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<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
WARUM TOP-LEUTE<br />
UNTERNEHMEN VERLASSEN!<br />
Handlungsmöglichkeiten für Südtirols Unternehmen, um<br />
für ihre Top-Mitarbeiter dauerhaft attraktiv zu sein!<br />
Eine Studie von <strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong><br />
mit freundlicher Unterstützung<br />
der Südtiroler Wirtschaftszeitung.<br />
Autoren:<br />
Markus Weishaupt, Carmen Prast, Matthias Theiner<br />
Tel. 0039 0473 490544 – info@weissman.it – www.weissman.it<br />
1
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Inhalte<br />
Seite<br />
1. Ziel der Studie 4<br />
2. Eckdaten zur Studie 6<br />
3. Erkenntnisse der Studie: nebensächliche Ursachen<br />
3.1 Geld/Gehalt 10<br />
3.2 Arbeitsplatznähe 12<br />
3.3 Anzahl der Arbeitsstunden 13<br />
3.4 Wichtigkeit der eigenen Tätigkeit 14<br />
3.5 Qualitätsbestreben der Kollegen 15<br />
3.6 Arbeitsmittel 16<br />
3.7 Klare Erwartungen 17<br />
3.8 Talentkonformes Arbeiten, Freude am Tun 19<br />
3.9 Gewicht eigener Ansichten, Meinungen, Vorstellungen 20<br />
3.10 Erwerb neuer Kompetenzen und Entwicklung 22<br />
3.11 Die nebensächlichen Ursachen im Überblick 23<br />
4. Erkenntnisse der Studie: entscheidende Ursachen<br />
4.1 Aufstiegschancen und Karriere 25<br />
4.2 Unterstützung und Förderung 27<br />
4.3 Lob und Anerkennung 28<br />
4.4 Mitarbeitergespräch 30<br />
4.5 Persönliches Interesse des Vorgesetzten 32<br />
4.6 Freundschaften im Unternehmen 33<br />
4.7 Die entscheidenden Ursachen im Überblick 34<br />
4.8 Die entscheidenden und nebensächlichen Ursachen im Überblick 35<br />
5. Die Erkenntnisse der Studie:<br />
Auswertungen in Anlehnung an die Gallup-Studie<br />
(„First break all the rules“)<br />
5.1 Allgemeines zur Gallup-Studie und dem Konzept der „4 Lager“ 37<br />
2
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
Inhalte<br />
Seite<br />
5.2 Auswertung des Basislagers 42<br />
5.3 Auswertung des 1. Lagers 44<br />
5.4 Auswertung des 2. Lagers 46<br />
5.5 Auswertung des 3. Lagers 48<br />
5.6 Die „4 Lager“ im Überblick 50<br />
6. Warum es sich lohnt, kompetente Mitarbeiter an das eigene<br />
Unternehmen zu binden<br />
6.1 Erhalt und Ausbau von (Kern)Kompetenzen 53<br />
6.2 Zeit- und Kosteneinsparung,<br />
Auswirkungen auf die Ertragssituation 54<br />
6.3 Die Unternehmenskultur 56<br />
6.4 Das Image des Unternehmens und dessen Attraktivität<br />
am Arbeitsmarkt 59<br />
7. Handlungsmöglichkeiten für Südtirols Unternehmen,<br />
um für Top-Leute dauerhaft attraktiv zu sein<br />
7.1 Die Auswahl der richtigen Mitarbeiter 61<br />
7.2 Die richtige Positionierung der Mitarbeiter 63<br />
7.3 Handlungs-, Gestaltungs- und Entscheidungsspielraum 65<br />
7.4 Klare und transparente Entscheidungen, Partizipation 67<br />
7.5 Wirksame und wertschätzende Kommunikation 68<br />
7.6 Gezielte Karriere- und Entwicklungsplanung 70<br />
7.7 „Stärken-stärken“ und Konzentration auf die<br />
leistungsstärksten Mitarbeiter 73<br />
7.8 Ehrliche Wertschätzung und Anerkennung 75<br />
7.9 Sinn bieten 76<br />
7.10 Positive Unternehmenskultur 80<br />
7.11 Verweildauer im Unternehmen 85<br />
7.12 Das Kündigungsgespräch 86<br />
7.13 Professionelle Führung 86<br />
7.14 Professionelle Mitarbeiterbefragungen 91<br />
8. Abschließende Erkenntnisse und Anmerkungen 92<br />
3
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
1. Ziel der Studie<br />
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> – Warum diese Studie<br />
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> konzentriert sich in der eigenen Beratungstätigkeit auf die<br />
Entwicklung und Umsetzung von Unternehmensstrategie für Familienunternehmen.<br />
Die Führungskräfte eines Unternehmens sind hierbei von zentraler Bedeutung als<br />
qualifizierte Meinungsbildner und notwendige Umsetzer im Unternehmen. Der<br />
Verlust von solchen Top-Mitarbeitern hinterlässt im betroffenen Unternehmen oft<br />
eine Kompetenz- und/oder Führungslücke und kann sich negativ auf die strategische<br />
Entwicklung des Unternehmens auswirken.<br />
Studien und Umfragen dieser Art erlauben es <strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong>, fundiertes<br />
Wissen über die verschiedenen Problemstellungen und Sachverhalte in<br />
Familienunternehmen aufzubauen und diese Erkenntnisse in die Beratungstätigkeit<br />
einfließen zu lassen. Im Verlauf mehrerer Monate wurden im vorliegenden Fall<br />
Erkenntnisse zu den Wechselgründen von Top-Leuten in Südtiroler Unternehmen<br />
zusammengetragen.<br />
Dieser Erkenntnisgewinn soll einen Beitrag dazu leisten, Familienunternehmen in<br />
ihrer Zukunftsfähigkeit zu stärken.<br />
Ziel der Studie<br />
Strategie, Führung,<br />
Organisation<br />
Unsere Kernthemen:<br />
Strategie,<br />
Führung,<br />
Organisation<br />
BERATUNG für<br />
Familienunternehmen:<br />
Inhouseseminare<br />
und<br />
-referate<br />
(auch<br />
Kurzreferate),<br />
<strong>Weissman</strong><br />
Academy:<br />
Veranstaltungen<br />
und Seminare<br />
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong><br />
Strategische Exzellenz für<br />
Familienunternehmen<br />
Strategisches<br />
Kennzahlensystem,<br />
Cockpit<br />
Organisationsentwicklung<br />
Nachfolgeregelung<br />
Das aus der Studie gewonnene Wissen soll einen Betrag dazu leisten,<br />
Familienunternehmen in ihrer Zukunftsfähigkeit zu stärken.<br />
4
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
Ziel der Studie ist es somit, die entscheidenden Gründe für den Verlust von<br />
bewährten Führungskräften in Südtirol zu erheben. Die Frage nach diesem<br />
„Warum“ wird gemeinhin zu wenig vertieft oder geht schlicht im Druck des operativen<br />
Alltagsgeschäfts verloren. Manchmal wird die Ursachenforschung zugunsten von<br />
plausiblen Annahmen zurückgestellt und in vielen Fällen wird der Ausstieg von<br />
verdienten Mitarbeitern schlicht mit der Vermutung beantwortet, der- oder diejenige<br />
hätte wohl „ein besseres Angebot bekommen“!<br />
Die Studie „Warum Top-Leute Unternehmen verlassen“ hat der Ursachenforschung<br />
breiteren Raum gewidmet und die tatsächlichen Beweggründe für den Wechsel von<br />
Führungskräften erhoben.<br />
Das übergeordnete Ziel war es, Bewusstsein zu schaffen und Handlungsanleitungen<br />
für Unternehmen bereitzustellen, um verdiente und fähige Mitarbeiter<br />
im Unternehmen halten zu können.<br />
Diese Studie beabsichtigt entsprechende Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen,<br />
wie Gegenmaßnahmen zu den bedeutendsten Wechselgründen konkret aussehen<br />
können. Diese Gegenmaßnahmen sind auch vor dem Hintergrund der relevanten<br />
Risiken für die betroffenen Unternehmen zu sehen, welche mit dem Ausscheiden<br />
von begabten, gut ausgebildeten und bewährten Mitarbeitern einhergehen.<br />
Ziel der Studie<br />
Bewusstsein<br />
schaffen<br />
Konkrete<br />
Handlungsmöglichkeiten<br />
und<br />
gezielte Maßnahmen<br />
aufzeigen<br />
• … um verdiente und fähige Mitarbeiter im Unternehmen zu halten,<br />
• … um mögliche Gegenmaßnahmen bezüglich der relevantesten Wechselgründe<br />
aufzuzeigen.<br />
5
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
2. Eckdaten zur Studie<br />
Die Studie „Warum Top-Leute Unternehmen verlassen“ wurde von insgesamt drei<br />
Mitarbeitern von <strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. getragen und von der Redaktion der SWZ<br />
(„Südtiroler Wirtschaftszeitung“) unterstützt.<br />
Im Zeitraum zwischen Mai und Oktober 2009 wurden Führungskräfte, Manager und<br />
leitende Angestellte, welche in den letzten 3 Jahren einen Unternehmenswechsel<br />
vollzogen haben, befragt, welches die Ursachen waren, die zum Entschluss das<br />
Unternehmen zu wechseln, geführt haben.<br />
Die Bereitschaft, der für die Umfrage kontaktierten Personen, an dieser Studie<br />
mitzuwirken, war außergewöhnlich hoch. Insgesamt wurden 56 Personen<br />
angesprochen: davon haben sich 53 bereit erklärt, die dafür notwendige Zeit zu<br />
investieren und einen Einblick in ihre persönlichen Entscheidungshintergründe zu<br />
gewähren. Die Tatsache, dass 95% dem Interviewvorschlag zugestimmt haben,<br />
kann man als Indiz dafür werten, dass die Fragestellung an sich als wertig und<br />
vertiefungswürdig eingestuft wird, aber auch, dass eine generelle Offenheit besteht,<br />
die persönlichen Erfahrungen und Beweggründe zugänglich zu machen.<br />
Die Interviewpartner haben konstruktiv an einer gezielten Bewusstseinsschaffung<br />
mitgewirkt, wofür an dieser Stelle nochmals ausdrücklich gedankt sei!<br />
Insgesamt wurden im Zeitraum Mai bis Oktober 2009, aufgrund eines strukturierten<br />
Fragebogens, 53 Interviews mit einer durchschnittlichen Dauer von 1,5 Stunden<br />
geführt, 954 Antworten gesammelt, ausgewertet, kritisch hinterfragt und<br />
systematisch aufgearbeitet. Die Befragung stützte sich zum Teil auf Erkenntnisse<br />
einer vom Gallup-Institut durchgeführten Umfrage, welche unter dem Titel „First<br />
break all the rules“ 1999 im Simon & Schuster Verlag erschienen ist.<br />
Gesprächsgrundlage war ein spezifischer Fragebogen, bestehend aus insgesamt<br />
18 Fragen, die quantitativ und somit prozentuell ausgewertet wurden. Gleichzeitig<br />
wurden in den Gesprächen die erhaltenen Antworten qualitativ hinterfragt (d.h.<br />
durch Nachhaken zu den gewählten Antworten, z.B. „Warum: < Eher Nein>“), um<br />
genauere Einblicke in die Beweggründe zu erhalten und um Fehlinterpretationen der<br />
Fragen zu vermeiden.<br />
6
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
Eckdaten<br />
Erhebungszeitraum Mai-Oktober 2009<br />
Kontaktierte Personen<br />
56 Personen, in den letzten 3 Jahren aus<br />
Südtiroler bzw. aus ausländischen<br />
Unternehmen ausgestiegen<br />
Geführte Interviews 53 (95%)<br />
Durchschnittliche Interviewdauer<br />
1,5 Stunden<br />
Gesprächsgrundlage<br />
Fragebogen<br />
Auswertung<br />
954 Antworten, qualitativ + quantitativ<br />
Die 18 gestellten Fragen<br />
Freunde,<br />
Kollegen innerhalb<br />
des Unternehmens<br />
Wurde<br />
periodisch über die<br />
eigenen Fortschritte<br />
gesprochen<br />
Bestreben<br />
der Kollegen,<br />
hoch qualitative<br />
Arbeit zu<br />
leisten<br />
Warum haben<br />
Sie<br />
Arbeitgeber<br />
gewechselt<br />
Aufstiegschancen<br />
und<br />
Karriere<br />
Wichtigkeit<br />
Ihrer Arbeit aufgrund<br />
von Zielen<br />
und Kultur<br />
Haben Sie<br />
Neues gelernt<br />
und sich weiterentwickelt<br />
Wie lange<br />
waren Sie bei Ihrem<br />
vorherigen AG<br />
beschäftigt<br />
Ja<br />
ja<br />
offene<br />
Frage<br />
Zählten<br />
Ihre Ansichten,<br />
Vorstellungen,<br />
Meinungen<br />
18<br />
Fragen<br />
eher ja<br />
Waren die<br />
Erwartungen<br />
klar<br />
Anzahl<br />
Jahre<br />
eher nein<br />
War<br />
Arbeitsplatznähe<br />
ein maßgeblicher<br />
Grund<br />
nein<br />
Hat Sie<br />
jemand<br />
unterstützt und<br />
gefördert<br />
Alle<br />
notwendigen<br />
Arbeitsmittel,<br />
Materialien<br />
verfügbar<br />
War<br />
Geld/Gehalt<br />
ein maßgeblicher<br />
Grund für Ihren<br />
Wechsel<br />
Weniger<br />
Arbeitsstunden<br />
Interesse<br />
des Vorgesetzten<br />
für die eigene<br />
Person<br />
Möglichkeit,<br />
das zu tun, was<br />
Spaß macht<br />
Haben Sie<br />
Lob und<br />
Anerkennung<br />
erhalten<br />
7
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
Die erste Erkenntnis – der erste Hinweis:<br />
Entscheidend ist die Mitarbeiterbindung!<br />
Nach wie vielen Jahren von Unternehmenszugehörigkeit „riskieren“ Unternehmen<br />
ihre Top-Leute am ehesten zu verlieren Die Frage zur Verweildauer im<br />
Unternehmen hat ergeben, dass von den 53 befragten Personen lediglich 13%<br />
weniger als 1 Jahr bei ihrem vorherigen Arbeitgeber beschäftigt waren; 43%<br />
zwischen 2 und 5 Jahren, 25% zwischen 5 und 10 Jahren und 19% mehr als 10<br />
Jahre.<br />
Eine extrem wichtige Feststellung! Hätten die Antworten nämlich ergeben, dass die<br />
mehrheitliche Verweildauer in den Unternehmen unter einem Jahr liegt, würde dies<br />
den Schluss zulassen, dass Führungskräfte schlicht und einfach mehrheitlich falsch<br />
ausgewählt werden. Die Studie hätte in diesem Falle der Frage des<br />
Auswahlprozesses von Mitarbeitern breiteren Raum widmen müssen.<br />
Verweildauer im Unternehmen, in Jahren<br />
45%<br />
43%<br />
40%<br />
35%<br />
30%<br />
25%<br />
20%<br />
15%<br />
10%<br />
13%<br />
25%<br />
19%<br />
0-1<br />
2-5<br />
5-10<br />
>10<br />
5%<br />
0%<br />
Wie lange waren Sie bei Ihrem vorherigen Arbeitgeber beschäftigt<br />
8
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
Verweildauer im Unternehmen<br />
Durchschnittliche Anzahl der Jahre<br />
14,0<br />
13,1<br />
12,0<br />
10,0<br />
8,0<br />
6,0<br />
4,0<br />
0,9<br />
3,2<br />
6,7<br />
0-1<br />
2-5<br />
5-10<br />
>10<br />
2,0<br />
0,0<br />
Anzahl Jahre<br />
9
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
3. Erkenntnisse aus der Studie:<br />
die nebensächlichen Ursachen für einen Arbeitsplatzwechsel<br />
In diesem Kapitel listen wir vorab jene Ursachen für den Jobwechsel, die sich als<br />
nicht vorrangig entscheidungsrelevant herausgestellt haben. Die Mehrheit der<br />
Befragten führt also ihren Jobwechsel nicht maßgeblich auf diese Gründe zurück.<br />
Zu dieser Gruppe der nebensächlichen Wechselgründe gehören:<br />
die Höhe der Vergütung (Geld / Gehalt);<br />
die Nähe zum Arbeitsplatz;<br />
die Anzahl der zu leistenden Arbeitsstunden und Überstunden;<br />
die Einschätzung zur Wichtigkeit der eigenen Tätigkeit;<br />
der Qualitätsanspruch an das interne Umfeld und die zur Verfügung gestellten<br />
Arbeitsmittel.<br />
All dies sind anerkanntermaßen wichtige Aspekte des Arbeitsumfeldes, aber sie<br />
stellen nicht die Hauptgründe für einen Arbeitsplatzwechsel dar!<br />
Dasselbe gilt für weitere der abgefragten Beweggründe, wie:<br />
die klare Definition der an die Mitarbeiter gestellten Erwartungen;<br />
die Möglichkeit der Mitarbeiter, jeden Tag das zu tun, was sie am besten<br />
können;<br />
das wahrgenommene Gewicht ihrer Ansichten und Vorstellungen und die<br />
Möglichkeit zum Erwerb neuer Kompetenzen.<br />
3.1 Geld/Gehalt<br />
Die Vermutung, jemand habe wahrscheinlich ein besseres Angebot bekommen<br />
und die Entscheidung, das Unternehmen zu verlassen, müsse wohl an der<br />
finanziellen Entlohnung liegen, kann durch die vorliegende Studie nicht belegt<br />
werden. Im Gegenteil, die Studie widerlegt eindeutig, dass der Faktor Geld<br />
zu den Hauptgründen zählt und die Mitarbeiter zur Entscheidung bewegt,<br />
einen Arbeitsplatzwechsel anzustreben.<br />
62% der Interviewpartner haben die Frage, ob Geld/Gehalt ein maßgeblicher<br />
Grund für ihren Wechsel sei, mit einem klaren „nein“ beantwortet, weitere 15%<br />
mit „eher nein“. Für 8% der Befragten hingegen spielte der Faktor Geld bei der<br />
10
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
Wechselentscheidung sehr wohl eine Rolle, für 15% der Befragten war dies<br />
sogar ein maßgeblicher Grund, ein neues Beschäftigungsverhältnis<br />
anzustreben.<br />
Geld / Gehalt<br />
70%<br />
60%<br />
62%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
15%<br />
8%<br />
15%<br />
ja<br />
eher ja<br />
eher nein<br />
nein<br />
10%<br />
0%<br />
23% 77%<br />
+ -<br />
War Geld / Gehalt ein maßgeblicher Grund für Ihren Wechsel<br />
17% der Interviewpartner erklärten, nach dem Wechsel weniger zu verdienen.<br />
Zwei der betreffenden Personen gaben an, relevant bzw. bis zu einem Satz von<br />
60% Gehaltseinbußen in Kauf genommen zu haben.<br />
Die Ergebnisse legen den Schluss nahe, dass die Vergütung in Wirklichkeit<br />
ein sog. „Hygienefaktor“ im Arbeitsverhältnis ist. Als Hintergrundinformation<br />
dazu sei gesagt, dass der Arbeitsforscher Frederick Herzberg in seiner „Zwei-<br />
Faktoren-Theorie“ zwischen "Motivatoren und "Hygienefaktoren“ unterschieden<br />
hat. Während erstere dabei ins Gewicht fallen, ob man gerne zur Arbeit geht,<br />
motivieren letztere nicht und fallen erst ins Gewicht, wenn auf der Ebene der<br />
Motivatoren etwas „nicht stimmig ist“.<br />
Erst wenn das Gehalt für die Tätigkeit nicht angemessen ist, oder der<br />
11
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
Mitarbeiter auch nur die Wahrnehmung hat, dass dem so sei, wirkt sich das in<br />
der Regel negativ auf sein Arbeitswohlbefinden aus. Im Umkehrschluss<br />
bedeutet dies aber auch, dass Unternehmen Ihre Mitarbeiter mittels Geld<br />
nicht dauerhaft an sich binden können.<br />
3.2 Arbeitsplatznähe<br />
Die zwischen Wohnort und Arbeitsplatz zurückzulegende Entfernung, die<br />
Arbeitsplatznähe also, stellt in den meisten Fällen ebenfalls keine Ursache für<br />
einen Jobwechsel dar. 82% der Befragten haben die entsprechende Antwort<br />
mit einem klaren „nein“, 6% mit „eher nein“ beantwortet.<br />
Arbeitsplatznähe<br />
90%<br />
82%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
8%<br />
4% 6%<br />
ja<br />
eher ja<br />
eher nein<br />
nein<br />
0%<br />
12% 88%<br />
+ -<br />
War Arbeitsplatznähe ein maßgeblicher Grund für Ihren Wechsel<br />
Für insgesamt 12% der Interviewten war die Arbeitsplatznähe bei Ihrem<br />
Wechselwunsch entscheidungsrelevant. Allerdings gilt es hierbei zu beachten:<br />
Die zu dieser Gruppe gehörenden Mitarbeiter waren überwiegend außerhalb<br />
12
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
der Provinz oder im Ausland tätig und zum Teil auch dort wohnhaft. 95%<br />
derselben erklärten, das Bedürfnis gehabt zu haben, mehr Zeit mit der eigenen<br />
Familie oder mit Freunden zu verbringen und sich unter anderem aus diesem<br />
Grund auf die Suche nach einem neuen Arbeitsplatz begeben zu haben.<br />
Die Mehrheit der Führungskräfte hat zudem unterstrichen, dass eine längere<br />
Fahrtzeit an und für sich nicht ins Gewicht falle und dass diese gern in Kauf<br />
genommen würde, wenn die restlichen Voraussetzungen für einen tollen<br />
Arbeitsplatz und ein herausforderndes Tätigkeitsfeld gegeben seien.<br />
3.3 Anzahl der Arbeitsstunden<br />
Die Frage, ob die Interviewpartner durch den Jobwechsel beabsichtigten,<br />
möglichst weniger Arbeitsstunden leisten zu müssen, wurde von 73% mit „nein“<br />
und von 15% mit „eher nein“ beantwortet. Insgesamt 12% der betreffenden<br />
Personen strebten eine Begrenzung der Arbeitsstunden dezidiert oder<br />
zumindest teilweise an.<br />
Anzahl der Arbeitsstunden<br />
80%<br />
73%<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
6% 6%<br />
15%<br />
ja<br />
eher ja<br />
eher nein<br />
nein<br />
0%<br />
12% 88%<br />
+ -<br />
Wollten Sie weniger Arbeitsstunden absolvieren<br />
13
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
Die Mehrzahl der befragten Mitarbeiter gab an, im aufgegebenen<br />
Arbeitsverhältnis regelmäßig Überstunden geleistet zu haben: damit sei an und<br />
für sich auch kein Problem verbunden.<br />
Es sei vielmehr eine normale Folgeerscheinung ihrer Position und der<br />
entsprechenden Verantwortung gewesen. Dies zeugt von einer durchgängig<br />
hohen Leistungsbereitschaft der Mitarbeiter mit Führungsfunktion in Südtirols<br />
Unternehmen. Lediglich zwei der Interviewpartner verwiesen beim Thema<br />
Arbeitsstunden auf einen dauerhaften, extremen Leistungsdruck, der in den<br />
betreffenden Fällen vorgeherrscht habe und als unverhältnismässig belastend<br />
empfunden wurde.<br />
Die Studienergebnisse belegen somit, dass die Anzahl der zu leistenden<br />
Arbeitsstunden nicht zu den Hauptgründen für einen Arbeitsplatzwechsel<br />
gehört.<br />
Die qualitative Hinterfragung der hierzu gemachten Äußerungen lässt - darüber<br />
hinausgehend - den Schluss zu, dass wenn für Führungskräfte und Experten<br />
zwar der Umfang der zu leistenden Stunden wenig ins Gewicht fällt, die<br />
Qualität des Arbeitsumfeldes in welchem diese zu erbringen sind, sehr<br />
wohl einen maßgebliche Rolle dafür spielt, ob ein Arbeitsplatzwechsel in<br />
Betracht gezogen wird.<br />
3.4 Wichtigkeit der eigenen Tätigkeit<br />
Auch die wahrgenommene Wichtigkeit der eigenen Tätigkeit, gemessen an den<br />
Zielen und der Kultur des Unternehmens, gehört nicht zu den signifikanten<br />
Ursachen für eine Kündigung.<br />
81% der Befragten waren der Überzeugung, dass ihre Arbeit wichtig war, 15%<br />
beantworteten die Frage mit „eher ja“ und insgesamt 4% waren der Meinung,<br />
dass die von ihnen ausgeführte Tätigkeit eher nicht oder gar nicht wichtig war.<br />
14
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
Wichtigkeit der eigenen Tätigkeit<br />
90% 81%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
15%<br />
2%<br />
2%<br />
ja<br />
eher ja<br />
eher nein<br />
nein<br />
96% 4%<br />
+ -<br />
Finden Sie, aufgrund der Ziele und der Unternehmenskultur, dass<br />
Ihre Arbeit wichtig war<br />
Ihrer persönlichen Einschätzung nach empfanden 96% der Interviewpartner,<br />
dass die eigene Tätigkeit und der eigene Beitrag im Rahmen der Ziele und der<br />
vorherrschenden Kultur im Unternehmen wichtig war. Die Hinterfragung der<br />
dazu erhaltenen Antworten hat ergeben, dass diese Einschätzung vorrangig<br />
darauf zurückzuführen ist, dass (in Übereinstimmung mit der definierten<br />
Zielgruppe für das Interview) alle Gesprächspartner der Studie leitende<br />
Positionen in den jeweiligen Unternehmen inne hatten.<br />
3.5 Qualitätsbestreben der Kollegen<br />
Das Bestreben der Arbeitskollegen der Interviewpartner, hochqualitative Arbeit<br />
zu leisten, wurde von 53% der Befragten mit einem eindeutigen „ja“, von 40%<br />
mit „eher ja“, von 5% mit „eher nein“ und von 2% mit „nein“ beantwortet.<br />
15
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
Qualitätsbestreben der Kollegen<br />
60% 53%<br />
50%<br />
40%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
5%<br />
2%<br />
ja<br />
eher ja<br />
eher nein<br />
nein<br />
93% 7%<br />
+ -<br />
Waren Ihre Kollegen bestrebt, Arbeit von hoher Qualität zu leisten<br />
Dieses Ergebnis bestätigt die hohe Leistungsbereitschaft der Mitarbeiter in<br />
Südtirols Unternehmen, die sich im Allgemeinen einem hohen<br />
Qualitätsanspruch verpflichtet fühlen und sich bemühen, diesem gerecht zu<br />
werden.<br />
Der Leistungswille und das allgemeine Bestreben innerhalb einer Mannschaft,<br />
durchgängig gute Arbeit zu leisten, wirkt sich im Regelfall auch auf den<br />
Leistungswillen und auf die Motivation jedes Einzelnen belebend aus.<br />
„Die Mitarbeiter opfern sich für das Unternehmen auf und geben 150%. Sie<br />
sind gekennzeichnet durch eine hohe Begeisterung für das eigene Produkt und<br />
die eigenen Entwicklungen!“, lautete eine der prägnantesten Aussagen in<br />
diesem Zusammenhang.<br />
3.6 Arbeitsmittel<br />
90% der Interviewpartner gaben an, an Ihrem alten Arbeitsplatz über alle oder<br />
fast alle notwenigen Arbeitsmittel, Instrumente und Materialien verfügt zu<br />
haben, um die anvertraute Arbeit richtig und gut ausführen zu können. Lediglich<br />
16
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
4 % erklärten, dass es gänzlich und weitere 6%, dass es eher an geeigneten<br />
Arbeitsmittel gemangelt habe.<br />
Arbeitsmittel<br />
90% 81%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
9% 6%<br />
4%<br />
ja<br />
eher ja<br />
eher nein<br />
nein<br />
90% 10%<br />
+ -<br />
Hatten Sie die Instrumente, Arbeitsmittel, Materialien, um Ihre Arbeit<br />
richtig und gut zu machen<br />
Zu den Arbeitsmitteln, Instrumenten und Materialien im Sinne der gestellten<br />
Frage zählen u.a. Büroausstattung, Hard- und Software, Management- und<br />
Informationssysteme und je nach Tätigkeitsfeld spezifische technische Geräte<br />
bzw. auch Firmenfahrzeuge und mobile Kommunikationsmittel.<br />
Einige Interviewpartner bemängelten in diesem Zusammenhang das Fehlen<br />
von personellen Ressourcen in den jeweiligen Unternehmensprozessen.<br />
Dieser Aspekt (möglicher Personalmangel in den Unternehmen in Relation zum<br />
Arbeitsaufkommen) wurde von der vorliegenden Studie nicht wissenschaftlich<br />
hinterfragt und entsprechende Nachfragen ausgeklammert.<br />
3.7 Klare Erwartungen<br />
64% der Interviewpartner wussten genau, was von ihnen bei ihrer Arbeit<br />
erwartet wurde. 15% beantworteten die Frage dazu mit „eher ja“ und 9% bzw.<br />
17
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
12% der Befragten gaben an, sich nur spärlich bzw. gar nicht über die an sie<br />
gestellten Anforderungen im Klaren gewesen zu sein.<br />
Klare Erwartungen<br />
70%<br />
64%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
15%<br />
9% 12%<br />
ja<br />
eher ja<br />
eher nein<br />
nein<br />
10%<br />
0%<br />
79% 21%<br />
+ -<br />
Haben Sie gewusst, was von Ihnen bei Ihrer Arbeit erwartet wurde<br />
Grundlage jeder zielorientierten, sinnvoll in eine ganzheitliche Stoßrichtung<br />
eingebetteten Tätigkeit im Unternehmen ist eine klare Aufgabendefinition<br />
für jeden Mitarbeiter. Die Ergebnisse zu dieser Frage belegen, dass 21% der<br />
befragten Mitarbeitern eben diese klare Zielorientierung fehlte; bei weiteren<br />
15% (Antwort „eher ja“) waren die Ziele zumindest nicht eindeutig klar.<br />
Die Unklarheit der Erwartungshaltung des Unternehmens gegenüber der<br />
eigenen Tätigkeit hat verschiedene mögliche Folgen: zum einen begünstigt sie<br />
hohe „Reibungsverluste“ in Form von nicht zielgerechtem Arbeiten, zum<br />
anderen kann sie Orientierungslosigkeit unter den Mitarbeitern auslösen bzw.<br />
Missverständnisse im Moment der Bewertung des Erfolgs der eigenen Arbeit<br />
mit verursachen.<br />
Ein Anteil von 67% jener Interviewpartner, welche die Frage nach der Klarheit,<br />
der an sie gestellten Erwartungen mit „nein“ beantwortet hatten, füllten eine<br />
Position aus, welche im Unternehmen erstmalig neu geschaffen bzw. inhaltlich<br />
verändert worden war.<br />
18
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
In der Mehrheit der Fälle waren diese Stellenveränderungen bzw. Neuschaffungen<br />
firmenintern nicht kommuniziert worden.<br />
Die Folge: es fehlte eine klare Definition der Stelle, der damit verbundenen<br />
Aufgaben und folglich das Bewusstsein der damit verbundenen<br />
Verantwortlichkeiten.<br />
Dies führte bei den davon betroffenen Interviewpartnern zu verbreiteten<br />
Schwierigkeiten, diese neue Rolle auszufüllen.<br />
Zwei der in dieser Situation der Ziel-Unschärfe befindlichen Interviewpartner<br />
äußerten die Überzeugung, aus firmeninternem Kalkül bewusst im Unklaren zu<br />
Art und Umfang Ihres Arbeitsauftrages belassen worden zu sein. Dies habe<br />
ihren Entscheidungsprozess, das Unternehmen zu verlassen, beschleunigt.<br />
3.8 Talentkonformes Arbeiten, Freude am Tun<br />
Auf die Frage, ob sie bei ihrer Tätigkeit vorrangig die Möglichkeiten hatten, das<br />
zu tun, was sie am besten können und was ihnen auch Spaß macht, antwortete<br />
43% der Befragten mit „ja“ und 32% mit „eher ja“. Bei 21% war dies eher nicht<br />
der Fall, bei 4% überhaupt nicht.<br />
Talentkonformes Arbeiten, Freude am Tun<br />
45%<br />
43%<br />
40%<br />
35%<br />
32%<br />
30%<br />
25%<br />
20%<br />
15%<br />
10%<br />
5%<br />
21%<br />
4%<br />
ja<br />
eher ja<br />
eher nein<br />
nein<br />
0%<br />
75% 25%<br />
+ -<br />
Hatten Sie bei Ihrer Tätigkeit vorrangig die Möglichkeit das zu tun,<br />
was Ihnen auch Spaß macht<br />
19
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
Der Mensch ist im Normalfall im Rahmen jener Arbeitsaufgaben motiviert und<br />
zu Spitzenleistungen fähig, bei denen er die ihm eigenen Talente einsetzen<br />
und anbringen kann. Diese speziellen Aufgaben gehen ihm leicht von der Hand<br />
und bereiten ihm Freude. Um Experten hervorzubringen und Top-Leute zu<br />
halten, gilt es auch folgenden Merksatz zu beachten: „Wo die Gaben sind, da<br />
liegen auch die Aufgaben!“. Eine grundlegende Herausforderung für jede<br />
Führungskraft liegt entsprechend darin, die Passung zwischen den<br />
Begabungen der ihm/ihr anvertrauten Mitarbeiter und den jeweils richtigen<br />
Aufgabenfeldern zu erkennen und herzustellen.<br />
Die Tatsache, dass sage und schreibe 25% der Interviewpartner erklären, dass<br />
sie gar nicht oder nur in geringem Ausmaß Aufgaben wahrnahmen, die ihnen<br />
auch Spaß machten, legt den recht drastischen Schluss nahe, dass diese<br />
Mitarbeiter schlicht falsch positioniert, sprich mit dem falschen<br />
Aufgabengebiet betraut waren. Die prozentuale Inzidenz dieses Aspekts (25%)<br />
lässt die Nicht-Passung zwischen Talent und Aufgaben und den resultierenden<br />
Mangel an Spaß im Job nicht unter die Top-Wechselgründe einreihen.<br />
Trotzdem ist es anderseits naheliegend, im Falle einer solchen Situation von<br />
einem hohen Leidensdruck für die Betroffenen auszugehen.<br />
3.9 Eigene Ansichten, Meinungen, Vorstellungen<br />
26% der Befragten hatte den Eindruck, dass ihre Ansichten kein oder nur ein<br />
geringes Gewicht auf unternehmerische Entscheidungen hatten. 17%<br />
beantworteten die Frage hingegen mit „eher ja“, 57% mit einem eindeutigen“<br />
ja“.<br />
20
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
Gewicht eigener Ansichten,<br />
Meinungen, Vorstellungen<br />
60%<br />
57%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
17% 19%<br />
7%<br />
ja<br />
eher ja<br />
eher nein<br />
nein<br />
0%<br />
74% 26%<br />
+ -<br />
Zählten Ihre Ansichten, Meinungen und Vorstellungen<br />
In zahlreichen Fällen wurde angemerkt, dass die eigenen Ansichten,<br />
Meinungen und Vorstellungen seitens der Vorgesetzten im Unternehmen zwar<br />
abgefragt wurden. Diese Möglichkeiten zur Meinungsäußerung hätten jedoch<br />
nur als solche gezählt, d.h. der Einfluss auf die daraufhin zu treffenden<br />
Entscheidungen bzw. auf die abzuleitenden konkreten Handlungen sei<br />
beschränkt gewesen. Man kann also sagen, dass die eigenen Vorstellungen<br />
zum Teil zwar wahrgenommen, dann jedoch nicht umgesetzt wurden.<br />
Aus der Erhebung ging die klare Erwartung der Befragten hervor, sich stärker<br />
einbringen zu können und bei der Entscheidungsfindung maßgeblicher<br />
miteinbezogen zu werden.<br />
Solange eine nur teilweise bzw. nur bedingt entscheidungsrelevante<br />
Einbindung in wichtige Entscheidungen den Einzelfall darstellt, ist dies für die<br />
Motivation der Top-Leute kein relevantes Thema. Zum Kündigungsgrund kann<br />
dieser Aspekt werden, sobald die Einzelfälle zur „Normalität“ werden.<br />
Das kontinuierliche fehlende Einbeziehen ihrer Ansichten in den<br />
Entscheidungsprozessen legt Top Leute nämlich den Schluss nahe, dass ihr<br />
Beitrag an diesen Entscheidungen als unwesentlich empfunden wird und dies<br />
21
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
kann in der Folge demotivierend wirken, d.h. diese Haltung erodiert die<br />
Vertrauensbasis und beeinträchtigt die mögliche Identifizierung mit dem<br />
Unternehmen.<br />
3.10 Erwerb neuer Kompetenzen<br />
Über 90% der Befragten sind überzeugt, an ihrem vorhergehenden Arbeitsplatz<br />
etwas Neues gelernt und sich weiterentwickelt zu haben. Insgesamt 9%<br />
vertreten die Ansicht, dass dies nicht oder nur in geringem Ausmaß der Fall<br />
gewesen sei.<br />
Erwerb neuer Kompetenzen und Entwicklung<br />
80% 72%<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
19%<br />
7%<br />
2%<br />
ja<br />
eher ja<br />
eher nein<br />
nein<br />
91% 9%<br />
+ -<br />
Hatten Sie in Ihrer Tätigkeit die Einschätzung, dass Sie Neues<br />
lernten und sich weiterentwickelten<br />
Inhaltlichen Nachfragen zu den zu dieser Frage erhaltenen Antworten hat<br />
ergeben, dass die Interviewpartner überwiegend aufgrund des<br />
Aufgabengebiets „an sich“ Neues lernten und oftmals aufgrund<br />
persönlicher Initiative eine professionelle und persönliche<br />
Weiterentwicklung sicherstellten.<br />
22
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
Die Mehrheit der interviewten Personen hat unterstrichen, sich in Form von<br />
Eigeninitiative um den eigenen, individuellen Kompetenzaufbau bemüht zu<br />
haben. Dafür wurden Urlaubstage und Freizeit investiert und die<br />
entsprechenden Kosten zum Teil von den Betreffenden selbst getragen. Dies<br />
bestätigt das verbreitete Bedürfnis von tragenden Mitarbeitern und<br />
Führungskräften, sich weiterzuentwickeln, wohl auch um im Arbeitsumfeld und<br />
am Arbeitsmarkt wettbewerbsfähig zu bleiben.<br />
Ein Hinterfragen dieses Phänomens hat ergeben, dass sich über 50% der<br />
Mitarbeiter außerhalb der Firma weitergebildet haben. Dies belegt, dass eine<br />
strukturierte Strategie und Planung der Mitarbeiter- und<br />
Kompetenzentwicklung in vielen Unternehmen nicht vorgesehen bzw.<br />
verankert ist. Diese Tatsache unterstreicht, dass Handlungsbedarf in Hinsicht<br />
auf Förderung und Unterstützung durch das Unternehmen beim<br />
Kompetenzaufbau der Mitarbeiter besteht.<br />
Jene Interviewpartner, denen das Unternehmen hingegen Entwicklung und<br />
Weiterbildung ermöglicht hatte, schätzten dies außerordentlich und strichen<br />
diesen Aspekt als wichtig für ihre Motivation heraus.<br />
3.11 Die nebensächlichen Ursachen im Überblick<br />
Die folgende Grafik zeigt einen Überblick zu den nebensächlichen Ursachen für<br />
das Ausscheiden aus dem Unternehmen.<br />
Um die Ergebnisse zu verdeutlichen, verdichten wir die gegebenen Antworten<br />
in einer weiteren Grafik und fassen die Optionen „ja“ und „eher ja“ in einer<br />
ersten, sowie „eher nein“ und „nein“ in einer 2. Gruppe zusammen.<br />
23
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
Die nebensächlichen Ursachen im Überblick<br />
Mangelndes Gewicht eigener Ansichten<br />
Falsche Positionierung, fehlende Talentorientierung<br />
Zu geringes Gehalt<br />
Mangelnde Klarheit der Erwartungen<br />
Zu hohe Arbeitsplatzentfernung<br />
Zu viele Arbeitsstunden<br />
Mangelnde Arbeitsmittel<br />
ja<br />
eher ja<br />
eher nein<br />
nein<br />
Mangelnder Erwerb neuer Kompetenzen<br />
Mangelndes Qualitätsbestreben der Kollegen<br />
Mangelnde Wichtigkeit der eigenen Tätigkeit (Ziele, Kultur)<br />
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90%100%<br />
Die nebensächlichen Ursachen im Überblick,<br />
verdichtet dargestellt<br />
Mangelndes Gewicht eigener Ansichten<br />
Falsche Positionierung, fehlende Talentorientierung<br />
Zu geringes Gehalt<br />
Mangelnde Klarheit der Erwartungen<br />
Zu hohe Arbeitsplatzentfernung<br />
Zu viele Arbeitsstunden<br />
Mangelnde Arbeitsmittel<br />
Mangelnder Erwerb neuer Kompetenzen<br />
Mangelndes Qualitätsbestreben der Kollegen<br />
Mangelnde Wichtigkeit der eigenen Tätigkeit<br />
ja + eher ja<br />
nein + eher nein<br />
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />
24
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
4. Erkenntnisse aus der Studie:<br />
die entscheidenden Ursachen für einen Arbeitsplatzwechsel<br />
Die eigene Tätigkeit wird unter den Befragten durchgängig als sehr wichtig<br />
empfunden, die zur Arbeitsbewältigung notwendigen Arbeitsmittel stehen<br />
weitgehend zur Verfügung. Das Bestreben der Arbeitskollegen, qualitativ<br />
hochwertige Arbeit zu leisten, ist ebenso weitgehend gegeben. Da auch Geld, Nähe<br />
des Arbeitsplatzes und Arbeitsstunden-Belastung lediglich eine untergeordnete Rolle<br />
bei den Ursachen der Jobwechsel zu spielen scheinen … worin liegen dann die<br />
wirklichen Beweggründe<br />
Die folgenden Punkte zeigen die maßgeblichen Ursachen auf, aufgrund derer Top<br />
Leute zur Entscheidung gelangen, ihren Arbeitgeber zu wechseln und sich nach<br />
einer neuen Herausforderung umzusehen.<br />
4.1 Aufstiegschancen und Karriere<br />
55% der Befragten nannten den Mangel an Aufstiegs- und Karrierechancen als<br />
einen maßgeblichen Grund für ihren Arbeitsplatzwechsel. 13% beantworteten<br />
die betreffende Frage mit „eher ja“; 4% mit „eher nein“ und 28% mit „nein“.<br />
Aufstiegschancen und Karriere<br />
60%<br />
55%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
13%<br />
4%<br />
28%<br />
ja<br />
eher ja<br />
eher nein<br />
nein<br />
0%<br />
68% 32%<br />
+ -<br />
Waren Aufstiegschancen und Karriere ein maßgeblicher Grund für<br />
Ihren Wechsel<br />
25
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
Es hat sich im Rahmen der Interviews verdeutlicht, dass den Begriffen „Karriere<br />
und Aufstiegschancen“ von den Befragten unterschiedliche, individuell<br />
abweichende Bedeutungen zugeschrieben wurden. Die Interviewpartner<br />
stellten nicht ihre Bestrebungen, hierarchische Stufen zu erklimmen,<br />
Führungsverantwortung zu übernehmen und eventuell einen begehrten Titel ihr<br />
eigen nennen zu können in den Vordergrund. Es ging vielmehr darum,<br />
Gestaltungsfreiheit zu haben und maßgeblichen Einfluss auf<br />
unternehmerische Entscheidungen ausüben zu können.<br />
Der gemeinsame Nenner für die beiden Interessenspole Mitarbeiter und<br />
Unternehmen ist hierbei der Wille, sich weiterzuentwickeln, Überdurchschnittliches<br />
zu leisten und dafür auch entsprechende Anerkennung<br />
zu bekommen.<br />
Insgesamt haben mangelnde Aufstiegs- und Karrierechancen bei 68% der<br />
Interviewpartner eine maßgebliche Rolle bei der Entscheidung zu kündigen<br />
gespielt. Diese Führungskräfte haben keine ausreichenden Perspektiven<br />
hinsichtlich ihrer Karriere gesehen und sich in ihrer Entwicklung gehemmt<br />
gefühlt.<br />
Für 34% der Befragten waren die oder der Eigentümer im Personalorganigramm<br />
hierarchisch die Vorgesetzten der Interviewpartner. Ein Aufstieg<br />
auf hierarchischer Ebene war deshalb faktisch nicht möglich. Bei den restlichen<br />
66% der an der „Entwicklungshemmung“ leidenden Top-Kräfte hätten hingegen<br />
sehr wohl interne Entwicklungsmöglichkeiten bestanden. Die<br />
beschäftigenden Unternehmen sind in diesem Falle dem Bestreben der<br />
betreffenden Mitarbeiter, mehr Verantwortung zu übernehmen, schlicht nicht<br />
nachgekommen. Die Gründe hierfür wurden im Rahmen der Befragung nicht<br />
erforscht, da dies einen individuellen Abgleich mit den Wahrnehmungen und<br />
Informationen der Arbeitgeber vorausgesetzt hätte und somit die Anonymität<br />
der Studie nicht gewährleistet wäre.<br />
26
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
Interne Aufstiegschancen<br />
Aufstiegschancen intern vorhanden<br />
34%<br />
ja<br />
nein<br />
66%<br />
4.2 Unterstützung und Förderung<br />
43% der Befragten fühlten sich im Arbeitsumfeld klar unterstützt und gefördert,<br />
19% beantworteten die Frage mit „eher ja“. Insgesamt 38% fühlten sich auf sich<br />
gestellt bzw. nur in geringem Ausmaß gefördert.<br />
27
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
Unterstützung und Förderung<br />
45%<br />
40%<br />
35%<br />
30%<br />
25%<br />
20%<br />
15%<br />
10%<br />
5%<br />
0%<br />
43%<br />
19%<br />
17%<br />
21%<br />
ja<br />
eher ja<br />
eher nein<br />
nein<br />
62% 38%<br />
+ -<br />
Gab es jemanden bei der Arbeit, der Sie förderte und unterstützte<br />
Vor dem Hintergrund eines wert- und werteorientierten Managementansatzes<br />
gilt es als unbestrittene, prioritäre Aufgabe von Führungskräften, Mitarbeiter in<br />
den verschiedenen Hierarchiestufen zu führen, zu unterstützen, zu begleiten<br />
und zu fördern. Dies hat in Abstimmung mit den Unternehmenszielen zu<br />
erfolgen und die Tätigkeiten der Mitarbeiter sind entsprechend auszurichten<br />
und zu organisieren.<br />
Die Tatsache, dass sich 38% der Befragten gar nicht oder nur spärlich<br />
unterstützt und gefördert fühlten, lässt ein Defizit an professioneller Führung<br />
vermuten.<br />
4.3 Lob und Anerkennung<br />
Allgemein gilt: Jeder Mensch braucht Anerkennung für Leistung und ist für<br />
diese empfänglich, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß und in<br />
verschiedensten Formen. 53% der Befragten geben an, in ihrem aufgegebenen<br />
Job für gute Arbeit Anerkennung und Lob erhalten zu haben, 19% beantworten<br />
die diesbezügliche Frage mit „eher ja“. Insgesamt 28% der Befragten hatten<br />
28
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
den Eindruck, dass bei ihrem Ex-Arbeitgeber gute Arbeit nicht oder in sehr<br />
geringem Maße die gewünschte Anerkennung fand.<br />
Lob und Anerkennung<br />
60% 53%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
19%<br />
15%<br />
13%<br />
ja<br />
eher ja<br />
eher nein<br />
nein<br />
0%<br />
72% 28%<br />
+ -<br />
Wurde Ihnen für gute Arbeit Lob und Anerkennung gegeben<br />
Ehrliche Anerkennung ist für die Motivation der Mitarbeiter relevant.<br />
Sie spiegelt die Wertschätzung sowohl gegenüber einer Person als auch<br />
gegenüber einer gut erfüllten Aufgabe wider. Solche Anerkennung kann auf<br />
vielfältige Art und Weise erfolgen:<br />
über einen wertschätzenden Umgang mit den Mitarbeitern;<br />
durch die öffentliche Würdigung der erbrachten Leistung;<br />
in Form von Übertragung herausfordernder, wichtiger und somit<br />
prestigeträchtiger Projekte und Tätigkeiten, sowie<br />
in der Höhe und Art der Vergütung (Provisionselemente, fringe benefits).<br />
28% der Befragten gaben an, ehrliche Anerkennung nicht in<br />
ausreichendem Maß erfahren zu haben. Die Nachfrage zu diesem Aspekt hat<br />
ergeben, dass die Motivation der betroffenen Interviewpartner dadurch<br />
empfindlich beeinträchtigt wurde und dies die Entscheidung für den<br />
Jobwechsel durchwegs stark beeinflusst hat.<br />
29
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
4.4 Mitarbeitergespräch<br />
40% der Befragten gaben an, dass mindestens einmal Mal jährlich im Rahmen<br />
eines Mitarbeitergesprächs ihre Entwicklungsfortschritte mit ihnen besprochen<br />
wurden. 8% beantworteten die Frage mit „eher ja“, 17% mit „eher nein“. In 35%<br />
der Fälle wurden überhaupt keine Mitarbeitergespräche geführt.<br />
Mitarbeitergespräch<br />
40%<br />
40%<br />
35%<br />
35%<br />
30%<br />
25%<br />
20%<br />
15%<br />
10%<br />
8%<br />
17%<br />
ja<br />
eher ja<br />
eher nein<br />
nein<br />
5%<br />
0%<br />
48% 52%<br />
+ -<br />
Wurde periodisch mit Ihnen über die eigenen Fortschritte<br />
gesprochen (z.B. 1xjährlich)<br />
Dabei ist in der heutigen Managementtheorie absolut unstrittig, dass<br />
Mitarbeitergespräche sehr hilfreich und von größter Wichtigkeit für die<br />
Definition von neuen Zielvereinbarungen und für die Überprüfung<br />
bestehender Ziele sind. Finden solche Gespräche nicht in einem eigens dafür<br />
vorgesehenen zeitlichen und strukturellen Rahmen statt, so fehlt es den<br />
Mitarbeitern am nötigen Feedback zur Wahrnehmung hinsichtlich der<br />
erbrachten Leistungen und der für sie gültigen Ziele.<br />
Daraus können leicht Fehlinterpretationen zu Tätigkeitszielen bzw. zu deren<br />
Verbindlichkeit oder Missverständnisse hinsichtlich der Nützlichkeit und<br />
Effizienz der eigenen Leistung entstehen. Weiß ein Mitarbeiter nicht, wo er zum<br />
Zeitpunkt x der Zusammenarbeit steht, so fehlt ihm auch die Klarheit darüber,<br />
30
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
was von ihm für die Zukunft erwartet wird, welche Leistungen zu erbringen sind<br />
und welche Ziele er zu erreichen hat.<br />
Die Ergebnisse verdeutlichen, dass strukturierte Mitarbeitergespräche in<br />
weniger als 50% der Fälle durchgeführt werden.<br />
23% der Mitarbeiter, mit denen ein Mitarbeitergespräch geführt wurde, geben<br />
an, dass die Gespräche oft reine Formsache gewesen seinen, diese zum Teil<br />
vom Personalbüro geführt wurden oder sich lediglich auf Fragebögen und<br />
Bewertungsbögen stützten.<br />
Diese Mitarbeiter vermissten ein professionell vorbereitetes, strukturiertes 4-<br />
Augen-Gespräch mit ihrem Vorgesetzten.<br />
In diesem Zusammenhang wurde von einigen Interviewpartnern die Frage<br />
aufgeworfen, ob für Mitarbeitergespräche allgemein und pauschal das jeweilige<br />
Personalbüro im Unternehmen die richtige und zuständige Adresse sei, wie es<br />
zum Teil gehandhabt werde. Alternativ dazu wurde die Auffassung vertreten,<br />
dass solche professionellen Mitarbeitergespräche per Definition in den<br />
Verantwortungsbereich der unmittelbaren Führungskräfte fallen sollten.<br />
Fragebögen wurden begrenzt auf die Erhebung der allgemeinen<br />
Mitarbeiterzufriedenheit oder zur Wahrnehmung der im Unternehmen gelebten<br />
Werte als dienlich empfunden. Im Rahmen von Mitarbeitergesprächen können<br />
sie ein fest verankerter Bestandteil und eine Interpretationshilfe sein, aber als<br />
vollwertiger Ersatz für ein Vier-Augen-Gespräch wurden sie von den<br />
Interviewpartnern nicht anerkannt. Der Versuch firmeninterne, anonyme<br />
Umfragen als Ersatz für direkte, persönliche Gespräche heranzuziehen, wurde<br />
als sehr negativ empfunden.<br />
Strukturierte, periodische Mitarbeitergespräche bieten einen geeigneten<br />
Rahmen für die gezielte Kommunikation hinsichtlich:<br />
der allgemeinen Fortschritte,<br />
des Grads der Zielerreichung und<br />
der Kompetenzentwicklung der Mitarbeiter.<br />
Werden diese Gespräche nicht geführt, ist die Entstehung der oben<br />
geschilderten Missverständnisse und das Auseinanderdriften der<br />
entsprechenden Wahrnehmungen wahrscheinlich.<br />
Mitarbeitergespräche stehen, darüber hinaus, in enger Verbindung zum<br />
Bedürfnis der Mitarbeiter:<br />
• nach Aufstiegs- und Karrieremöglichkeiten: Werden die individuellen<br />
Sichtweisen und Möglichkeiten hinsichtlich der Karriereleiter mit den<br />
Mitarbeitern nicht abgeglichen, können mangelnde Aufstiegs- und<br />
31
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
Karrierechancen leicht zu Demotivation und auch zur Kündigung führen.<br />
Bei 68% der Interviewpartner war dies tatsächlich ein maßgeblicher<br />
Grund aus dem Unternehmen auszuscheiden.<br />
• nach Klarheit über die Erwartungen an die eigene Arbeitsleistung und<br />
klar definierte Ziele und Verantwortungsbereiche: 21% wussten nicht, was<br />
von ihnen wirklich erwartet wurde und welche Ziele sie verfolgen sollten;<br />
• eigene Sichtweisen und Vorstellungen bei Entscheidungen im<br />
Unternehmen einfließen lassen zu können und damit das<br />
Unternehmensgeschehen mitzugestalten und Verantwortung zu<br />
übernehmen: 26% der Befragten hatten das Gefühl, dass ihre Ansichten<br />
nicht zählten.<br />
4.5 Persönliches Interesse des Vorgesetzten<br />
Ganze 51% der Befragten waren der Meinung, dass sich ihr Vorgesetzter im<br />
vorangegangen Beschäftigungsverhältnis für sie als Mensch, auf persönlicher<br />
Ebene, interessierte. 19% beantworteten die Frage mit „eher ja“, 15% mit „eher<br />
nein“ und weitere 15% mit „nein“.<br />
Persönliches Interesse des Vorgesetzten<br />
60%<br />
51%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
19%<br />
15%<br />
15%<br />
ja<br />
eher ja<br />
eher nein<br />
nein<br />
10%<br />
0%<br />
70% 30%<br />
+ -<br />
Interessierte sich Ihr Vorgesetzter für Sie als Mensch, auf<br />
persönlicher Ebene<br />
32
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
70% aller Befragten haben also prinzipiell Interesse (in unterschiedlich starker<br />
Ausprägung) von Seiten ihres direkten Vorgesetzten für die eigene Person<br />
wahrgenommen. Sie hatten den Eindruck, dass es Ihrem Vorgesetzten nicht<br />
nur um betriebswirtschaftliche Ergebnisse, sondern auch um ihr Wohlbefinden<br />
als Person ging. Eben dieses Interesse hat laut Angaben der befragten<br />
Mitarbeiter in 30% der Fälle nicht bestanden.<br />
In diesem Rahmen gaben 11% aller Interviewpartner an, dass ihnen eine<br />
gewisse Distanz zu ihrem Vorgesetzten sogar recht und eine engere,<br />
emotionale Bindung Ihrerseits nicht erwünscht war.<br />
Immerhin 4% der Interviewpartner erklärten, das das Interesse, welches Ihnen<br />
von Ihrer Führungskraft entgegengebracht wurde, zweckgebunden gewesen<br />
und somit manipulativ eingesetzt worden sei, was als negativ erlebt wurde.<br />
4.6 Freundschaften im Unternehmen<br />
Ähnliche Wichtigkeit wie authentisches, menschliches Interesse besitzen<br />
Freundschaften im Unternehmen: 67% der Befragten hatten Kollegen und<br />
Freunde innerhalb des Unternehmens, mit denen sie auch außerhalb der Arbeit<br />
etwas unternahmen. Bei 33% war dies nicht oder nur in geringem Ausmaß der<br />
Fall.<br />
Freundschaften im Unternehmen<br />
60%<br />
58%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
9%<br />
17%<br />
16%<br />
ja<br />
eher ja<br />
eher nein<br />
nein<br />
0%<br />
67% 33%<br />
+ -<br />
Gab es innerhalb des Unternehmens Kollegen/Freunde, mit denen<br />
Sie auch außerhalb der Arbeit etwas unternahmen<br />
33
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
Das Bedürfnis nach zwischenmenschlichen Beziehungen ist in gewünschter<br />
Anzahl und Intensität bei jedem Menschen unterschiedlich stark ausgeprägt.<br />
Trotzdem stellen positive, freundschaftliche Beziehungen innerhalb der<br />
eigenen Organisation ganz allgemein doch eine bedeutende Hemmschwelle<br />
dafür dar, das Unternehmen zu verlassen.<br />
Ein positives und gutes Klima innerhalb der Belegschaft eines Unternehmens<br />
erschwert es Mitarbeitern naturgemäß, ein solch positiv besetztes soziales<br />
Gefüge zu verlassen. Mitarbeitern, die sich in ihrem Unternehmensumfeld nicht<br />
wohl fühlen, fällt die Entscheidung zu kündigen leichter.<br />
Die vorliegende Umfrage hat ergeben, dass insgesamt 33% der Befragten<br />
keine engere Bindung zu Arbeitskollegen aufgebaut hatten. Die Ursachen<br />
hierfür sind im Rahmen dieser Studie nicht untersucht worden. Auf jeden Fall<br />
haben 8% aller Gesprächspartner unterstrichen, bewusst eine gewisse<br />
Distanz zu ihren Arbeitskollegen gesucht zu haben, um ihr Privatleben mit<br />
dem Berufsleben nicht zu vermischen.<br />
4.7 Die entscheidenden Ursachen im Überblick<br />
Folgende Grafik zeigt die entscheidenden Ursachen im Überblick:<br />
Die entscheidenden Ursachen im Überblick<br />
Mangelnde Aufstiegs- und Karrieremöglichkeiten<br />
Mangelnde Entwicklungsgespräche<br />
Mangelnde Unterstützung und Förderung<br />
Mangelndes soziales Gefüge im Unternehmen<br />
Mangelndes persönliches Interesse des Vorgesetzten<br />
Mangelnde Anerkennung<br />
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />
34
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
4.8 Die entscheidenden und die nebensächlichen Ursachen im Überblick<br />
Die folgende Grafik fasst die Ergebnisse zu den Ursachen für den<br />
Arbeitsplatzwechsel von Top-Leuten und ihre Gewichtung zusammen.<br />
Die Ursachen im Überblick<br />
Mangelnde Aufstiegs- und Karrieremöglichkeiten<br />
Mangelnde Entwicklungsgespräche<br />
Mangelnde Unterstützung und Förderung<br />
Mangelndes soziales Gefüge im Unternehmen<br />
Mangelndes persönliches Interesse des Vorgesetzten<br />
Mangelnde Anerkennung<br />
Mangelndes Gewicht eigener Ansichten<br />
Falsche Positionierung, fehlende Talentorientierung<br />
Zu geringes Gehalt<br />
Mangelnde Klarheit der Erwartungen<br />
Zu hohe Arbeitsplatzentfernung<br />
Zu viele Arbeitsstunden<br />
Mangelnde Arbeitsmittel<br />
Mangelnder Erwerb neuer Kompetenzen<br />
Mangelndes Qualitätsbestreben der Kollegen<br />
Mangelnde Wichtigkeit der eigenen Tätigkeit (Ziele, Kultur)<br />
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />
35
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
Verdichten wir die obigen Ergebnisse, indem wir die Antwortmöglichkeiten „ja“<br />
und „eher ja“ in einer Gruppe, sowie ebenso „eher nein“ und „nein“ in einer<br />
zweiten Gruppe zusammenfassen, so kristallisieren sich die wirklichen,<br />
maßgeblichen Beweggründe für einen Arbeitsplatzwechsel deutlich heraus.<br />
Die Ursachen im Überblick<br />
Mangelnde Aufstiegs- und Karrieremöglichkeiten<br />
Mangelnde Entwicklungsgespräche<br />
Mangelnde Unterstützung und Förderung<br />
Mangelndes soziales Gefüge im Unternehmen<br />
Mangelndes persönliches Interesse des Vorgesetzten<br />
Mangelnde Anerkennung<br />
Mangelndes Gewicht eigener Ansichten<br />
Falsche Positionierung, fehlende Talentorientierung<br />
Zu geringes Gehalt<br />
Mangelnde Klarheit der Erwartungen<br />
Zu hohe Arbeitsplatzentfernung<br />
Zu viele Arbeitsstunden<br />
Mangelnde Arbeitsmittel<br />
Mangelnder Erwerb neuer Kompetenzen<br />
Mangelndes Qualitätsbestreben der Kollegen<br />
Mangelnde Wichtigkeit der eigenen Tätigkeit (Ziele, Kultur)<br />
0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />
36
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
5. Die Erkenntnisse der Studie: Auswertungen<br />
in Anlehnung an die Gallup-Studie („First break all the rules“)<br />
5.1 Allgemeines zur Gallup-Studie und zum Konzept der „4 Lager“<br />
Die im Rahmen der vorliegenden Studie gestellten Fragen lehnen sich an die<br />
äußerst umfangreichen Forschungsstudien an, welche die Gallup<br />
Organization in den letzten 25 Jahren durchgeführt hat. Im Rahmen dieser<br />
Forschungstätigkeit wurden von Gallup mehr als 80.000 Führungskräfte aus<br />
den verschiedensten Unternehmen, Branchen und Ländern befragt, um<br />
herauszufinden, wie der ideale Arbeitsplatz aus Sicht der talentierten<br />
Mitarbeiter beschaffen sein sollte.<br />
Gallup Organization<br />
Gallup-Studie („First break all the rules”)<br />
Gallup<br />
Organization<br />
Befragung von<br />
80.000<br />
Führungskräften<br />
Wie soll der ideale<br />
Arbeitsplatz aus Sicht<br />
der talentierten<br />
Mitarbeiter beschaffen<br />
sein<br />
In den letzten<br />
25 Jahren<br />
12 Fragen messen<br />
die Stärke bzw.<br />
Qualität eines<br />
Arbeitsplatzes<br />
Die Gallup Organization ist eines der führenden Markt- und<br />
Meinungsforschungsinstitute mit Sitz Washington, D.C.<br />
37
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
Gemäß Gallup kristallisierten sich zwölf Fragen als jene heraus, die die Stärke<br />
bzw. die Qualität eines Arbeitsplatzes bestimmen und messen. Diese zwölf<br />
Fragen messen jene Kernelemente, die unverzichtbar sind, um erstklassige<br />
Mitarbeiter:<br />
• zu gewinnen,<br />
• an sich binden und<br />
• produktiv zu beschäftigen.<br />
Mitarbeiterzufriedenheit<br />
„4 Lager“<br />
Lob und<br />
Anerkennung<br />
für gute<br />
Arbeit<br />
Interesse<br />
des Vorgesetzten<br />
für die eigene<br />
Person<br />
Förderung<br />
und Unterstützung<br />
im Unternehmen<br />
Der wahrgenommene,<br />
individuelle<br />
Beitrag<br />
„4 Lager“<br />
Gewicht<br />
eigener Meinungen,<br />
Vorstellungen,<br />
Ansichten<br />
Gehöre<br />
ich<br />
hierher<br />
Wichtigkeit<br />
der eigenen Arbeit<br />
gemessen an<br />
Zielen und<br />
Kultur<br />
Hohes<br />
Qualitätsbestreben<br />
der Arbeitskollegen<br />
Möglichkeit,<br />
das zu tun, was<br />
Spaß macht<br />
Arbeitsmittel<br />
und<br />
Materialien<br />
Die<br />
Basis<br />
Klare<br />
Erwartungen<br />
Gemeinsam<br />
Vorankommen<br />
Erlernen von<br />
Neuem, Weiterentwicklung<br />
Periodische<br />
Gespräche über<br />
Fortschritte<br />
Freunde im<br />
Unternehmen<br />
In Anlehnung an Gallup<br />
Zum besseren Verständnis wurde für die Entwicklung, die ein Mitarbeiter vom<br />
Antritt einer neuen Stelle bis zu dem Punkt, an dem er diese vollkommen<br />
ausfüllt und voll in ihr aufgeht, eine Analogie mit einer Bergtour bestehend<br />
aus 4 Etappen, den sog. Lagern, hergestellt.<br />
38
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
Mitarbeiterzufriedenheit<br />
„4 Lager“<br />
Lager 2<br />
Lager 3<br />
Gemeinsames Vorankommen<br />
Gewicht eigener<br />
Ansichten und<br />
Vorstellungen<br />
Erlernen von<br />
Neuem,<br />
Entwicklung<br />
Periodische<br />
Gespräche<br />
über Fortschritt<br />
Wichtigkeit der<br />
eigenen Arbeit<br />
(Ziel, Kultur)<br />
Freunde im Unternehmen<br />
Gehöre ich hierher<br />
Hohe Qualitätsbestreben<br />
der<br />
Arbeitskollegen<br />
Lager 1<br />
Basislager<br />
Möglichkeit, das<br />
zu tun, was<br />
Spaß macht<br />
Klare<br />
Erwartungen<br />
Lob und<br />
Anerkennung<br />
für gute Arbeit<br />
Interesse des<br />
Vorgesetzten für<br />
die eigene Person<br />
Der wahrgenommene, individuelle Beitrag<br />
Die Basis<br />
Förderung und<br />
Unterstützung<br />
im Unternehmen<br />
Arbeitsmittel<br />
und Materialien<br />
In Anlehnung an „Gallup“<br />
Das Basislager beinhaltet Grundsätzliches, für das sich ein Mitarbeiter beim<br />
Antritt einer neuen Stelle interessiert. Er braucht Klarheit darüber, was von ihm<br />
erwartet wird und er benötigt die notwendigen Materialien und<br />
Arbeitsmittel, um seine Arbeit gut verrichten zu können.<br />
Beim 1. Lager dreht sich alles um den eigenen, individuellen Beitrag des<br />
Mitarbeiters und die Wahrnehmung desselben durch die Kollegen. An diesem<br />
Punkt ist es für den Mitarbeiter wichtig:<br />
• jeden Tag die Gelegenheit zu haben, das zu tun, was er am besten kann,<br />
• Anerkennung und Lob für gute Arbeit zu erhalten,<br />
• seitens des eigenen Vorgesetzten oder von einer anderen Person<br />
Interesse für die eigene Person wahrzunehmen,<br />
• in seiner Entwicklung unterstützt und gefördert zu werden.<br />
39
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
All diese Punkte stehen in direktem Zusammenhang zur Selbstachtung und<br />
dem Selbstwertgefühl des Mitarbeiters. Erkennt er seinen eigenen Beitrag<br />
nicht oder wird dieser von den Arbeitskollegen nicht anerkannt, wird das<br />
Zugehörigkeitsstreben nachlassen, das Bemühen um Integration in ein<br />
Team gefährdet und die Lern- und Innovationsbereitschaft geht zurück.<br />
Das 2. Lager beschäftigt sich mit der Frage, ob der Mitarbeiter in das<br />
jeweilige Unternehmen passt. An diesem Punkt beschäftigt sich der<br />
Mitarbeiter mit Fragen:<br />
• ob seine Meinungen und Vorstellungen zählen,<br />
• ob ihm die Ziele und die Unternehmensphilosophie das Gefühl geben,<br />
dass seine Arbeit wichtig ist,<br />
• ob die Kollegen bestrebt sind, Arbeit von hoher Qualität zu leisten,<br />
• ob er innerhalb der Firma einen guten Freund hat.<br />
Im 3. Lager angekommen ist der Mitarbeiter ungeduldig, will gemeinsam<br />
vorankommen, Dinge optimieren, lernen, sich weiterentwickeln, neue<br />
Wege gehen. Er beschäftigt sich mit den Fragen:<br />
• ob seine eigenen Fortschritte in der Firma besprochen werden,<br />
• ob er bei der Arbeit die Gelegenheit hat, Neues zu lernen und sich<br />
weiterzuentwickeln.<br />
Wie beim richtigen, hochalpinen Bergsteigen, so gilt auch für diese<br />
psychologische Bergtour, dass der Aufstieg in Etappen stattfinden muss.<br />
Wenn Grundsätzliches nicht passt (Basislager), das Vertrauen in die eigenen<br />
Fähigkeiten fehlt (Lager 1) oder die Einschätzung fehlt, wie das Umfeld auf<br />
neue Ideen reagieren wird (Lager 2), so wird das gemeinsame Vorankommen<br />
und eine Weiterentwicklung (Lager 3) sehr schwierig sein.<br />
Nur jene Mitarbeiter, welche die Fragen, die in jedem einzelnen der Lager<br />
auftauchen, für sich positiv beantworten können, haben den Gipfel erreicht. Ihre<br />
Einstellung „stimmt“ dann, denn sie wissen was sie wollen und sollen.<br />
Mitarbeiter in einer solchen Situation haben das deutliche und dauerhafte<br />
Gefühl, etwas zu leisten. Sie spüren, dass das Beste von ihnen erwartet wird,<br />
geben es gerne, Tag für Tag und sind bereit für neue Herausforderungen.<br />
40
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
In der Praxis ist eine strikte Einhaltung der Reihenfolge der Lager nicht immer<br />
der Fall; hier einige Beispiele:<br />
• Jemand nimmt seine Aufgabe rein aus Lern- und Entwicklungsgründen an<br />
und beginnt sozusagen direkt im Lager 3.<br />
• Ein Mitarbeiter fühlt sich sehr verbunden und wohl in der Firma (Lager 2),<br />
lernt dazu und entwickelt sich weiter (Lager 3), doch im Innersten steht er<br />
nicht voll hinter der Sache; er kann nicht das einbringen, was er am<br />
besten kann und seine wahren Fähigkeiten nicht entfalten (Lager 1).<br />
Langfristig ist die angestrebte Zufriedenheit jedoch nur möglich, wenn alle<br />
Ebenen vom Mitarbeiter positiv bewertet werden. Ist dies nicht der Fall, so<br />
steigt mit dem Andauern dieses Zustands die Wahrscheinlichkeit,<br />
auszubrennen oder unproduktiv zu werden.<br />
Die folgende graphische Auswertung gruppiert die Antworten aus der<br />
vorliegenden Studie um das Konzept der „4 Lager“, wobei pro Themenblock<br />
oder „Lager“ drei Grafiken vorgestellt werden:<br />
• die erste Grafik zeigt die gestellten Fragen und die Ergebnisse der Studie<br />
unter Berücksichtigung der vier Antwortmöglichkeiten;<br />
• die zweite Grafik fasst die Antworten „ja“ und „eher ja“ sowie „eher nein“<br />
und „nein“ zusammen;<br />
• die 3. Grafik zeigt den Mittelwert der gestellten Fragen.<br />
41
0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
5.2 Auswertung des „Basislagers“<br />
Die Basis<br />
Die Ergebnisse bei vier Antwortmöglichkeiten<br />
Hatten Sie die Instrumente, Arbeitsmittel,<br />
Materialien, um Ihre Arbeit richtig und gut<br />
zu machen<br />
81%<br />
9%<br />
6%<br />
4%<br />
Haben Sie gewusst, was von Ihnen bei<br />
Ihrer Arbeit erwartet wurde<br />
64%<br />
15%<br />
9%<br />
12%<br />
ja<br />
eher ja<br />
eher nein<br />
nein<br />
Die Basis,<br />
Verdichtung auf zwei Ausprägungen:<br />
Hatten Sie die Instrumente, Arbeitsmittel,<br />
Materialien, um Ihre Arbeit richtig und gut zu<br />
machen<br />
90%<br />
10%<br />
Haben Sie gewusst, was von Ihnen bei Ihrer<br />
Arbeit erwartet wurde<br />
79%<br />
21%<br />
ja + eher ja<br />
nein + eher nein<br />
0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />
42
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
Die Basis,<br />
Durchschnittsergebnis:<br />
84%<br />
16%<br />
0%<br />
20%<br />
40%<br />
60%<br />
80%<br />
100%<br />
ja + eher ja<br />
nein + eher nein<br />
Die Ergebnisse zeigen, dass 16% aller Interviewpartner die Fragen,<br />
welche dem Basislager zugeordnet werden können, nicht positiv<br />
beantwortet haben.<br />
In diesen Fällen waren somit die Grundvoraussetzungen für das<br />
Erreichen des Gipfels, sprich für das gemeinsame, sowie positive<br />
berufliche Vorankommen nicht gegeben. Dieses Ergebnis ist<br />
insbesondere auf den Mangel an klaren Erwartungen zurückzuführen;<br />
die notwendigen Arbeitsmittel wurden in über 90% als vorhanden<br />
bewertet.<br />
In den mehrheitlichen 84% der Fälle bestand hingegen die Basis für eine<br />
positive und fruchtbringende Zusammenarbeit.<br />
43
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
5.3 Auswertung des „1. Lagers“<br />
Der wahrgenommene, individuelle Beitrag<br />
Die Ergebnisse bei vier Antwortmöglichkeiten<br />
Hatten Sie bei Ihrer Tätigkeit vorrangig die<br />
Möglichkeit das zu tun, was Ihnen auch<br />
Spaß macht<br />
43%<br />
32%<br />
21%<br />
4%<br />
Wurde Ihnen für gute Arbeit Lob und<br />
Anerkennung gegeben<br />
Interessierte sich Ihr Vorgesetzter für Sie als<br />
Mensch, auf persönlicher Ebene<br />
53%<br />
51%<br />
19%<br />
19%<br />
15% 13%<br />
15% 15%<br />
ja<br />
eher ja<br />
eher nein<br />
nein<br />
Gab es jemanden bei der Arbeit, der Sie<br />
förderte und unterstützte<br />
43%<br />
19%<br />
17%<br />
21%<br />
0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />
Der wahrgenommene, individuelle Beitrag,<br />
Verdichtung auf zwei Ausprägungen:<br />
Hatten Sie bei Ihrer Tätigkeit vorrangig die<br />
Möglichkeit das zu tun, was Ihnen auch Spaß<br />
macht<br />
75%<br />
25%<br />
Wurde Ihnen für gute Arbeit Lob und<br />
Anerkennung gegeben<br />
72%<br />
28%<br />
Interessierte sich Ihr Vorgesetzter für Sie als<br />
Mensch, auf persönlicher Ebene<br />
70%<br />
30%<br />
Gab es jemanden bei der Arbeit, der Sie<br />
förderte und unterstützte<br />
62%<br />
38%<br />
ja + eher ja<br />
nein + eher nein<br />
0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />
44
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
Der wahrgenommene, individuelle Beitrag,<br />
Durchschnittsergebnis:<br />
69%<br />
31%<br />
0%<br />
20%<br />
40%<br />
60%<br />
80%<br />
100%<br />
ja + eher ja<br />
nein + eher nein<br />
31% der Befragten wussten nicht um ihren eigenen, individuellen<br />
Beitrag oder dieser wurde von ihrem direkten Vorgesetzten nicht<br />
wahrgenommen oder anerkannt. Eine solche Situation wirkt sich im<br />
Normalfall negativ auf die Selbstachtung und das Selbstvertrauen sowie<br />
auf das Zugehörigkeitsgefühl und die Lern- und Innovationsbereitschaft<br />
aus.<br />
Bei 69% der Befragten hingegen wurde individueller Beitrag im<br />
entsprechenden Tätigkeitsfeld als solcher auch wahrgenommen und<br />
wertschätzend anerkannt.<br />
45
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
5.4 Auswertung des „2. Lagers“<br />
Gehöre ich hierher<br />
Die Ergebnisse bei vier Antwortmöglichkeiten<br />
Finden Sie, aufgrund der Ziele und der<br />
Unternehmenskultur, dass Ihre Arbeit wichtig<br />
war<br />
81%<br />
2%<br />
15%<br />
2%<br />
Waren Ihre Kollegen bestrebt, Arbeit von<br />
hoher Qualität zu leisten<br />
Zählten Ihre Ansichten, Meinungen und<br />
Vorstellungen<br />
53%<br />
57%<br />
17%<br />
40%<br />
19%<br />
5%<br />
2%<br />
7%<br />
ja<br />
eher ja<br />
eher nein<br />
nein<br />
Gab es innerhalb des Unternehmens<br />
Kollegen/Freunde, mit denen Sie auch<br />
außerhalb der Arbeit etwas unternahmen<br />
58%<br />
9% 17%<br />
16%<br />
0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />
Gehöre ich hierher<br />
Verdichtung auf zwei Ausprägungen:<br />
Finden Sie, aufgrund der Ziele und der<br />
Unternehmenskultur, dass Ihre Arbeit wichtig<br />
war<br />
96%<br />
4%<br />
Waren Ihre Kollegen bestrebt, Arbeit von<br />
hoher Qualität zu leisten<br />
93%<br />
7%<br />
Zählten Ihre Ansichten, Meinungen und<br />
Vorstellungen<br />
74%<br />
26%<br />
Gab es innerhalb des Unternehmens<br />
Kollegen/Freunde, mit denen Sie auch<br />
außerhalb der Arbeit etwas unternahmen<br />
67%<br />
33%<br />
ja + eher ja<br />
nein + eher nein<br />
0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />
46
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
Gehöre ich hierher<br />
Durchschnittsergebnis:<br />
82%<br />
18%<br />
0%<br />
20%<br />
40%<br />
60%<br />
80%<br />
100%<br />
ja + eher ja<br />
nein + eher nein<br />
82% der Befragten hatten das Gefühl, im richtigen Unternehmen tätig zu<br />
sein, sprich dorthin zu gehören und folglich zu diesem Unternehmen und<br />
zu diesen Kollegen zu passen.<br />
18% der Interviewpartner konnten die Frage „Gehöre ich hierher“ nicht<br />
positiv beantworten.<br />
Sie verspürten ein entsprechend geringes Zugehörigkeitsgefühl und<br />
vertreten die Ansicht, dass ihre individuelle Arbeitsleistung<br />
geringgeschätzt wurde. Letzteres ergibt sich quantitativ aus der negativen<br />
Bewertung zur Wertschätzung der eigenen Meinungen (in fast einem<br />
Fünftel der Fälle) und qualitativ aus den detaillierten Erläuterungen bei<br />
den Interviews.<br />
47
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
5.5 Auswertung des „3. Lagers“<br />
Gemeinsames Vorankommen<br />
Die Ergebnisse bei vier Antwortmöglichkeiten<br />
Hatten Sie in Ihrer Tätigkeit die<br />
Einschätzung, dass Sie Neues lernten<br />
und sich weiterentwickelten<br />
72%<br />
19%<br />
7%<br />
2%<br />
Wurde periodisch mit Ihnen über die<br />
eigenen Fortschritte gesprochen (z.B.<br />
1xjährlich)<br />
40%<br />
8%<br />
17%<br />
35%<br />
ja<br />
eher ja<br />
eher nein<br />
nein<br />
0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />
Gemeinsames Vorankommen,<br />
Verdichtung auf zwei Ausprägungen:<br />
Hatten Sie in Ihrer Tätigkeit die Einschätzung,<br />
dass Sie Neues lernten und sich<br />
weiterentwickelten<br />
91%<br />
9%<br />
Wurde periodisch mit Ihnen über die eigenen<br />
Fortschritte gesprochen (z.B. 1xjährlich)<br />
48%<br />
52%<br />
ja + eher ja<br />
nein + eher nein<br />
0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />
48
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
Gemeinsames Vorankommen,<br />
Durchschnittsergebnis:<br />
70%<br />
30%<br />
0%<br />
20%<br />
40%<br />
60%<br />
80%<br />
100%<br />
ja + eher ja<br />
nein + eher nein<br />
70% der befragten Mitarbeiter hatten das Gefühl, gemeinsam mit dem<br />
Unternehmen voranzukommen, Neues zu lernen und sich<br />
weiterzuentwickeln. Bei einem ganzen Drittel (30%) hingegen mangelte<br />
es laut Ergebnissen an Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten. Dies hat<br />
diese Top-Leute in ihrer Entscheidung, das entsprechende Unternehmen<br />
zu verlassen, maßgeblich und ursächlich beeinflusst.<br />
49
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
5.6 Die „vier Lager“ im Überblick<br />
Die vier Lager im Überblick<br />
100%<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
8%<br />
8%<br />
12%<br />
72%<br />
13% 7%<br />
11%<br />
17%<br />
20%<br />
22%<br />
62%<br />
48%<br />
18%<br />
12%<br />
14%<br />
56%<br />
--<br />
-<br />
+<br />
++<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
1. Die Basis<br />
2. Der wahrgenommene, individuelle Beitrag<br />
3. Gehöre ich hierher<br />
4. Gemeinsames Vorankommen<br />
Die vier Lager im Überblick<br />
100%<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
16%<br />
84%<br />
30%<br />
70%<br />
18%<br />
82%<br />
30%<br />
70%<br />
--/-<br />
++/+<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
1. Die Basis<br />
2. Der wahrgenommene, individuelle Beitrag<br />
3. Gehöre ich hierher<br />
4. Gemeinsames Vorankommen<br />
50
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
Die Übersicht zeigt, dass die Probleme vor allem nach dem Basislager<br />
beginnen, und zwar hauptsächlich bei Lager 1 (der wahrgenommene,<br />
individuelle Beitrag), und ab Lager 3, dem letzten vor dem Gipfel<br />
(gemeinsames Vorankommen).<br />
Die Voraussetzungen für eine ausreichende Mitarbeiterzufriedenheit und<br />
somit fruchtbringende Zusammenarbeit sind in beiden Fällen zu<br />
mindestens 30% nicht gegeben.<br />
Berücksichtigt man bei der Bewertung von Lager 3, dass die<br />
Interviewpartner auf die Frage, ob sie bei ihrer Arbeit die Gelegenheit<br />
hatten, Neues zu lernen und sich weiterzuentwickeln zu über 90% mit „ja“<br />
geantwortet haben, obwohl sie größtenteils selbst dafür gesorgt hatten, so<br />
stellt sich das Lager 3, gemeinsames Vorankommen, als jenes Lager<br />
heraus, wo am meisten Aufholbedarf besteht. Dieses Ergebnis deckt<br />
sich mit den bereits klaren Studienaussagen, wonach mangelnde<br />
Aufstiegs- und Karrieremöglichkeiten und mangelnde<br />
Thematisierung der eigenen Fortschritte die Hauptgründe für den<br />
Arbeitswechsel darstellen.<br />
Bevor man jedoch mit Verbesserungen beim Lager 3 ansetzt, empfiehlt es<br />
sich, eventuelle Mängel des Basislagers zu beheben. Das bedeutet in<br />
erster Linie, das Aufgabenfeld eines jeden Mitarbeiters genau zu<br />
definieren und die entsprechenden Erwartungen seitens des<br />
Unternehmens bzw. der Führungskraft auch klar zu kommunizieren.<br />
Damit wird ein starker Grundsockel für die nachhaltige Zusammenarbeit<br />
gelegt.<br />
Beim Lager 1 (der wahrgenommene, individuelle Beitrag) geht es in<br />
Anwendung der gewonnen Erkenntnisse in erster Linie darum, dass<br />
Führungskräfte ihre Führungsaufgabe als solche wahrnehmen und die<br />
Mitarbeiter tatkräftig unterstützen und fördern. Auch Top-Leute, Manager<br />
und Führungskräfte sind Mitarbeiter, die es zu führen, zu unterstützen<br />
und zu fördern gilt. Anerkennung für gute Leistungen, sowie Interesse<br />
für diese herausragenden, tragenden Säulen eines Unternehmens<br />
spielen dabei eine bedeutende Rolle.<br />
82% der Befragten hatten laut Erkenntnissen das Gefühl, im richtigen<br />
Unternehmen tätig gewesen zu sein (Lager 2) und haben sich zugehörig<br />
51
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
gefühlt. In 18% der Fälle war ein fruchtbares Zugehörigkeitsgefühl nicht<br />
gegeben. Zwei Themen haben sich in diesem Bereich als die<br />
Hauptgründe dafür herausgestellt: Mangelnde soziale Bande im<br />
Unternehmen und mangelndes Gewicht eigener Ansichten und<br />
Meinungen. An diesen beiden Knackpunkten können Unternehmen<br />
ansetzen und beispielsweise gemeinsame Unternehmungen im<br />
Arbeitsumfeld fördern und Rituale verankern.<br />
Noch wichtiger jedoch ist es, die Ansichten und Vorstellungen<br />
kompetenter Mitarbeiter in wichtige geschäftliche Entscheidungen mit<br />
einzubeziehen und getroffene Entscheidungen, insbesondere wenn diese<br />
von Empfehlungen der Führungskraft abweichen, transparent<br />
nachvollziehbar zu machen.<br />
52
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
6. Warum es sich lohnt, kompetente Mitarbeiter<br />
an das eigene Unternehmen zu binden<br />
6.1 Erhalten und Ausbau von (Kern)Kompetenzen<br />
Betriebliche Kompetenzen sind letztlich immer bei Mitarbeitern verankert. Sie<br />
bringen einen Kompetenzschatz mit ins Unternehmen, entwickeln sich weiter,<br />
eignen sich neues notwendiges Wissen um ihren Aufgabenbereich und um das<br />
Unternehmen herum an.<br />
Verlassen fähige Mitarbeiter Unternehmen, verliert das Unternehmen<br />
zwangsläufig Kompetenzen, häufig geht mit diesen Mitarbeitern ein Bündel an<br />
schwer aufbaubaren zentralen Kompetenzen des Unternehmens mit:<br />
Kernkompetenzen.<br />
Dies mag zwar kurzfristig die Wettbewerbsposition eines Unternehmens nicht<br />
schwächen, aber mittelfristig wird die Schaffung, der Ausbau und die<br />
Weiterentwicklung von neuen Wettbewerbsvorteilen darunter sehr leiden.<br />
Die dahinter liegende Logik lässt sich auf das universelle Ursache-Wirkungs-<br />
Prinzip für Erfolg zurückführen. Kernkompetenzen, diese herausragenden<br />
Fähigkeiten, Ressourcen, Technologien und Prozesse, die ein ganz<br />
bestimmtes Unternehmen maßgeblich kennzeichnen, sind zwangsläufig in<br />
Mitarbeitern verankert. Die Kernkompetenzen sind der Motor, der es schafft,<br />
immer wieder neue Wettbewerbsvorteile zu generieren, sowohl über die<br />
Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen, als auch über das kreative<br />
Ersinnen und Schaffen neuer Prozesse, sowie über die emotionale Ebene:<br />
Beziehungen zu Kunden, Lieferanten, Partnern und anderen Mitarbeitern.<br />
Gerät dieser Kompetenzmotor durch das Ausscheiden von Top-Leuten ins<br />
Stottern, sinkt auch die Erfolgswahrscheinlichkeit des Unternehmens, denn nur<br />
wer konstant und kontinuierlich immer wieder neue Wettbewerbsvorteile<br />
schafft, erhöht die Erfolgswahrscheinlichkeit erheblich.<br />
53
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
Kompetenzabfluss gefährdet Wettbewerbsvorteile<br />
Erfolg<br />
Kern-<br />
Kompetenzen<br />
Wettbewerbsvorteile<br />
Verlust an<br />
Top-Leuten<br />
=<br />
Kompetenzabfluss<br />
Kompetenzabfluss<br />
=<br />
Gefährdung von<br />
Wettbewerbsvorteilen<br />
6.2 Zeit- und Kosteneinsparung, Auswirkungen auf die Ertragssituation<br />
Die Nachbesetzung freier Stellen ist meist mit einem erheblichen Zeit- und<br />
Kostenaufwand verbunden. Die neuen Stellen müssen ausgeschrieben und<br />
Bewerbungsgespräche geführt werden. Anschließend werden die neuen<br />
Personen ins Unternehmen und in ihr Tätigkeitsfeld eingeführt. Häufig dauert<br />
es viele Monate, bis der Nachfolger sich das Wissen seines Vorgängers<br />
angeeignet hat. Die mit der Personalauswahl und -einführung, sowie die mit<br />
dem anfänglich normalem Nachhinken der Leistung des neuen Mitarbeiters<br />
verbundenen Kosten sind häufig erheblich und überhaupt nicht genau<br />
messbar.<br />
Auch die mit der Nachbesetzung offener Stellen einhergehenden Risiken sind<br />
nicht zu unterschätzen. Fehlbesetzungen sind keine Ausnahme und der mit<br />
einer wiederholt durchzuführenden Personalsuche verbundene Zeitaufwand<br />
und die entsprechenden Kosten sind erheblich.<br />
Das Ausscheiden von Top-Leuten (bzw. von fähigen Mitarbeitern im<br />
allgemeinen) kann sich auch auf die Ertragssituation auswirken. Es hat sich<br />
54
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
nämlich gezeigt: Je zufriedener Mitarbeiter sind, desto engagierter sind sie<br />
und je engagierter, desto größer sind auch die positiven Auswirkungen auf die<br />
Ertragssituation.<br />
Ein ausgedehntes Forschungsprojekt der Psychonomics (*) und des Great<br />
Place to Work Institute Deutschland belegt nicht nur, dass der persönliche<br />
Einsatz der Mitarbeiter in außerordentlichem Maße von der erlebten<br />
Unternehmenskultur beeinflusst wird sondern auch, dass das<br />
Mitarbeiterengagement eng mit dem Unternehmenserfolg<br />
zusammenhängt. Unternehmen mit engagierteren Mitarbeitern sind aus<br />
ökonomischer Sicht signifikant häufiger erfolgreich als Unternehmen mit einem<br />
geringen Engagement der Mitarbeiter! Es lohnt sich auch aus diesem Grund, in<br />
die Zufriedenheit der Mitarbeiter jeglicher Hierarchiestufe zu investieren.<br />
Neben Zeitaufwand, Kosten, Kompetenzgefährdung und Ertragsrisiken sind<br />
beim Ausscheiden fähiger Mitarbeiter als weitere Gefahren auch eventuelle<br />
negative Auswirkungen auf die Beziehungsebene innerhalb des<br />
Unternehmens zu berücksichtigen.<br />
Zeit- und Kosteneinsparung sowie<br />
Auswirkungen auf die Ertragssituation<br />
Zeit- und Kostenaufwand<br />
Ausschreibung der<br />
freien Stelle<br />
Bewerbungsgespräche<br />
Einschulung<br />
Erheblicher Zeit- und Kostenaufwand+ anfängliches Nachhinken der Leistung<br />
Risiko von Fehlbesetzungen<br />
Auswirkungen<br />
Erheblicher<br />
auf die Ertragssituation<br />
Zeit- und Kostenaufwand<br />
+ anfängliches Nachhinken der Leistung<br />
Je zufriedener desto engagierter<br />
die Mitarbeiter,<br />
sind sie!<br />
Je engagierter<br />
die Mitarbeiter,<br />
desto erfolgreicher<br />
das Unternehmen<br />
Forschungsprojekt der Psychonomics und des Great Place to Work Institute<br />
(*) Die Psychonomics AG ist ein international tätiges Institut für Marktforschung, Organisationsforschung<br />
und Beratung mit Hauptsitz in Köln.<br />
55
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
6.3 Die Unternehmenskultur<br />
Zusätzlich zum Zeit- und Kostenaufwand hat das Ausscheiden von verdienten<br />
Mitarbeitern des Unternehmens und der Einstieg neuer Personen stets<br />
Auswirkungen auf die Unternehmenskultur und auf das „betriebliche“ System<br />
als Gesamtheit zur Folge.<br />
Um erfolgreich zu sein, ist sozusagen nicht nur ein funktionierender „Körper“,<br />
sondern auch eine intakte „Seele“ erforderlich.<br />
„Mens sana in corpore sano“<br />
Ein guter Geist in einem guten Körper<br />
KÖRPER<br />
= Produktion, Gebäude, Logistik, Beschaffung,<br />
Organisation, Verwaltung.<br />
DER GUTE GEIST<br />
= intakte Seele,<br />
das Wesen des Unternehmens:<br />
Motivation, Zufriedenheit, Spaß, Freude, Identifikation mit dem<br />
Unternehmen, Verhaltensweisen, Werte.<br />
Den Körper stellen die Produktionsanlagen, die Logistik, die Beschaffung, die<br />
Organisation, die Verwaltung, kurz materielle Dinge, Gebäude und Anlagen<br />
dar. Die Seele hingegen ist der Geist des Unternehmens und zeigt sich in der<br />
Motivation, der Leistungsfähigkeit und der Zufriedenheit der Mitarbeiter, sowie<br />
im Spaß an der Arbeit.<br />
56
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
Jill Schmelcher, Autorin und Unternehmensberaterin bei <strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>.,<br />
definiert die Unternehmenskultur als die „Summe aller<br />
Selbstverständlichkeiten im Unternehmen“. Deren Basis sind die Werte; sie<br />
drücken sich im Umgang miteinander, sowie mit den Kunden und Partnern aus<br />
und bieten Verhaltensorientierung.<br />
Unternehmenskultur<br />
Unternehmensstrategie<br />
Was<br />
<br />
<br />
<br />
Materielle Ebene<br />
Zahlen, Werte, Zeit, Inhaltsebene<br />
Eher rationale Entscheidungen<br />
Sichtbar<br />
Wie<br />
Unternehmenskultur<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Immaterielle Ebene<br />
Werte, Regeln, Beziehungsebene<br />
Eher emotionale Entscheidungen<br />
Unsichtbar<br />
Das Wesen des Unternehmens<br />
Unternehmenskultur ist die Summe der „Selbstverständlichkeiten“ in<br />
einem Unternehmen.<br />
Während die Strategie den Weg festlegt, der beschritten werden soll, also das<br />
Was, beschreibt die Unternehmenskultur die Art und Weise, also WIE man<br />
diesen Weg geht.<br />
57
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
Strategie und Unternehmenskultur<br />
Gehen wir den<br />
richtigen Weg<br />
WAS für einen Weg<br />
gehen wir<br />
Unternehmensstrategie<br />
Unternehmenskultur<br />
Gehen wir den<br />
Weg richtig<br />
WIE gehen wir<br />
diesen Weg<br />
Unternehmensstrategie und Unternehmenskultur stehen in einer<br />
gegenseitigen Wechselwirkung zueinander.<br />
Führungskräfte sind Kulturträger und beeinflussen die Unternehmenskultur<br />
und die gelebten Werte maßgeblich.<br />
Die im Jahr 2008 von <strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. durchgeführte Studie der Top100<br />
Unternehmen in Südtirol hat ergeben, dass rund 80% der Befragten<br />
„Unternehmens-Werte“ als einen der drei Hauptfaktoren für ihren<br />
bisherigen Unternehmenserfolg nennen: dies unterstreicht die<br />
Bedeutsamkeit von gelebten Werten im Unternehmen deutlich.<br />
Scheiden kompetente Führungskräfte aus dem Unternehmen aus, so verlieren<br />
Unternehmen meist nicht nur „tragende fachliche Säulen“ sondern auch ein<br />
Stück weit, etwas von ihrer Unternehmenskultur.<br />
58
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
Führungskräfte sind Kulturträger<br />
80% der interviewten Unternehmen<br />
nennen Werte als einen der drei<br />
Hauptfaktoren für ihren bisherigen<br />
Unternehmenserfolg!<br />
Erkenntnis der im Jahr 2008 von <strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> durchgeführten<br />
„Studie zu den subjektiven Erfolgsfaktoren der Top 100 Unternehmen<br />
in Südtirol“.<br />
Führungskräfte sind Kulturträger!<br />
Nach dem Austritt von Führungskräften entsteht oft ein Führungsvakuum<br />
und es mangelt an Orientierung. Das System muss sich erst wieder stabilisieren.<br />
Auch aus systemischer Sicht ist klar, dass der Wechsel von im Unternehmen<br />
führenden Personen Auswirkungen auf das gesamte Unternehmen hat.<br />
Nach dem Austritt einer Führungskraft entsteht häufig ein Führungsvakuum<br />
und es mangelt an Orientierung. Das System, unabhängig davon, ob es sich<br />
um das Unternehmen als Ganzes oder um Abteilungen oder Teams handelt,<br />
wird „neu aufgemischt“ und muss sich erst wieder stabilisieren. Mit einer Zeit<br />
der Unsicherheit, Desorientierung und auch mit<br />
Entscheidungsschwierigkeiten muss in diesem Fall gerechnet werden.<br />
6.4 Das Image des Unternehmens und dessen Attraktivität am Arbeitsmarkt<br />
Die Befriedigung und die Motivation, die aus der eigenen Tätigkeit geschöpft<br />
werden, sowie die Unternehmenskultur und die Art des Umgangs miteinander<br />
beeinflussen das Wohlbefinden und die Zufriedenheit des Mitarbeiters. Dies<br />
wird unweigerlich auch in der Kommunikation nach außen spürbar. Das<br />
Ausmaß der Mitarbeiterzufriedenheit wirkt sich demnach auch auf das Image<br />
des Unternehmens aus und hat somit Einfluss darauf, inwieweit das<br />
Unternehmen für neue, leistungsbereite und engagierte Mitarbeiter als<br />
59
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
potentieller Arbeitgeber attraktiv ist. Denjenigen Unternehmen, die einen guten<br />
Ruf als Arbeitgeber genießen, gelingt es meist, kompetente Mitarbeiter für sich<br />
zu gewinnen, während unattraktive Unternehmen den Kampf um die besten<br />
Köpfe verlieren. Jede Führungskraft, so wie jeder Mitarbeiter, ist ein<br />
Botschafter des Unternehmens und trägt sehr zum positiven oder negativen<br />
Image des Arbeitgebers bei. Scheiden Führungskräfte „im Streit“ aus, bzw.<br />
halten sie auch nur nach einem gemäß ihrer Vorstellungen „attraktiveren“<br />
Arbeitsplatz Ausschau, beeinträchtigen sie potentiell das Image des<br />
Unternehmens als attraktiven Arbeitgeber.<br />
Recht brauchbare Indikatoren für die Attraktivität eines Unternehmens stellen<br />
die Güte und die Anzahl von Initiativbewerbungen dar. Wie viele wirklich<br />
gute Initiativbewerbungen erhält das Unternehmen Ist es notwendig, Inserate<br />
zu schalten oder eine Personalagentur zu beauftragen, wenn neue Mitarbeiter<br />
gesucht werden oder reicht es, auf die erhaltenen Initiativbewerbungen<br />
zurückzugreifen<br />
Image und Attraktivität des Unternehmens<br />
Jeder Mitarbeiter ist ein<br />
Botschafter des<br />
Unternehmens.<br />
Mitarbeiterzufriedenheit und die Kommunikation nach außen<br />
… der gute Ruf als Arbeitgeber …<br />
Inwieweit ist das Unternehmen für neue, leistungsbereite und engagierte Mitarbeiter als<br />
Arbeitgeber attraktiv Möglicher Indikator: Anzahl der Initiativbewerbungen.<br />
60
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
7. Konkrete Handlungsmöglichkeiten für Südtirols Unternehmen,<br />
um für Top-Leute dauerhaft attraktiv zu sein<br />
Aus den Erkenntnissen der Studie „Warum Top-Leute Unternehmen verlassen“<br />
können konkrete Handlungsmöglichkeiten abgeleitet werden, die es ermöglichen,<br />
kompetente Mitarbeiter besser an das Unternehmen zu binden und für Top-Leute,<br />
die Lust auf Leistung haben und sich engagieren möchten, attraktiv zu sein.<br />
7.1 Die Auswahl der richtigen Mitarbeiter<br />
Wählen Sie die richtigen Mitarbeiter aus!<br />
Achten Sie darauf, dass „die Neuen“ in Ihre Unternehmenskultur passen.<br />
Überprüfen Sie im Vorfeld, ob die persönlichen Werte des Kandidaten jene<br />
Ihres Unternehmens widerspiegeln. Es müssen nicht alle Werte identisch sein.<br />
Gibt es jedoch Werte, die im Gegensatz zueinander stehen, so sind<br />
Unstimmigkeiten und Wertekonflikte vorprogrammiert. Ein langfristiges<br />
Arbeitsverhältnis ist unter diesen Bedingungen unwahrscheinlich und die<br />
Kündigung von einem der beiden Seiten meist nur eine Frage der Zeit. Werte<br />
und Einstellungen sind sicherlich zum Teil veränderbar, allerdings ist dies<br />
unglaublich schwierig! Dabei sei die Frage angemerkt, ob dies überhaupt die<br />
Aufgabe eines Unternehmens ist und sein kann!<br />
Achten Sie darauf, dass sich die Mitarbeiterauswahl an den Talenten orientiert<br />
und Sie Aufgabenfelder mit Personen besetzen, die über dafür geeignete<br />
Begabungen verfügen (siehe Punkt 7.2).<br />
Natürlich spielen auch Wissen, Fertigkeiten und Kenntnisse eine Rolle.<br />
Fertigkeiten betreffen das Wie. Es handelt sich um die Durchführungstechnik.<br />
Wissen ist hingegen die Summe all dessen, was dem Menschen bewusst ist<br />
und lässt sich in Fakten- und Erfahrungswissen unterscheiden. Während<br />
Faktenwissen alles umfasst, was man aktiv gelernt hat; beruht das<br />
Erfahrungswissen auf den eigenen Erfahrungen der Vergangenheit. Blickt man<br />
auf diese zurück und bezieht sie bewertend ein, werden komplexe<br />
Zusammenhänge erkennbar und es werden zusätzliche Erkenntnisse jenseits<br />
des faktischen Wissens dazugewonnen. Das Erfahrungswissen ist<br />
dementsprechend weniger fassbar und schwerer zu vermitteln als das<br />
Faktenwissen.<br />
An Kompetenzen, Fertigkeiten und Wissen kann man feilen. Ein Neuling, z. B.<br />
ein Ingenieur, der die notwendigen Fertigkeiten (z.B. für ein Seilbahnprojekt)<br />
61
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
nicht mitbringt, kann sie erwerben. Talente und Begabungen sind jedoch<br />
nicht übertragbar; man kann sie nicht lehren. Wählen Sie Personen mit den<br />
falschen Begabungen aus, führen auch die besten Entwicklungsprogramme<br />
nicht zu den gewünschten Leistungen.<br />
Orientierung an Talenten<br />
Motivationale<br />
Talente<br />
Kognitive<br />
Talente<br />
Beziehungstalente<br />
• Leistungsdrang<br />
• Bewegungsdrang<br />
• Wettbewerbsdrang<br />
• Ausdauer<br />
• Geltungsdrang<br />
• Kompetenzstreben<br />
• Dienfreude<br />
• Zielorientierung<br />
• Disziplin<br />
• Organisationstalent<br />
• Verantwortungsdenken<br />
• Leistungsorientierung<br />
• Strategisches Denken<br />
• Kreativität<br />
• „Eisbrecher“-Talent<br />
• Empathie<br />
• Kontaktfähigkeit<br />
• Multikontaktfähigkeit<br />
• Positivität<br />
• Teamfähigkeit<br />
• Führungsgabe<br />
Beziehen Sie auch die Motivations- und Antriebsstruktur eines Menschen<br />
bei der Mitarbeiterauswahl mit ein! Was will eine Person wirklich, was<br />
motiviert sie, treibt sie an und lässt sie eine befriedigende Gefühlstiefe<br />
empfinden Der US-Psychologe und Motivationsforscher Professor Steven<br />
Reiss hat 16 Lebensmotive identifiziert, auf die die menschlichen<br />
Verhaltensweisen zurückzuführen sind. Er entwickelte ein einfach<br />
anzuwendendes psychologisches Testverfahren, das die stabilen<br />
intrinsischen Werte, Ziele und Motive einer Person ermittelt und aufzeigt,<br />
welche dauerhaften individuellen Motive und Werte das Handeln eines<br />
Menschen von innen her (emotional) bestimmen.<br />
Ausschlaggebend für Leistung und Erfolg ist die Übereinstimmung<br />
zwischen der Motivausprägung und der Möglichkeit, diese auszuleben.<br />
Das persönliche Motivprofil und die motivationalen Anforderungen eines<br />
62
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
Berufes bzw. einer Position sollten demnach idealerweise übereinstimmen.<br />
Der Ansatz von Professor Steven Reiss beruht auf einer wissenschaftlichen<br />
Theorie, welche die Ansätze von Gordon Allport und Abraham Maslow mit<br />
einbezieht und weiterentwickelt, und zwar auf der Grundlage von Studien mit<br />
weltweit über 10.000 Befragten.<br />
Das Reiss Profil<br />
Beispiel Reiss Profil<br />
Menschen, die ihre individuellen<br />
Antriebe erkennen und nutzen, können<br />
ihre Leistung voll entfalten und daher<br />
dauerhaft leistungsfähig sein.<br />
Ausschlaggebend für Leistung und<br />
Erfolg ist die Übereinstimmung<br />
zwischen der Motivausprägung und<br />
der Möglichkeit, diese auszuleben.<br />
Die Reiss-Profile werden u.a. in der<br />
Personalentwicklung erfolgreich<br />
eingesetzt.<br />
7.2 Die richtige Positionierung der Mitarbeiter<br />
7.2.1 Verknüpfung von Talenten und Aufgaben<br />
Die Menschen sind weniger veränderbar, als wir glauben. Positionieren<br />
Sie Ihre Mitarbeiter richtig und berücksichtigen Sie dabei in erster Linie<br />
deren Talente!<br />
Talente sind wiederkehrende Denk-, Gefühls- oder<br />
Verhaltensmuster, die sich produktiv einsetzen lassen. Sie liegen in<br />
dem, was man gerne und häufig, also gewohnheitsmäßig, tut. Jeder<br />
besitzt einen mentalen Filter, ein Wahrnehmungssieb, mit dem er die<br />
63
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
Welt, auch entsprechend dieser seiner Muster, durchkämmt. Fertigkeiten<br />
und Kenntnisse sind vermittelbar, Begabungen hingegen nicht. Man<br />
kann sie nur entdecken, nutzbar machen und kultivieren.<br />
Konzentrieren Sie sich gezielt und systematisch auf die spezifischen<br />
Begabungen ihrer Mitarbeiter und tun Sie alles, um diese Talente zum<br />
Vorschein zu bringen und zu fördern. Die Hauptaufgabe von<br />
Führungskräften ist es in diesem Sinne, das Beste aus den<br />
Mitarbeitern herauszuholen, was in ihnen steckt.<br />
Der Schlüssel zur individuellen Spitzenleistung besteht darin,<br />
individuelle Talente mit dem richtigen Aufgabenfeld optimal zu<br />
vereinen. In der richtigen Rolle ist jeder Mitarbeiter etwas Besonderes<br />
und zu außergewöhnlichen Leistungen fähig. Freude am Tun, Motivation<br />
und Erfolg sind die natürliche Folge.<br />
7.2.2 Klare Verantwortungsbereiche und Aufgabendefinitionen<br />
Sorgen Sie dafür, dass die Aufgaben für jede zu besetzende Stelle<br />
genau definiert sind und dass der Verantwortungsbereich klar<br />
abgesteckt ist. Zu diesem Zwecke bieten sich Stellenbeschreibungen<br />
an, welche die Arbeitsstelle hinsichtlich ihrer Arbeitsziele, Aufgaben,<br />
Kompetenzen und Beziehungen zu anderen Stellen beschreiben.<br />
Beziehen Sie den Stelleninhaber bei der Erstellung der<br />
Stellenbeschreibung mit ein; dies erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass<br />
dieser die Arbeitsstelle motiviert auszufüllen kann. Halten Sie die<br />
Stellenbeschreibungen flexibel und ermöglichen Sie damit eine<br />
Abänderung oder Erweiterung der Aufgaben durch Tätigkeiten, die dem<br />
Stellenzweck dienlich sind.<br />
Wichtig ist auch, dass der Verantwortungsbereich im Unternehmen<br />
transparent kommuniziert wird. Dies stellt sicher, dass der Mitarbeiter<br />
weiß, was von ihm erwartet wird und dass er seinen Platz auch<br />
einnehmen kann. Gibt es hingegen Grauzonen hinsichtlich der an den<br />
Verantwortlichen gestellten Erwartungen, so beeinträchtigt dies die<br />
Zielbestimmung und Zielfokussierung nachhaltig!<br />
64
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
Die Stellenbeschreibung, Strukturvorschlag:<br />
Stellenbeschreibung<br />
Offizielle Rolle<br />
Direkter Ansprechpartner<br />
Beschreibung der Aufgaben<br />
Verantwortungsbereiche<br />
Quantitative Ziele<br />
Qualitative Ziele<br />
Aktualisiert am<br />
………………………………………….<br />
………………………………………….<br />
………………………………………….<br />
………………………………………….<br />
………………………………………….<br />
………………………………………….<br />
………………………………………….<br />
7.3 Handlungs-, Gestaltungs- und Entscheidungsspielraum<br />
Gestehen Sie verantwortungsbewussten Mitarbeitern, die unternehmerisch<br />
denken und handeln, einen ausgedehnten Handlungs-, Gestaltungs- und<br />
Entscheidungsraum zu! Eigenverantwortliche und selbstbestimmte Menschen<br />
brauchen die Möglichkeit zur Selbstverwirklichung im Rahmen der und<br />
durch die Arbeit, um das Beste geben zu können und um auf Dauer motiviert<br />
zu sein.<br />
Motivation kann dann einstehen, wenn sie einen Problemlösungsprozess von<br />
Anfang bis zum Ende verfolgen:<br />
• von der Erkennung des Problems über<br />
• die Lösungssuche und<br />
• Umsetzung bis hin zum<br />
• Abgleich (der Beschau) des erzielten Resultats.<br />
Damit dieses allgemeingültige Prinzip auch im beruflichen Umfeld zum Tragen<br />
kommen kann, sind folgende Voraussetzungen zu erfüllen:<br />
65
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
• Der Verantwortungsbereich muss klar abgesteckt und der Rahmen,<br />
innerhalb dem sich die Führungskraft bewegen darf, muss ebenfalls klar<br />
definiert sein.<br />
• Die notwendige Grundkompetenz auf fachlicher Ebene und auf<br />
„Führungsebene“ muss vorhanden sein. Beide Ebenen, Führung und<br />
Management, werden von Talent und kontinuierlichem Training<br />
beeinflusst, weshalb gezielte, talentkonforme Projektbeauftragungen und<br />
Schulungen anzustoßen sind.<br />
• Die Grundlage bilden dabei klar definierte und strategiekonforme<br />
Zielvereinbarungen.<br />
• Auch wenn die Führungskraft frei wählen kann, wie sie die definierten<br />
Ziele erreicht, so gelten auf der Ebene des Unternehmens die<br />
vereinbarten Werte als strikter Verhaltensrahmen.<br />
• Die Führungskraft berichtet periodisch und in der definierten Form über<br />
den Stand der Projekte und Tätigkeiten; die Zielerreichung wird periodisch<br />
überprüft.<br />
Erwägen Sie die Einbeziehung Ihrer Top-Leute in den Strategieentwicklungsprozess.<br />
Dies bringt folgende Vorteile mit sich:<br />
• Das Wissen zusätzlicher Mitarbeiter und somit mehr Detailwissen fließt in<br />
den Strategieentwicklungsprozess ein.<br />
• Die Möglichkeit, sich maßgeblich an der strategischen Ausrichtung und an<br />
der Gestaltung der Zukunft des Unternehmens beteiligen zu können, wirkt<br />
sich positiv auf die Motivation aus.<br />
• Die Verantwortungsübernahme der Mitarbeiter wird gefördert.<br />
• Der Strategieentwicklungsprozess bietet die Möglichkeit, die<br />
Führungskräfte von morgen zu testen.<br />
• Der Strategieentwicklungsprozess trägt maßgeblich zur<br />
Kompetenzentwicklung aller Beteiligten bei.<br />
66
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
Mitarbeitereinbindung in den Prozess<br />
der Strategieentwicklung und -umsetzung<br />
<br />
1 2 3 4 5<br />
Klärung der Vision<br />
und Strategie<br />
STRATEGIE-CHECK<br />
<br />
Definition der<br />
Strategische Ziele /<br />
Verknüpfung in den<br />
Perspektiven:<br />
Bestimmung<br />
Messgrößen<br />
Abstimmung<br />
Zielwerte<br />
Selektion<br />
Maßnahmen<br />
Wo wollen wir<br />
hin<br />
• Markt / Kunde<br />
• Prozesse<br />
• Mitarbeiter /<br />
Führung<br />
• Finanzen<br />
„Was man<br />
nicht messen<br />
kann, kann<br />
man nicht<br />
steuern!“<br />
„Was<br />
gemessen<br />
wird, wird<br />
erreicht!“<br />
„Von der<br />
Strategie zur<br />
erfolgreichen<br />
Umsetzung!“<br />
Mitarbeiter<br />
Strategische<br />
Stoßrichtungen<br />
Strategische<br />
Ziele<br />
Messgrößen<br />
Zielwerte<br />
Strategische<br />
Umsetzung<br />
7.4 Klare und transparente Entscheidungen, Partizipation<br />
Kommunizieren Sie Ihre Entscheidungen und den Weg dorthin transparent.<br />
Lassen Sie wertvolle Ideen und Ansichten Ihrer Mitarbeiter bei der<br />
Entscheidungsfindung mit einfließen und nutzen Sie hierbei die Chance,<br />
eventuelle Kompetenzlücken (eigene oder Dritte) zu erkennen, um diesen<br />
gezielt entgegenzuwirken. Wertschätzen Sie gute Ideen und Ansichten und<br />
die Bereitschaft, sich einzusetzen und Verantwortung zu übernehmen.<br />
Keine Lippenbekenntnisse! Lassen Sie Führungskräfte, im Rahmen des<br />
Vertretbaren, ihre eigenen Fehler machen und analysieren Sie diese in<br />
professionell geführten Entwicklungsgesprächen, um deren Kompetenz zu<br />
steigern.<br />
Kommunizieren sie in jedem Fall Entscheidungen so, dass sie<br />
nachvollziehbar sind und beantworten sie somit vorrangig die Gründe einer<br />
bestimmten Entscheidung; beantworten Sie das „Warum“. Dies wirkt gerade bei<br />
schwierigen Entscheidungen möglicher Demotivation von Mitarbeitern<br />
entgegen. Was verständlich ist, kann rational verarbeitet werden, was nicht<br />
67
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
nachvollziehbar ist, wird zwangsläufig interpretiert und möglicherweise<br />
emotional aufgeladen.<br />
7.5 Wirksame und wertschätzende Kommunikation<br />
Führung heißt Gespräche führen! Die Kommunikationsfähigkeit ist eine der<br />
grundlegenden Führungsfähigkeiten. Die meiste Zeit Ihrer Arbeit als<br />
Führungskraft verbringen Sie damit, zu kommunizieren. Die Effektivität und<br />
Effizienz der Kommunikation (das Richtige in der richtigen Art und Weise zu<br />
kommunizieren) hängt stark von der Kommunikationsfähigkeit der<br />
Führungskräfte im Unternehmen ab.<br />
Der erste Schritt ist, sich bewusst zu sein, dass Kommunikation zunächst eine<br />
Frage des Zuhörens ist. Zuhören ist mehr, als verstehen, was der andere sagt.<br />
Zuhören heißt, sich auf den anderen einstellen und verstehen, was er meint.<br />
Der Kommunikationskreislauf<br />
Das Sender-Empfänger-Prinzip<br />
Reize/Stimulus<br />
Sender<br />
• Wer<br />
• sagt Was<br />
• auf welchem Weg<br />
• zu Wem<br />
• mit welcher Wirkung<br />
Empfänger<br />
• Wer hört was<br />
• In welchem Kontext<br />
• Mit welcher Einstellung<br />
• Mit welcher Erfahrung<br />
Reaktion<br />
68
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
Eine weitere Basis für eine effektive Kommunikation ist das sog. „Aktive<br />
Zuhören“. Aktives Zuhören bedeutet, das zu hören, was der andere sagt, ohne<br />
zu interpretieren oder das Gehörte mit eigenen Gedanken zu überlagern.<br />
Wie kann aktives Zuhören ablaufen<br />
• Statements: die Gefühle des Gesprächspartners ansprechen und zeigen,<br />
dass man sie wahrgenommen hat (die Zwischentöne erkennen);<br />
• Spiegeln: das in Worte fassen, was der Gesprächspartner gesagt hat, um<br />
sich zu vergewissern, dass die Botschaft richtig verstanden wurde;<br />
• Signale des Zuhörens: verbal: „Hm, …“; non-verbal: Gestik, Mimik, um<br />
die Empfangsbereitschaft zu signalisieren, ohne zu bewerten;<br />
• Vertiefende Fragen: nachfragen statt interpretieren (sog. „W-Fragen“).<br />
Die Feedbacktechnik ist ebenfalls eine Methode, die zur Ausgestaltung einer<br />
Beziehung zwischen Führungskräften und Mitarbeitern unerlässlich ist. Sie<br />
ermöglicht es dem Kollegen, Rückmeldungen konstruktiv und in annehmbarer<br />
Weise anzubieten. Regelmäßige Rückmeldungen an die eigenen Mitarbeiter<br />
zu geben, ist wesentlicher Bestandteil der Arbeit von Führungskräften.<br />
Wir haben alle einen bestimmten Eindruck von anderen Menschen. Dieser<br />
Eindruck wird den anderen jedoch nur selten zur Verfügung gestellt, vor allem,<br />
wenn uns etwas am Verhalten des anderen stört; im Falle von Konfliktpotenzial.<br />
Durch das gezielte Einsetzen von Feedback können Lern- bzw.<br />
Entwicklungsmöglichkeiten aufgezeigt werden, die sich aus der<br />
unterschiedlichen Betrachtung von Selbst-und Fremdbild ergeben.<br />
Damit der Feedbackempfänger mit Feedback richtig umgehen kann und dieses<br />
weder verletzend wahrgenommen noch oberflächlich wirkt, sollte es der<br />
Feedbackgeber in der „Ich-Form“ wie folgt formulieren:<br />
• Was habe ich selbst gehört oder gesehen (eigene Wahrnehmung)<br />
• Was deute ich daraus (eigene Interpretation)<br />
• Wie wirkt das auf mich (eigenes Gefühl)<br />
• Was wünsche ich mir stattdessen (Appell)<br />
Die „Ich-Formulierung“ eignet sich allgemein als eine Kommunikationsform für<br />
die Vermittlung von Meinungen und Standpunkten. Sie macht klar, dass es sich<br />
um eine subjektive Einschätzung handelt und kein allgemeingültiges Urteil<br />
darstellt.<br />
69
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
Jeder Feedbackempfänger entscheidet nach Erhalt eines Feedbacks darüber,<br />
ob er die Wirkung, die er erzielt hat, beibehalten oder verändern möchte.<br />
• Er hört zu,<br />
• fragt gegebenenfalls nach,<br />
• rechtfertigt sich nicht,<br />
• entscheidet selbst, ob er sich verändern möchte.<br />
Weitere Kommunikationsmethoden oder –techniken, die für den Führungsalltag<br />
relevant sein können, auf die wir an dieser Stelle jedoch nicht näher eingehen,<br />
sind z.B.:<br />
• das 4-Ohren-Modell (Schulz von Thun),<br />
• die Transaktionsanalyse (Eric Berne),<br />
• das Riemann-Kreuz.<br />
7.6 Gezielte Karriere- und Entwicklungsplanung<br />
Stellen sie sicher, dass Ihre Mitarbeiter und Verantwortungsträger möglichst<br />
mehrschichtige Perspektiven und Entwicklungsmöglichkeiten im<br />
Unternehmen haben und ermöglichen Sie eine persönliche und professionelle<br />
Weiterentwicklung. Verankern Sie in Ihrem Unternehmen eine strukturierte<br />
Mitarbeiter- und Kompetenzentwicklungsstrategie; führen Sie mindestens<br />
ein Mal jährlich ein strukturiertes Mitarbeitergespräch und trennen Sie das<br />
Entwicklungs- zeitlich vom Gehaltsgespräch. Bereiten Sie sich gut vor und<br />
planen Sie genügend Zeit ein. Definieren Sie den Zeitpunkt, die<br />
Gesprächspunkte, die Abfolge und teilen Sie Ihrem Gesprächspartner diese<br />
Tagesordnung transparent und mit genügend Vorlaufzeit mit. Auch er sollte die<br />
Möglichkeit haben, sich vorzubereiten.<br />
Sollten Sie Fragebögen einsetzen, so besprechen Sie die Inhalte unbedingt<br />
mündlich. Ein Fragebogen kann kein professionelles Mitarbeitergespräch<br />
ersetzen und nur unterstützend eingesetzt werden.<br />
Folgende Themen können Inhalte eines Entwicklungsgesprächs mit einer<br />
Führungskraft sein:<br />
• Reflexion des seit dem letzten Gespräch (Jahr, Semester, Quartal)<br />
abgelaufenen Zeitraums: In welchem Umfang wurden die vereinbarten<br />
Ziele erreicht und was waren die wesentlichen Gründe für die Erreichung<br />
bzw. für die Nichterreichung<br />
• Definition der sich daraus ergebenden Konsequenzen;<br />
70
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
• Thematisierung der Entwicklungsperspektiven und der Möglichkeiten der<br />
beruflichen Weiterentwicklung hinsichtlich Fach- und Führungslaufbahn;<br />
• Analyse der für die Zielerreichung notwendigen Kompetenzen und<br />
gezielte Planung des Kompetenzaufbaus bzw. Definition der notwendigen<br />
Maßnahmen (z. B. Kurse, Seminare, gezielte Projekte, Training, Job-<br />
Rotation, Coaching, Auslandsaufenthalte) zur Erreichung der anvisierten<br />
Ziele;<br />
• Formulierung und Vereinbarung neuer Ziele, sowohl quantitativer Art<br />
(Ergebnis nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten) als auch qualitativer<br />
Natur (Kompetenzen, aber auch Verhaltensweisen und Werte).<br />
Inhalte eines Entwicklungsgesprächs, Beispiel:<br />
Ausmaß der Zielerreichung 2009,<br />
Analyse der Gründe<br />
Entwicklungsgespräch<br />
Definition der Konsequenzen Konsequenzen 2010<br />
Thematisierung der<br />
Entwicklungsperspektiven hinsichtlich<br />
Fach- und Führungslaufbahn<br />
Fach- und Führungslaufbahn 2010<br />
Analyse der für die Zukunft notwendigen<br />
Kompetenzen<br />
Kompetenzaufbauplan 2010<br />
Formulierung und Vereinbarung<br />
neuer Ziele<br />
• Quantitative Ziele 2010<br />
• Qualitative Ziele 2010<br />
Das Ergebnis eines Entwicklungsgesprächs müssen konkrete und<br />
verbindliche Entwicklungs- und Zielvereinbarungen sein, denen<br />
Handlungen folgen. Klare Zielvereinbarungen sind für eine gute Führung von<br />
Führungskräften und Top-Leuten unerlässlich. Sie sind das Instrument, die<br />
Unternehmensziele über Bereichs-, Abteilungs-, Teamziele und auf jeden<br />
einzelnen Mitarbeiter zu übertragen. Sie beschreiben den zu erreichenden<br />
71
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
Zustand mit klaren, messbaren Leistungsparametern, d.h. sie erfüllen die 3<br />
„M’s“: machbar, messbar, motivierend.<br />
Führen mit Zielen setzt hohe Ansprüche an die Führungskraft, denn die<br />
Ergebnisse müssen systematisch evaluiert, der Grad der Zielerreichung<br />
bestimmt, die Qualität der Leistung beurteilt werden und das Ganze soll dabei<br />
motivierend für den Mitarbeiter sein.<br />
Durch die sog. SMART-Regel kann die Qualität einer Zielvereinbarung sehr<br />
anschaulich überprüft werden.<br />
Die SMART-Regel<br />
als Checkliste für erfolgreiche Zielvereinbarungen<br />
Die SMART-Regel<br />
Strategic<br />
(strategisch)<br />
Measurable<br />
(messbar)<br />
Attainable<br />
(erreichbar und selbst beeinflussbar)<br />
Realistic<br />
(realistisch aber herausfordernd)<br />
Timebased<br />
(klarer zeitlicher Rahmen mit Meilensteinen)<br />
Die folgende Grafik zeigt die einzelnen Schritte des Zielvereinbarungsprozesses<br />
von der Vorbereitung bis zur Ergebnisbewertung auf.<br />
72
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
Der Zielvereinbarungsprozess<br />
Vorbereitung<br />
Zielvereinbarungsgespräch<br />
Umsetzungsprozess<br />
Ergebnisbewertung<br />
(eigenes Gespräch oder<br />
Teil des<br />
Mitarbeitergesprächs)<br />
• Übergeordnete,<br />
strategische Ziele<br />
sind die Basis<br />
• Analyse von Zahlen,<br />
Daten, Fakten,<br />
Rahmenbedingungen<br />
• Delta ermitteln<br />
(quantitative und<br />
qualitative Themen)<br />
• Zielvorschläge<br />
erarbeiten und zum<br />
Zielvereinbarungsgespräch<br />
mitbringen<br />
• Was genau ist das<br />
Ziel<br />
• Wie sind die<br />
Aktivitäten<br />
• Bis wann erfolgen<br />
die Umsetzungsschritte<br />
• Woran messe ich<br />
den Zielerreichungsgrad<br />
• Ist zwischen den<br />
Beteiligten Konsens<br />
geschaffen<br />
• Fördern die Ziele die<br />
Motivation der<br />
Beteiligten (klarer<br />
Nutzen erkennbar)<br />
• Sind die Zielerreichungskriterien/<br />
Meilensteine<br />
erfolgreich<br />
• Wie erfolgt der<br />
regelmäßige<br />
Zwischencheck<br />
• Wenn Korrekturmaßnahmen/Änderu<br />
ngen erforderlich<br />
sind, müssen sie in<br />
die ZV integriert<br />
werden (Anpassungsprozess)<br />
• Arbeiten mit der ZV<br />
im Alltag als Teil der<br />
Führungsaufgabe<br />
• Soll -/Ist-Vergleich<br />
über gesteckte und<br />
erreichte Ziele<br />
• Gibt es Konsens<br />
über den<br />
Zielerreichungsgrad<br />
• Abweichungsanalyse/<br />
Ursachenanalyse<br />
• Erkenntnis für neue<br />
Zielvereinbarung<br />
nutzen (Lernprozess)<br />
• Leistungsanerkennung<br />
Verschriftlichen Sie die Gesprächsinhalte und planen Sie die einzelnen<br />
Entwicklungsschritte. Damit stellen Sie einen gezielten und systematischen<br />
Kompetenzaufbau Ihrer Mitarbeiter unter Berücksichtigung von deren Stärken<br />
und Talenten sicher.<br />
„Umgeben Sie sich mit Riesen und Sie werden ein Unternehmen von Riesen<br />
schaffen. Umgeben Sie sich mit Zwergen, wird Ihr Unternehmen eine<br />
Zwergengemeinschaft!“<br />
7.7 Stärken stärken und Konzentration auf die leistungsstärksten Mitarbeiter<br />
Jeder Mitarbeiter hat eigene, ganz individuelle Persönlichkeitsausprägungen,<br />
typische Stärken und seine eigenen Erfahrungen! Jeder Mitarbeiter hat seinen<br />
eigenen Filter, seinen eigenen Blick auf die Welt. Jeder bezieht auch seine<br />
eigene Motivation und Kraft aus unterschiedlichen Quellen. Jeder erwartet<br />
demzufolge auch etwas anderes von seinem Vorgesetzten. „Jeder ist etwas<br />
73
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
Besonderes“. Das heißt streng genommen auch: jeder sollte als Ausnahme<br />
behandelt werden. Schätzen Sie die Andersartigkeit Ihrer Mitarbeiter und vor<br />
allem Ihrer Führungskräfte. Konzentrieren Sie sich auf die ganz<br />
individuellen Stärken Ihrer Mitarbeiter und bemühen Sie sich, diese noch<br />
weiter zu stärken. Erwarten Sie stets das Beste, dann werden Sie es in der<br />
Regel auch bekommen.<br />
Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf die stärksten Mitarbeiter, jene die den<br />
Erfolg des Unternehmens, der Abteilung, des Prozesses oder eines Projektes<br />
wahrscheinlich machen. Dies ist fair, impliziert die besten Lernmöglichkeiten<br />
und ist der Weg, um insgesamt zu Top-Leistungen zu gelangen.<br />
Das Pareto-Prinzip. Die 80/20-Regel.<br />
Richten sie 80% Ihrer Aufmerksamkeit<br />
auf Ihr stärksten Mitarbeiter!<br />
Vilfredo Pareto<br />
Gute Mitarbeiter sind unbequem, haben eigene Ideen und ihren eigenen Weg,<br />
Ziele zu erreichen.<br />
Helfen Sie ihnen, ihren Weg zu beschreiten, auch wenn Sie selbst es anders<br />
machen würden.<br />
7.8 Ehrliche Wertschätzung und Anerkennung<br />
74
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
Bemühen Sie sich um ehrliche Wertschätzung gegenüber Ihren Mitarbeitern<br />
und erkennen Sie gute Leistungen an. Jeder Mensch und jede hervorragend<br />
ausgefüllte Rolle verdienen Respekt und Würde. Kommunizieren Sie Ihre<br />
Anerkennung ganz unmissverständlich!<br />
Anerkennung kann über den positiven Umgang, der mit Mitarbeitern gepflegt<br />
wird, über die Übertragung interessanter Projekte, finanzielle Vergütung, Lob,<br />
öffentliche Auszeichnung und vielerlei mehr ausgedrückt werden.<br />
So wie konstruktive Kritik an einer Leistung oder an einem Verhalten dem<br />
Mitarbeiter hilft, sich weiterzuentwickeln, so dienen auch ehrliche Anerkennung<br />
und Wertschätzung nicht nur dem emotionalen Wohlbefinden des Mitarbeiters,<br />
sondern auch der Entwicklung seiner Selbsteinschätzung.<br />
Je weniger Aufmerksamkeit die produktiven Verhaltensweisen der Top-Leute<br />
erhalten, umso geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass solche<br />
ergebnisorientierte, produktive Verhaltensweisen „eingeschliffen“ werden<br />
können. Gute Führungskräfte verstärken produktive Verhaltensweisen und<br />
sind sich bewusst, dass sie stets auf der Bühne stehen und immer – bewusst<br />
oder unbewusst - Signale aussenden, die wahrgenommen werden.<br />
Wertschätzung<br />
Seminare,<br />
Ausbildungen<br />
Vergütungen,<br />
Prämien, Benefits<br />
Wertschätzung<br />
über …<br />
Projekte<br />
Beförderungen<br />
Lob<br />
• persönlich<br />
• öffentlich<br />
75
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
Drei Grundeinstellungen in der eigenen Haltung bilden die Basis für<br />
wertschätzendes Führungsverhalten:<br />
• Zuwendung dem Mitarbeiter gegenüber, sich auf ihn einstellen und ganz<br />
bei ihm sein;<br />
• Interesse für den Mitarbeiter als Person, für seine Hintergründe und<br />
Gefühle, vorhandene Potentiale erkennen und einsetzen;<br />
• Wohlwollen und grundsätzliches Bejahen des Mitarbeiters.<br />
3 Grundeinstellungen<br />
Basis für wertschätzendes Führungsverhalten<br />
Zuwendung:<br />
=<br />
Interesse:<br />
=<br />
Wohlwollen:<br />
• sich selbst zurückstellen<br />
• sich ganz auf den Mitarbeiter einstellen<br />
• ganz beim Mitarbeiter sein<br />
• sich echt für den Mitarbeiter als Menschen<br />
interessieren<br />
• sich für seine Hintergründe und Gefühle<br />
interessieren<br />
• Vorhandene Potenziale erkennen und einsetzen<br />
• dem Mitarbeiter eine positive Einstellung<br />
entgegenbringen („ich bin o.k., du bist o.k.“)<br />
• den Mitarbeiter grundsätzlich bejahen<br />
7.9 Sinn bieten<br />
Bieten Sie Ihren Mitarbeitern einen wirklichen Sinn für und in ihrer Tätigkeit,<br />
denn Sinn ist die Grundlage für Energie und Motivation!<br />
Erarbeiten Sie die Mission des Unternehmens im Führungskreis und<br />
kommunizieren Sie diese im gesamten Unternehmen. Die Mission beschreibt,<br />
welchen herausragenden Beitrag ein Unternehmen für Mitarbeiter, Kunden,<br />
76
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
Lieferanten, Partner und der Gesellschaft als Ganzes leistet. Jeder Mitarbeiter<br />
sollte erkennen, worin sein eigener Beitrag an dieser Gesamtleistung besteht<br />
und worauf er folglich stolz sein kann.<br />
Mission – Zielsetzung:<br />
Nutzen bieten, Nutzen ernten<br />
Mission<br />
Den herausragenden Beitrag, den wir leisten.<br />
lat.: mittere = entsenden, schicken, werfen und gehen lassen<br />
In der Mission bringen wir zum Ausdruck, wie wir …<br />
Unseren<br />
Partnern<br />
den größtmöglichen<br />
Nutzen<br />
bieten<br />
Andere<br />
erfolgreich<br />
machen<br />
Den Wert<br />
unserer<br />
Kunden<br />
erhöhen<br />
Was würde der Welt fehlen, wenn es unser Unternehmen und dessen<br />
Leistungen nicht gäbe<br />
Erarbeiten Sie mit den Führungskräften außerdem die Vision des<br />
Unternehmens, das ambitionierte Ziel, das Sie sich gemeinsam setzen. Eine<br />
Vision ist eine konkrete, bildhafte Vorstellung von der Zukunft. Stellen Sie<br />
sicher, dass jeder im Unternehmen dieses große, mittelfristige Ziel, auf welches<br />
das Unternehmen zusteuert, stets klar vor Augen hat.<br />
77
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
Eine starke Vision<br />
Eine Vision ist eine<br />
konkrete, bildhafte<br />
Vorstellung von der<br />
Zukunft.<br />
Eine Vision muss<br />
Sinn bieten.<br />
Eine Vision ist<br />
mitarbeiterorientiert.<br />
Eine Vision muss<br />
motivierend sein,<br />
"unter die Haut gehen"<br />
Eine Vision muss<br />
kommunizierbar und<br />
sichtbar für alle sein.<br />
Inhaltlich sollte die Vision herausfordernd, jedoch weder skurril noch zu<br />
realitätsnah sein. Aus zeitlicher Sicht ist die Ausrichtung einer Vision auf die<br />
mittlere Zukunft (ca. 5-8 Jahre) sinnvoll. Ist der Zeitrahmen zu kurz oder zu<br />
lang, so verliert die Vision an Wirkung.<br />
78
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
Der Horizont einer guten Vision<br />
Komplexität der Problemlösung<br />
absurd<br />
skurril<br />
inakzeptabel<br />
interessant<br />
neuartig<br />
herausfordernd<br />
VISION<br />
zu nahe an<br />
der Realität,<br />
zu leicht<br />
„Ist-nahe“ Zukunft<br />
(„morgen“)<br />
Mittlere Zukunft<br />
Ferne Zukunft<br />
(„St. Nimmerleinstag“)<br />
Zeit<br />
Eine tolle Vision trägt ebenso wie die Mission zur Sinnstiftung der Tätigkeit bei<br />
und wirkt wie ein Begeisterungssog für Führungskräfte, die aktiv an der<br />
Zukunftsgestaltung des Unternehmens teilhaben. Eine starke Vision motiviert<br />
und setzt Energie frei; daraus entsteht die Kraft für Veränderung und Aktionen,<br />
die den Erfolg begünstigen. Mitarbeiter, die einen übergeordneten Sinn in<br />
ihrer Tätigkeit sehen, schöpfen daraus Motivation und Befriedigung und das<br />
wirkt sich positiv auf die Leistungsbereitschaft aus.<br />
79
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
Wer Leistung fordert, muss Sinn bieten<br />
geistige<br />
Welt<br />
Sinn<br />
Energie<br />
= Vision<br />
= Motivation<br />
materielle<br />
Welt<br />
Bewegung<br />
Materie<br />
= Veränderung<br />
= Erfolg<br />
7.10 Positive Unternehmenskultur<br />
Fördern Sie ein angenehmes Betriebsklima und eine positive<br />
Unternehmenskultur. Eine starke und positive Unternehmenskultur trägt nicht<br />
nur zu einer höheren Leistungsfähigkeit und Leistungsbereitschaft sondern<br />
auch zum Wohlbefinden der Mitarbeiter bei. Die Unternehmenskultur spiegelt<br />
sich in der Kommunikation und in den Verhaltensweisen wider, in der Art<br />
und Weise des Umgangs zwischen Mitarbeitern und selbstverständlich auch<br />
zwischen Führungskräften und Mitarbeitern.<br />
Bringen Sie das Thema Kultur periodisch auf die Tagesordnung und<br />
arbeiten Sie aktiv daran! Es ist wichtig, Kulturbewusstsein zu schaffen und<br />
gegebenenfalls Lust auf Veränderung zu wecken.<br />
80
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
Die Unternehmenskultur verändern<br />
Bewusstsein<br />
Einstellungen<br />
Verhaltens- / Symptomebene<br />
Lust auf Veränderungen entsteht, wenn ein entsprechendes Bewusstsein und<br />
eine entsprechende Einstellung vorliegen!<br />
Wie kann die Unternehmenskultur entwickelt werden<br />
Legen Sie zu allererst die Vision aus kultureller Sicht fest und schreiben sie<br />
diese nieder.<br />
Sammeln sie dann alle Informationen zum Ist-Zustand der Kultur - in erster<br />
Linie sind dies die für das Unternehmen charakteristischen Werte - und<br />
analysieren sie diesen hinsichtlich der Stärken, Schwächen, Chancen und<br />
Risiken.<br />
Definieren Sie anschließend gemeinsam mit den Top-Leuten der Organisation<br />
die kurz-, mittel- und langfristigen Kultur-Ziele. Dazu kann die Verankerung<br />
definierter, jedoch noch nicht gelebter Werte, die Abschaffung eines oder<br />
mehrerer Werte sowie die Definition und Verankerung neuer Werte, die für das<br />
Erreichen der strategischen Ziele sinnvoll sind, gehören. Tatsächlich gelebte<br />
Werte schaffen Vertrauen, bieten Handlungsorientierung und erzeugen<br />
Motivation.<br />
81
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
Die Werte eines Unternehmens …<br />
Ursache<br />
für:<br />
MOTIVATION<br />
Ursache<br />
für:<br />
HANDLUNGSSPIELRAUM<br />
Ursache<br />
für:<br />
VERTRAUENSKULTUR<br />
WERTE<br />
Formulieren Sie konkrete Maßnahmen zur Umsetzung der Kultur-Ziele;<br />
insbesondere zur Verankerung der Werte im Unternehmen. Als Unterstützung<br />
eignet sich die Definition und Einführung von sog. „Spielregeln“, die sich aus<br />
den definierten Werten ableiten lassen und diese operationalisieren.<br />
Sorgen Sie vor allem dafür, dass das Thema Unternehmenskultur<br />
periodisch auf der Tagesordnung steht und diskutiert wird. Dies fördert eine<br />
aktive Auseinandersetzung mit der Kultur des Unternehmens und beschleunigt<br />
deren Entwicklung.<br />
Stellen Sie sicher, dass die offiziell gültigen Werte wirklich gelebt werden und<br />
führen sie in regelmäßigen Zeitabständen eine Erfolgskontrolle hinsichtlich<br />
der Maßnahmen zur Umsetzung der Kultur-Ziele durch! Möglich ist dies<br />
beispielsweise mittels einer gezielten, jährlichen Mitarbeiterbefragung (siehe<br />
auch Punkt 7.13). Dadurch wird Kultur im Unternehmen thematisiert und die<br />
Messbarkeit der Kulturentwicklung über die Schaffung eines „quantitativen<br />
Werteindexes“ unterstützt.<br />
82
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
Erfolgreiche Unternehmen verfügen nicht nur über eine klare Strategie,<br />
sondern auch über eine auf den Grundwerten des Unternehmens aufgebaute,<br />
gelebte Führungskultur. Führungskräfte sind Kulturträger des<br />
Unternehmens.<br />
Machen Sie in erster Linie diese dafür verantwortlich, die Kultur im<br />
Unternehmen durch wertekonformes Verhalten im Berufsalltag zu nähren.<br />
Wirksame Führungswerte sind z.B. Wertschätzung, Vertrauen, Teamgeist,<br />
Aufmerksamkeit, Einfachheit.<br />
• Wertschätzung bedeutet, im täglichen Umgang, auch unter Stress,<br />
Werte und Normen zu respektieren und einzuhalten.<br />
• Vertrauen bedeutet loslassen, anvertrauen und die Fähigkeiten der<br />
Mitarbeiter akzeptieren, das Prinzip der Selbstverantwortung zu leben.<br />
• Teamgeist bedeutet, sowohl selbst Teil des Teams sein als auch die<br />
Fähigkeit zu besitzen, Mitarbeitertalente zu erkennen und zu bündeln und<br />
auf gemeinsame Ziele auszurichten.<br />
• Aufmerksamkeit bedeutet, Interesse zeigen, Potenziale der Mitarbeiter<br />
anzuerkennen, Gespür für Anliegen der Mitarbeiter zu haben,<br />
Verantwortungsbereiche richtig verteilen.<br />
• Einfachheit bedeutet Transparenz und das Bestreben, bei der<br />
Weitergabe von Verantwortung die Komplexität zu reduzieren.<br />
Es gibt klare Indikatoren im Unternehmen, die erkennen lassen, ob eine<br />
Vertrauenskultur besteht. Beziehungen basieren auf Vertrauen, wenn:<br />
• zwischen rücksichtsvoller und rücksichtsloser Offenheit unterschieden<br />
wird;<br />
• angstfreies Sprechen über Ängste möglich ist;<br />
• keine gegenseitigen Schädigungsabsichten vermutet werden;<br />
• verstehen nicht heißt, mit allem einverstanden zu sein;<br />
• Feedback partnerschaftlich und nicht egozentrisch erfolgt;<br />
• Widerspruch nicht ausgeschlossen ist;<br />
• Sympathie zugelassen wird, ohne Neid auszulösen;<br />
• Kommunikation nicht nur funktional ist, sondern auch persönlich;<br />
• Identität durch Werte, Erwartungen, Interessen und Bedürfnisse<br />
gespiegelt wird;<br />
• Zusagen eingehalten werden und bei Abweichungen zeitnahe<br />
Informationen fließen;<br />
• Zeit für konstruktive Diskussionen da ist, aber Themen nicht zerredet<br />
werden;<br />
• Entscheidungen gemeinsam umgesetzt werden.<br />
83
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
Kommunikation ist ein entscheidendes Werkzeug, um Vertrauen im<br />
Unternehmen aufzubauen - hierarchieübergreifend. Voraussetzung für eine<br />
Vertrauenskultur ist, dass es den Führungskräften aller drei Führungsstufen<br />
(siehe Grafik) gelingt, einen gemeinsamen Verhaltenskodex und ein starkes<br />
Wertesystem zu leben. Dazu gehören z. B. der wertschätzende Umgang<br />
miteinander, ungehinderte Entfaltung von Potenzialen und vor allem eine gute<br />
Beziehung zwischen den Hierarchieebenen.<br />
Wie funktioniert durchgängige,<br />
vertrauensbildende Kommunikation<br />
• Vision, Strategie, Unternehmensziele<br />
• vermittelt Vertrauen in die<br />
Unternehmensstrategie<br />
Top-Führungsebene<br />
kommuniziert Erfolge /<br />
Unternehmenskompetenz<br />
• vermittelt Vertrauen nach oben und<br />
unten<br />
• sucht und pflegt persönliche Kontakte<br />
(Beziehungen)<br />
• glaubt an das Top-Management<br />
• kanalisiert Information<br />
• vermittelt Vertrauen in die<br />
Kompetenz des Managements<br />
• Qualitätsbewusstsein<br />
• pflegt Kommunikation mit<br />
den Mitarbeitern und dem<br />
mittleren Management<br />
• Schafft übergreifendes<br />
Bewusstsein bei Mitarbeitern<br />
Mittlere Führungsebene<br />
pflegt die Beziehung /<br />
Beziehungskompetenz<br />
Basis-Führungsebene<br />
vermittelt die Kompetenz<br />
(Fachkompetenz und soziale Kompetenz)<br />
Prüfen Sie, ob in Ihrem Unternehmen eine Vertrauenskultur gelebt wird und<br />
damit die Basis für ein positives Zusammenleben gegeben ist!<br />
Widmen Sie der Unternehmenskultur die erforderliche Aufmerksamkeit. Sie ist<br />
für die langfristige und nachhaltige Steigerung und Sicherung des<br />
Unternehmenswerts genauso wichtig wie die richtige Strategie! Die Kultur und<br />
die Strategie eines Unternehmens beeinflussen sich gegenseitig.<br />
84
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
Unternehmensstrategie und Unternehmenskultur<br />
Gegenseitige Beeinflussung<br />
Unternehmenskultur<br />
Unternehmensstrategie<br />
Unternehmensstrategie und Unternehmenskultur stehen in einer<br />
gegenseitigen Wechselwirkung zueinander.<br />
7.11 Verweildauer im Unternehmen<br />
Die Ergebnisse der Studie haben gezeigt, dass 43% der Top-Leute, die<br />
gekündigt hatten, zwischen 2 und 5 Jahren im Unternehmen tätig gewesen<br />
waren. Dies legt den Schluss nahe, dass diesem Zeitraum eine spezifische<br />
Bedeutung zukommen sollte. Führen Sie öfters, insbesondere während dieses<br />
„mittleren“ Zeitraumes, Gespräche hinsichtlich Karriere- und<br />
Entwicklungsmöglichkeiten sowie Kompetenzentwicklungsmaßnahmen; stellen<br />
Sie aber auch Rückfragen, um zu verstehen, ob die Unternehmenskultur positiv<br />
erlebt wird. In diesem Zeitraum sollten Sie verstärkt auf die Belange dieser<br />
noch „jungen Führungskräfte“ im Unternehmen eingehen.<br />
85
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
7.12 Das Kündigungsgespräch<br />
Verabschieden Sie Mitarbeiter jeglicher Hierarchieebene, die kündigen, auf<br />
gebührende Weise. Führen Sie auch zu diesem Anlass ein professionelles<br />
Abschiedsgespräch. Nutzen Sie jedes Kündigungsgespräch als<br />
Lernmöglichkeit und ergründen Sie die wirklichen Ursachen für die<br />
Entscheidung Ihres Mitarbeiters, das Unternehmen zu verlassen. Die<br />
Erkenntnisse der Studie und strukturiert geführter Kündigungsgespräche helfen<br />
Ihnen, sich auf mögliche Wechselgründe zu fokussieren bzw. diese zu<br />
antizipieren.<br />
7.13 Professionelle Führung<br />
Alle genannten Handlungsmöglichkeiten, kompetente Mitarbeiter an das<br />
Unternehmen zu binden, fallen in den Aufgabenbereich von Führungskräften.<br />
Dies macht deutlich, dass professionelle Führungskräfte in Unternehmen<br />
den Schlüssel für Mitarbeiterzufriedenheit und -bindung insgesamt<br />
darstellen.<br />
Professionelle Führung<br />
Professionelle Führungskräfte sind der Schlüssel für<br />
Mitarbeiterzufriedenheit und Mitarbeiterbindung!<br />
86
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
Stellen Sie sicher, dass sich die Führungskräfte im Unternehmen ihrer Rolle<br />
als Führungskraft bewusst sind und diese nicht mit der Rolle des Managers<br />
gleich setzen. Führungsaufgaben unterscheiden sind klar von<br />
Managementaufgaben:<br />
Führung richtet sich an Personen und betrifft die Beziehungsebene<br />
(emotionale Ebene). Im Bereich Führung geht es darum, durch Charakter und<br />
Persönlichkeit, Auftreten und Ausstrahlung wirksame „Führungs-Kraft“ zu<br />
entwickeln. Diese hat Auswirkung auf die Menschen, ihre Motivation und<br />
Stimmung, auf die Unternehmenskultur, die im Unternehmen herrschende<br />
Geisteshaltung und die Teambildung. Führung ist sinn- und<br />
motivationsorientiert. Wer ein Unternehmen, eine Abteilung oder ein Team<br />
führt, muss die Mitarbeiter auf persönlicher Ebene erreichen und für das Ziel<br />
begeistern können. Außerdem hat die Führungskraft dafür zu sorgen, dass die<br />
richtigen Ziele definiert und erreicht werden. Gezielte Unterstützung, Begleitung<br />
und Förderung der Mitarbeiter (d. h. professionelle Mitarbeiterentwicklung) sind<br />
Teil dieser Führungsverantwortung.<br />
Management bezieht sich hingegen auf die Sachebene und ist eher an<br />
funktionalen Parametern orientiert. Die Maßnahmen im Managementbereich<br />
wirken sich auf Projekte, Sachthemen, Aktionen, Ergebnisse und Produkte aus.<br />
Es geht hierbei vorrangig um die Zieldefinition und die Erreichung der<br />
definierten Ziele, um Abläufe und Prozesse effizient zu organisieren und um<br />
nützliche Kontrollmechanismen. Aufgabe des Managements ist es, einen<br />
optimalen Weg zu finden, ein vorgegebenes Ziel zu erreichen.<br />
Paul Watzlawick unterscheidet Managen und Führen wie folgt:<br />
• Managen heißt: Verhalten auf der Sachebene.<br />
Managen bedeutet: Organisieren von Aufgaben und Abläufen.<br />
Managen ist die Technik von Delegation und Kontrolle.<br />
• Führen heißt: Verhalten auf der Beziehungsebene.<br />
Führen bedeutet: Menschen zu motivieren.<br />
Führung ist die Kunst, Menschen zu bewegen.<br />
87
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
Managen und Führen nach Paul Watzlawick<br />
Managen …<br />
Führen …<br />
… heißt: Verhalten auf der<br />
Sachebene<br />
… bedeutet: Organisieren von<br />
Aufgaben und Abläufen<br />
… ist die Technik von Delegation<br />
und Kontrolle<br />
… heißt: Verhalten auf der<br />
Beziehungsebene<br />
… bedeutet: Menschen zu<br />
motivieren<br />
… ist die Kunst, Menschen zu<br />
bewegen<br />
Professionelle Führung<br />
Führung und Management, Führungsverständnis<br />
Werte<br />
Ethische<br />
Kompetenz<br />
Soziale<br />
Kompetenz<br />
Methodische<br />
Kompetenz<br />
Fachliche Kompetenz<br />
Führung<br />
(Geist)<br />
wirkt auf<br />
Management<br />
(Körper)<br />
wirkt auf<br />
• Menschen<br />
• Motivation<br />
• Stimmung<br />
• Kultur<br />
• Werte<br />
• Team<br />
• Sachthemen<br />
• Projekte<br />
• Aktionen<br />
• Ergebnisse<br />
• Instrumente<br />
88
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
Ein hervorragender Manager ist nicht zwangsläufig eine gute Führungskraft,<br />
und umgekehrt. Häufig wird der Fehler begangen, die kompetenteste Fachkraft,<br />
den Experten, als Dank für seine hervorragenden Leistungen zur Führungskraft<br />
zu ernennen. Damit verliert man häufig nicht nur einen kompetenten Experten<br />
sondern hat zudem meist auch noch eine, salopp gesagt, lausige und<br />
unglückliche Führungskraft.<br />
Wer Führungsaufgaben nicht wahrnimmt, verursacht ein Führungsvakuum,<br />
Orientierungslosigkeit, mangelnde Ziel- und Verhaltensorientierung.<br />
Damit schwächt eine solche Führungskraft die eigene Abteilung und damit das<br />
gesamte Unternehmen.<br />
Der ganzheitlichen Führungskraft gelingt es neben dem Erfüllen von<br />
fachlichen und operativen Tätigkeiten, den Mitarbeiter ins Zentrum seiner<br />
Aufgaben zu stellen und den Handlungsrahmen zu gestalten, inhaltlich (die<br />
richtigen Dinge zu tun - Fachkompetenz) und zwischenmenschlich (die Dinge<br />
richtig zu tun - soziale und ethische Kompetenz). Wie unterschiedlich die<br />
Führungscharaktere auch sein mögen und auf welche Weise die Ziele auch<br />
immer verfolgt werden, alle erfolgreichen Führungskräfte haben eines<br />
gemeinsam: nämlich die Fähigkeit, wertvolle Mitarbeiter zu gewinnen, zu halten<br />
und zu fördern. Sie haben einen eigenen Stil, den sie flexibel den<br />
Gegebenheiten, der Organisation und den Menschen anzupassen fähig sind.<br />
Führung sollte sowohl spontan, situativ und emotional stattfinden, wie auch<br />
systematisch und strukturiert. Die Qualität der Beziehung entscheidet, ob es<br />
einer verantwortungsbewussten Führungskraft gelingt, Rahmenbedingungen zu<br />
schaffen, in denen Leistung ermöglicht wird und Profitabilität des<br />
Unternehmens und Humanität in Balance gebracht werden können.<br />
Stellen Sie sicher, dass in Ihrem Unternehmen ein einheitliches<br />
Führungsverständnis besteht. Erarbeiten Sie dieses gemeinsam mit der<br />
Führungsmannschaft, sodass die tragenden Mitarbeiter des Unternehmens<br />
aktiv ihren Beitrag zum Führungsverständnis im Unternehmen leisten können.<br />
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> hat 2008 in einer ausgedehnten Studie die<br />
Erfolgsfaktoren der Top-100-Unternehmen Südtirols und in diesem Rahmen<br />
die durchschnittliche Anzahl der von einer Führungskraft geführten<br />
Mitarbeiter erhoben. 58% der Befragten haben angegeben, dass eine<br />
Führungskraft in ihrem Unternehmen weniger als 12 Mitarbeiter führt; bei 33%<br />
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<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
der Befragten lag die Anzahl zwischen 12 und 20 und bei 9% über 20<br />
Mitarbeitern.<br />
Professionelle Führung<br />
Führungsmöglichkeit sicherstellen<br />
58,20%<br />
Wie viele Mitarbeiter werden in Ihrem Unternehmen von<br />
einer Führungskraft durchschnittlich geführt<br />
8,96%<br />
Über 20<br />
Zwischen 12 und 20<br />
Unter 12<br />
32,84%<br />
Erkenntnis der Top100 Auswertung 2008 von <strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>.<br />
Auch wenn die Anzahl der Mitarbeiter, die eine Führungskraft professionell<br />
führen kann, auch von Faktoren wie dem Tätigkeitsbereich und der Distanz zu<br />
den Mitarbeitern abhängt, so sprechen wissenschaftliche Führungsgelehrte bei<br />
einer Führungskraft, die 12 Mitarbeiter führt, von einem Profi, einem<br />
Führungsprofi!<br />
Sorgen Sie dafür, dass Ihre Führungskräfte maximal 12 Mitarbeiter führen<br />
und diese mit Herz, Kopf und all ihren Fähigkeiten auf Erfolgskurs halten!<br />
Planen Sie auch eine systematische Kommunikations- und<br />
Führungskompetenzentwicklung ihrer Führungskräfte, damit diese ihren<br />
Herausforderungen gewachsen sind und das Rüstzeug haben, Ihre Mitarbeiter<br />
zu Spitzenleistungen zu animieren.<br />
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<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
7.14 Professionelle Mitarbeiterbefragungen<br />
Führen Sie periodisch professionell strukturierte Mitarbeiterbefragungen durch,<br />
um den Zufriedenheitsgrad aller Mitarbeiter und ihrer Führungskräfte<br />
gezielt abzufragen. Bei der Einführung von Mitarbeiterumfragen empfiehlt sich<br />
eine höhere Frequenz derselben (z. B. jährlich), um Vergleichswerte zu<br />
schaffen. Nach einigen durchgeführten Umfragen kann die Frequenz auch<br />
verringert und beispielsweise auf alle 2 Jahre heruntergefahren werden.<br />
Absolut unabdinglich ist es in diesem Rahmen, die Anonymität der<br />
Auswertungen zu gewährleisten, um die Hemmschwelle, wirklich offen und<br />
ehrlich zu antworten, zu senken und die Qualität der Ergebnisse zu sichern.<br />
Nehmen Sie die Anmerkungen und Antworten Ihrer Mitarbeiter und vor allem<br />
Ihrer Top-Leute ernst und leiten Sie Maßnahmen ein, um die Motivation aller<br />
Mitarbeiter, aber vorrangig der Führungskräfte zu erhöhen, denn letztere sind<br />
es, die die Kultur im Unternehmen als direkter Multiplikator maßgeblich<br />
bestimmen.<br />
Professionelle Mitarbeiterbefragungen, Aufbau<br />
Unternehmenskultur<br />
Werte<br />
Mitarbeiterzufriedenheit<br />
Fragen zu den Spielregeln<br />
12 Fragen nach Gallup<br />
Werteindex<br />
Zufriedenheitsindex<br />
Strategisches Cockpit<br />
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<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
8. Abschließende Erkenntnisse und Bemerkungen<br />
Die im vorhergehenden Kapitel aufgezeigten Handlungsmöglichkeiten sollen einen<br />
Beitrag dazu leisten, dass es Südtirols Unternehmen verstärkt gelingt, Toptalente für<br />
das eigene Unternehmen zu finden und durch professionelle Führung zu halten und<br />
zur vollen Entfaltung zu bringen.<br />
Die gewonnen Erkenntnisse decken sich mit den sieben weiter unten graphisch<br />
gelisteten Punkten einer im Jahr 2007 von den Prof. Rob Goffee und Gareth Jones<br />
durchgeführten Studie „Wie Sie Talente richtig managen“, die auf den Erkenntnissen<br />
von über 100 strukturierten Interviews mit „klugen Köpfen“ fußt.<br />
Studie von Rob Goffee und Gareth Jones:<br />
Ergebnisparallelen mit der vorliegenden Studie<br />
Top-Leute wissen, was sie wert sind!<br />
Top-Leute suchen ein Umfeld, in dem sie sich entfalten, weiterentwickeln und<br />
ihren Handlungsspielraum gestalten können!<br />
Top-Leute erwarten Chefbehandlung!<br />
Top-Leute haben ein exzellentes Interessens- und Wissensnetzwerk!<br />
Top-Leute sind schnell gelangweilt und brauchen immer wieder neue<br />
Herausforderungen!<br />
Top-Leute verzichten auf Titel zugunsten von Entwicklungsmöglichkeiten!<br />
Top-Leute wollen nicht geführt werden!<br />
Berücksichtigen Sie diese Punkte in der Führung von Top-Leuten!<br />
Führung durch Unterstützung und mit viel Fingerspitzengefühl ist angesagt!<br />
Aus diesen Punkten kristallisiert sich klar heraus, dass Unternehmer und<br />
Führungskräfte, die intelligente Toptalente führen wollen, weniger die Rolle des<br />
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<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
traditionellen Chefs als die des wohlwollenden Unterstützers einnehmen sollten.<br />
Es gilt, den Topleuten ein sicheres Umfeld mit den benötigten Ressourcen zu bieten<br />
und das Experimentieren und Querdenken bewusst zu unterstützen.<br />
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<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
Literaturverzeichnis<br />
• Jill Schmelcher, Stefan Thamm, Führung neu leben: Der mündige Mitarbeiter<br />
fordert eine mündige Führungskraft;<br />
• Jill Schmelcher, Die unsichtbare Kraft, Gabler Verlag, Wiesbaden, 2002<br />
• Jill Schmelcher, Erfolg kommt nicht von ungefähr: In 7 Schritten zur Life<br />
Exzellence, Gabler Verlag, Wiesbaden, 2003<br />
• Markus Weishaupt, Arnold <strong>Weissman</strong>, Grandi strategie per medie imprese, Il<br />
Sole 24Ore, Mailand, 2009<br />
• Markus Weishaupt, Studie von <strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> zu den subjektiven<br />
Erfolgsfaktoren der Top 100 Unternehmen in Südtirol, 2008<br />
• Marcus Buckingham, Curt Hoffman, Erfolgreiche Führung gegen alle Regeln:<br />
Wie Sie wertvolle Mitarbeiter gewinnen, halten und fördern, „First Break all the<br />
rules“, Campus Verlag, Frankfurt am Main, 2005<br />
• Studie der Psychonomics AG und des Great Place to Work Institute’s<br />
Deutschland in Kooperation mit der Universität Köln zum Thema: Status von<br />
Unternehmenskultur, Arbeitsqualität und Engagement in den Unternehmen in<br />
Deutschland sowie deren Einfluss auf den Unternehmenserfolg, 2007<br />
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<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
Die Autoren:<br />
a<br />
Markus Weishaupt<br />
Markus Weishaupt ist Absolvent der Wirtschaftsfakultät<br />
Verona und promovierte 1996. Er ist Gründungsmitglied,<br />
Partner und Geschäftsführer von <strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong>,<br />
die das „System <strong>Weissman</strong>“ seit Jänner 2008 italienweit für<br />
Familienunternehmen anbietet.<br />
Vor seinem Einstieg bei <strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. hat Markus<br />
Weishaupt bei der Maico GmbH (Großhandel von<br />
Baubeschlägen) über sieben Jahre hinweg als Leiter des<br />
Prozesses Marktentwicklung in Italien, Griechenland,<br />
Portugal und Spanien Strategie-, Organisations- und<br />
Führungskompetenz bewiesen. Zuvor arbeitete er als<br />
Marketingleiter in der Lebensmittelindustrie und bei der<br />
Citibank in Dublin, London und Mailand.<br />
Carmen Prast<br />
Carmen Prast ist zertifizierter Business- und<br />
Managementcoach, Gründungsmitglied des<br />
Berufsverbandes für Business & Managementcoaches und<br />
Reiss Profile Master. Seit 1997 ist sie ins italienische<br />
Album der Anlageberater eingetragen.<br />
Berufserfahrung hat Carmen Prast in einem<br />
Wirtschaftsberatungsbüro, in einer regionalen Bank und<br />
vorwiegend in zwei verschiedenen Gesellschaften für<br />
Wertpapiervermittlung gesammelt. Sechs Jahre war sie im<br />
Verkaufsbereich tätig; davon vier Jahre als Verantwortliche<br />
des Verkaufsinnendienstes. In den darauf folgenden neun<br />
Jahren war sie in ihrer Funktion als Verantwortliche des<br />
Bereichs Verwaltung unter anderem für das Controlling, die<br />
Buchhaltung und personalrelevante Themen zuständig.<br />
Matthias Theiner<br />
Nach dem Abschluss des Studiums der Italienischen<br />
Rechtswissenschaften in Innsbruck wurde Matthias Theiner<br />
für eine auf deutsch-italienische Wirtschaftsfälle<br />
spezialisierte Kanzlei in München tätig, anschließend<br />
betreute er zwei Jahre lang für eine Kanzlei aus Bozen<br />
Fälle im Bereich des Wirtschafts- & Familienrechts.<br />
Im Jahre 2001 erfolgte schließend der Wechsel in die<br />
Privatwirtschaft: für einen Hersteller von Instrumenten zur<br />
Ortung von Leckagen aus Bozen leitete er als<br />
Geschäftsführer die Spanien-Niederlassung und konnte<br />
sich hierbei umfassende Managementkenntnisse im<br />
Umfeld eines spezialisierten Nischenanbieters mit hoher<br />
Durchlässigkeit zwischen den einzelnen Arbeitsprozessen<br />
aneignen.<br />
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<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH<br />
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong> <strong>Italia</strong> GmbH<br />
»Strategische Exzellenz für Familienunternehmen«<br />
Sinichbachstr. 3, 39010 Sinich-Meran<br />
Tel. 0473 490544<br />
info@weissman.it<br />
www.weissman.it<br />
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nicht an Dritte weitergegeben werden.<br />
• Jegliche Inhalte, insbesondere die strategischen Ansätze, das »System<br />
<strong>Weissman</strong>« und die vorgestellten Tools dieser Präsentation sind Eigentum der<br />
<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. <strong>Italia</strong> GmbH und unterliegen den gängigen Copyright-<br />
Bestimmungen. Jedwede Verwendung, Veröffentlichung oder Weitergabe,<br />
auch auszugsweise, ist nur nach ausdrücklicher vorheriger Erlaubnis von<br />
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<strong>Weissman</strong> & <strong>Cie</strong>. die vollen Nutzungsrechte. Alle vorkommenden<br />
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der jeweiligen Eigentümer. Falls geschützte Warenzeichen nicht als solche<br />
kenntlich gemacht wurden, bedeutet das Fehlen einer solchen Kennzeichnung<br />
nicht, dass es sich um einen freien Namen im Sinne des Waren- und<br />
Markenzeichenrechts handelt.<br />
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