03.02.2015 Aufrufe

Die deutsch isländischen Beziehungen

Die deutsch isländischen Beziehungen

Die deutsch isländischen Beziehungen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

„germanische Geist“ gestärkt werden, was unter anderem mit einer Ausweitung dieses<br />

Begriffs auf den Pangermanismus und das Postulieren einer gemeinsamen nordischgermanischen,<br />

heldenhaften Vergangenheit geschah, wie es beispielweise Fichte, Arndt oder<br />

die Gebrüder Grimm taten. So baut beispielsweise Jacob Grimms „Deutsche Mythologie“ von<br />

1835 im Wesentlichen auf der altisländischen Edda auf.<br />

Waren altisländische Texte <strong>deutsch</strong>en Dichtern und Denkern im 17. und 18. Jahrhundert<br />

zunächst durch in Schweden und Dänemark erschienene lateinische Übersetzungen<br />

zugänglich, so führten die politisch-philosophischen Entwicklungen in Deutschland auch zu<br />

einem vermehrten Interesse an diesen Texten und zu einer vermehrten Übersetzungstätigkeit.<br />

So wurden zum Beispiel im 18. Jahrhundert erste Lieder der Edda ins Deutsche übertragen, zu<br />

Beginn des 19. Jahrhunderts erschien die erste umfassendere <strong>deutsch</strong>e Übersetzung der Prosa-<br />

Edda, der im Laufe des Jahrhunderts weitere folgten. <strong>Die</strong> erste <strong>deutsch</strong>e Übersetzung der<br />

Völsungensaga datiert auf 1815, der Gisli und Egils Saga in Auszügen auf 1816 und der<br />

Heimskringla auf 1835-1837. Auch die Gebrüder Grimm versuchten sich an einer<br />

Übersetzung der Edda, von der aber nur der erste Band erschien.<br />

Unmittelbar profitiert von den Übersetzungen hat auch Richard Wagner. Sein Opernzyklus<br />

„Der Ring des Nibelungen“, der in der Zeit von 1848 bis 1874 entstanden ist, lässt dem Titel<br />

nach zwar auf stoffliche Vorlagen aus dem <strong>deutsch</strong>en Sprachraum im Allgemeinen und dem<br />

Nibelungenlied im Besonderen schließen, in der Tat stammen die überwiegenden Motive<br />

seines Rings aus der altisländischen Literatur, wie Wagner auch selber formulierte:<br />

„Unwiderstehlich … auf die nordischen Zeugnisse … hingewiesen, suchte ich nun auch,<br />

soweit mir dies ohne fließende Kenntnis der nordischen Sprachen möglich war, die `Edda´<br />

sowie die prosaischen Aufzeichnungen der großen Bestandteile der Heldensage mir vertraut<br />

zu machen. Von entscheidendem Einfluss auf die bald in mir sich gestaltende Behandlung<br />

dieses Stoffes war – die Lektüre der `Wälsungensaga´. 6<br />

Er bediente sich im Wesentlichen viererlei Quellen: der Lieder- sowie der Prosa-Edda, der<br />

Völsungensaga und der Þidreks Saga. Gleichwohl muss natürlich betont werden, dass Wagner<br />

mit seinem Ring etwas gänzlich Selbständiges geschaffen hat, indem er seine Vorlagen für<br />

seine Zwecke zu einem neuen Ganzen zusammenfügte.<br />

Nicht nur inhaltlich, auch in Bezug auf die Form blieb Wagner von der altisländischen<br />

Literatur nicht unbeeindruckt und übernahm in seinen Dichtungen die Verwendung des<br />

Stabreims, dem typischen Stilmittel der isländischen Sagas.<br />

6 Richard Wagner: Mein Leben. Teil I, Leipzig 1986, S. 394-395.<br />

18

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!