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Die deutsch isländischen Beziehungen

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hauptsächlich über Norwegen erreichten. Aus diesen Einflüssen ist in Island etwas ganz<br />

Neues und Eigenständiges entstanden. Wesentliches Merkmal der Sagas ist, dass sie trotz<br />

ihrer Fiktionalität eine bedeutende Rolle als Geschichtsschreibung und für das<br />

Selbstverständnis der Isländer spielen. Kann ihr Wahrheitsgehalt zum größten Teil nicht<br />

verifiziert werden, so haben sie in der isländischen Geschichte doch die Rolle von<br />

Gründermythen zugeschrieben bekommen.<br />

Von einem kulturlosen Volk kann nach Adam von Bremen also nicht ohne Weiteres die Rede<br />

sein. Ferner setzte Adam von Bremen in seinem Text Island mit Thule gleich. Schon die<br />

Griechen sprachen von einem Thule als einer Insel am nodwestlichen Rand der Erde. Um<br />

welche Insel es sich genau dabei handelte, ist unklar. Im Mittelalter wurden Thule und Island<br />

dann einfach gleichgesetzt und Thule entwickelte sich mehr und mehr zu einer Chiffre für den<br />

ganzen Norden, wie zum Beispiel bei Goethe in seiner Ballade „Der König von Thule“, bis<br />

hin dazu, dass nach Felix Dahns „Ein Kampf um Rom“ von 1876 Thule als Heimat des<br />

Germanentums angesehen wird.<br />

Im ersten Viertel des 12. Jahrhunderts wurden in einer vermutlich aus dem bairischen, also<br />

aus einem weitaus südlicher liegenden Gebiet, stammenden Handschrift einer<br />

Erdbeschreibung, der sogenannten "Merigarto", ebenfalls Nachrichten aus Island erwähnt.<br />

Merigarto bot die erste geographische Darstellung in <strong>deutsch</strong>er Sprache. Sind aus dem<br />

Mittelalter nicht viele weitere Island-Beschreibungen aus Deutschland bekannt - zu erwähnen<br />

wären außerhalb Deutschlands vor allem noch Saxo Grammaticus´ „Gesta danorum“ und der<br />

norwegische Königsspiegel - so nahm die Zahl an Abhandlungen, in denen auch Island<br />

vorkommt, erst mit der Erfindung des Buchdrucks zu.<br />

Des Weiteren gibt es zwar Berichte, dass sich auf Reykholt, dem Anwesen des großen<br />

isländischen Historikers und Goden Snorri Sturluson (1197-1241), ein Deutscher namens<br />

Herburt aufgehalten haben soll oder dass Isländer nach Deutschland kamen und es zum<br />

Beispiel als Pilgerer durchwanderten, so der Abt Nikulás Bergsson (+1159) von Munkaþverá,<br />

der in der Beschreibung seiner Reise nach Jerusalem auch von Orten in Deutschland berichtet.<br />

Im Großen und Ganzen aber brachen die Verbindungen zwischen Island und Deutschland ab,<br />

als Island nicht mehr Teil des Erzbistums Bremen-Hamburg war. Wirkliche, fruchtbare<br />

<strong>Beziehungen</strong> entstanden erst wieder im 15. Jahrhundert zu Zeiten der Hanse. Sie entstanden<br />

nun nicht mehr in erster Linie durch Kleriker, sondern vor allem durch Kaufleute, die aber<br />

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