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Dialog - Franziskaner Mission

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<strong>Franziskaner</strong> <strong>Mission</strong> 3 | 2011 — <strong>Dialog</strong> mit anderen Religionen und Kulturen<br />

<strong>Dialog</strong> mit anderen Religionen und Kulturen — <strong>Franziskaner</strong> <strong>Mission</strong> 3 | 2011<br />

UN fördern <strong>Dialog</strong> der Religionen<br />

Woche der interreligiösen Harmonie<br />

Kinder sind offen<br />

Kulturelle Vielfalt in Dortmunder Kindertagesstätte<br />

26<br />

Gebetsraum der UN<br />

Eine »Woche der interreligiösen<br />

Harmonie« wurde im vergangenen<br />

Jahr von den Vereinten Nationen (UN)<br />

auf deren 65. General-Versammlung<br />

in New York ausgerufen. Diese Resolution<br />

ermutigt die Staaten in der<br />

ersten Februarwoche eines jeden<br />

Jahres Initiativen zu unterstützen,<br />

die das gegenseitige Verständnis<br />

der Religionen fördern.<br />

Die Resolution geht auf eine<br />

Initiative des jordanischen Königs<br />

Abdullah II. bin al-Hussein zurück.<br />

In seiner Rede sagte der seit<br />

langem für sein Friedensengagement<br />

bekannte Monarch:<br />

Ȇber all auf der Welt sind die<br />

Menschen durch das Gebot<br />

miteinander verbunden, Gott<br />

und den Nächsten zu lieben. Wir<br />

schlagen daher eine besondere<br />

Woche vor, in der die Völker<br />

der Welt entsprechend ihrer<br />

jeweiligen Tradition zum Ausdruck<br />

bringen können, wo in<br />

ihrer Religion Toleranz, Respekt<br />

vor dem Nächsten und Frieden<br />

verankert sind.«<br />

Förderung des Friedens<br />

Es mag zunächst verwundern,<br />

dass die Vereinten Nationen,<br />

die ja ein Zusammenschluss von<br />

Staatsvertretern sind, eine solch<br />

»spirituelle« Resolution verabschieden,<br />

die die Menschen in<br />

ihrem Bezug zu ihrer Religion<br />

und ihrem Glauben anspricht.<br />

Halten wir uns jedoch vor<br />

Augen, dass 80 % der Menschheit<br />

einer der großen Weltreligionen,<br />

also Christentum,<br />

Islam, Judentum, Hinduismus,<br />

Buddhismus, Taoismus und<br />

Konfuzianismus, angehören.<br />

Allein zu Christentum und Islam<br />

bekennt sich mehr als die Hälfte<br />

der Menschheit. Vor diesem<br />

Hintergrund ist eine solche<br />

Entscheidung durchaus verständlich<br />

und sinnvoll. Sowohl<br />

der Generalsekretär der UN, Ban<br />

Ki-moon, als auch der Vertreter<br />

des Vatikans bei den UN in New<br />

York, Ambassador Miguel Díaz,<br />

begrüßen diese Initiative als<br />

einen guten Beitrag zur Förderung<br />

des <strong>Dialog</strong>s zwischen den<br />

Konfessionen und Religionen und<br />

damit des Friedens in der Welt.<br />

Glaube als Motivation<br />

Der König von Jordanien<br />

begründet die Einführung der<br />

besonderen Woche damit, dass<br />

gerade in der Gegenwart eine<br />

Zunahme von Gewalt zwischen<br />

den Religionen erfahrbar ist und<br />

dass die Religionszugehörigkeit<br />

von Menschen dazu missbraucht<br />

wird, diese zum Krieg gegeneinander<br />

zu motivieren. Gewaltbereitschaft<br />

gegen Andersgläubige<br />

und die – scheinbare<br />

– entsprechende ideologische<br />

bzw. religiöse Rechtfertigung<br />

hierzu können wir bei allen<br />

Religionen finden. Gleichzeitig<br />

können wir jedoch auch feststellen,<br />

dass es gerade Menschen<br />

des Glaubens sind, die sich in<br />

starkem Maße für Verständigung<br />

und Frieden einsetzen, und dass<br />

sich viele Politiker in guter Weise<br />

von ihrem Glauben inspirieren<br />

und motivieren lassen.<br />

Hat die »Woche der interreligiösen Harmonie« bei den<br />

UN vorgeschlagen: König Abdullah von Jordanien<br />

In diesem Jahr (2011) fand<br />

die Woche der interreligiösen<br />

Harmonie zum ersten Mal statt.<br />

Auch in Deutschland gab es<br />

zahlreiche Veranstaltungen,<br />

zu denen vor allem auch der<br />

Ökumenische Rat der Kirchen<br />

aufgerufen hatte. Bleibt zu<br />

hoffen, dass wir als Franziskanische<br />

Familie, die wir durch<br />

F ranciscans International in<br />

besonderer Weise mit der<br />

Arbeit der Vereinten Nationen<br />

verbunden sind, diese Woche<br />

der interreligiösen Harmonie<br />

auch in Zukunft jeweils aktiv<br />

mitgestalten.<br />

Schließen möchte ich mit<br />

einem Satz des persischen<br />

Dichters und muslimischen<br />

Mystikers Rumi, den der ehemalige<br />

Generalsekretär der UN,<br />

Dag Hammarskjöld, in seinem<br />

Tagebuch zitiert: »Wer Gott<br />

liebt, hat keine Religion außer<br />

Gott.«<br />

Markus Heinze ofm<br />

Bruder Markus ist regionaler Leiter<br />

für Afrika und Europa von Franciscans<br />

International (FI) in Genf.<br />

Quelle:<br />

www.worldinterfaithharmonyweek.com<br />

Knapp 150 Kinder spielen, turnen,<br />

toben, träumen täglich im Kinderhaus<br />

St. Franziskus, der Kindertage<br />

sstätte der <strong>Franziskaner</strong> in<br />

Dortmund. 150 Kinder aus 16 Nationen<br />

kommen täglich zusammen.<br />

»Interkultureller <strong>Dialog</strong>« ist hier<br />

an der Tagesordnung.<br />

Gibt es da manchmal Probleme<br />

Sabine Prinz, Leiterin der<br />

katholischen Einrichtung, lacht:<br />

»Nein. Kinder sind Kinder. Für sie<br />

ist das kein Thema. Sie sind vollkommen<br />

vorurteilslos. Für sie ist<br />

es normal, dass andere anders aussehen<br />

oder sprechen. Sie nehmen<br />

die anderen so, wie sie sind. Erst<br />

die Erwachsenen machen manchmal<br />

ein Problem daraus, wenn<br />

jemand anders ist.«<br />

Alle machen mit<br />

In der katholischen Kindertagesstätte<br />

ist die nationale Mischung<br />

bunter als die religiöse. 80 %<br />

der Mädchen und Jungen sind<br />

katholisch, die meisten anderen<br />

sind evangelisch oder konfessionslos,<br />

drei Kinder sind Muslime<br />

und ein Kind ist Hindu. Auch die<br />

Kleinen, die nicht katholisch sind,<br />

werden in die religiösen Feste des<br />

Kindergartens miteinbezogen.<br />

Zum Beispiel an St. Martin, wenn<br />

das ganze Kinderhaus zusammen<br />

feiert. Oder in der Karwoche,<br />

wenn jede Gruppe einzeln das<br />

letzte Abendmahl mit Fladenbrot<br />

nachspielt. Und selbstverständlich<br />

sind auch alle mit dabei,<br />

wenn eine Gruppe die <strong>Franziskaner</strong>kirche<br />

nebenan zum Singen<br />

besucht – weil dort die Lieder<br />

so schön klingen. Das ist bei der<br />

Anmeldung mit den Eltern so<br />

abgesprochen.<br />

Brückenschlag<br />

Viele Mütter und Väter kommen<br />

über ihre Kinder und das<br />

Kinderhaus auch selbst (wieder)<br />

in Berührung mit der Kirchengemeinde:<br />

sei es bei den Gottesdiensten<br />

des Kindergartens, zu<br />

denen sie als Eltern mit eingeladen<br />

sind, oder sei es durch<br />

Feste der Pfarrei, an denen das<br />

Kinderhaus teilnimmt und zu<br />

denen die Mädchen und Jungen<br />

ihre Eltern mitbringen können.<br />

Die Kinder erfüllen auf diese<br />

Weise eine wichtige Brückenfunktion<br />

zwischen Kirche und Elternhaus.<br />

Und sie haben auch kein<br />

Problem damit, dass manches zu<br />

Hause vielleicht anders gehandhabt<br />

wird als im Kindergarten.<br />

Bereicherung<br />

Die Familien erfahren im Kinderhaus<br />

auch durch den engen<br />

Kontakt zu den <strong>Franziskaner</strong>n,<br />

dass sie unabhängig von ihrer<br />

Nationalität und Religionszugehörigkeit<br />

willkommen sind. »Es<br />

ist ein großes Glück für uns«,<br />

sagt Sabine Prinz, »dass wir<br />

direkt an das Kloster angrenzen.<br />

Die <strong>Franziskaner</strong> gehören zur<br />

Wirklichkeit des Kinderhauses mit<br />

dazu. Sie feiern mit uns Gottesdienste,<br />

wir treffen sie auf der<br />

Straße oder im Garten, und einmal<br />

in der Woche kommt einer<br />

der Brüder zu uns und besucht<br />

alle Gruppen.«<br />

Im Kinderhaus Dortmund<br />

stellt die Multikulturalität kein<br />

Problem, sondern eine Bereicherung<br />

dar. Sabine Prinz: »Ich freue<br />

mich, dass es so gut läuft. Unterschiedlichkeit<br />

ist kein Thema hier.<br />

Das macht die Sache schön.«<br />

Kinder aus dem Franziskushaus in Dortmund:<br />

Verschiedenheit ist kein Problem<br />

Anke Chávez<br />

Anke Chávez ist verantwortlich für den<br />

Bereich Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit<br />

der <strong>Franziskaner</strong> <strong>Mission</strong>.<br />

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