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Schule Heute 55

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schule heute <strong>55</strong> neu.qxp 26.05.2010 10:28 Uhr Seite 3<br />

Schultheater hat Geschichte!<br />

Ja, <strong>Schule</strong> ist eine Theaterbühne! Wir spielen<br />

unsere Rollen, sind LehrerInnen, sind SchülerInnen.<br />

Wir inszenieren uns und unsere Welt. Wir<br />

treten auf, wir stellen uns und etwas dar, in vielen<br />

Variationen und Situationen. <strong>Schule</strong> weiß das,<br />

ist nicht nur selber Bühne, sondern nutzt die<br />

Gelegenheit zum Spielen. Schultheater hat eine<br />

lange Geschichte!<br />

Seit Ende des 15. Jahrhunderts ist die Entstehung<br />

eines humanistisch geprägten Schultheaters zu<br />

beobachten. Im Vordergrund standen die Beredtsamkeit<br />

und der sichere Auftritt vor dem Publikum.<br />

Stücke des als unmoralisch geltenden römischen<br />

Komödiendichters Terenz wurden wegen der vorteilhaften,<br />

weil abschreckenden Wirkung auf die Zöglinge<br />

gerne aufgeführt.<br />

Über das römische Theater hinaus entwickelte<br />

sich ein eigenständiges deutsches Schuldrama, in<br />

dem alt- und neutestamentliche Parabeln die hauptsächliche<br />

Stoffgrundlage waren.<br />

Gegen Mitte des 16. Jahrhundert entstand das<br />

katholische Jesuitendrama mit einer stark seelsorgerischen<br />

Wirkungsabsicht.<br />

Das Schuldrama des 17. Jahrhunderts forciert<br />

künstlerische Ausdrucksformen, so auch die Körpersprache.<br />

Der Gelehrte Comenius sah im Schulspiel<br />

eine zentrale Möglichkeit des Unterrichtens.<br />

Im 18. Jahrhundert erfuhren die Schulbühnen eine<br />

große Konkurrenz durch die Wanderbühnen. Die Versuche<br />

der Anpassung an die populären Wanderbühnen<br />

bewirkten Aufführungsverbote für die<br />

Schulbühnen. Der Theaterreformer Gottsched<br />

wiederum trat für eine Stärkung des schulischen<br />

Theaterspiels mit erzieherischer Wirkung ein. Das<br />

Schultheater bekam im Sinne der Aufklärung einen<br />

moralisch pädagogischen Auftrag.<br />

Das Schultheater büßte im Lauf des 19. Jahrhunderts<br />

seine Bedeutung ein, wohl deshalb, weil<br />

es zu wenig Unterhaltung bot.<br />

Das 20. Jahrhundert brachte zunächst ein Wiederaufblühen<br />

des Schultheaters. Bertolt Brechts Überlegungen<br />

zum Lehrstück gehen davon aus, dass<br />

sich die Darsteller durch das Spiel selber erziehen,<br />

dass sich die Dichtung im Spiel weiterentwickelt,<br />

dass ein Erprobungsraum für die herrschenden<br />

gesellschaftlichen Verhältnisse und damit eine<br />

Veränderung der Gesellschaft selbst möglich wird.<br />

„SO EIN THEATER!”<br />

Reformpädagogik und Jugendbewegung nahmen<br />

in den 30er Jahren ein jähes Ende. Das nunmehr<br />

von der Hitlerjugend praktizierte Laientheater diente<br />

der Ideologie und Propaganda.<br />

Nach dem 2. Weltkrieg entwickelte sich das darstellende<br />

Spiel zum generellen Bildungsprinzip. Es<br />

ging nun vornehmlich darum, die Kinder und<br />

Jugendlichen möglichst weitgehend in den theatralen<br />

Produktionsprozess einzubinden. Dem Missbrauch<br />

des Schulspiels als Beiwerk bei schulischen<br />

Veranstaltungen stand man ablehnend gegenüber.<br />

Seit den 80er Jahren findet sich ein Schultheater,<br />

das gewaltpräventiv wirken und einen Beitrag zur<br />

Friedensarbeit leisten will. Für die letzten Jahre kann<br />

festgehalten werden, dass sich in den <strong>Schule</strong>n eine<br />

enorme Vielfalt an Genres, Spiel– und Arbeitsformen<br />

entwickelt hat. Vom klassischen Schultheater über<br />

Musiktheater, Körpertheater, Masken– und Figurentheater<br />

bis hin zu völlig selbstständig erarbeiteten<br />

Eigenproduktionen bildete sich ein breites<br />

Spektrum darstellender Kunst. Als besondere Potentiale<br />

des Faches rücken die Förderung der Ich-Kompetenzen,<br />

der Sozialkompetenzen, der Methodenkompetenzen<br />

und der ästhetischen Kompetenzen ins<br />

Zentrum.<br />

In der Schulpraxis in Vorarlberg finden sich seit<br />

längerem Anzeichen einer kräftigen Wiederbelebung:<br />

Ariel Lang mit dem Schultheater Egg, <strong>Schule</strong><br />

Macht Theater als Initiative des BMUKK, Angebote<br />

der PH Vorarlberg ... Hartmut von Hentig hat formuliert,<br />

dass Theater eine Grundform der Weltaneignung<br />

ist. So sollte keine <strong>Schule</strong> mehr ohne<br />

Theater denkbar sein und theatrale Bildung zum elementaren<br />

Kanon für alle SchülerInnen zählen.<br />

MMag. Birgit Sprenger, LSR<br />

Literaturempfehlungen<br />

Liebau, Eckart u. a. (Hg):<br />

Grundrisse des Schultheaters, Weinheim,<br />

München 2005<br />

Czerny, Gabriel:<br />

Theaterpädagogik, Augsburg 2004<br />

Hoffmann, Christel; Israel, Annett:<br />

Theater spielen mit Kindern und Jugendlichen,<br />

Weinheim, München 2008<br />

SCHULE HEUTE<br />

Begeisterndes Jugendtheater in Egg<br />

Dario Fo: „Siebtens: Stiehl ein bisschen<br />

weniger”<br />

Inszenierung<br />

Prof. Ariel Lang, Schultheater Egg<br />

Auszug aus einem Vortrag von Frau<br />

Univ.Prof. Dr Ulrike Jessner im Rahmen<br />

der Enquete<br />

“Fremdsprachenlernen in<br />

Vorarlberg ”<br />

Diese fand am 25.September 2008 in<br />

Feldkirch statt., veranstaltet vom Vorarlberger<br />

Landesverband der<br />

Elternvereine an Pflichtschulen,<br />

vom Landesverband der Elternvereine<br />

an mittleren und höheren<br />

<strong>Schule</strong>n Vorarlbergs und dem LSR<br />

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