Infodienst #89 - Arbeitskreis Asyl Rheinland-Pfalz
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Runder Tisch<br />
Caritas und Diakonie: Neukonzeption Ingelheim positives Signal<br />
Bericht ist auch im Internet abrufbar: www.caritas-bistum-mainz.de<br />
17. Juni 2011<br />
Caritas und Diakonie: Neukonzeption der Abschiebungshaft in Ingelheim<br />
positives Signal<br />
Verbesserungen im Koalitionsvertrag der neuen rheinland-pfälzischen Regierung begrüßt<br />
/ Bilanz zu Rechtshilfefonds: Inhaftierungen häufig rechtswidrig<br />
Frankfurt am Main / Mainz. Diakonie und Caritas begrüßen die geplanten Vorhaben der<br />
neuen Landesregierung in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>, die eine Überprüfung der Haftsituation in der<br />
Abschiebungshaft in Ingelheim vorsehen. „Die Überprüfung ist überfällig, denn Menschen,<br />
die sich nichts anderes zuschulden kommen lassen, als in Deutschland Zuflucht zu suchen,<br />
werden in der Abschiebungshaft in Ingelheim wie Kriminelle festgehalten“, sagte Pfarrer Dr.<br />
Wolfgang Gern, Vorstandsvorsitzender des Diakonischen Werks in Hessen und Nassau<br />
(DWHN). Im zukünftigen Vollzugskonzept sollten die humanitären Fragen gegenüber den<br />
Sicherheitsaspekten an Bedeutung gewinnen, so Gern.<br />
Domkapitular Hans-Jürgen Eberhardt vom Vorstand des Caritasverbandes für die Diözese<br />
Mainz, betonte, dass die Unterbringung und Betreuung in der Abschiebungshaft sich mehr<br />
an den Bedürfnissen der Inhaftierten orientieren müsse. Eberhardt: „Abschiebungshaft<br />
muss sich deutlich von der Strafhaft unterscheiden.“. Eberhardt und Gern verwiesen darauf,<br />
dass die Sozialverbände das Dialogangebot des Koalitionsvertrages im Blick auf die<br />
Abschiebungshaft gerne aufgreifen. „ Wir wollen den Prozess konstruktiv und kritisch begleiten“,<br />
sagte Wolfgang Gern.<br />
Bei der Auswertung des von Diakonie und Caritas ermöglichten Rechtshilfefonds für die Abschiebungshaft<br />
in Ingelheim für das Jahr 2010 fiel die Bilanz dagegen mehr als ernüchternd<br />
aus. „Nach wie vor werden viele Migranten und Flüchtlinge rechtswidrig bzw. rechtsfehlerhaft<br />
in der Abschiebungshaft in Ingelheim inhaftiert“, betonte Hans-Jürgen Eberhardt. Dies<br />
zeige sich leider häufig erst nach einer rechtlichen Intervention, die durch den Rechtshilfefonds<br />
von Diakonie und Caritas möglich wird, so der Domkapitular. Knapp 40 Prozent der<br />
Haftbeschlüsse von Insassen, die durch die Rechtsberatung betreut wurden, seien fehlerhaft<br />
gewesen, teilten DWHN und DiCV Mainz mit: Von den 55 Personen, deren Verfahren<br />
im Jahr 2010 bezuschusst wurden, seien 21 Personen aufgrund der rechtlichen Intervention<br />
freigelassen worden. „Dies ist absolut unverhältnismäßig. Dass sich daran in den letzten<br />
zehn Jahren nichts geändert hat, ist ein Skandal“, kritisierte Diakonie-Chef Wolfgang Gern.<br />
„Dublin II-Verordnung gehört auf Prüfstand“<br />
Beunruhigend ist laut DWHN und DiCV Mainz auch das starke Ansteigen der so genannten<br />
Dublin II-Fälle in der Beratung. Nach der Dublin II-Verordnung ist immer der Staat in Europa<br />
für die Durchführung des <strong>Asyl</strong>verfahrens zuständig, den der Flüchtling zuerst betreten<br />
hat. Elf der durch den Rechtshilfefonds bezuschussten Fälle hatten einen solchen Dublin<br />
II-Hintergrund.<br />
Die Betroffenen waren häufig erst nach jahrelangem Herumirren in verschiedenen europäischen<br />
Staaten in Deutschland angekommen. Hier wurden sie dann wegen illegaler Einreise<br />
verhaftet und landeten in Abschiebungshaft, wo die zuständigen Behörden alles daran<br />
setzten, das Erst-<strong>Asyl</strong>land ausfindig zu machen und die Menschen dahin wieder zurückzuschicken.<br />
16 <strong>Infodienst</strong> <strong>Asyl</strong> in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>, September 2011