Glückauf - Windhoff Bahn
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STAHL<br />
Stahlerzeugung · Blankstahl · Stahlverarbeitung<br />
Schrottkrane modernisiert _______________________________________________________________________________________<br />
Neue Magnete leisten über 25 % mehr<br />
GMHütte · Täglich 21-mal wird<br />
der Lichtbogenofen der Georgsmarienhütte<br />
GmbH mit<br />
140 t Schrott gefüllt, um daraus<br />
jeweils 130 t Rohstahl zu<br />
erschmelzen. Zweimal zwei<br />
Schrottkörbe pendeln per Automatiktransport<br />
im Takt von gut<br />
einer Stunde zwischen Stahlwerk<br />
und Schrotthalle hin und<br />
her, um diese Menge heranzuschaffen.<br />
Gefüllt werden sie mit einem<br />
Mix aus unterschiedlichen<br />
Schrott sorten, der für jede Werkstoffgüte<br />
vorgegeben ist. Fast 90<br />
Prozent des Schrotts kommen<br />
per <strong>Bahn</strong>, der Rest mit dem Lkw.<br />
Den Umschlag in den Schrottkorb<br />
erledigen die zwei Magnetkrane<br />
Nr. 10 und Nr. 11.<br />
Sie wurden 1981 speziell für<br />
den KS-Konverterbetrieb gebaut.<br />
Damals war jeder Kran mit<br />
einer Traverse und drei Rundmagneten<br />
ausgestattet, die einen<br />
Durchmesser von 1,7 m und<br />
eine elektrische Leistung von<br />
18 kW hatten. In den Jahren<br />
1993/94, am Ende der Konverterzeit,<br />
machten die Magnete<br />
einem größeren und leistungsstärkeren<br />
Typen Platz.<br />
Im Vergleich zu den langen<br />
KS-Schrottmulden haben die<br />
Schrottkörbe für den E-Ofen<br />
einen kleineren Durchmesser.<br />
Deshalb erhielt jeder Kran nur<br />
noch zwei 2,05-m-Rundmagnete<br />
(24 kW bei 220 V Nennspannung).<br />
Die Kosten je Magnet<br />
beliefen sich damals auf rund<br />
85.000 DM.<br />
Die „Umschlagskraft“ der<br />
Krane reichte völlig aus. Fiel<br />
einer von ihnen allerdings aus<br />
oder blieb unbesetzt, geriet sein<br />
„Kollege“ schnell ins Hintertreffen.<br />
Wartezeiten am Lichtbogenofen<br />
waren die Folge und<br />
der anrollende Schrott konnte<br />
nicht abgefertigt werden. Als<br />
sich letztes Jahr die technischen<br />
Probleme mit den in die Jahre<br />
gekommenen Magneten häuften,<br />
beschloss man deshalb, die<br />
Anlage von Grund auf zu erneuern.<br />
Die WOKO Magnet- und Anlagenbau<br />
(Duisburg) lieferte<br />
einen Rechteck-Magneten zur<br />
Probe, der einige Wochen an der<br />
elektrischen Schaltanlage getestet<br />
wurde. Einhellige Meinung:<br />
Mit ihm ist eine Leistungssteigerung<br />
von mindestens 25 Prozent<br />
drin.<br />
Ein TV-Team von Kabel 1 besuchte am 25. und 26.<br />
Januar die Georgsmarienhütte GmbH. Birgit Immen – Redakteurin<br />
von „Abenteuer Leben“ – verfolgte und dokumentierte gemeinsam<br />
mit Kameramann Clemens Boeker und Licht- und Tontechniker<br />
Thomas Pechlof den Weg vom Schrott bis zum fertigen Stahl.<br />
„Abenteuer Leben“ ist ein Wissensmagazin mit breiter Themenpalette.<br />
Ziel der Sendereihe ist es, dem Zuschauer nicht-alltägliche<br />
Berufe näherzubringen und dabei die jeweiligen Menschen<br />
an ihrem Arbeitsplatz in den Vordergrund zu stellen. Fachkundig<br />
begleitet und beraten wurde das TV-Team von Dr. Robert Kühn,<br />
Leiter des Schmelzbetriebes, und Walzwerkschef Dieter Reinecke.<br />
Von rechts nach links: Birgit Immen, Clemens Boeker, Thomas<br />
Pechlof, Ingo Glane (Leiter Walzenwerkstatt) und Dieter Reinecke.<br />
Der 2. Teil des Berichtes wird übrigens am 5. April um 22.30 Uhr<br />
ausgestrahlt.<br />
Eva-Maria Marquardt<br />
Aber mit neuen Magneten allein<br />
war es nicht getan. Auch<br />
die alte Schaltanlage war unterdimensioniert.<br />
Sie konnte zwar<br />
Die neuen Rechteck-Magnete haben eine<br />
Leistung von je 42 kW. Jetzt reicht in der<br />
Regel einer der beiden Schrottkrane aus,<br />
um die zwei Schrottkörbe, die zwischen<br />
Schrotthalle und Lichtbogenofen pendeln,<br />
mit Schrott zu füllen. Der Schrotteingangskontrolleur<br />
muss nicht einmal mehr in<br />
Spitzenzeiten aushelfen.<br />
die benötigten 300 V Betriebsspannung<br />
liefern, aber keine so<br />
genannte Stoßerregung – eine<br />
kurzzeitige Überspannung von<br />
600 V. Sie bewirkt, dass sich das<br />
Magnetfeld in nur fünf Sekunden<br />
(anstatt in 40 Sekunden)<br />
voll aufbaut – und die Arbeit<br />
nur kurz unterbrochen wird.<br />
Denn der Kran hat während<br />
des Spannungsaufbaus „Sendepause“.<br />
Das Gleiche gilt für die Entregung<br />
des Magneten. Auch hier<br />
sorgt eine spezielle Schaltung<br />
dafür, dass innerhalb von drei<br />
Sekunden die Spannung heruntergefahren<br />
wird und kein<br />
Schrottstück mehr am Magneten<br />
hängt.<br />
Inzwischen sind beide Krane<br />
aufgerüstet und haben je zwei<br />
Rechteck-Magnete mit gepanzerten,<br />
2 x 2,2 m großen Polflächen<br />
und eine Leistung von je<br />
42 kW. Die Investition pro Kran<br />
lag bei rund 130.000 €. Auch<br />
die Schaltanlagen liefern wieder<br />
optimale Spannung.<br />
Je nach Schrottsorte wird jetzt<br />
mit einer von fünf Leistungsstufen<br />
geladen. Geschaltet wird<br />
per „Tippschaltung“, mit der<br />
die Magnete bei Bedarf langsam<br />
entregt werden können – was<br />
eine präzise Dosierung ermöglicht.<br />
Die ersten Erfahrungen nach<br />
der Umrüstung zeigen: Das<br />
Leistungsplus liegt deutlich über<br />
25 Prozent. Jetzt reicht in der<br />
Regel ein einziger Schrottkran<br />
aus, um den Lichtbogenofen zu<br />
versorgen. Und der Schrotteingangskontrolleur<br />
muss nicht<br />
einmal mehr in Spitzenzeiten<br />
aushelfen.<br />
Die Mitarbeiter in der Schrotthalle<br />
können einer Flüssigstahlproduktion<br />
von einer Million<br />
Tonnen gelassen entgegensehen.<br />
Denn sie sind bestens gerüstet.<br />
Dr. Robert Kühn<br />
Altautoverwertung _________________________________________________<br />
Auch GMHütte muss Daten einpflegen<br />
GMHütte · Jeder Hersteller ist<br />
für den gesamten Lebenslauf<br />
seiner Produkte verantwortlich.<br />
Er muss das Produkt umweltverträglich<br />
„erzeugen“ und ermöglichen,<br />
dass es umweltgerecht<br />
entsorgt oder in den Stoffkreislauf<br />
zurückgeführt werden<br />
kann.<br />
Je nach Produkt erweisen sich<br />
die entsprechenden nationalen<br />
und internationalen Umweltschutz-Gesetze<br />
als unterschiedlich<br />
hohe Hürden: Für Äpfel,<br />
Streichhölzer oder Papiertüten<br />
sind sie leichter zu überwinden<br />
als zum Beispiel für „komplexe<br />
Produkte“ wie – Autos.<br />
Deshalb hat die Automobilindustrie<br />
zusammen mit Electronic<br />
Data Systems IMDS entwickelt:<br />
das Internationale Materialdatensystem<br />
– unterstützt<br />
von Opel, Audi, BMW, Ford,<br />
DaimlerChrysler, Volkswagen,<br />
Porsche und Volvo.<br />
Mit IMDS können die Werkstoffdaten<br />
aller Teile, die im<br />
Automobilbau Verwendung<br />
finden, erfasst und verwaltet<br />
werden. Diese Archivierung ist<br />
erster Schritt und Voraussetzung<br />
dafür, Gesetze wie z.B.<br />
das Kreislaufwirtschafts- und<br />
Abfallgesetz, die Altautoverordnung<br />
oder die freiwillige Selbstverpflichtung<br />
zur umweltgerechten<br />
Altautoverwertung<br />
einzuhalten und die festgelegten<br />
Recyclingquoten nachzuweisen.<br />
Auch die Georgsmarienhütte<br />
GmbH ist, wie jeder andere<br />
Automobilzulieferer auch, verpflichtet,<br />
die Werkstoffdaten<br />
seiner Produkte in das IMDS-<br />
Eingabemaske am Bildschirm: Mit IMDS werden alle im Fahrzeugbau verwendeten<br />
Werkstoffe archiviert und verwaltet. Mit der höheren Datengenauigkeit steigt auch die<br />
Aussagekraft von Ökobilanzen.<br />
System einzupflegen. Für jede<br />
Erstbemusterung muss sie zudem<br />
ein IMDS-Datenblatt erstellen.<br />
Das System arbeitet auf Internetbasis,<br />
ist kostenlos nutzbar<br />
und jederzeit um neu hinzu-<br />
Weshalb IMDS<br />
Ausgangspunkt war im April<br />
1998 die „Freiwillige Selbstverpflichtung<br />
zur umweltgerechten<br />
Altautoverwertung“<br />
der Automobilindustrie, bis<br />
2015 etwa 95 Prozent aller<br />
im Automobil verwendeten<br />
Bauteile wiederzuverwerten.<br />
kommende Materialien erweiterbar.<br />
Ob Karosserie, Radnabe,<br />
Felge, Spiegel, Blumenvase,<br />
Gurtschlaufe, Sitzpolster,<br />
Schraube, Kleber, Lacke, Alu,<br />
Stahl, Verbundstoff, Motorflüssigkeiten,<br />
Kunststoff, Fasern,<br />
Glas … alles muss erfasst und<br />
kategorisiert werden – natürlich<br />
auch die von der GMHütte gelieferten<br />
Werkstoffe mit deren<br />
chemischen Zusammensetzung<br />
(Stahleisenliste bzw. DIN-Normen).<br />
Fazit: Die IMDS-Datenbank<br />
wird dazu beitragen, das Versprechen<br />
der Automobilindustrie<br />
einzulösen – eine umweltgerechte<br />
Altautoverwertung.<br />
Günter Raupach<br />
glück auf · 1/2005 .......... 10