23.01.2015 Aufrufe

FINE Das Weinmagazin - 04/2010

FINE Das Weinmagazin ist in der Welt der großen Weine zu Hause. Hauptthema dieser Ausgabe: SÜSSWEIN-IKONEN

FINE Das Weinmagazin ist in der Welt der großen Weine zu Hause. Hauptthema dieser Ausgabe: SÜSSWEIN-IKONEN

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN
  • Keine Tags gefunden...

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Caro Maurer verkostet<br />

die Rieslinge des Saar-Weinguts von Othegraven<br />

2009 VO Riesling trocken 86 P<br />

Unschuldig, knackig und eine dezente Mineralik – der Wein erschließt sich<br />

durch seine attraktive Klarheit. Erfrischende Zitrusnoten, Mirabellenfrucht<br />

und Anklänge von weißen Blüten ergänzen sich in der Nase. Bleibt auch im<br />

Mund ganz bei seiner reinen Linie, fügt noch eine zarte hefige Note dazu –<br />

und überrascht zum Schluss mit angenehm beharrlicher Länge. Ein saartypischer<br />

Gutswein, der die Handschrift des Weinguts trägt, aber der trinkfreudigen<br />

Kategorie entsprechend seinen Auftritt nicht überhöht.<br />

2009 Max Riesling trocken 88 P<br />

Gibt sich bereits in der Nase ambitionierter, indem er ein ansehnliches Charakterbild<br />

des Saar-Rieslings aufzeichnet: Allem voraus schickt er eine leicht<br />

rauchige Mineralik, gefolgt von frischer Frucht mit Nektarinen, Zitronengras,<br />

Kräuternoten und weißen Blüten. Wartet mit mehr Substanz, Dichte<br />

und Konzentration auf. Die leicht cremige Textur – vermutlich hat ein<br />

Teil der Partien den biologischen Säureabbau durchlaufen – steht der kräftigen<br />

Säure gut.<br />

2009 Wiltingen Kupp Riesling trocken 86 P<br />

Ein junger, noch in sich gekehrter Wein, der sich derzeit zurückhaltend gibt,<br />

das jedoch mit animierender Delikatesse. Da ist eine rauchige Mineralität,<br />

die die aromatische Silhouette prägt und dabei der dezenten Pfirsichfrucht<br />

und einer zarten Nussigkeit nur einen begrenzten Spielraum einräumt. Im<br />

Mund tritt er als schlanker Typ auf, der sich auf ein Strukturgerüst aus markanter<br />

Säure stützt, was ihm eine elegante und subtile Anmutung verleiht.<br />

2009 Kanzem Altenberg GG Riesling trocken 93 P<br />

Riesling mit Statur, wirkt wie ein Prototyp für Großes Gewächs von der Saar.<br />

In der Nase noch verhalten, da er gerade erst gefüllt wurde; der Duft erinnert<br />

an Pfirsichlikör und tropische Frucht, unterlegt mit spürbarer Mineralik.<br />

Auch im Mund spiegelt er das Potential der Region wider – mit Mut<br />

zu Ecken und Kanten. Sehr konzentriert und dicht in der Textur, aber nicht<br />

üppig. Die Kraft baut sich bis zum Finale langsam auf, um dann die ganze<br />

Ausdrucksstärke lange nachwirken zu lassen. Die Säure wirkt noch straff,<br />

wartet quasi auf ihren Feinschliff durch die Lagerung. Ein Charakterwein,<br />

den man das nächste Mal in fünf Jahren probieren sollte, um dann vermutlich<br />

auf einen ganz neuen Typen zu treffen.<br />

2009 Kanzem Altenberg Riesling Kabinett 89 P<br />

Ein Kabinett, der sein Prädikat als echtes Geschenk der Natur würdigt. Gutsleiter<br />

Andreas Barth bewahrt damit die Tradition der restsüßen neben den<br />

moderneren trockenen Weinen. Parzelle zwölf im Altenberg ist dem Kabinett<br />

vorbehalten. <strong>Das</strong> Aroma: reife Pfirsichfrucht mit frischen Zitrusnoten<br />

und einer mineralischen Komponente; im Geschmack mischt noch eine feinherbe<br />

Note mit. <strong>Das</strong> raffinierte Spiel von Säure und Süße und die animierende<br />

Leichtigkeit machen den Klassiker aus.<br />

2009 Ockfen Bockstein Riesling Spätlese 85 P<br />

Trotz der reifen Steinfrucht gibt sich der Wein aus dieser Lage durch seine<br />

Schiefermineralik kühler. <strong>Das</strong> Aroma ist diffuser, florale Noten dringen<br />

immer wieder durch und schließlich auch noch Würzigkeit mit einem Hauch<br />

von Zimt. Der Körper erscheint breiter und fülliger und, obgleich Säure und<br />

Restsüße harmonisieren, im Finale auch etwas behäbig.<br />

2009 Kanzem Altenberg Riesling Spätlese 88 P<br />

Der Altenberg entwickelt im Wein ein einprägsames Profil: Ananas und<br />

Früchte wie Mango und Nektarinen werden noch betont durch eine leicht<br />

ölige Textur. Die Süße täuscht Honignoten vor, obwohl die Edelfäule Botrytis<br />

hier keine Rolle spielt. Im Mund gleitet er dahin, legt Schicht um Schicht<br />

neue aromatische Eindrücke auf, denen man im Finale nachsinnen kann. Die<br />

markante Säure hält ihn dabei durchgängig im Gleichgewicht.<br />

2009 Kanzem Altenberg Riesling Spätlese – Alte<br />

Reben<br />

91 P<br />

Ein Wein, der sich ganz selbstbewusst als restsüße Spätlese vorstellt und der<br />

Kategorie feinsinnigen Nachdruck verleiht. Die tropische Frucht ist diesmal<br />

noch gewürzt mit eingelegtem Ingwer; damit hat die Botrytis ihren Abdruck<br />

hinterlassen. Die Textur ist wie Seide, fein, sehr dicht verwoben und vielschichtig.<br />

So kommen auch Zucker und Säure weniger zum Tragen – alles<br />

zusammen wirkt in sich stimmig und hinterlässt einen bewundernswerten<br />

Gesamteindruck.<br />

1996 Kanzem Altenberg Riesling Spätlese 94 P<br />

Die Reife von vierzehn Jahren hat diesen Wein zu einem wundervollen Klassiker<br />

geschliffen. Ganz unverkennbar dominiert die Mineralik der Saar mit<br />

ihrer aparten Rauchigkeit jetzt das Bouquet. Die Frucht wickelt sich wie ein<br />

durchschimmerndes Gewebe um den schlanken, glatten, femininen Körper.<br />

Die Säure wirkt befriedet. Zurück bleibt das Glück von großem Genuss.<br />

1983 Kanzem Altenberg Riesling Spätlese 83 P<br />

Die bronzefarbenen Reflexe der Farbe und die Firne in der Nase sind deutliche<br />

Spuren des Alters. Tertiäraromen haben die Regie übernommen bei<br />

der verblassenden Erinnerung an Frucht und den Noten von Champignon<br />

und feuchtem Waldboden. Ein eigenwilliger und interessanter Typ, der allerdings<br />

seinen Höhepunkt hinter sich hat. Nur noch ein Vergnügen für erfahrene<br />

Rieslingliebhaber.<br />

1975 Kanzem Altenberg Riesling Auslese 90 P<br />

Attraktives helles Bernstein. Ein Wein, der in Würde und Schönheit gealtert<br />

ist. Die Säure hält ihn immer noch aufrecht. Die Frucht erinnert an<br />

getrocknete Pflaumen und Rosinen, er wirkt in seiner Konzentration mehr<br />

wie Likör als Wein. Ein delikates Unikat. <strong>Das</strong> Passende, um einen Abend<br />

ausklingen zu lassen.<br />

2009 Kanzem Altenberg Riesling Eiswein 93 P<br />

<strong>Das</strong> Ergebnis harter Arbeit. Am 28. Dezember gelesen. So hart gefroren<br />

waren damals die kleinen Beeren, dass die hauseigene Kelter daran gescheitert<br />

ist. Ein Kollege half aus, sodass das konzentrierte Aroma ihnen doch<br />

noch abgerungen werden konnte. Die Mühe wurde belohnt mit delikaten,<br />

betörenden Noten von Honig, Quitten, getrockneten Aprikosen, einer Spur<br />

Vanille und der Süße von Milchschokolade. Ein Kostbarkeit zum Altern.<br />

2007 Riesling brut 87 P<br />

Wie der Wein, so auch die Basis für den Schaumwein: zur gleichen Zeit gelesen,<br />

spontan vergoren – und dann erst selektioniert für die zweite Gärung<br />

in der Flasche. So schafft er es auch, eine Anmutung von der Saar rüberzubringen.<br />

Trotz der typisch hefigen Note mit Brioche, die sich in die Frucht<br />

und die Blüten des Bouquets mischt, hat die Säure ihre Frische bewahrt und<br />

bringt auch noch die mineralische Note zur Geltung. Ein erfrischend ungekünstelter<br />

Winzersekt.<br />

24<br />

F I N E 4 / <strong>2010</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!