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Die deutsch isländischen Beziehungen

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Sigurður Þórðarson (1895-1968) studierte von 1916 bis 1918 Geige, Klavier und Dirigieren<br />

in Leipzig und wurde nach seiner Rückkehr nach Island ebenfalls eine wichtige Figur im<br />

dortigen Musikleben – er war u.a. als Komponist tätig und gründete 1926 den Männerchor<br />

Reykjavík.<br />

Etwas später fand außerdem der vielseitig begabte Emil Thoroddsen den Weg nach Leipzig,<br />

wo er auch dem in Leipzig zu Besuch weilenden Halldór Laxness ein kundiger Führer war.<br />

Von 1920 bis 1924 studierte er Musik in Leipzig und Dresden und sollte sich später als<br />

Pianist, Komponist, Schriftsteller und Maler einen Namen in Island machen.<br />

Der isländische Sänger Pétur Jónsson (1884-1956) war der erste isländische Sänger, der<br />

seine Ausbildung im Ausland erhielt – er studierte in Berlin – und im Laufe des 20.<br />

Jahrhunderts sollten ihm viele folgen.<br />

Auch Jón Leifs erlernte sein musikalisches Handwerk in Leipzig, wo er zunächst<br />

Klavierspiel, später Dirigieren studierte. Er blieb insgesamt über 27 Jahre in Deutschland, von<br />

wo aus er wichtige Impulse aus dem Musikleben mit nach Island brachte.<br />

Als er mit 17 Jahren nach Leipzig kam, entdeckte er fernab der Heimat eine neue Welt:<br />

“Zum ersten Male sah ich eine Straßenbahn, Eisenbahn und vieles andere mehr. Stumm und<br />

verlegen mußte ich mich inmitten der mir oft fast fremdrassig erscheinenden Mitteleuropäer<br />

sein, deren alltägliches Gebaren ich erst nach Jahren verstehen lernte, und es kam mir<br />

absolut nicht in den Sinn, die Überlegenheit europäischer Zivilisation anzuzweifeln.<br />

Symbolisch mein erster Spaziergang durch baumhohe Alléen: Fallendes, treibendes,<br />

herbstbuntes Laub. Nie hatte ich dergleichen gesehen. Ebenso symbolisch für mich das erste<br />

Hören eines Orchesters: Listz´s Faust-Sinfonie. Fast schien es mir, als hätte ich mich auf den<br />

Boden werfen und vor Erstaunen laut rufen können.“ 13<br />

Nach seinem Studium in Leipzig war Jón Leifs zunächst als Dirigent in Deutschland tätig und<br />

veröffentlichte Artikel in verschiedenen <strong>deutsch</strong>en Musikjournalen. 1926 ermöglichte er<br />

seinen Landsleuten, zum ersten Mal ein Orchester auf Island zu erleben – das isländische<br />

Symphonieorchester wurde erst im Jahre 1950 gegründet: mit dem Hamburger<br />

Philharmonischen Orchester unternahm Leifs im Frühling des Jahres eine Tournee, die ihn<br />

über Norwegen und die Faröer-Inseln auch nach Island führte. Somit wurde der orchestrale<br />

Klang zum ersten Mal von einem nord<strong>deutsch</strong>en Orchester nach Island gebracht.<br />

13 Åhlén, Carl-Gunnar: Jón Leifs - ein genialer Komponist, von niemandem ernst genommen. In: Island. 3. Jg.,<br />

Heft 1, April 1997, S. 18.<br />

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