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Infodienst #89 - Arbeitskreis Asyl Rheinland-Pfalz

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Debatte Recht auf <strong>Asyl</strong>: Die Barbaren sind da - taz.de<br />

25 Jahre Pro<strong>Asyl</strong><br />

http://www.taz.de/Debatte-Recht-auf-<strong>Asyl</strong>/!77620/<br />

taz: „Die Barbaren sind da“<br />

07.09.2011 16 Kommentare<br />

DEBATTE RECHT AUF ASYL<br />

Die Barbaren sind da<br />

In der EU wird das Recht auf <strong>Asyl</strong> immer weiter eingeschränkt. Und was machen wir Wir<br />

sehen dem Abbau dieses Grundrechts zu. Das sagt viel über uns aus.<br />

VON ILIJA TROJANOW<br />

Keine Gnade: tunesische Flüchtlinge an Italiens Küste.<br />

Bild: reuters<br />

Und ich sage euch, wenn ein Verlorener zu euch kommt, gewährt ihm Zuflucht, nehmt ihn auf,<br />

verköstigt ihn, lasst ihn teilhaben an der Wärme eures Herdes und eures Herzens …<br />

Etwa so oder so ähnlich, jeweils unterschiedlich beschworen, im Kern aber gleich, wird seit<br />

Menschengedenken das Prinzip formuliert, das bei Homer die Barbaren von den Zivilisierten<br />

trennt: das <strong>Asyl</strong>, laut Ovid der ruhmreichste Akt der Menschlichkeit. Flüchtende müssen in Frieden<br />

empfangen werden, müssen Schutz erhalten, egal ob es sich um Benachteiligte oder<br />

Unterdrückte, um Verbannte oder Geächtete, um geflohene Sklaven oder ausgerissene<br />

Gefangene handelt.<br />

Das <strong>Asyl</strong> birgt die letzte Hoffnung für all jene, die jede Aussicht auf Gerechtigkeit verloren haben;<br />

das <strong>Asyl</strong> verkündet: Es gibt ein Leben nach der Niederlage, nach dem Untergang.<br />

Was sagt es also über unsere Gesellschaft aus, dass in der Europäischen Union das Recht auf<br />

<strong>Asyl</strong> nur noch eingeschränkt gilt und wir dem Abbau dieses Grundrechts über die vergangenen<br />

Jahre und Jahrzehnte hinweg lethargisch zusahen<br />

Wir stöhnen, während andere die Last tragen<br />

44 Millionen Menschen sind gegenwärtig auf der Flucht. Während ihre Zahl weltweit zunimmt,<br />

nimmt sie in Europa ab. Die Entwicklungsländer beherbergen vier Fünftel aller Flüchtlinge. Nur<br />

zwei Prozent der Menschen, die im ersten Halbjahr dieses Jahres aus Libyen geflohen sind,<br />

haben den Weg nach Europa eingeschlagen. Mit anderen Worten: Wir stöhnen, während andere<br />

die Last tragen.<br />

Allein im Frühjahr dieses Jahres sind mehr als 1.500 Flüchtlinge im Mittelmeer ertrunken. Das ist<br />

ein Skandalon, dessen schmerzliche Konturen man in abstrakten Diskursen auflösen kann, ohne<br />

dass sich dadurch etwas an der Verwerflichkeit der Zustände ändern würde.<br />

Wir führen gerne Wörter wie Menschenrechte ("Die Würde des Menschen ist unantastbar") im<br />

Mund, wir haben es uns in Nischen der Humanität gemütlich gemacht; was unser System und<br />

unser Wirken verwerflich macht, blenden wir aus, rationalisieren es weg. Könnten wir<br />

gemeinschaftlich in den Spiegel schauen, würden wir das Zerrbild einer Gesellschaft erkennen,<br />

die sich von dem Gedanken der Solidarität und Empathie zunehmend verabschiedet.<br />

Liegt es daran, dass wir den Flüchtling nicht am heimischen Herd empfangen und nicht in unserer<br />

40 <strong>Infodienst</strong> <strong>Asyl</strong> in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>, September 2011<br />

1 von 2 09.09.11 12:14

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