Die deutsch isländischen Beziehungen
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Die deutsch isländischen Beziehungen
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Kandinsky und Klee spannende Zentren neuer künstlerischer Ideen waren. Neben den<br />
inhaltlichen Impulsen mochte dabei auch der für Isländer günstige Wechselkurs eine nicht zu<br />
unterschätzende Rolle spielen. Der Beginn des 20. Jahrhunderts war eine kulturelle Blütezeit<br />
für Island.<br />
<strong>Die</strong> Werke von Baldur Björnsson (1879 bis 1945), der in den Jahren 1913/14 in Berlin lebte,<br />
zeigen einen deutlichen Einfluss der abstrakt-geometrischen Kunst. Gleiches gilt für den<br />
isländischen Maler Finnur Jónsson (1892-1993), der in den zwanziger Jahren in Berlin und<br />
Dresden studierte und in dieser Zeit einige wichtige Werke schuf, die zunächst den Einfluss<br />
des <strong>deutsch</strong>en Expressionismus, dann der abstrakten Kunst zeigen. 1925 nach Island<br />
zurückgekehrt wendete sich Finnur Jónsson der Landschaftsmalerei zu – das geistige Klima in<br />
Island war für die radikaleren Ansätze des Kontinents noch nicht offen.<br />
Leifur Kaldal und Guðmundur Einarsson von Middal (1895-1963), der Vater des<br />
international bekannten isländischen Pop-Art-Künstlers Erró, kamen zum Kunststudium zu<br />
Beginn der zwanziger Jahre nach München.<br />
Auch auf dem Gebiet der Fotografie entstand eine interessante Wechselwirkung zwischen<br />
Deutschland und Island. Sigríður Zoega (1889-1968), eine bedeutende isländische<br />
Porträtfotografin zu Beginn des 20. Jahrhunderts, arbeitete von 1911 bis 1914 bei dem<br />
<strong>deutsch</strong>en Fotografen und Künstler August Sander in Köln. <strong>Die</strong> Jahre der Zusammenarbeit<br />
sollten großen Einfluss auf ihr weiteres Schaffen zurück in Island haben. Eine lebenslange<br />
Freundschaft verband sie mit August Sander und seiner Familie, so dass ihr Weg sie auch<br />
später noch zu Besuchen nach Deutschland führte. Zudem baute Sigríður Zoega auch eine<br />
Freundschaft zu Heinrich Erkes und dessen Familie auf. Der Kölner Kaufmann, Politiker<br />
und spätere Bibliothekar Erkes war ein großer Islandliebhaber. Er unternahm zahlreiche<br />
Reisen nach Island, schrieb 1906 den ersten <strong>deutsch</strong>en Reiseführer für Island, veröffentlichte<br />
verschiedene geologische Schriften und bekam 1924 das Ritterkreuz des isländischen<br />
Falkenordens verliehen. Seine Tochter Beatrix heiratete später den Kaufmann Otto Löffler,<br />
der lange Zeit isländischer Konsul in Köln war. Während ihrer Zeit in Köln verbrachte<br />
Sigríður Zoega fast jedes Wochenende bei der Familie Erkes, die sie mit offenen Armen<br />
empfing und sehr erfreut darüber war, als „was für eine attraktive und sympathische junge<br />
Dame“ sie Sigríður erlebten. 11 Auch Sigríður zeigte sich sehr beeindruckt von Heinrich Erkes<br />
11 Brief von Heinrich Erkes, 30. Juli 1911, in: Ljósmyndari í Reykjavík/ Photographer in Reykjavík.<br />
Þjóðminjasafn Íslands. Reykjavík 2000, S. 92.<br />
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