</strong> wir Emotionen und Bil<strong>der</strong> abspeichern, z.B. den<br />
Cowboy, die Musik, die Stimmung aus <strong>der</strong> Werbung.<br />
Aber die linke Gehirnhälfte, die vom Abstrakten,<br />
Sachlichen angesprochen wird, muss möglichst bald<br />
'eingeschaltet' werden, um wirkliches Interesse zu<br />
wecken.<br />
Ob Werbung effektiv ist, wird natürlich überprüft.<br />
20 bis 30 unterschiedliche Testverfahren werden dazu bei<br />
Anzeigen eingesetzt. Eins davon ist <strong>der</strong> "Eye Mark<br />
Recor<strong>der</strong>". Hiermit kann man den Blickverlauf des Betrachters<br />
auf einer Anzeige registrieren. Dabei entdeckt<br />
man auch die Schwächen einer Anzeige, z.B. wenn die<br />
Menschen danach gar nicht berichten können, für welches<br />
Produkt hiermit geworben wurde.<br />
Werbung ist erfolgreich, wenn sie Einfluss auf das<br />
Verhalten des Menschen nimmt ... und seine Hände beim<br />
nächsten Einkauf das beworbene Produkt im Regal des<br />
Supermarkts unbewusst auswählen.<br />
Ist diese letzte Hürde genommen, die Aktion, ist die<br />
Werbung gelungen.<br />
Anmerkung <strong>der</strong> Redaktion: Bewegt und angetan von dieser neu interpretierten<br />
„AIDA“ (s.o.) meint die Redaktion, alle <strong>Clubs</strong> des VDAC sollten<br />
diese Formel fortan für die Vermarktung aller ihrer Unternehmungen<br />
einsetzen. Der geneigte Leser findet auf <strong>der</strong> Rückseite <strong>der</strong> „<strong>gazette</strong>“<br />
ein gelungenes Beispiel als Anschauungsmaterial: die Auffor<strong>der</strong>ung<br />
des DAFC Stuttgart, seinen Pfennigbasar zu besuchen! Farbige Bil<strong>der</strong><br />
wecken die Aufmerksamkeit (Attention), <strong>der</strong> gute alte Pfennig weckt<br />
das Interesse (Interest) – gibt es noch etwas für den Pfennig in <strong>der</strong> Zeit<br />
des Euro? – und gleichzeitig den Wunsch (Desire), <strong>der</strong> eventuell erfüllt<br />
wird und drum nichts wie hin zum Basar und kaufen! (Action). – Welch<br />
ein Erfolg – 80.000 €!<br />
27