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Infodienst #89 - Arbeitskreis Asyl Rheinland-Pfalz

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25 Jahre Pro<strong>Asyl</strong><br />

Kommentar von Herbert Leuninger aus Forum Migration<br />

Das Dach auf Bundesebene<br />

Für diese neuartige und vielseitige Bewegung fehlte dann aber über die Länderebene hinaus<br />

so etwas wie ein Dach auf Bundesebene. Nicht zuletzt deswegen war PRO ASYL gegründet<br />

worden. Es gab zwar schon einige Flüchtlingsräte auf der Landesebene, aber noch keinen<br />

bundesweiten Flüchtlingsrat als nationalen Vernetzungsknoten. Hier wollte PRO ASYL provisorisch<br />

einspringen, bis von unten herauf über die Länderebene und auf demokratische Weise<br />

eine Bundesvertretung der Flüchtlingsinitiativen entstehen würde. Genau dies war vom Ansatz<br />

her ein ziemlich heikles Unternehmen, auf das sich die 15 Gründungsmitglieder aus den verschiedenen<br />

Menschenrechts- und Wohlfahrtsorganisationen eingelassen hatten. Dabei hatten<br />

sie weder einen Auftrag von ihren Verbänden her, geschweige denn von der Basis. Immerhin<br />

bekundete der Vertreter des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen in Bonn ein<br />

besonderes Interesse an dieser Gründung. Dennoch war durchaus die Frage zu stellen, und<br />

sie wurde anfangs auch deutlich gestellt, mit welcher Rechtfertigung PRO ASYL eigentlich angetreten<br />

sei. Die Frage war deswegen so delikat, weil das Selbstverständnis in der Flüchtlingssolidarität<br />

mindestens ebenso demokratisch und autonom geprägt war wie in anderen Bereichen<br />

der neuen sozialen Bewegungen. Daher war es anfangs noch keineswegs ausgemacht,<br />

dass die Solidaritätsgruppen und Flüchtlingsräte PRO ASYL überhaupt akzeptieren würden.<br />

Da PRO ASYL einerseits seine prinzipielle Vorläufigkeit herausstellte und die Landesflüchtlingsräte<br />

bei PRO ASYL immer größere Bedeutung gewannen, verloren sich die anfänglich<br />

vorhandenen und durchaus verständlichen Vorbehalte gegenüber PRO ASYL immer mehr.<br />

Ein großes gegenseitiges Vertrauen machte es möglich, dass PRO ASYL, ohne komplizierte<br />

und langwierige Abstimmungsprozesse in die Öffentlichkeit gehen konnte. Die Akzeptanz von<br />

PRO ASYL in weiten Teilen der Medienlandschaft und vor allem bei der weiterhin autonom<br />

handelnden Basis machten PRO ASYL zu einer wichtigen Stimme für die Anliegen der Flüchtlinge.<br />

Die rechtliche Ausrichtung der Arbeit der bundesweiten Arbeitsgemeinschaft waren der Artikel<br />

16 des Grundgesetzes, die Genfer Flüchtlingskonvention und die Europäische Menschenrechtskonvention.<br />

Durch eine gezielte Informations- und Öffentlichkeitsarbeit, durch gründliche<br />

Information, durch Kampagnen und die Zusammenarbeit mit anderen Bürgerrechtsorganisationen<br />

wollte PRO ASYL beitragen, dass die Rechte für Flüchtlinge nicht abgebaut, sondern den<br />

heutigen Bedingungen entsprechend durchgesetzt wurden. Eines der Ziele war die Einführung<br />

eines jährlichen Tages des Flüchtlings. Der erste konnte bereits im Rahmen der Woche der<br />

ausländischen Mitbürger am 3.Oktober 1986 und zwar mit einer beachtlichen Beteiligung stattfinden.<br />

Bereits im Herbst 1988 wurde zur Unterstützung von PRO ASYL der Förderverein PRO ASYL<br />

e.V. gegründet. Sein Ziel ist es, sich für den Schutz von Flüchtlingen und politisch Verfolgten<br />

einzusetzen. Der Verein, dessen Mitglieder einen Mitgliedsbeitrag aufbringen müssen, sammelt<br />

Spenden und leitet diese an die Arbeitsgemeinschaft PRO ASYL und an andere Flüchtlingsinitiativen<br />

weiter. Damit soll dann eine soziale, kulturelle und politische Bildungsarbeit<br />

ermöglicht werden.<br />

Die Flüchtlingssolidarität vor Ort, die Flüchtlingsräte auf Landes- und PRO ASYL auf der Bundesebene<br />

wurden Teil der größeren, mittlerweile europäischen und internationalen Menschenrechtsbewegung:<br />

Dazu gehörte die Mitarbeit im Europäischen Flüchtlingsrat, die Zusammenarbeit<br />

mit dem Forum Menschenrechte, mit dem Deutschen Frauenrat, mit der National Coalition,<br />

dem Zusammenschluss von mittlerweile 100 Kinderschutzorganisationen und –initiativen, dem<br />

es um die Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention ging. Auch die Beteiligung bei der globalisierungskritischen<br />

Organisation ATTAC gehörte zum Spektrum intensiv gepflegter Zusam-<br />

44 <strong>Infodienst</strong> <strong>Asyl</strong> in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>, September 2011

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