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FINE Das Weinmagazin - 04/2010

FINE Das Weinmagazin ist in der Welt der großen Weine zu Hause. Hauptthema dieser Ausgabe: SÜSSWEIN-IKONEN

FINE Das Weinmagazin ist in der Welt der großen Weine zu Hause. Hauptthema dieser Ausgabe: SÜSSWEIN-IKONEN

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D a s W e i n m a g a z i n<br />

Frauen im Wein: Corinne Mentzelopoulos<br />

Stuart Pigott: Der Rang des deutschen Weins<br />

Armin Diel in der Bourgogne<br />

Schott Zwiesel<br />

Weingut Dr. Heger<br />

25 Weihnachts- Champagner<br />

Günther Jauchs Weingut von Othegraven<br />

5 0 Ja h r g ä n g e B e r n k a s t e l e r D o c t o r<br />

S Ü s s w e i n - i k o n e n


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A N D Y W A R H O L<br />

1 9 6 2 : S e i n e e r s t e S o l o - A u s s t e l l u n g<br />

D i e G e b u r t s s t u n d e d e r Po p A r t<br />

N E V E R S T O P R E A C H I N G F O R T H E S T A R S


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R U D O L F N U R E J E W<br />

1 9 7 6 : D e r Tr i u m p h m i t D o r n r ö s c h e n<br />

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N E V E R S T O P R E A C H I N G F O R T H E S T A R S


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02/11/10 12:16<br />

R I C H A R D G E O F F R O Y<br />

G e t re u d e m E r b e D o m P é r i g n o n s<br />

e n t s t e h t a u s s e i n e n h ö c h s t e n A n s p r ü c h e n e i n e i n z i g a r t i g e s We r k .<br />

A l s Ke l l e r m e i s t e r k a n n nur er allein aus einem Erntejahr<br />

e i n e n D o m P é r i g n o n J a h r g a n g k re i e re n .<br />

N E V E R S T O P R E A C H I N G F O R T H E S T A R S


E U R O P E A N F I N E W I N E m a g a z I N E<br />

4/<strong>2010</strong><br />

D a s W E I N m a g a z i n<br />

Seite 28 Fünfzig Jahrgänge des großen Rieslings Seite 50 Bourgogne 2009<br />

Seite 84 Weinkultur aus Zwiesel<br />

Seite 96 Fünfundzwanzig Festtags-Champagner<br />

Seite 120 <strong>Das</strong> Genießer-Wochenende<br />

Seite 136 Die Weine von Dr. Heger<br />

10<br />

F I N E 4 / <strong>2010</strong>


D I E G R O S S E N W E I N E D E R W E L T<br />

I n h a l t<br />

Seite 108 Herdade dos Grous<br />

Seite 18<br />

Günther Jauchs Weingut von Othegraven<br />

Seite 62 Die Süßwein-Ikonen<br />

13 Fine Editorial Thomas Schröder<br />

14 Fine Degustation Die Fine-Kriterien<br />

18 Fine Saar Günther Jauchs Weingut von Othegraven<br />

28 Fine Mosel Der Schatz des Doctors<br />

40 Fine Frauen im Wein Corinne Mentzelopoulos<br />

50 Fine Bourgogne 2009: Prächtige Frühform<br />

62 Fine Tasting Die Süßwein-Ikonen<br />

Seite 126 Wein & Klima<br />

70 Fine <strong>Das</strong> Bier danach Mit Bittertönen den Abschied versüßen<br />

72 Fine Wein & Speisen Jürgen Dollase bei Thomas Martin in Jacobs Restaurant<br />

80 Fine Die Pigott Kolumne Vom Rang des deutschen Weins<br />

84 Fine Lifestyle Form und Grazie: Zwiesel Kristallglas<br />

92 Fine <strong>Das</strong> Große Dutzend Sherry<br />

96 Fine Champagne Fünfundzwanzig Festtags-Champagner<br />

1<strong>04</strong> Fine Lifestyle Die Parfümeurin Louise Turner<br />

108 Fine Portugal Der Mann aus dem Norden<br />

116 Fine Reiner Wein Anne Zielke: Die Liebe überwindet alles<br />

120 Fine Lifestyle <strong>Das</strong> »Mehr geht nicht«-Wochenende<br />

126 Fine Interview Manfred Stock über Wein im Klimawandel<br />

Seite 130 Balik-Lachs<br />

130 Fine Gourmandise Der Kuss der Lachse<br />

136 Fine Baden Weingut Dr. Heger<br />

146 Fine Abgang Ralf Frenzel<br />

F I N E<br />

I n h a l t<br />

11


Annäherung an den Maschinenpark: Im Gutsgarten von Othegraven fängt Günther Jauch klein an.<br />

18<br />

F I N E 4 / <strong>2010</strong>


»Wir machen hier<br />

nicht den Bajazzo ...«<br />

Dorothea und Günther Jauch haben sich mit dem Erwerb<br />

des VDP-Weinguts von Othegraven einer grossen Herausforderung<br />

gestellt. Wie ernst die Neulinge ihre Aufgabe<br />

nehmen werden, erzählen sie dem früheren Journalisten<br />

und Neuwinzer in Serrig an der Saar, Jochen Siemens.<br />

Text: Jochen Siemens<br />

Fotos: Johannes Grau<br />

Die Erfahrung, ein Weingut an der Saar übernommen zu haben, war damals gerade zwei Jahre alt, und<br />

nach der ersten ziemlich misslungenen Ernte frönte ich zum seelischen Ausgleich meiner alten Pro fession<br />

und schrieb eine Reportage über Weingüter im südlichen Oregon. Dabei traf ich auf Earl Jones. Er kam<br />

aus den Rebreihen angefahren auf einem kleinen grünen John-Deere-Gefährt, einer Art Golfkarren<br />

mit Ladefläche, und erzählte mit lustigen Augen und raumgreifenden Gesten, wie er als Mittfünfziger<br />

seine erfolgreiche Karriere als Chirurg in San Francisco an den Nagel gehängt und nun seit zehn Jahren<br />

aus dem Nichts sein Weingut Abacela hier westlich von Roseburg aufgebaut hat. Ich war schwer beeindruckt.<br />

Der Mann experimentierte noch immer mit verschiedenen Rebsorten, machte ganz beachtliche<br />

Weine, und die Passion für die Sache quoll ihm aus jedem Knopfloch. Dann fragte er mich, was ich denn<br />

täte. Ich erklärte ihm, dass ich vor ein paar Jahren meine Karriere als Journalist an den Nagel gehängt<br />

hatte und nun ein Weingut an der Saar betriebe. Da schaute er mich direkt an, schwieg eine Weile<br />

und sagte dann mit lauter Stimme und ein paar mehr Lachfältchen um die Augen: »So you are crazy!«<br />

F I N E<br />

S a a r<br />

19


Die Geschichte mit Earl Jones ging mir vor ein paar Monaten wieder durch den<br />

Kopf, als sich die den Fluss entlang wabernden Gerüchte, Günther Jauch übernehme<br />

ein Weingut an der Saar, zur Realität verdichteten. Günther Jauch, der<br />

Fernsehjournalist, Mister Quiz persönlich, der in Umfragen, was Beliebtheit und<br />

Zutrauen angeht, wohl angesehenste Deutsche, der, wie man in den Gazetten las,<br />

Wunschschwiegersohn der Republik! Was hat denn jetzt den geritten<br />

Da kam es sehr gut zupass, dass die Winzerin<br />

Heidi Kegel und ihr Mann wie jedes Jahr zur<br />

Jungweinprobe ins Weingut »von Othegraven«<br />

eingeladen hatten, jenes Weingut also, das die<br />

Jauchs übernehmen wollten. Es ist durchaus eine<br />

Auszeichnung, zu dieser Veranstaltung eingeladen<br />

zu sein, wenn man, von der Kegelschen Gastfreundschaft<br />

überwältigt, in großer Runde mit der<br />

Winzerelite der Saar steht und seine Weine präsentieren<br />

darf. Und dieses Mal hatte das Ganze für<br />

meinen Kellermeister Franz Lenz und mich noch<br />

den Kick, dass die Jauchs mit dabei sein sollten.<br />

Also los von Serrig nach Kanzem, wo am Fuß des<br />

steilen Altenbergs das schöne Gutsgebäude mit<br />

seinem weitläufigen Park und altem Baumbestand<br />

liegt. Heidi Kegel, die das Weingut seit den neunziger<br />

Jahren erfolgreich geführt hat, erklärte mit<br />

einem kleinen Kloß im Hals, wie froh sie sei, die<br />

Jauchs für die Aufgabe gewonnen zu haben, denn<br />

sie seien verwandt und das Weingut bliebe so<br />

weiter in der Familie. <strong>Das</strong> war also geklärt. Danach<br />

probierten wir unter der wie immer kundigen und<br />

anregenden Leitung von Klaus Piemont den großartigen<br />

Jahrgang 2009, und gerade was die Othegravschen<br />

Weine angeht, konnte man nur ein<br />

Wort sagen: Chapeau! Günther Jauch und seine<br />

Frau Dorothea waren während der Probe durchaus<br />

zurückgenommen, erklärten, sie wollten unbedingt<br />

die Stammbesatzung des Guts mit Kellermeister<br />

Andreas Barth dafür gewinnen, unter<br />

ihrer Leitung weiterzuarbeiten. Ich verabschiedete<br />

mich mit einer Gegeneinladung und dem<br />

Eindruck, die Jauchs könnten durchaus beseelt<br />

sein von der Passion für die Causa Wein.<br />

20<br />

F I N E 4 / <strong>2010</strong>


Weinbau als Familiensache: Dorothea und<br />

Günther Jauch stellen sich der Verantwortung,<br />

in Kanzem ein Vermächtnis zu wahren.<br />

Als wir dann im Sommer im Othegravschen<br />

Park erneut zusammen saßen, während im Gutshof<br />

ein Großes Gewächs 2009 gefüllt wurde und<br />

an den Rebstöcken die Trauben des neuen Jahrgangs<br />

in den Wein gingen, waren die Vorstellungen<br />

des Ehepaars Jauch schon deutlich konkreter.<br />

Günther Jauch erinnert sich an unerwünschte Ratgeber<br />

und deren Vorschlag, einfach dick »Jauch«<br />

auf das Etikett der Weinflaschen zu schreiben,<br />

damit wäre das Marketing doch erledigt. »Ja, und<br />

dann am besten noch dein Foto dazu«, wendet<br />

sich Dorothea Jauch an ihren Mann, und beide<br />

lachen herzlich bei dieser Vorstellung. Nein, laut<br />

mögen die Jauchs es nicht. Nicht in Potsdam an<br />

der Havel und auch nicht hier in Kanzem an der<br />

Saar, wo sie nun mitten in dem Prozess waren, ihr<br />

Weingut »von Othegraven« zu übernehmen.<br />

Natürlich müsse man auch über das Marketing<br />

nachdenken und neue Wege gehen; einen<br />

ersten Niederschlag davon sieht man im neuen,<br />

aufgeräumten und grafisch frischen Etikett der<br />

Othegravschen Weine. Aber alles im Rahmen dessen,<br />

was von Othegraven immer gewesen sei, nämlich<br />

ein »diskretes Weingut«. Plakativ modisch<br />

scheide aus, wie es auch keine einer Zeitmode<br />

geschuldete Entscheidung gewesen sei, ein Weingut<br />

zu kaufen. Die Stracks, Coppolas oder Depardieus<br />

begannen etwas Neues, getrieben möglicherweise<br />

von einer Leidenschaft oder aber auch nur<br />

einem Zeitgeist. Bei den Jauchs geht es hingegen,<br />

das wird im Gespräch rasch sehr deutlich, nicht<br />

darum, »wer wird (alles) Winzer«, sondern um<br />

eine Familiensaga.<br />

Ein obeliskartiger Gedenkstein am Rand des<br />

Parks zwischen gepflegten Blumen erinnert an<br />

Jauchs vielfachen Ur-Großvater Emmerich Grach,<br />

der das Weingut 1805 kaufte. Seit mehr als zweihundert<br />

Jahren also ist es im Familienbesitz. In<br />

den vergangenen Jahren war es immer wieder in<br />

Gefahr, aus der Familie heraus verkauft zu werden.<br />

Zuerst war es ein Gerücht, das den Jauchs zu<br />

Ohren kam, und das saß bei Günther Jauch quer.<br />

Sicher war viel Zeit vergangen seit der Kindheit<br />

und den Schulferien an der Saar. Der berufliche<br />

Werdegang führte Jauch ganz nach oben in der<br />

bundesdeutschen Medienwelt und ganz weit weg<br />

von Kanzem. Aber da war eben noch die Erinnerung<br />

an die Kinder- und Jugendtage auf von Othegraven,<br />

Erinnerungen an den Großonkel Max und<br />

Tante Maria von Othegraven, an die feudale Weingutswelt<br />

mit Park und der im Hintergrund dräuenden<br />

Steilstlage Kanzemer Altenberg. Erinnerungen,<br />

die im scharfen Kontrast standen zum<br />

Berliner Kiez, wo Jauch aufwuchs, Erinnerungen,<br />

die sich im Langzeitgedächtnis eingenistet hatten.<br />

Mit einem Brief an Heidi Kegel nahmen die<br />

Jauchs das Heft in die Hand und bekundeten ihr<br />

Interesse, sollte das Gut wirklich verkauft werden.<br />

Von da an gingen mehr als drei Jahre ins Land, bis<br />

das Gut rechtsgültig übertragen war, genug Zeit<br />

also für viele Gedanken und Abwägungen, genug<br />

Zeit den »Riesenschritt ins Fremde« zu bedenken,<br />

»in ein Abenteuer, das nichts mit dem zu tun hat,<br />

F I N E<br />

S a a r<br />

21


22<br />

F I N E 4 / <strong>2010</strong>


wovon ich etwas verstehe«, räumt Jauch freimütig<br />

ein und schließt die Frage an: »Hätte ich irgendein<br />

anderes Weingut gekauft Hätte sich diese<br />

Frage überhaupt gestellt Nein, sicher nicht«, sagt<br />

Jauch und fährt fort: »Aber umgekehrt, wenn es<br />

nun kein Weingut, sondern ...«, er sucht kurz nach<br />

einem passenden Bild, »... eine, sagen wir, Sockenfabrik<br />

gewesen wäre, die seit zweihundert Jahren<br />

in der Familie war, die hätte ich wahrscheinlich<br />

auch gekauft.«<br />

<strong>Das</strong> war natürlich nur so eine Gedankenspielerei,<br />

um zu unterstreichen, wie sehr es um Tradition<br />

und wie wenig es um Ich-kauf-mir-malein-Weingut<br />

geht. Jedenfalls ist den Jauchs hier<br />

im gepflegten Park am Fuß der Weinberge die<br />

Erleichterung anzumerken, dass erfreulicherweise<br />

im Hintergrund keine Sockenfabrik steht.<br />

Also nun noch ein Weingut. Dabei ist das<br />

Leben der Familie Jauch bisher schon keineswegs<br />

langweilig. Da ist die Familie mit vier Kindern in<br />

Potsdam, Jauchs TV-Produktionsfirma in Köln<br />

mit mehr als sechzig Mitarbeitern, dann natürlich<br />

RTL und »jetzt steht noch die ARD vor der Tür«,<br />

sagt Jauch und schaut seine Frau an. Deshalb sei<br />

die zweite Conditio für die Übernahme des Weinguts<br />

gewesen, »dass meine Frau mitmacht. Hätte<br />

sie gesagt«, fährt Jauch fort, »das ist deine Verwandtschaft,<br />

das sind deine Erinnerungen, aber<br />

für mich ist das nichts, hätte ich es nicht gemacht.<br />

Sie sagte aber, sie steigt mit ein, und nun teilen<br />

wir uns das ein«. Natürlich wüssten Barth und<br />

die Mannschaft, wie es geht, das Gut zu betreiben,<br />

und insofern könne man es auch so arrangieren,<br />

dass man nur bei schönem Wetter und zu<br />

Qualität als Verpflichtung:<br />

Andreas Barth wird als Kellermeister<br />

die VDP-Winzerfamilie<br />

Jauch begleiten.<br />

festlichen Weinproben an die Saar kommt. »Aber<br />

es geht nicht, ohne dass wir hier sind und mitmachen«,<br />

ist sich Dorothea Jauch sicher, »das ist<br />

eine ganz eigene Welt mit eigenen Veranstaltungen,<br />

die wir uns erobern müssen. Ein neues Feld,<br />

nicht nur lifestylig, sondern auch hart.«<br />

Lernen, hineinfinden, herantasten sind die<br />

Tätigkeitsworte, die dem Ehepaar Jauch häufig<br />

über die Lippen kommen, wenn man danach fragt,<br />

in welche Richtung sie das elf Hektar große Weingut<br />

mit seinen Lagen im Kanzemer Altenberg, der<br />

Wiltinger Kupp und dem Ockfener Bockstein führen<br />

wollen. »Ich möchte, dass das ein Erfolg wird«,<br />

beginnt Jauch und sieht eine gute Basis dafür<br />

gelegt, da er einerseits einen Trend zu Weißwein<br />

ausmacht und andererseits eine immer positivere<br />

Sicht im In- und Ausland auf deutschen Wein.<br />

Allerdings, unter Renditegesichtspunkten sei »es<br />

ganz schwierig, dieses Gut wettbewerbsfähig zu<br />

halten«. <strong>Das</strong> liege vor allem an den hohen Produktionskosten<br />

durch die Steillagen. Und man müsse<br />

sich auch damit befassen, ob die Betriebsgröße<br />

stimmt oder ob drei Hektar mehr oder weniger<br />

nicht zu erwägen wären. In einem ist sich Jauch<br />

aber ganz sicher. <strong>Das</strong> VDP-Weingut von Othegraven<br />

soll ein reines Rieslingweingut bleiben. Natürlich<br />

habe er darüber nachgedacht, ob man mal<br />

probiert, Rotwein zu machen oder »was ganz Verrücktes«,<br />

aber schlussendlich sei er zu dem Ergebnis<br />

gekommen: »Wir geben hier nicht den Bajazzo<br />

und machen mal dreihundert Flaschen von diesem<br />

oder vierhundert Flaschen von jenem«. So wollen<br />

die Jauchs folgerichtig einen neu hinzugepachteten<br />

halben Hektar im Altenberg denn auch bald<br />

mit Riesling bestocken.<br />

Seit den Gesprächen im Gutspark und gerade<br />

auch angesichts des schwierigen Jahrgangs <strong>2010</strong><br />

habe ich bei vielen der Einschätzungen, Sorgen<br />

und Hoffnungen, die die Jauchs beschäftigen, sehr<br />

lebendige Déjà-Vu-Erlebnisse, schließlich steckt<br />

man im Weinbau auch nach fünf Jahren noch in<br />

den Anfängen, und das wenig erfreuliche Jahr<br />

2006 war mein erster Jahrgang. Eines aber hat<br />

mich dann doch besonders gefreut. Als nämlich<br />

Günther Jauch schließlich noch von seiner Entdeckung<br />

der Kabinettweine, der Spät- und Auslesen<br />

schwärmte: »Überall hört man: Weißwein,<br />

aber trocken bitte. <strong>Das</strong> steht für eine gewisse Ignoranz«.<br />

Die feinherben und restsüßen Rieslinge seien<br />

»von Vorurteilen überlagert, und die Menschen<br />

bringen sich selbst um ein Geschmackserlebnis«.<br />

Willkommen an der Saar, Familie Jauch, dem ist<br />

gar nichts mehr hinzuzufügen. ><br />

F I N E<br />

S a a r<br />

23


Caro Maurer verkostet<br />

die Rieslinge des Saar-Weinguts von Othegraven<br />

2009 VO Riesling trocken 86 P<br />

Unschuldig, knackig und eine dezente Mineralik – der Wein erschließt sich<br />

durch seine attraktive Klarheit. Erfrischende Zitrusnoten, Mirabellenfrucht<br />

und Anklänge von weißen Blüten ergänzen sich in der Nase. Bleibt auch im<br />

Mund ganz bei seiner reinen Linie, fügt noch eine zarte hefige Note dazu –<br />

und überrascht zum Schluss mit angenehm beharrlicher Länge. Ein saartypischer<br />

Gutswein, der die Handschrift des Weinguts trägt, aber der trinkfreudigen<br />

Kategorie entsprechend seinen Auftritt nicht überhöht.<br />

2009 Max Riesling trocken 88 P<br />

Gibt sich bereits in der Nase ambitionierter, indem er ein ansehnliches Charakterbild<br />

des Saar-Rieslings aufzeichnet: Allem voraus schickt er eine leicht<br />

rauchige Mineralik, gefolgt von frischer Frucht mit Nektarinen, Zitronengras,<br />

Kräuternoten und weißen Blüten. Wartet mit mehr Substanz, Dichte<br />

und Konzentration auf. Die leicht cremige Textur – vermutlich hat ein<br />

Teil der Partien den biologischen Säureabbau durchlaufen – steht der kräftigen<br />

Säure gut.<br />

2009 Wiltingen Kupp Riesling trocken 86 P<br />

Ein junger, noch in sich gekehrter Wein, der sich derzeit zurückhaltend gibt,<br />

das jedoch mit animierender Delikatesse. Da ist eine rauchige Mineralität,<br />

die die aromatische Silhouette prägt und dabei der dezenten Pfirsichfrucht<br />

und einer zarten Nussigkeit nur einen begrenzten Spielraum einräumt. Im<br />

Mund tritt er als schlanker Typ auf, der sich auf ein Strukturgerüst aus markanter<br />

Säure stützt, was ihm eine elegante und subtile Anmutung verleiht.<br />

2009 Kanzem Altenberg GG Riesling trocken 93 P<br />

Riesling mit Statur, wirkt wie ein Prototyp für Großes Gewächs von der Saar.<br />

In der Nase noch verhalten, da er gerade erst gefüllt wurde; der Duft erinnert<br />

an Pfirsichlikör und tropische Frucht, unterlegt mit spürbarer Mineralik.<br />

Auch im Mund spiegelt er das Potential der Region wider – mit Mut<br />

zu Ecken und Kanten. Sehr konzentriert und dicht in der Textur, aber nicht<br />

üppig. Die Kraft baut sich bis zum Finale langsam auf, um dann die ganze<br />

Ausdrucksstärke lange nachwirken zu lassen. Die Säure wirkt noch straff,<br />

wartet quasi auf ihren Feinschliff durch die Lagerung. Ein Charakterwein,<br />

den man das nächste Mal in fünf Jahren probieren sollte, um dann vermutlich<br />

auf einen ganz neuen Typen zu treffen.<br />

2009 Kanzem Altenberg Riesling Kabinett 89 P<br />

Ein Kabinett, der sein Prädikat als echtes Geschenk der Natur würdigt. Gutsleiter<br />

Andreas Barth bewahrt damit die Tradition der restsüßen neben den<br />

moderneren trockenen Weinen. Parzelle zwölf im Altenberg ist dem Kabinett<br />

vorbehalten. <strong>Das</strong> Aroma: reife Pfirsichfrucht mit frischen Zitrusnoten<br />

und einer mineralischen Komponente; im Geschmack mischt noch eine feinherbe<br />

Note mit. <strong>Das</strong> raffinierte Spiel von Säure und Süße und die animierende<br />

Leichtigkeit machen den Klassiker aus.<br />

2009 Ockfen Bockstein Riesling Spätlese 85 P<br />

Trotz der reifen Steinfrucht gibt sich der Wein aus dieser Lage durch seine<br />

Schiefermineralik kühler. <strong>Das</strong> Aroma ist diffuser, florale Noten dringen<br />

immer wieder durch und schließlich auch noch Würzigkeit mit einem Hauch<br />

von Zimt. Der Körper erscheint breiter und fülliger und, obgleich Säure und<br />

Restsüße harmonisieren, im Finale auch etwas behäbig.<br />

2009 Kanzem Altenberg Riesling Spätlese 88 P<br />

Der Altenberg entwickelt im Wein ein einprägsames Profil: Ananas und<br />

Früchte wie Mango und Nektarinen werden noch betont durch eine leicht<br />

ölige Textur. Die Süße täuscht Honignoten vor, obwohl die Edelfäule Botrytis<br />

hier keine Rolle spielt. Im Mund gleitet er dahin, legt Schicht um Schicht<br />

neue aromatische Eindrücke auf, denen man im Finale nachsinnen kann. Die<br />

markante Säure hält ihn dabei durchgängig im Gleichgewicht.<br />

2009 Kanzem Altenberg Riesling Spätlese – Alte<br />

Reben<br />

91 P<br />

Ein Wein, der sich ganz selbstbewusst als restsüße Spätlese vorstellt und der<br />

Kategorie feinsinnigen Nachdruck verleiht. Die tropische Frucht ist diesmal<br />

noch gewürzt mit eingelegtem Ingwer; damit hat die Botrytis ihren Abdruck<br />

hinterlassen. Die Textur ist wie Seide, fein, sehr dicht verwoben und vielschichtig.<br />

So kommen auch Zucker und Säure weniger zum Tragen – alles<br />

zusammen wirkt in sich stimmig und hinterlässt einen bewundernswerten<br />

Gesamteindruck.<br />

1996 Kanzem Altenberg Riesling Spätlese 94 P<br />

Die Reife von vierzehn Jahren hat diesen Wein zu einem wundervollen Klassiker<br />

geschliffen. Ganz unverkennbar dominiert die Mineralik der Saar mit<br />

ihrer aparten Rauchigkeit jetzt das Bouquet. Die Frucht wickelt sich wie ein<br />

durchschimmerndes Gewebe um den schlanken, glatten, femininen Körper.<br />

Die Säure wirkt befriedet. Zurück bleibt das Glück von großem Genuss.<br />

1983 Kanzem Altenberg Riesling Spätlese 83 P<br />

Die bronzefarbenen Reflexe der Farbe und die Firne in der Nase sind deutliche<br />

Spuren des Alters. Tertiäraromen haben die Regie übernommen bei<br />

der verblassenden Erinnerung an Frucht und den Noten von Champignon<br />

und feuchtem Waldboden. Ein eigenwilliger und interessanter Typ, der allerdings<br />

seinen Höhepunkt hinter sich hat. Nur noch ein Vergnügen für erfahrene<br />

Rieslingliebhaber.<br />

1975 Kanzem Altenberg Riesling Auslese 90 P<br />

Attraktives helles Bernstein. Ein Wein, der in Würde und Schönheit gealtert<br />

ist. Die Säure hält ihn immer noch aufrecht. Die Frucht erinnert an<br />

getrocknete Pflaumen und Rosinen, er wirkt in seiner Konzentration mehr<br />

wie Likör als Wein. Ein delikates Unikat. <strong>Das</strong> Passende, um einen Abend<br />

ausklingen zu lassen.<br />

2009 Kanzem Altenberg Riesling Eiswein 93 P<br />

<strong>Das</strong> Ergebnis harter Arbeit. Am 28. Dezember gelesen. So hart gefroren<br />

waren damals die kleinen Beeren, dass die hauseigene Kelter daran gescheitert<br />

ist. Ein Kollege half aus, sodass das konzentrierte Aroma ihnen doch<br />

noch abgerungen werden konnte. Die Mühe wurde belohnt mit delikaten,<br />

betörenden Noten von Honig, Quitten, getrockneten Aprikosen, einer Spur<br />

Vanille und der Süße von Milchschokolade. Ein Kostbarkeit zum Altern.<br />

2007 Riesling brut 87 P<br />

Wie der Wein, so auch die Basis für den Schaumwein: zur gleichen Zeit gelesen,<br />

spontan vergoren – und dann erst selektioniert für die zweite Gärung<br />

in der Flasche. So schafft er es auch, eine Anmutung von der Saar rüberzubringen.<br />

Trotz der typisch hefigen Note mit Brioche, die sich in die Frucht<br />

und die Blüten des Bouquets mischt, hat die Säure ihre Frische bewahrt und<br />

bringt auch noch die mineralische Note zur Geltung. Ein erfrischend ungekünstelter<br />

Winzersekt.<br />

24<br />

F I N E 4 / <strong>2010</strong>


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Der Schatz<br />

des Doctors<br />

Die Mosel, der Weinberg und die Zeit<br />

Text: Till Ehrlich<br />

Fotos: Alex Habermehl<br />

Wenn Wein ein Kulturgut ist und im Wein das Eigene, Unwiederholbare und<br />

geschichtlich Hervorgebrachte geschätzt wird – dann hat die schreibende und<br />

sprechende Zunft ein Problem. Je mehr Storys erzählt werden, desto mehr werden<br />

wir in diese Geschichten verwickelt und verlieren das Wertvollste aus den Augen:<br />

den Wein. Ein Schatz, den die Sprache nur mühsam fasst. Über die Weine des<br />

Weinberges Bernkasteler Doctor zu sprechen, bedeutet deshalb auch, sich davor<br />

zu hüten, in historisierende Legenden verstrickt zu werden und vielmehr jenen<br />

Kokon abzu spulen, den die Götter als Schicksalsfaden um den Doctorwein<br />

gesponnen haben. Was ist mit ihm geschehen im Lauf der Zeit Und was ist<br />

diesem Weinberg und den Menschen, die dort Weinbau betreiben, widerfahren<br />

Edle Uferpartie an der Mosel: Der Doctorberg über Bernkastel<br />

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F I N E<br />

M o s e l<br />

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Die Weingüter Wegeler und Dr. Thanisch<br />

haben das Wertversprechen der Lage<br />

über hundert Jahre bis heute gehalten.<br />

S<br />

chon bei der Annäherung aus der Ferne<br />

berührt einen dieser Ort. Er liegt im Knie<br />

eines Flusses, zu Füßen des Berges, der steil, aber<br />

nicht sehr hoch ist. Im Norden und Osten schützen<br />

Wälder den Berg, und im Süden reflektiert<br />

die Mosel das Sonnen licht. <strong>Das</strong> Besondere aber<br />

ist sein schwarzer Boden. Diese Nichtfarbe absorbiert<br />

das Licht der Sonne am Vollkommensten.<br />

Es ist ein Schiefergestein aus dem Erdzeitalter<br />

des Devons, das die Zeit porös und zerbrechlich<br />

gemacht hat. Seine Schichten und Lamina speichern<br />

die Wärme und lagern soviel Nässe auf ihrer<br />

kühlen, lichtabgewandten Seite, dass darin Mikroorganismen<br />

gedeihen, die den mineral reichen<br />

Boden beleben und Nahrung und Fruchtbarkeit<br />

für die tiefer gehenden Rebwurzeln vorbereiten.<br />

Sie arbeiten in der luftlosen Tiefe des Berges,<br />

dabei entsteht ein Überangebot an Nährstoffen<br />

und Mineralien, die ermöglichen, dass hier ein<br />

langlebiges Gewächs wie die Rebe gedeihen und<br />

überhaupt so etwas wie Weinbautradition entstehen<br />

konnte.<br />

<strong>Das</strong> ist die Voraussetzung der Natur für den<br />

Weinbau am Doctorberg. Doch was ist das Wesen<br />

dieser Tradition Auf alten Anpflanzungstafeln,<br />

Kupferstichen und Photographien sieht man, wie<br />

dicht hier die Reben gepflanzt wurden. Fast ist<br />

man erschrocken und fragt sich, woher die Nährstoffe<br />

kommen, die eine so dichte Rebpflanzung<br />

erfordert. Und wenn man die herzförmige<br />

Erziehung der Reben an Holzpfählen sieht, ist<br />

das Erstaunen noch größer. Was andernorts mit<br />

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Weingut Wegeler<br />

langen Fruchtruten im Drahtrahmen erzeugt wird,<br />

verwirklicht man mit zwei an den Pfahl gebundenen<br />

Kreisruten, aus denen die tragenden Triebe<br />

nach oben sprießen. Die Moselpfahlerziehung<br />

geht auf die römische Zeit zurück, sie mutet archaisch<br />

an, jede Pflanze wird individuell ringsum per<br />

Hand gepflegt. Jede ist ein Individuum und war<br />

immer teuer im Doctorberg. Einhundert Goldmark<br />

zahlte Geheimrat Julius Wegeler im November<br />

des Jahres 1900 für einen Rebstock, als er<br />

die Chance nutzte, etwa ein Drittel des Doctorberges<br />

zu erwerben. Eine Summe, die heute dem<br />

etwa achtfachen Eurowert entspricht. Es war kein<br />

Spontankauf, sondern eine jahrelang vorbereitete,<br />

wohlüberlegte Handlung. Bis heute ist es die größte<br />

Summe geblieben, die jemals für einen deutschen<br />

Weinberg gezahlt wurde.<br />

Noch immer liegen die Geschicke der von<br />

Julius Wegeler begründeten Weingüter – und<br />

damit auch für den Besitz im Doctorberg – in<br />

der Hand der Familie Wegeler. Für Dr. Tom Drieseberg,<br />

der heute gemeinsam mit seiner Frau Anja<br />

Wegeler-Drieseberg die Verantwortung trägt, ist<br />

Julius Wegelers Kauf mehr als nur eine geschickte<br />

kaufmännische Entscheidung. Der Geheimrat<br />

war auch ein ausgewiesener Kenner und Förderer<br />

der Künste und Kultur. Er hat durch die<br />

mit der Kaufsumme ausgedrückte Wertschätzung<br />

auch den Wert dieses Weinbergs als ein Kulturgut<br />

besiegelt. Seitdem hat es keine Kaufmöglichkeit<br />

mehr in der insgesamt 3,2 Hektar kleinen Steillage<br />

gegeben.<br />

In der Tat haben die beiden hauptsächlichen<br />

Besitzer des Doctors, die Weingüter Wegeler und<br />

Thanisch, Erben Müller-Burggraef, in den vergangenen<br />

hundert Jahren das Wertversprechen<br />

dieser Lage gehalten. Sie haben – wie auch das<br />

dritte Doctor-Weingut von Belang, das Gut Wwe.<br />

Dr. H. Thanisch, Erben Thanisch – die Tradition<br />

edelster Rieslinggewächse, die hier von den Trierer<br />

Kurfürsten im 17. Jahrhundert begründet wurde,<br />

bewahrt und weitergeführt. Diese Kontinuität in<br />

der Zeit ist der eigentliche Schatz des Doctors. Sie<br />

hat etwas mit Ethos, mit Haltung, zu tun.<br />

Es ist eine höchst anspruchsvolle Aufgabe,<br />

nicht nur einen schönen Wein zu keltern, sondern<br />

hohe Qualität über mehrere Generationen hinweg<br />

zu gewährleisten. <strong>Das</strong>s es den Wein gütern<br />

Wegeler und Thanisch, Erben Müller-Burg graef<br />

gelungen ist, seit Ende des 19. Jahrhunderts den<br />

Wert des Doctors mit jedem Jahrgang immer<br />

wieder zu verteidigen und neu entstehen zu lassen,<br />

ist ein Glücksfall für den deutschen Weinbau, der<br />

im 20. Jahrhundert großen Verwerfungen ausgesetzt<br />

war und um Haaresbreite seine Tradition<br />

selbst zerstört hätte.<br />

Die Gefahr zog ganz legal in Form des Weingesetzes<br />

von 1971 herauf. Über Nacht war der Doctor<br />

um mehr als zwei Hektar größer geworden.<br />

Man hatte auf dem Reißbrett einen neuen Doctor<br />

geschaffen und ihm die verschatteten Ost- und<br />

Südostlagen, die im Taleinschnitt zwischen dem<br />

Doctorberg und der Burg situiert sind, zugeschlagen.<br />

<strong>Das</strong> Gewöhnliche sollte das Außergewöhnliche<br />

verwässern. Doch beide Familien haben sich<br />

gewehrt. Rolf Wegeler für die Weingüter Geheimrat<br />

J. Wegeler und Walter Müller für das Weingut<br />

Thanisch, Erben müller-Burggraef. Sie haben<br />

fünfzehn Jahre lang für die Rücknahme der Lagenerweiterung<br />

einen zähen Gerichtsprozess gegen<br />

die Bundes republik Deutschland geführt und am<br />

Ende gewonnen. Seitdem hat der Doctor berg wieder<br />

sein traditionelles Maß.<br />

Wenn man Weinbau als Agrikultur begreift<br />

und betreibt, dann geht es um die Auseinandersetzung<br />

des Menschen mit einem Stück kultivierter<br />

Natur. Ist die Natur zu stark, verwandelt sich<br />

der Weinberg in Wildnis zurück. Dominiert der<br />

Mensch, kann ein Produkt der Önoindustrie entstehen.<br />

Menschen sind fehlbar, und Wetter und<br />

Klima sind als Teil der Natur unberechenbar. Dennoch<br />

gibt es im Doctorberg eine Kontinuität. Es<br />

lohnt sich, in dieser extremen Steillage mit Handarbeit<br />

und niedrigen Erträgen besondere Weine<br />

herzustellen, weil mit dem Doctorwein seit vier<br />

Jahrhunderten ein Qualitätsversprechen verbunden<br />

ist, das als bleibender Wert geschätzt und<br />

honoriert wird. Von welcher Lage kann man so<br />

etwas schon behaupten Es kommen in dieser Liga<br />

weltweit gewiss nur wenige zusammen. Dies hat<br />

die Fine-Degustation von fünfzig Jahrgängen aus<br />

dem Bernkasteler Doctor gezeigt.<br />

<strong>Das</strong> Spektrum dieser Verkostung umfasste<br />

Jahrgänge zwischen 2009 und 1921. Die Probe<br />

stand unter keinem sportiven Geist, es ging nicht<br />

darum, welches Weingut die besseren Weine habe.<br />

F I N E<br />

M o s e l<br />

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die0susswe<br />

E<br />

Zu einer einzigartigen Fine-Verkostung trafen Pierre Lurton<br />

mit Château d’Yquem und Wilhelm Weil mit seinen Trockenbeerenauslesen<br />

aufeinander. Ein denkwürdiges Ereignis.<br />

Text: Thomas Schröder<br />

Fotos: Christof Herdt<br />

»Oh Gott – jetzt nur nichts Süßes mehr!« <strong>Das</strong> flehentliche Stoßgebet des Star-Winzers<br />

am Ende einer höchst ungewöhnlichen, ebenso konzentrierten wie ausschweifenden Verkostung<br />

wurde alsbald erhört, die Diskretion gebietet freilich Schweigen darüber, welchem<br />

der beiden illustren Wein macher dieser Wunsch hörbar über die Lippen kam. Pierre<br />

Lurton, Chef des legendären Sauternes-Châteaus d’Yquem, und Wilhelm Weil, der ungekrönte<br />

Rheingauer Riesling-König und Schöpfer weltberühmter Trocken beerenauslesen,<br />

waren mit ihren Weinen zu einem Gipfeltreffen nach Wiesbaden gekommen. Ein vinophiles<br />

Kräfte messen Ein freundschaft licher Austausch von sensorischen Delikatessen und<br />

fruchtbaren Gedanken Ein schieres Genusserlebnis Weittragende Erkenntnis<br />

62<br />

F I N E 4 / <strong>2010</strong>


inªikonen<br />

Von alledem hundert Prozent erfuhren die<br />

noblen Gäste, die sich mit hochgespannten<br />

Erwartungen am 14. Oktober in der herrschaftlichen<br />

Gründerzeit-»Villa Fortuna«, dem Sitz des<br />

Tre Torri Verlags, in dem auch Fine <strong>Das</strong> <strong>Weinmagazin</strong><br />

erscheint, zu einem so noch nie komponierten<br />

Tasting eingefunden hatten. Aus halb<br />

Europa hatte sich ein würdiger Hofstaat um die<br />

beiden Granden der Winzerkunst versammelt:<br />

Aus Italien war der Südtiroler Minister und<br />

Winzer Dr. Thomas Widmann angereist, aus<br />

der Schweiz Dr. Luca Marighetti, der Züricher<br />

Unternehmensberater und Erfinder des poetischen<br />

Nonsens-Internetlexikons Wikipoiesis, aus<br />

Helsinki die beiden Fine-Finnen Pekka Nuikki<br />

und Juha Lihtonen, Jancis Robinson aus London<br />

hatte schweren Herzens aus Termingründen<br />

absagen müssen, ebenso Stuart Pigott. In der<br />

hohen Runde fanden sich die Unternehmer<br />

Johannes LaCour und Dr. Georg Kofler, die Chefredak<br />

teure Madeleine Jakits (Feinschmecker) und<br />

Peter Moser (Falstaff ) aus Wien, der Wein kenner<br />

und Pilz-Enzyklopädist Christian Volbracht (dpa),<br />

der Saar-Winzer Roman Niewodniczanski (van<br />

Volxem), Weils »Außenminister« Jochen Becker-<br />

Koehn und einige Weinenthusiasten mehr. Caro<br />

Maurer hielt, begeisterungsfähig, doch mit unbestechlichem<br />

Gaumen, ihre Eindrücke von den<br />

Weinen für Fine fest. Als dritter Star dieses Nachmittags<br />

gesellte sich der große Koch Hans-Stefan<br />

Steinheuer dazu, der das Tasting mit acht grandiosen,<br />

einfühlsam auf die einzelnen Flights eingehenden<br />

Gängen zu einem doppelten Genuss<br />

werden ließ.<br />

F I N E<br />

W E I N l e g e n d e n<br />

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Fine-Herausgeber Ralf Frenzel, Initiator dieser<br />

einzigartigen Verkostung, begrüßte die<br />

Gäste – und schon begann das »Eintrinken« mit<br />

einem exquisiten Flight von elf Jahrgängen Kiedricher<br />

Gräfenberg Riesling Erstes Gewächs: ein<br />

Aufmarsch (2009 bis 1999), der überzeugend<br />

Klarheit und Helligkeit der Weilschen Qualitätsphilosophie<br />

formulierte. Pierre Lurton nannte<br />

gleich seinen Favoriten: 2006 – aber »was dazu<br />

essen«. Da schien er ratlos, auch wenn er seine<br />

Sprachlosigkeit (grundlos) seinem Konversations-<br />

Englisch zuschob – »wenn ich französisch spreche,<br />

hat alles mehr Poesie!«<br />

Lurton beantwortete den eleganten Riesling-<br />

Flight mit einer nicht minder großartigen zweiten<br />

Runde: Sieben Jahrgänge (2008 bis hinunter<br />

zu 1980) von Yquems sagenhaftem »Y« (I grec),<br />

die Wilhelm Weil sogleich begeistert feierte:<br />

»Ein Kraftkerl, der sich in die Brust wirft – hier<br />

bin ich!« Freilich, »Y« vor dem Ablauf von fünfzehn<br />

Jahren zu trinken, sei Frevel. Hier hörte man<br />

in der Runde schon divergierende Meinungen,<br />

von »hinreißende trockene Süße« bis »muss ich<br />

nicht haben«. Christian Volbracht aber brachte<br />

ohne diplomatische Hintergedanken diese beiden<br />

ersten Flights auf die schöne Formel, der Vergleich<br />

beider Weine zeige nichts Geringeres als die<br />

Unvergleichbarkeit des Wundervollen.<br />

Nun aber ertönten die spirituellen Fanfaren<br />

für das Hauptstück der Verkostung, jenem schwelgerischen<br />

Teil, der mit einundzwanzig Jahrgängen<br />

in drei Siebener-Flights und ebensolchen<br />

einundzwanzig Jahrgängen Gräfenberg Riesling<br />

Trockenbeerenauslese die große Stunde der<br />

Botrytis cinerea, die Stunde der Wahrheit für die<br />

beiden herrlichsten Süßweine der Welt schlagen<br />

ließ. Wie würden Semillon und Riesling einander<br />

begegnen, wie sich zueinander verhalten Und<br />

wie steht eine Jahresproduktion von immerhin<br />

einhundertdreißigtausend Flaschen d’Yquem<br />

neben einer mit unendlicher Mühe und Sorgfalt<br />

hergestellten Flaschenausbeute nur im dreistelligen<br />

Bereich Nur etwa zehn Prozent der Riesling-Produktion<br />

entfallen bei Weil auf die großen<br />

Aus- und süßen Spätlesen, neunzig Prozent gehören<br />

den trockenen Weinen; bei Château d’Yquem<br />

ist es genau umgekehrt: neunzig Prozent der Produktion<br />

wird Yquem, zehn Prozent gehen in den<br />

trockenen »Y«.<br />

Nach sieben Jahrgängen Yquem (2007 bis<br />

1995) findet Wilhelm Weil als erster wieder<br />

Worte. Einmalig und absolut großartig sei, was er<br />

hier trinken dürfe, Yquem sei ein Wein wunder; er<br />

empfinde es als große Ehre, seine Weine dazu in<br />

Vergleich setzen zu dürfen. Ja, sekundiert Pierre<br />

Lurton, Yquem sei ein Wein wie Kaschmir, exotisch<br />

und klassisch zugleich, ein orgasmisches<br />

Ereignis. Später, nach einundzwanzig und einem<br />

(1921) Jahrgang, wird er noch hinzufügen, dass<br />

eine solche Vertikale wie eine Zeitreise sei – und<br />

mit Yquem zu reisen, sei sicherlich die eleganteste<br />

Reise, die man sich vorstellen könne.<br />

Freilich, nach dem zweiten Yquem-Flight<br />

(1990 bis 1970) halten sich verzücktes Kosten und<br />

erste Ermüdung in der Kenner-Runde die Waage.<br />

»Mir schmeckt das alles inzwischen gleich«, bekennen<br />

einige, und einer wagt gar den gottes lästerlichen<br />

Satz, das sei nun »Langeweile auf höchstem<br />

Niveau«. Aber da zeigen sich wohl eher erste<br />

individuelle Grenzen der geschmacklichen Differenzierungsfähigkeit:<br />

Denn wenn Yquem auch<br />

ein Wein ist, der Jahrgang für Jahrgang bestimmte<br />

sensorische Erwartungen zu erfüllen hat und in<br />

der Tat auf das köstlichste erfüllt, so ist der Reichtum<br />

der Jahrgangs-Nuancen doch erheblich und<br />

beglückend, wie Caro Maurer beim intensiven, nie<br />

erlahmenden Nachschmecken der Weine bis hin<br />

zum grandiosen Yquem-Finale mit dem 1937-er,<br />

einem Wein von historischer Statur, erspürt und<br />

in ihren Notaten festhält.<br />

»Eine Flasche Yquem trinke ich an einem<br />

Abend für mich allein«, leitet Wilhelm Weil zum<br />

nächsten, mit um so größerer Spannung erwarteten<br />

Trockenbeerenauslese-Komplex über –<br />

»aber eine Flasche TBA Dafür brauche ich zehn<br />

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Große Erwartungen erfüllen sich für<br />

eine Kenner-Runde, als Wilhelm Weil<br />

und Pierre Lurton ihre großen Süßweine<br />

präsentieren. Genießerisch und<br />

konzentriert diskutieren und trinken in<br />

der Wiesbadener Villa Fortuna Klaus<br />

Westrick und der Saar-Winzer Roman<br />

Niewodniczanski sowie der Südtiroler<br />

Landes rat Thomas Widmann.<br />

Freunde am Tisch!« Kiedricher Gräfenberg Riesling<br />

Trockenbeerenauslese: Da zeigt sich die versammeltste<br />

Konzentration und eine kaum vorstellbare<br />

Komplexität. <strong>Das</strong> ist kein Griff in den<br />

Honigtopf, das ist, Jahrgang für Jahrgang, ein fast<br />

narkotisches Wandeln durch einen Sesam, eine<br />

schier unfassliche Schatzkammer der Aromen.<br />

Fast narkotisches Wandeln, das schon – aber, so<br />

bekräftigt Roman Niewodniczanski, durch die<br />

zwar ganz eigene, aber ganz lichte Welt der Trockenbeerenauslesen.<br />

Da verschwimmt, da verdunkelt<br />

sich nichts, Struktur und Textur der Weine<br />

sind, bei allem samtenen Geheimnis, ganz klar.<br />

Vielfalt ist ein schlichter Begriff für ein sensorisches<br />

Erlebnis, das sich der sprachlichen Fassung<br />

fast entzieht. Wilhelm Weil, der bedächtige, mit<br />

Worten zurückhaltende Winzer, sieht das durchaus<br />

nüchtern: »Auf solche Vielfalt in der äußersten<br />

Beschränkung ist der Önologe eifersüchtig, aber<br />

der Ökonom ist dankbar für 130 000!«<br />

In meditativer Stille und immer empfänglicher<br />

für Hans-Stefan Steinheuers harmonisch stützende<br />

Kochkunst erleben die Gäste nun Weine<br />

von völlig anderer Stilistik als der Sauternes und<br />

haben alle genießerische Mühe, sich dem stillen<br />

Anprall der drei Flights von einundzwanzig Kiedricher<br />

Trockenbeerenauslesen zu erweisen, deren<br />

jede einzelne eine Hymne wert wäre. Als dann<br />

zum Schluss eine absolute Rarität, die einzigartige<br />

2003-er Trockenbeerenauslese Goldkapsel<br />

mit dem sagenhaften, wohl niemals zuvor vergorenen<br />

Mostgewicht von 316 Grad Oechsle gereicht<br />

wird, ist der Glanzpunkt der mit Highlights prunkenden<br />

Verkostung da: Nur dreißig Liter wurden<br />

davon produziert; zwölf Flaschen wurden kürzlich<br />

verauktioniert, für 5 117 Euro – pro Flasche.<br />

Weltrekord!<br />

Pierre Lurton spürte, wie sich langsam aller<br />

Augen auf ihn richteten: »Ich weiß«, begann er,<br />

»Sie alle sind gespannt, wie Pierre Lurton reagieren<br />

wird.« Sein Lob für die Weilschen Weine<br />

konnte liebenswürdiger nicht sein. Winzer, sagte<br />

er, seien immer Suchende, stets darauf bedacht,<br />

die genaue Balance zwischen den Kräften der<br />

Natur zu finden. Aber nur den wirklich Hochkarätigen<br />

sei es gegeben, in den extremen Bereichen<br />

der Süßweine diesen Gleichklang zu erspüren.<br />

Für beide, ihn und Wilhelm Weil, sei ja nicht<br />

die Süße, sondern die Säure ein zentrales Thema,<br />

denn nur sie lasse als Rückgrat des Weins den heftigen<br />

Reichtum des Zuckers vergessen – ein equilibristischer<br />

Akt, der jedes Jahr neu zu bestehen sei.<br />

Er zeigte sich überrascht von der außerordentlichen<br />

Aromenkraft der Weine und formulierte seine<br />

Empfindungen zum Aromenverlauf des Weins<br />

im Glas. Seinen Dank an Wilhelm Weil verband<br />

er mit der Hoffnung auf ein Wiedersehen, »damit<br />

wir beide voneinander lernen können«.<br />

Ende der Probe, Schluss mit süß. Da machte<br />

sich auch Erleichterung frei, und gern folgte man<br />

der Einladung des Gastgebers zu einem Après in<br />

den Weinkeller der Villa Fortuna. Steinheuer hatte<br />

noch ein Spanferkel in petto, als erfrischenden<br />

»Reparaturwein« gab es Weilschen Kiedrich Klosterberg<br />

trocken 2008 aus der Doppelmagnum<br />

und, freudig begrüßt, das »Bier danach«, Spezialitäten<br />

aus der ungewöhnlichen Bier-Kollektion<br />

von »Braufactum«, wozu Bernd Fritz in seiner<br />

Kolumne sich zu Wort meldet.<br />

Vieles war nun zu bereden, eine der ungewöhnlichsten<br />

Weinproben der letzten Jahre zu<br />

bedenken. Der Abend wurde noch lang. ><br />

F I N E<br />

W E I N l e g e n d e n<br />

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