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BIOPHYSIK 1 - Bio Salzburg - Index

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FRAGENKATALOG<br />

<strong>BIOPHYSIK</strong> 1<br />

WS 2009


Fragenkatalog <strong>Bio</strong>physik I, WS2009<br />

1. Benennen und erläutern Sie die Funktionen von biologischen Membranen!<br />

• Abgrenzung von Cytosol und Organellen<br />

• Trennung von Molekülen<br />

• Aufrechterhaltung von Konzentrationsgradienten – Diffusion in eine Richtung wird<br />

bevorzugt<br />

• Unterschiedliche pH-Werte und Ionenkonzentrationen auf beiden Seiten der Membran<br />

elektrochemischer Gradient, Kontrolle der Aktivität bestimmter Proteine, Anhäufung von<br />

bestimmten Proteinen innerhalb bestimmter membranbegrenzter Räume<br />

• Selektiver Filter, der den Übertritt von Ionen,Molekülen und großen Partikel wie z.B.Viren<br />

in die und aus der Zelle regelt<br />

• Sitz wichtiger Proteine, z.B. Komplexe der Atmungskette in der inneren<br />

Mitochondrienmembran, an der Signaltransduktion beteiligte Proteine etc.<br />

Aufgaben der „Schichten“ nach dem Singer-Nicolson Modell<br />

• Die Glycocalyx ist ein Rezeptor für extrazelluläre Signale und ermöglicht die<br />

Kommunikation zwischen Zellinnerem und Umgebung<br />

• Die ECM (extrazelluläreMatrix) ist je nach Baustoffen zuständig für die Struktur von<br />

Knochen, Sehnen, der Hornhaut des Auges und für die Signaltransduktion<br />

• Die Lipid-Protein-Doppelschicht und das Cytoskelett beeinffussen Form und Beweglichkeit<br />

einer Zelle<br />

2. Erklären Sie das Singer/Nicholson Modell biologischer Membranen! Welche<br />

Schwächen (Fehler) hat das Modell?<br />

Abb. 1 Singer Nicolson Modell (Fluid Mosaic Modell)<br />

Das derzeit anerkannte Modell wird als flüssig-Mosaik-Modell oder Singer-<br />

Nicolson-Modell bezeichnet. Es besteht aus einzelnen Proteinmolekülen, die in einer flüssigen<br />

Doppelschicht aus Phospholipiden schwimmen. Phospholipide sind so genannte Zwittermoleküle,<br />

da sie einen hydrophilien und einen hydrophoben Bereich haben.<br />

• Der Lipidbilayer sorgt für Abgrenzung zwischen Außen und Innenraum der Zelle.<br />

Ermöglichst Durchlass von Substanzen.<br />

• Die Glycocalyx ist ein Rezeptor für extrazelluläre Signale und ermöglicht die<br />

Kommunikation zwischen Zellinnerem und Umgebung<br />

• Die ECM (extrazelluläreMatrix) ist je nach Baustoffen zuständig für die Struktur von<br />

Knochen, Sehnen, der Hornhaut des Auges und für die Signaltransduktion<br />

• Die Lipid-Protein-Doppelschicht und das Cytoskelett beeinflussen Form und<br />

Beweglichkeit einer Zelle<br />

Schwächen des Modells:<br />

Seit der Aufstellung des Flüssig-Mosaik Modells von Singer und Nicholson 1972 wurden zahlreiche<br />

Hinweise entdeckt, die zur Formulierung des dynamisch strukturierte Mosaikmodelles führten.<br />

Verschiedene Untersuchungen zeigten, dass die Proteine und verschiedenen Lipidmoleküle<br />

keineswegs gleichmäßig auf der Oberfläche der Membran verteilt sind, wie es in einer reinen<br />

Flüssigkeit zu erwarten wäre. Stattdessen scheint es Gebiete mit einer hohen Konzentration von<br />

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Fragenkatalog <strong>Bio</strong>physik I, WS2009<br />

bestimmten Proteinen (sogenannte Rezeptor-Inseln) oder bestimmten Lipidtypen zu geben<br />

(sogenannte Rafts), die sich ständig umgruppieren, auflösen und wieder zusammenfinden.<br />

3. Nennen und klassifizieren Sie die wichtigsten Membranlipide!<br />

Die 3 wichtigsten Vertreter sind Phospholipide, Sphingolipide und Glycolipide<br />

Phospholipide<br />

Bilden den Hauptbestandteil von <strong>Bio</strong>membranen (besitzen Phosphorgruppe, daher der Name).<br />

Dabei unterscheidet man zwischen Phosphoglyceriden und Sphingomyelinen<br />

Die Phosphorsäurediestergruppe aller Phospholipide ist hydrophil (d. h. interagiert mit Wasser) und<br />

wird „Kopf“ genannt. Die Acylreste beziehungsweise der unpolare Teil des Sphingosins werden als<br />

„Schwanz“ bezeichnet und sind hydrophob.<br />

Phosphoglyceride<br />

Sind mit Glycerin veresterte Fettsäuren, wobei eine der Hydroxylgruppen des Glycerins mit mit<br />

Phosphat verestert ist. Die Phosphatgruppe kann zusätzlich an Moleküle binden.<br />

Abb. 2 Allg. Struktur von Phospholipiden<br />

Klassifikation:<br />

1. Kopfgruppe<br />

• nur Phosphat gebunden: Phosphatidylsäure<br />

• PC = Phosphatidylcholin (X=Cholin)<br />

• PS = Phosphatidylserin (X=Serin)<br />

• PE = Phosphatidylethanolamin (X=Ethanolamin)<br />

• PI = Phosphatidylinositol (X=Inositol)<br />

2. Anzahl der Fettsäurereste<br />

• Triacylglyceride oder Triglyceride haben drei Fettsäurereste und sind mit keinem<br />

Phosphat verestert.<br />

• Diacylglyceride sind die häufigsten Vertreter. Haben 2 Fettsäurereste +<br />

Phosphatgruppe (+S,C,E,I)<br />

• Monoacylglyceride, auch Lysophospholipide genannt, haben nur einen<br />

Fettsäureschwanz.<br />

3. Länge und Sättigung (evtl. Position der Doppelbindung(en)) der Fettsäurereste<br />

• Die Struktur einer Fettsäurekette wird oft so angegeben: C16:0 (16<br />

Kohlenstoffatome, keine Doppelbindung) oder C18:1 cis-∆9 (18 C-Atome, 1 cis-<br />

Doppelbindung zwischen den C-Atomen 9 und 10) (cis – symmetrisch, trans –<br />

antisymmetrisch um Bindung)<br />

Es wid gerne eine Nomenklatur verwendet, die ein Diacylglycerid mit vier Buchstaben bezeichnet,<br />

z.B. DPPC (Dipalmitoylphosphatidylcholin)<br />

Sphingomyeline<br />

Grundgerüst für Sphingomyelin ist der einfach ungesättigte Aminalkohol Sphingosin. Dieser kann<br />

über eine Amidbindung an eine Fettsäure und über die OH Bindung verschiedene Kopfgruppen an<br />

sich binden. Im Fall von Sphingomyelin ist diese Kopfgruppe ebenfalls eine Phosphatgruppe, die<br />

wiederum zusätzlich mit Cholin verestert ist.<br />

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Abb. 3 Sphingomyelin<br />

Fragenkatalog <strong>Bio</strong>physik I, WS2009<br />

Sphingolipide<br />

Sphingolipide sind ebenfalls Bestandteile von Zellmembranen. Ihr Grundgerüst besteht aus einer<br />

Fettsäure und Sphingosin. Sie werden unterschieden in die Gruppen der Ceramide, der<br />

Sphingomyeline (ebenfalls Phospholipid) und Glycolipide. Sphingolipide finden sich im<br />

Nervengewebe, sie spielen eine wichtige Rolle in der Signalübertragung und der Interaktion<br />

einzelner Zellen. Das einfachste Sphingolipid ist Ceramid (hat lediglich Amidbindung an eine<br />

Fettsäure)<br />

Abb. 4 Allg. Struktur von Sphingolipiden (Ceramid – einfachstes Sphingolipid: kein R)<br />

Glycolipide<br />

Glycolipide sind phosphatfreie, sphingosinhaltige Lipide mit einem glycosidisch an die 1-Hydroxyl-<br />

Gruppe des Sphingosin gebundenen Kohlenhydrat-Anteil. Sie bilden häufig die Außenseite<br />

biologischer Membranen.<br />

Abb. 5 Glycolipid<br />

4. Wie ist ein Glycerolipid aufgebaut?<br />

Siehe Frage 3.<br />

5. Zeichnen Sie die Strukturformeln für mindestens zwei geladene und zwei ungeladene<br />

Phospholipide und benennen Sie diese!<br />

Geladen<br />

Die meisten Phospholipide tragen an ihrem Kopf eine zusätzliche Ladung, allein oft schon<br />

deswegen, weil an der Phosphatgruppe eine zusätzliche negative Ladung vorhanden ist. Außer<br />

dieser negativen Ladung tragen einige Phospholipide weitere Ladungen. Beispiele wären etwa<br />

Phosphatidylserin mit einer positiven und einer negative Ladung im Serinrest und<br />

Phosphatidylinositol (ohne zusätzliche positive Ladung). Diese Lipide erscheinen somit nach<br />

außen hin negativ geladen.<br />

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Fragenkatalog <strong>Bio</strong>physik I, WS2009<br />

Abb. 6 Phosphatidylserin (l) und Phosphatidylinositol (r); beide tragen negative Ladung<br />

Ungeladen<br />

Phosphatidylcholin und Phosphatidylethanolamin sind am N-Atom des Aminoalkohols jeweils<br />

positiv geladen. Zusammen mit dem negativen Phosphatrest erscheinen diese nach außen hin<br />

neutral.<br />

Abb. 7 Phospatidylethanolamin (l) und Phosphatidylcholin (r), beide nach außen elektrisch neutral<br />

6. Zeichnen Sie die Strukturformeln für ω6 und ω3 Fettsäuren und erläutern Sie die<br />

besondere Bedeutung dieser Fettsäuren für den menschlichen Organismus!<br />

ω3<br />

Omega-3-Fettsäuren sind eine spezielle Gruppe innerhalb der ungesättigten Fettsäuren mit der<br />

ersten Doppelbindung an Position 3 vom gegenüberliegenden Ende der Carboxylgruppe. Sie<br />

gehören zu den essentiellen Fettsäuren, sind also lebensnotwendig und können vom Körper nicht<br />

selbst hergestellt werden. Die Bezeichnung stammt aus der alten Nomenklatur der Fettsäuren.<br />

Bevor man sie als solche identifizierte, wurden sie gemeinschaftlich als „Vitamin F“ bezeichnet.<br />

Abb. 8 α-Linolensäure (C18H30O2)<br />

ω6<br />

Omega-6-Fettsäuren sind ungesättigte Fettsäuren mit der ersten Doppelbindung an Position 6 vom<br />

gegenüberliegenden Ende der Carboxylgruppe. Die Omega-6-Fettsäuren gehören zu den<br />

essentiellen Fettsäuren.<br />

Abb. 9 Linolsäure (C18H32O2)<br />

Wozu braucht mans?<br />

Sie wirken anti-arrhythmisch (beugen Herzrhythmusstörungen vor), sowohl auf der Ebene des<br />

Vorhofes wie der Herzkammer.<br />

Sie stabilisieren instabile Gefäßbezirke, die sonst Herzinfarkte verursachen („instabile Plaques“).<br />

Sie verlangsamen das Voranschreiten von Veränderungen der Herzkranzgefäße<br />

sie senken Blutfette (Triglyceride)<br />

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7. Zeichnen Sie die Strukturformeln für Cardiolipin, Sphyngomyelin und den<br />

prinzipiellen Aufbau von Cerebrosiden!<br />

Cardiolipin ( Phospholipid mit vier Fettsäureresten)<br />

Abb. 10 Cardiolipin<br />

Sphyngomyelin<br />

Abb. 11 Sphyngomyelin<br />

Fragenkatalog <strong>Bio</strong>physik I, WS2009<br />

Cerebroside<br />

Sind grundsätzlich zusammengesetzt aus einem Ceramid, also Sphingosin+Fettsäure und einer<br />

Monohexose (z.b. Galactose, Glucose)<br />

8. Lipide aggregieren in wässriger Lösung. Benennen und skizzieren Sie die wichtigsten<br />

Formen der Aggregate!<br />

Die folgende Tabelle zeigt, welche Art von Aggregaten sich bei welchen Lipidgeometrien bilden.<br />

Ein wesentlicher Faktor ist dabei der Packungsparameter, welcher das Verhältnis vom<br />

tatsächlichen Lipidvolumen zum Produkt aus der Fläche der Kopfgruppe und der Länge des<br />

hydrophoben Schwanzes (auch kritische Länge) angibt.<br />

V<br />

P =<br />

A0<br />

⋅lc<br />

Packungsparameter Lipidform Gebildetes Aggregat<br />

1 Kegelstumpf (Boden = Schwanz) Inverse Micelle, hexagonal<br />

Abb. 12 Aggregationsformen<br />

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9. Was versteht man unter dem Begriff „hydophober Effekt“?<br />

Fragenkatalog <strong>Bio</strong>physik I, WS2009<br />

Bezeichnet die Zusammenlagerung von unpolaren Molekülen in einem polaren Medium (z.b.<br />

Wasser). Da es nicht möglich ist Wasserstoffbrückenbindungen vom polaren zum unpolaren<br />

Medium zu bilden, sind die Moleküle des polaren Mediums an den Orten des unpolaren Mediums<br />

„in der Bewegung eingeschränkt“ und somit höher geordnet. Weil nach dem 2. Hauptsatz der<br />

Thermodynamik die Entropie in einem abgeschlossenen System nie abnehmen kann, lagern sich<br />

mehrere unpolare Moleküle zusammen. Das verringert die Oberfläche und damit die Anzahl der<br />

geordneten polaren Moleküle im Medium. Dadurch steigt die Entropie. Es wird also versucht<br />

möglichst viele frei bewegliche polare Moleküle zu bekommen.<br />

10. Worin unterscheidet sich die Hydratisierung kleiner und großer hydrophober Stoffe?<br />

Abb. 13 Hydratisierung von kleinen (l) und großen (r) hydrophoben Stoffen<br />

Kleine Stoffe können direkt in die Zwischenräume der Wassermoleküle eingebunden werden ohne<br />

dessen Struktur wesentlich zu beeinflussen. Wird das Wasser in seiner Fähigkeit gestört<br />

Wasserstoffbrückenbindungen zu bilden tritt der „hydrophobe Effekt“ in Kraft (siehe Frage 9)<br />

11. Wie hängt die Hydratationsenergie von der Größe des gelösten Stoffes ab?<br />

Als Hydrationsenergie (auch Hydratationsenergie oder Hydrationsenthalpie) wird die Energie<br />

bezeichnet, die freigesetzt wird, wenn sich Wassermoleküle an Ionen anlagern (Differenz aus<br />

Gitterenergie und Lösungswärme). Ist die Lösungswärme größer als die Gitterenergie des<br />

Salzkristalls, dann erwärmt sich die Lösung. Die Hydratationswärme oder auch -energie hängt also<br />

von der Gitterenergie ab und diese wiederum von Ionengröße und -ladung.<br />

Abb. 14 Hydratation eines Ions<br />

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Abb. 15 Hydratationsenergien verschiedener Salze<br />

Fragenkatalog <strong>Bio</strong>physik I, WS2009<br />

Wir können den in der Tabelle erkennbaren Trend der Lösungswärmen bis zu einem gewissen<br />

Grad erklären. Ammoniumchlorid hat eine geringere Gitterenergie als NaCl, weil das NH4+-Ion<br />

größer als Na+ ist und die Bindungskräfte im Kristall kleiner sind. Leider nimmt auch die<br />

Hydrationswärme mit zunehmender Ionengröße ab, und es ist schwer vorherzusagen, ob sich<br />

Gitterenergie oder Hydratationsenergie bei größeren Ionen stärker verändern…<br />

Auszug aus dem allseits geliebten Dickerson-Geiss.<br />

12. Ist die Selbstaggreation hydrophober Moleküle von entropischen oder enthalpischen<br />

Beiträgen dominiert? Begründen Sie Ihre Aussage!<br />

Diese Wechselwirkungen sind im Wesentlichen auf Lösungsmitteleffekte zurückzuführen, welche<br />

zudem weitgehend auf das Lösungsmittel Wasser beschränkt sind.<br />

Die Solvatation kleiner unpolarer Moleküle in Wasser ist meist nur geringfügig endotherm oder<br />

sogar enthalpisch neutral. Allerdings ist sie durch die Strukturierung der Wassermoleküle um das<br />

organische Molekül entropisch stark benachteiligt. Lagern sich zwei oder mehrere organische<br />

Moleküle in Wasser daher zusammen (Phasentrennung), ist dies mit einem entropischen Gewinn<br />

des Gesamtsystems verbunden. Hydrophobe Wechselwirkungen sind daher in den vielen Fällen<br />

entropiegetrieben. Im übertragenen Sinn gelten diese Betrachtungen auch für die Bildung von Wirt-<br />

Gast Komplexen in Wasser.<br />

Die treibende Kraft wird stärker mit Temperaturerhöhung. Aber: Insgesamt wird der<br />

Aggregationsprozess getrieben durch die Differenz zwischen entropisch dominierter freier<br />

hydratations-Energie von kleinen Molekülen und enthalpie dominierter freier hydratations-Energie<br />

von großen Oberflächen. → siehe Abb.<br />

Ist die Zahl der Teilchen in Lösung groß genug, so bilden sie also Cluster mit einem ausreichend<br />

großes Volumen/Fläche Verhältnis sodass die freie hydratations-Energie geringer ist als die<br />

Summe der freien hydratations-Energien aller individuellen Teilchen.<br />

13. Welche Aggregatformen von Lipiden sind Ihnen bekannt? Wie hängen diese von der<br />

Geometrie der Lipidmoleküle ab?<br />

Siehe Frage 8<br />

14. Sagen Sie voraus, ob die Lipide planare Strukturen bilden wenn die Oberfläche eines<br />

Moleküls 68 A², seine Länge 4.5 nm und sein Volumen 2 nm³ betragen!<br />

Irgendwie sollte man damit vermutlich den Packungsparameter errechnen können und damit auf<br />

die Aggregationsform schließen. Aber in den Packungsparameter werden halt nicht Oberfläche und<br />

Länge des Lipids, sondern Fläche der Kopfgruppe und Länge des Schwanzes verwendet. Setzt<br />

mans trotzdem stur ein, kommt so was dabei raus:<br />

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V 2nm³<br />

= =<br />

=<br />

A0<br />

⋅lc<br />

o<br />

68 A ⋅ 4,<br />

5nm<br />

P 2<br />

0,<br />

653<br />

Fragenkatalog <strong>Bio</strong>physik I, WS2009<br />

Laut der Tabelle in Frage 8 würden sich diese Lipide zu einer flexiblen Doppelschicht formieren.<br />

15. Weshalb zeigen einige Lipide in der Kristallstruktur einen Neigungswinkel der<br />

Acylketten und andere nicht?<br />

Dies soll in folgendem Bsp. erläutert werden. Zur Anschaulichkeit sollen Phosphatidyletholamin<br />

und Phosphotidylcholin dienen, da diese verschieden kristallisieren. Dies liegt an der<br />

verhältnismäßig größeren Kopfgruppe von PC.<br />

Phospatidyletholamin<br />

Phosphatidylcholin<br />

Kristalline Phase: Kopfgruppen über polare Bindungen gebunden.<br />

Kristallisieren durch die kleine Kopfgruppe aneinandergereiht.<br />

Flüssig kristalline Phase: Durch die höhere Temperatur wird der<br />

Platzbedarf der Restketten größer (thermische Bewegung). Die polaren<br />

Bindungen der Kopfgruppen werden aufgebrochen. Dies ist allerdings nur<br />

möglich (stabil) falls sich im Zwischenraum polare Moleküle befinden.<br />

Kristalline Phase: Die Größe der Kopfgruppe zwingt diese sich zu<br />

überlappen (sonst würde dazwischen ein „Vakuum entstehen“)<br />

Gelphase: In der lamellaren Gelphase sind die Schwänze hingegen<br />

gekippt, um einen größeren Querschnitt auszufüllen.<br />

Flüssig kristalline Phase: Durch die höhere Temperatur benötigen die<br />

Schwänze nun wiederum mehr Platz. Gerade genug um den Kopfgruppen<br />

eine planare polare Bindung zu ermöglichen<br />

Beim Übergang von der Gelphase in die flüssig-kristalline kann bei Lipiden deren Kopfgruppe im<br />

Verhältnis zum Querschnitt der KW-Ketten groß ist zusätzlich eine Zwischenphase beobachtet<br />

werden (Zickzackphase)<br />

Abb. 16 Phasenübergang über Zickzack Zwischenphase von flüssig-kristallin � kristallin<br />

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16. Was ist das Prinzip der Differenzial-Raster-Kalorimetrie?<br />

Abb. 17 Messprinzip<br />

Fragenkatalog <strong>Bio</strong>physik I, WS2009<br />

Bei der dynamischen Differenzkalorimetrie (differential scanning<br />

calorimetry, DSC) werden in einem Dewar einem Probentiegel (sample<br />

cell) und einem Referenztiegel (Reference cell, leer oder nur mit<br />

Lösungsmittel) die gleiche Wärmemenge zugeführt. Die Temperaturen<br />

von Probentiegel und Referenztiegel ändern sich verschieden mit der<br />

zugeführten Wärmemenge, weil z.B. die Temperatur im Probentiegel trotz<br />

zugeführter Wärme gleich bleibt, wenn die Probe gerade einen<br />

Phasenübergang vollzieht. Die Messeinrichtung liefert dabei die<br />

Wärmekapazität bei konstantem Druck (cP in Abhängigkeit von der<br />

Temperatur T).<br />

17. Worin unterscheiden sich die Phasenübergänge von Phospholipiden mit Cholin- oder<br />

Ethanolamin-Kopfgruppen?<br />

Siehe Frage 15<br />

Außerdem liegt der „Schmelzpunkt“ von PE höher, da dieses in der Lage ist über die Kopfgruppe<br />

Wasserstoffbrückenbindungen zu bilden. Die Cholin-Teile jedoch nur über polare<br />

Wechselwirkungen zusammenhalten.<br />

18. Welchen Effekt hat die Beimischung von Cholesterol auf den Phasenübergang von<br />

reinen Lipiden (PC)?<br />

Cholesterin hat auch einen Effekt auf Wärmekapazität und Schmelzpunkt einer Membran: cP<br />

verkleinert sich mit wachsender Cholesterinkonzentration, außerdem kann man die Schmelzkurve<br />

als Überlagerung einer spitzen und einer breiten Kurve sehen, weil sich bei hoher<br />

Cholesterinkonzentration cholesterinreiche und -arme Domänen innerhalb der Membran bilden (mit<br />

unterschiedlichen Wärmekapazitäten und Schmelzpunkten.<br />

Abb. 18 Wärmkapazität bei verschiedenen Cholesterinkonzentrationen in einer Membran<br />

19. Leiten Sie einen Ausdruck für die Enthalpie aus der van’t Hoffschen Gleichung her!<br />

Was ist die Van’t Hoffsche Gleichung?<br />

Sie beschreibt den Zusammenhang zwischen der Lage des Gleichgewichts einer Reaktion (bzw.<br />

Reaktionsgeschwindigkeit K) und der Temperatur.<br />

∂ K)<br />

=<br />

∂T<br />

ln( VH<br />

ΔH0<br />

R * T²<br />

Die thermodynamische fundamentale Formel zur Berechnung der Änderung<br />

der Freien Standardenthalpie ∆G 0 lautet:<br />

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Differenzieren nach dT:<br />

Außerdem wissen wir:<br />

Einsetzen liefert:<br />

Damit erhalten wir mit der Formel oben für dG 0 :<br />

(∆H0 = ∆H 0<br />

vH � Van’t Hoffsche Enthalpie)<br />

Fragenkatalog <strong>Bio</strong>physik I, WS2009<br />

Aus der obigen Gleichung kann noch die explizite Temperatur T eliminiert werden<br />

d ⎛ 1 ⎞ 1<br />

⎜ ⎟ = − →<br />

dt ⎝ T ⎠ T²<br />

∂lnK<br />

ΔH<br />

→ = −<br />

⎛ 1 ⎞ R<br />

∂⎜<br />

⎟<br />

⎝ T ⎠<br />

0<br />

1<br />

dT<br />

1 1<br />

= −<br />

T²<br />

⎛ 1 ⎞<br />

d⎜<br />

⎟<br />

⎝ T ⎠<br />

Trägt man nun lnK über 1/T in einem Plot auf, so erhält man eine Gerade mit der Steigung ∆H0/R.<br />

Man muss also nur bei einigen verschiedenen Temperaturen messen, und kann sofort auf die<br />

Enthalpie schließen.<br />

20. Welche Aussagen lassen sich aus dem Vergleich der kalorimetrischen und van’t<br />

Hoffschen Enthalpie treffen?<br />

Der Vollständigkeit halber, die kalorimetrische Enthalpie:<br />

Die Enthalpie bezeichnet die Fläche unter der Kurve, die man bei der dynamischen<br />

Differenzkalorimetrie erhält. � Entspricht der Energie bei konstantem Druck:<br />

Aus dem Verhältnis von ∆Hcal zu ∆HvH können wir für Vorgänge bzw. Reaktionen gewisse<br />

Eigenschaften und Besonderheiten ableiten:<br />

• ∆HvH = ∆Hcal: Die Transformation verläuft in zwei Schritten.<br />

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Fragenkatalog <strong>Bio</strong>physik I, WS2009<br />

• ∆HvH < ∆Hcal: Zwischenschritte sind erforderlich; als Beispiel mag ein Protein mit n<br />

Domänen dienen, die bei der Denaturierung unabhängig voneinander entfaltet werden;<br />

dann gibt das Verhältnis die Anzahl der Zwischenschritte n an.<br />

• ∆HvH > ∆Hcal: Es gibt intermolekulare Wechselwirkungen, die überwunden werden<br />

müssen, um von einem Zustand in den anderen zu gelangen. Das Verhältnis wird bei<br />

Molekülen als cooperative unit size (CUS) bezeichnet und ist ein Maß für intermolekulare<br />

Wechselwirkungen zwischen Phospholipiden in einer Doppelmembran; in einem reinen<br />

Lipid geht die CUS gegen unendlich (vollständig kooperativer Übergang), bei einem<br />

vollständig unkooperativen Übergang liegt die CUS bei ca. 1.<br />

21. Welche optischen Methoden existieren, um die Koexistenz von Lipiden im<br />

flüssigkristallinen und Gelzustand sichtbar zu machen? Beschreiben Sie die<br />

experimentelle Herangehensweise!<br />

Konfokale Fluoreszenzmikroskopie – beschrieben in Frage 26<br />

22. Was versteht man unter der Born-Energie?<br />

Bezeichnet die Energie die notwendig ist um ein Ion von einem Medium (z.b. Vakuum) in ein<br />

zweites Medium zu bringen (z.b. eine Membran). Auch bekannt unter „Elektrostatische<br />

Selbstenergie“<br />

Es gibt für Ionen mehrere Wege, um durch eine Membran zu gelangen:<br />

• Poren (z.B. Kanäle, Pumpen) erleichtern den Transport<br />

• Einfache Diffusion erfolgt entlang eines Konzentrationsgradienten<br />

• Carrier (z.B.manche Antibiotika) erleichtern die Diffusion, indem sie die Ladung des Ions<br />

abschirmen und somit den Durchtritt durch die ungeladene Membran beschleunigen<br />

Ein Ion muss also eine Energiebarriere überwinden, um in eine Membran zu gelangen (die<br />

gleiche Energie wird übrigens wieder frei, wenn das Ion aus der Membran herausdiffundiert).<br />

Um die Energie zu berechnen, die benötigt wird, um ein Ion aus einem Medium 1 (z.B. Vakuum) in<br />

ein Medium 2 (z.B. eine Membran) zu bringen, bedient man sich einer Modellvorstellung,<br />

d.h. wir spalten den Ionentransfer in drei aufeinander folgende Schritte:<br />

• Das Ion wird im Medium 1 entladen ∆G1<br />

• Das ungeladene Ion wird vom Medium 1 in das Medium 2 gebracht ∆G2<br />

• Das Ion wird im Medium 2 wieder aufgeladen ∆G3<br />

Abb. 19 Die 3 Schritte der Translokation eines Ions in eine Membran (Born Modell)<br />

Die Gesamtenergie resultiert aus der Addition der drei Einzelenergien und wird als Born-<br />

Energie (Born energy) bezeichnet:<br />

∆GEL = ∆G1 + ∆G2 + ∆G3<br />

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Fragenkatalog <strong>Bio</strong>physik I, WS2009<br />

Jene Energie ∆GEL, die notwendig ist, um eine Kugel mit Radius a in einem Medium mit relativer<br />

Dieletrizitätskonstante mit einer Ladung q aufzuladen (=“Pot. Energie der Kugel“ im Medium,<br />

berechnet sich nach der Formel (=Selbstenergie der Ladung?)<br />

Nun können wir die Energiedifferenzen der einzelnen Schritte berechnen.<br />

Die Born Energie ist also stark von der Größe des Partikels und der dielektrischen Eigenschaften<br />

der Medien abhängig.<br />

23. Erläutern Sie die Wirkungsweise so genannter Image-Kräfte! Vergleichen Sie die<br />

Beiträge von Image- und Born Energie!<br />

Born-Energie:<br />

Genauer siehe Frage 22<br />

Born Energie ist die Energie, die man benötigt um eine Kugel mit Radius a und Ladung q von<br />

Medium 1 nach Medium 2 zu transportieren.<br />

Image-Energie (Spiegelladungsenergie) bei dielektrischen Medien:<br />

Eine Ladung Q in einem Medium mit der rel. Dielektrizitätskonstante ε3, mit einem Abstand zur<br />

Oberfläche eines Mediums mit ε2 erfährt eine Kraft, die jener Kraft einer Spiegelladung mit der<br />

Ladung Q2 auf die ursprüngliche Ladung entspricht. Angeblich kann man also auch bei<br />

dielektrischen Schichten mit Spiegelladungen argumentieren. Es entsteht also eine zur Membran<br />

hin gerichtet Kraft auf die Ladung Q. Die Herleitung findet sich im L.D. Landau, E.M. Lifshitz,<br />

„Electrodynamics of Continuous Media“<br />

ε3<br />

ε2<br />

Q Q2<br />

D D<br />

Q<br />

2 = −Q<br />

ε2<br />

− ε3<br />

ε2<br />

+ ε3<br />

Die Wechselwirkungsenergie = Potentielle Energie:<br />

Vergleicht man nun die beiden Formeln so erkennt man, dass falls man annimmt a=2D so ist die<br />

Image Energie gleich:<br />

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Fragenkatalog <strong>Bio</strong>physik I, WS2009<br />

24. Für welche Entfernungen sind die Energien von Ladungs- Dipol-Wechselwirkungen<br />

und induzierter Dipole von Bedeutung?<br />

Ladungs-Dipol Wechselwirkung<br />

Exakte Lösung<br />

Näherung für r>>a<br />

Die Energie einer Ladung im Dipolfeld fällt also näherungsweise mit 1/r²<br />

Induzierte Dipole<br />

Legt man an ein dielektrisches Medium ein elektrisches Feld an, so findet eine<br />

Ladungsverschiebung im Material statt. Da die Ladungsträger allerdings nicht frei beweglich sind<br />

können diese nicht an den Rand des Materials wandern, sondern verschieben sich lediglich<br />

innerhalb des Moleküls � induzierter Dipol.<br />

• Dipolmoment<br />

α…Polarisierbarkeit (Materialkonstante)<br />

• Pot. Energie eines induzierten Dipols im Feld einer Punktladung<br />

Der cos(θ) wird hier 1, da sich das Dipolmoment parallel zum E-Feld ausrichtet<br />

• Pot. Energie eines induzierten Dipols im Feld eines Dipols<br />

Wie man sieht fällt die Energie eines induzierten Dipols wesentlich schneller mit dem Abstand zum<br />

felderzeugenden Element, als bei der direkten Dipol-Ladungswechselwirkung<br />

25. Was versteht man unter Kation- Wechselwirkungen? Illustrieren Sie ihre Bedeutung<br />

an einem Beispiel!<br />

Kationen (aber auch partiell positivierte Wasserstoff-Atome) können mit der Oberfläche von<br />

unpolaren, aromatischen Strukturen interagieren. Diese Wechselwirkung kann in erster Näherung<br />

als elektrostatische Anziehung zwischen der positiven Ladung des Metallkations und dem<br />

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Fragenkatalog <strong>Bio</strong>physik I, WS2009<br />

Quadrupolmoment (im einfachsten Sinne eine räumliche Anordnung von vier Punktladungen) des<br />

aromatischen Systems angesehen werden.<br />

Das elektrostatische Potential von Benzol ist dementsprechend auf den Oberflächen des Ringes<br />

negativ und in der Peripherie positiv. Kationen können also mit Flächen von aromatischen<br />

Ringsystemen wechselwirken.<br />

Abb. 20 Quadrupolmoment des Benzolrings; Wechselwirkung mit Metallkation<br />

In biologischen Systemen, vor allem in Proteinen, hat die Kation-π-Wechselwirkung eine wichtige<br />

Funktion. Als Kationen fungieren vor allem Metallionen oder partiell positiv geladene<br />

Seitengruppen, die mit den aromatischen Seitenketten von Phenylalanin, Tyrosin oder Tryptophan<br />

interagieren.<br />

In vielen Studien wurde diese Wechselwirkung als wichtige nicht-kovalente Kraft in biochemischen<br />

Makromolekülen identifiziert. So fand man sie bei der Funktion des Acetylcholin-Rezeptors, als<br />

Bestandteil der Ligand-Rezeptor-Wechselwirkungen, bei der Protein-DNA-Bindung und in<br />

Ionenkanälen während der Durchflussbewegung der Metall-Kationen. Eine wichtige Rolle spielen<br />

sie weiterhin bei der Stabilisierung von α-Helices.<br />

26. Erläutern Sie das Prinzip der konfokalen Mikroskopie!<br />

Die konfokale Mikroskopie (confocal microscopy) hat im Vergleich zur herkömmlichen Mikroskopie<br />

den Vorteil, dass nur die Bereiche des Bildes dargestellt werden, welche im vertikalen Fokus der<br />

optischen Apparatur liegen; dadurch stören bei der Fluoreszenzmikroskopie keine Lichtsignale von<br />

anderen als der fokussierten Ebene, was in einer deutlich besseren Bildqualität resultiert. Mit<br />

anderen Worten, es erlaubt mir einzelne Schichten einer Probe zu betrachten. Die beiden<br />

wesentlichen Schritte der konfokalen Fluoreszenzmikroskopie sind:<br />

• Fluorophore in der Probe werden (meist mittels eines Lasers) in einem durch Beugung<br />

begrenzten Areal durch elektromagnetische Strahlung angeregt; dies allein führt noch nicht<br />

zu einer wesentlichen Verbesserung der Bildqualität, weil Moleküle ober- und unterhalb der<br />

Fokusebene immer noch angeregt werden.<br />

• Eine Lochblende (pinhole) wird genau im der Probe abgewandten Brennpunkt des<br />

Objektivs platziert, wodurch nur das Licht zum Okular gelangt, welches genau vom Fokus<br />

des Objektivs stammt.<br />

Abb. 21 Konfokale Fluoreszenzbilder von Vesikeln, die sich gerade am Schmelzpunkt befinden<br />

(ihre Membran liegt in zwei Phasen – rot und grün – vor)<br />

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Um ein Fluoreszenzbild der Probe zu erhalten, muss diese mit dem Laserstrahl in x- und y-<br />

Richtung gerastert (abgetastet) werden (scanning). Dabei taucht jedoch das Problem auf, dass<br />

sich der Brennpunkt des Objektivs nicht mehr in der Lochblende befindet (d). Dieses Problem wird<br />

durch das descanning gelöst, d.h. das durch Fluoreszenz emittierte Licht wird über eine<br />

bewegliche Anordnung von Spiegeln oder Linsen zurück in das Loch der Blende geleitet (e)<br />

Abb. 22 Schematischer Aufbau eines konfokalen Lasermikroskops, (e) Descanning<br />

27. Skizzieren das Prinzip, das es ihnen ermöglicht größere Areale eines Objektes<br />

abzurastern, ohne dabei auf die konfokale Bildgebung verzichten zu müssen!<br />

Stichwort „Descanning“. Siehe Frage 26<br />

28. Was sind die Vorteile einer Multiphotonenanregung?<br />

Bei der Multiphotonenanregung wird ein Elektron in einem Molekül nicht durch ein einziges,<br />

sondern durch zwei oder mehrere Photonen in einen angeregten Zustand gehoben. Dies hat<br />

folgende Vorteile:<br />

• Die Strahlungsintensität ober- und unterhalb der Fokusebene fällt mit dem Quadrat der<br />

Entfernung geringere Schäden durch Photobleichen. Nur Ausbleichen innerhalb der<br />

Fokalebene (wo gerastert wird)<br />

• Weil zwei Photonen absorbiert werden müssen, damit ein Molekül durch Fluoreszenz ein<br />

Photon emittiert, fällt die Wahrscheinlichkeit, ein Molekül ober- oder unterhalb der<br />

Fokusebene anzuregen, mit der 4. Potenz der Entfernung.<br />

• Die Probe wird weniger stark belastet, da die Photonenenergie niedriger als die benötigte<br />

Anregungsenergie ist<br />

Bei der Multiphotonenanregung wird ein gepulster Laser (pulsed laser) verwendet, weil weit höhere<br />

Intensitäten erzielt werden können. Die durchschnittliche Stärke des Lasers beträgt 100 mW bei<br />

der Probe, fokussiert auf einen Fläche mit einem Durchmesser von 0,5 µm. Daraus errechnet sich<br />

eine ziemlich geringe Laserintensität von lediglich 5*10 7 Wcm -2 . Der Laser wird alle 10 ns für 100 fs<br />

eingeschaltet, was einem Puls-zu-Pause-Verhältnis von 10 -5 entspricht. Daher liegt die<br />

Laserintensität beim Einschalten bei 5*10 12 Wcm-2. (10 5 fache Momentanleistung)<br />

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29. Wie verändern sich elektrische Leitfähigkeit und Kapazität einer Lipiddoppelschicht<br />

beim Phasenübergang der Lipide? Erläutern Sie die experimentellen Beobachtungen!<br />

Abb. 23 Gemessene Kurven bei Phasenübergängen (cooling curves)<br />

Anhand dieser Messkurven kann man ablesen, was bei Phasenübergängen diesbezüglich passiert.<br />

• Leitfähigkeit: Defekte während des Phasenübergangs leiten Strom (erhöhte Leitfähigkeit)<br />

(Kurve A).<br />

• Leitfähigkeit: Strom steigt mit Zugabe eines Carriers (Kurve C)<br />

• Kapazität: Packungsdichte nimmt ab, Membran wird dünner, Kapazität nimmt zu (Kurve<br />

B)<br />

30. Welchen Einfluss hat das Suspensionsmedium auf die Phasenübergangstemeperatur<br />

von Lipiden?<br />

Keine Ahnung<br />

Eventuell könnte man sagen, dass bei höherem Umgebungsdruck die Membranen stabiler sind<br />

und somit auch die Phasenübergangstemperatur steigt. Aber was sollte man hinschreiben, dass<br />

das Suspensionsmedium Einfluss darauf hat (oder nicht? Denke aber schon).<br />

31. Wie beeinflussen Doppelbindungen Tm?<br />

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32. Der Membranfluidität liegen charakteristische Lipidbewegungen zugrunde. Nennen<br />

Sie diese, und geben Sie deren ungefähre Korrelationszeiten an!<br />

Die einzelnen Lipide einer Membran haben im Rahmen der Membranfluidität mehrere<br />

Möglichkeiten, sich in der Membran zu bewegen; diese Prozesse laufen mit verschiedenen<br />

Geschwindigkeiten ab:<br />

• Trans/gauche (Drehung um einzelne C-C-Bindungen): 10 10 Hz<br />

• Rotation (eines Lipids um die eigene Achse): 10 10 Hz<br />

• Laterale Diffusion: 10 7 Hz<br />

• Transversale Diffusion (ein Lipid wechselt von einem Monolayer in den anderen): 10−4 Hz,<br />

also einmal in 10 000 s (= einmal alle 2 3 /4 Stunden)<br />

33. Erläutern Sie anhand des Extremwertprinzips warum Materialien diffundieren!<br />

Abb. 24 Möglichkeiten der Anordnung von Teilchen<br />

Links von einer permeablen Barriere befinden sich 4 schwarze Teilchen, rechts 4 weiße (anstatt<br />

weiß und schwarz kann man sich auch Sauerstoff und Stickstoff o.ä. vorstellen, vgl. Abb. Oben<br />

rechts). Es gibt nur eine Möglichkeit, diesen Zustand zu erreichen:<br />

4!<br />

4!<br />

W = WLINKS<br />

⋅ WRECHTS<br />

= W(<br />

4,<br />

4)<br />

⋅ W(<br />

4,<br />

4)<br />

= ⋅<br />

4!<br />

⋅(<br />

4 − 4)!<br />

4!<br />

⋅(<br />

4 − 4)!<br />

GESAMT =<br />

Befinden sich jedoch sowohl rechts als auch links zwei schwarze und zwei weiße Teilchen, gibt es<br />

plötzlich viel mehr Möglichkeiten, diesen Zustand zu erreichen, d.h. die Vielfachheit ist größer:<br />

4!<br />

4!<br />

W = WLINKS<br />

⋅ WRECHTS<br />

= W(<br />

2,<br />

4)<br />

⋅ W(<br />

2,<br />

4)<br />

= ⋅<br />

2!<br />

⋅(<br />

4 − 2)!<br />

2!<br />

⋅(<br />

4 − 2)!<br />

GESAMT =<br />

Man erkennt, dass eine Diffusion eine größere Vielfachheit gibt und damit eine höhere Etropie.<br />

34. Ist das Bestreben eines Systems aus zwei Körpern A und B zur Maximierung der<br />

Multiplizität gleichbedeutend mit dem Bestreben nach Energieausgleich?<br />

Nein ist es nicht, sondern es dient dem Bestreben des Temperaturausgleichs.<br />

Als Tendenz erkennt man: Die Anzahl der möglichen Zustände W eines Systems erhöht sich mit<br />

der Gesamtenergie U eines Systems. Es mag überraschen, aber für zwei in Kontakt tretende (und<br />

1<br />

36<br />

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somit den Energieaustausch untereinander ermöglichende) Systeme ist es nicht immer günstig,<br />

gleiche Energien zu besitzen, um den Zustand größter Vielfachheit zu erreichen.<br />

Betrachten wir zwei Systeme A und B. System A besteht aus 10 Teilchen und hat die Energie<br />

UA = 2, System B besteht aus 4 Teilchen und besitzt ebenso die Energie UB = 2. Die Teilchen<br />

können<br />

Der Einfachheit halber können die Teilchen nur in zwei diskreten Energiezuständen existieren: #0<br />

= 0 und #1 = 1<br />

Wir bringen die beiden Systeme in Kontakt und ermöglichen den Energie-, nicht jedoch den<br />

Teilchenaustausch. Zu Beginn ergibt sich eine Gesamtzahl möglicher Zustände durch<br />

10!<br />

4!<br />

W = WA<br />

⋅ WB<br />

= W(<br />

10,<br />

2)<br />

⋅ W(<br />

10,<br />

2)<br />

= ⋅<br />

2!<br />

⋅(<br />

10 − 2)!<br />

2!<br />

⋅(<br />

4 − 2)!<br />

GESAMT =<br />

Nehmen wir nun an, System B gibt ein Quantum seiner Energie an System A ab und hat folglich<br />

die Energie UB = 1, während System An nun die Energie UA = 3 besitzt. Wir errechnen erneut die<br />

Gesamtzahl der möglichen Zustände und erhalten:<br />

10!<br />

4!<br />

W = WA<br />

⋅ WB<br />

= W(<br />

10,<br />

2)<br />

⋅ W(<br />

10,<br />

2)<br />

=<br />

⋅<br />

3!<br />

⋅(<br />

10 − 3)!<br />

1!<br />

⋅(<br />

4 − 1)!<br />

GESAMT =<br />

Wir sehen also: Das Anstreben des Zustands mit der höchsten Anzahl an verschiedenen<br />

Zuständen (maximum multiplicity) ist nicht mit dem Anstreben gleicher Energien verbunden<br />

(sondern mit dem Anstreben gleicher Temperaturen, sprich dem Zustand höchster Entropie).<br />

35. Definieren Sie Entropie!<br />

S = kB * ln(W)<br />

Wobei W die Anzahl der möglichen Zustände ist, die im allgemeinen Fall für mehrere<br />

Energieniveaus gelten muss, daher die Multinominalverteilung:<br />

n!<br />

WGESAMT<br />

n1!<br />

⋅n2!<br />

⋅n3!<br />

⋅⋅<br />

⋅⋅<br />

nx!<br />

Für große N muss der ln durch die Stirling Formel genähert werden:<br />

ln( n!<br />

) = n ⋅ln(<br />

n)<br />

− n …. Sterling Formel<br />

⎛ n ⎞<br />

n! ≈ ⎜ ⎟<br />

⎝ e ⎠<br />

n<br />

Verwendet man noch den Anteil der Teilchen<br />

Nt<br />

pt =<br />

N<br />

Und setzt zurück ein, so erhält man:<br />

ln(<br />

W)<br />

= −<br />

S = −kB<br />

⋅<br />

∑<br />

i=<br />

1<br />

t<br />

t<br />

∑<br />

i=<br />

1<br />

pi ⋅ln(<br />

pi)<br />

pi ⋅ln(<br />

pi)<br />

270<br />

480<br />

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36. Bestimmen Sie die Mischungsenthalpie für eine Lösung, die eine Molfraktion von<br />

20% Methanol in Wasser enthält!<br />

N = N<br />

N!<br />

W =<br />

NA!<br />

⋅NB!<br />

S = kB<br />

⋅ ln( W)<br />

ΔS<br />

MIX<br />

ΔSMIX<br />

= −k<br />

⋅ ( XA<br />

⋅ ln( XA)<br />

+ XB<br />

⋅ ln( XB))<br />

N<br />

NA<br />

XA<br />

=<br />

N<br />

NB<br />

XB<br />

=<br />

N<br />

ΔFMIX<br />

ΔSMIX<br />

= −T<br />

⋅ = −R<br />

⋅ T ⋅ ( XA<br />

⋅ ln( XA)<br />

+ XB<br />

⋅ ln( XB))<br />

N N<br />

ΔG<br />

= ΔH<br />

− TΔS<br />

da ΔG<br />

= -TΔS,<br />

folgt ΔH<br />

= 0<br />

37. Leiten Sie einen mathematischen Ausdruck für das chemische Potential eines<br />

Lipidmoleküls her, das Bestandteil einer Mizelle ist! Gehen Sie dabei von einer<br />

monodispersen Suspension aus! Definieren Sie den Begriff kritische<br />

Mizellkonzentration!<br />

CMC bezeichnet die kritische Micellenkonzentration (critical micelle concentration), die man als<br />

analog zur Löslichkeitsgrenze eines Alkans betrachten kann:<br />

Gibt man ein hydrophobes Alkan in eine wässrige Lösung, so löst sich das Alkan (d.h. es liegt nur<br />

eine Phase vor), bis seine Konzentration eine Grenze überschreitet; ab diesem Zeitpunkt bilden<br />

sich zwei getrennte Phasen. Löst man amphiphile Moleküle (z.B. Lipide) in Wasser, so existieren<br />

die Moleküle als Monomere, bis eine kritische Konzentration (die CMC) überschritten wird; ab<br />

dieser Konzentration bilden sich Aggregate (kugelförmige Mizellen) aus den amphiphilen<br />

Molekülen, die als zweite Phase sichtbar werden.<br />

Das chemische Potential ist in jeder Phase gleich, da sie sich im Gleichgewicht befinden, daher<br />

gilt:<br />

T ⎛ X2<br />

⎞ T ⎛ XN<br />

⎞<br />

µ = µ 10 + kB<br />

⋅ T ⋅ln(<br />

X1)<br />

= µ 20 + kB<br />

⋅ ⋅ln⎜<br />

⎟ = µ N0<br />

+ kB<br />

⋅ ⋅ln⎜<br />

⎟ = const<br />

2 ⎝ 2 ⎠ N ⎝ N ⎠<br />

Dabei bedeutet µN das mittlere chemische Potential eines Moleküls in einem Aggregat aus N<br />

Molekülen, das chemische Potential unter Standardbedingungen und XN den Stoffmengenanteil<br />

der Moleküle, welche sich in Aggregaten aus N Molekülen befinden.<br />

Betrachten wir nun eine wässrige Lösung von amphiphilen Molekülen. Nehmen wir ein<br />

monodisperses System (d.h. die Moleküle sind alle von der gleichen Größe) mit M Molekülen pro<br />

Aggregat an, so gilt: X1 = XM = XCMC. Wie bereits oben gezeigt, gilt für das chemische Potential<br />

µ1=µM, als Folge auch:<br />

µ = µ<br />

A<br />

10<br />

+ N<br />

B<br />

= kB<br />

⋅ N ⋅ ln( N)<br />

+ NA<br />

⋅ ln( NA)<br />

+ NB<br />

⋅ ln( NB)<br />

T ⎛ X<br />

+ kB<br />

⋅ T ⋅ln(<br />

X1)<br />

= µ M + kB<br />

⋅ ⋅ln⎜<br />

2 ⎝ M<br />

CMC<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

Teilchenzahl<br />

Multiziplität<br />

Gesamtentropie<br />

Mischentropie<br />

Molenbrüche<br />

Mischungsenthalpie<br />

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38. Leiten Sie den Begriff der kritischen Mizellkonzentration aus den chemischen<br />

Potentialen von Lipidmonomeren und Mizellen unter der Annahme her, dass alle<br />

Mizellen gleich groß sind!<br />

Siehe frage 37/39/40, da hier alles gemacht wird.<br />

39. Welche Energie G wird beim Transfer eines Lipidmoleküls von der wässrigen Phase<br />

in eine Mizelle frei? Geben Sie einen mathematischen Ausdruck an und erläutern Sie<br />

diesen!<br />

Abhängig von der hydrophoben Wechselwirkung – Verdrängung von Wasser.<br />

Die Gibbs-Energie, die bei der Micellenbildung aufgewendet werden muss (aufgrund der<br />

hydrophoben Wechselwirkung - Verdrängung von Wasser), wird als ∆G0mic bezeichnet und<br />

errechnet sich aus:<br />

∆G = µm0 - µ10<br />

Hierbei wird jeder Term, welcher mit 1/N geht vernachlässigt, da N typischerweise sehr groß:<br />

µm0 ≈ µ10 + kB T ln(XCMC)<br />

∆G = kB T ln XCMC<br />

40. Wovon hängt die kritische Mizellkonzentration ab?<br />

CMC bezeichnet die kritische Micellenkonzentration (critical micelle concentration), die man als<br />

analog zur Löslichkeitsgrenze eines Alkans betrachten kann: Gibt man ein hydrophobes Alkan in<br />

eine wässrige Lösung, so löst sich das Alkan (d.h. es liegt nur eine Phase vor), bis seine<br />

Konzentration eine Grenze überschreitet; ab diesem Zeitpunkt bilden sich zwei getrennte Phasen.<br />

Löst man amphiphile Moleküle (z.B. Lipide) in Wasser, so existieren die Moleküle als Monomere,<br />

bis eine kritische Konzentration (die CMC) überschritten wird; ab dieser Konzentration bilden sich<br />

Aggregate (kugelförmige Micellen) aus den amphiphilen Molekülen, die als zweite Phase sichtbar<br />

werden.<br />

Die CMC hängt ab von:<br />

• Von der Länge der Fettsäurereste (je länger die hydrophoben Ketten, desto niedriger die<br />

CMC).<br />

• Beim Vorliegen einer Doppelbindung ist die CMC bei gleicher Kettenlänge niedriger als bei<br />

Ketten ohne Doppelbindung<br />

• Vom Packungsparameter eines Lipids, welcher das Verhältnis vom tatsächlichen<br />

Lipidvolumen zum Produkt aus der Fläche der Kopfgruppe und der Länge des<br />

hydrophoben Schwanzes (auch kritische Länge) angibt<br />

41. Geben Sie einen mathematischen Ausdruck für den Flächenbedarf eines<br />

Lipidmoleküls an der Phasengrenze zum Wasser an!<br />

Ohne Beeinflussung von außen werden sich die Lipide in einer Membran in den<br />

Gleichgewichtsabstand begeben.<br />

Abb. 25 Streckung/Stauchung von Lipidlayern<br />

21 / 50


Die Energie berechnet sich dabei laut der Formel:<br />

α<br />

E = + σa<br />

a<br />

∂E<br />

α<br />

= −<br />

∂a<br />

a²<br />

+ σ<br />

= 0 →<br />

a0<br />

α… Abstoßungskonstante<br />

σ… Spannungskonstante<br />

Die Fläche die nun ein Lipid einnimmt ist einfach: A = ( 2a0)²<br />

=<br />

α<br />

σ<br />

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42. Definieren Sie Kompressibilitätsmodul und Biegesteifigkeit einer Membran!<br />

Benennen Sie typische Werte (Größenordnung) für diese Konstanten!<br />

Definition Kompressibilitätsmodul Kα: Kα = σ/α in (dyn/cm oder J/m²)<br />

α... Teilweise (partielle) Änderung der Membranfläche. α = ∆A/A0<br />

σ... (Lipid)Membranspannung in (dyn/cm oder J/m²)<br />

Definition Biegesteifigkeit kb: kb = M/∆c in (dyn*cm)<br />

∆c... Änderung Krümmung der Membran. ∆c = ∆(1/R1+1/R2) in (1/cm)<br />

1/R1... Krümmung in x-Richtung in (1/cm)<br />

1/R2... Krümmung in y-Richtung in (1/cm)<br />

Änderung von ∆c mit Beibehaltung der Rechtecks-Form des betrachteten Membranstücks.<br />

M... Biegemoment in (dyn*cm)<br />

43. Was versteht man unter der Linearspannung einer Membran? Wie kann sie gemessen<br />

werden?<br />

Die Linienspannung kann etwa an der Berührlinie zweier nebeneinander bestehenden<br />

Membrandomänen betrachtet werden. (In der Abb. bei S1). Bem.: An der Berührlinie ist zwar eine<br />

Berührfläche, wird aber als Linie betrachtet.<br />

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� Biegemodul, seitliche-Spannug, äusserer Überdruck, spontaner Biegeradius.<br />

Fragenkatalog <strong>Bio</strong>physik I, WS2009<br />

Radius(Umfang), Winkel(Umfang) werden gemessen um die Größe H zu messen, welche an<br />

jedem Pkt. der Membran erhalten ist.<br />

Die Minimierung von κ, P, Σ, und der Linien-Energie in der assymmetrischen Membran aus obiger<br />

Abb. im Grenzübergang T→0 (Temperatur) führt zur Erhaltung der Größe H.<br />

Und zu folgender Gleichung:<br />

Der Lagrangefaktor γ berechnet sich mit Hilfe der Nebenbedingung mit der Gleichung:<br />

daraus folgt:<br />

Ist γ berechnet wird mit Hilfe der Sprung-Bedingung die Linienspannung<br />

σL durch Umformen erhalten. (Die Sprungbedingung an Stelle S1, siehe Abb.)<br />

ε... infinitesimaler Abstand zu beiden Richtungen.<br />

44. Welche Kräfte werden für die Kopplung zwischen den Monoschichten einer<br />

Lipiddoppelschicht verantwortlich gemacht? Erläutern Sie wenigstens ein<br />

Experiment, mit dem diese Kopplung nachgewiesen wurde!<br />

• Ein Gebiet in einer Membranhälfte mit erhöhter Steifheit zieht auch auf der genau<br />

gegenüberliegenden Seite versteifende Moleküle an<br />

• Eine lokale Änderung der Krümmung der Membran (von einer Membranseite induziert oder<br />

von Aussen) bewirkt auf beiden Seiten eine Reaktion (Lipid, Protein, -Zusammensetzung)<br />

an dieser Stelle<br />

• Proteine haben eine Präferenz für bestimmte Lipide. Somit bewirkt ein Protein auf beiden<br />

Seiten eine bestimmte Lpidzusammensetzung.<br />

• Kopplung der Mittelebene durch Überhang:<br />

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Versuch:<br />

Man nehme ein Vesikel mit einer Lipiddoppelschicht mit einem bestimmten Mischungsverhältnis an<br />

Lipiden (zb. aus PC, PE, PS, Cholesterin). Oder aber auch ein Vesikel mit einer einheitlichen<br />

Lipiddoppelschicht. Im zweiten Schritt wird nur in einer (innere oder äußere) Lipidschicht die<br />

anteilsmäßige Lipidzusammensetzung verändert. In dieser Lipidschicht können sich dadurch<br />

Domänen bilden oder auflösen. Im Lichtmikroskop wird nun beobachtet dass auch in der zweiten<br />

unberührten Lipidschicht sich Domänen bilden bzw. auflösen. →Kopplung. (Domänen(innen)-<br />

Domänen(außen), keine Domänen(innen)-keine Domänen(außen)).<br />

45. Wie läßt sich die Membrankompressibilität mit Hilfe eines äußeren elektrischen<br />

Feldes messen?<br />

Wtf!?! Absolut keine Ahnung! Vielleicht die eine Folie über Electrostriction. Aber das is nirgendwo<br />

erklärt!!<br />

46. Leiten Sie den Zusammenhang zwischen Flächenänderung eines Membranpatches<br />

und angelegter Spannung her!<br />

Wtf!?!<br />

47. Wie können Sie mit Hilfe der Mikropipetten-Technik die Oberflächenspannung einer<br />

Membran bestimmen? Skizzieren Sie den Versuchsaufbau!<br />

Ein Vesikel wird mit einer kleinen Pipette bei einem vorgegebenen Druck angesaugt. Es wird dann<br />

die Längenänderung und der dafür nötige Druck in der Pipette bestimmt, um damit die<br />

Oberflächenspannung zu ermitteln. Im Vesikel selbst herrscht ein Druck Pc und es besitzt einen<br />

Radius Rc.<br />

Es wird angenommen, dass das Lp=Rp ist. Dann gelten für die Kräfte:<br />

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Fragenkatalog <strong>Bio</strong>physik I, WS2009<br />

Diese Bilanz beschreibt nur das Vesikel. Da es nicht zerplatzt muss seine Oberflächenspannung<br />

im Gleichgewicht mit der von Pc kommenden Druckkraft sein.<br />

Die zweite Kräftebilanz beschreibt was in der Pipette geschieht! Hier wird von außen mit einem<br />

Druck Pp angesaugt, während von innen ein Druck Pc wirkt. Die Oberflächenspannung muss<br />

beiden Kräften die Wage halten. (πR 2 steht jeweils für die projizierte Fläche!)<br />

Setzt man beide Gleichungen ineinander ein so folgt ein Zusammenhang zwischen der<br />

Oberflächenspannung und der Ansaugweite in der Pipette Rp=Lp.<br />

Das Experiment läuft also wie folgt ab: Ein Vesikel wird mit einer Mikropipette angesaugt, so lange<br />

bis Rp=Lp ist. Der dafür nötige Druck Pp wird dabei gemessen. (Es muss darauf geachtet werden<br />

dass der Pipettendruck (üblich sind ca. 10 3 Pa) viel kleiner als der Vesikelinnendruck (ist ein<br />

osmotischer Druck, üblich sind 10 5 Pa), da sonst eine Volumsänderung des Vesikels auftreten<br />

würde!<br />

48. Wie ändert sich die Membranfläche sehr großer (giant) unilamellarer Vesikel mit<br />

Erhöhung der Membranspannung (bei Aspiration der Vesikel in die Pipette)?<br />

Erläutern Sie die experimentelle Beobachtung!<br />

Abb. 26 Membranspannung über Membranfläche<br />

Die Membranfläche steigt logarithmisch mit der Membranspannung an, da die Hüllenbewegungen<br />

(Schwindungen, Falten…) immer weniger werden. Dieses Bild zeigt die Spannung der Membran über<br />

der Flächendehnung aufgetragen. Ab einer gewissen Dehnung wird eine starke Abweichung vom<br />

logarithmischen Verlauf festgestellt.<br />

Vermutung (hab ich mir selbst ausdacht!!): Diese Abweichung kommt davon, dass bei niedrigen<br />

Dehnungen die Wellenbewegungen der Membran immer weniger werden, bis diese schließlich<br />

komplett gestreckt ist (Falten und unebenheiten werden durch das hineinziehen in die Pipette<br />

gestraft). Von diesem Moment an treten andere Kräfte in Erscheinung (Elektr. Anziehung zwischen<br />

den Lipiden,…) Dies macht die Abweichung vom logarithmischen Verlauf bei hohen Dehnungen aus.<br />

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49. Was versteht man unter „lipid wetting“?<br />

Fragenkatalog <strong>Bio</strong>physik I, WS2009<br />

Unter lipid wetting versteht man die Eigenschaft, dass bestimmte Proteine sich mit Vorliebe in der<br />

Nähe bestimmter Lipide aufhalten. Dadurch bilden sich Ansammlungen von Lipiden um bestimmte<br />

Proteine, sog. Lipid rafts („Flöße im Membran“).<br />

Abb. 27 Liqid Wetting<br />

Man sieht: Das Cholesterol und Sphingomyelin gruppiert sich gerne um die Raftproteine, die<br />

wiederum zueinander finden (durch Diffusion). Durch Zugabe von membranfremden Lipiden (DHA)<br />

können auch andere Proteine in die Membran eingebaut werden, die sich wiederum als Raftprotein<br />

verhalten und bei höheren Konzentrationen auch herausgelöst werden können.<br />

50. Definieren Sie den Begriff „Lipid Rafts“!<br />

In Membranen gibt es Domainbildung, dh. Zusammenschließungen von bestimmten Lipiden, die<br />

als Domäne oder „Flöße“ (rafts) bezeichnet werden, und auch durch Diffusionsprozesse nicht<br />

erheblich gestört werden.<br />

51. Wie entsehen Lipid Rafts? Welche Funktion haben Sie?<br />

Siehe auch Frage 49.<br />

Abb. 28 Entstehung von Rafts<br />

Die I0-phase Lipide sammeln sich in Rafts. Wie wächst das Raft?<br />

• Eine Häufung um ein Protein mit Raft-Affinität (große graue Zone) kann mehrere kleine,<br />

verstreute Rafts, die auch das Protein enthalten dazu bringen, zu einem großen Raft zu<br />

verschmelzen.<br />

• Es kann aber auch die Raft-Affinität des Proteineclusters soweit erhöhen, dass sie sich<br />

einem Raft anschließen.<br />

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• Eine Ansammlung von Proteinen kann auch Raftbildung auslösen.<br />

Fragenkatalog <strong>Bio</strong>physik I, WS2009<br />

Welche Funktionen haben Rafts?<br />

Vermutung: Haben die Funktion bestimmte Proteine in der Membran besonders fest zu halten. Sie<br />

scheinen auch…?<br />

Liquid Rafts fungieren als Organisationszentren für den Zusammenbau von<br />

Signalisierungsmolekülen, beeinflussen die Membranfluidität und Proteinverteilung, und regulieren<br />

Neurotransmission und Rezeptorverteilung.<br />

Sie sind höher geordnet und dichter gepackt als der sie umgebenden Lipidbilayer, aber sind<br />

dennoch in der Lage frei durch den Bilayer zu schwimmen. (Wikipedia)<br />

52. Was versteht man und detergenzresistenten Membranen?<br />

Bei der Isolierung von Membranproteinen entdeckt man das Phänomen, dass manche Proteine<br />

kaum aus der Membran extrahiert werden können. Diese Membrane bezeichnet man als<br />

detergendresistente Membrane (detergend resistant membrans DRMs). Heute nimmt man an,<br />

dass die sehr stabilen lipid rafts als DRMs isoliert werden können und dass sich diese rafts durch<br />

Entmischen von Phosphatidylcholin, Sphingomyelin und Cholesterin bilden.<br />

53. Gibt es einen Unterschied zwischen Lipid-Rafts und detergenzresistenten<br />

Membranen? Erläutern Sie Ihren Standpunkt!<br />

Vom Prinzip her scheinen beide das gleiche zu sein, da es sich um Lipidansammlungen handelt,<br />

die nicht durch Zugabe von Detergents gelöst werden können. Doch ich würde<br />

Lipidansammlungen in Membranen eher als lipid rafts bezeichnen, da sie ja nicht vollständig die<br />

Membran aufbauen, oder eine Membran darstellen. Sie sind noch von anderen rafts oder Lipiden<br />

umgeben. Erst im Gesamten ergeben sie eine Membran! (Würde ich sagen…)<br />

54. Erläutern Sie das Prinzip der isothermalen Titrationskalorimetrie!<br />

= Methode zur thermodynamischen Charakterisierung von biomolekularen WW<br />

Fast jede chemische Reaktion ist mit einer Freisetzung oder<br />

Absorption von Wärme verbunden. Mit Hilfe der ITC ist es<br />

möglich, diese Wärme (von auftretenden Protein-Protein –<br />

Interaktionen) im µcal·s –1 - Bereich zu detektieren. Sie ist eine<br />

bevorzugte Methode, um die Löslichkeit von Membranlipiden<br />

unter der Zugabe von Detergentien zu messen.<br />

Das ITC besteht aus einer Referenzzelle (RZ) und einer<br />

Messzelle (MZ), beide von einem adiabatischen Mantel<br />

umgeben → verhindert Temperaturausgleich mit Umgebung.<br />

Die RZ enthält das Lösungsmittel der Probe; die MZ mit der<br />

Lösung des 1. Reaktionspartners befüllt. In die MZ wird eine<br />

Spritze eingeführt, die die Lösung des 2. Reaktanden enthält.<br />

Das Ende der Spritzennadel dient als Rührpaddel und<br />

ermöglicht gleichzeitig die Applikation des Liganden und<br />

Durchmischung des Reaktionsvolumens. In festgelegten<br />

Zeitintervallen wird so ein def. Volumen computergesteuert in<br />

die MZ injiziert.<br />

Die RZ wird mit einer geringen Leistung (µW-Bereich) beheizt<br />

(Heizsystem wird als „Referenz Offset“ bezeichnet), so wird der<br />

Temperaturunterschied zw. MZ und RZ konstant gehalten. Zwischen der RZ und MZ als auch zw.<br />

den Zellen und dem Mantel des Gerätes werden ständig die Temperaturdifferenz ∆T1 und ∆T2<br />

ermittelt. Die Temperatur der Zellen und des Mantels werden jeweils auf die der Referenzzelle<br />

abgestimmt → durch die Aktivierung eines weiteren Heizsystems, dem „Jacket Feedback“.<br />

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Fragenkatalog <strong>Bio</strong>physik I, WS2009<br />

Bei Zugabe von Detergent kann es in der MZ zu verschiedenen Reaktionen kommen. Kommt es zu<br />

einer exothermen Reaktion zwischen den beiden Reaktionspartnern, so verwendet das Gerät<br />

weniger Energie um zu heizen, damit ∆T1 = 0 wieder erreicht wird. Wenn die Reaktion endotherm<br />

ist, wird dementsprechend mehr Energie verwendet um die Zelle zu heizen. Misst man die Energie,<br />

die nötig ist um die MZ auf konstanter Temperatur zu halten, über mehrere Injektionsschritte<br />

hinweg, kann man aus ihr viele thermodynamische Größen wie Freie Energie, Entropie, Enthalpie,<br />

Kd und Stöchiometrie aus einem Experiment ermittelt werden. Die benötigte Heizenergie ist das<br />

Messsignal, welches aufgezeichnet wird. Über dieses wird integriert und man erhält die<br />

Wärmemenge pro mol in Abhängigkeit von der Konzentration.<br />

Je mehr Detergens eingebaut wird, desto geringer ist der Packungsstress und sie bauen sich<br />

leichter ein. Beim Punkt mit dem roten Blitz ist so viel Detergens drin, dass sich Zylindermicellen<br />

bilden können, was so einem curvophilen Detergens natürlich behagt. Dieser Übergang ist<br />

energetisch von Vorteil, also exotherm, die aufzuwendende Energie für den Temperaturerhalt sinkt<br />

unter 0. Dies kann so lang erfolgen, bis es zur Bildung von Kugelmicellen kommt und kein<br />

Detergens mehr eingebaut werden kann, da auch der Packungsstress mit zunehmender<br />

Detergenskonzentration wieder steigt.<br />

55. Erläutern Sie die Demizellierungsexperimente mit isothermaler Titrationskalorimetrie<br />

zur Bestimmung der kritischen Mizellkonzentration!<br />

Mithilfe der ITC kann man auch die CMC eines Lipids berechnen (Lipidkonzentration, bei der sich<br />

erste Mizellen bilden), indem das Lipid zum reinen Lösungsmittel titriert wird.<br />

Im Diagramm qobs [kJ/mol] über CD [mM] lässt sich die CMC nun ablesen → die CMC liegt genau<br />

am Wendepunkt bzw. an der Maximumstelle der ersten Ableitung (im Diagram dqobs/dCd über Cd)<br />

der Kurve.<br />

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56. Erläutern Sie Lipidmembran-Solubilierungsexperimente mit isothermaler<br />

Titrationskalorimetrie! Skizzieren Sie die Änderung der Titationswärme mit<br />

zunehmender Anzahl der Titrationsschritte!<br />

Fragenkatalog <strong>Bio</strong>physik I, WS2009<br />

Unter Solubilisierung, auch Solubilisation, versteht man die Erhöhung der Löslichkeit eines Stoffes<br />

in einem Lösungsmittel durch Hinzufügen eines dritten Stoffes. Hier unterscheidet man<br />

Lösungsvermittler, die die Löseeigenschaften des Lösungsmittels durch homogene Mischung<br />

ändern, und Tenside, die die Löslichkeit durch Micellbildung erhöhen.<br />

Abb. 29 Lipidmembran Solubilierungsexperiment<br />

In einem Experiment wurde die ITC bei der Titration von POPC (Palmitoyl-oleoyl-hosphatidylcholin)<br />

mit dem Detergens C12EO6 (Hexaethylenoxiddodecylether) angewendet. Bevor wir jedoch das<br />

Ergebnis dieses Experiments nachvollziehen, müssen wir klären, warum bei der Hinzugabe eines<br />

Detergens zu einer Membran Wärme Q zu- oder abgeführt werden muss, um die Temperatur<br />

konstant zu halten.<br />

Das Detergens wird in Form von Micellen in die Lösung mit der Membran titriert und geht von den<br />

Micellen in die Membran über. Dabei verändert das Detergens seine Enthalpie, und diese<br />

Enthalpiedifferenz bewirkt eine Temperaturänderung der Probe.<br />

Bei den ersten Injektionen ist die Titrationswärme positiv: Bis zu einer kritischen Konzentration<br />

gehen die Detergensmoleküle in die Membran über, bei diesem Vorgang wird Energie benötigt<br />

(Titrationswärme muss zugeführt werden => endothermer Vorgang).<br />

Bei der kritischen Konzentration des Detergens (RSAT) werden die detergensgesättigten<br />

Membranen zerstört, es beginnen sich Micellen zu bilden (roter Blitz). Dieser Vorgang ist nun<br />

exotherm, Wärme muss entzogen werden => Titrationswärme ist negativ.<br />

Wenn die Detergenskonzentration einen noch höheren Wert erreicht (RSOL), lösen sich alle<br />

Lipidmoleküle in der Lösung, in der Folge verschwindet die Titrationswärme vollständig (grüner<br />

Blitz).<br />

Wenn man die Differenzen der molaren Titrationsenthalpien ∆H (gewonnen durch Integration der<br />

Peaks) gegen das molare Verhältnis von Detergens zu Lipid aufträgt, erhält man oben angeführte<br />

Kurve. Die beiden Wendepunkte der Kurve geben dabei an:<br />

• roter Blitz: Rsat, das ist das Verhältnis von Detergens zu Lipid, bei dem erste Lipidmicellen<br />

gebildet werden<br />

• grüner Blitz: Rsol, das ist das Verhältnis von Detergens zu Lipid, bei dem alle<br />

Lipidmoleküle in Micellen vorliegen, also die Membran vollständig zerstört ist<br />

57. Wie unterscheidet sich die Solubilisierung einfacher Lipidvesikel (nur aus<br />

Phoshatidylcholin bestehend) von der Raft-Lipide enthaltender Vesikel?<br />

Als Solubilisierung bezeichnet man im engeren Sinne die Herstellung einer thermodynamisch<br />

stabilen, isotropen Lösung einer mäßig- bis schwerlöslichen Substanz in einem umgebenden<br />

Lösungsmittel (zumeist Wasser) durch Zugabe amphiphiler (ein ende hydrophob, das andere<br />

hydrophil) Substanzen, meistens Detergentien. Die einfachen Lipidvesikel lassen sich,bei<br />

genügender Konzentration, relativ einfach damit auseinandernehmen, was nicht ganz so gut<br />

funktioniert wenn Membrandomänen(Raft-Lipide) vorhanden sind, da solche Membranen DRM<br />

(Detergentien-Resistente-Membranen) sind.<br />

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Fragenkatalog <strong>Bio</strong>physik I, WS2009<br />

58. Skizzieren und erläutern Sie Phasendiagramme für Phosphatidylcholin-<br />

Sphyngomyelin-Cholesterin Gemische die Sie infolge von Detergenzbeimischung<br />

oder Temeperaturänderung erhalten!<br />

Phasendiagramm , das angibt, welche Phasen (ungeordnete Membran, geordnete Membran lipid<br />

rafts, Micellen) in einer äquimolaren Mischung von POPC, SM, und Cho bei einem bestimmten<br />

Triton X 100(Octoxinol-9) -Gehalt (Detergenz, also Proteinextrahierer) und einer bestimmten<br />

Temperatur vorliegen.<br />

Abb. 30 Phasendiagramm für eine Membran aus POPC, SM und Cho (ld=liquid disordered, lo = liquid<br />

ordered, mic = mizellen)<br />

Die Hinzugabe von TX, die eigentlich die Unordnung der Membran erhöht, kann also den gleichen<br />

Effekt wie eine Erniedrigung der Temperatur (nämlich eine höhere Ordnung der Membran) haben.<br />

59. Wie lassen sich kleine, große und sehr große unilamellare Vesikel (SUV, LUV,<br />

GUV) herstellen?<br />

SUV (small unilamellar vesicle)<br />

Werden häufig aus wässrigen Lipid-Suspensionen durch Ultraschallbehandlung hergestellt. SUVs<br />

sind zwischen 10 nm und 100 nm groß. Eine weitere Methode ist die Vesikelextrusion, wobei die<br />

Lipidsuspension mehrmals durch einen dünnen Polycarbonat-Filter mit bestimmter Porengröße<br />

gepresst wird.<br />

LUV (large unilamellar vesicle)<br />

Beschallung mit Ultraschall,<br />

Injektion von ethanolischer Lipidlösung in die wässrige Phase,<br />

Dialyse von Detergens-Lipidgemischen herstellen.<br />

Die Dialyse ist ein konzentrationsgetriebener Membranprozess mit dessen Hilfe man sehr kleine<br />

Teilchen aus Lösungen entfernen kann.<br />

GUV (Giant unilamellar vesicle)<br />

werden meistens durch Hydratation (Anlagerung von Wassermolekülen) eines eingetrockneten<br />

Lipidfilmes präpariert. Ihre Durchmesser liegen zwischen wenigen nm bis ~50 µm. Um biologische<br />

Membranen noch besser nachzuahmen, werden zusätzlich Proteine in die Lipid-Membranen<br />

eingebaut.<br />

60. Welcher Zusammenhang besteht zwischen der Anzahl von Schritten bei einer<br />

eindimensionalen Zufallsbewegung und der mit größter Wahrscheinlichkeit<br />

zurück gelegten Distanz?<br />

Die Wahrscheinlichkeit, nach N Schritten genau m Schritte nach rechts gemacht zu haben, folgt<br />

einer binomialen Verteilung:<br />

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Ableiten um das Extremum zu bestimmen:<br />

61. Definieren Sie die Diffusionskonstante D!<br />

Fragenkatalog <strong>Bio</strong>physik I, WS2009<br />

Der Diffusionskoeffizient dient in den Fickschen Gesetzen zur Berechnung des thermisch<br />

bedingten Transports eines Stoffes aufgrund der zufälligen Bewegung der Teilchen. Dabei kann es<br />

sich um einzelne Atome in einem Feststoff oder um Teilchen in einem Gas oder einer Flüssigkeit<br />

handeln. Der Diffusionskoeffizient ist daher ein Maß für die Beweglichkeit der Teilchen und lässt<br />

sich aus der in einer bestimmten Zeit zurückgelegten Wegstrecke ermitteln. Die wichtigste<br />

Einflussgröße ist die Temperatur.<br />

62. Erläutern Sie das Prinzip der Fluoreszenzkorrelationsspektroskopie!<br />

Bei der Fluktuationsanalyse misst man, wie viele Photonen von fluoreszierenden Molekülen in<br />

einem bestimmten Zeitraum in einer bestimmten Fläche der Membran ausgestrahlt werden. Die<br />

Anzahl der Photonen ist dabei abhängig von:<br />

• der Konzentration der fluoreszierenden Moleküle<br />

• der Diffusionszeit (und somit der Masse der Moleküle)<br />

• der Größe der beobachteten Fläche<br />

• der Quantenausbeute, das ist das Verhältnis zwischen absorbierten und emittierten<br />

Photonen<br />

Abb. 31 Floureszenzkorrelationspektroskopie<br />

Auch hier wird das konfokale Lasermikroskop verwendet. Das Rohsignal, dass ein konfokales<br />

Lasermikroskop liefert, ist sehr verrauscht, daher bedient man sich der mathematischen Methode<br />

der Autokorrelation Dabei wird das Signal mit sich selbst verglichen und die Intensitätsfunktion I(t)<br />

(t: Zeit) durch diverse mathematische Verfahren zu einer Korrelationsfunktion g(τ) (τ:<br />

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Fragenkatalog <strong>Bio</strong>physik I, WS2009<br />

Korrelationszeit) umgerechnet. Die durch Autokorrelation aufbereitete konfokale<br />

Fluoreszenzmikroskopie kürzt man als FCS (fluorescence correlation spectroscopy) ab.<br />

63. Wie können Sie mit Hilfe eines FRAP (fluorescence recovery after photobleaching)<br />

Experiments den Diffusionskoeffizienten bestimmen?<br />

FRAP (Fluorescence recovery after photobleaching) ist eine Technik, mit der man Diffusions-<br />

geschwindigkeiten von Lipiden und Proteinen in Membranen messen kann. Dabei wird eine<br />

Membran, die Fluorophore enthält, mit einem starken Laser bestrahlt, wodurch die Fähigkeit<br />

der Teilchen zu fluoreszieren zerstört wird (photobleaching). Der hiernach anfangs im<br />

Fluoreszenzmikroskop schwarze Fleck in der Membran beginnt mit der Zeit wieder zu<br />

fluoreszieren, weil sich intakte Fluorophore aus der Umgebung durch Diffusion in den Fleck<br />

hineinbewegen. Die charakteristische Zeit tD, nach der die Intensität der Fluoreszenz wieder die<br />

Hälfe des Wertes vor dem photobleaching erreicht hat, kann man berechnen durch:<br />

w … Radius des Laserstrahls, bei dem die Intensität des Lasers auf e-2 der max. Intensität im<br />

Zentrum des Strahls gefallen ist<br />

D … Diffusionskonstante<br />

2 Methode:<br />

Bei der Proteindiffusion in Membranen gibt es ein Modell, um den Zusammenhang zwischen der<br />

Höhe h und dem Radius R eines Proteins und dem dazugehörigen Diffusionskoeffzienten zu<br />

beschreiben.<br />

• In einem Experiment bestimmte man die Diffusionsgeschwindigkeiten von künstlichen<br />

Membranproteinen mit gleichem Radius, aber verschiedenen Höhen. Es zeigte sich, dass<br />

indirekt proportional zur Höhe h eines Proteins ist.<br />

• In einem weiteren Experiment hatten die Proteine die gleichen Länge, aber verschiedene<br />

Radien. Auch hier zeigte sich, dass D indirekt proportional zum Radius R ist.<br />

Bemerkenswert ist in diesem Fall, dass die Diffusion ausschließlich von der Domäne eines<br />

Proteins abhängig ist, die in der Membran liegt (Anker). Dies wurde gezeigt, in dem man<br />

die Diffusion von zwei gleichen kleinen Proteinen maß, von denen eines noch eine große<br />

cytoplasmatische Domäne trug.<br />

Aus solchen Experimenten leitete man eine rein empirische Formel ab:<br />

µm bezeichnet dabei die Viskosität der Membran, Lambda hängt mit der Eigendynamik der<br />

Membran zusammen und mit der Störung der Membran, welche durch das diffundierende Protein<br />

hervorgerufen wird. Diese Gleichung gilt bis zu einem Radius von ca. 40 Å.<br />

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64. Was beinhaltet das erste Fick`sche Gesetz?<br />

Fragenkatalog <strong>Bio</strong>physik I, WS2009<br />

Das 1. Ficksche Gesetz beschreibt die Teilchenstromdichte in Abhängigkeit von einem<br />

Konzentrationsgradienten. Der Proportionalitätsfaktor D heißt Diffusionskoeffizient und hat die<br />

Einheit cm2 s-1. Das 1. Ficksche Gesetz lautet demnach<br />

Das Minus in der Funktion rührt daher, weil die Diffusion immer vom Ort hoher Konzentration zum<br />

Ort niedriger Konzentration erfolgt, d.h. eine positive Teilchenstromdichte ergibt sich aus einem<br />

negativen Konzentrationsgradienten.<br />

Keine zeitliche Variation.<br />

65. Was versteht man unter anomaler Diffusion? Wie kommt sie zustande? Wie kann sie<br />

nachgewiesen werden?<br />

Bei den bisher beschriebenen Diffusionsprozesse, die durch die Fick’sche Diffusionsgleichung<br />

beschrieben werden können, lässt sich als Gemeinsamkeit festhalten, dass die mittlere<br />

quadratische Auslenkung des diffundierenden Teilchens proportional zur Zeit ansteigt:<br />

In Zellen können aber auch andere Gesetzmäßigkeiten beobachtet werden. Dort bewegen sich<br />

beispielsweise Makromoleküle durch das Cytoplasma der Zelle. Dieses mit Organellen und<br />

(Makro)molekülen dicht besiedelte Medium führt zu einer Subdiffusion genannten gebremsten<br />

Diffusionsbewegung, die einem Potenzgesetz folgt. Es gilt dann:<br />

Für die Subdiffusion gilt 0 < α < 1.[8]<br />

Ein möglicher experimenteller Nachweis könnte mit Hilfe der FRAP (Fluorescence recovery after<br />

photobleaching) Methode erzielt werden. Denn falls man bei mehreren Messungen der<br />

Diffusionskonstante erhebliche Abweichungen auftreten, muss auf eine Subdiffusion geschlossen<br />

werden.<br />

66. Geben Sie eine mathematische Definition für "Partkelfluss"!<br />

67. Welche Prinzipien werden für die hochauflösende Fluoreszenzmikroskopie (jenseits<br />

des Diffraktionslimits) genutzt?<br />

• Emission von Licht größerer Wellenlängen<br />

• Absorption von kurzwelligem Licht<br />

Differenz von Absorbtions- und Emissionsspektrum �Stokes-Differenz<br />

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Abb. 32 Emissions- und Absorbtionsspektrum<br />

Fragenkatalog <strong>Bio</strong>physik I, WS2009<br />

Das Emissionsspektrum ist bei der Fluoreszenzmikroskopie im Vergleich zum<br />

Absorptionsspektrum rotverschoben. Es kann dadurch höheres Auflösungsvermögen als beim<br />

normalen Lichtmikroskop erreicht werden (ungefähr 10nm)<br />

Abb. 33 Fluoreszenzmikroskopie<br />

68. Leiten Sie die Einstein-Smoluchowski-Gleichnung für den Zusammenhang zwischen<br />

Diffusion und Reibung her!<br />

Die Reibungskraft ist proportional zur Geschwindigkeit, wobei man den Proportionalitätsfaktor als<br />

Reibungskoeffzient bezeichnet:<br />

Da wir die Teilchenstromdichte J auch als schreiben können, folgt:<br />

Da sich die Gesamtteilchenstromdichte aus der Summe der einzelnen Stromdichten ergibt, lautet<br />

also die Formel für J unter Berücksichtigung der Reibung:<br />

Also kombiniert mit dem ersten Fickschen Gesetz<br />

Im Gleichgewichtszustand (J = 0 keine Teilchenströme) setzt die Einstein-Smoluchowski-<br />

Gleichung die Größen Diffusion (d.h. den Diffusionskoeffzienten D) und Reibung (d.h. den<br />

Reibungskoeffzienten ), in Beziehung:<br />

Weil der Ausdruck f dx = dW die Energie beschreibt, setzen wir ein und integrieren<br />

danach auf beiden Seiten. Daraus folgt:<br />

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Abb. 34 Einstein Smolukowski Gleichung<br />

Fragenkatalog <strong>Bio</strong>physik I, WS2009<br />

69. Nehmen Sie an, 50% der Moleküle diffundieren durch eine Zelle (10 µm) in 0,1<br />

Sekunde! Wie lange brauchen die gleichen Moleküle, um eine Strecke von 2mm<br />

zurückzulegen? Geben Sie einen mathematischen Ausdruck für diesen<br />

Zusammenhang an, und erläutern Sie diesen!<br />

Eine Verzehnfachung der Distanz bedeutet eine Verhundertfachung der Diffusionszeit.<br />

Da sich der Weg von 10 µm auf 2 mm ver-200facht, muss sich die Zeit ver-40000-fachen. Somit ist<br />

die neue Zeit<br />

Allgemein kann man als mathematisches Gesetz formulieren:<br />

was äquivalent ist zu:<br />

70. Welcher Zusammenhang besteht zwischen der Molmasse und dem<br />

Diffusionskoeffizienten eines Moleküls?<br />

Bei kleinen Teilchen ist das Produkt aus Diffusionskonstante D und Quadratwurzel aus dem<br />

Molekulargewicht M konstant:<br />

Bei großen Molekulargewichten ist hingegen das Produkt von D und der dritten Wurzel aus M<br />

konstant (Stokes-Einstein-Relation):<br />

71. Berechnen Sie den Weg, den ein Protein mit einem Radius von 20 Å innerhalb einer<br />

Stunde per Diffusion im Wasser zurückgelegt hat!<br />

Die Diffusion eines kugelförmigen Teilchens in Wasser ist maßgeblich durch die<br />

Flüssigkeitsreibung bestimmt. Das Stokesche Reibungsgesetz lautet dabei<br />

F 6πηr<br />

v γ v<br />

= ⋅ = (η … Viskosität, r …Kugelradius)<br />

Für die Diffusionskonstante folgt aus Dγ = kBT (aus der Einstein-Smoluchowski Relation)<br />

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kBT D =<br />

6πηr<br />

Fragenkatalog <strong>Bio</strong>physik I, WS2009<br />

Im Mittel befindet sich das Teilchen bei x = 0 , die mittlere Abweichung vom Ursprungsort ist<br />

gegeben<br />

Raumrichtung.<br />

Mit<br />

η<br />

2<br />

x 2Dt<br />

= ; damit gilt also für den Diffusionsweg<br />

−3 −1 −1<br />

Wasser = 10 kgm s und einem Radius 2<br />

Protein nach einer Stunde ein Weg von etwa 0,9mm .<br />

2<br />

x 2Dt<br />

= (in einer<br />

r = nm ergibt sich bei Raumtemperatur für das<br />

72. Wie stark beeinflusst eine Temperaturerhöhung um 10 Grad die Diffusionskonstante?<br />

Bei Standardbedingungen, dh. T = 298K<br />

, ergibt sich (vgl. Frage 71) bei einer<br />

Temperaturerhöhung um 10°<br />

D( T + 10 K) T + 10K<br />

= ≈ 1,034<br />

D( T ) T<br />

Die Diffusionskonstante ändert sich also nur um etwa 3, 4% .<br />

73. Sie untersuchen die Diffusion eines geladenen Polymers auf einer entgegengesetzt<br />

geladenen Oberfläche. Sie wissen, dass dieses Polymer aus N identischen<br />

Untereinheiten synthetisiert wurde. Geben Sie den funktionellen Zusammenhang<br />

zwischen N und dem gemessenen Diffusionskoeffizienten D an!<br />

Solch ein geladenes Polymer bildet ein Knäuel (coil), dessen Radius sich berechnet durch<br />

R =<br />

N<br />

2 ⋅ π ⋅ c<br />

wobei c die Konzentration oder Anzahl der Monomere pro Flächeneinheit ist (in m -2 ).<br />

Der Reibungskoeffizient γ lässt sich nach Stokes berechnen als γ = 6π ⋅ η ⋅R<br />

. Weil außerdem die<br />

Einstein-Smoluchowski-Gleichung die Diffusionskonstante und den Reibungskoeffizient durch die<br />

Gleichung γ ⋅D<br />

= k ⋅ T in Beziehung setzt, können wir D folgendermaßen berechnen:<br />

k ⋅ T<br />

γ = = 6 ⋅ π ⋅ η ⋅<br />

D<br />

k ⋅ T<br />

D = ⋅<br />

6 ⋅ π ⋅ η<br />

2 ⋅ π ⋅ c<br />

N<br />

N<br />

2 ⋅ π ⋅ c<br />

und<br />

74. Wie hängt der Diffusionskoeffizient eines Membranproteins vom Radius desselben<br />

ab? In welchen Grenzen ist Ihre Aussage gültig?<br />

Aus Experimenten mit künstlichen Membranproteinen gleicher Länge, aber unterschiedlichen<br />

Radien und umgekehrt (unterschiedliche Längen, gleiche Radien), ergibt sich rein empirisch<br />

folgender Zusammenhang für den Diffusionskoeffizienten:<br />

kBT λ<br />

D =<br />

4πμ<br />

lr<br />

m<br />

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Fragenkatalog <strong>Bio</strong>physik I, WS2009<br />

l ...........Länge des Membranproteins<br />

r ..........Radius des Proteins<br />

μ m ........Viskosität der Membran<br />

λ ..........Parameter, der durch die Eigendynamik der Membran und die durch den<br />

Diffusionsprozess hervorgerufenen Störungen bestimmt ist<br />

Der Diffusionskoeffizient ist also indirekt proportional zum Radius des Membranproteins.<br />

Der Ausdruck ist allerdings nur für ausreichend kleine r gültig. Ab<br />

verbessertes Modell von Saffmann und Delbrueck verwendet werden:<br />

kBT ⎛ μml<br />

⎞<br />

D = ⎜ln − 0,5772 ⎟<br />

4πμml<br />

⎝ μwr<br />

⎠<br />

μ w ........Viskosität von Wasser<br />

.<br />

o<br />

r ≈ 40A muss ein<br />

Daraus sieht man, dass für größere Proteine die Abhängigkeit vom Radius r vergleichsweise<br />

schwächer wird.<br />

75. Wie hängt der Diffusionskoeffizient eines Membranmoleküls von seiner Länge<br />

(Penetrationstiefe in die Lipiddoppelschicht) ab?<br />

D ist indirekt proportional zur Membranmoleküllänge l . Siehe Frage 74.<br />

76. Erläutern Sie das 2. Fick`sche Gesetz!<br />

Das 1. Fick’sche Gesetz verknüpft die Teilchenstromdichte J v mit einem Konzentrationsgradienten<br />

über die Diffusionskonstante:<br />

v<br />

J = −D∇c Anm.: J v zeigt also in Richtung der kleineren Konzentration, denn Diffusion erfolgt immer nur von<br />

einem Ort höherer zu einem Ort niedrigerer Konzentration.<br />

Merkhilfe: Analogie - Wärmeleitungsgleichung: Q& = −λ∇T Wie bei der Wärmeleitungsgleichung kann man nun ein kleines Volumselement betrachten, und die<br />

dortige Änderung der Teilchenzahl Δ n über den Teilchenstrom in einen zeitlichen Zusammenhang<br />

zu bringen (eindimensionale Betrachtung):<br />

Nach einem Zeitintervall t<br />

Δ hat sich die Teilchenzahl und damit die Konzentration c innerhalb des<br />

Volumselements geändert:<br />

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Δ n = ΔtA( J ( x) − J ( x + Δ x)) = AΔ x( c( t + Δt) − c( t))<br />

Fragenkatalog <strong>Bio</strong>physik I, WS2009<br />

Für Δt → 0 und Δx → 0 folgt nach beidseitiger Taylorentwicklung bis in erste Ordnung<br />

∂J ∂c<br />

− =<br />

∂x ∂ t<br />

und mit dem 1. Fick’schen Gesetz sofort<br />

∂ ∂<br />

= D<br />

∂t ∂x<br />

2<br />

c c<br />

2<br />

bzw. in 3 Dimensionen c ∂<br />

= DΔc ∂t<br />

(2. Fick’sches Gesetz).<br />

Das 2. Fick’sche Gesetz stellt also die Beziehung zwischen zeitlichen und räumlichen<br />

Konzentrationsänderungen her.<br />

Eine Lösung für die Diffusionsgleichung ist in diesem Zusammenhang die Konzentration<br />

2<br />

x<br />

−<br />

0 4Dt<br />

2<br />

r<br />

−<br />

0 4Dt<br />

3/ 2<br />

n<br />

r n<br />

c( x, t) = e bzw. c( r, t) = e<br />

4π<br />

Dt<br />

( 4π<br />

Dt)<br />

n 0 .........Stoffmenge bei x = 0 bzw. r = 0<br />

v v<br />

.<br />

77. Welche Entfernung müssen zwei entgegengesetzt geladene Punktladungen<br />

voneinander haben, damit ihre Wechselwirkungsenergie vergleichbar mit der<br />

thermischen Energie ist. Führen Sie die Rechnung für die Dielektrizitätskonstanten<br />

von 2 und 80 aus!<br />

2<br />

1 e<br />

| U ( r) | = = kBT und daraus<br />

4πε<br />

ε r<br />

0<br />

r =<br />

Bei Standardbedingungen ( T = 298K<br />

) ergibt sich damit<br />

ε = 2 :<br />

ε = 80 (Wasser):<br />

r = : l ≈ 280A<br />

B<br />

o<br />

r = : l ≈ 7 A<br />

B<br />

o<br />

,<br />

2<br />

1 e<br />

πε ε k T<br />

4 0 B<br />

Dieser Abstand, der bei Ionenpaaren eine elektrostatische Wechselwirkungsenergie im Bereich der<br />

thermischen Energie ergibt, wird als Bjerrum-Länge l B bezeichnet.<br />

78. Warum dissoziiert ein NaCl Kristall im Wasser?<br />

Der Abstand zwischen den beiden Ionen beträgt im NaCl-Gitter (Gitterkonstante 562 pm)<br />

281 2,81A o<br />

r = pm =<br />

Damit ist das Verhältnis zwischen Bindungsenergie und der thermischen Energie bei = 298<br />

unter Benutzung der Ergebnisse von Frage 77<br />

T K<br />

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Uth U Bind<br />

=<br />

kBT 2<br />

1 e<br />

4πε<br />

ε r<br />

r<br />

=<br />

lB<br />

≈ 0,4 .<br />

0<br />

Fragenkatalog <strong>Bio</strong>physik I, WS2009<br />

Im Wasser ist also die thermische Energie im Vergleich zur Bindungsenergie bereits vergleichbar<br />

groß, im Gegensatz zu Luft/Vakuum, wo sich mit 1<br />

Damit dissoziiert der Kristall.<br />

Uth<br />

ε = ein Verhältnis von 0,012<br />

U<br />

Bind<br />

≈ ergibt.<br />

Auch absolut betrachtet erhält man wegen dem großen ε im Wasser sofort ein entsprechendes<br />

Ergebnis:<br />

2<br />

1 e<br />

| U ( r)<br />

|<br />

4πε<br />

ε r<br />

U<br />

Vakuum<br />

= pro Ionenpaar<br />

0<br />

kJ<br />

493<br />

mol<br />

≈ , U 6<br />

Wasser<br />

kJ<br />

kJ<br />

≈ und Uth<br />

≈ 2, 4<br />

mol<br />

mol<br />

79. Was versteht man unter dem elektrochemischen Potential? Geben Sie einen<br />

mathematischen Ausdruck an, und erläutern Sie diesen!<br />

Nach dem 1. Fick’schen Gesetz ist der Teilchenstrom aufgrund eines Konzentrationsgradienten<br />

gegeben durch<br />

∂c<br />

J = −D ∂ x<br />

Wirkt dabei eine Kraft f , die bei der Diffusion der geschwindigkeitsproportionalen Reibungskraft<br />

f = γ v entsprechen muss, erhält man den Zusatzterm<br />

∂c<br />

J = − D + ufc<br />

∂x<br />

f<br />

cv = c = ufc mit u<br />

γ<br />

1<br />

γ<br />

= :<br />

(den Gleichgewichtsfall mit J = 0 bezeichnet man als Einstein-Smoluchowski-Gleichung)<br />

Die elektrostatische Kraft auf 1 mol Ionen in einem elektrischen Potential Φ ist gegeben durch<br />

∂Φ<br />

f = −zF<br />

∂ x<br />

z ..........Wertigkeit der Ionen<br />

F .........Faraday-Konstante (Ladung von einem Mol Elektronen, ≈ 96000C )<br />

Nach der Einstein-Smoluchwoski-Gleichung gilt außerdem D = ukBT , bzw. hier, da wir in<br />

Einheiten von Mol rechnen, D = uRT .<br />

Damit ergibt sich für die Teilchenstromdichte (in<br />

1 2<br />

mols m<br />

− − )<br />

⎛ ∂c ∂Φ ⎞ ⎛ 1 ∂c ∂Φ ⎞ ∂<br />

J = − u ⎜ RT + zF c⎟ = − uc⎜ RT + zF ⎟ = − uc RT c + zFΦ<br />

⎝ ∂x ∂x ⎠ ⎝ c ∂x ∂x ⎠<br />

∂x<br />

( ln( ) )<br />

39 / 50


J ( x, t) uc( x, t) ( x, t)<br />

x μ<br />

∂<br />

= −<br />

∂<br />

( x, t)<br />

mit<br />

Fragenkatalog <strong>Bio</strong>physik I, WS2009<br />

0<br />

μ( x, t) = μ + RT ln( c( x, t)) + zFΦ ( x, t)<br />

.<br />

μ ist dabei die allgemeine Form des elektrochemischen Potentials. Es fasst den Einfluss von<br />

Konzentrationsgradienten und des elektrischen Feldes zusammen, wobei die daraus resultierende<br />

∂μ<br />

1<br />

Kraft − ist. Beachtet man wieder, dass diese Kraft gleich einer Reibungskraft f = γ v = v<br />

∂ x<br />

u<br />

sein muss, ergibt sich unmittelbar die zuvor hergeleitete Relation J ( x, t) uc( x, t) ( x, t)<br />

x μ<br />

∂<br />

= −<br />

∂<br />

Für die physikalische Stromdichte I (in<br />

I ( x, t) = zFJ ( x, t)<br />

.<br />

2<br />

Am − ) ergibt sich natürlich<br />

Diese Gleichung (oder die äquivalente Gleichung für J ( x, t ) heißt Nernst-Planck-Gleichung.<br />

80. Erklären Sie die Nernst-Planck-Gleichung für die Elektrodiffusion!<br />

Die Nernst-Planck-Gleichung kombiniert den Zusammenhang des Konzentrationsgradienten sowie<br />

des elektrischen Feldes mit der Stromdichte diffundierender geladener Teilchen mittels des<br />

elektrochemischen Potentials:<br />

J ( x, t) uc( x, t) ( x, t)<br />

x μ<br />

∂<br />

= −<br />

∂<br />

I ( x, t) zFJ ( x, t)<br />

wobei<br />

= (Stromdichte),<br />

(Teilchenstromdichte) bzw.<br />

0<br />

μ( x, t) = μ + RT ln( c( x, t)) + zFΦ ( x, t)<br />

das elektrochemische Potential ist.<br />

Details und Herleitung siehe Frage 79.<br />

81. Leiten Sie eine Gleichung für die räumliche Verteilung von Ionen in der Nähe einer<br />

geladenen Oberfläche her unter der Annahme, dass Sie Ihnen das<br />

Oberflächenpotential und die Konzentration der Ionen im Volumen (in großer<br />

Entfernung von dieser Oberfläche) bekannt ist! Skizzieren Sie das Ergebnis!<br />

Abb. 35 Gesucht ist die Ionenkonzentration in der Nähe der geladenen Oberfläche<br />

Für t → ∞ wird ein Gleichgewicht bei der Elektrodiffusion erreicht, d.h. hier ist I<br />

Nernst-Planck-Gleichung (s. Frage 80) folgt damit<br />

J 0<br />

∂<br />

0 = I( x, ∞ ) = zFJ ( x, ∞ ) = −uc( x, ∞) zF RT ln( c( x, ∞ )) + zFΦ( x,<br />

∞)<br />

∂x<br />

2 2 ⎛ RT<br />

⎞<br />

= −uz F c( x, ∞) ⎜ ln( c( x, ∞ )) + Φ( x,<br />

∞)<br />

⎟<br />

⎝ zF<br />

⎠<br />

Damit erhält man die DGL<br />

( )<br />

= = . Aus der<br />

.<br />

40 / 50


∂ zF ∂ ∂<br />

ln( c( x, ∞ )) = − Φ( x, ∞ ) = : −β Φ( x,<br />

∞)<br />

∂x RT ∂x ∂x<br />

und durch Integration<br />

x x<br />

∂ ∂<br />

dx ' ln( c( x ', ∞ )) = −β dx ' Φ( x,<br />

∞)<br />

∂x ' ∂x<br />

'<br />

∫ ∫<br />

x0 x0<br />

c( x, t ) c e β<br />

→ ∞ =<br />

− ( Φ( x)<br />

−Φ0<br />

)<br />

0<br />

( )<br />

( )<br />

mit den Integrationskonstanten c0 = c x0<br />

, 0 x0<br />

Fragenkatalog <strong>Bio</strong>physik I, WS2009<br />

zF<br />

β ( z)<br />

=<br />

RT<br />

Φ = Φ für große Entfernungen x 0 .<br />

Nun bleibt noch das Potential Φ ( x)<br />

zu bestimmen. Die Ladungsdichte im Raum vor der<br />

Oberfläche ist bei verschiedenen Ionen mit den Wertigkeiten z i gegeben durch<br />

∑ ∑<br />

Fz c Fz c e β<br />

ρ = =<br />

i i i 0, i<br />

− ( zi )( Φ( x)<br />

−Φ0<br />

)<br />

i i<br />

wobei die Poissongleichung<br />

2<br />

∂ Φ<br />

= − 2<br />

∂x<br />

1<br />

ρ<br />

εε<br />

0<br />

erfüllt sein muss.<br />

Für den einfachen Fall, dass nur Ionen mit Wertigkeit ± z und für x → ∞ denselben<br />

Konzentrationen c 0 vorliegen, sowie der Nullpunkt des Potentials ins Unendliche gelegt wird<br />

( Φ 0 = 0 ), liefert das<br />

1 1 x x Fzc Fzc ⎛ zF ( x)<br />

⎞<br />

= − = − − = Φ = ⎜ ⎟<br />

∂x ⎝ RT ⎠<br />

2<br />

∂ Φ −βΦ ( ) βΦ(<br />

) 0 0 Φ<br />

ρ Fzc 2<br />

0(<br />

e e ) 2 sinh ( β ( x)<br />

) 2 sinh<br />

εε 0 εε 0 εε 0 εε 0<br />

Für kleine Potentiale Φ ( x)<br />


E<br />

σ<br />

2εε<br />

= .<br />

0<br />

Fragenkatalog <strong>Bio</strong>physik I, WS2009<br />

Da die Raumladung im GGW einen ebensogroßen Beitrag stellt (ähnlich wie beim Kondensator),<br />

folgt<br />

∂Φ(0)<br />

1<br />

σ<br />

− = Φ (0) = 2E =<br />

∂x<br />

λ εε<br />

0<br />

und daraus<br />

Somit ist das gesamte Potential gegeben durch<br />

Damit sieht die Konzentration der Ionen<br />

Fläche etwa folgendermaßen aus:<br />

(0) σλ<br />

Φ = .<br />

εε<br />

x<br />

( x) e λ σλ −<br />

Φ = .<br />

εε<br />

c( x, t ) c e β<br />

0<br />

0<br />

− ( Φ( x)<br />

−Φ0<br />

)<br />

→ ∞ = 0<br />

in der Nähe der geladenen<br />

Wie bereits erwähnt, fällt das Potential umso schneller ab, je kleiner die Debye-Länge ist. D.h. bei<br />

Ionen größerer Valenz (oben in der Skizze mit +1 und +2) ist der Abschirmungseffekt größer.<br />

82. Berechnen Sie die Debyelänge in einem Medium, dass 0,02, 0,15 oder 1 M KCl<br />

enthält!<br />

Wie in Frage 81 eingeführt, lautet die Debye-Länge<br />

εε RT<br />

2F<br />

z c<br />

λ = .<br />

0<br />

2 2<br />

0<br />

Die Valenz z von Kalium (bzw. Chlor) ist +1 (-1). Als Medium nehmen wir eine wässrige Lösung<br />

bei Standardbedingungen an ( ε ≈ 78 , T = 298K<br />

). Daraus erhält man dann<br />

mol<br />

o<br />

λ ( c = 0,02 ) ≈ 681A<br />

l<br />

mol<br />

o<br />

λ ( c = 0,15 ) ≈ 248A<br />

l<br />

mol o<br />

λ ( c = 1 ) ≈<br />

96A<br />

l<br />

42 / 50


Fragenkatalog <strong>Bio</strong>physik I, WS2009<br />

83. Wie hängt das Oberflächenpotential einer Membran von der Ionenstärke der sie<br />

umgebenden Lösung ab?<br />

Rechnet man in Frage 81 mit der allgemeinen Ladungsdichte<br />

( zi )( ( x)<br />

0 )<br />

Fzici Fzic0, ie<br />

β − Φ −Φ<br />

ρ = ∑ = ∑ weiter, ergibt sich nach der Näherung von sinh<br />

i i<br />

∑<br />

∂ Φ<br />

∂<br />

F z c<br />

Φ(<br />

x)<br />

2 2<br />

2 i 0, i<br />

2<br />

x<br />

= 2 i<br />

εε0RT Φ ( x)<br />

= : 2<br />

λ<br />

Die Ionenstärke i ist definiert durch<br />

( i)<br />

εε RT<br />

4F<br />

i<br />

0 λ = .<br />

2<br />

1<br />

i z c<br />

2<br />

i<br />

, also für die Debye-Länge<br />

= ∑ , wir erhalten damit<br />

2<br />

i 0, i<br />

λ =<br />

εε RT<br />

0<br />

2 2<br />

2F ∑ zi c0,<br />

i<br />

i<br />

Das Oberflächenpotential einer (geladenen) Membran ist in Abhängigkeit der Ionenstärke also<br />

σλ σ<br />

εε RT 1 RT<br />

0<br />

Φ (0) = = = .<br />

2<br />

εε 0 εε 0 4F i 2F<br />

εε 0i<br />

84. Nehmen Sie an, Sie habe eine Lipidmembran, die ausschließlich aus einfach negativ<br />

geladenen Lipiden besteht (eine Elementarladung auf 0.6 nm2). Wie groß sind die<br />

Oberflächenladungsdichte und das Oberflächenpotential in einer 0,1 M KCl Lösung?<br />

Wie stark verändert sich das Oberflächenpotential, wenn nur jedes zweite oder nur<br />

jedes fünfte Lipid geladen ist? Wie stark verändert sich das Potential, wenn die<br />

Salzlösung verdünnt wird auf 0,01 M oder aufkonzentriert wird auf 1 M?<br />

Die Oberflächenladungsdichte σ ergibt sich aus Ladung pro Fläche:<br />

Um zu bestimmen, wieviele Lipide (und somit Ladungen) vorhanden sind, geht man davon aus,<br />

dass ein Lipid ca. 68 Ǻ 2 Fläche einnimmt. Daraus folgt dann, dass die Teilchenflächendichte man<br />

1m²<br />

n = Lipide/m² ist<br />

−20<br />

68 ⋅10<br />

m²<br />

D.h. wenn jedes Lipid eine einfache Ladung trägt, gilt für die Oberflächenladungsdichte:<br />

18<br />

−19<br />

q ne 1,<br />

47 ⋅10<br />

⋅1,<br />

6 ⋅10<br />

C<br />

−2<br />

σ = = =<br />

= 0,<br />

235Cm<br />

A m²<br />

m²<br />

Das Oberflächenpotential ist gegeben durch:<br />

• Debye Länge<br />

λ =<br />

R T<br />

4F<br />

• j = 0,1 M = 100 mol m –3<br />

• ε = 80<br />

• ε0 = 8,85 · 10 –12<br />

ε ε<br />

2<br />

j<br />

0<br />

o<br />

= 6,<br />

86 A<br />

Ψ<br />

0<br />

=<br />

σλ<br />

εε<br />

−2<br />

−10<br />

0,<br />

235 C m ⋅ 6,<br />

86 ⋅10<br />

m<br />

→ Ψ0<br />

=<br />

= 0,228 V = 228 mV<br />

−12<br />

2 −1<br />

−2<br />

80 ⋅ 8,<br />

85 ⋅10<br />

C N m<br />

0<br />

σ =<br />

q<br />

A<br />

.<br />

43 / 50


Fragenkatalog <strong>Bio</strong>physik I, WS2009<br />

Ist nur jedes zweite Lipid geladen, so halbiert sich die Oberflächenladungsdichte σ und somit<br />

halbiert sich auch das Oberflächenpotential auf Ψ0 =114 mV. Ist nur jedes fünfte Lipid geladen, so<br />

hat man analog auch nur ein Fünftel des Oberflächenpotentials: Ψ0 = 45.6mV .<br />

Da<br />

Ψ<br />

0<br />

=<br />

σ<br />

ε ε<br />

0<br />

⋅<br />

R T<br />

4F<br />

ε ε<br />

2<br />

j<br />

0<br />

1 führt Verdünnen der Salzlösung auf 0,01 M auf eine Änderung um den Faktor (ersetzen von j<br />

0,<br />

1<br />

1<br />

durch 0,1 j), eine Aufkonzentrierung ändert das Oberflächenpotential dann um den Faktor 10<br />

(ersetzen von j durch 10 j).<br />

85. Für eine funktionelle Gruppe an der Membranoberfläche (eine negative Ladung auf<br />

120 Å2) wurde in einer 100 mM Natriumchlorid-Lösung ein pk-Wert von 4 gemessen.<br />

Welchen scheinbaren pk-Wert erwarten Sie, wenn Sie die gleiche Messung in einer<br />

10 mM Natriumchlorid-Lösung wiederholen?<br />

Oberflächendichte = e/A = 1.6*10^-19 / 120 * 10 ^ -10 =<br />

weil sich der wahre pKa wert nicht ändert können wir schreiben<br />

86. Erläutern Sie an einem Beispiel die Bedeutung elektrostatischer Wechselwirkungen<br />

für die Sequestrierung von Lipiden!<br />

FEHLT<br />

44 / 50


Fragenkatalog <strong>Bio</strong>physik I, WS2009<br />

87. Erläutern Sie an einem Beispiel die physiologische Bedeutung elektrostatischer<br />

Wechselwirkungen zwischen Lipiden und Proteinen für die Funktion von<br />

Membrankanälen oder -rezeptoren!<br />

Calziumkanal ist verschlossen, und wird durch Glutamate geöffnet, Calzium tringt in die Zelle ein<br />

und bindet sich mit Calmodulin. Jenes hat nun eine hohe Afinität für den Teil des Calziumkanals,<br />

der mit PIP2 an der Membran hängt. Es hängt sich an jenen Teil an und löst es von der Membran,<br />

dadurch schließt sich der Kanal und das PIP2 kann sich wieder frei bewegen.<br />

88. Welche Modelle für die diffuse Doppelschicht kennen Sie? Was unterscheidet diese<br />

Modelle voneinander?<br />

1. Helmholtz-Modell:<br />

Direkt an der geladenen Schicht befindet sich eine Schicht entgegengesetzt geladener Ionen, die<br />

durch elektrostatische Kräfte ”fest angeklebt“ sind, d.h. es findet keine Diffusion dieser Teilchen<br />

statt. In dieser so genannten ”starren Schicht“ fällt das Potential linear ab.<br />

2. Gouy-Chapman-Modell:<br />

Im Gegensatz zum Helmholtzmodell sind die Ionen an der geladenen Oberfläche nicht starr,<br />

sondern können auf Grund von Konzentrationsgradienten und elektr. Gradienten diffundieren. Der<br />

Abfall des Potentials ist daher exponentiell. Für dieses Modell werden folgende Ann. gemacht:<br />

� Ionen sind gleichverteilt<br />

� Abstoßung der Ionen untereinander vernachlässigbar<br />

� Punktladungen<br />

� Dielektrizitätskonstante ortsunabhängig.<br />

3. Stern-Modell:<br />

= Vereinigung der beiden vorherigen. An der Oberfläche gibt es zunächst eine starre Schicht, in<br />

der die Ionen nicht diffundieren und in der das Potential daher linear abfällt. Daran schließt sich<br />

jedoch noch eine diffuse Schicht an, in der der Potentialabfall dann wieder exponentiell von statten<br />

geht.<br />

Abb. 36 Helmholtz, Gouy-Chapman und Stern Modell<br />

89. Benennen Sie die Ihnen bekannten elektrokinetischen Erscheinungen! Nennen Sie die<br />

jeweilige Ursache der Erscheinung und ihre Auswirkung!<br />

• Elektrophorese tritt auf, wenn man an eine Lösung von geladenen Teilchen eine äußere<br />

elektrische Spannung anlegt:<br />

die Teilchen wandern entsprechend ihrer Ladung zur Anode oder zur Kathode.<br />

• Begleiterscheinung der Elektrophorese ist die Elektroosmose: dabei bewegt sich das<br />

Lösungsmittel beim Anlegen einer Spannung im Bezug auf die gelösten Teilchen. Wenn<br />

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Fragenkatalog <strong>Bio</strong>physik I, WS2009<br />

sich bspweise Ionen durch eine Membran bewegen, ziehen sie das Lösungsmittel<br />

aufgrund des sich aufbauenden osmotischen Drucks mit sich.<br />

• Umkehrung der Elektrophorese = Sedimentationspotential: geladene Teilchen bewegen<br />

sich im Lösungsmittel durch den Einfluss der Schwerkraft im Behälter nach unten, wodurch<br />

ein elektrisches Potential entsteht.<br />

• Die Umkehrung der Elektroosmose sowie die Begleiterscheinung des<br />

Sedimentationspotentials ist das Strömungspotential: entsteht durch die Bewegung des<br />

Lösungsmittels relativ zu den gelösten Teilchen nach Anlegen einer Druckdifferenz. Es<br />

entsteht ebenso ein elektrischen Potential.<br />

Abb. 37 Illustrationen der vier erwähnten elektrokinetischen Erscheinungen<br />

90. Worin unterscheiden sich die Beschreibungen der elektrophoretischen<br />

Geschwindigkeit von Partikeln im elektrischen Feld nach Hückel und Smoluchovsky?<br />

1. Hückel:<br />

Man führt das sehr nutzlose ζ-Potential ein. Dieses ist einfach das Potential einer geladenen Kugel<br />

auf dessen Oberfläche:<br />

|<br />

F = q ⋅E<br />

E(<br />

r)<br />

q<br />

=<br />

→ U(<br />

r)<br />

= ξ =<br />

4π<br />

⋅ εε0<br />

⋅r<br />

²<br />

r<br />

∫<br />

∞<br />

q<br />

E(<br />

r'<br />

) dr'<br />

=<br />

4π<br />

⋅ εε0<br />

⋅ r<br />

Setzt man nun das Kräftegleichgewicht während der Teilchchenwanderung an so kann man<br />

einfach die Teilchengeschwindigkeit berechnen.<br />

F = q ⋅E<br />

= 6π<br />

⋅ η ⋅ r ⋅ v<br />

Einsetzen des ζ-Potentials liefert:<br />

4π<br />

⋅ εε0<br />

⋅ ξ ⋅ r ⋅E<br />

= 6π<br />

⋅ η ⋅ r ⋅ v<br />

2 εε0<br />

⋅ ξ ⋅ r ⋅E<br />

→ v = ⋅<br />

3 η<br />

Dies ist die Berechnung nach Hückel, welche nur auf kleine Partikel anwendbar ist (d.h. wenn<br />

das Verhältnis von Radius zu Debye-Länge kleiner als 1 ist).<br />

2. Smilokowski:<br />

Für größere Partikel müssen wir folgenden Ansatz verwenden: Wir betrachten die<br />

Partikeloberfläche und die Oberfläche, die aus den Teilchen oder Ionen gebildet wird, die sich in<br />

die entgegen gesetzte Richtung bewegen als das Partikel, als die beiden Oberflächen eines<br />

Plattenkondensators.<br />

46 / 50


Im Kräftegleichgewicht ist die Reibungskomponente gegeben durch die Formel<br />

η ⋅ A ⋅ v<br />

F =<br />

d<br />

A… Partikeloberfläche<br />

d… Abstand Partikel zu Gegenionen<br />

Die Kapazität eines Plattenkondensators:<br />

εε0<br />

⋅ A q<br />

C = =<br />

d ξ<br />

Daraus kann q berechnet und in die Kräftebilanz eingesetzt werden<br />

η ⋅ A ⋅ v εε0<br />

⋅ A ⋅ ξ ⋅E<br />

=<br />

d d<br />

E ⋅ εε0<br />

⋅ ξ<br />

→ v =<br />

η<br />

Fragenkatalog <strong>Bio</strong>physik I, WS2009<br />

Dies ist die Berechnung nach Smoluchowski, welche auf große Partikel (z.B. Zellen) angewendet<br />

wird (Partikel sind groß, wenn das Verhältnis von Radius r zu Debye-Länge größer als 1000 ist).<br />

Die Geschwindigkeit aller Partikel, für die 1< r/λ < 1000 gilt, kann mathematisch nur schwer<br />

berechnet werden.<br />

91. Skizzieren Sie das Geschwindigkeitsprofil in einer Kapillare, die für<br />

Partikelelektrophorese genutzt wird! Erläutern Sie dieses!<br />

Das Strömungspotential durch eine Glaskapillare aufgrund der Elektroosmose:<br />

(a) Glaskapillare in der Regel an der<br />

Oberfläche geladen, dort kommt es zur<br />

elektroosmotischen Strömung; die<br />

Flüssigkeit in der Mitte der Kapillare wird<br />

durch die Strömung der Flüssigkeit, die mit<br />

der Kapillarenwand in Kontakt ist,<br />

mitgerissen. Daher bewegen sich auch<br />

neutrale Teilchen und scheinen eine<br />

Ladung zu haben.<br />

(b) Abhilfe: man legt über ein U-Rohr eine<br />

Gegendruck an die Kapillare an. In der<br />

Kapillare ergibt sich ein Strömungsprofil.<br />

Indem man einen Laser genau auf den Pkt<br />

fokussiert, an dem die<br />

Strömungsgeschwindigkeit der Flüssigkeit<br />

= 0 ist, kann man dort durch den<br />

Dopplereffekt die isolierte<br />

Wanderungsgeschwind eines elektrisch<br />

geladenen Teilchens messen.<br />

(a) (b)<br />

(b)<br />

47 / 50


Fragenkatalog <strong>Bio</strong>physik I, WS2009<br />

92. Erläutern Sie die Sättigungskinetik der Bindung von Molekülen an eine Membran mit<br />

Hilfe des Langmuirschen Modells!<br />

Um den Bindungsvorgang auch mathematisch beschreiben können, führen wir das Langmuir-<br />

Modell ein, auch Langmuir-Isotherme (Langmuir isotherm) genannt. Dieses wurde 1916 von Ir-<br />

ving Langmuir entwickelt, um bei konstanter Temperatur die Adsorption von Gasmolekülen an<br />

eine Metalloberfläche in Abhängigkeit des Drucks zu beschreiben. Folgende Annahmen werden<br />

dabei getroffen:<br />

• Es gibt auf der Oberfläche diskrete Bindungsstellen<br />

• Alle Bindungsstellen sind gleichwertig<br />

• Die Fähigkeit einer Bindungsstelle, ein Molekül zu binden, wird nicht davon beeinflusst,<br />

ob ihre Nachbarstellen besetzt oder unbesetzt sind<br />

• Das Adsorbens (= der Ligand) verhält sich in der Gasphase wie ein ideales Gas<br />

• Es findet nur eine monomolekulare Adsorption statt, d.h. es bilden sich keine Ligand-Dop-<br />

pelschichten<br />

• Die Moleküle werden als Punktladungen gesehen<br />

Der Wirklichkeit entspricht natürlich viel eher ein Modell, bei dem es delokalisierte Bindungs-<br />

stellen gibt, die nicht voneinander unabhängig sind etc. (Abb. 7.3(e) unten); solch ein Modell kann<br />

aber mathematisch nur schwer beschrieben werden.<br />

48 / 50


Fragenkatalog <strong>Bio</strong>physik I, WS2009<br />

93. Wie lassen sich Adsoptionskonstante und maximale Anzahl der Bindungsplätze aus<br />

der Abhängigkeit des Bedeckungsgrades von der Konzentration des Adsorbants in<br />

Lösung bestimmen?<br />

49 / 50


94. Erläutern Sie die experimentelle Vorgehensweise bei der Bestimmung des<br />

Oberflächenpotentials mittels Fluoreszenz!<br />

Fragenkatalog <strong>Bio</strong>physik I, WS2009<br />

Eine geladene Membran zieht geladene Moleküle an, wobei Menge der angezogenen Moleküle ist<br />

proportional zur Ladung bzw. zum Potential. Sind diese Moleküle Fluorophore, deren Fluoreszenz<br />

von der relativen Dielektrizitätskonstante abhängt und sich bei Absorption an eine Lipidschicht<br />

ändert (d.h. sie fluoreszieren nur, wenn sie absorbiert sind, im Wasser hingegen fast gar nicht),<br />

können wir aus der Leuchtkraft die Größe des Membranpotentials berechnen.<br />

Fluorophore, die man zur Fluoreszenzmessung des Membranpotentials verwendet, sind z.B. ANS<br />

95. Wie berücksichtigen Sie den Einfluss der Ionenstärke auf die Lipidbindung der<br />

Fluoreszenzsonde, die Sie zur Messung des Oberflächenpotentials benutzen?<br />

Unter der Voraussetzung, dass die von ANS verursachte Änderung der Oberflächenladungsdichte<br />

vernachlässigbar klein ist, ergibt sich aus der Kombination obiger Gleichungen für die bei<br />

verschiedenen Ionenstärken (Indizes 1 und 2) ermittelten Dissoziationskoeffizienten:<br />

„Der Dank gilt all jenen die sich des Nächtens gegen die schier unendliche<br />

Motivationslosigkeit stemmten!“<br />

Gerald Kettlgruber<br />

Christian Siket<br />

Dustin Kwiatkowski<br />

Markus Schörgenhumer<br />

Dominik Kreil<br />

Claudia Gollner<br />

und Richard Moser<br />

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