Dekodierung moderner Mythen - Von Star Wars zur Popkultur
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und denen des verwerflich Bösen. Dieses Duell übersteigt somit den ‚normalen’ <strong>Star</strong> <strong>Wars</strong><br />
Konflikt von Totalitarismus vs. Individualismus, und erinnert von Ferne an die<br />
Götterdämmerung, als die Titanen die griechischen Götter angriffen. Kenobi und Vader<br />
kämpfen jedoch im Gegensatz zum klassischen Mythos ganz zivilisiert nach den Regeln des<br />
ritterlichen Duells mit ihren Lichtschwertern gegeneinander. <strong>Von</strong> den Sturmtruppen bleiben<br />
sie sogar dann noch unbehelligt, als sie kämpfend den Hangar erreichen in dem der<br />
‚Rasende Falke’ auf die Rückkehr der Helden wartet. Die imperialen Sturmtruppen schließen<br />
nun zwar zum Ort des Kampfes auf und geben damit den Weg zum ‚Rasenden Falken’ frei,<br />
sie bleiben aber nur Zaungäste des Titanenkampfes. Scheinbar können, dürfen oder wollen<br />
sie nicht eingreifen.<br />
Der zentrale Held des Films, Luke Skywalker bleibt, wider seiner Bestimmung, äquivalent zu<br />
den Sturmtruppen ebenfalls nur Zaungast des Duells. „Die Aufgabe des Helden ist es, sich,<br />
und damit seine Welt, durch diesen entscheidenden Knoten, der die Fesseln der endlichen<br />
Existenz zusammenhält, zu sprengen oder aufzulösen.“ 42 Aber der Aufgabe sich Darth Vader<br />
zu stellen ist Luke Skywalker noch nicht gewachsen. Seine Initiation ist noch nicht<br />
abgeschlossen und sie ist deshalb nicht abgeschlossen, weil der metaphysische Überbau<br />
der <strong>Star</strong> <strong>Wars</strong> Sage noch nicht voll entfaltet ist. Dies wird in den nun folgenden Szenen<br />
nachgeholt.<br />
Das Heldenquartett trifft am gegenüberliegenden Ende des Hangars ein. Aus einer weiteren<br />
Ecke treten die beiden Roboter hervor. Alles ist bereit für die Flucht. Auf dem kurzen Stück<br />
Weg, den sie zum Rasenden Falken <strong>zur</strong>ücklegen müssen, entdeckt Skywalker Kenobi’s<br />
prekäre Lage. Anstatt zu fliehen, eilt er auf seinen Mentor zu, um ihm beiseite zu stehen. Obi<br />
Wan erkennt mit einem Blick die Situation, grüßt mit dem Lichtschwert seinen Gegner und<br />
wird von Vader erschlagen. Der zu Boden fallende Umhang ist jedoch leer. Luke schreit<br />
entsetzt auf und feuert auf die Sturmtruppen, während die anderen Helden in den Rasenden<br />
Falken fliehen.<br />
Jetzt wird der metaphysische Überbau der <strong>Star</strong> <strong>Wars</strong> Saga vollends entfaltet und<br />
Skywalker’s Initiation findet ihren vorläufigen Abschluss. Aus dem Off erklingt Obi Wan<br />
Kenobis Stimme und fordert Luke auf zu fliehen, der scheinbar besinnungslos immer weiter<br />
auf die Sturmtruppen feuert. Der Stimme aus dem Off folgt er. Unterliegt Luke Skywalker<br />
einer Sinnestäuschung? Nein. Hier wird der Held nicht, wie Campbell schreibt, ‚insgeheim’<br />
von den Ratschlägen des mystischen Helfers gelenkt, sondern, auch für den Zuschauer,<br />
ganz offensichtlich. Ben Kenobi hat quasi in einem einzigen Atemzug seinen Tod<br />
überwunden und steht seinem Mentee schützend <strong>zur</strong> Seite. 43 Die Szene lehnt sich<br />
unmittelbar an den christlichen Mythos der Auferstehung und des Pfingstfestes an. Hier<br />
entfaltet die Macht ihre Macht in Gänze. Interessanterweise zeigt sie sich in der Form des<br />
42 Campbell, J., 1999, S. 143<br />
43 Lucas, G., 1977, 1997, 2004, (1:28:30 – 1:29:10)<br />
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