Die deutsch isländischen Beziehungen
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Chamisso-Gedicht („Küssen will ich, ich will küssen“). Der neunte und letzte Band 1846<br />
enthielt Übersetzungen aus dem Nachlass Jónas Hallgrímssons, der inzwischen verstorben<br />
war. Hier fanden sich erneut ein Schiller-Gedicht („Des Mädchens Klage“), die Erzählung<br />
„Das Bergwerk von Falun“ von Johann Peter Hebel sowie das Märchen „Marienkind“ aus der<br />
Sammlung der Gebrüder Grimm.<br />
Weitere, in seinem Nachlass entdeckte Übersetzungen von Heine-Gedichten und Gedichten<br />
Feuerbachs veröffentlichten seine Freunde und Mitherausgeber später postum in einer<br />
Gedichtsammlung. Zudem enthielten die „Fjölnir“-Bände regelmäßig Besprechungen<br />
<strong>deutsch</strong>er Bücher, seien sie naturwissenschaftlicher, historischer oder philosophischer Art.<br />
Jónas Hallgrímssons großes Verdienst war es, die Isländer mit Heine und seiner Literatur<br />
bekannt zu machen. Nach den anfänglichen Zweifeln – wie geschildert – avancierte Heine<br />
bald zu einem beliebten Dichter in Island. Zudem war Heine Jónas Hallgrímsson ein großes<br />
Vorbild. Seine Übersetzungen gehen teilweise schon in Bearbeitungen und Adaptionen über,<br />
und viele seiner eigenen Gedichte lehnen sich an Heine an. Zugleich schuf er etwas Neues<br />
und Eigenständiges, Isländisches. Damit hat Jónas Hallgrímsson, und indirekt auch Heinrich<br />
Heine!, der isländischen Literatur einen wichtigen Impuls zugeführt. <strong>Die</strong> isländische Literatur<br />
sollte sich in der Folgezeit auf hohem Niveau weiterentwickeln, bis beispielsweise Halldór<br />
Laxness, der Jónas Hallgrímsson im Übrigen als „Liebling des isländischen Volkes“<br />
bezeichnete, 5 1955 den Literatur-Nobelpreis erhält und Island 2011 Ehrengast der Frankfurter<br />
Buchmesse wird. Eine Entwicklung, von der auch der <strong>deutsch</strong>e Buchmarkt und die <strong>deutsch</strong>en<br />
Leser profitieren.<br />
Im Laufe des 19. Jahrhunderts kam der wechselseitige Literaturaustausch mehr und mehr in<br />
Gang. Mag Jónas Hallgrímsson in diesem Zusammenhang eine wichtige, vielleicht die<br />
wichtigste Rolle zukommen, so fand die <strong>deutsch</strong>e Literatur auch auf anderen Wegen Eingang<br />
in das isländische Geistesleben.<br />
Schon vor Jónas Hallgrímsson war der Jurist Magnús Stephensen (gestorben 1833) bemüht,<br />
die Literatur der europäischen Aufklärung nach Island zu bringen. Er übersetzte Gellert, eine<br />
Schrift des <strong>deutsch</strong>en Satirikers Rabener und zeigte sich von dem Theologen und<br />
Schauspieler Johann Christian Krüger beeinflusst.<br />
Um 1900 erschienen vermehrt Veröffentlichungen: 1917 beispielsweise eine stattliche<br />
5 Kreutzer, Gert: "Hann er farinn ad laga sig efir Heine." Jónas Hallgrímsson und die <strong>deutsch</strong>e Literatur. In:<br />
Island. 13. Jg. Heft 2, November 2007, S. 67.<br />
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