Bioprozesstechnik - TCI @ Uni-Hannover.de
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Einführung in die Biotechnologie - 20 -<br />
Die Atmung ist ein Prozeß, bei <strong>de</strong>m Reduktionsäquivalente (Elektronen o<strong>de</strong>r H) von einer<br />
Ausgangsverbindung auf eine anorganische Zielverbindung unter Energiegewinn<br />
übertragen wer<strong>de</strong>n (s. Kap. 1.4.3). Bei <strong>de</strong>r Gärung wer<strong>de</strong>n jedoch die<br />
Reduktionsäquivalente ebenfalls unter Energiegewinn von einer organischen<br />
Ausgangsverbindung auf eine ebenfalls organische Zielverbindung übertragen. Gärung<br />
fin<strong>de</strong>t in <strong>de</strong>r Regel unter Ausschluß von O 2 statt, sie wird üblicherweise nach ihren<br />
Hauptprodukten benannt, beispielsweise: Alkohol-, Milchsäure,- Propionsäure-,<br />
Ameisensäure- und Buttersäuregärung.<br />
Als letztes wird noch nach <strong>de</strong>r Herkunft <strong>de</strong>r Reduktionsäquivalente unterschie<strong>de</strong>n. Von<br />
Organotrophie wird gesprochen, wenn organische Verbindungen als Wasserstoffquelle<br />
eingesetzt wer<strong>de</strong>n, lithotrophe Organismen verwerten anorganische H-Donatoren wie z. B.<br />
H 2 S, S, NH 3 , H 2 , Fe 2+ .<br />
Pflanzen sind <strong>de</strong>mnach photolithoautotroph, da sie erstens Photosynthese betreiben,<br />
zweitens H 2 O als Quelle für Reduktionsäquivalente nutzen und drittens <strong>de</strong>n Kohlenstoff<br />
für Zellbausteine durch Fixierung von CO 2 gewinnen. Tiere <strong>de</strong>mgegenüber sind<br />
chemoorganoheterotroph, da sie Energie durch Atmung gewinnen und organische<br />
Verbindungen als Wasserstoff- und Zellkohlenstoffquelle nutzen. Üblicherweise wer<strong>de</strong>n<br />
nicht immer alle Bezeichnungen genannt. Im folgen<strong>de</strong>n Kapitel wer<strong>de</strong>n weitere<br />
grundlegen<strong>de</strong> Aspekte <strong>de</strong>s Stoffwechsels behan<strong>de</strong>lt.<br />
1.4.3 Mikrobieller Stoffwechsel<br />
Was ist <strong>de</strong>r „Stoffwechsel“? Damit wer<strong>de</strong>n sämtliche durch Organismen katalysierten<br />
Reaktionen zusammengefaßt, wobei abbauen<strong>de</strong> (katabole) und aufbauen<strong>de</strong> (anabole)<br />
Wege unterschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Stoffe müssen aus <strong>de</strong>r Umwelt aufgenommen und verarbeitet<br />
wer<strong>de</strong>n. Bausteine für beispielsweise die Synthese <strong>de</strong>r Zellwand, DNA o<strong>de</strong>r RNA,<br />
Fettsäuren o<strong>de</strong>r Proteine müssen gebil<strong>de</strong>t (= synthetisiert) wer<strong>de</strong>n. Endprodukte müssen<br />
entsorgt wer<strong>de</strong>n. Für viele Vorgänge muß Energie bereitgestellt wer<strong>de</strong>n, damit die<br />
Reaktionen unter <strong>de</strong>n recht mil<strong>de</strong>n Bedingungen in <strong>de</strong>r Zelle überhaupt ablaufen können.<br />
Der Organismus muß zusätzlich in <strong>de</strong>r Lage sein, auf Än<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s äußeren Milieus zu<br />
reagieren, etwa bei Verschlechterung <strong>de</strong>r Lebensbedingungen. Alle diese Wachstums- und<br />
Lebensprozesse von Organismen gehen auf <strong>de</strong>n Stoffwechsel zurück. Die<br />
hochkoordinativen Prozesse gewährleisten, daß bestimmte Stoffe zu bestimmten Zeiten an<br />
bestimmten Orten in bestimmter Weise zur Verfügung gestellt wer<strong>de</strong>n.<br />
Die Werkzeuge <strong>de</strong>s Stoffwechsels sind die Enzyme, die Informationen für <strong>de</strong>n Bauplan<br />
dieser Proteine sind auf <strong>de</strong>r DNA festgelegt. Die Information muß zum richtigen Zeitpunkt<br />
richtig abgelesen und übersetzt wer<strong>de</strong>n: eine weitere Leistung <strong>de</strong>s Stoffwechsels.<br />
(Genetische Aspekte wer<strong>de</strong>n in Kap. XX (Gentechnikteil) behan<strong>de</strong>lt.)<br />
Beim Vergleich <strong>de</strong>s Stoffwechsels verschie<strong>de</strong>ner Organismen fällt auf, daß sich<br />
bestimmte „Motive“ häufig wie<strong>de</strong>rholen. Die enzymatischen Reaktionen lassen sich auf<br />
wenige Grundtypen zurückführen, bestimmte Stoffwechselwege sind in fast allen<br />
Organismen vorhan<strong>de</strong>n und auch <strong>de</strong>r genetische Co<strong>de</strong>, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n „Übersetzungsschlüssel“<br />
von <strong>de</strong>r DNA zum Protein darstellt, ist nahezu ubiquitär verbreitet.<br />
Am Beispiel <strong>de</strong>s sehr gut untersuchten Stoffwechsels von Saccharomyces cerevisiae<br />
sollen einige weitere Grundlagen vermittelt wer<strong>de</strong>n (s. Abb. 19).